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War diese verdammte Frau denn nie allein? Der Mann stand im Dunkeln und beobachtete, wie Carly Linton aus dem Van ausstieg. Sein Herz pochte, sein Atem ging schneller, und seine Hände wurden feucht. Er wusste, das war das Adrenalin. Er fühlte sich wie ein Jäger, der seine Beute aufgespürt hatte. Er war bereit, sich auf sie zu stürzen - doch da stieg auch noch diese andere Frau aus dem Wagen, diese dicke schwarze Frau.

Er knirschte frustriert mit den Zähnen. Zwei waren zu viel. Selbst wenn die andere Frau so klein und zart wie Carly gewesen wäre, hätte er es nicht gewagt. Wenn er die eine packte, würde die andere wegrennen und laut um Hilfe rufen. Gewiss, das Haus war ziemlich abgelegen, außerdem war es dunkel ringsum; nur direkt beim Haus brannte Licht. Wenn er jetzt zuschlug, solange sie noch in einiger Entfernung vom Haus waren ...

Nein, das wäre dumm gewesen. Er hatte alle Hindernisse aus dem Weg geräumt. Nur diese Carly war noch übrig. Er würde sie genauso beseitigen wie die anderen. Aber er würde den richtigen Augenblick abwarten. Das Glück würde sich ihm schon wieder zuwenden, so wie immer in der letzten Zeit.

Aber bis dahin musste er vorsichtig sein. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war, dass er ihr Angst machte und sie dadurch noch wachsamer wurde. Sie hatte sowieso schon neue Schlösser und eine Alarmanlage einbauen lassen, obwohl es ein dummer Zufall war, was dazu geführt hatte. Er hatte damals gar nicht gewusst, dass sie hier in der Gegend war.

Natürlich waren diese ganzen Sicherheitsmaßnahmen ein gewisses Problem. In das Haus einzubrechen schied mehr oder weniger aus, weil es viel zu schwierig gewesen wäre. Nein, er musste sie irgendwo draußen im Freien überraschen.

Er hatte vermutet, dass sie sich das Feuerwerk ansehen würde. Das taten die meisten hier in der Stadt. Also war er auch hingegangen und hatte sie auch wirklich dort gesehen. Er hatte überlegt, ob er ihr vielleicht folgen sollte - auf die vage Möglichkeit hin, dass sie sich vielleicht von den anderen absondern könnte -, doch dann war ihm klar geworden, dass einfach zu viele Leute unterwegs waren. Die Gefahr, dass ihn jemand sah, war einfach zu groß.

Und so war er etwas früher aufgebrochen und hatte sich hier im Garten auf die Lauer gelegt. Es würde viel leichter und auch sicherer sein, hier bei ihrem Haus zuzuschlagen, wenn sie heimkam.

Falls sie allein nach Hause kam.

Doch das hatte sie leider nicht getan.

Wenigstens war der Hund nirgends zu sehen. Er hatte ihn auch nicht bellen gehört. Vielleicht war er endgültig von hier verschwunden. Oder vielleicht hatten ihn die Kojoten doch noch erwischt.

Vielleicht war das ein Zeichen, dass das Glück wieder zu ihm zurückkehrte. Vielleicht konnte er Carly aus ihrem scheinbar absolut sicheren Haus verschwinden lassen, ohne die Alarmanlage auszulösen. Wenn ihm das gelang, dann hätten die Leute in Benton wirklich etwas, über das sie lange reden konnten.