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29. Mai 1963

 

 

Der Empfangschef im »Top of the Cove« fragte: »Dinner, Sir, s’il vous plaît?«

»Ja.«

Er führte sie zu einem Platz, von dem aus man einen bestechenden Blick auf La Jolla Cove hatte. In gischtigem Schaum brachen sich die Wellen unter den Scheinwerfern. »Iest diese Tisch okee?« Gordon nickte, während Penny ihre Augen verdrehte. Nachdem der Mann die riesigen Speisenkarten gebracht hatte und wieder gegangen war, sagte sie: »Das Theater mit dem Akzent sollten sie weglassen.«

»Was iest, Madame? Mögen Sie nicht ochgestochen Sprack?« sagte Gordon.

»Mein Französisch ist ja nicht sehr toll, aber…« Sie verstummte, als der Kellner kam. Gordon wählte aus der umfangreichen Karte einen Wein, den er kannte. Als er sich umblickte, sah er die Carroways ein Stück entfernt sitzen. Sie schienen sich gut zu amüsieren. Er wies Penny darauf hin, und pflichtgemäß nahm sie die Begegnung in ihrer Liste auf. Sie gingen allerdings nicht hinüber. Das Kolloquium lag fünf Tage zurück, aber Gordon fühlte sich in der Abteilung zur Zeit unwohl. Heute im »Top of the Cove« zu schlemmen, war Pennys Idee gewesen, um ihn aus seiner verdrossenen Stimmung zu holen.

Etwas stieß an seinen Ellbogen. »Iech öffnen sie jetzt«, sagte der Kellner und beschäftigte sich mit der Flasche. »Ärr muß atmän.«

»Was?« fragte Gordon überrascht.

»Atmän. Luft olen!«

»Ach ja, sicher.« Der Kellner dankte ihm mit einem leicht herablassenden Lächeln.

Als er gegangen war, sagte Gordon: »Wenigstens sein Lächeln ist perfekt. Sind alle Spitzenrestaurants hier so?«

Penny zuckte die Achseln. »Wir besitzen nicht die Kultur der Alten Welt wie New York. Aber wir wurden auf dem Weg auch nicht von Straßenräubern überfallen.«

Normalerweise hätte er die spitzfindige Anspielung auf New York überhört, aber diesmal entgegnete er: »Krechts nicht von Sachen, die du nicht verstehst.« Ohne darüber nachzudenken, redete er plötzlich über die Zeit, nachdem er die Wohnung seiner Eltern verlassen hatte und in einem engen Apartment wohnte, eisern büffelte und zum erstenmal wirklich die Stadt spürte, sie einatmete. Seine Mutter hatte Onkel Herb beauftragt, ab und zu nach ihm zu schauen, da er schließlich ganz in der Nähe lebte. Onkel Herb war ein hagerer, angespannter Mann, der stets große Geschäfte in der Textilindustrie machte. Der Physik brachte er die gesunde Verachtung eines Praktikers entgegen. »Wieviel zahlen sie dir?« fragte er unvermutet, während sie gerade etwas völlig anderes diskutierten. »Genug, wenn ich sparsam bin.« Sein Onkel verzog das Gesicht und sagte unvermeidlich: »Und die ganze Physik, die du essen kannst, was?« Dabei schlug er sich auf den Schenkel. Aber er war kein einfältiger Mensch. Seine Intelligenz für die Beurteilung von Rabatten oder von Marktchancen einer neuen Sweater-Mode einzusetzen – das war clever. Selbst sein einziges Hobby hatte er zu einem kleinen Geschäft gemacht. Samstags und sonntags fuhr er früh am Morgen mit dem Lieferwagen zum Washington Park Square, um einen Platz an einem der Betonschachtische zu ergattern. Er war ein Wochenend-Schachfanatiker. Er spielte gegen jeden Herausforderer um einen Vierteldollar und verdiente manchmal zwei Dollar in der Stunde. Im Winter spielte er in einem der Cafes im Village, schlürfte laut lauwarmen Tee und blieb lange Zeit bei einer Tasse sitzen, um seine Ausgaben niedrig zu halten. Sein einziges Bestreben war, seine Gegner glauben zu lassen, sie seien besser als er. Da jeder Schachspieler, der alt genug ist, einen Vierteldollar in der Tasche zu haben, ein deutliches Schachspieler-Ego entwickelt hat, war das nicht sehr schwer. Onkel Herb nannte sie Potzer-Gelegenheitsspieler mit einem aufgeblasenen Selbstbild. Sein Spiel war auch nicht besonders. Es war strategisch unvernünftig, bestand aber aus einer Vielzahl von Fallen, die dazu da waren, Potzers ein Bein zu stellen, die glaubten, ihm ein schnelles Ende bereiten zu können. Die Fallen ermöglichten ihm schnelle Siege und maximierten seinen Stundenlohn. Onkel Herbs Sicht der Welt war simpel: die Potzers und der Mensch. Er war selbstverständlich ein Mensch.

»Weißt du, was er mir als letztes sagte, als ich ging?« sagte Gordon plötzlich. »Er sagte: Sei kein Potzer da draußen! Und dann gab er mir zehn Dollar.«

»Netter Onkel«, bemerkte Penny diplomatisch.

»Und weißt du was? Letzten Freitag, beim Kolloquium, begann ich mich wie ein Potzer zu fühlen.«

»Wieso?« fragte Penny, aufrichtig erstaunt.

»Ich habe fest auf die Kraft meiner Daten vertraut. Aber wenn man sie genau betrachtet – mein Gott, Dyson hätte mir den Rücken gestärkt, wenn sie irgendeinen Sinn hätten. Ich traue seinem Urteil. Allmählich glaube ich, ich habe an irgendeiner Stelle einen dummen Fehler gemacht, das Experiment so verhunzt, daß niemand herausfinden kann, was falsch ist.«

»Traue lieber deinem eigenen…«

»Genau das macht die Potzer aus, verstehst du? Die Unfähigkeit, aus Erfahrungen zu lernen. Ich bin stur geradeaus…«

»Die Obstschale, Sörr«, sagte der Kellner.

»Ach Gott!« sagte Gordon so gereizt, daß der Kellner fassungslos zurückwich. Penny lachte auf, was den Kellner noch unsicherer machte. Selbst Gordon lächelte, seine nostalgische Stimme schwand.

Pennys aufgesetzte Heiterkeit begleitete sie während der gesamten Mahlzeit. Sie holte ein Buch aus der Handtasche und drückte es ihm in die Hand. »Der neue Phil Dick.«

Er blickte auf das chaotische Umschlagbild. The Man in the High Castle. »Keine Zeit.«

»Nimm dir die Zeit. Es ist wirklich gut. Seine anderen Sachen hast du doch gelesen, oder?«

Mit einem Achselzucken tat Gordon das Thema ab. Er wollte weiter über New York reden, aus Gründen, die er nicht greifen konnte. Er ging einen Kompromiß ein, indem er Penny mit dem Inhalt des letzten Briefes seiner Mutter vertraut machte. Die ferne Gestalt schien sich an die Vorstellung zu gewöhnen, daß er »in himmelschreiender Sünde« lebte. Aber in ihren Briefen lag eine merkwürdige Unbestimmtheit, die ihm Sorgen machte. Als er nach Kalifornien gezogen war, waren sie sehr lang gewesen, voll mit Erzählungen aus ihrer Tagesroutine, über das Viertel, die Fallstricke des Lebens in Manhattan. Jetzt schrieb sie nur wenig über das, was sie tat. Er fühlte die Leere, die diese Einzelheiten hinterließen, spürte, wie ihm sein New Yorker Leben entglitt. Damals war er sich seiner selbst sicherer gewesen, die Welt hatte größer ausgesehen.

»He, Gordon, hör auf zu grübeln! Hier, ich habe noch etwas mitgebracht.«

Er erkannte, daß sie einen methodisch vergnügten Abend geplant hatte. Penny holte eine hübsche Federhaltergarnitur, Marke Cross, heraus, eine Western-Krawatte und dann einen riesigen Sticker: Au + H2O. Gordon hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger und ließ ihn über ihrem Tisch in der Luft schweben, als könnte er ihre Kalbs-Piccata vergiften.

»Was ist das für ein Ramsch?«

»Ach, hör auf. Ein Scherz.«

»Als nächstes verehrst du mir Ausgaben vom Gewissen eines Konservativen.«

»Hab’ nicht so viel Angst vor neuen Ideen!«

»Neu? Penny, sie sind schon vermodert.«

»Für dich sind sie neu.«

»Sieh mal, Goldwater mag einen guten Nachbarn abgeben – gute Zäune schaffen gute Nachbarn, hat Frost es nicht so formuliert? Eine kleine Prise Literatur für dich. Aber, Penny, er ist ein Einfaltspinsel.«

»So einfach hätte er Kuba nicht weggeschenkt«, sagte sie steif.

»Hä?« Er war aufrichtig verblüfft.

»Kennedy hat es letzten Oktober weggeschenkt. Nur so, mit einer Unterschrift.« Sie schnippte mit den Fingern. »Er hat zugestimmt, in Kuba nichts zu unternehmen, wenn die Russen ihre Raketen abziehen.«

»Noch eine Schweinebucht?«

»Vielleicht.« Sie nickte grimmig. »Vielleicht.«

»Kennedy hat schon genug Faschisten geholfen. Die Exilanten, Franco und jetzt Diem in Vietnam. Ich denke…«

»Du denkst überhaupt nicht, Gordon. Wirklich. Du mit deinen Ostküsten-Vorstellungen über das Funktionieren der Welt – und sie sind alle falsch! JFK war in Sachen Kuba ein Schwächling, und paß nur auf – die Russen werden ihnen die Waffen geben, und dann werden sie alles infiltrieren, ganz Südamerika. Sie sind eine echte Bedrohung, Gordon. Was sollte sie davon abhalten, ihre Truppen sogar nach Afrika zu schicken? In den Kongo?«

»Blödsinn!«

»Ist es Blödsinn, daß Kennedy auch hier unsere Freiheiten beschneidet? Die Stahlunternehmen zum Nachgeben zwingt, obwohl sie nichts getan haben, außer ihre Preise zu erhöhen? Was passiert denn mit dem freien Unternehmertum?«

Gordon hob die Hand, die Handfläche ihr zugewandt. »Können wir einen Waffenstillstand schließen?«

»Ich versuche nur, dich aufzurütteln. Ihr Leute aus dem Osten versteht nicht, wie dieses Land wirklich funktioniert.«

Ironisch entgegnete er: »Möglicherweise sind bei der New York Times ein paar Männer, die sich darüber Gedanken machen.«

»Demokraten vom linken Flügel«, begann sie, »die nichts…«

»He, he!« Erneut hob er die Hand. »Ich dachte, wir hätten einen Waffenstillstand.«

»Nun… In Ordnung. Tut mir leid.«

Verwirrt betrachtete Gordon seinen Teller und fragte dann: »Was ist das?«

»Artischockensalat.«

»Habe ich das bestellt?«

»Ich habe es gehört.«

»Nach dem Fleisch? Wo hatte ich meine Gedanken?«

»Ich weiß es ganz bestimmt nicht.«

»Ich brauche das nicht. Ich winke mal einen der komischen Kellner her.«

»Sie sind nicht ›komisch‹, Gordon. Sie sind tuntig.«

»Was?« fragte er erstaunt.

»Du weißt schon. Homosexuell.«

»Schwule?« Gordon hatte das Gefühl, den ganzen Abend getäuscht worden zu sein. Er ließ seine Hand sinken. »Du hättest es mir sagen sollen.«

»Warum? Es spielt doch keine Rolle. Ich meine, sie sind überall in La Jolla – hast du es etwa nicht bemerkt?«

»Hm, nein.«

»Die meisten Kellner sind es, egal in welchem Restaurant. Es ist ein angenehmer Job. Man kann herumreisen und an den besten Flecken wohnen. Sie haben keine familiären Verpflichtungen, meistens wollen ihre Familien nichts mit ihnen zu tun haben, also…« Sie zuckte die Achseln. Gordon sah in dieser Bewegung eine gelassene Einstellung zur Welt, um die er sie plötzlich sehr beneidete. Die Art, wie ihr Gespräch von Thema zu Thema gewandert war, brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Ihm wurde bewußt, daß er die wirkliche Penny, die Frau hinter so vielen Gesichtern, immer noch nicht erkannt hatte. Die komische Goldwater-Anhängerin lebte direkt neben der Literatur- und Kunststudentin, welche sich wiederum als sexuell abgeklärte Frau entpuppte. Er erinnerte sich an eine Fakultätsparty im letzten Jahr; er hatte die Tür zum Bad geöffnet, und sie saß dort auf der Toilette, ihr blaues Kleid wie eine Blumengirlande um sich herum drapiert. Sie waren beide gleichermaßen verblüfft. In der erhobenen Hand hielt sie ein Stück Toilettenpapier. Ihre Hacken gruben sich in die Fugen zwischen den braunen, dreieckigen Kacheln, so daß ihre Zehen keck in die Luft wiesen. Der niedrige Sitz ließ sie plumper erscheinen. Zwischen ihren hellen Schenkeln gähnte das endlose tiefe Oval. Eine dunkle Strumpfhose, mit Strapsen an ihrem Hüftgürtel befestigt, bedeckten den Rest der Beine. Sein Kinn fiel nach unten. Zuerst war er unschlüssig, was er tun sollte, dann ging er hinein. Er blieb stumm, um keinen Fauxpas zu begehen. Der Spiegel an der Wand zeigte einen völlig verwirrten Fremden. Er schloß die Tür hinter sich. »Das kannst du auch zu Hause sehen«, sagte sie spitzbübisch. Ohne ihn weiter zu beachten, wischte sie sich mit bedächtigem Eifer zwischen den Beinen ab und ließ das gelbe Papier in den Schacht fallen. Sie drehte sich etwas und drückte den Keramikgriff. Mit einem gurgelnden Geräusch wurde das Wasser abgesaugt. Als sie stand und ihr Kleid glättete, war sie größer und wirkte irgendwie herausfordernd – ein exotisches Problem. In dem gekachelten kleinen Raum erweckte sie einen entschlossenen Eindruck, eine Penny, die er bis dahin noch nicht gekannt hatte. »Ich konnte nicht warten«, sagte er mit einer Wärme, die ihm selbst fremd erschien, vor allem da es nicht stimmte. Er trat an ihr vorbei, öffnete die Hose, erleichterte sich – eine wirkliche Erleichterung. »Wir gewöhnen uns aneinander, nicht wahr?« Pennys geschminkter Mund verzog sich zu einem milden Lächeln, als sie erkannte, wie er sich fühlte. »Sieht so aus«, sagte er matt. Draußen diskutierten seine Kollegen über superleitfähige Materialien, während ihre Frauen kluge Bemerkungen über die örtlichen Grundstückspreise machten. Pennys Lächeln wurde breiter, und sein letzter Strahl kam so heftig, daß er fast danebenging. Er schüttelte seinen Penis trocken und beugte sich vor, um den Sitz mit Toilettenpapier abzutrocknen. Noch nie zuvor hatte er sich bei einer Frau so offen und einfach gefühlt.

Aus Angst, dieser Moment könnte aus sich heraus plötzlich zerbrechen, küßte er sie fest und stieß die Tür auf. Draußen lehnte Lakin an der Wand und betrachtete die Breughel-Drucke in dem dunklen Flur. »Aha«, sagte er, als sie zusammen herauskamen, »hier geht etwas vor.« Eine einfache Schlußfolgerung. Lakins Blick fuhr von einem zum anderen, als könnte er das Geheimnis erkennen, als hätte er gerade eine neue Facette Gordons gesehen. Vielleicht hatte er das. Vielleicht hatten sie beide es.

»Gordon.« Penny holte ihn in die Gegenwart zurück. »Du bist schon wieder so abwesend wie den ganzen Abend.« Sie wirkte besorgt. Plötzlich fühlte er Ärger in sich aufsteigen. Die Traum-Penny war sanft und fraulich; die vor ihm war ein Plagegeist. »Wenn du es tun willst, warum reden wir dann nicht darüber?«

Er nickte. Ein programmierter Abend voller aufgesetzter Heiterkeit hatte seine Spuren hinterlassen. Und genauso quälten ihn seine plötzlichen Gefühlsschwankungen. Normalerweise hielt er sich für einen Fels in der Brandung der Emotionen, unbewegt von wechselhaften Launen.

»Saul hat mich heute angerufen«, sagte er starr, in seine Gedanken versunken. »Er und Frank Drake bekommen Beobachtungszeit an dem großen Radioteleskop in Green Bank. Sie wollen 99 Herkules studieren.«

»Wird man dir recht geben, wenn sie ein Signal empfangen?«

»Richtig. Es ergibt keinen Sinn, aber – richtig.«

»Wieso keinen Sinn?«

»Sieh mal, ich meine…« Wütend fuchtelte Gordon mit der Hand. Einer der Kellner mißverstand die Bewegung und kam näher. Hastig winkte Gordon ihn zurück. »Selbst wenn man die ganze Geschichte als wahr unterstellt, mit den Tachyonen und allem – wieso sollte es Radiosignale geben? Wieso beides? Der Sinn der Verwendung von Tachyonen liegt darin, daß Radiowellen zu langsam sind.«

»Jedenfalls unternehmen sie etwas.«

»Warst du in der High-School auch als Jubelmädchen beim Football?«

»Gott, manchmal bist du eklig.«

»Schlechte Zeit erwischt.«

»Saul versucht doch, dir zu helfen.«

»Ich glaube nicht, daß das Problem so gelöst wird.«

»Was ist los?« Als er die Frage mit einem angewiderten Gesichtsausdruck beantwortete, beharrte sie: »Wirklich, Gordon. Was ist los?«

»Vergiß es? So ist es am besten. Und hoffe, daß alle anderen es auch vergessen.«

»Du bist wirklich nicht…«

»Doch! Du hättest bei dem Kolloquium sein sollen.«

Sie ließ ihm einen Moment, sich abzukühlen, und sagte dann: »Vor einer Woche warst du noch so zuversichtlich.«

»Das war vor einer Woche.«

»Zumindest kannst du daran arbeiten.«

»Noch zwei Tage bis zu Coopers Prüfung. Ich konzentriere mich darauf, ihm bei seinen Vorbereitungen zu helfen, unddann kann ich ihn loswerden. Das ist mein Job.« Gordon nickte abrupt, als löse dies alle Probleme.

»Vielleicht solltest du so etwas wie Saul versuchen.«

»Zwecklos.«

»Wie kannst du so sicher sein?« Sie verschränkte die Arme, lehnte sich zurück und blickte ihn an. »Hast du je darüber nachgedacht, wie hart Wissenschaftler arbeiten?«

»Blödsinn!«

»Was bringt man euch bei? Alles, was ihr über ein Problem wißt, aufzuschreiben. Es ist in ein paar Gleichungen auszudrücken. Die meiste Zeit reicht das schon aus, richtig? Ihr spielt ein bißchen mit den Gleichungen herum, und schon habt ihr die richtige Antwort.«

»So einfach ist es nicht«, sagte Gordon kopfschüttelnd. Aber sich selbst mußte er mißmutig eingestehen, daß an ihren Worten etwas Wahres war. Man ordnet die Symbole, macht x, y und z zu Unbekannten und ordnet das Ganze wieder neu. Ordnungsdenken. Sie alle waren daran gewöhnt, und vielleicht verbarg es einige Elemente des Problems, wenn man nicht sorgfältig war. Dyson konnte trotz aller seiner Kenntnisse völlig falsch liegen, ganz einfach wegen seiner Denkgewohnheiten.

»Essen wir noch ein Mousse«, schlug Penny vor.

Er blickte sie an. So oder so wollte sie diesen Abend zu einem richtigen Ende bringen. Erneut erinnerte er sich, wie sie damals auf der Toilette saß, und ein Gefühl der Wärme kam in ihm auf. Verwundbar und heiter zugleich hatte sie dort gesessen und unter einem dünnen Kleid animalische Bedürfnisse befriedigt. Keck und auf merkwürdige Weise elegant.

»War Ihr Dinnär gutt, Sir?«

Gordon beäugte den Kellner und versuchte abzuschätzen, ob er tuntig war. »Äh… ja. Ja.« Er machte eine Pause. »Um Längen besser als das Wimpy.«

Der Gesichtsausdruck des Kellners war den Preis des Abendessens wert.