Die eine oder andere Krise
Nachdem wir mir auch noch Unterwäsche, Waschutensilien und Schuhe gekauft hatten, was ziemlich schnell ging, da ich nur noch wahllos darauf zeigte, verließen wir die Arkaden endlich wieder. Darüber war ich auch wirklich froh, denn ich wollte auf alle Fälle nicht noch einmal in eine solche Situation mit Shane – oder, besser gesagt, Obermacho – geraten.
Zum Glück hatte er mich danach in Ruhe gelassen, und nur seine belustigte Miene verriet mir, dass es kein böser Traum gewesen war. Noch immer war ich leicht sauer auf die anderen, da sie mich einfach mit diesem Spinner alleine gelassen hatten. Aber was sollte ich schon Großartiges tun? Ich war ja immerhin eine ›Gefangene‹, die nicht einmal abhauen durfte, weil sie es ihrer Mutter versprochen hatte. Ganz klasse! Noch verrückter konnte mein Leben doch gar nicht mehr werden.
»Ich hab Hunger!«, rief Jake laut im Auto und sofort verdrehte Maggy ihre großen, hellblauen Augen.
»Hättest du mal mehr von meinem Chili gegessen«, wies sie ihn zurecht und er verzog angeekelt sein Gesicht, riss sich aber schnell wieder zusammen, da Maggy ihn wütend anfunkelte. Auch mir drehte sich bei dieser Vorstellung der Magen um und mein Mund brannte wieder wie Feuer, bei dem Gedanken an das Chili. Zur Bestätigung jedoch von Grizzlys Ausspruch, knurrte mein Magen ebenfalls leise.
»Süße, du weißt, ich liebe dich, aber ich brauche meine tägliche Ration an Fleisch.« Maggy seufzte neben mir mit ihrer hohen Stimme und lehnte sich im Sitz zurück.
»Von mir aus. Dann fahren wir eben zu irgendeinem Steakhaus.« Sofort jubelte Jake laut los und Obermacho stimmte freudig mit ein. Ryan grinste breit und betrachtete die beiden anderen belustigt. Ich dagegen saß still auf meinem Sitz und wich dem Blick von Obermacho aus, welchen ich genau im Rückspiegel gesehen hatte. Mann, der sollte gefälligst wo anders hinsehen! Blödmann!
»Magst du Steak?«, fragte mich Maggy freundlich. »Oder willst du lieber noch etwas Chili?« Abwehrend hob ich die Hände.
»Nein, keine Umstände. Steak ist cool«, erwiderte ich schnell und sie nickte langsam. Bestimmt hatte ich sie wieder verletzt. Was mir auch leid tat, aber nie wieder würde ich einen Bissen von diesem Chili zu mir nehmen. Lieber verhungerte ich elendig in einer staubtrockenen Wüste!
»Mensch, Maggylein, willst du unseren Gast so schnell wieder loswerden?«, fragte Obermacho wie üblich mit arroganter Stimme und zog dabei verächtlich die Augenbrauen hoch. Ich warf ihm einen wütenden Blick zu. Maggy hingegen sah verdutzt aus.
»Wieso?«
»Na, wenn du sie schon vergiften willst«, erklärte er trocken und sofort sackten ihre Mundwinkel nach unten und ihr Blick wurde tödlich. Als auch noch ihr Freund anfing zu kichern, hörte ich sie leise fauchen und sah das zierliche Mädchen erstaunt an. Also, wenn ich alles vermutet hatte … aber nicht das! Sie sah aus wie eine kleine, unschuldige Elfe und verhielt sich auch so … und nun so etwas?
»Vergiss lieber nicht, dass ich dich fertig machen und mir dabei noch in aller Ruhe die Nägel lackieren könnte, mein Lieber«, klärte sie mit seelenruhiger Stimme und wirkte dabei ziemlich bedrohlich. Aber trotzdem bei Weitem nicht so bedrohlich wie Shane. Also, wieso sagte sie so was? Dieser Kerl bestand doch förmlich nur aus Muskeln und sie war eine kleine Puppe.
„Da Maggy und Jake aneinander gebunden sind, haben sich ihre Kräfte verdoppelt und sie könnte mich und Shane ohne Probleme in kleine Fetzen reißen. Das ist noch einer der Gründe, warum viele Lamias eine Bindung mit einer Gefährtin eingehen wollen«, erklärte mir Ryan freundlich, da er meinen verdutzten Blick gesehen haben musste. Nun sah ich das kleine Mädchen neben mir noch erstaunter an.
»Du kannst den Blödmann einfach so umhauen?«
»Jop.«
»Warum hast du es nicht schon längst getan?«, entfuhr es mir entgeistert und Jake und Ryan begannen laut loszulachen, woraufhin ich rot anlief. Auch Maggy schien ihre Wut vergessen zu haben und lächelte leicht.
»Ob du es glaubst oder nicht, leider kann ich diesen Arsch ziemlich gut leiden und dann würde ich nur irgendwann ein schlechtes Gewissen bekommen.«
»Mhm, aber du würdest kein schlechtes Gewissen kriegen, wenn ich dich beauftrage, es zu tun, oder?« Ryan und Grizzlybär schienen sich gar nicht mehr einzukriegen und lachten wie verrückt. Nur Shane saß still da und starrte mit wütender Miene in den Spiegel und durchbohrte mich förmlich mit seinen kalten Blicken.
»Ich denke, wenn er extremen Mist gebaut hat, dann geht das klar.«
»Sehr gut. Ich wende mich an dich.« Lachend gaben wir uns die Hände und ich hörte Obermacho schnauben.
»Seid ihr beiden jetzt genug über mich hergezogen? Wir sind nämlich da.«
Immer noch lachend stiegen wir alle aus. Nur Shane hatte eine angepisste Miene aufgesetzt, was mich natürlich freudig stimmte. Anders hatte der Idiot es auch nicht verdient, ich ließ nämlich ganz bestimmt nicht alles mit mir machen.
»Darf ich dich eigentlich Becky nennen?«, fragte mich Maggy grinsend, während sie neben mir herlief und ich nickte schnell. Sie hatte es immerhin sowieso schon getan und ich mochte es auch nicht besonders, wenn man mich ›Rebecca‹ nannte.
»Ich glaube, mit dir komme ich sehr gut aus. Endlich ist mal mehr Mädelspower bei uns. Jetzt muss ich nicht mehr allein gegen die Hohlköpfe ankommen.« Hinter uns war ein protestierendes »Hey!« zu vernehmen und ich grinste breit.
»Ich finde, das hast du bisher auch ziemlich gut geschafft, aber ich greife dir gerne unter die Arme.« Maggy schlang einen ihrer dünnen Ärmchen um mich und wir gingen zusammen in das Restaurant.
Innen waren nur wenige der alt wirkenden Holztische belegt und es war ziemlich klein und schlicht. Durch die hellen Holzwände und die vielen Trophäen und Gemälde an der Wand, herrschte eine gemütliche Atmosphäre. Wir ließen uns an einem großen Ecktisch nieder, bevor die Kerze auf dem Tisch von einem freundlich wirkenden Kellner angezündet wurde und er uns die Speisekarten reichte. Dann ging er – nach einem weiteren, netten Lächeln in unsere Richtung – davon.
Es gab eine ziemlich große Auswahl an Gerichten in dem Restaurant und ich verlor nach einer Weile die Lust, die ganzen Angebote zu lesen, da einfach alles köstlich klang. Ich legte die Karte einfach wieder hin und entschied mich für ein schönes, großes Schnitzel mit Pommes. Damit konnte man nie einen Fehler begehen. Grizzlybär und Shane hatten nicht einmal in ihre Speisekarten geschaut und sahen nur gelangweilt im Raum umher. Sie waren wahrscheinlich oft hier und wussten, was sie nehmen wollten, vermutete ich. Nur Maggy und Ryan inspizierten interessiert ihre Karten und legten sie erst weg, als der Kellner wieder an unseren Tisch kam.
»Ich nehme ein großes Steak und ein Bier«, bestellte Jake sofort, ohne den Kellner überhaupt zu Wort kommen zu lassen.
»Ich nehme das gleiche«, ergänzte Shane trocken und sah den jungen Kellner dabei nicht einmal an. Dieser notierte sich die Bestellung schnell und wandte sich dann an Ryan.
»Ich nehme auch ein Bier und ein Cordon Bleu.«
»Und ich nehme eine Apfelschorle und den Nudel-Mozzarella-Auflauf«, orderte Maggy mit ihrer hohen Stimme. Schließlich wandte sich der Kellner mit seinem freundlichen Lächeln mir zu und ich lächelte ihn ebenfalls an.
»Ich hätte gern eine Fanta und ein großes Schnitzel mit Pommes.« Während er mich weiterhin anstrahlte, schrieb er sich die Bestellung auf und verschwand dann wieder. Ich blickte ihm grinsend hinterher. Er sah wirklich gut aus, mit seinen schwarzen Haaren und den hellen Augen. Vermutlich war er in meinem Alter und jobbte hier nebenbei. Maggy stupste mich in die Seite und ich sah schnell zu ihr.
»Der hat dich total angegrinst. Er steht auf dich«, neckte sie mich breit grinsend und ich schüttelte lachend den Kopf.
»Quatsch. Das ist sein Job, freundlich zu den Kunden zu sein«, erwiderte ich schlicht und sie hob nur spöttisch die Augenbrauen.
»Ja, klar, wenn du meinst.« Lachend verdrehte ich die Augen und bemerkte die Blicke von Ryan und Shane auf mir. Sie sahen uns beide interessiert an und ich wandte schnell meinen Blick wieder ab. Ich hasste es, so gemustert zu werden.
Nach einer Weile kam endlich das Essen und ich freute mich riesig auf mein großes Schnitzel. Ich hatte wirklich keine Ahnung wann ich das letzte Mal etwas gegessen hatte … mein Magen fühlte sich auf jeden Fall komplett leer an und machte Luftsprünge, als ich das köstliche Essen entdeckte. Der Kellner stellte geschickt die Teller vor uns ab.
»Ich wünsche einen guten Appetit.« Mir fiel auf, dass er tatsächlich nur mich ansah, während er sprach, und musste unwillkürlich lächeln. Maggy hatte tatsächlich recht. Er starrte mich wirklich an.
»Gibt es noch was?«, keifte ihn Obermacho an und der freundliche Junge machte sich schnell vom Acker. Genervt sah ich Shane an.
»Warum musst du dich immer wie ein Volltrottel benehmen?«
»Ich will eben essen und nicht zusehen, wie der Typ sich hoffnungslos an dich ranmacht.« Er zuckte gelassen mit den Schultern und würdigte mich nicht mal eines Blickes, während er sprach. Trottel!
»Wer sagt denn, dass es hoffnungslos ist?« Nun sah er doch auf und bedachte mich mit einem skeptischen Blick.
»Ich.« Empört blies ich die Wangen auf und vergaß ganz und gar mein Essen.
»Wie bitte?« Shane stöhnte genervt.
»Der Typ ist keiner von uns und das heißt im Klartext, du kannst sowieso keine Gefühle für ihn entwickeln. Außerdem ist es dir als Gefährtin nicht erlaubt, einen Menschen als Partner zu wählen, da ihr so selten seid … und jetzt iss endlich.« Die vollkommene Lockerheit, mit der er sprach, verwunderte mich und ich war zuerst unfähig, ihm zu antworten. Jetzt wurde also tatsächlich über mein gesamtes Liebesleben bestimmt! Ernsthaft? So eine Scheiße!
»Ich lasse mich doch nicht zwingen, mich an irgendeinen Lamia-Volldepp zu binden. Ich suche mir meinen Freund selber aus, und wenn es ein Mensch ist, kann mir das auch keiner verbieten! Es ist immerhin MEIN Leben!«, fauchte ich aufgebracht, was Obermacho aber reichlich wenig zu interessieren schien.
»Du hast keine Wahl, Schätzchen«, erwiderte er nur ruhig und nahm einen Biss von seinem Steak.
»Natürlich!«
»Nein. Du musst dir einen Lamia aussuchen, sonst sucht sich dich irgendwann ein Lamia aus und dann hast du wirklich keine Wahl mehr.« Wie gelassen er das sagte! Hallo? Es ging hier um mein Leben und er sprach davon, als sei es ein langweiliges Ereignis, wie Politik oder der Geburtstag seiner Oma. Nur mit aller Kraft konnte ich mir meine Tränen unterdrücken.
»Ist das dein Ernst?« Meine Stimme klang schwach und doch versuchte ich, es zu verbergen. Ich wollte keine Schwäche zeigen. Nicht vor ihm. Ganz besonders nicht vor ihm! Shane sah wieder auf. Sein Blick war noch immer fest und emotionslos und ich bekam davon eine Gänsehaut.
»Ja. Bald beginnen deine Dates.«
»Meine was?« Entsetzt riss ich meine Augen auf und sah alle anderen am Tisch an. Doch sie aßen nur ruhig und beachteten unseren Streit nicht. Wie konnten die nur so einen Schiss vor dem Vollidiot haben? Vor allem, da er auch noch schwächer war?
»Dates mit Lamias. Du sollst die kennenlernen, die eine gute Partie für dich sind und deine Hilfe brauchen. Einen von ihnen wählst du dann, und schwupps – schon bist du unsterblich und wir sind dich los.«
Ohne lange nachzudenken stand ich von meinem Stuhl auf und ließ ihn laut über den Boden schaben. Obwohl ich immer noch riesigen Hunger hatte, war mir nun der Appetit vergangen. Ich wollte diesem miesen Arsch nicht eine Sekunde länger ins Gesicht sehen müssen. Mit schnellen Schritten verließ ich das Restaurant und ich sah noch aus den Augenwinkeln wie mir der junge Kellner hinterher sah. Ich musste hier sofort raus! Die Tränen liefen mir unaufhörlich über die Wangen und ein lautes Schluchzen bahnte sich in meiner Kehle hoch. Verdammt, ich wollte doch keine Schwäche zeigen!
Schniefend drückte ich die Tür auf und ging nach draußen. Ohne wirklichen Plan lief ich einfach drauf los, und als mir eine kleine, alte Bank ins Blickfeld rückte, ging ich schließlich auf sie zu und setzte mich hin. Trotzig wischte ich mir meine Tränen weg und vergrub mein Gesicht in den Händen. Das konnte alles nicht wahr sein. Ich wurde einfach, mir nichts, dir nichts, verkuppelt, an irgendeinen alten Typen, der nur nicht sterben wollte. Das konnte doch nicht wahr sein! Das durfte nicht wahr sein! Ich war doch kein dämlicher erster Preis.
Ich war ein Mensch! Mit Rechten! Was war mit der persönlichen Freiheit? Hielten sich diese Lamias nicht an das Grundgesetz, oder was? Oh nein … nicht mit mir! Niemals! Lieber würde ich sterben.
»Rebecca.« Die beruhigende Stimme ertönte direkt neben mir und ich vergrub mein Gesicht noch fester in meinen Händen.
»Könnt ihr mich nicht ein Mal in Ruhe lassen?«, nuschelte ich schniefend und ich spürte, wie sich die Person neben mir auf der Bank niederließ.
»Tut mir wirklich leid, dass du es so erfahren musstest. Shane ist nicht gerade für seine feinfühlige Art bekannt.«
»Ach, wirklich? Hätte ich nicht gedacht …«, keifte ich ihn sarkastisch an. „Er ist ein Arsch und ihr anderen seid auch nicht besser. Wieso tut ihr mir das an? Ich will das alles nicht.«
»Ich weiß.« Stöhnend sah ich auf und es war mir egal, dass mein Gesicht wahrscheinlich vollkommen verheult aussah.
»Du weißt gar nichts! Du bist doch einer von denen!« Ryan sah mich aus traurigen Augen an und umschloss vorsichtig meine Hand mit seinen, doch ich entzog sie ihm wieder und sprang von der Bank auf. »Verschwinde einfach. Ich will meine Ruhe! Ich will meine eigenen Entscheidungen treffen können. Es ist mein Leben und ich lasse niemanden darin rumpfuschen und besonders nicht euch.« Ich schleuderte ihm die Worte mit aller Wut entgegen, die gerade in mir brodelte und spürte, wie ich immer mehr austickte. Mein Körper schien eine tickende Zeitbombe zu sein und Ryan sollte wirklich besser verschwinden.
»Becky.«
»Nenn mich nicht so! Dazu habt ihr kein Recht mehr! Ich bin doch sowieso nur eure Gefangene.«
»Nein, bist du natürlich nicht. Jetzt hör mir bitte erst einmal zu, ehe du weiter ausrastest.«
»Warum sollte ich?«
»Bitte.« Er nahm wieder meine Hand in seine und zog mich zurück auf die Bank. Schwach ließ ich es geschehen und sah ihn aus verquollenen Augen an.
»Na schön. Du hast fünf Minuten.« Er lächelte dankend und ließ meine Hand wieder los.
»Diese Dates muss jede Gefährtin absolvieren, damit sie so schnell wie möglich ihren Seelenverwandten findet und dem Lamia damit das Leben rettet. Jede Gefährtin wird schon während ihrer Geburt registriert und nach ihrem achtzehnten Geburtstag ist sie vollständig ausgebildet und kann die Bindung eingehen. Das habe ich dir ja schon gesagt … doch es ist jeder Gefährtin freigestellt, an welchen Lamia sie sich bindet. Es ist also vollkommen egal, ob du dich an einen reichen, alten Lamia bindest, oder einen jungen, dem du durch Zufall begegnet bist. Verstehst du? Du hast noch immer deinen freien Willen. Maggy hat sich auch an Jake gebunden, obwohl viele andere um sie geworben haben.«
»Aber Shane hat doch gesagt …«
»Ja, ich weiß. Doch damit dieser Fall eintritt, muss vorher ziemlich viel passieren. Die obersten Lamias schreiten nur ein, wenn sich eine Gefährtin an einen Menschen gebunden hat, oder sich strikt weigert, sich zu binden, und das schon über ein Jahr lang.«
»Was ist, wenn ich in einem Jahr keinen finde?«
»Solange du dich binden willst, ist das auch kein Problem. Doch die Dates musst du eben über dich ergehen lassen, sonst greifen die Bosse ein.« Stöhnend vergrub ich mein Gesicht wieder in den Händen.
»Das kotzt mich alles an. Ich will das nicht! Ich will mein altes Leben wieder zurück. Meine Mum. Meine beste Freundin. Meine Möglichkeit auf freie Entscheidungen. Mein Zuhause …« Wieder begann ich, leise zu schluchzen und ich spürte Ryans warme Hand auf meinem Rücken.
»Ich weiß, und das tut mir leid.«
»Die wievielte Gefährtin bin ich schon für euch?«
»Die zweite.«
»Wie war die Erste? Wie kam sie damit klar?« Ryan lachte leise und ich sah zu ihm auf.
»Frag sie doch selbst.« Entsetzt sah ich ihn an.
»Maggy?« Er nickte grinsend und ich konnte mir mein Lächeln ebenfalls nicht verkneifen. »Wie schnell hat es gedauert, bis sie und Jake sich aneinander gebunden haben?«
»Das ging schnell. Die beiden waren vom ersten Moment vollkommen ineinander verschossen. Ich glaube, es waren nur zwei Wochen, dann haben sie schon … ähm … die Bindung ausgelöst.«
»Wie macht man das?«, fragte ich neugierig und Ryan kratzte sich nervös am Hinterkopf und schien sich unwohl in seiner Haut zu fühlen.
»Naja, man löst die Bindung durch eine innige … ähm … Verbindung aus.« Fragend sah ich ihn an. Ich verstand kein Wort. Wieso sagte er nicht einfach was er meinte? Seufzend ergab er sich. »Mit Sex.« Nun verstand ich, wieso er sich geziert hatte und musste laut loslachen. Natürlich war es ein ziemlich unpassender Moment, doch ich konnte einfach nicht an mich halten. Ryan sah mich schief grinsend an. Doch dann kam mir eine Erkenntnis und ich erstarrte mitten im Lachen.
»Moment mal! Wenn ich mich also weigere, mich an einen Lamia zu binden, dann werde ich dazu gezwungen, Sex mit irgendeinem Arsch zu haben?« Vor Entsetzten riss ich meinen Mund weit auf.
»Mach dir darüber keinen Kopf. Das ist noch nie vorgekommen. Du wirst dich schon binden und jetzt zerbrich dir nicht dein hübsches Köpfchen. Dein Essen ist bestimmt schon kalt und ich wette, du hast verdammt großen Hunger.« Nickend stand ich auf und Ryan wischte mir lächelnd die letzten Tränen von der Wange. Dann gingen wir zusammen wieder zurück.
»Ich wette, der Kellner wärmt dir dein Essen mit Sicherheit wieder auf.« Lachend boxte ich Ryan in die Seite und er grinste breit und schlang einen Arm um meinen Hals. Irgendwie war er cool und ich mochte ihn immer mehr, obwohl ich ihn gerade mal einen Tag kannte. Er war eben anders, als Obermacho. Er war ein Freund und ein netter Kerl.
»Danke, Ryan.« Ich lehnte meinen Kopf an seine Seite und er strich mir behutsam über die Haare.
»Kein Problem. Als Gegenleistung versprich mir bitte, dass du Shane für heute nicht mehr reizt.« Zweifelnd sah ich zu Ryan hoch und nickte nach einigen Sekunden langsam.
»Na schön, aber nur, wenn er sich auch benimmt.«
»Deal.«
Wir reichten uns grinsend die Hand und betraten wieder das kleine Restaurant.