II

Cassie war erschüttert, als sie, Via und Hush von dem Schlachtfeld des Parks wegtrotteten, eine blutige Fußspur hinter sich herziehend. Als sie weggerannt waren, kamen ihnen Einheiten der Constabler entgegen, gefolgt von Altstoffsammeltrupps mit ihren Trichtern auf Rädern, um die Leichen aufzusammeln und sie in die Wertstoffanlagen zu bringen. Trotz des grausigen Vorfalls ging der restliche Bezirk scheinbar unmittelbar danach wieder zur Tagesordnung über, als wären solche Ausbrüche der Grausamkeit so normal wie ein Blechschaden an einem Auto in jeder anderen Großstadt.
Offensichtlich war das auch so.
»Hier sind wir einigermaßen in Sicherheit«, meinte Via. »Die Constabler kümmern sich in der Regel nicht besonders um Boniface Square. Luzifer liebt das Geld, das über die Clubs, Restaurants und Geschäfte an ihn fließt.«
»Ist das eine Art Einkaufsviertel?«
»Mehr ein Vergnügungsviertel. Die besser gestellten Einwohner der Hölle gehen hier aus. Es ist wie der Hollywood Boulevard der Hölle.«
»Aber ihr seid doch Exilbürger – XBs«, merkte Cassie an, »ich dachte, das macht euch zu Flüchtlingen? Heißt das nicht, dass die Constabler überall nach euch suchen?«
»Theoretisch ja, aber hier liegen keine Haftbefehle gegen uns vor. Die Ghettoblocks und die Industriezone sind was anderes, da haben wir einige Verbrechen begangen. Vor allem Diebstahl und Ordnungswidrigkeiten.«
»Ordnungs…«, wollte Cassie nachfragen.
»Widerstand gegen die Staatsgewalt, Töten von Schergen und anderen Polizisten, Betrügereien – dergleichen«, erklärte Via leichthin. »Einmal hat Hush Satan Sucks auf die Eingangstür der Antichrist-Kirche von Westminster gepinselt, also haben die Constabler eine Fahndung eingeleitet. Ein anderes Mal haben sie uns ein ganzes Regiment auf den Hals gehetzt, weil Xeke eine Polizeiwache in der Nähe des Baalzephon Einkaufszentrums in die Luft gejagt hat.«
»Also seid ihr eine Art Stadt-Guerilla?«, folgerte Cassie. »Wie die Terroristen, von denen Xeke vorhin gesprochen hat?«
»Wir leisten unseren Beitrag, aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein im Vergleich zu den echten Revolutionären. Wie Xeke schon sagte, es gibt eine echte Widerstandsbewegung – die Rebellen von Satan Park -, aber die operieren vor allem im Stadtzentrum. Wir haben nicht den Mut, uns ihnen anzuschließen.«
Das klang faszinierend für Cassie. »Warum nicht? Ich denke, wenn sich genug Leute zusammenschließen würden …«
»Wer sollte Luzifer besiegen?« Via lachte über so viel Idealismus. »Das wird niemals passieren, Cassie. Die Aufständischen werden von Ezoriel angeführt, einem Gefallenen Engel, doch selbst mit einer halben Million Freiwilligen kann er Luzifers Sicherheitskräfte nicht schlagen. Sie versuchen seit eintausend Jahren, den Mephisto-Turm einzunehmen, aber selbst mit der Macht eines Gefallenen Engels schaffen sie es kaum, das Fleischlabyrinth zu überwinden. Das klingt vielleicht feige, aber wenn wir uns ihnen anschließen würden, würden wir nur in den Folterfabriken landen. Wir müssen hier die Ewigkeit verbringen – und die Ewigkeit ist eine verdammt lange Zeit. Warum sollten wir für uns alles noch schlimmer machen?«
Dagegen konnte Cassie kaum etwas einwenden. Immerhin war sie selbst noch ein Mitglied der Welt der Lebenden und bisher noch nicht verdammt. Sie hoffte nur, sie würde es auch dabei belassen können.
»Na, wenigstens ist das eine gewisse Erleichterung«,
bemerkte sie. »Dass wir in diesem Bezirk vor den Constablern sicher sind.«
Mit besorgter Miene zupfte Hush an Vias Lederjacke, ihr Mund formte lautlos das Wort Nicky.
»Ach ja«, erinnerte sich Via. »Es gibt da einen Typen, auf den wir aufpassen müssen. Nicky der Koch. Er ist kein Bulle; er gehört zur Mafia. Vor einiger Zeit haben wir einen seiner Geldeintreiber um fünftausend Mäuse erleichtert.«
»So eine Art Kredithai, meinst du?«
»Ja, könnte man sagen. Nicky ist auf der Suche nach uns, deshalb müssen wir vorsichtig sein. Er macht eine Menge Geschäfte mit den Stripclubs und Bars hier am Boniface Square.«
Cassie wollte eigentlich nicht fragen, aber sie tat es trotzdem. »Und warum nennt man ihn den Koch?«
»Wenn du ihn bescheißt, kocht er dich.«
»Er kocht dich?«
»Ja, ihm gehört eine Schwefelgrube im östlichen Äußeren Sektor«, erklärte Via geduldig. »Sie stecken dich in eine große Metalltonne, machen den Deckel zu und werfen die Tonne in die Grube. Da sitzt du dann in deiner Tonne und kochst. Für immer.«
Du lieber Himmel, dachte Cassie.
»Es ist wirklich komisch, dass viele von den Mafia-Kerlen aus der Welt der Lebenden, wenn sie abtreten, in die Hölle kommen und hier weiter für die Mafia arbeiten. Tot oder lebendig, man ist wohl, wie man ist. Luzifer liebt das organisierte Verbrechen und die ganze Korruption, die damit einhergeht.«
Das konnte Cassie sich gut vorstellen, und deshalb war Nicky der Koch jemand, dem sie auf gar keinen Fall begegnen wollte.
Schon bald kamen sie in ein Gewirr von Einkaufszentren und Bürogebäuden, die mit einer Vielzahl von Unterhaltungsmöglichkeiten prahlten. »Der Boniface Square ist riesig«, sagte Via. »Wo wir gerade herkommen – das Restaurant und der Hotelbezirk -, das ist der noblere Teil des Platzes. Von hier ab wird es etwas zwielichtiger. Bars, Stripschuppen, Pornosalons, Bordelle und so weiter. Dort kaufen die reicheren Einwohner ihre Drogen und holen sich ihren Kick. Die Musikclubs sind auch alle hier.«
Musikclubs, ermahnte Cassie sich. Wie der Laden, in dem Lissa arbeitet. Der Wunsch, ihre Schwester zu finden, trieb sie immer noch an, doch da war auch noch die Sache mit Xeke. Cassie machte sich schreckliche Sorgen um ihn, doch Via schien nicht sehr beunruhigt.
»Machst du dir denn überhaupt keine Sorgen um Xeke?«, fragte sie.
»Schon ein bisschen. Immerhin sind wir in der Hölle. Da gibt es viele Gründe, sich Sorgen zu machen. Aber ich habe schon oft erlebt, wie Xeke mit Mutilationstrupps und Constablern fertig geworden ist. Das Klügste, was wir machen können, ist, seinen Anweisungen zu folgen. Er weiß, wovon er spricht. Er hat gesagt, wir treffen uns im S&N Club, also werden wir genau das tun.«
»Aber was, wenn er es nicht zum Club schafft?« Cassie konnte nicht anders, sie musste Via widersprechen.
»Er wird es schaffen.«
Noch mehr Fragen drängten sich ihr auf, die Macht der Gewohnheit. »Ich bin ein bisschen verwirrt, was dich und Xeke betrifft – eure …«
»Beziehung?« Nun wirkte Via ein wenig verärgert. »Ich liebe ihn. Was sagst du dazu?«
Das war keine Überraschung. »Aber …«
»Ob er mich auch liebt? Scheiße, nein. In seinen Augen sind wir nur Freunde, wir sind ›Kumpels‹. Wir haben nicht miteinander geschlafen, wir haben uns noch nicht mal geküsst, was mich wirklich ankotzt, weil ich ihm jede Möglichkeit dazu gegeben habe.« Ihre Stimme klang jetzt gequält. »Scheiß Männer – in beiden Welten sind sie einfach nur Idioten.«
»Warum machst du nicht …«
»Den ersten Schritt?« Via hatte sich angewöhnt, Cassies Sätze zu beenden. »Dann würde er mich für ein Flittchen halten. Und nein, ich hab ihm noch nie gesagt, dass ich ihn liebe. Das würde ihn nur verjagen. So ist es doch immer, oder?« Sie sprach jetzt mehr zu sich selbst. »Eigentlich hat er sogar Recht. Er will keine Beziehung mit mir haben, weil er weiß, was jeder hier weiß: Beziehungen funktionieren in der Hölle nie. Ich wünschte, ich könnte so stark und klug sein wie er.«
Cassie tat sie Leid. Es war nicht schwer zu erkennen, dass sich hinter Vias herbem Auftreten aufrichtige weibliche Gefühle verbargen. Und noch etwas war unschwer zu erkennen: Trotz Xekes Gewandtheit, seiner Intelligenz und seiner Fähigkeiten im Kampf machte sich Via ernstlich Sorgen um ihn.
Ein langer, mit Natodraht verstärkter Zaun begrenzte die eine Seite des Häuserblocks. Dämonenwachen standen entlang der inneren Abgrenzung auf ihren Posten. Jenseits des Zauns konnte Cassie lange Reihen dunkler Betongebäude erkennen.
»Das sieht ja beinahe aus wie ein Militärgelände. Was macht das mitten in einem Vergnügungsviertel?«
»Jeder Bezirk beherbergt mindestens eine Regierungseinrichtung«, antwortete Via im Weitergehen. »Das hier ist ein Metaphysisches Dienstleistungszentrum. Wenn Luzifer sich schon nicht in der Welt der Lebenden aufhalten kann, will er sie wenigstens bei jeder möglichen Gelegenheit stören.«
Cassie blinzelte, um die mit Schablone beschrifteten Schilder auf den einzelnen Gebäuden besser lesen zu können:
AUTOMATISCHES SCHREIBEN SEANCE-PROJEKTION CHANNELING-STATION
»Seancen, Channeling?«, fragte Cassie. »Hat das nicht alles mit Kontaktaufnahme zu den Toten zu tun?«
»O ja. Und es ist alles getürkt.«
»Wie bitte?«
»Alles nur Quatsch für leichtgläubige Menschen in der Welt der Lebenden«, sagte Via. »Alles nur von Luzifers Hexentechnologien gespeist. Ouija-Boards, Telefonanrufe von den toten Verwandten, Trance-Channeler, die glauben, Nachrichten von Kurt Cobain aufzuschreiben, so Zeug. Alles gefälscht. Das wird alles hier hergestellt. Wenn Leute mit einem Ouija-Board rumspielen und überzeugt sind, mit ihrem toten Onkel Harry zu kommunizieren, dann sitzt in Wirklichkeit ein Nekromant am anderen Ende und manipuliert das Board, damit es echt wirkt. Erinnerst du dich noch an diesen Kerl, der behauptet hat, Mozart habe ihn kontaktiert, um seine letzte Symphonie zu vollenden? Damals hat man sogar die Handschrift mit Briefen und Notenblättern von Mozart verglichen, und alles passte zusammen. Aber in Wahrheit war es ein Techniker aus der Abteilung für Automatisches Schreiben, der alles gefälscht und diesem Debilen gechannelt hat.«
Cassie war verblüfft über diese Information. »Das ist ja faszinierend.« Sie kamen an einem weiteren Schild vorbei:
NTE-GENERATOREN
»NTE steht für Nahtoderfahrung«, fuhr Via fort. »Du hast sicher schon von dem Blödsinn gelesen. Das sind diese Leute, die durch Notfallmedizin ins Leben zurückgeholt werden, oder ertrinken und wiederbelebt werden – und alle erzählen hinterher von dem großen weißen Licht und all ihren Verwandten, die im paradiesischen Leben nach dem Tod auf sie warten.«
Cassie kannte diese Geschichten gut.
»Alles erfunden. Bildzauber werden auf die wiederbelebten Leute projiziert, und da die Metaphorik bei allen gleich ist, klingen ihre Geschichten glaubwürdig. Egal, ob die Menschen gut oder schlecht sind, Christen oder Juden oder Muslime oder Atheisten. Die Erfahrung ist dieselbe, deshalb liegt es nahe, dass uns alle ein wunderschöner, nicht-biblischer Ort vollkommenen Friedens erwartet, wenn wir sterben. Aber in Wirklichkeit ist alles nur ein Trick. Das Gleiche gilt für Entführung durch Außerirdische – totaler Quatsch. Bildzauber werden wahllos auf Leute in der Welt der Lebenden projiziert, die Bilder lassen sie glauben, sie seien von Aliens entführt worden. Wenn man die Menschen dazu bringt, an Außerirdische zu glauben …«
»Dann glauben sie nicht mehr an Gott.« Jetzt hatte Cassie kapiert. »Und wenn die Leute glauben, die Aliens sind real, dass Gott ein Mythos ist, dann lehnen sie die Vorstellung von der Erlösung ab.«
»Und sie landen postwendend hier, wenn sie sterben.«
Sie waren jetzt an dem unheimlichen Gelände vorbei. Cassie war absolut fasziniert; Luzifers Ideen waren ausgeklügelt, geradezu brillant. Sie fragte sich, wie viele Millionen schon von ihm getäuscht wurden.
Plötzlich zog Hush Cassie energisch mit sich; sie zappelte geradezu vor Aufregung.
»Hush liebt Schaufensterbummel«, erklärte Via.
Merkwürdige Ladenlokale reihten sich hier an der von Schwefel beleuchteten Straße auf. JEZEBELS SECRET stand in einem Fenster. Hinter der Scheibe dienten höllische Skelette als Schaufensterpuppen und führten die neueste Spitzenmode vor. HÖLLENKONKUBINE? PROSTITUIERTE? ODER EINFACH NUR REICHES MÄDCHEN? AUCH SIE KÖNNEN SEXY SEIN IN UNSEREN NEUEN DESSOUS AUS FEINSTER SARGWURM-SEIDE.
Auf dem nächsten Laden stand BUCHHANDLUNG DORNENKRONE, und im Schaufenster lagen verschiedenste Werke. Die Glyphen von Sheol, Les Cultes Des Ghoules, das Nekronomicon, das Judas-Evangelium. Daneben die Aufforderung: VERPASSEN SIE NICHT UNSERE NÄCHSTE SIGNIERSTUNDE: CAPOTE UND LOVECRAFT SIGNIEREN IHRE NEUESTEN WERKE PORTRAIT DES KÜNSTLERS IN DER HÖLLE UND SCHATTEN ÜBER PROSPECT STREET.
Zwischen den beiden nächsten Geschäften hockte ein Gremlin vor einem Dämon im Smoking; nur putzte er ihm nicht die Schuhe, sondern er schärfte ihm die Hörner. Ein weiterer Gremlin verkaufte an einem fahrbaren Stand etwas Geröstetes. Cassie bezweifelte, dass es Kastanien waren.
Fernseher mit großen Leinwänden waren im nächsten Fenster ausgestellt, alle mit komischen ovalen Bildschirmen. Nicht gerade Sony, dachte Cassie. Die körnigen Bilder flackerten in verwaschenen Farben. Auf einem Fernseher lief offenbar ein Bikini-Wettbewerb mit dämonischen Wettbewerberinnen, auf dem nächsten eine Spielshow.
»Und was verbirgt sich hinter Tür Nummero drei?«, verkündete ein gut aussehender Mensch mit Haken statt Händen. Das Tor hob sich und enthüllte eine Folterkammer, komplett mit zappelnden, auf mit Stacheln bewehrte Folterbänke angeketteten und zitternden Körpern. Der nächste Fernseher zeigte ein Stadion mit voll besetzter Tribüne; in der Arena rissen riesige vogelartige Dämonen das Fleisch in Streifen von nackten Menschen herunter. Die Menge tobte.
Fußball hat hier vermutlich keine Chance.
Nun strahlte Hush beim Anblick eines Geschäfts, auf dessen Schild stand: TRANSPLANTATIONSSALON (AUTORISIERTE, KOMMERZIELLE NEBENSTELLE DES AMTS FÜR TRANSFIGURATION). Es erinnerte Cassie an ein Grundstücksmaklerbüro, in dem sich automatisch per Bewegungsmelder ein Tonband einschaltete, wenn Passanten vorbeikamen: »Vertrauen Sie Ihre körperlichen Veränderungen keinem nicht zugelassenen Chirurgen an. Bei uns finden Sie für all Ihre Transplantationsbedürfnisse einen staatlich geprüften Transfiguristen. Vergessen Sie Ihre unzulänglichen menschlichen Arme – lassen Sie unsere Ärzte ein paar mächtige Troll-Arme für Sie anpassen! Sie werden sich nach einer dämonischen Bluttransfusion wie neu geboren fühlen. Oder sollten Sie sich für ein echtes Wolfs-Gebiss entschieden haben: Bei uns bekommen Sie es! Und denken Sie daran: Wir schneidern Ihnen Ihren persönlichen Ratenzahlungsplan auf den Leib.«
»Kapitalismus in Reinkultur«, sagte Via. »Eigentlich ist hier alles gar nicht so anders. Wenn man Geld hat, hat man Privilegien. Die Hierarchen schwelgen in ewigem Luxus, zu Lasten der Armen. Genau wie in der Welt der Lebenden. Verstehst du? Selbst die Regierung hat ihre Finger im Spiel.«
»Hush scheint sich sehr für diesen Laden zu interessieren.« Cassie hatte den sehnsüchtigen Blick ihrer Freundin bemerkt.
Via erklärte es ihr. »Hush kann nicht sprechen, weil die Constabler sie erwischt haben, als sie einem Straßenverkäufer einen Ghul-Hot-Dog stehlen wollte. Als Strafe hat man ihr den Kehlkopf herausgeschnitten.«
Die Antwort schien Cassie völlig selbstverständlich. »Aber wir könnten ihr doch hier einen neuen kaufen.«
»Geht nicht. Das ist eine staatliche Zweigstelle. Um hier behandelt zu werden, muss man registriert sein. Xeke, Hush und ich sind Flüchtlinge. Für eine staatliche Dienstleistung muss man die Bürgerschaft nachweisen.«
Verdammt. Wie ungerecht das war; Hush würde sich in alle Ewigkeit etwas wünschen, was sie nie haben konnte.
»Hier ist noch eine Nebenstelle.« Als sie die nächste Straße überquerten, zeigte Via auf eine verschnörkelte Neonreklame. SUKKUBISCHES SERVICECENTER! VERMIETUNG, LEASING. AUTORISIERTE NIEDERLASSUNG DES LILITHSUBKARNATIONS-KONSERVATORIUMS.
»Das Konservatorium ist ein weiteres Regierungsprojekt, aber diese Zweigstelle vermietet Sukkuben und Inkuben an die Striplokale und an Begleitservices. Lilith persönlich ist die Geschäftsführerin des Konservatoriums – Luzifer steht schon seit Ewigkeiten auf sie; Adam hat mit ihr Kinder gezeugt, nachdem Eva ihn verlassen hatte. Die Kinder waren halb sexuelle Dämonen. Im Konservatorium setzt sie Verwandlungszauber ein, um Menschen zu Sukkuben zu machen und sie in die Welt der Lebenden zu subkarnieren, wo sie dann in den Träumen der Männer herumspuken. Genau wie in der alten Legende.«
Cassie hatte inzwischen gelernt, dass viele Mythen, Legenden und okkulte Überlieferungen tatsächlich wahr waren. Hinter der Scheibe stolzierten mehrere nackte »Kostproben« in einem plüschigen Salon auf und ab. Sie hatten makellose Körper, alles, was man sich bei einer Frau wünschte, war bis zu übernatürlicher Perfektion hervorgehoben. Allerdings hatten sie Glatzen und keinerlei Körperbehaarung, und die porenlose Haut glänzte wie lackiert, und das nicht fleischfarben, sondern in einem satten, exotischen Violett.
»Und du sagst, sie vermieten sie?«, fragte Cassie nach.
»An Oben-ohne-Bars, Sexshows, Massagesalons und Hurenhäuser.« Via kicherte boshaft. »Klingt ein bisschen wie L.A.«
Unterdessen waren sie weiter dem Gewirr dunkler Straßen gefolgt. Via hatte nicht übertrieben, als sie vorhin sagte, es würde etwas zwielichtiger hier. Bleiche Prostituierte lockten durch Schaufensterscheiben Kundschaft an; manche waren Menschen, andere Sukkuben, wieder andere Dämonenhybride. Peepshows mit Leuchtreklamen wie in Las Vegas versprachen Live-Shows, Einzelkabinen und die neuesten Pornos. Unter einem grell gelben Schild mit der Aufschrift JACK RUBY’S BUMSSCHUPPEN stand ein übereifriger Imp und bellte sie an: »Nur hereinspaziert, die Damen. Tänzerinnen gesucht! Jack nimmt ihre Bewerbung persönlich entgegen!«
»Nein, danke.« Via grinste süffisant.
LAPDANCE MIT TOTEN PORNOSTARS prahlte eine weitere Reklame, und die nächste versprach: CRIPPENDALES!
NUR FÜR DAMEN! PRIVATE VORFÜHRUNG (UND NOCH VIEL MEHR!) VON JOHNNY DEM C-MAN HÖCHSTPERSÖNLICH!
Schließlich kamen sie zum blinkenden Zelt des Onan-Theaters: HÖLLEN-ROUTE 666 – MIT KATHERINA DER
GROSSEN IN DER HAUPTROLLE! AUSSERDEM: LUCREZIA BORGIA IN DIE SCHAMLOSE GARGOYLE-ORGIE!
Cassie ging diese perverse Parade langsam auf die Nerven. Alles drehte sich um Sex, genau wie in ihrer Welt. Hush schien ihre Ungeduld zu spüren und deutete auf den nächsten Häuserblock.
»Da drüben ist der S&N Club. In der Herodesgasse.«
Doch als sie die Straße überquerten, verlangsamte Via ihre Schritte. Ein Golem tapste unbeholfen die Straße hinunter, an jeder Straßenlaterne und jedem Pfosten blieb er kurz stehen. Es sah aus, als würde das Lehmmonstrum Zettel aufhängen.
»Was macht der da?«, fragte Cassie.
Statt einer Antwort schlich Via zum nächsten Straßenschild. »Mist, ich hätte es wissen müssen«, murmelte sie.
Cassie las den Zettel, den der Golem eben erst hier hingeklebt hatte. Ein Steckbrief.
AUF BEFEHL DES
CONSTABLERBÜROS
(BONFACE DISTRICT)
GESUCHT
WEGEN MORDES AN
16 MUTILATIONSBEAMTEN
BELOHNUNG
1000 HÖLLENDOLLARS FÜR JEDEN
SACHDIENLICHEN HINWEIS, DER ZUR ERGREIFUNG
DIESES STRAFTÄTERS FÜHRT

Und darunter ein Bild von Xeke.
Via lachte leise. »Wie gefällt dir das? Er hat sechzehn von den Jungs umgebracht und ist ihnen dennoch entwischt.«
»Schon«, bemerkte Cassie, »aber jetzt fahnden sie nach ihm.«
»Wenigstens ist er noch am Leben. Wir können nur hoffen, dass er es in den Club schafft.«
Das sah Cassie ein. Wenn die Constabler ihn suchten, musste er noch irgendwo da draußen rumlaufen.
»Also weiter«, drängte Via und ging voraus.
Als sie in der Herodesgasse ankamen, fiel Cassies Blick auf eine endlose Reihe aneinander gequetschter, heruntergekommener Häuser. Das erinnerte sie an das Gothic-Viertel in D.C.: schwarz gestrichene Backsteinfassaden und Türsteher, die mit verschränkten Armen vor ramponierten, offen stehenden Türen warteten; nur dass diese Türsteher hier entweder deformiert oder Dämonen waren. Tiefe Basstöne und eine vertraute Stimme drangen aus einer Tür: »Since my spirit left me, I’ve found a new place to dwell. I drugged out and croaked on a toilet seat and – went straight to Hell.«
Cassie blieb stehen. Nein, das war doch wohl nicht möglich!
Oder etwa doch?
Vor einem anderen Club sprach sie ein abgetrennter Kopf auf einem Stab an. »Hey, Mädels! Keine Coverband: Heute Jamsession mit Robert Johnson und Grieg persönlich!«
Ein paar Meter weiter rüttelte sie ein Schild auf. NEVER MIND THE BOLLOCKS! HIER IST DER S&N CLUB! Endlich, dachte Cassie.
»Scheiße!« Via schlug sich vor die Stirn. »Wir kommen da gar nicht rein! Mir fällt gerade ein, dass Xeke das ganze Geld hat.«
»Und hier ist keine Spur von ihm.« Cassie sah sich vor dem Eingang um. »Wenn er hier wäre, würde er doch draußen auf uns warten, oder?«
»Ja. Verdammt!« Via schabte mit dem Stiefel über den schmutzigen Asphalt. Cassie konnte sich ungefähr vorstellen, was sie überlegte: Ob Xeke vielleicht nicht käme, weil er genau in diesem Moment von den Mutilationstrupps festgenommen wurde.
»Er kommt bestimmt.« Cassie bemühte sich, hoffnungsvoll zu klingen. »Wahrscheinlich versteckt er sich ein bisschen, bis die Constabler weg sind.«
Via nickte nur. Dann stellte sie plötzlich eine völlig absurde Frage: »Wie lang sind deine Fingernägel?«
»Hä?«
»Sonst fällt mir nichts ein, womit wir da reinkommen könnten. Unsere Zugfahrkarten können wir nicht eintauschen, falls …« Via musste schlucken. »Falls Xeke nicht wieder auftauchen sollte.«
Cassie betrachtete ihre langen, schwarz lackierten Fingernägel, dann zeigte sie zögernd Via ihre Hand.
»Die sind wunderbar. Beiß einen ab.«
Bei dem bloßen Gedanken zuckte Cassie zusammen, doch als Hush die universale Geste machte – Daumen und Zeigefinger aneinander Reiben – verstand Cassie, dass der Fingernagel eines Ätherkinds als Eintrittsgeld akzeptiert werden würde. Nicht gerade fein säuberlich biss sie den Nagel ihres kleinen Fingers ab und gab ihn Via.
Sobald das Stück Nagel nicht mehr Teil ihres Körpers war, leuchtete er in grellem Grün.
»Eintritt ist ein De-Sade-Dollar pro Nase«, krächzte der Türsteher. Er trug kein Hemd, sein Oberkörper war von der Taille an aufwärts von Verbrennungen dritten Grades bedeckt. Er sah sie aus lidlosen Augen an.
»Dreimal, Romeo«, sagte Via, als sie ihm den leuchtenden Fingernagel reichte.
Der Türsteher untersuchte das Stück, offenbar beeindruckt. »Wo hast du das denn her?«
»Ich bin eine Konkubine des Dämonenfürsten Charles I. Wie wär’s, wenn du außerdem noch ein paar Getränkegutscheine springen lässt?«
Ohne mit der Wimper zu zucken, zauberte der Türsteher die Bons hervor und ließ sie durch.
Drinnen fühlte sich Cassie zunächst an all die wunderschönen Goth-Clubs erinnert, in denen sie in D.C. gewesen war. Unrenovierte Räume, gedämpftes Geplauder, eine Tanzfläche voller Gesichter und Düsternis. Trübes Licht flackerte in den Ecken und um eine lange, überfüllte Theke weiter hinten. Alle Wände waren aus schwarz gestrichenem Backstein.
Cassie bemerkte unbeholfene Graffitis: SEE U SOON, JOHNNY! JIM WAS HERE, AND I NEED AN L.A. WOMAN, I FUCKED UP – JANIS
Musik, die sie noch nie zuvor gehört hatte, dröhnte aus geheimnisvollen Boxen, die von der höllischen Version von Elektrizität gespeist wurden. Der DJ stand an einem hohen Pult und sah aus wie eine Art Troll. Unter wabernden Phosphorlampen erstreckte sich die Bühne, noch leer, doch die Gitarren und das Schlagzeug waren schon aufgebaut.
Überwiegend besser gestellte Menschen bevölkerten die Tanzfläche, manche bewegten sich zur Musik, andere plauderten mit Bekannten, in der Hand Gläser mit schrill gefärbtem Inhalt. Ein Pärchen fummelte ungeniert beim Tanzen. Ein männlicher Dämon mit einer dünnen Kette zwischen den Hörnern präsentierte reichlich grüne Haut, die sich straff über seinem Twelvepack und seiner Mark-Wahlberg-Brust spannte.
»Hier. Damit du wenigstens so aussiehst«, sagte Via, als sie ihr eine warme Dose reichte. Cassie schnüffelte daran; es roch wie vergammelter Hopfen, auf dem Etikett stand HELL CITY BRAUEREI. Igitt, dachte sie. Sie wagte nicht, den Inhalt zu probieren.
Da wurde ihr Blick von etwas angezogen. Eine Koboldfrau hüpfte vorbei, doch wo eigentlich ihr Mund sein sollte, befand sich ein Nabel. Cassie konnte nicht widerstehen, sie sah sich die Bauchgegend an: Wo ihr Nabel sein sollte, hatte sie einen Mund, komplett mit Lippenpiercing. »Hi!«, sagte der Mund zu Cassie.
Du lieber Himmel …
»Es wird vermutlich ein Weilchen dauern, bis wir Lissa gefunden haben«, schätzte Via. »Sie fängt bestimmt erst an, wenn die Band spielt.«
»Hat der Barkeeper im – wie hieß das noch mal?«
»The Ghoul’s Head
»Hat er nicht gesagt, Lissa sei hier angestellt?«
»Ja, ich glaube schon. Er sagte, sie tanzt hier, aber wie du siehst …«
Cassies Blick folgte Vias nach oben. Über der Bühne hingen vier Tanzkäfige, alle leer.
»Hush«, ordnete Via an, »du bleibst in der Nähe des Eingangs und hältst Ausschau nach Xeke. Cassie und ich sehen uns mal bisschen um.«
Cassie versuchte, in dem höllischen Club ganz normal zu wirken, sie suchte die Menge und das Thekenpersonal nach Lissa ab, konnte aber nichts entdecken. Sie arbeitet hier, überlegte sie. Eine Angestellte. Eine Tänzerin. Wo sind Tänzer vor ihrem Auftritt?
Hinter der Bühne.
»Wo willst du hin?«, wollte Via wissen.
»Hinter die Bühne«, gab Cassie zurück und riss sich los.
»Sei bloß vorsichtig!«
Vias Einwände wurden von wachsendem Gebrüll übertönt. Die Menge vor der Bühne warf die Fäuste in die Luft und rief laut und fordernd: »Sid! Sid! Sid!«, während sich Cassie an absurd gestylten Leuten vorbeidrängelte. Sie war dankbar für die Ablenkung. Endlich tauchte ein rachitisch dürrer Mann auf der Bühne auf, in engen Jeans und beschlagenen Stiefeln, das Haar zu einem schwarzen Igel frisiert. Seine blanke Brust zeigte kreuz und quer Spuren von Rasierklingenschnitten.
»I’m fucked up!«, plärrte er ins Mikro. »Can barely walk or talk – yeah.«
Die Menge war außer Rand und Band.
»Hat hier jemand’n Fix? Scheiß drauf! Hier kommt die heißeste Band der Hölle: Aldinoch!«
Die Band von Vias Kassette.
Ein Mensch, der offenbar unbedingt wie Trent Reznor aussehen wollte, grinste schüchtern und drückte seinen Unterleib an ihre Seite. Cassie verzog den Mund.
»Hey, Süße. Hab mich gerade beim Transfiguristen’n bisschen aufpäppeln lassen.« Dreist schob er ihr seine Hüften entgegen; der Schritt seiner schwarzen Hose sah aus, als hätte er sich eine Katze hineingesteckt. »Willst du’s mal ausprobieren?«
»Lieber komm ich in die Hölle«, antwortete sie.
»Hey, der war gut!«
Sie grinste süffisant. Schleppende Gitarrenriffs schwebten durch die Luft; der Beat setzte ein, die Band – vier Gestalten in schwarzen Mänteln – spielte ihre erste Nummer. Cassie entdeckte eine schwarze Tür weiter hinten, öffnete sie einen Spalt und spähte hinein.
WACK! WACK! WACK!
Ein fetter Troll mit Hosenträgern schlug mit einem Knüppel auf einen kleinen Imp ein, der offenbar durch das Schlüsselloch einer anderen Tür gelinst hatte.
»Du widerlicher Perverser! Schwing deinen Arsch wieder in den Müllwagen, wenn du nicht gefeuert werden willst!«
Noch ein paar Schläge mit dem Knüppel, dann quiekte der Imp und humpelte davon, aus seinen spitzen Ohren lief Blut. Als der Imp weg war, klemmte sich der Troll, eindeutig ein leitender Angestellter des Clubs, selbst an das Schlüsselloch und kicherte.
Dann war auch er verschwunden.
Cassie schlüpfte durch die Tür und sah durch das Schlüsselloch. Wie sie gehofft hatte, befand sich dahinter eine Garderobe. Mehrere Tänzerinnen in abstrusen Kostümen verließen im Gänsemarsch den Raum. Cassie sah einen violetten Sukkubus, eine vierbrüstige Dämonin mit schmalen Fledermausflügeln und einem dunkelroten Korsett und zwei menschliche Frauen in schwarzen Bikinis, die beide erste Anzeichen gelber Tumore im Gesicht trugen.
Aber keine Lissa.
Alle Mädchen waren jetzt durch die hintere Tür verschwunden.
Verdammt, verdammt, verdammt!
War Lissa schon vor den anderen hinausgegangen?
Sie schlich sich wieder hinaus. Die Band hatte inzwischen mit ihrem dröhnenden Mix aus Goth und Death Metal die Tanzfläche zum Kochen gebracht.
»The house of God in flames, protect me Father Satan, in Hell I’ll be your slave!«, krächzte der Leadsänger.
Cassie versuchte gar nicht erst, über die infernalen Texte nachzudenken. Doch nun waren die Käfige über der Bühne besetzt – von den Mädchen, die sie zuvor in der Garderobe gesehen hatte.
Ein Mädchen mit einem Pagenkopf kam direkt auf Cassie zu und umarmte sie. »Komm tanzen«, sagte sie.
»Nein, danke«, doch als Cassie sich von ihr lösen wollte, spürte sie Hände, die unbeholfen ihre Brüste kneteten.
Was zur Hölle …?
Da sah sie, was los war. Die Frau kicherte und trat einen Schritt zurück, dann hob sie ihre Bluse hoch. An Stelle von Brüsten wuchsen aus dem Oberkörper menschliche Hände, die sich öffneten und schlossen.
Diese Stadt ist wirklich die Hölle!
Gerade als Cassie sich eingestehen wollte, dass Lissa wahrscheinlich heute nicht arbeitete, spürte sie ein Zupfen am Rock. Es war Hush, die aufgeregt hinter Cassie nach oben zeigte.
Über der Theke hingen noch zwei weitere Tanzkäfige, die Cassie bisher nicht bemerkt hatte. Eine attraktive Rothaarige mit einem von Elephantiasis angeschwollenen Gesicht tanzte temperamentvoll in dem einen.
Und in dem anderen tanzte Lissa.
Das lange, glänzend schwarze Haar mit der weißen Strähne hing ihr vor dem Gesicht. Sie bewegte sich zu den trostlosen Wellen der Musik, immer noch in den Kleidern, die sie in ihrer letzten Nacht in der Welt der Lebenden getragen hatte: die Handschuhe aus schwarzem Samt, der kurze schwarze Krinolinenrock und die schwarze Spitzenbluse.
Sie ist es. Sie ist wirklich hier.
»Hast du sie gesehen?«, rief Via von der anderen Seite der Theke herüber.
Cassie nickte.
Und was jetzt? Wie komme ich zu ihr? Eine schmale Luke in der Wand führte in den Käfig, und Cassie konnte nur raten, wo das Ende des Ganges lag. Irgendwo hinter der Bühne, wo der Knüppel schwingende Troll war. Sollte sie es riskieren?
Sekunden später hatte sie allerdings schon keine Wahl mehr.
Lissa hatte aufgehört zu tanzen und starrte durch die Käfigstangen auf Cassie hinunter.
»Lissa, lauf nicht weg! Ich will doch nur mit dir REDEN.« Cassie versuchte verzweifelt, die Musik zu übertönen.
Zu spät. Lissa war schon aus dem Käfig gerannt und kroch zurück in die Luke.
Ich muss ihr den Weg abschneiden. Sie drängelte sich durch die Menge, riss die Hintertür und danach die Tür zur Garderobe auf. Weiter hinten gab es eine offene Tür neben einer an die Wand gelehnten Leiter, und direkt daneben eine vierte Tür mit der Aufschrift: Ausgang.
Lissa kletterte die Leiter herunter, das Gesicht vor Angst verzerrt, als sie Cassie sah.
»Lissa, bitte! Es tut mir Leid.«
Cassie wollte gerade zu ihr laufen, als eine schwere Schuppenhand sie von hinten an den Haaren packte. Ihr stockte der Atem, als sie herumwirbelte und in das zerfurchte Gesicht des Trolls blickte.
Die unmenschliche Stimme gurgelte: »Mhmmm, das wird ein Fest. Was haben wir denn da – eine kleine Menschenschlampe, die uns beklauen will!«
»Ich wollte gar nichts klauen!«, flehte Cassie. »Ich will nur mit meiner …«, da erstarb ihre Stimme, als die riesige Klaue sich um ihren Hals schloss und zudrückte.
Blassgrüne Augen funkelten sie mordlüstern an.
Die andere Hand hob den Knüppel hoch.
»Lass uns doch mal sehen, wie schnell ich dich zu Pudding klopfen kann.«
Ihre Furcht fühlte sich an wie ein Stromschlag; sie konnte nicht mehr atmen. Als aber der Knüppel noch höher stieg in Vorbereitung auf den ersten Hieb auf ihren Kopf, da stieg eine andere Empfindung aus ihrem Herzen auf.
Wut.
Plötzlich war der Raum wie in gleißendes Licht getaucht. Entgeistert ließ der Troll sie los und ging rückwärts, sein Knüppel polterte zu Boden. Cassies Gesicht glühte, und als sie schrie, »LASS MICH IN RUHE!« -
Patz!
- explodierte der Kopf des Trolls.
Cassie taumelte rückwärts; die seltsamen Funken verblassten. Mit weit aufgerissenen Augen betrachtete sie den sich windenden Körper auf dem Boden und die Gehirnmasse, die zäh die Wand herunterfloss.
Was zum Teufel war das denn jetzt wieder?
Aber sie hatte jetzt wirklich keine Zeit, darüber nachzudenken. Sie musste Lissa finden!
Doch als sie sich wieder umdrehte, war die Tür mit der Aufschrift Ausgang gerade ins Schloss gefallen.
Inferno
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