Kapitel 4

»O mein Gott, wie spannend! Am ersten Tag gleich eine gefährliche Verfolgungsjagd mit Polizeieinsatz und so. Was für ein Einstieg!« Vera ist absolut begeistert. Till und Caro nicken zustimmend mit vollem Mund.

Am frühen Abend sitzen wir zur Feier meines ersten Ambulanztages auf meiner Terrasse, essen Sushi und trinken Prosecco.

Dass Caro es geschafft hat, vorbeizukommen, freut mich besonders. Vera, Caro und ich haben zusammen studiert. Während Vera immer noch überzeugter Single ist und ich krampfhaft nach meinem Traumprinzen fahnde, hat Caro das alles schon hinter sich. Sie ist glücklich mit Ralf, einem Orthopäden, verheiratet. Vor knapp sieben Monaten kam ihr erstes Kind, Julius, zur Welt. Seit Caro wieder als Internistin arbeitet, und das tut sie seit etwa vier Wochen, hetzt sie nur noch gestresst zwischen Klinik und Kinderkrippe hin und her. Meist kommen gemeinsame Abende mit den Freundinnen da zu kurz. Aber das wird sie bestimmt bald in den Griff bekommen. Da bin ich sicher.

Nach meinem fulminanten Ambulanzstart war ich absolut nicht mehr in der Lage zu kochen, und so hat Vera uns mein Lieblingsessen Nummer eins mitgebracht: Sushi.

»Schade, dass du unser Mittagessen verpasst hast und vor allem schade um dein neues Kleid«, fährt Vera kauend fort.

»Wie ist das Team denn so? Sind die nett?«, möchte Caro wissen.

»Also Frau Goldstein ist, glaube ich, die gute Seele der ­Moby-Fit-Ambulanz. Sie ist sehr hilfsbereit. Der Koch, seine Küchenhilfe, die Ernährungsberaterin und die zwei Sportlehrer scheinen auch ganz nett zu sein. Aber mit denen werde ich wohl nur während der Ambulanzbesprechungen zu tun haben. Die finden unregelmäßig statt. Ambulanzsprechtage habe ich ein- bis zweimal die Woche. Während der übrigen Arbeitszeit bin ich weiterhin ganz normal auf den Stationen oder für Notdienste in der Klinik eingeteilt.«

»Und wie ist dein neuer Chef?«, bohrt Till nach.

»Er ist nicht mein Chef, er ist der Teampsychologe und hat blöderweise diese Ambulanz gegründet.«

»Also ist er doch dein Boss.« Till schenkt uns Prosecco nach.

»Er ist ein Pullunder tragender rechthaberischer Vollidiot. Ich sollte diese Ambulanz leiten. Seit ich den Brief erhalten habe, habe ich mich wie eine Schneekönigin darauf gefreut.«

»Du leitest die Ambulanz zwar nicht, aber du bist die einzige humanmedizinische Instanz. Das sollte dir doch Re­spekt verschaffen«, versucht Vera mich aufzumuntern.

»Leider bin ich noch nicht mal das. Mister Superhirn hat nämlich zusätzlich zur Psychologie so ganz nebenbei noch Humanmedizin studiert. Er ist auch noch Kinder- und Jugendpsychiater.«

»Dann ist er ja doppelt gaga«, grinst Till.

»Ist ja krass. Wie alt ist der Typ denn?« Vera ist genauso beeindruckt wie ich.

»Noch nicht so alt. Ich würde mal sagen, hmmm, so Mitte bis Ende dreißig.«

»Ach, das heißt doch alles nichts«, interveniert Caro, »und wenn er noch hundert andere Fächer studiert hätte. Du bist Kinderärztin und, soweit ich das als Internistin beurteilen kann, eine verdammt gute. Du hast ihm gegenüber auf deinem Gebiet einen absoluten Vorteil.«

Caro hat sich noch nie unterkriegen lassen.

»Aber irgendwie läuft das nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Denner geht einfach mal gar nicht. Ihr solltet das Büro sehen, das wir uns teilen müssen. Das ist ein Müllhaufen. Ich bin an dem Staub, der da rumflog, fast erstickt. Sogar das Putzpersonal weigert sich, das Zimmer zu betreten, aber ich soll da einziehen.«

»Du bist, was Ordnung angeht, auch echt extrem, Anna«, wirft Caro ein, »mit mir könntest du dir auch kein Büro teilen.«

»Aber bei dir ist es nicht so staubig.«

»Sag ihm doch, er soll halt so weit aufräumen, dass wieder jemand putzen kann.«

»Das hat er heute versucht. Das Zimmer ist jetzt sozusagen zweigeteilt. In seiner Hälfte stapeln sich die Akten fast bis zur Decke. Meine Hälfte ist leer und wurde geputzt, wie auch die Fensterbank und die Hälfte des Regals. Das hilft mir jetzt auch nicht weiter. Der Kerl ist einfach unmöglich. Erst macht er mich vor der Pinnwand blöd an, und dann lässt er heute Steve auf mich los.«

»Das hast du ja zum Glück, bis auf ein paar blaue Flecken, überlebt. Außerdem war heute ja erst der erste Tag. Du wirst sehen, es wird sich schon alles finden mit deiner neuen Ambulanz. Du kannst stolz auf dich sein, du bist die Erste von uns, die eine Ambulanz bekommen hat. Darauf sollten wir anstoßen.« Caro hebt ihr Glas, und wir stoßen alle miteinander an.

»Dein Auge sieht aber ganz schön übel aus«, Vera sieht mich besorgt an, »was ist denn jetzt eigentlich mit deiner Brille? Ist sie völlig hinüber, oder kann man da noch was machen?«

»Das rechte Glas und ein Bügel haben einen Sprung. Ich glaub nicht, dass man da viel machen kann. Ich hab ja zur Not noch meine Ersatzbrille.«

Die ist aber leider babyblau und passt so gar nicht zu der Rosa- und Fliederphase, in der ich mich gerade befinde. Wenn mir nichts Besseres einfällt, muss ich halt ab und zu die gesprungene Brille tragen. Zum Durchschauen reicht es ja noch. Das Problem ist, dass ich nicht mehr zu meinem Optiker gehen kann, weil es sich dabei um meinen verdrängenswerten Exfreund handelt. Felix hat mir absolut kein Glück gebracht, und ich möchte ihn nie, nie wiedersehen. Leider ist er der beste Optiker in unserer Stadt, und ich habe die Brille mit einer Zweijahresgarantie bei ihm versichert. Wenn ich zu irgendeinem anderen Optiker gehe, muss ich die neue Brille teuer bezahlen, anstatt die Kosten von der Versicherung übernehmen zu lassen.

Vera fängt an zu kichern: »Wisst ihr noch, wie wir damals nach dem Studium angefangen haben zu arbeiten? Caro ist bei jeder Blutentnahme ohnmächtig geworden, wir haben uns in der Klinik pausenlos verlaufen, ich wurde für eine Patientin gehalten, die sich als Ärztin verkleidet hat, und du, Anna …«, Vera kommen jetzt schon die Tränen vor Lachen.

Ja, ich Anna. Ich wurde an einem Tag dreimal von einem äußerst witzigen Patienten auf dem Klo eingesperrt. Der Knabe montierte einfach jedes Mal von außen den Griff ab. Wer schenkt einem Zehnjährigen auch einen Akkuschrauber? Dass ich so oft auf die Toilette musste, lag an meiner Nervosität. Ohne Selbstbewusstsein, mit Angst vor den unheimlichen Patienten und jeder Menge unnützem Studiumswissen in den Köpfen, taperten Vera und ich damals planlos durch die Kinderklinik. Ich tat einfach immer das, was mir die erfahrenen Krankenschwestern empfahlen. Dann teilte ich Patienten und Eltern »meine« Entscheidung mit. Bei Reaktionen wie »Danke, Frau Doktor, vielen, vielen Dank, dass Sie uns geholfen haben«, fühlte ich mich wie eine Hochstaplerin.

Caro bekam ihre Ohnmachtsanfälle beim Anblick von Blut zum Glück rasch in den Griff. Dafür mussten allerdings wir herhalten. Sie nahm uns einfach so oft Blut ab, bis ihr nicht mehr schwindelig wurde. Vera und ich liefen wochenlang wie Drogensüchtige mit blau gepiksten Armen und Händen herum. Schon ganz gut, dass uns heute fast nichts mehr abschreckt und wir wissen, was wir tun. Meistens zumindest.

»Es nervt einfach, dass Denner, der Prototyp eines langweiligen Spießers, mich so von oben herab behandelt«, lenke ich wieder zu dem mich unablässig beschäftigenden Thema hin.

»Zeig ihm, was du drauf hast, und gib ihm ’ne Chance. Was anderes bleibt dir gar nicht übrig«, empfiehlt Caro. »Er hat’s mit dir auch nicht leicht: Erstens stehst du sowieso nicht auf Psychologen, und zweitens machst du ihm bestimmt ständig den indirekten Vorwurf, dass er dir die Ambulanzleitung geklaut hat.«

»Aber drittens, ist er eine Moralapostel-Nervensäge, die einem den besten Tratsch verdirbt«, ergänzt Vera.

Tratsch! Das hatte ich fast vergessen. Bei der heutigen Aufregung konnte ich mich gar nicht um die Möslis und Dietrichs dieser Welt kümmern.

Vera scheint manchmal wirklich Gedanken lesen zu können: »Anna, du hast heute übrigens echt was verpasst.«

»Was denn? Hat Dr. Möslis Frau ihm öffentlich eine Szene gemacht?«

»Nein, nein, an dieser Front ist es ruhig. Aber du hast es fast getroffen. Frau Dietrich ist heute Morgen vorbeigekommen, um ihren angebeteten Gatten zum Dienstende mit einem Frühstück zu überraschen. Sie dachte, er müsste mal wieder länger arbeiten. Er war aber gar nicht zum Nachtdienst eingeteilt. Und auf ihre fassungslose Nachfrage hin, wo er denn sei, habe ich ihr einfach gesagt, dass er längst zum Frühdienst da sein müsse, aber vielleicht wieder im Stau stehe, so wie neulich. Daraufhin ist sie völlig ausgeflippt, weil er ja eigentlich immer mit dem Fahrrad zur Arbeit kommt.

Dietrich ist in diesem Moment in die Notaufnahme gekommen und hat seine vollkommen hysterisch zeternde Frau hinter sich her zum Parkplatz gezerrt. Sah aus, als würden sich die beiden ordentlich zoffen. Ich konnte aber leider nichts verstehen.«

»Vielleicht bin ich dann ja jetzt aus dem Schneider«, bemerke ich hoffnungsvoll.

»Na ja, kann schon sein.«

Moment mal, hat Vera auf meine Anmerkung, dass sich mein Dietrich’sches Problem erledigt haben könnte, wirklich mit ›na ja, kann schon sein‹ geantwortet?

»Was heißt hier ›na ja‹?«, hake ich nach.

In meiner blühenden Phantasie haben sich in den letzten Tagen vor meinem inneren Auge bereits eine Menge gruseliger Szenen abgespielt, in denen Frau Dietrich mich wahlweise erwürgt, mit dem Auto überfahren, mit einem Fleischermesser auf mich eingestochen oder fiese Zettel über mich an die Pinnwand gehängt und so meine Karriere zerstört hat.

»Keine Sorge, das wird schon«, meint Vera nur.

»Was willst du damit sagen?« Langsam werde ich ungeduldig.

Vera schweigt. »Was ist los?«

»Nun ja, ich wollte nicht, dass du dich unnötig aufregst. Du machst dir ja immer gleich so viele Gedanken«, räumt sie zögernd ein.

»Vera! Was verschweigst du?«

»Also gut, Frau Dietrich hat vor dieser ganzen Szene nach dir gefragt, und ich habe ihr mitgeteilt, dass du nicht im Dienst und die nächsten Tage auch nicht erreichbar wärst.«

»Und?!«

»Sie war halt ein bisschen aufgeregt und hat mich gebeten, dir auszurichten, dass sie genau wüsste, was du im Schilde führst und dass sie das auf gar keinen Fall hinnehmen würde.«

»Bist du verrückt? Ich hätte heute Morgen ein Alibi gehabt.«

»Ja, vielleicht. Aber, Anna, ich wollte dir an deinem ersten Ambulanztag den Rücken freihalten. Was soll sie denn schon Schlimmes anstellen?«

Vielleicht all das, was mich dank meiner Phantasie in den letzten Tagen in Angst und Schrecken versetzt hat? Ich bin fassungslos.

»Wir müssen irgendetwas dagegen tun!«, flehe ich sie verzweifelt an.

»Ich lass mir was einfallen. Diese Woche ist mein Bekannter aus der Verwaltung wieder da. Ich sage dir sofort Bescheid, sobald ich etwas Neues erfahre.«

»Ach Anna, du solltest dir nicht so viele Sorgen machen. Pack doch lieber mal dein Geschenk aus«, versucht Caro mich abzulenken. Die Schultüte von Vera, die mit Minipackungen meiner Lieblings-Schokokekse gefüllt ist, war schon eine tolle Überraschung. Zusätzlich haben die Mädels aber noch ein gemeinsames Geschenk besorgt. Das ist ja fast wie Geburtstag!

Es ist ein Frauen-Karriereratgeber. Eine interessante Analyse männlichen Macho-Gorilla-Gruppenverhaltens und der üblichen Frauen-ich-will-mich-nicht-in-den-Vordergrund-drängen-Fehler. Meine Mädels wissen eben, was ich brau­che. Nur Till hatte offensichtlich keine Lust, sich an dem Geschenk zu beteiligen. »Ihr habt echt Probleme«, bemerkt er mit einem abfälligen Blick auf das Buch, »macht doch einfach euren Job. Dann läuft das schon mit der Karriere.«

»Das glaubst du ja wohl selbst nicht«, Vera ist innerhalb einer Nanosekunde auf hundertachtzig, »solange Macho-Kerle wie du in den Chefetagen sitzen und hemmungslos eine Praktikantin nach der anderen vernaschen, haben Frauen nie gute Chancen.«

»Das sind doch alles nur Ausreden frustrierter verklemmter Weiber«, winkt Till ab und lehnt sich in seinem Stuhl zurück.

Vera ist kurz davor, ihm die Augen auszukratzen: »Ich wäre auch frustriert, wenn ich mit einem Macho-Arsch wie dir zusammenarbeiten müsste. Für dich ist doch gleich jede Frau verklemmt, die es nicht sofort mit dir in deinem Büro treiben will.«

»Du hast interessante Phantasien. Aber sei ganz beruhigt, ich habe es nicht nötig, eine Frau zu bedrängen. Ich kann nichts dafür, dass so viele auf mich stehen. Nicht dass ich etwas dagegen hätte.« Till grinst anzüglich.

»Natürlich stehen sie auf dich, wenn du das Blaue vom Himmel lügst …«

»Es heißt, das Blaue vom Himmel versprechen. Ich verspreche gar nichts. Auch das habe ich nicht nötig. Wenn sie sich auf mich einlassen, dann wissen sie genau, was sie bekommen.«

»Und du weißt genau, dass sie insgeheim trotzdem mehr von dir wollen.«

»Das ist nicht meine Schuld. Meine Ansagen sind immer klar.«

»Wegen Typen wie dir gibt es so viele Frauen, die tausendmal lieber alleine bleiben, als sich so etwas anzutun.«

»Also, ich persönlich kenne nur eine, die sich nicht binden möchte, und die, so nebenbei bemerkt, vergnügt sich gern mal mit dem einen oder anderen Lustknaben.« Till deutet mit seinem Sektglas auf Vera.

»Was willst du damit sagen?«

»Ich sage nur: Wer im Glashaus sitzt …«

»Du willst ja wohl nicht deine manische Rumvögelei mit meinen gelegentlichen, in beiderseitigem Einverständnis stattfindenden One-Night-Stands vergleichen.«

Oje, Till und Vera sind mal wieder bei ihrem Lieblings-Streitthema gelandet.

»So, jetzt atmet mal beide tief durch«, geht Caro dazwischen, »es wäre schön, wenn ihr es einen Abend lang schaffen könntet, euch nicht an die Gurgel zu gehen.«

»Glaube mir, ich reiße mich jedes Mal zusammen, wenn ich diesen Kerl sehen muss. Also sag ihm das. Ich habe nicht damit angefangen«, schmollt Vera.

Till gibt ebenfalls nicht so schnell auf: »Ach, aber ich, oder was? Ich habe lediglich gesagt, wie es ist. Du lebst so tief in deiner verworrenen Emanzenwelt, dass du einfach nicht mehr mit der Realität klarkommst. Du bist doch die Schlimmste von allen. Du bist wie der Wolf im Schafspelz mit deinem zierlichen Figürchen und diesen pseudokindlich niedlichen Löckchen …«

Vera kneift drohend die Augen zusammen: »Pass mal auf, du komplexbeladener …«

»So, das reicht für heute«, unterbricht Caro die beiden, »dass wir Frauen wohl noch in hundert Jahren keine Chancengleichheit haben werden, ist nun mal so. Wir müssen uns eben anstrengen. Aber deshalb sind nicht alle Männer gleich Macho-Ärsche. Ralf und ich zum Beispiel führen eine wunderbar ausgeglichene Ehe, und gemeinsam schaffen wir es, Beruf und Kind zu verbinden.«

»Du meinst, du schaffst es, indem du dich völlig zerreißt, während Ralf beruflich kein bisschen kürzertritt«, wirft Vera schnippisch ein.

»Pass auf, sie hat heute mal wieder Haare auf den Zähnen«, mischt Till sich ein.

»Halt doch einfach ein Mal deine große Klappe«, pampt Vera zurück. Caro lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen: »Ralf und ich arbeiten derzeit beide reduziert. Wobei, da hast du völlig recht, er immer noch entspannter ist als ich. Aber ich bin eben die Mutter.«

»Na, die Welt hat eben von allem etwas zu bieten: Macho-Ärsche, Männer, die bekommen, was sie wollen, Frauen, die keine Lust auf solche Typen haben und ewig Single bleiben wollen, überzeugte Mütter und Frauen, die noch an die wahre Liebe glauben«, beende ich das Thema.

Till erhebt Einspruch: »Beim letzten Punkt bin ich nicht dabei. Das hier ist das Leben und kein Frauenroman.«

»Dann lass es halt. Wo schläfst du heute eigentlich?«

»Zu Hause. Ich habe nämlich alles im Griff.« Till prostet mir mit einem übertriebenen Grinsen zu.

Nachdem alle gegangen sind und ich die Küche aufgeräumt habe, nehme ich meinen neuen Ratgeber mit ins Bett. Diesmal werde ich kontinuierlich an mir arbeiten, nicht nur zwei Notizbuchseiten lang. Jeden Tag werde ich eine neue Verbesserung angehen. Die erste Aufgabe wird sein: Erledigen Sie nicht anderer Leute Arbeit. Grenzen Sie sich ab, und lernen Sie »nein« zu sagen! Das wird ein Kinderspiel. Nein sagen konnte ich schon immer gut. Glaube ich zumindest.

Nur zu Ben sage ich derzeit absolut ja. Wir haben uns während unseres letzten Telefonates endlich mal wieder verabredet.

Endlich! Verabredungen unter Ärzten sind wirklich schwierig. Während meiner freien Woche hatte Ben natürlich ständig Dienst. Wie könnte es anders sein. Und so war ich überglücklich, als er mich fragte: »Darf ich dich am Freitag zum Abendessen bei mir zu Hause einladen? Dann koche ich was Schönes für uns.«

»Das klingt phantastisch, dann bis Freitag«, flötete ich in den Hörer. Schwupps, war ich auf Wolke sieben. Ich habe mir fest vorgenommen, dass wir auch bei dieser Verabredung nicht weitergehen werden. Schließlich steht das große Wochenende bevor. Ben und ich haben zufällig dieselbe Fortbildung auf Sylt gebucht. Es geht dabei um die »Therapie von Verbrennungen im Kindesalter«. Nächstes Wochenende werden wir gemeinsam dorthin fahren. Bietet sich ja an. Wir fahren mit seinem Auto hoch, er hat sich um das Hotel gekümmert, und ich freue mich auf ein romantisches Wochenende.