FÜNFZEHN

Am Sonntagnachmittag klingelte ich an einem der zahl reichen Namensschilder des Fujisaka-Gebäudes. Mir antwortete eine zwitschernde Stimme auf Chinesisch. Da ich wusste, dass ich die richtige Klingel gedrückt hatte, erwiderte ich: »Ich möchte mit Ana Choi sprechen.«
Daraufhin hörte ich, wie einige Worte auf Chinesisch gewechselt wurden, dann erklang eine andere Stimme durch den Lautsprecher: »Hallo, hallo! Ich komme gleich hinunter.«
Die Sprecherin schaltete ab, und ich nutzte die Zeit, um meinen Blick über die Sixth Avenue South wandern zu lassen. Ich befand mich am Rand des International District. Das Herz von Chinatown lag einen Block weiter nördlich und östlich auf der King Avenue. In dieser Straße fand man jenen internationalen Mix aus Leuten, mit dem sich die Stadt brüstete und der manchmal auch als kaschierter Rassismus bezeichnet wurde.
Auf der anderen Seite der Straße stand das alte Uwajimaya-Kaufhaus mit seinen blauen Dachziegeln und geschwungenen Firsten. Das Gebäude stand zum Teil leer, nachdem der neue Uwajimaya-Village-Komplex südlich davon in die Höhe gezogen worden war. Noch weiter südlich gab es die Enklave Nihonmachi, das sogenannte Japantown, wo man an jeder Ecke die fantastischsten chinesischen Bäckereien, philippinischen Lebensmittelhändler, vietnamesischen Nudelbars und Tokio-Kaffeehäuser finden konnte.
Das Fujisaka war das einzige moderne Wohngebäude im International District. Bei den restlichen Häusern handelte es sich um alte Appartement-Blocks oder Hotels. Teuer und schick schmiegte es sich an seine älteren, kleineren Nachbarn. Seitdem das noch höhere Uwajimaya-Village gebaut worden war, hatte es seine Rolle als Außenseiter verloren.
Hinter mir öffnete sich die Eingangstür. Eine asiatische Frau kam heraus. Sie trug eine weiße weiche Jacke und hatte ein rundes Gesicht mit einem recht spitzen Kinn und hohen Wangenknochen. Ihre Miene wirkte ein wenig reserviert. Ihr geheimnisvolles orientalisches Flair löste sich jedoch in Luft auf, als sie mich angrinste. Auf einmal wirkte ihr Gesicht nur noch süß und fröhlich.
»Sie sind doch Harper – nicht wahr?« Man konnte nur sehr schwach den chinesischen Akzent hören, der wie ein Schleier über ihren Worten lag.
»Ja, die bin ich«, erwiderte ich. »Und Sie sind Ana Choi?« Ich erkannte sie natürlich von den Aufnahmen, wollte aber trotzdem höflich sein.
Sie nickte. »Tut mir leid, dass Sie warten mussten. Meine Eltern haben sich gerade gestritten. Wenn ich da einfach weggehe, halten sie mich für unhöflich. Deshalb musste ich warten, bis eine Zeit lang Ruhe herrschte. Erst dann konnte ich ihnen sagen, dass ich jetzt gehe.«
»Sie leben also noch bei Ihren Eltern«, stellte ich interessiert fest.
»Ja, wir sind vor zwölf Jahren aus Macao hierher gezogen, und sie sind sehr altmodisch. Ich selbst bin kein traditionelles chinesisches Mädchen, aber ich versuche, sie zufriedenzustellen, so weit das geht. Manchmal ist es allerdings recht schwer.« Sie sah sich auf der regenfeuchten Straße um. »Sollen wir los? Wir können uns doch auch während der Fahrt unterhalten.«
»Klar«, stimmte ich zu. Ich hatte mein Auto auf dem kaum benutzten Parkplatz des blau gedeckten Gebäudes abgestellt.
»Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie mich mitnehmen«, sagte Ana. »Normalerweise fahre ich mit dem Bus, aber am Sonntag dauert das immer besonders lange. Am Wochenende fährt einer meiner Busse nur jede Stunde.«
Ich zuckte mit den Achseln. »Das kommt uns doch beiden gelegen. Wann sind Sie eigentlich bei dem Projekt eingestiegen?«
»Letzten Januar. Ian wollte, dass ich mitmache. Er meinte, dass es bestimmt Spaß machen würde.«
»Tut es das denn?«
Diesmal war es an ihr, mit den Achseln zu zucken. »Ja, irgendwie schon. Zuerst war es ziemlich doof, aber dann wurde es besser. Es gefällt mir.«
Wir unterbrachen unser Gespräch, um in den Rover einzusteigen. Ana lächelte. »Cooles Auto. Ziemlich robust.«
»Ja, es ist nicht schlecht. Außer dem Benzinverbrauch. Der ist nicht so toll.«
Sie nickte und machte es sich auf ihrem Sitz bequem. »Okay, was wollen Sie von mir wissen?«
»Wie finden Sie die Gruppe?«
»Ich habe doch schon gesagt, dass es mir da gefällt.«
»Ja, schon, aber ich meine die Leute. Sagen die Ihnen auch zu?«, hakte ich nach, ließ den Motor an und lenkte das Auto in Richtung PNU.
»Ja, die meisten schon.«
Ich beobachtete ihr Spiegelbild in der Windschutzscheibe. Von diesem Blickwinkel aus konnte ich keine gelbe Energielinie erkennen. »Gibt es denn jemanden, mit dem Sie sich nicht verstehen oder bei dem Sie sich unwohl fühlen?«
Sie lachte. »Wissen Sie, das ist mir eigentlich ziemlich egal. Ich finde die meisten ganz nett, aber ich kenne sie nicht gut genug, um mir groß Gedanken über sie zu machen. Sie sind in Ordnung, aber das war es auch schon. Für mich bedeuten sie nichts Besonderes.«
»Nicht einmal Ian?«
Sie schnitt eine Grimasse und rollte mit den Augen. »Ach – Ian. Manchmal glaube ich, dass ich sogar ihn nicht mehr mag. Er kann so gemein und selbstsüchtig sein. Außerdem verbringt er überhaupt keine Zeit mehr mit mir. Ständig hat er etwas vor, und wir haben nicht einmal mehr … äh, unser Liebesleben existiert gar nicht mehr – außer wenn es schlecht läuft. Ich bin der Gruppe nur beigetreten, weil er mich darum gebeten hat und ich dachte, dass wir uns dann öfter sehen würden. Doch inzwischen benimmt er sich manchmal so, als ob es ihm lieber wäre, wenn ich gar nicht mehr kommen würde.«
Das passte nicht zu Ians Version der Dinge, aber so etwas überraschte mich schon lange nicht mehr. Ich erinnerte mich außerdem daran, wie Ana zurückgezuckt war, als Ian ihre Haare aus den Ohrringen befreit hatte.
»Und wieso glauben Sie, dass es ihm lieber wäre, wenn Sie nicht mehr kämen?«, hakte ich nach.
»Damit er ungestört mit Cara Stahlqvist flirten kann. Er ist echt ein Idiot.«
»Wenn er ein solcher Idiot ist, verstehe ich nicht, warum Sie noch immer hingehen.«
Sie warf mir einen finsteren Blick zu. »Es ist schließlich auch mein Projekt. Warum sollte ich Ian erlauben, mich zu verscheuchen? Außerdem … außerdem ist er nicht der Einzige, der dort zählt.«
»Sie haben mir doch gerade erklärt, dass Ihnen keiner der anderen etwas bedeutet.«
Sie sah aus dem Fenster. »Das stimmt so nicht ganz.«
»Treffen Sie dann noch jemanden anderen aus der Gruppe?«
»Nein, das nicht. Nicht außerhalb der Gruppe. Manchmal gehen wir zwar zusammen aus, um kurz noch etwas zu trinken … Und ich unterhalte mich gerne mit ihm. Er redet auch gern mit mir.«
»Wer denn?«
Sie errötete. »Ken.« Noch immer schaute sie aus dem Fenster.
Ich nickte. »Weiß Ian davon?«
»Keine Ahnung. Ich glaube nicht. Ken zieht Ian manchmal auf, und zwar wegen mir. Aber Ian lacht nur darüber. Ich glaube, er wäre nicht so entspannt, wenn er von Ken wüsste. Aber noch weiß er nichts.«
»Haben Sie vor, das mit Ken irgendwie auszubauen?«
Sie seufzte. »Ich weiß nicht. Ich kann nicht einfach Ian verlassen und sofort mit Ken etwas anfangen. Das wäre nicht gut. Nicht gut für die Gruppe. Ian ist nicht der Typ Mann, der es so einfach hinnehmen würde, wenn er verlassen wird. Und außerdem … Es ist nicht leicht, wissen Sie? Manchmal möchte ich nur meine Ruhe haben. Ich will keinen großen Ärger verursachen.«
Ich schüttelte den Kopf, sagte aber nichts. Die drei hatten sich da in eine ziemlich prekäre Lage gebracht. Unglück zieht nicht nur anderes Unglück an, sondern schafft auch neues. In der Gruppe herrschten überall erotische Spannungen und Machtkämpfe, aber irgendwie schien das dazuzugehören.
»Ich wähle einfach nie die richtigen Männer«, meinte Ana. »Aber zumindest haben meine Eltern nichts gegen Ian. Wenn ich mit Ken ausginge, würden sie vermutlich durchdrehen.«
»Warum denn?«
»Mein Vater würde bestimmt meinen, dass er nicht gut genug für mich wäre. Und meine Mutter stellt sich automatisch auf die Seite meines Vaters. Das gehört sich so. Für eine traditionelle chinesische Ehefrau, wissen Sie?«
»Ich verstehe noch immer nicht. Warum ist Ian, der gemein zu Ihnen ist, für Ihre Eltern in Ordnung, Ken aber nicht, obwohl er Sie verteidigt?«
Sie sah mich an und blinzelte peinlich berührt. »Weil Ken braun ist.«
»Wie bitte?«
»Er ist braun. Also nicht weiß.«
»Aber Sie sind doch auch nicht weiß.«
»Natürlich nicht. Aber mein Vater ist ein Rassist. Er findet, dass Farbige schmutzig oder schlecht sind. Wenn man schon nicht weiß oder chinesisch ist, dann sollte man zumindest asiatisch sein.«
»Weiß er denn nicht, dass Indien zu Asien gehört?«
»Es ist aber nicht der richtige Teil von Asien. Wenn jemand dunkelhäutiger ist als er, dann ist er in seinen Augen auch schmutziger. Ich darf mit einem Weißen oder einem Asiaten ausgehen, aber mit jemandem, der braun ist? Das käme nicht in Frage. Noch schlimmer wäre es natürlich, wenn ich mit einem Schwarzen zusammen wäre. Dann würde er kein Wort mehr mit mir sprechen. Meine Schwester hatte eine Zeit lang einen schwarzen Freund, und das hat er ihr noch immer nicht verziehen. Er würde durchdrehen, wenn er wüsste, dass sie sogar miteinander geschlafen haben.«
»Das kommt mir aber alles reichlich übertrieben vor.«
»So ist mein Vater eben.« Sie sah mich finster an. »So … jetzt wissen Sie, warum ich weiterhin zu den Séancen gehe, obwohl es sicher das Beste wäre, damit aufzuhören. Ich wünschte, das Leben wäre einfacher. Warum können wir nicht einfach nur alle glücklich sein? Wenn wir schon einen Poltergeist erschaffen können, warum dann nicht auch Glück?«
Ich nutzte die Gelegenheit, um zum Thema zurückzukehren. »Sind Sie sich denn sicher, dass Sie einen Geist erschaffen haben?«
»Ja.« Sie nickte mit großer Bestimmtheit. »Ich bin Chinesin. Wir kennen uns mit Geistern aus. Sie sind einfach überall und leben durch uns. Unser Poltergeist ist also ganz real, auch wenn wir ihn erzeugt haben.«
»Was meinen Sie mit ›sie leben durch uns‹?«
»Ich meine damit, dass wir ihnen Kraft geben. Energie. Wir erinnern uns an sie, und sie existieren weiter. Deshalb ist es auch wichtig, sich an die Vorfahren und die Familie zu erinnern, denn sonst verschwinden sie einfach. Oder sie werden wütend, und das ist gar nicht lustig. Wir haben unseren Geist geschaffen und halten ihn durch unsere Gedanken am Leben. Wenn wir aufhören, an Celia zu glauben, wird sie einfach verschwinden.«
»Woher wissen Sie, dass es sich nicht um einen Schwindel handelt? Dass nicht einfach jemand in der Gruppe falsche Erscheinungen erzeugt und sie so echt wirken lässt?«
»Das würde Celia sehr wütend machen. Es kann sich nicht um einen Schwindel handeln. Es würde überhaupt nicht gehen, dass uns ein Einzelner so hinters Licht führen könnte. Der Teil, der real ist, würde außerdem wissen, dass jemand das Ganze manipulieren will. Wie würden Sie sich fühlen, wenn jemand vorgeben würde, Sie zu sein? So erginge es auch Celia, und dann würde sie bestimmt versuchen, sich zu rächen.«
»Und wie wäre das mit Ihnen?«, fragte ich und lenkte den Wagen auf den westlichen Parkplatz der PNU.
Ana sah mich überrascht an, und sie hob ihre dünnen, gezupften Augenbrauen. »Wie wäre was mit mir?«
»Wenn Sie herausfinden würden, dass jemand Ihnen etwas vorgaukelt? Wären Sie dann auch wütend?«
»Ja, natürlich wäre ich dann wütend.«
»Und würden Sie sich dafür rächen wollen?«
Sie sah mich belustigt an. »Nein. Ich würde demjenigen sagen, dass er damit aufhören soll. Celia wäre diejenige, die sich dafür rächen würde, wenn das nötig wäre.«
»Glauben Sie, dass sie dazu in der Lage ist?«
Sie runzelte die Stirn und starrte nachdenklich vor sich hin. »Ich weiß nicht. Keine Ahnung.« Dann blickte sie auf. »Ach, wir sind schon da. Gut. Danke fürs Mitnehmen«, fügte sie hinzu, öffnete die Tür und stieg aus. »Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen.«
»Ja, das konnten Sie durchaus.«
»Cool. Bis bald vielleicht.« Sie warf die Tür zu und ging auf das St.-John-Gebäude zu. Jetzt konnte ich den hellen, gelben Faden sehen, der auch um sie gewickelt war. Er zeigte auf die heiße gelbe Quelle im Fenster von Zimmer zwölf, fast wie eine Kompassnadel.
Ich blieb noch eine Weile im Auto sitzen und dachte nach, während ich darauf wartete, dass auch die anderen Mitglieder der Gruppe eintrafen. Ich wollte nämlich möglichst unbemerkt in die Beobachtungskabine schlüpfen.
Nach einigen Minuten sah ich, wie Gartner Tuckman auf das Gebäude zu eilte. In der Hand hielt er eine Aktentasche. Er gab wieder ganz den finsteren Professor, der schwarz gekleidet grimmig um sich blickte. Ich folgte ihm ins Haus, achtete aber darauf, dass ich weit genug hinter ihm blieb. So hatte er die Möglichkeit, eventuell noch Séance-Mitglieder einzusammeln, die auf dem Gang auf ihn warteten.
Oben auf der Treppe lag ein unheimlicher Nebel, der von innen heraus hell leuchtete. Seltsame Spuren wirbelten durch das Grau. Ich betrachtete sie für einen Moment, verstand aber noch immer nicht, worum es sich handeln könnte. Eigentümliche Farben zogen durch die grauen Schwaden und blitzten immer wieder. Dann drangen sie durch die geschlossene Tür von Raum zwölf und lösten sich auf. Ich spürte, wie es einen Moment lang einer Strömung gleich an mir zog, ehe es mich losließ. Seltsamerweise konnte ich in diesem Licht keine gelben Linien erkennen.
Stirnrunzelnd betrat ich die Beobachtungskabine. Terry beachtete mich nicht. Ich blieb stehen und schaute durch die dicke Spiegelscheibe.
Tuckman befand sich bereits im Séance-Zimmer und stand mit dem Rücken zu uns neben dem Spiegel. Einige der Teilnehmer hatten sich um den Tisch gesetzt, andere sa ßen noch auf dem Sofa. Ana war am Tisch, zusammen mit dem einzigen Mitglied, mit dem ich bisher noch nicht gesprochen hatte – Wayne Hopke, dem älteren Mann vom Militär. Ian stand in der Nähe des Sofas, wo er gleichzeitig in Caras Ausschnitt blicken und sich bedrohlich vor Ken aufbauen konnte. Er wirkte wie ein Racheengel und hatte offenbar sehr wohl begriffen, was gespielt wurde. Alle sahen zu Tuckman hin, der einen ruhigen, gelassenen Tonfall anschlug, wie ich das bisher nicht von ihm gewohnt war.
»… ein trauriger Beginn für die heutige Sitzung«, sagte er gerade. »Unser Kollege Mark Lupoldi ist bei einem Unfall ums Leben gekommen. Es ist … eine wahre Tragödie. Da ich weiß, wie gern wir alle Mark hatten, bedeutet sein Tod nicht nur für unser Projekt, sondern auch für uns persönlich einen herben Schlag.«
Tuckman musste früher ebenfalls mal bei einer Laiengruppe Theater gespielt haben. Seine betont traurige Stimme und geknickte Haltung wirkten zu perfekt, als dass sie seine wahren Empfindungen widergespiegelt hätten. Er ließ die Schultern etwas nach vorne sinken und gab sich ganz den Anschein, als würde er jeden Augenblick einen weiteren Schlag erwarten. Der Haltung seiner Arme nach zu urteilen, hielt er seine Hände zusammengepresst, und ich stellte mir vor, dass seine Knöchel vor Anstrengung ganz weiß waren. Vermutlich war auch seine Miene dem Anlass entsprechend von tiefer Trauer gezeichnet.
Ich beobachtete die anderen. In den Gesichtern spiegelten sich Überraschung, Verblüffung und Schock wider. Cara schloss die Augen. Sogar durch die dicke Glasscheibe hindurch konnte ich im Grau Funken sowie gelbe, rote und unheimliche grüne Schlieren erkennen, die ich inzwischen mit Krankheit und Leid in Verbindung brachte. Leider konnte ich nicht klar erkennen, zu wem diese Energieschlieren gehörten. Frustriert knabberte ich an meiner Unterlippe. Das strikte Protokoll, nach dem das Projekt ablief und das mir normalerweise angemessen erschienen wäre, machte meine Aufgabe in diesem Fall doppelt schwer. Doch leider konnte ich nichts dagegen tun.
»Obwohl dieses Ereignis nichts mit unserem Projekt zu tun hat«, fuhr Tuckman fort, »wäre es natürlich mehr als verständlich, wenn sich jemand von Ihnen heute nicht in der Lage sieht, an der Séance teilzunehmen, oder vielleicht sogar ganz aussteigen möchte. Mark war so enthusiastisch und eifrig, wenn es um das Projekt ging, dass es schwer ist, sich vorzustellen, wie wir ohne ihn weitermachen sollen. Natürlich hat er einen tiefen Eindruck bei uns allen hinterlassen. Seine Sicht der Welt hat auch die unsere ein wenig verändert, und seine offene, großzügige Art hat uns alle entwaffnet. Wir werden ihn sehr vermissen. Ich weiß, dass das alles sehr plötzlich geschieht. Aber aus Rücksicht auf Ihre Gefühle halte ich es für das Beste, wenn wir diese Sitzung verschieben und uns in aller Ruhe überlegen, ob wir weitermachen wollen.«
Dale Stahlqvist unterbrach ihn verblüfft. »Was? Wollen Sie damit sagen, dass wir aufhören sollen?«
Cara schlug die Augen auf, während die anderen ihren Mann anstarrten.
»Nicht aufhören«, sagte Tuckman und hob die Hände. »Ich meinte nur, dass wir uns überlegen sollten …«
»Aufzuhören«, schnappte Dale. »Wir sollen das Ganze hinschmeißen, weil wir ohne Mark nicht weitermachen können, oder? Dann würden wir doch alles, was wir bisher geschafft haben, Lügen strafen. Die Gruppe hätte keine Bedeutung, und das glaube ich einfach nicht. Mark hat genauso hart wie wir alle gearbeitet, und ich glaube, ihn würde dieser Vorschlag entsetzt haben. Verstehen Sie mich nicht falsch, Professor, aber das wäre wirklich nicht richtig.«
Tuckman seufzte betrübt, während die anderen begannen, ihm ebenfalls zu widersprechen. Sie wollten das Ganze zu Ende bringen und am besten gleich weitermachen – wegen Mark. Cara war die Einzige, die nichts sagte, sondern den Blick gesenkt hielt. Aus ihrer Miene war nichts abzulesen.
Tuckman hätte eigentlich einen Oscar für seine schauspielerische Leistung verdient. Er sah weder selbstzufrieden noch stolz aus, als er schließlich ihrem Wunsch nachgab, so fortzufahren wie geplant. Er wirkte vielmehr müde und resigniert. Nach ein paar Minuten entschuldigte er sich und erklärte seinen Teilnehmern, dass sie beginnen könnten, sobald sie so weit seien.
Patricia tupfte sich gerade mit einem Taschentuch die Augen, als Tuckman zu uns in die Beobachtungskabine kam. Ich fragte mich, warum er beinahe eine Minute auf dem Flur verbracht hatte. Er strich sich mit den Händen die Haare zurück und setzte sich. Jetzt sah er doch recht zufrieden mit sich aus.
»Terry«, sagte er. »Notieren Sie, dass die Gruppe selbstständig beschlossen hat, fortzufahren und dass für den Moment Mr. Lupoldi nicht ersetzt werden soll.«
Er warf mir einen selbstgefälligen Blick zu und wandte sich dann wieder seinem Assistenten zu. »Was sagen die Werte?«
»Bisher ist alles ziemlich normal, auch wenn es eine kleine Erhöhung der elektromagnetischen Strahlung gab, als Sie Ihre Rede hielten. Aber jetzt kehrt sie zum Durchschnittswert zurück.«
Tuckman nickte. »Gut. Dann wollen wir doch einmal sehen, was sie machen.«
Während der nächsten zehn Minuten saß die Gruppe um den Tisch herum und sprach über Mark. Sie tauschten Geschichten über ihn und die gemeinsamen Séancen aus, und für einen Moment hatte ich das Gefühl, bei einer Totenwache zuzusehen.
Patricia kicherte plötzlich. »Wetten, dass Mark bei Celia ist«, sagte sie.
»So ein Blödsinn«, murmelte Cara.
Der Tisch gab ein lautes Knackgeräusch von sich und sprang plötzlich auf und ab.
»Bist du das, Celia?«, wollte Wayne Hopke wissen, der wie immer das Wort an den Geist richtete.
Der Tisch machte wieder einen Satz und rutschte von einer Seite zur anderen, wodurch Wayne und Cara von ihren Stühlen fielen. Ein wahrer Hagel von Klopfgeräuschen entrang sich der Tischplatte. Die restliche Gruppe sprang auf, um dem Tisch auszuweichen. Ein kleines Bücherregal fiel um, und mehrere Kartenspiele sowie Stapel von Zeitschriften ergossen sich über den Boden.
»Die Temperatur fällt. Die elektromagnetische Strahlung aber nimmt rasch zu.« Terry warf einen Blick über die Schulter, um zu sehen, was Tuckman dazu meinte. »Ich empfange Niederfrequenzen.«
»Woher kommen die?«, fragte der Professor. »Von drau ßen?«
»Nein, aus dem Zimmer. Noch kann ich nicht sagen, was es ist.«
»Die analysieren wir später.« Tuckmans Augen wichen nicht von der Szene, die sich im Zimmer nebenan abspielte.
Der Tisch hatte wieder begonnen, durchs Zimmer zu rasen, und die Gruppe jagte ihm hinterher. Es fiel ihnen schwer, ihre Finger auf der Platte zu halten. Die Aktivitäten des Tisches hatten wirklich nichts mit den Tricks zu tun, die mir Ben in der Bar gezeigt hatte. Der Tisch wand sich geradezu und gab ein seltsames Klappergeräusch von sich, während er den Teppich zerknüllte.
»Celia, bist du da?«, fragte Wayne erneut.
Der Tisch antwortete mit einem lauten Knall.
»Ist da Mark?«, rief Patricia.
Ein weiterer lauter Knall folgte, und dann stürzte sich der Tisch auf das umgefallene Regal. Der CD-Spieler im Zimmer gab auf einmal einen Laut von sich, und der Tisch blieb zitternd stehen. Das Geräusch verwandelte sich in einen seltsam verzerrten Popsong, und wieder gab es einen Knall.
Etwas schwebte, umgeben von einem roten Licht, kreisend über dem Tisch. Keuchend stellte sich die Gruppe um das Möbelstück. Das Licht wurde etwas schwächer, und ich konnte einen flachen, durchsichtigen Schild etwa in der Größe meiner Handfläche ausmachen, der sich über der Mitte des Tisches drehte. Welche Kraft ihn auch immer dort hielt – sie war jedenfalls so stark, das sie für mich sogar durch die Scheibe sichtbar war. Was ich da erkennen konnte, gefiel mir gar nicht. Ich starrte auf den karmesinroten Nebel und hatte auf einmal das Gefühl, magisch von ihm angezogen zu werden.
Cara stieß einen leisen Schrei aus und begann ihre Hand auszustrecken. »Das gehört mir!«
Daraufhin wurde ihr das Ding ins Gesicht geschleudert. Sie stieß erneut einen kurzen Schrei aus und zuckte zurück. Dann presste sie mit schmerzverzerrtem Gesicht eine Hand auf ihre linke Wange. Sie ließ sich auf den Boden sinken und kroch Richtung Tür. Der Tisch gab noch ein letztes Mal ein lautes Krachen von sich, und das unheimliche Licht löste sich allmählich auf.
»Ich glaube, das war’s«, hörte ich Terry sagen, ehe ich aus der Beobachtungskabine stürzte.
Im Flur sah ich, wie sich die Tür öffnete und leuchtend rote und gelbe Energie über den Boden floss, während Cara aus dem Raum stolperte. Ihre Wange blutete. Ich ging auf sie zu, kam jedoch in der plötzlichen Welle übernatürlicher Kraft, die ihr gefolgt war, ins Wanken. Die beiden Welten prallten aufeinander. Eine unglaublich schwere Last lag auf einmal auf meinen Schultern. Ich glaubte, nach unten gepresst zu werden, während ich versuchte, der heißen Welle aus dem Grau zu entkommen. Stolpernd konzentrierte ich mich auf Cara Stahlqvist, die dahinter stand.
»Cara«, sagte ich und streckte die Hand aus, um sie am Arm zu fassen. Der Energiesturm fühlte sich nicht wie der wütende Geist von Bertha Knight Landes an, der sich auf Cara gestürzt hatte, um sie als falsche Nichte zu bestrafen. Es war ein viel brutalerer, ein schrecklicher Sturm.
Meine Glieder waren so schwer geworden, dass ich sie kaum bewegen konnte, und ich hatte das Gefühl, knietief durch Schlamm zu waten. Fangarme eines gierigen Horrornebels griffen nach mir. Ich zitterte am ganzen Körper und zwang meinen Arm dazu, sich zu bewegen.
Cara stieß mich beiseite und eilte an mir vorbei. Ich stolperte zurück, als ob sie mich mit einem Knüppel erwischt hätte, und rang nach Luft. Auf einmal schmeckte ich Eis und verbrannte Erde gleichzeitig. Ich lehnte mich mit der Schulter an die Wand, um mich so vom blitzenden, zornigen Rand des Grau abzustoßen. Endlich gelang es mir, mich zu befreien. Ich war zwar nur wenige Sekunden in dieser Hölle gewesen, fühlte mich aber so matt, als ob ich minutenlang in einem tobenden Meer gegen die Strömung gekämpft hätte. Vor Erschöpfung war mir ganz schwindlig.
Die Energie, die aus der Tür geflossen war, hatte sich in kleine Farbstrudel aufgelöst und verebbte. Das, was vom Poltergeist übrig blieb, hinterließ ein ekliges, abstoßendes Gefühl – wie giftige Efeuranken, die versuchten, einen zu umschlingen und niederzureißen.
Diesmal hatte der Poltergeist keine eindeutig auszumachende Form gehabt, aber ich war mir sicher, dass ich ihn spürte, als ich mich vom Rand des Grau losriss. Er war viel schlimmer gewesen als am Tag zuvor bei Patricia. Irgendetwas stimmte mit Tuckmans Gespenst nicht. Es war eindeutig zu stark. Der Grund dafür mochte die Energieleitung sein, die durch den Séance-Raum führte und eigentlich gar nicht hätte da sein sollen. Doch selbst das erklärte nicht, warum das Wesen einen derartigen Ekel in mir auslöste. Selbst jetzt noch, nachdem es verschwunden war, spürte ich ihn deutlich.
Während ich mich noch mit gesenktem Kopf an die Wand lehnte und versuchte, wieder zu Atem zu kommen, stürzten einige der anderen Teilnehmer in den Gang hinaus. Sie schienen alle verwirrt zu sein. Schließlich kam Tuckman mit seinem Assistenten aus der Beobachtungskabine.
Ich trat zu Terry, während der Professor sich darum bemühte, seine Leute zu beruhigen.
»Ich brauche die Aufzeichnungen«, erklärte ich. Terry sah mich aus schmalen Augen abschätzig an.
»Wer glauben Sie eigentlich, dass ich bin? Ihr Boy?«
Diese Äußerung verblüffte mich. Ich wurde an einem einzigen Nachmittag mit den beiden Seiten des Rassismus konfrontiert. Selbst Rassismus war nicht so eindeutig auszumachen, wie es auf den ersten Blick meist schien. »Wollen Sie damit sagen, dass ich Sie degradieren will, nur weil ich nach den Aufnahmen frage?«
»Sie hätten genauso gut Tuck fragen können«, zischte er wütend.
»Tuckman ist aber nicht für die Überwachung und die Aufnahmen zuständig. Das sind Sie. Aber wenn Sie nicht in der Lage sind, über Ihren Schatten zu springen und ganz einfach Ihren Job zu machen, dann sollte ich vielleicht wirklich besser Tuckman fragen.«
Terry starrte mich finster an. In der zornigen Pause, die folgte, hörten wir, was hinter uns gesprochen wurde.
»Wir hätten nicht an Mark denken sollen«, jammerte Patricia. »Wahrscheinlich haben wir dadurch seinen Geist gerufen, und jetzt ist er wütend auf uns.«
Ich warf einen Blick über die Schulter und sah, dass Tuckman die Lippen zusammenpresste. »Sie sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen, Patricia. Ich kann Ihnen versichern, dass es bestimmt nicht Mark gewesen ist. Den Messungen nach ist alles wie immer verlaufen«, schwindelte er. »Das haben allein Sie erzeugt. Sie alle. Nicht der Geist unseres toten Freundes. Es ist allein Ihr Werk.«
Cara kehrte langsamen Schrittes zur Gruppe zurück. Sie presste ein feuchtes Stück Papiertaschentuch an ihre blutige Wange. Finster musterte sie die anderen.
»Vielleicht hätten wir nicht über Mark sprechen sollen«, meinte Cara. »Vielleicht hat uns sein Tod doch zu sehr aufgewühlt.«
»Es muss Marks Geist gewesen sein. Er hat so ganz anders reagiert als Celia«, beharrte Patricia.
Cara gab ein verächtliches Lachen von sich. »So ein Bockmist! Das Ganze war eindeutig Celia, genau so wie sie sich in letzter Zeit aufgeführt hat – einfach gemein. Es gibt keinen verdammten Geist von Mark! So etwas gibt es nicht!« Sie starrte die anderen wütend an.
Tuckman schüttelte den Kopf. »Ich kann verstehen, dass Sie alle etwas aufgebracht sind …«
Dale wandte sich nun ebenfalls Cara zu und versuchte, seinen Arm um sie zu legen. »Cara … du blutest ja. Ich bringe dich ins Krankenhaus.«
Sie stieß ihn wütend zurück. »Lass mich in Ruhe, Dale. Ich komme auch ohne dich zurecht.« Damit drehte sie sich um und ging die Treppe hinunter. Ihr Mann starrte ihr hinterher, und für einen Moment konnte man in seiner Miene deutlich sehen, wie verletzt er war.
»Sehr weit wird sie nicht kommen«, meinte Ian. »Sie hat ihre Tasche dagelassen.«
»Oh je«, murmelte Dale und schüttelte seinen Schmerz ab. »Ich bringe sie ihr wohl besser.« Er ging in den Séance Raum zurück.
Ich wandte mich wieder Terry zu. »Ich werde in einer Viertelstunde wiederkommen, um die Aufnahmen abzuholen. Und ich schrecke nicht davor zurück, Ihnen Ihren Chef auf den Hals zu hetzen, aber es wäre mir lieber, wenn Sie sich dazu entschließen könnten, mir selbst die Aufnahmen zu geben. Zwingen Sie mich nicht dazu, Ihnen Ihre arrogante Miene vom Gesicht zu wischen. Sie würden ziemlich blöd dastehen, wenn Ihnen eine dürre weiße Zicke wie ich zeigen würde, wo es langgeht.«
Mit diesen Worten schob ich mich an den Probanden und Tuckman vorbei, der mir einen neugierigen Blick zuwarf. Am Fuß der Treppe traf ich auf Cara.
Sie stand vor dem Ausgang und starrte auf etwas in ihrer Hand. Ich blickte über ihre Schulter und sah einen cremefarbenen Stein, der bernsteinfarben und braun gesprenkelt und von einem dunkelgelben Metall umfasst war. Da ich mich mit altem Schmuck nicht auskannte, konnte ich nicht sagen, ob es sich um ein echtes oder ein gefälschtes Stück handelte.
»Was ist das?«
Sie hielt für einen Moment die Luft an und warf mir einen kalten Blick zu. »Das geht Sie gar nichts an.«
»Vielleicht nicht. Es sei denn, es handelt sich um die Brosche, die Sie verloren haben und die möglicherweise von einem der Teilnehmer gestohlen wurde.«
Sie runzelte die Stirn. »Also gut. Es ist tatsächlich meine Brosche.«
»Sie sieht nicht so eindrucksvoll aus, wie ich erwartet hatte.«
»Sie gehörte meiner Großtante! Bertha Knight – verdammt, Sie könnten etwas mehr Respekt zeigen. Ich dachte, ich hätte sie … Ich hätte sie bei Mark liegen gelassen.«
Für einen Moment wirkte sie nicht mehr so kalt und distanziert wie sonst. Ich musste die Gelegenheit nutzen und etwas nachbohren, ehe sie wieder zufror. Wir sahen einander an, und ich legte den Kopf schief. »Wieso haben Sie die Brosche bei Mark vergessen?«
Sie zögerte.
Ich nicht. »Ich werde Sie so lange fragen, bis Sie es mir erzählen. Aber da Ihr Mann auf dem Weg zu Ihnen ist, sollten Sie sich vielleicht etwas beeilen.«
»Oh Gott … Also gut. Ich habe die Brosche am Mittwoch in Marks Wohnung vergessen. Wir hatten eine Affäre, und ich wollte nicht, dass die anderen davon erfahren. Also habe ich behauptet, dass ich sie verloren hätte. Zufrieden?«
»Nein, nicht ganz. Warum sind Sie nicht zurückgekehrt, um die Brosche zu holen?«
»Ich wollte noch einmal zurück, aber ich hatte keine Zeit, und Mark reagierte auf keinen meiner Anrufe. Einer von denen muss sie von Mark bekommen haben … Oder man hat sie ihm gestohlen«, überlegte Cara laut.
»Warum glauben Sie, dass es jemand aus der Gruppe war?«, hakte ich nach.
»Es muss jemand aus der Gruppe sein. Celia hat sie geworfen, aber einer der anderen muss sie dazu gebracht haben. Sie hat sich in letzter Zeit wirklich verändert. Sie ist gar nicht mehr wie der Philip-Poltergeist, von dem uns Tuck erzählt hat. Sie ist richtig grausam und gehässig geworden. Früher hatten wir so viel Spaß zusammen.«
»Und warum kann es nicht doch Marks Geist gewesen sein? Vielleicht haben Sie ihn verärgert.«
»Es gibt keine Geister«, fuhr sie mich an. »Wir haben Celia erfunden. Wir kontrollieren sie – oder zumindest einer von uns. Sie haben doch gesehen, wie die Sitzung heute lief. Einer von den anderen hat die Brosche geworfen.«
In diesem Moment hörten wir rasche Schritte auf der Treppe hinter uns. Cara hielt inne und drehte sich um. Ihr Mann kam mit ihrer Tasche und ihrer Jacke über dem Arm auf uns zu. Er lächelte sie an, wirkte jedoch sofort zerknirscht und wütend, als er die rote Wunde auf ihrer Wange sah.
»Komm, Liebling, wir gehen«, sagte er und legte ihr die Jacke über die Schultern. »Wir wollen doch nicht, dass dein schönes Gesicht eine Narbe bekommt, Cara.« Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und führte sie hinaus.
Cara. Übersetzt bedeutet das »Liebes«.
Ich sah ihnen hinterher, bis die Tür ins Schloss fiel. Beinahe tat mir Dale Stahlqvist leid. Er hatte eine Trophäe geheiratet – eine Göttin aus Quecksilber und Stahl -, und jetzt hatte er sich in sie verliebt. Offenbar hatte er vergessen, dass sowohl Quecksilber als auch Göttinnen tödlich sein konnten.
Doch in dieser ganzen Geschichte war noch jemand tödlich. Jemand hatte bei Mark die Brosche gefunden oder Celia dazu gebracht, sie zu holen. Es musste eine der Personen sein, die an den Séancen teilnahmen. Derjenige hatte seine Überlegenheit deutlich gezeigt, indem er Cara das Schmuckstück vor allen anderen ins Gesicht geworfen hatte. Es brauchte nicht viel Fantasie, sich vorzustellen, dass jemand, der sich für derart überlegen hielt, auch glaubte, gefahrlos einen Mord begehen zu können und dafür ebenfalls den Poltergeist zu benutzen.
Es konnte jeder sein – einschließlich Dale oder sogar Cara, die vielleicht so perfekt log, wie ihre Zähne aussahen. Doch das bezweifelte ich eigentlich. Ihre Verstörung hatte echt gewirkt – wesentlich echter als ihre Rolle als angebliche Großnichte von Bertha Knight Landes.
Ich ging wieder die Treppe hinauf, um die Aufnahmen zu holen. Innerlich bereitete ich mich bereits auf eine Auseinandersetzung mit Terry und Tuckman vor.
Poltergeist
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