Küchenschlacht und Partybremse
››Aufwachen Schlafmütze, oder willst du den halben Tag verschlafen?‹‹ Eine raue Stimme ertönte direkt neben meinem Ohr und ich schmiss mich knurrend auf die andere Seite. Ein leises Lachen war die Antwort darauf.
››Müde‹‹, brummte ich verschlafen und presste mein Gesicht in das kuschlige Kissen. Frühmorgens war ich wirklich zu nichts zu gebrauchen. Das stand schon einmal fest.
››Aufwachen.‹‹ Die raue Stimme war mir nun noch näher als zuvor und ich holte blind mit dem Arm aus und traf den Störenfried tatsächlich. Denn meine Hand landete klatschend auf etwas Hartem. Doch leider hatte ich die Rechnung nicht mit der Nervensäge gemacht. Denn meine Hand wurde fest von einer anderen umschlossen und ich wurde herumgedreht, so dass mein Gesicht gegen etwas Hartes, welches erstaunlicherweise wundervoll warm war, stieß. Zu müde um zu reagieren, tat ich nichts weiter als mich daran zu schmiegen.
››Noch fünf Minuten‹‹, grummelte ich leise und kuschelte mich noch enger an diese wohlig warme Brust.
…Moment mal… hatte ich gerade wirklich gedacht, dass ich mich an eine warme Brust kuschelte? Nein, das war vollkommen unmöglich. An wessen Brust sollte ich mich denn auch schon kuscheln? Ich hatte die Nacht allein im Bett verbracht. Oder?... Oh mein Gott! Oder?
Verängstigt öffnete ich ganz langsam meine Augen und blinzelte mehrmals, da die Welt noch ziemlich unscharf aussah. Als die Helligkeit nicht mehr mein Sehvermögen beeinträchtigte, versuchte ich zu erkennen woran ich mich kuschelte. Was ich leider nicht hätte tun sollen. Das hätte mir eine ziemlich peinliche Situation am frühen Morgen wenigstens erspart.
Vor meinen Augen befand sich wirkliche eine durchtrainierte Brust. Eine männliche Brust! Ach du Schreck! Langsam ließ ich meinen Blick nach oben gleiten und musterte dabei die vielen Muskeln des noch fremden Körpers, an den ich mich wie ein Kätzchen schmiegte. Mein Blick glitt weiter nach oben und verweilte kurzzeitig an den Schlüsselbeinen. Als ich endlich beim Gesicht der Person ankam, schreckte ich zusammen und wich sofort einige Zentimeter von ihr zurück. Die Person dagegen grinste mich dümmlich an und schien total mit der Situation zufrieden zu sein.
››Du kannst dich gerne weiter an mich schmiegen Kätzchen.‹‹ Shanes Stimme klang fast schon wie ein wohliges Schnurren und ich wich noch weiter von ihm weg und funkelte ihn wütend an. Ich war mal wieder vollkommen überfordert mit der Situation. Was machte Obermacho höchstpersönlich in meinem Bett?
››Was zur Hölle tust du hier?‹‹ Strafend sah ich ihn fest in die Augen und versuchte angestrengt meinen Blick nicht wieder sehnsuchtsvoll über seinen Körper schweifen zu lassen. Das hätte ihn nur wieder bestärkt und er hätte irgendwelche dummen Kommentar von sich gegeben.
››Bis eben habe ich ebenfalls geschlafen.‹‹
››Aber… du hast gestern doch im Wohnzimmer…‹‹ Ich war so empört, dass es mir die Sprache verschlug. Das konnte doch nicht wirklich sein ernst sein?
››Ja aber ich habe nie gesagt, dass ich jede Nacht dort schlafe. Immerhin ist das hier mein Zimmer und dementsprechend auch mein Bett.‹‹
››Gott du bist so ein… ein… selbstverliebter Vollpfosten.‹‹
››Du warst auch schon mal besser.‹‹
››Es ist ja auch frühmorgens Arschloch und das Erste was ich heute zu Gesicht bekommen habe bist du. Das ist wirklich nicht gerade der optimale Start in den Tag.‹‹ Shane begann wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen und ich verdrehte genervt die Augen, da er nun sicherlich einen bescheuerten Kommentar von sich geben würde.
››Nun viele Frauen würden da genau das Gegenteil behaupten Schätzchen und vor wenigen Sekunden hast du sich ebenfalls an mich geschmiegt wie ein kleines Schmusekätzchen.‹‹
››Da hab ich auch noch nicht gewusst, dass es ein Ekelpaket ist‹‹, konterte ich wütend und sprang aus dem großen Bett heraus. Leider wurde mir bewusst, dass ich nur ein kurzes Stoffhöschen und ein enges schwarzes Top trug, da ich angenommen hatte die Nacht alleine in dem Bett zu verbringen. Große Klasse! Hinter mir ertönte ein lautes Pfeifen von Obermacho und ich funkelte ihn über meine Schulter zornig an. So ein Blödmann.
››Sexy Knackarsch.‹‹
››Ach halt die Klappe.‹‹ Ohne wirklich hinzugucken, griff ich mir ein paar Klamotten und verschwand so schnell ich konnte aus dem Zimmer. Hinter mir konnte ich immer noch Shanes nerviges Lachen hören.
Es war Nachmittag und Maggy und ich standen in der Küche und backten einen Kuchen. Naja zumindest versuchten wir es. Ich war nicht gerade die beste Köchin beziehungsweise Bäckerin, aber immerhin bei weitem noch besser als Maggy. Trotzdem hatten wir beide so unsere Probleme das Rezept richtig auszuführen. Allein schon die Butter hatten wir vergessen zu erhitzen und somit mussten wir einen harten Klumpen mit dem Mixer pürieren, was sich als ziemlich schwierig herausstellte. Dann hatte Maggy auch noch fast Zucker mit Salz verwechselt, hätte ich nicht rechtzeitig eingegriffen. Es war also wirklich das reinste Chaos. Die Küche sah aus wie ein Schlachtfeld und der Kuchen war noch lange nicht fertig.
››So und jetzt kommen 250 Gramm Mehl an den Teig‹‹, sagte Maggy und hob die Packung Mehl stolz in die Luft. Ich war gerade dabei den Teig zu mixen, während Maggy die Packung aufriss und dabei eine große Menge auf dem Boden verteilte. Ich konnte mir mein Lachen nicht verkneifen und musste mir den Bauch halten. Man diesen Kuchen wollte ich am Ende wirklich nicht selber essen. Wie viel da schon schief gelaufen war grenzte fast an das Unmögliche. Als Maggy gerade das Mehl in die Schüssel geben wollte, schrie ich laut auf.
››NEIN!‹‹ Sofort hielt sie alarmiert inne und sah mich aus großen Kulleraugen an.
››Was?‹‹
››Du musst es erst abmessen, oder kannst du etwa 250 Gramm selber schätzen?‹‹ Maggy kratzte sich am Kopf und verteilte dabei etwas Mehl in ihren roten Haaren. Wieder musste ich Lachen und sie stimmte nichts ahnend mit ein. Mit Maggy zu backen war einfach komplett verrückt, aber auch das Lustigste was ich seit langem getan hatte
››Wo ist denn das Messdingsbums?‹‹
››Der Messbecher‹‹, korrigierte ich sie grinsend, ››liegt direkt hinter dir auf der Anrichte.‹‹ Freudig hielt Maggy ihn wieder in die Luft und ich prustete los. Sie war wirklich ein Fall für sich, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass es eine Person gab, die sie nicht liebenswürdig fand. Ein wenig erinnerte mich Maggy immer an eine kleine schusselige Fee aus einem Märchen. Sie schien einfach nicht von dieser Welt zu sein.
››Schau aber bitte bei Gramm nach, wenn du es abmisst‹‹, erinnerte ich sie und sie nickte überschwänglich.
››Okay.‹‹ Maggy hob die Packung Mehl hoch und schüttelte den weißen Inhalt in den Messbecher. Dabei rutschte ihr die Tüte aus der Hand und ich sprang schnell zu ihr und fing sie noch gerade so rechtzeitig auf. Leider hatte ich dabei meinen Mixer vergessen, welcher wild herumschleuderte und die Schüssel mit dem Teig herunter schmiss. Ich stieß einen Schrei aus und Maggy hechtete mit einem großen Sprung zu der Schüssel und fing sie auf. Dabei landete ihr Körper jedoch auf meinem und presste mich gegen den harten Fließenboden. Zu allem Übel entglitt mit dabei auch noch die Mehlpackung und landete halb auf meinem Kopf und halb auf dem Boden. Vor lauter Schreck atmete ich auch noch genau in dem Moment ein und eine riesen Menge Mehl gelangte in meinen Atemwegen, so dass ich mir die Seele aus dem Leib hustete. Maggy, welche immer noch auf mir lag, begann lauthals zu lachen und schien nicht im Geringsten daran zu denken mir aufzuhelfen, oder gar von mir runter zu gehen.
››MAGGY!‹‹, stieß ich unter lautem husten genervt aus und sie rutschte endlich von mir herunter. Sie wog zwar nicht sonderlich viel, aber eindeutig genug damit mir die Luft knapp wurde. Ächzend setzte ich mich auf und hustete mir weiterhin die Seele aus dem Leib. Lachend klopfte mir Maggy auf den Rücken.
››Was ist denn hier los?‹‹ Ryan stand im Türrahmen und starrte uns aus großen Augen an. Um seine Mundwinkel zuckte es verdächtig und ich funkelte ihn bitterböse an.
››Wir backen einen Kuchen‹‹, erwiderte Maggy fröhlich und ich hievte mich vom Boden und hob die Mehlpackung auf.
››Es sieht eher aus als würdet ihr einen Krieg führen‹‹, kommentierte Ryan trocken.
››Noch ein Wort und ich klatschte dir ebenfalls Mehl ins Gesicht‹‹, murrte ich und wischte mir übers Gesicht, welches über und über mit Mehl bedeckt war.
››Nein danke ich verzichte, aber ich wünsche euch noch viel Spaß.‹‹ Mit einem Zwinkern drehte er sich um und ich griff beherzt in die Packung Mehl und schleuderte ihm eine Ladung hinterher. Erstaunlicherweise traf ich ihn sogar. Die Ladung landete direkt in seinem Nacken und Ryan zuckte erschrocken zusammen und fuhr schnell wieder zu uns herum. Mit entsetztem Blick sah er mich an und auch Maggy tat es ihm gleich, ehe sie anfing laut schallend zu lachen und rief: ››Du müsstest mal dein Gesicht sehen!‹‹
››Das wirst du mir büßen.‹‹ Mit schnellen Schritten stand Ryan vor mir und ich warf Maggy die Tüte zu, in der Hoffnung sie wäre auf meiner Seite. Ryan umschloss währenddessen meinen Körper mit seinen Armen und ich lachte laut auf und versuchte zu entkommen.
››Maggy gib mir sofort die Mehlpackung!‹‹, wies Ryan die kleine Fee an.
››NEIN!‹‹, schrie ich laut und kämpfte gegen seinen festen Griff. ››Gib sie ihm nicht!‹‹ Schmunzelnd betrachtete Maggy uns und griff schließlich selbst in die Packung. Entsetzt sah ich sie an.
››Oh nein! Maggy!‹‹ Natürlich half das kein bisschen. Ohne mit der Wimper zu zucken schleuderte sie eine riesen Ladung Mehl auf Ryan und mich. Nun war ich wirklich von oben bis unten voller Mehl.
››MAGGY!‹‹, schrien Ryan und ich gleichzeitig und die Attentäterin kugelte sich lachend auf dem Boden herum und hielt sich krampfhaft den Bauch.
Mit einer enormen Geschwindigkeit war Ryan auch schon bei ihr und entriss ihr die Packung Mehl und leerte sie schmunzelnd über ihr.
››HEY!‹‹, kreischte die weiß gepuderte Fee los und rappelte sich wieder auf und hängte sich an Ryans Hals.
››Becky hol schnell die Schüssel mit dem Teig!‹‹, quietschte sie eine Oktave zu hoch. Lachend befolgte ich ihre Aufforderung und musste über Ryans entsetzten Gesichtsausdruck lachen.
››Becky!‹‹ Warnend sah er mich an, doch ich zuckte nur mit den Schultern und ließ den zähen Teig ganz langsam über seinen Kopf fließen.
››Was zur Hölle treibt ihr hier eigentlich?‹‹ Grizzlybär und Obermacho standen in der Tür und starrten unser Schauspiel vollkommen entsetzt an.
››Wir kämpfen mit Essen!‹‹, entgegnete Maggy mit ernster Stimme und klatschte Ryan ein Ei auf den Kopf. Ich sank dagegen lachend auf den Boden und dachte ich würde jeden Moment ohnmächtig werden vor Lachen. So einen Spaß hatte ich schon lange nicht mehr gehabt.
››Mit Essen?‹‹ Grizzly sah uns fassungslos an.
››Wieso?‹‹, stieß Obermacho nur vollkommen trocken aus und wirkte wie im falschen Film.
››Weil es Spaß macht‹‹, presste ich heraus und strich mir durch die weißen Haare.
››Ihr habt wirklich einen an der Klatsche.‹‹
››Nur weil du ein Langweiler bist, müssen wir es doch nicht sein‹‹, erwiderte ich schlicht und erhob mich umständlich. ››Möchtest du mich nicht mal umarmen?‹‹, fragte ich neckisch und ging mit weit ausgebreiteten Armen auf ihn zu. Daraufhin wurde ich aus bösen Augen angefunkelt.
››Nein danke ich verzichte.‹‹
››Hab ich es doch gewusst. Langweiler.‹‹ Shane musterte mich von oben bis unten eingehend. Erst dann sah er wieder zu mir auf und blickte mit festem Blick direkt in meine Augen. Sofort breitete sich wieder dieses komische Kribbeln in meinem Bauch aus.
››Wir gehen heute Abend in die Disko‹‹, stieß er einfach aus und drehte sich danach um und ging wieder ins Wohnzimmer. Verblüfft sah ich ihm hinterher.
››Was?‹‹ Anstelle von Obermacho antwortete mir Grizzly.
››Damit meint er, er braucht eindeutig mal wieder etwas Ablenkung.‹‹ Als Jake mir auch noch zuzwinkerte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Shane brauchte also eine Tussi zur Ablenkung…. Ah… Urgh! Das wollte ich eigentlich gar nicht wissen. Ohne es zu wollen, lief ich scharlachrot an, doch zum Glück bemerkte das keiner, da mein Gesicht sowieso weiß gepudert war.
››Na dann also heute Abend Party!‹‹, quietschte Maggy wieder fröhlich und zerschlug das nächste Ei auf Ryans Kopf. Und wir alle vier fingen an laut zu lachen.
Nachdem wir uns alle fertig gemacht hatten, was besonders bei Maggy, Ryan und mir lange dauerte, machten wir uns los zur Disko. Ich trug ein knielanges hellgrünes Kleid und eine dunkle Strumpfhose. Meine Haare hatte ich einfach zu einem schlichten Zopf zusammengebunden. Ich war zufrieden mit meinem Äußeren. Doch an Maggy kam ich bei weitem nicht heran. Sie trug ein hautenges goldenes Kleidchen und ihre kurzen roten Haare hatte sie zu kleinen Engelslöckchen gedreht. Grizzly wurde sicherlich von vielen Kerlen für diese atemberaubende Schönheit beneidet. Auch die Jungs hatten sich schick gemacht. Grizzly und Ryan trugen beide Jeans und ein Hemd und Obermacho trug eine schwarze Hose - die ihm einen sexy Knackarsch zauberte – und ein enges Shirt, durch welches man sein Sixpack sehen konnte. Er sah wirklich zum anbeißen aus. Wenn er nicht solch ein Blödmann wäre, versteht sich natürlich.
In der Disko herrschte reges Treiben. Man musste sich seinen Weg durch die tanzenden Menschenmassen regelrecht erkämpfen und die Musik war so laut, dass man sich anschreien musste, wenn man miteinander reden wollte. Doch ich fand es super. Ich hatte mal wieder richtig Lust darauf ein wenig zu tanzen und meinen Spaß zu haben. Das würde mir sicherlich gut tun. Zwar war es nicht dasselbe wie immer, da Annabell nicht dabei war, aber ich würde mir davon jetzt nicht die Laune verderben lassen.
Kaum nachdem wir angekommen waren, griff Maggy schon nach meiner Hand und zog mich auf die überfüllte Tanzfläche. Ich folgte ihr ohne zu murren. Grizzlybär und Ryan folgten uns ebenfalls. Nur Obermacho hatte ich aus den Augen verloren, aber das kümmerte mich reichlich wenig.
››Ich liebe diesen Song!‹‹, brüllte Maggy wie immer fröhlich und hüpfte auf der Tanzfläche herum. Ich tat es ihr gleich und ließ mich einfach von der Musik treiben. All der Kummer und die Anspannung der letzten Tage fiel von mir ab und ich genoss das Gefühl, welches meinen gesamten Körper durchströmte.
Derweil lieferte sich Maggy einen heißen Tanz mit Grizzly, was ich lachend musterte. Die beiden waren wirklich ein süßes Paar.
››Wollen wir etwas trinken gehen? Dann können wir die beiden ein wenig in Ruhe lassen.‹‹ Ryan beugte sich nah an mein Ohr und ich nickte zustimmend. Das war sicher eine gute Idee. Außerdem hatte ich nach dem vielen tanzen ziemlich Durst.
Ryan griff nach meiner Hand und zog mich mit sich zur Theke, an der mehrere Barkeeper standen und geschickt Cocktails mixten. Ryan und ich bestellten beide unseren Cocktail und unterhielten uns schreiend. Während unseres Gesprächs bemerkte ich, dass ein Mädchen – welches direkt neben Ryan saß – ihn die ganze Zeit interessiert musterte.
››Hey das Mädchen hinter dir steht auf dich‹‹, erklärte ich ihm und er drehte sich kurz herum zu ihr. Woraufhin sie schnell beschämt zur Seite sah. Lächelnd drehte er sich wieder zu mir um.
››Stimmt.‹‹
››Möchtest du dich denn gar nicht mit ihr unterhalten?‹‹, fragte ich und wippte verschwörerisch mit den Augenbrauen. Ryan verdrehte lachend die Augen.
››Nö.‹‹
››Warum? Sie ist doch süß.‹‹
››Ich unterhalte mich doch gerade mit dir.‹‹
››Na und? Los rede schon mit ihr. Ich geh noch ein bisschen tanzen.‹‹ Als ich aufstand, hielt mich Ryan an der Hand fest.
››Keine Sorge ich pass schon auf mich auf. Hab du nur deinen Spaß.‹‹ Grinsend wandte ich mich von ihm ab und verschwand zwischen den tanzenden Leuten. Als ich mich umdrehte, sah ich wie Ryan tatsächlich anfing mit dem Mädchen zu reden. Ich sollte vielleicht über einen Job als Kupplerin nachdenken. Ich hatte eindeutig ein Händchen für so was.
Da ich immer noch nach hinten zu Ryan und seiner neuen Bekanntschaft sah, bemerkte ich allerdings nicht, dass vor mir jemand stand und lief direkt in ihn rein. Durch den Aufprall wurde ich heftig zurückgeworfen und mein Fall wurde nur durch zwei Arme, welche sich um mich schlangen, verhindert. Kurzzeitig drehte sich die Welt vor meinen Augen.
››Alles okay?‹‹, fragte mich eine tiefe Stimme und ich nickte schnell und löste mich aus dem Griff des Fremden.
››Ja, danke‹‹, brüllte ich zurück und blickte direkt in das freundliche Gesicht eines Jungen, welcher vielleicht gerade mal 20 war. Er hatte ein sympathisches Lächeln und süß verwuschelte Haare. ››Sorry ich hab nicht aufgepasst wo ich hinlaufe‹‹, entgegnete ich etwas verlegen, woraufhin er nur lachte und dabei ziemlich niedlich aussah.
››Kein Problem. Ich habe nichts dagegen von so hübschen Mädchen angerempelt zu werden.‹‹ Nun stimmte ich in sein Lachen mit ein. ››Möchtest du mit mir tanzen?‹‹, fragte er mich grinsend und ich nickte fröhlich.
››Klar.‹‹ Zusammen gingen wir weiter auf die Tanzfläche und begannen uns wild und locker zu den schnellen Rhythmen zu bewegen. Dabei ließ ich meinen Blick durch die Menschenmasse schweifen. Es waren hauptsächlich Studenten in der Disko, die ausgelassen tanzten und Alkohol tranken. Weiter hinten auf der Tanzfläche konnte ich sogar Maggy und Jake erkennen, die immer noch eng beieinander tanzten und alles um sie herum nicht mehr wahrzunehmen schienen. Ein wenig von ihnen entfernt entdeckte ich sogar Mr. Obermacho höchstpersönlich, welcher mit einem blonden Mädchen tanzte. Obwohl man das kaum noch tanzen nennen konnte. Sie rieben sich wohl eher aneinander. Das war ja ein halber Porno. Schnell wandte ich meinen Blick wieder ab. Dieses Schauspiel wollte ich wirklich nicht länger mit ansehen.
››Du tanzt wirklich gut‹‹, sagte der Fremde laut. Ich lächelte breit und da fiel mir auf, dass ich nicht mal seinen Namen kannte.
››Wie heißt du eigentlich?‹‹, schrie ich und bemerkte, dass meine Stimme langsam ziemlich rau wurde.
››Dennis und wie heißt du?‹‹
››Rebecca.‹‹
››Freut mich dich kennenzulernen‹‹, erwiderte er breit grinsend und ich fing ebenfalls als zu grinsen. Mit der Zeit wurde unser Tanz immer ausgelassener und enger. Dennis Hände verweilten auf meiner Taille und ich ließ mich komplett von der Musik treiben und schlang meine Arme um seinen Nacken. Unsere Körper pressten sich aneinander, was nicht nur an den Leuten um uns herum lag. Die Hände von meiner Bekanntschaft wanderten über meinen Rücken und ich musste grinsen. Mir war natürlich klar an was er dachte und was er sich wohl von dem Abend erhoffte. Aber da musste ich ihn leider enttäuschen. Schon allein da ich vier Bodyguards hatte, obwohl diese ziemlich abgelenkt zu sein schienen.
Mein Blick wanderte zurück zu Ryan, welcher in einem intensiven Gespräch mit dem Mädchen zu stecken schien. Die Gute hatte mit ihm auf jeden Fall einen richtigen Fang gemacht. Er war ein toller Typ. Und das Mädchen, welches mit Shane tanzte tat mir dagegen einfach nur leid. Er würde sie sicherlich nach einer Nacht fallen lassen wie einen Kartoffelsack.
››Hast du Lust etwas an die frische Luft zu gehen?‹‹ Die Stimme von Dennis klang rau und kratzig. Ich musste lächeln. War so typisch. Nur tanzen war bei Kerlen einfach nicht drin.
››Nein hat sie nicht.‹‹ Verblüfft sah ich auf und blickte direkt in funkelnde dunkle Augen. Dann wurde ich auch schon von meinem Tanzpartner gerissen und hinter ein breites Kreuz gedrängt. War Shane nicht eben noch bei seinem kleinen Flittchen gewesen?
››HEY!‹‹, beschwerte ich mich empört und schlug auf seinen Rücken ein.
››Ich denke du solltest jetzt verschwinden‹‹, entgegnete Shane mit fester Stimme und starrte Dennis mit finsterem Blick an.
››Und ich denke, dass kann Rebecca allein entscheiden.‹‹
››GENAU!‹‹, stimmte ich ihm zu und stemmte entrüstet die Hände in die Hüfte.
››Zieh einfach Leine Arschloch, ehe es hier ungemütlich wird.‹‹ Man Obermachos Stimme klang echt bedrohlich. Wieso musste er nur immer so ein Trottel sein?
››Shane lass den Mist. Geh einfach zurück zu deiner Schlampe und lass mich zufrieden.‹‹ Obermacho drehte sich blitzschnell zu mir herum und ich zuckte zusammen. Er umfasste mein Handgelenk und hielt es eisern fest.
››Bist du etwa eifersüchtig?‹‹, fragte er und dabei grinste er wie so oft ziemlich selbstgefällig.
››So ein Blödsinn. Ich will einfach nur meine Ruhe vor dir.‹‹
››Tja Pech gehabt.‹‹ Daraufhin brummte ich wütend vor mich hin und Obermacho grinste breit.
››Verabschiede dich jetzt von dem Deppen.‹‹
››Leck mich.‹‹
››Gerne aber nicht hier. Zuhause dann Schätzchen.‹‹ Auf seine dämliche Bemerkung streckte ich nur genervt die Zunge heraus.
››Gott du nervst mich vielleicht!‹‹
››Du brauchst mich doch nicht gleich Gott nennen, Süße.‹‹
››Fick dich.‹‹
››Tja eigentlich hatte ich ja jemanden, der das liebend gerne übernehmen wollte, aber leider hast du mich um mein Schäferstündchen gebracht.‹‹ Entsetzt sah ich ihn aus großen Augen an.
››Verzieh dich einfach! Du siehst doch, dass sie will das du gehst‹‹, mischte sich nun auch mein Tanzpartner wieder ein, welchen ich beinahe schon wieder vergessen hatte. Doch Shane würdigte ihn keines Blickes und zog mich einfach hinter sich her. Empört schrie ich ihn an und warf ihm jedes Schimpfwort, das mir einfiel, an den Kopf, doch nichts half. Genervt kratzte ich sogar mit meinen Fingernägeln über seine Hand. Doch auch das schien ihn nicht weiter zu stören.
››MAN LASS MICH ENDLICH LOS!‹‹ Keine Reaktion. Shane zog mich einfach aus der Disko raus. ››WO WILLST DU DENN HIN?‹‹, schrie ich aufgebracht. Schon wieder keinerlei Reaktion. ››Weiber die sich auf dich einlassen sind wirklich dämliche Gänse!‹‹, zischte ich zornig und stemmte mich gegen seinen Griff. Endlich kam eine Reaktion von Obermacho. Er drehte sich urplötzlich zu mir herum und funkelte mich aus irren Augen an. Ich zuckte erschrocken zusammen.
››Hör mir jetzt genau zu Schätzchen! Ich bin hier her gekommen, da ich unbedingt ein wenig Ablenkung brauchte. Und was ist schon wieder los? GENAU! Ich muss wieder auf dich aufpassen und habe keine Zeit für meine Bedürfnisse! Das ist ziemlich schlecht und wenn du dich weiterhin so wehrst wie eine Verrückte raste ich noch aus! Also reiß dich gefälligst zusammen!‹‹
››Du hättest dich ja nicht um mich kümmern müssen. Wir haben nur getanzt.‹‹
››Ja sicher und der Kerl wollte dir ganz sicher nicht an die Wäsche!‹‹
››Und selbst wenn, kann es dir auch egal sein!‹‹ Shanes Blick verdüsterte sich weiter und er zog seine Stirn in Falten.
››UND OB! Ich muss ja auf dich aufpassen!‹‹
››Du kannst mich mal!‹‹, fauchte ich ihn aufgebracht an.
››Na schön du hast es nicht anders gewollt.‹‹ Wieder umklammerte er meine Handgelenke und zerrte mich weiter hinter sich her.
››Wo willst du denn hin?‹‹
››Nach Hause‹‹, entgegnete er mit tödlicher Stimme.
››Aber was ist mit den anderen?‹‹
›› Die müssen sich eben ein Taxi nehmen‹‹
››Aber…‹‹
››NEIN HALT EINFACH DIE KLAPPE! DU MACHST MICH WAHNSINNIG!‹‹
››DU MACHST MICH WAHNSINNIG!‹‹, schrie ich empört zurück. Wieder blieb Shane abrupt stehen und drehte sich langsam zu mir herum.
››Was verstehst du eigentlich nicht an: Halt die Klappe?‹‹
››Ich lass mir von einem Dummkopf eben nichts sagen!‹‹ Shane stieß einen tiefen Fluch aus und klang dabei nicht gerade wie ein Gentleman.
››Jetzt reicht es.‹‹ Ohne Vorwarnung wurde ich hochgehoben und über Shanes Schulter geworfen. Überrascht quietschte ich auf und schlug auf seinen Rücken ein.
››Lass mich runter! Arschloch! Ich hab ein Kleid an!‹‹
››Ich sehe es. Wenigstens etwas tröstliches.‹‹
››Blödmann!‹‹
››Zicke!‹‹
››Macho!‹‹
››Nervensäge!‹‹
››Behindertes Arschloch!‹‹
››Eingebildete Ziege!‹‹
››Arroganter Idiot!‹‹
››Verklemmte Tussi!‹‹
Und so ging es die ganze Zeit weiter, bis wir am Auto ankamen und er mich grob hinein schupste.
››Neandertaler!‹‹, fluchte ich leise vor mich hin. Als er sich neben mir an Steuer setzte und den Wagen startete, verschränkte ich die Arme vor der Brust.
››Dir macht es doch Spaß mir mein Leben schwer zu machen‹‹, stieß ich empört aus.
Neben mir erklang als Antwort nur ein leises
Lachen. Mehr nicht. Die gesamte Fahrt über herrschte eisige Stille
zwischen uns. Nicht einmal das Radio lief.