SECHZEHN
Tuckman versuchte noch immer, die
restlichen Séance-Teilnehmer oben vor Raum zwölf zu beruhigen.
Terry war verschwunden. Ich warf einen Blick in die
Beobachtungskabine, wo ich ihn entdeckte. Seine arrogante Art ließ
in mir die Frage aufkommen, warum er so aggressiv reagierte.
Schließlich schien es immer unwahrscheinlicher zu sein, dass sich
unter Tuckmans Gruppe ein Saboteur befand.
Ich stellte mich hinter Tuckman und flüsterte ihm
ins Ohr: »Halten Sie Ihre Gruppe so lange auf, bis ich mir mit
Terry die Aufzeichnungen angesehen habe. Ich möchte noch einmal
genau sehen, was passiert ist. Cara glaubt, dass einer der anderen
die Brosche geworfen hat. Falls das stimmt, müssen wir sofort
herausfinden, um wen es sich handelt.«
Er zuckte mit einer Schulter, und ich nahm das als
Zustimmung.
Also ging ich in den Beobachtungsraum.
Terry war gerade damit beschäftigt, an den
Aufzeichnungsgeräten herumzuschalten. Er blickte nicht einmal auf,
als ich eintrat.
»Was wollen Sie denn schon wieder?«, fragte er
stattdessen.
Ich schloss die Tür hinter mir und zog einen Stuhl
heran,
um mich zu setzen. Terry saß etwas versetzt vor mir, sodass ich
sein Profil und seine verkrampften Schultern samt Rücken gut im
Visier hatte. »Ich will endlich wissen, was Ihr Problem ist.«
»Sie.«
»Das glaube ich kaum«, erwiderte ich. »Sie kennen
mich überhaupt nicht, und ich habe Ihnen weder etwas getan noch
mehr als etwa ein Dutzend Worte mit Ihnen gewechselt, seitdem diese
lächerliche Untersuchung begonnen hat.«
»Lächerlich ist genau das richtige Wort.« Er hielt
den Kopf gesenkt, nahm aber die Hände vom Steuerpult, um sie
stattdessen zu Fäusten zu ballen.
»Aha. Jetzt kommen wir der Sache schon etwas näher.
Meine Nachforschungen stören Sie also.«
»Das können Sie laut sagen.«
»Warum? Sie sind richtig wütend. Halten Sie das für
einen vernünftigen Umgang mit der ganzen Sache? Oder haben Sie
Angst? Wollen Sie etwas verbergen?« Ich hielt das zwar nicht für
wahrscheinlich, denn soweit ich das sehen konnte, besaß er im Grau
keinerlei Verbindung zu dem Poltergeist. Stattdessen strahlte er
jedoch eine helle zornigrote Aura aus, die von weißen Funken
durchsetzt war.
Er drehte den Kopf zu mir und schlug mit den
Fäusten auf seine Schenkel. »Nein! Wenn Tuck meint, dass ich seine
Ergebnisse manipuliere, dann sollte er damit zu mir kommen und mir
das direkt ins Gesicht sagen. Ich bin kein Betrüger! Ich habe alles
ehrlich verdient. Ich habe mir den Hintern für dieses Projekt
aufgerissen. Außerdem habe ich keinen Grund, es zu untergraben.
Falls es zerplatzt, sitze ich ebenso in der Tinte wie Tuck. Und der
behauptet einfach,
die Resultate wären zu gut. Zu gut! Er erklärt mir eines Tages,
dass er eine Detektivin engagiert hätte, um die Gruppe unter die
Lupe zu nehmen. Und dann tauchen Sie hier auf, schnüffeln überall
herum und stecken die Nase in unsere Angelegenheiten – in unsere
Aufzeichnungen und Methoden, von denen Sie doch überhaupt keine
Ahnung haben. Sie mussten sogar jemanden mitbringen, nur um die
Apparate zu verstehen!«
»Ich gebe gerne zu, dass ich auf manchen Gebieten
nicht sehr bewandert bin. Dafür vertraue ich auf Experten, die mir
das erklären, was ich nicht weiß – genauso, wie ich jetzt auf Sie
zähle, um mir bei der Auswertung der neuesten Aufzeichnungen zu
helfen.«
Er starrte mich an. Sein Zorn verwandelte sich in
Überraschung, und das wütend funkelnde Licht um ihn herum wurde
schwächer.
»Terry, es stimmt, dass Sie in einer guten Position
wären, um die Ergebnisse zu frisieren. Aber das trifft auch auf
Denise Francisco und fast alle Leute zu, die jeden Sonntag und
jeden Mittwoch in diesem Raum sitzen. Auch Tuckman bildet da keine
Ausnahme. Ich muss einfach herausfinden, was gemacht werden könnte,
ehe ich mit Sicherheit sagen kann, was tatsächlich getan
wurde.«
»Soll das etwa heißen, dass Sie mich gar nicht
verdächtigen?«
»Jein. Ich will damit sagen, dass ich mir nicht
sicher bin, ob Tuckman mit seiner Vermutung überhaupt recht hat.
Was heute passiert ist, war derart spektakulär, dass es seinen
Glauben an einen Saboteur entweder auf immer in Stein meißelt oder
in Luft auflöst. Deshalb möchte ich jetzt herausfinden, ob das, was
ich durch die Scheibe gesehen habe, dasselbe ist, was die Kamera
aufgenommen hat. Ich
vertraue jetzt einfach mal darauf, dass Sie die Aufzeichnungen
nicht bereits manipuliert haben.«
Er schnaubte empört. »Das würde wesentlich länger
als eine Viertelstunde dauern, und dazu bräuchte ich auch eine
andere Ausrüstung als die hier im Zimmer.«
»Dann zeigen Sie mir doch jetzt einmal die
Aufzeichnungen.«
Terry schien das Ganze einen Moment lang verdauen
zu müssen, ehe er mit seinem Stuhl zur Seite rollte, um mir so mehr
Platz zu geben. »Ich habe das Ganze aus drei Blickwinkeln gefilmt,
aber der hier ist der beste.«
»Aus drei Blickwinkeln? Die Aufzeichnungen, die ich
bisher von Ihnen erhalten habe, zeigen die Séancen immer nur aus
einer Perspektive.«
Er zuckte mit den Achseln und wich meinem Blick
aus. »Die anderen Sachen brauchen Sie nicht. Tuck meinte, dass Sie
nur ganz allgemein einen Einblick gewinnen wollten.«
Ich seufzte. Vermutlich machte Terrys Abneigung mir
gegenüber keinen großen Unterschied, was meine Ergebnisse betraf.
Zumindest war es mir so erspart geblieben, dreimal so viel
Filmmaterial sichten zu müssen.
Wir sahen uns die kurze Sitzung zweimal aus jedem
der Blickwinkel an. Schließlich schüttelten wir beide fassungslos
den Kopf.
»Dieses Ding erscheint einfach aus dem Nichts und
schwebt dann in der Luft«, wunderte sich Terry und zeigte auf den
Close-up. »Das … Das ist …«
»Das ist ein Apport«, ergänzte ich.
»Das ist echt cool. Das ist real nachweisbar. Die
Philip-Gruppe hatte immer gehofft, so etwas zu erreichen, aber Tuck
hielt es nie für möglich.«
»Tuck scheint nicht immer recht zu haben.« Ich
stand auf und sah ihn an. »Danke, Terry.«
Er nickte mir ein wenig beschämt zu.
Inzwischen hatten sich die übrigen Teilnehmer
gemeinsam mit Tuckman wieder im Séance-Zimmer zusammengefunden.
Wayne Hopke, Ana und Ian saßen nebeneinander auf der Couch. Ian
hatte zwar den Arm um Anas Schultern gelegt, aber sie wich
demonstrativ seinem Blick aus. Sie sah entweder auf den Boden oder
auf Tuckman, der mit Ken und Patricia am Tisch saß. Ken runzelte
die Stirn. Sein Kiefer war angespannt, und er lauschte aufmerksam
Tuckman, während Patricia ihre Hand auf die seine gelegt hatte und
immer wieder schniefte. Wayne schien sich irgendwie au ßerhalb des
Geschehens zu befinden. Er saß einfach nur neben Ana und nickte
hier und da.
Durch das Glas konnte ich wieder nicht feststellen,
was im Grau geschah. Diesmal gab es nicht einmal eine Andeutung,
wie es beim letzten Mal mit den seltsamen Farbschlieren zumindest
der Fall gewesen war.
Terry drehte den Lautsprecher an, sodass wir hören
konnten, was im Nebenzimmer gesprochen wurde.
»… natürlich stimmt das nicht. Cara war einfach
panisch. Sie hat hysterisch reagiert, weil sie von etwas getroffen
wurde. Es ist ganz selbstverständlich, dass man von so etwas
schockiert ist und nicht so recht weiß, was man davon halten
soll.«
»Wir sollten ihm besser sagen, dass sie nach Hause
gehen können«, meinte ich. »Keiner aus der Gruppe hat die Brosche
geworfen.«
Terry stand auf, streckte sich, und ich konnte
deutlich hören, wie seine Beine und sein Rücken knackten. »Das
mache ich.«
Kurz darauf sah ich ihn im Séance-Raum. Er
flüsterte Tuckman etwas zu, der daraufhin nickte und seine Hände
wie ein besonders bemühter Versicherungsvertreter zusammenlegte. Er
lächelte erleichtert. »Die Aufzeichnung ist jetzt ausgewertet, und
es hat sich herausgestellt, dass niemand von Ihnen diesen
Gegenstand geworfen hat. Ich werde mit Cara reden. Für den Moment
gehen wir einfach davon aus, dass unser Projekt weiterläuft. Ich
danke Ihnen für Ihre Geduld. Mir ist klar, dass heute für alle ein
besonders schwieriger Tag gewesen ist.«
Langsam begannen sich die Teilnehmer zu rühren.
Tuckman verließ als Erster den Raum. Wenige Sekunden später kam er
in die Kabine.
»Was ist los?«, wollte er wissen.
»Nichts, worüber Sie nicht sehr glücklich sein
sollten«, erwiderte ich. Ich wies mit dem Kopf auf das Bild, das
auf dem Monitor festgefroren war. »Sieht ganz nach einem echten
Apport aus.«
Seine Augen verengten sich, als er den Bildschirm
betrachtete. Ungläubig schüttelte er den Kopf. »Wie haben sie das
gemacht?«
Ich zuckte mit den Schultern. Mir war nach dem
Zusammenstoß mit Celia noch immer ein wenig schwindlig. »Mit
vereinten Kräften? Terry hat alles genau untersucht und nirgends
auch nur die Andeutung von einem Kabel oder einer Schnur oder sonst
etwas entdecken können. Man kann das Ganze von jedem Blickwinkel
aus betrachten und stellt immer wieder fest, dass dieses Ding
einfach aus dem Nichts auftaucht. Es ist echt – daran lässt sich
nicht rütteln.«
Tuckman starrte auf das Bild. Auf seiner Miene
zeigte sich keine Regung.
»Professor Tuckman?«
Nun verfinsterte sich sein Blick, und er winkte
ungeduldig ab. »Sie können gehen.« Dann wandte er sich um und
verließ das Zimmer.
Ich strich mir durch die Haare und massierte mir
die Schädeldecke, da ich spürte, wie sich Kopfschmerzen
ankündigten. Ich war müde, und mir war noch immer nicht ganz gut.
Außerdem wurde ich allmählich sauer. Hoffentlich würde sich der
hohle Schmerz in meinem Kopf nicht zu einer Migräne auswachsen.
Tuckmans Haltung schien mir jedenfalls Grund genug, um unter
Kopfweh zu leiden.
»Möchten Sie das Bild?«, fragte Terry.
»Nein, danke. Ich glaube, daran werde ich mich
schon erinnern. Außerdem bin ich fast fertig. Offenbar beweist
diese Aufzeichnung nichts, was Tuckman überhaupt wissen
will.«
»Da haben Sie wahrscheinlich recht.«
»Terry, warum arbeiten Sie überhaupt an diesem
Projekt mit? Das Ganze scheint doch reine Zeitverschwendung für Sie
zu sein.«
»Die abnormale Psychologie ist nirgends so spannend
wie bei einem Gefangenen-Wächter-Experiment.«
»Was meinen Sie damit?«
»Es gibt ein klassisches Experiment in der
Verhaltensforschung und in der abnormalen Psychologie, wo eine
Gruppe von Leuten die Erlaubnis erteilt bekommt, mit einer anderen
Gruppe alles machen zu können, was sie will. Allerdings sagt man
ihnen, dass sie sich um das Wohl der Gruppe kümmern müssen. Man
erklärt ihnen, dass ihre Handlungen in der Welt außerhalb des
Experiments keinerlei Folgen haben werden. Schon bald passieren
schreckliche Dinge. Das hier ist eine interessante Variation, denn
diese Gruppe hat keine Gefangenen, sondern nur Wächter.
Man hat ihnen erklärt, dass ihre Handlungen etwas in der Welt
bewirken können, aber nur, wenn sie es gemeinsam als Gruppe tun.
Ich schreibe meine Dissertation zum Thema Erlaubnis, Rechtfertigung
und Psychosen und begründe sie zum Teil auf unserem
Experiment.«
»Verstehe.« Das tat ich zwar nicht, aber für den
Moment wollte ich keine weiteren Erklärungen hören. Es war mir
bereits alles unsympathisch genug, da musste ich nicht auch noch
die genauen Auswirkungen solcher Experimente hören. »Ich hole mir
dann die Aufzeichnungen am Montag, wenn Ihnen das recht ist.«
»In Ordnung. Wenn Sie noch andere wollen, lassen
Sie es mich bitte wissen.« Wieder sah er beschämt zur Seite. »Ich …
Äh … Es tut mir leid, dass ich so …«
Ich winkte ab. »Schon vergessen. Ich bin inzwischen
daran gewöhnt.«
Ich verließ die Kabine. Die Projektmitglieder waren
gegangen.
Insgeheim konnte ich die Idee nicht einfach
beiseiteschieben, dass Terry tatsächlich die Ergebnisse
verfälschte. Dennoch machte der Apport Tuckmans Vorstellung, dass
es sich um eine Manipulation handelte, mehr oder weniger zunichte.
Im Bereich der übernatürlichen Kräfte gab es sehr wenig, was
überzeugender war als ein klar dokumentierter Apport unter
wissenschaftlichen Bedingungen. Denn so etwas hatte es noch nie
gegeben. Selbst ein professioneller Skeptiker wie ein Houdini oder
ein Randi hätte bei diesen Aufzeichnungen der Atem gestockt.
Ich musste mein letztes Gespräch – das mit Wayne
Hopke – führen, und mich dann noch mit Denise Francisco
kurzschließen, ehe ich das Gefühl haben konnte, meinen Job
vollständig erledigt zu haben. Doch schon jetzt war
ich davon überzeugt, dass Tuckmans Erscheinungen – wie
unwahrscheinlich sie auch wirken mochten – echt waren. Warum sie
jedoch so stark ausfielen, konnte ich mir nicht erklären. Er hatte
mich auch nicht darum gebeten, das herauszufinden, aber wissen
wollte ich es trotzdem.
Auf der Fahrt nach Hause dachte ich darüber nach,
was sich ereignet hatte. Das Pochen in meinem Kopf wurde allmählich
schwächer. Es kam mir so vor, als ob die Brosche bewusst Cara als
Opfer ausgewählt hatte, ehe sie ihr ins Gesicht geflogen war. Man
brauchte ziemlich viel Kraft, um ein solches Schmuckstück überhaupt
erscheinen zu lassen, und noch mehr, um es lange genug in der Luft
zu halten, dass es in eine Richtung fliegen konnte. Bei den meisten
Apporten fiel einfach etwas aus der Luft. Randi und Houdini zufolge
wurde dieser Effekt meist durch geschickte Manipulateure erzeugt,
die hinter ihrem Rücken etwas über die Schultern warfen.
Doch dieser Apport war anders gewesen. Der
Gegenstand war plötzlich aufgetaucht, war eine Zeit lang in der
Luft geschwebt und dann mit genügend Kraft zur Seite geflogen, um
einer Frau, die einen halben Meter von ihm entfernt saß, eine
derartige Wunde zu verpassen, dass sie genäht werden musste. Es
schien mir nicht nur eine Demonstration von Macht zu sein, sondern
auch ein regelrechter Angriff.
Ich musste daran denken, was Cara über Celias
Tendenz gesagt hatte, immer grausamer zu werden. Vielleicht war es
der Gruppe ja gelungen, ihren eigenen Duppy zu erschaffen und nicht
nur einen einfachen Poltergeist, der so verspielt war wie Philip.
Celia war tatsächlich bösartig. Terry hatte mir ja auch erklärt,
dass man den Teilnehmern die Erlaubnis gegeben hatte, alles zu
erschaffen. Man hatte ihnen
eingeredet, dass sie Macht besaßen, und vielleicht manifestierten
sich die ganze Gemeinheit und die schlechten Eigenschaften der
Gruppe in ihrem Geist. In gewisser Weise konnte ich mir das gut
vorstellen, da die meisten Menschen eher aus Wut oder aus Hass
handeln als aus Nächstenliebe oder Mitgefühl. Es gab immer mehr
Menschen, die sich eher beschwerten als etwas lobten. Aber ganz
wollte ich dieser Theorie doch noch nicht glauben.
Zuerst musste ich meine Nachforschungen zu einem
Abschluss bringen, bevor ich eine Schlussfolgerung ziehen konnte.
Schließlich wollte ich nicht wie Tuckman sein und bereits im Voraus
die Lösung kennen, ohne die nötigen Beweise dafür in der Hand zu
haben.
Während ich die letzten Meilen nach Hause fuhr,
musste ich meine Überlegungen erst einmal beiseiteschieben, da der
Verkehr mich zu sehr in Anspruch nahm. Als ich jedoch meine
Wohnungstür hinter mir geschlossen und verriegelt hatte, gab ich
mich wieder ganz meinen Spekulationen hin.
Es gefiel mir nicht, dass meine Nachforschungen
parallel zu einer Morduntersuchung stattfanden. Vermutlich sagte
auch Solis meine Anwesenheit nicht sonderlich zu. Einiges, was die
Gruppenmitglieder gesagt hatten, schien etwas mit Marks Tod zu tun
zu haben, ohne dass ich genau erklären konnte, warum ich das
annahm. Es ärgerte mich immer, wenn ich einige Fäden in der Hand zu
halten schien und nichts mit ihnen anfangen konnte.
Am liebsten hätte ich meine Informationen einfach
an Solis weitergegeben und den ganzen Fall abgeschlossen. Ich
fragte mich, ob ich ihm von der Brosche erzählen sollte. Sie
gehörte schließlich Cara, die sie ihrer eigenen Aussage nach an
jenem Tag bei Mark vergessen hatte, an dem
er umgebracht worden war. Höchstwahrscheinlich war also sie die
Frau gewesen, deren Spuren man in seinem Bett gefunden hatte. Das
würde Solis bestimmt interessieren. Vermutlich würde er durch die
Séance-Gruppe sowieso von der Brosche erfahren, da bestimmt jemand
von diesem aufsehenerregenden Ereignis berichten würde. Ich fragte
mich, ob ich dem zuvorkommen sollte. So würde Solis vielleicht
schneller eine Verhaftung veranlassen können, und ich würde nicht
mehr länger an den Mordfall denken müssen.
Aber ich hatte den Apport selbst miterlebt und
konnte bezeugen, dass Celia die Brosche ins Grau geholt haben
musste. Hatte sie das Schmuckstück aus Marks Appartement oder
woanders entwendet? Es war kein angenehmer Gedanke, dass ein Geist,
der so bösartig war, jemand zu verletzen und stark genug erschien,
um einen Tisch durch ein Zimmer zu jagen und Leute zu bedrohen,
auch in der Lage war, noch viel Schlimmeres anzustellen. Ich musste
herausfinden, ob der Poltergeist etwas mit Marks Tod zu tun
hatte.
Ich nahm nicht an, dass ich von Celia Antworten auf
meine Fragen bekommen würde. Die Alternative gefiel mir allerdings
ebenso wenig. Ich hasste es einfach, Vampire um einen Gefallen zu
bitten, selbst wenn sie mir noch einen schuldeten. Ich begab mich
ungern in die Gesellschaft dieser Wesen und tat meist alles, um
ihnen aus dem Weg zu gehen. Aber diesmal war ich vermutlich dazu
gezwungen, Carlos um Hilfe zu bitten, um herauszufinden, was Celia
mit dem Mord an Mark zu tun hatte.
An diesem Abend sah ich mich allerdings nicht in
der Lage, mich mit mehr als einem Becher Joghurt
auseinanderzusetzen. Mein Kopfweh ließ nicht nach, und ich wollte
mich eigentlich nur noch hinlegen. Also fütterte ich rasch das
Frettchen und sah ihm noch eine Weile zu, wie es mein Bücherregal
verwüstete, ehe ich mich auf die Couch legte und einige Aspirin
schluckte. Innerhalb kürzester Zeit waren wir beide
eingeschlafen.