Anmerkungen des Verfassers

Die vorliegende Geschichte ist reine Fiktion. Gleichwohl halte ich es für unverantwortlich, in einem Roman so etwas wie Wahrhaftigkeit vorzugaukeln, ohne wenigstens die realen Aspekte der Handlung hinreichend genau recherchiert zu haben. In diesem Sinn gründlich zu arbeiten, trägt meiner festen Überzeugung nach zur Glaubwürdigkeit der ganzen Geschichte bei. Fakten, die viele Leser kennen, sollten stimmen, sonst ist auch die Fiktion nicht mehr stimmig.

Deshalb habe ich mich, insbesondere im medizinischen Teil des Romans, bei Experten rückversichert. Für ihren fachlichen Rat danke ich vor allem Prof. Dr. med. Arndt Büssing vom Lehrstuhl für Medizintheorie & Komplementärmedizin der Universität Witten/Herdecke sowie der jungen Ärztin Magdalena Schöner. Sollten Schulmediziner trotzdem Anstoß an einigen Schilderungen meiner Geschichte nehmen, dann ist das allein meinem Drang nach Querdenkertum und künstlerischer Freiheit geschuldet.

Der Gedankenaustausch mit Ärzten und Krankenpflegern zum Thema Blut war für mich sehr inspirierend. Blut ist ja ein Lebenssaft, der die Menschen von jeher fasziniert. Er gehörte in alten Zeiten so selbstverständlich zu religiösen Opferzeremonien wie der Weihrauch zur katholischen Liturgie. Abergläubische Vorstellungen von blutsaugenden Unholden lassen sich bis ins alte Griechenland zurückverfolgen. Man hat Bünde mit Blut besiegelt, Flüche oder Liebesschwüre mit Blut geschrieben, und spätestens seit Old Shatterhand und Winnetou kennen wir die Blutsbrüderschaft.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts haben Vampire Hochkonjunktur. Sie beißen sich durch alle Medien. Mich widern sie an. Vor allem die mit der Vampirwelle einhergehende Verherrlichung des Dämonischen finde ich abstoßend. Meiner festen Überzeugung nach kann man das Böse auf Dauer nicht als etwas Gutes verkaufen, ohne das Denken und Fühlen der Menschen zu verändern. Dieses Prinzip der Prägung hat sich in der Werbung und der politischen Propaganda bewährt – wieso sollte es in der Unterhaltung folgenlos bleiben? Mit diesem Gedanken im Sinn nahm ich mir vor, eine Geschichte über den Missbrauch von Blut zu schreiben, ohne einen einzigen Untoten auftreten zu lassen.

Was fasziniert mich an dem Thema Blut? Es ist eine einfache Frage: Wie lässt sich erklären, dass in der modernen Medizin nach wie vor Ströme von Blut zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden, obwohl es in den meisten Fällen bessere Alternativen gibt? Bei den Recherchen zu diesem Thema ist mir eine seltsame Diskrepanz aufgefallen.

Eine junge Ärztin sagte mir, auf der Universität habe sie so gut wie nichts über die Alternativen zur Behandlung ohne Fremdblut gelernt. Auch Krankenpfleger bestätigten diese Lehrpraxis.

Auf der anderen Seite gibt es ein wachsendes Angebot an Behandlungsmethoden, die auf Fremdblut verzichten. Wissenschaftliche Studien belegen, dass diese Alternativen den Patienten in vielen Fällen nur nützen: Sie erholen sich schneller von operativen Eingriffen, die Sterblichkeitsrate sinkt, Nebenwirkungen lassen sich minimieren, und einige Fehlerquellen wie die Verwechslung von Blutkonserven entfallen ganz. Warum setzen sich diese neueren, besseren Methoden so langsam durch? Das zu erörtern wäre meiner Ansicht nach eine öffentliche Diskussion wert. Es geht immerhin um Tausende von Menschenleben. Das ist keine Übertreibung, wie aktuelle Zahlen belegen. In ihrem Blood safety and availability betitelten Faktenblatt Nr. 279 berichtet die Weltgesundheitsorganisation WHO (Stand Juni 2013):

–  Von den 107 Millionen Blutspenden, die jährlich weltweit gesammelt werden, stammen ungefähr 50 % aus Ländern mit niedrigem oder mittlerem Bruttosozialprodukt (low- und middle-income countries).

–  25 der Länder sind nicht in der Lage, die gesammelten Blutspenden auf einige oder alle Erreger von HIV, Hepatitis B, Hepatitis C und Syphilis zu testen.

–  Von 24 % der Blutspenden in Ländern mit niedrigen Einkommensverhältnissen kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, ob sie sich an die gängigen Qualitätsstandards halten. Sie nehmen an der Überprüfung zur Qualitätssicherung durch unabhängige Instanzen nicht teil. Setzt man diese Zahl zu den vorangegangenen ins Verhältnis, so muss man wohl von Millionen unzureichend getesteter Blutkonserven ausgehen.

Fest steht: Ohne Blut kann kein Mensch existieren. Es ist das Symbol für Leben schlechthin. Für diese Bedeutung des Blutes scheint es ein archaisches Bewusstsein zu geben, dem sich niemand zu entziehen vermag. Werden womöglich deshalb immer noch Ströme von Blut gesammelt und wieder verabreicht? Oder halten andere Interessen den roten Fluss in Gang? Immerhin werden damit ja jedes Jahr Hunderte von Millionen Euro umgesetzt.

Stecken gar die Domen hinter allem?

Ich gebe zu, diese Erklärung ist dem Hirn eines Phantasten entsprungen. Doch manchmal bringt ja gerade die phantastische Überspitzung den Denkapparat in Schwung. In diesem Sinn: Frohes Denken!