29.

 

Sonntagnachmittag, der dreizehnte Dezember,
Luciafest

 

 

 

 

Kennet sitzt vor Aidas Hauseingang in Sundbyberg im Auto und grübelt über die seltsamen Drohungen in Benjamins Computer nach: »Nicke sagt, dass Wailord wütend ist und sein Maul gegen dich aufgerissen hat. Lass Nicke nicht zum Meer gehen.« Er überlegt, wie oft er in seinem Leben Angst gesehen und gehört hat. Das Gefühl ist ihm durchaus vertraut, denn kein Mensch geht ohne Angst durchs Leben.

Das Mietshaus, in dem Aida wohnt, ist relativ klein, es hat nur drei Stockwerke und sieht überraschend idyllisch, altmodisch und zuverlässig aus. Er betrachtet das Foto, das Simone ihm gegeben hat. Ein gepierctes Mädchen, die Augen sind schwarz geschminkt. Er fragt sich, warum es ihm schwerfällt, sie sich in diesem Haus vorzustellen, am Küchentisch oder in einem Zimmer, in dem Pferdeposter von Bildern Marilyn Mansons ersetzt wurden.

Kennet will aus dem Wagen steigen, um sich zu dem Balkon zu schleichen, der seiner Vermutung nach zu Aidas Wohnung gehört, hält jedoch inne, als er eine übergewichtige Gestalt erblickt, die auf dem Fußweg hinter den Häusern auf und ab geht.

Plötzlich geht die Haustür auf. Aida kommt heraus. Sie scheint es eilig zu haben. Sie wirft einen Blick über ihre Schulter, zieht eine Zigarettenschachtel aus der Tasche, fischt mit den Lippen eine Zigarette aus der Schachtel, zündet sie sich an und raucht, ohne langsamer zu gehen. Kennet folgt ihr in Richtung U-Bahn-Station. Er überlegt, dass er mit ihr sprechen wird, sobald er weiß, wohin sie unterwegs ist. Ein Bus fährt donnernd vorbei, irgendwo bellt ein Hund. Kennet sieht auf einmal, dass die groß gewachsene Gestalt, die sich hinter dem Haus bewegt hat, auf Aida zurennt. Sie muss etwas gehört haben, denn sie dreht sich um. Er nähert sich ihr im Laufschritt. Sie scheint sich zu freuen und lächelt über das ganze Gesicht: Die bleich gepuderten Wangen und die schwarz geschminkten Augen sind auf einmal ganz kindlich. Die Gestalt hüpft vor ihr beidfüßig auf und ab. Sie streichelt seine Wange, und er umarmt sie daraufhin. Sie geben sich Küsschen auf die Nasenspitzen, und Aida winkt ihm zum Abschied zu. Kennet kommt näher und überlegt, dass dies ihr Bruder sein muss. Der Junge bleibt stehen und schaut Aida hinterher, winkt kurz und dreht sich um. Kennet sieht sein weiches und offenes Gesicht. Ein Auge schielt kräftig. Kennet bleibt unter einer Straßenlaterne stehen und wartet. Der Junge nähert sich ihm mit großen, plumpen Schritten.

»Hallo Nicke«, sagt Kennet.

Nicke hält inne und wirkt ängstlich. In beiden Mundwinkeln hängt weißer Speichel.

»Ich darf nicht«, sagt er langsam und abwartend.

»Ich heiße Kennet und bin Polizist. Genau genommen bin ich mittlerweile ein bisschen alt geworden und Rentner, aber das macht eigentlich keinen Unterschied, ich bin immer noch Polizist.«

Der Junge lächelt fragend.

»Hast du auch eine Pistole?«

Kennet schüttelt den Kopf.

»Nein«, lügt er. »Und ich habe auch keinen Streifenwagen.«

Der Junge wird ernst.

»Haben sie ihn dir abgenommen, als du alt geworden bist?«

Kennet nickt.

»Ja, genau.«

»Bist du hier, um die Diebe zu fangen?«, fragt Nicke.

»Welche Diebe?«

Nicke zieht an seinem Reißverschluss.

»Manchmal nehmen sie mir Sachen ab«, sagt er und tritt in die Erde.

»Wer tut das?«

Nicke sieht ihn ungeduldig an.

»Na, die Diebe.«

»Ja, natürlich.«

»Meine Mütze, meine Uhr und einen schönen Stein mit einem glitzernden Rand.«

»Hast du vor jemandem Angst?«

Nicke schüttelt den Kopf.

»Dann sind hier alle nett zu dir?«, fragt Kennet zögernd.

Der Junge schnaubt vor sich hin und schaut Aida hinterher.

»Meine Schwester sucht nach dem schlimmsten Monster.«

Kennet nickt zum Kiosk an der U-Bahn-Station hinüber.

»Möchtest du eine Limonade?«

Der Junge begleitet ihn und erzählt:

»Samstags arbeite ich in der Bücherei. Ich hänge für die Leute Kleider an die Garderobe, und sie bekommen dann Zettel mit einer Nummer, tausend verschiedene Nummern.«

»Das machst du bestimmt ganz toll«, sagt Kennet und bestellt zwei Flaschen Coca-Cola.

Nicke sieht ihn zufrieden an und bittet um einen zweiten Strohhalm. Dann trinkt er, rülpst, trinkt und rülpst wieder.

»Was hast du vorhin damit gemeint, was du über deine Schwester gesagt hast?«, fragt Kennet leichthin.

Nicke runzelt die Stirn.

»Es geht um diesen Typen. Aidas Typen. Benjamin. Nicke hat ihn heute nicht gesehen. Aber vorher war er total wütend, total wütend. Aida hat geweint.«

»Benjamin war wütend?«

Nicke sieht Kennet erstaunt an.

»Benjamin ist nicht wütend, er ist lieb. Aida freut sich und lacht.«

Kennet sieht den groß gewachsenen Jungen an.

»Und wer war wütend, Nicke? Wer war dann wütend?«

Nicke wirkt auf einmal besorgt. Er sieht die Flasche an und sucht nach etwas.

»Ich darf nichts annehmen …«

»Diesmal geht das in Ordnung, versprochen«, sagt Kennet. »Wer war denn nun wütend?«

Nicke kratzt sich am Hals und wischt sich den Schaum aus den Mundwinkeln.

»Wailord — er hat so ein großes Maul.«

Nicke zeigt es Kennet mit den Armen.

»Wailord?«

»Er ist böse.«

»Wo wollte Aida hin, Nicke?«

Die Wangen des Jungen zittern, als er sagt:

»Sie kann Benjamin nicht finden, das ist nicht gut.«

»Aber wohin wollte sie jetzt?«

Nicke scheint den Tränen nahe zu sein, als er den Kopf schüttelt.

»Oh weh, oh weh, oh weh, man darf nicht mit fremden Onkeln reden …«

»Sieh mal Nicke, ich bin kein gewöhnlicher Onkel«, erwidert Kennet, zieht sein Portemonnaie aus der Tasche und sucht ein Foto von sich selbst in Polizeiuniform heraus.

Nicke mustert das Bild eingehend. Dann sagt er ernst:

»Aida geht jetzt zu Wailord. Sie hat Angst, dass er Benjamin gebissen hat. Wailord reißt das Maul so weit auf.«

Nicke demonstriert es aufs Neue mit seinen Armen, und Kennet versucht mit ganz ruhiger Stimme zu sprechen, als er sagt:

»Weißt du, wo Wailord wohnt?«

»Ich darf nicht zum Meer gehen, nicht einmal in die Nähe.«

»Wie kommt man denn zum Meer?«

»Mit dem Bus.«

Nicke tastet nach etwas in seiner Tasche und flüstert vor sich hin.

»Wailord hat einmal mit mir gespielt, als ich bezahlen sollte«, sagt er und versucht zu lächeln. »Er hat nur Spaß gemacht. Er hat mich überredet, etwas zu essen, was man nicht essen soll.«

Kennet wartet. Nicke wird rot und nestelt an seinem Reißverschluss herum. Er hat Trauerränder unter den Fingernägeln.

»Was hast du gegessen?«, fragt Kennet.

Die Wangen des Jungen zittern wieder heftig.

»Ich wollte das nicht«, antwortet er, und Tränen kullern seine vollen Wangen hinab.

Kennet klopft Nicke auf die Schulter und versucht, seine Stimme ruhig und fest klingen zu lassen, als er sagt:

»Das klingt, als wäre Wailord richtig gemein.«

»Ja, gemein.«

Kennet bemerkt, dass Nicke etwas in der Tasche hat, woran er dauernd herumfingert.

»Ich bin Polizist, das weißt du, und ich sage, dass keiner gemein zu dir sein darf.«

»Du bist zu alt.«

»Aber ich bin stark.«

Nicke wirkt sofort fröhlicher.

»Darf ich noch eine Cola haben?«

»Wenn du noch eine willst.«

»Ja, danke.«

»Was hast du da in der Tasche?«, fragt Kennet und versucht, gleichgültig zu klingen.

Nicke lächelt.

»Das ist ein Geheimnis«, sagt er.

»So, so«, sagt Kennet und verzichtet darauf, nachzufragen.

Nicke schluckt den Köder:

»Willst du es nicht wissen?«

»Wenn du nicht möchtest, brauchst du es mir auch nicht zu erzählen, Nicke.«

»Oh, oh, oh«, sagt der Junge. »Das rätst du nie, was das ist.«

»Ich glaube gar nicht, dass es etwas Besonderes ist.«

Nicke nimmt die Hand aus der Tasche.

»Ich werde dir sagen, was es ist.«

Er öffnet die Faust.

»Das ist meine Kraft.«

In Nickes Hand liegt etwas Erde. Kennet sieht den Jungen fragend an, der ihn anlächelt.

»Ich bin ein Boden-Pokemon«, sagt Nicke zufrieden.

»Ein Boden-Pokemon«, wiederholt Kennet.

Nicke schließt seine Faust um die Erde und steckt sie wieder in die Tasche.

»Weißt du, was für Attacken ich habe?«

Kennet schüttelt den Kopf und entdeckt, dass ein Mann mit einem länglichen Kopf an der dunklen, nassen Häuserfassade auf der anderen Straßenseite vorbeigeht. Es sieht aus, als würde er nach etwas suchen, er hält einen Stock in der Hand, mit dem er in der Erde stochert. Plötzlich kommt Kennet der Gedanke, dass der Mann möglicherweise versucht, zu den Fenstern im Souterrain hineinzuschauen. Er denkt, dass er hingehen und ihn fragen muss, was er da treibt. Aber Nicke hat seine Hand auf Kennets Arm gelegt.

»Weißt du, was ich für Attacken habe?«, wiederholt der Junge.

Kennet lässt den Mann widerwillig aus den Augen. Nicke zählt beim Sprechen an den Fingern ab:

»Ich bin stark gegen alle Elektro-Pokemon, Feuer-Pokemon, Gift-Pokemon, Gestein-Pokemon und Stahl-Pokemon. Die können mich nicht schlagen. Da bin ich mir sicher. Aber ich kann nicht gegen Flug-Pokemon kämpfen, und auch nicht gegen Pflanzen- oder Käfer-Pokemon.

»Tatsächlich?«, fragt Kennet zerstreut und glaubt zu sehen, dass der Mann an einem Fenster stehen bleibt. Er sieht aus, als würde er nach etwas suchen, aber in Wahrheit lehnt er sich zu der Fensterscheibe vor.

»Hörst du mir zu?«, fragt Nicke unruhig.

Kennet versucht, ihn aufmunternd anzusehen. Aber als er wieder hinaussieht, ist der Mann verschwunden. Kennet späht zu dem Fenster im Erdgeschoss des Hauses hinüber, kann aber nicht erkennen, ob es offen steht.

»Ich vertrage kein Wasser«, erklärt Nicke traurig. »Wasser ist am schlimmsten, ich vertrage überhaupt kein Wasser, ich habe eine Riesenangst vor Wasser.«

Kennet macht sich behutsam von Nickes Hand frei.

»Warte mal kurz«, sagt er und macht ein paar Schritte zum Fenster.

»Wie spät ist es«, fragt Nicke.

»Wie spät? Es ist Viertel vor sechs.«

»Dann muss ich jetzt gehen. Er wird wütend, wenn ich zu spät komme.«

»Wer wird wütend? Dein Vater?«

Nicke lacht.

»Ich hab doch keinen Vater!«

»Deine Mutter, meine ich.«

»Nein, Ariados wird wütend, er will Sachen abholen.«

Nicke sieht Kennet zögernd an, schlägt dann die Augen nieder und fragt:

»Bekomme ich Geld von dir? Wenn ich zu wenig dabeihabe, muss er mich nämlich bestrafen.«

»Warte mal«, sagt Kennet, der Nicke wieder aufmerksamer zuhört. »Wailord will Geld von dir haben?«

Sie verlassen gemeinsam den Kiosk, und Kennet wiederholt seine Frage:

»Will Wailord Geld von dir haben?«

»Bist du bescheuert? Wailord? Der würde mich verschlucken … aber die … die anderen, die können zu ihm schwimmen.«

Nicke wirft einen Blick über seine Schulter. Kennet wiederholt:

»Und wer will Geld haben?«

»Ariados, das habe ich dir doch schon gesagt«, antwortet der Junge ungeduldig. »Hast du Geld? Ich kann was tun, wenn ich das Geld bekomme. Ich kann dir ein bisschen Kraft geben …«

»Das ist nicht nötig«, erklärt Kennet und zieht sein Portemonnaie heraus. »Reichen zwanzig Kronen?«

Nicke lacht begeistert, stopft den Geldschein in die Tasche und läuft die Straße hinunter, ohne sich von Kennet zu verabschieden.

Kennet bleibt kurz stehen und versucht zu begreifen, was der Junge eigentlich gesagt hat. Er findet keinen Zusammenhang in Nickes Worten, geht dem Jungen dann aber trotzdem hinterher. Als er um die Straßenecke biegt, sieht er Nicke an einer Ampel stehen. Sie wird grün, und der Junge rennt über die Straße. Anscheinend ist er auf dem Weg zu der Bücherei auf dem quadratischen Platz. Kennet folgt ihm über die Straße, stellt sich an einen Bankautomaten und wartet ab. Nicke ist wieder stehen geblieben. Ungeduldig stapft er neben dem Brunnen vor der Bücherei auf und ab. Der Platz ist schlecht beleuchtet, aber Kennet sieht trotzdem, dass Nicke unablässig an der Erde in seiner Hosentasche herumfingert.

Plötzlich geht ein kleinerer Junge direkt durch die Sträucher neben der Zahnärztlichen Ambulanz und tritt auf den Platz hinaus. Er nähert sich Nicke, bleibt vor ihm stehen und sagt etwas. Nicke legt sich sofort auf die Erde und übergibt das Geld. Der Junge zählt es und tätschelt Nickes Kopf. Dann packt er plötzlich Nickes Jackenkragen, schleift ihn zum Rand des Brunnens und presst sein Gesicht ins Wasser. Kennet ist drauf und dran, zu ihnen hinüberzulaufen, zwingt sich jedoch, stehen zu bleiben. Er ist hier, um Benjamin zu finden. Er darf den Jungen nicht verscheuchen, der Wailord sein oder ihn zumindest zu Wailord führen könnte. Kennet bleibt mit zusammengebissenen Zähnen stehen und zählt die Sekunden, bis er eingreifen muss. Nickes Beine zucken und treten ins Leere, und Kennet sieht die unerklärliche Ruhe im Gesicht des anderen Jungen, als er schließlich loslässt. Nicke sitzt neben dem Brunnen auf der Erde und hustet und rülpst. Der Junge gibt Nicke einen letzten Klaps auf die Schulter und geht weg.

Kennet folgt ihm durch die Büsche und eine lehmige Grasböschung hinunter zu einem Fußweg. Er eilt ihm an einer Hochhaussiedlung vorbei zu einem Hauseingang hinterher, geht schneller und fängt die Tür auf, ehe sie sich wieder schließt. Kennet kommt gerade rechtzeitig zum Aufzug, um zu sehen, dass die Anzeige für die sechste Etage leuchtet. Er steigt ebenfalls im sechsten Stock aus, zögert, tut so, als würde er etwas in seinen Taschen suchen, und sieht den Jungen zu einer Tür gehen und einen Schlüssel herausziehen.

»He, Bürschchen«, sagt Kennet.

Der Junge reagiert nicht, und Kennet geht zu ihm, packt ihn an der Jacke und dreht ihn um.

»Lass mich los, Opa«, sagt der Junge und sieht ihm in die Augen.

»Weißt du nicht, dass es verboten ist, anderen Leuten Geld abzunehmen?«

Kennet blickt in ein Paar ausweichender, erstaunlich ruhiger Augen.

»Du heißt Johansson mit Nachnamen«, sagt Kennet, nachdem er einen Blick auf das Türschild geworfen hat.

»Ja«, lächelt der Junge. »Und wie heißt du?«

»Kennet Sträng, Kriminalkommissar.«

Der Junge steht bloß da, sieht ihn an und zeigt keine Furcht.

»Wie viel Geld hast du Nicke abgenommen?«

»Ich nehme niemandem Geld ab, manchmal bekomme ich Geld, aber ich nehme mir nichts, alle sind zufrieden, keiner ist traurig.«

»Ich werde mal mit deinen Eltern reden.«

»So, so.«

»Soll ich das tun?«

»Bitte, tu’s nicht«, sagt der Junge scherzhaft.

Kennet klingelt, und etwas später öffnet eine dicke, sonnengebräunte Frau die Tür.

»Hallo«, sagt Kennet. »Ich bin Kriminalkommissar und ich fürchte, Ihr Sohn steckt in Schwierigkeiten.«

»Mein Sohn? Ich habe gar keine Kinder«, sagt die Frau.

Kennet sieht, dass der Junge mit gesenktem Kopf grinst.

»Sie kennen diesen Jungen nicht?«

»Darf ich bitte Ihre Dienstmarke sehen«, sagt die Frau.

»Dieser Junge ist …«

»Er hat gar keine Dienstmarke«, unterbricht ihn der Junge.

»Doch, die habe ich«, lügt Kennet.

»Er ist überhaupt kein Polizist«, grinst der Junge und zieht sein Portemonnaie heraus. »Hier ist mein Schülerticket, ich bin eher Polizist als …«

Kennet reißt dem Jungen das Portemonnaie aus der Hand.

»Gib mir das zurück.«

»Ich will nur kurz einen Blick hineinwerfen«, entgegnet Kennet.

»Er hat gesagt, dass er meinen kleinen Schniedel küssen will«, sagt der Junge.

»Ich rufe jetzt die Polizei«, erklärt die Frau mit ängstlicher Stimme.

Kennet drückt auf den Knopf zum Aufzug. Die Frau sieht sich um, läuft los und hämmert gegen die anderen Türen im Treppenhaus.

»Er hat mir Geld gegeben«, sagt der Junge zu ihr. »Aber ich wollte nicht mit ihm gehen.«

Die Fahrstuhltüren gleiten auf. Ein Nachbar öffnet mit vorgelegter Sicherheitskette die Tür.

»Von jetzt an lässt du Nicke in Ruhe«, sagt Kennet leise.

»Er gehört mir«, erwidert der Junge.

Die Frau ruft nach der Polizei. Kennet geht in den Aufzug, drückt auf den grünen Knopf und sieht, wie sich die Türen schließen. Schweiß läuft ihm den Rücken hinunter. Der Junge muss gemerkt haben, dass Kennet ihm gefolgt ist, er hat ihn zu einer wildfremden Tür gelockt. Der Aufzug bewegt sich langsam abwärts, das Licht flackert, die Stahlseile über ihm jammern. Kennet durchsucht das Portemonnaie des Jungen: fast tausend Kronen, die Bonuskarte einer Videothek, ein Schülerticket für den Bus und eine zerknitterte blaue Visitenkarte mit der Aufschrift: Das Meer, Louddsvägen 18.

Der Hypnotiseur
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