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Peterson wachte auf und schaute zum Fenster hinaus. Der Pilot war eine Schleife geflogen und näherte sich San Diego vom Meer her. Aus dieser Höhe war der größte Teil der Küstenlinie nördlich von Los Angeles sichtbar. Die Stadt war in ständigen Dunst gehüllt, ansonsten war der Tag klar und hell. Von den Fenstern hochgezogener Bürogebäude wurde die Sonne in blitzenden Funken zurückgeworfen. Abwesend starrte Peterson aufs Meer. Winzige Wellenlinien krochen mit kaum merklicher Geschwindigkeit aufs Ufer zu. Ab und zu, wenn das Flugzeug etwas hinunterging, sah er weiße Schaumbögen vor dem blauen Hintergrund; der Ozean war hier ganz anders als der, den er am Vortag überflogen hatte.
Er hatte einen Linienflug genommen. Aus der Luft war die Algenblüte ein entsetzlicher Anblick gewesen. Sie erstreckte sich jetzt über einen Durchmesser von hundert Kilometern. Blüte war ein gutes Wort dafür, dachte er sarkastisch. Sie hatte wie eine riesige Blume ausgesehen, eine scharlachrote Kamelie weit vor Brasiliens Küste. Seine Mitreisenden hatte der Anblick erregt. Sie waren von Fenster zu Fenster gelaufen, um bessere Sicht zu haben. Aufgeregte Fragen schwirrten durchs Flugzeug. Interessant, stellte er für sich fest, wie Rot, die Farbe des Bluts, dem menschlichen Geist Gefahr suggerierte. Es war gespenstisch gewesen, hinabzuschauen und den ruhigen, verwundeten Ozean zu sehen, die Saumlinie einer rosa Brandung.
Sein Verstand war von der Realität dort unten abgerückt und hatte sie in ein surrealistisches Kunstwerk verwandelt. Es fehlten noch purpurrote Jaguare und gelbe Bäume – ein Jesse Allen. Und orangefarbene Fische in der Luft…
Wie ging jenes Bottomley-Gedicht noch? Die zweite Strophe – in der die Vögel gezwungen werden, zu hoch zu fliegen – wo Dünste wider die Natur verschweben; sterben wird beseelter Fels, wenn Vögel nach mehr Nähe streben. Knittelvers aus dem 19. Jahrhundert. Seltsam, wie man sich an die Fetzen der Kultur klammerte.
In Rio hatte es Aufstände gegeben. Die normalen politischen Geschichten, Populärmarxismus und einheimische Querulanten, ausgelöst von der Blüte. Ein Helikopter hatte ihn vom Flughafen zum Geheimtreffen auf einer großen Yacht gebracht, die nördlich der Stadt vor der Küste ankerte. Der brasilianische Präsident und sein Kabinett waren dort. McKerrow aus Washington und Jean-Claude Rollet, ein Kollege Petersons im Rat. Sie hatten von zehn Uhr bis zum späten Nachmittag konferiert, das Essen wurde ihnen im Konferenzraum serviert.
Soweit möglich, sollten Maßnahmen zur Einschränkung der Blüte ergriffen werden. Problematisch war es, den Prozeß umzukehren; im Indischen Ozean und in Kontrolltanks in Südkalifornien wurden Experimente durchgeführt. Von den Notvorräten wurde ein Teil nach Brasilien geschickt, um die Verluste der Fischerei auszugleichen. Der brasilianische Präsident würde die Bedeutung dieser Maßnahme herunterspielen, um eine Massenpanik zu vermeiden. Finger im Deich, zerbrechliche Stützen gegen das Gewicht des kranken Ozeans. Als sie sich trennten, war Rollet aufgebrochen, um dem Rat Bericht zu erstatten.
Peterson hatte sich mit beträchtlichem Geschick dagegen wehren müssen, mit Botengängen, organisatorischem Kleinkram und anderen Aufgaben überladen zu werden. Eine Krise dieser Art zu managen, erforderte gewandtes Handeln. Die einzelnen Nationen mußten beschwichtigt, Englands eigene Interessen berücksichtigt werden (obschon das nicht seine wichtigste offizielle Aufgabe war), und natürlich war da noch die stets präsente Schnüffelei der Medien. Mit Erfolg hatte Peterson argumentiert, daß jemand den kalifornischen Experimenten ein Augenmerk schenken mußte. Sein wahrer Grund war ein kleines Experiment, das er in Gedanken für sich behielt.
Direkt nach der Landung ertönte Musik vom Band, Fluggäste zerrten ihr Handgepäck heraus, um schnell nach draußen zu stürzen. Das war für Peterson der schlimmste Teil eines Linienflugs; erneut wünschte er, Sir Martin die Genehmigung abgerungen zu haben, für diesen Flug eine Maschine des Rats zu benutzen. Das wäre teuer, verschwenderisch und so weiter, aber um einiges besser als die Reise in einem Viehwagen mit Tragflächen. Das Standardargument, daß der Flug im eigenen Jet den Beamten mehr Ruhe gab und damit ihre kostbaren Energien schonte, war in einer Zeit schrumpfender Etats nicht mehr zu halten.
Wie nach Plan verließ er vor allen anderen die Maschine durch die vordere Tür. Ein großes Aufgebot an Sicherheitskräften in Lederstiefeln und Helmen wartete. Inzwischen hatte er sich an den Anblick der offen getragenen automatischen Pistolen gewöhnt.
In seiner Limousine saß ein Protokollbeamter, der ziel- und endlos redete, aber Peterson brachte ihn bald zum Verstummen und genoß die Fahrt. Der Sicherheitswagen blieb dicht hinter ihnen, wie er bemerkte. Anzeichen der jüngsten »Unannehmlichkeiten« waren nicht zu erkennen. Einige ausgebrannte Gebäudeblocks, gewiß, und ein Straßentunnel mit Einschüssen großkalibriger Waffen, aber kein Gefühl latenter Spannung. Die Straßen waren kaum frequentiert, die Autobahn wirkte verlassen. Seit die mexikanischen Ölfelder die notorisch optimistischen Prognosen Lügen gestraft hatten, war Kalifornien kein autoanbetendes Paradies mehr. Das und der politische Druck der Mexikaner, die hochfliegenden Versprechungen ökonomischen Aufschwungs einzulösen, hatten sich mit dem übrigen politischen Gebräu hier gemischt und zu »Unruhen« geführt.
Die üblichen Zeremonien nahmen wenig Zeit in Anspruch. Das Ozeanographische Institut machte einen verwitterten, aber soliden Eindruck; blaue Kacheln, Salzgeruch und alles, was dazugehörte. Das Personal hatte sich inzwischen an die Besuche von Würdenträgern gewöhnt. Die Fernseh-Knaben bekamen ihre Aufnahmezeit und wurden wieder hinausgescheucht. Peterson lächelte, schüttelte Hände, plauderte Belangloses. Das Päckchen, das Markham von Caltech hatte haben wollen, tauchte auf, und Peterson verstaute es in seinem Aktenkoffer. Markham hatte um das Material gebeten, das nach seinen Worten mit dem Tachyonen-Experiment zu tun hatte, und Peterson hatte versprochen, seine guten Beziehungen zu nutzen, um es von den Amerikanern zu bekommen. Die Arbeit war noch nicht veröffentlichungsreif, ein üblicher Kniff, um nichts zu früh zu verraten, aber mit einigen Bemühungen hatte er sie beschaffen können.
Der Morgen verlief wie geplant. Ein allgemeiner Überblick durch einen Ozeanographen, Dias und Schaubilder vor einer zwanzigköpfigen Zuhörerschaft. Dann eine Wiederholung, diesmal offener und weitaus pessimistischer, vor einem Kreis von fünf. Und dann Alex Kiefer, der Chef des Ganzen, unter vier Augen mit Peterson.
»Wollen Sie Ihren Mantel nicht ablegen? Heute ist es ziemlich warm. Ein herrlicher Tag.« Kiefer sprach schnell, fast nervös. Jetzt, da sie unter sich waren, schien Kiefer einen Energieüberschuß zu besitzen. Er schritt schnell aus, federte auf den Zehenspitzen, blickte sich ständig um und grüßte die wenigen Menschen, die ihnen begegneten, mit ruckhaften Bewegungen. Er komplimentierte Peterson in sein Büro.
»Kommen Sie, kommen Sie!« sagte er händereibend. »Nehmen Sie Platz! Geben Sie mir Ihre Jacke! Nein? Ja, ein herrlicher Ausblick, nicht wahr? Herrlich.«
Die letzte Bemerkung war die Antwort auf eine Äußerung, die Peterson gar nicht gemacht hatte; allerdings war er, angezogen vom schimmernden Glanz des Pazifik unter ihnen, automatisch auf das große Panoramafenster zugetreten. »Ja«, sagte er jetzt und machte die erwartete Bemerkung. »Ein großartiger Ausblick. Lenkt er Sie nicht ab?«
Der breite Sandstrand erstreckte sich auf La Jolla zu und ging dann in ein von paradiesischen Palmen umgebenes Hügelgebiet über. Auf dem Ozean saßen Reihen von Surfern in Schutzanzügen wie große schwarze Meeresvögel auf ihren Brettern, die sie mit geduldigen Paddelbewegungen antrieben.
Kiefer lachte. »Wenn ich merke, daß ich mich nicht konzentrieren kann, ziehe ich mir einen Neoprenanzug über und gehe schwimmen. Das klärt den Verstand. Ich versuche, jeden Tag zu schwimmen. Eigentlich braucht man jetzt kaum noch einen Anzug, das Wasser ist bereits ziemlich warm. Die jungen Leute dort draußen meinen nur, es sei kalt.« Er zeigte zu den Surfern. Die meisten hockten auf den Knien und paddelten vor einer hohen Welle her. »Früher wurde es richtig kalt. Bevor die Multi-Gigawatt- Kernreaktoren in San Onofre gebaut wurden. Aber das wissen Sie sicher selbst. Das gehört doch zu Ihren Aufgaben, oder? Na ja, dadurch stieg die Wassertemperatur ein wenig, genau vor diesem Küstenstreifen. Interessant. Anscheinend wurden die Meeresfauna und -flora dadurch stimuliert. Wir beobachten das hier natürlich sehr sorgfältig. Es gehört zu unseren wichtigsten Untersuchungen. Wenn die Temperatur weiter zunimmt, könnte das einige Lebenskreise verändern, aber soweit wir wissen, ist die Spitze bereits erreicht. Seit einigen Jahren gab es keine Zunahme mehr.«
Kiefers Bewegungen und seine Sprache wurden weniger sprunghaft, als er über seine Arbeit zu sprechen begann. Peterson schätzte ihn auf Ende Vierzig. Um die Augen machten sich Fältchen breit, sein dichtes, schwarzes Haar war an den Schläfen grau, aber er machte einen sportlichen Eindruck. Er wirkte wie ein Asket, doch sein Büro strafte diesen Anschein Lügen. Peterson hatte mit einer Mischung aus Neid und Verachtung, die er in Amerika häufig empfand, Kiefers Büroausstattung registriert: den tiefen, olivgrünen Teppichboden, den glattglänzenden Rosenholzschreibtisch, die Hängefarne und Spinnenpflanzen, die japanischen Drucke an den Wänden, die Illustrierten auf dem Kaffeetisch mit Keramikoberfläche und natürlich die großen getönten Fenster mit Blick auf den Pazifik. Einen Moment sah er Renfrews unordentliches, aber gemütliches Zimmer vor sich. Doch abgesehen von der Aussicht zeigte Kiefer keinerlei Stolz auf seine Umgebung, er schien sie nicht einmal bewußt wahrzunehmen. Sie setzten sich – nicht an seinen Schreibtisch, sondern in die bequemen Sessel neben dem Kaffeetisch. Peterson entschied, daß es jetzt genug des Spielchens »Schüchtere deinen Besucher ein« wäre; eine Geste der Gleichgültigkeit war vonnöten.
»Haben Sie was dagegen, daß ich rauche?« fragte er und zog eine Zigarre und ein goldenes Feuerzeug heraus.
»Oh… ich… nun, gewiß.« Kiefer schien einen Moment verwirrt. »Ja, ja, natürlich.« Er stand auf und öffnete das große Fenster einen Spalt, dann ging er zum Schreibtisch zurück und sprach ins Intercom. »Carrie? Würden Sie, bitte, einen Aschenbecher bringen!«
»Tut mir leid«, sagte Peterson. »Ich scheine ein Tabu verletzt zu haben. Ich dachte, in Einzelbüros sei Rauchen erlaubt.«
»O ja, das ist richtig«, bestätigte Kiefer. »Das ist schon in Ordnung. Es ist nur, daß ich selbst Nichtraucher bin und versuche, anderen den Wind aus den Segeln zu nehmen.« Er bedachte Peterson mit einem plötzlichen entwaffnenden Lächeln. »Ich hoffe, Sie verstehen das. Und es ist ja auch nicht so schlimm, wenn ich die ganze Zeit Rückenwind habe.«
Die Tür öffnete sich, Kiefers Sekretärin kam herein und setzte den Aschenbecher vor Peterson ab. Peterson dankte ihr, schätzte im stillen ihre körperlichen Merkmale ein und gab acht von zehn möglichen Punkten. Vergnügt registrierte er, daß nur sein Status als Mitglied des Weltrats Kiefers Rauchverbot aufgehoben hatte.
Kiefer war auf seinem Sessel nach vorn gerutscht. »So… nun schildern Sie mir, welche Situation Sie in Südamerika vorgefunden haben!« Ungeduldig rieb er die Hände aneinander.
Peterson stieß genüßlich den Rauch aus. »Es steht schlecht. Nicht hoffnungslos, noch nicht, aber sehr ernst. In letzter Zeit ist Brasilien immer mehr vom Fischfang abhängig geworden, dank der kurzsichtigen Rodungspolitik vor ein oder zwei Jahrzehnten – und die Blüte beeinträchtigt den Fischfang natürlich beträchtlich.«
Kiefer beugte sich noch weiter vor. Wie eine klatschsüchtige Hausfrau war er auf Einzelheiten gespannt, und in diesem Augenblick wurde Petersons Vorgehensweise blanke Routine. Er teilte das Notwendige mit und entlockte Kiefer einige fachliche Hinweise, die zu merken sich lohnen würde. Über Biologie wußte er besser Bescheid als über Physik, deshalb kam er besser zurecht als mit Renfrew und Markham. Kiefer schwenkte zur Frage der Zuschüsse – natürlich sah es trostlos aus. Überall das gleiche Lied –, und Peterson lenkte das Gespräch auf nützlichere Dinge.
»Wir glauben, die gesamte Nahrungsmittelkette könnte gefährlich werden«, sagte Kiefer. »Das Phytoplankton geht durch Chlorkohlenwasserstoffe zugrunde – solche, wie sie in Düngern verwendet werden.« Kiefer blätterte durch die Akten. »Vor allem Manodrin.«
»Manodrin?«
»Manodrin ist ein chlorierter Kohlenwasserstoff, der in Insektiziden verwandt wird. Es hat eine neue Lebensnische unter den mikroskopischen Algen geöffnet, eine neue Variante der Kieselalge hat sich entwickelt. Sie setzt ein Enzym aus, das Manodrin zerlegt. Außerdem scheidet sie ein Zerfallsprodukt aus, das die Übertragung von Nervenimpulsen bei Tieren unterbricht. Die dendritischen Verbindungen versagen. Aber das müssen Sie bei der Konferenz doch alles erörtert haben.«
»Es ging zumeist um die politische Ebene; welche Maßnahmen gegen die akute Krise ergriffen werden sollten und so weiter.«
»Was wird man tun?«
»Sie werden versuchen, Stoffe zur Eindämmung der Blüte von den Experimenten im Indischen Ozean abzuzweigen, aber ich weiß nicht, ob das funktioniert. Sie haben die Tests noch nicht abgeschlossen.«
Kiefers Finger trommelten auf den Keramikplatten. Plötzlich fragte er: »Haben Sie selbst die Blüte gesehen?«
»Ich bin darüber hinweggeflogen«, antwortete Peterson. »Sie ist häßlich wie eine Sünde. Die Farbe versetzt die Fischdörfer in Angst und Schrecken.«
»Ich werde es mir wohl selbst mal anschauen«, murmelte Kiefer, mehr zu sich selbst als zu Peterson. Er stand auf und ging hin und her. »Trotzdem, wissen Sie, ich spüre, da ist noch etwas anderes…«
»Ja?«
»Einer von meinen Laborjungs meint, es geht etwas Besonders vor – der Prozeß könne sich aus sich selbst heraus verändern. Aber das ist alles rein hypothetisch. Ich halte Sie auf dem laufenden, wenn sich etwas Neues ergibt.«
»Tun Sie das!«
Später als vorgesehen verließ Peterson das Scripps Institut. Er nahm eine Einladung zum Abendessen bei Kiefers an, um die Entwicklung auf einer freundschaftlichen, persönlichen Ebene fortzuführen; das hatte sich immer noch bewährt. Es fiel weitaus schwerer, jemanden übers Ohr zu hauen, wenn man mit ihm einiges getrunken, einen Witz erzählt und einen Braten in seiner Begleitung verschlungen hatte, mochte die Unterhaltung auch noch so langweilig gewesen sein.
Petersons Limousine und das unvermeidliche Sicherheitskommando brachten ihn nach La Jolla hinein, wo er einen Termin in der San-Diego-Bundessparkasse hatte. Es war ein wuchtiges, eckiges Gebäude inmitten einer Kette langweiliger Läden mit den üblichen baulichen Varianten. Er überlegte, ein Reisesouvenir als Geschenk mit nach Hause zu nehmen, was er in jüngeren Jahren häufiger getan hatte, gab den Gedanken aber sofort wieder auf. Die Läden jonglierten mit allen möglichen Preisaufschlägen, und trotz des schwachen Dollars erging es dem Pfund noch schlechter. Das wäre nur zweitrangig gewesen, wären die Läden einigermaßen interessant, aber sie stellten nur Schnickschnack wie Zierlampen und bunte Aschenbecher aus. Er zog eine Grimasse und betrat das Bankgebäude.
Durch den Anblick der Sicherheitstruppe vorgewarnt, erwartete ihn der Direktor an der Tür. Ja, ihm war Mr. Petersons Ankunft gestern avisiert worden, gewiß, sie hatten die Aufzeichnung der Bank geprüft. Kaum im Büro des Direktors angekommen, fragte Peterson knapp: »Und?«
»Oh, Sir, für uns war es eine Überraschung, das kann ich Ihnen sagen«, meinte der dünne Mann mit ernster Stimme. »Ein Bankschließfach, für das die Gebühren auf Jahrzehnte im voraus bezahlt sind. Recht ungewöhnlich.«
»Wie wahr.«
»Man… man sagte mir, Sie würden keinen Schlüssel haben?« Offenbar hoffte der Mann, Peterson würde doch einen haben und ihm damit ersparen, seinen Vorgesetzten später eine Unzahl von Erklärungen liefern zu müssen.
»Richtig, ich habe keinen. Aber Sie haben doch festgestellt, daß das Fach auf meinen Namen ausgestellt war, oder?«
»Oh, ja, das haben wir. Ich verstehe nicht…«
»Sagen wir einfach, es handelt sich um eine Angelegenheit der nationalen Sicherheit.«
»Trotzdem, ohne Schlüssel…«
»Nationale Sicherheit! Äußerst wichtig. Ich glaube doch, Sie verstehen, was ich damit sagen will.« Peterson schenkte dem Mann sein bestes distanziertes Lächeln.
»Nun ja, der Unterstaatssekretär hat einen Teil am Telefon erklärt, und ich habe es mit meinem direkten Vorgesetzten besprochen, ab er…«
»Na großartig, ich freue mich, daß es so schnell ging. Meinen Glückwunsch zu Ihrem Tempo! Es macht immer Vergnügen, eine erfolgreiche Operation zu sehen.«
»Nun, wir tun…«
»Ich würde es mir jetzt gerne mal anschauen«, unterbrach Peterson in entschlossenem Tonfall.
»Nun, ääh, bitte, hier entlang…«
Es folgte ein undurchsichtiges Ritual: Unterschriften, Zeitstempel und schließlich der Gang durch die summende Tür. Die großen Stahlflügel waren geöffnet und gaben den Blick auf die schimmernde Wand der Schließfächer frei. Nervös fischte der Direktor die passenden Schlüssel aus seiner Westentasche. Er fand das richtige Fach und zog die Stahlbox heraus. Bevor er sie weitergab, zögerte er unmerklich. »Ja, danke«, murmelte Peterson höflich und ging direkt in den kleinen Nebenraum, um allein zu sein.
Es war seine eigene Idee gewesen, und sie gefiel ihm gut. Wenn Markham recht hatte, war es möglich, jemanden in der Vergangenheit zu erreichen und die Gegenwart zu verändern. Aber völlig unklar war, wie dieses Vorgehen die Gegenwart beeinflußte. Da die Vergangenheit, die sie jetzt betrachteten, die von Renfrew geschaffene sein konnte, wie konnte man sie dann von einer anderen Vergangenheit unterscheiden, die nie eingetreten war, aber sehr wohl möglich gewesen wäre? Diese Art Betrachtung, so Markham, war falsch, weil, sobald man einen Tachyonenstrahl zwischen zwei Zeiten austauschte, die beiden Zeiten für immer verbunden waren, eine in sich geschlossene Schleife. Aber Peterson erschien es wesentlich zu wissen, ob man tatsächlich mit dem Signal durchgekommen war. In Markhams idealisierten Experimenten mit Kippschaltern und hin und her zuckenden Hebeln wurde das Problem verschleiert. Daher hatte Peterson eine Art Prüfstein ins Spiel gebracht. Gewiß, man mußte die einleitenden Daten über Ozeane senden. Aber man konnte die Vergangenheit zugleich auffordern, irgendwo so etwas wie ein Hinweisschild zu plazieren. Ein klares Zeichen, daß die Signale empfangen worden waren – das wäre ausreichend, Peterson zu überzeugen, daß diese Ideen nicht nur reines Geschwätz waren. Also hatte er zwei Tage vor seiner Abreise aus London Renfrew angerufen und ihm eine bestimmte Botschaft genannt, die er senden sollte. Markham hatte eine Liste der Wissenschaftlergruppen, die möglicherweise auf ihren nuklearmagnetischen Resonanzanlagen eine Tachyonenbotschaft empfangen konnten. An jeden Ort wurde eine Botschaft abgeschickt: New York, La Jolla, Moskau. Gleichlautend wurden die Empfänger aufgefordert, in einem Bankschließfach auf Petersons Namen eine Nachricht zu hinterlegen. Das müßte ausreichen.
Nach Moskau konnte Peterson nicht, ohne Sir Martin den Grund zu erklären. New York stand zur Zeit außer Frage – wegen der Terroristen. Blieb nur noch La Jolla.
Peterson spürte seinen Puls schneller werden, als die Halterung der Stahlbox sich mit einem Klicken löste. Als der Deckel sich öffnete, sah er nur ein Blatt gelben Papiers, dreifach gefaltet. Er nahm es heraus und strich die Knickstellen sorgfältig glatt. Das Papier knisterte alt und trocken.
BOTSCHAFT ERHALTEN LA JOLLA
Das war alles. Es war genug. Sofort empfand Peterson zwei widerstreitende Gefühle: Freude – und Enttäuschung, daß er nicht um mehr gebeten hatte. Wer hatte die Nachricht geschrieben? Was hatten sie sonst noch empfangen? Bekümmert gestand er sich ein, daß er angenommen hatte, der Empfänger der Botschaft würde die Anleitung befolgen und dann darüber hinaus mitteilen, wie er sie erhielt, als was er sie interpretierte oder zumindest doch, wer er selbst war.
Aber nein, nein, dachte er, sich zurücklehnend. Dies war genug. Dies hier bewies, daß die ganze Geschichte stimmte. Unglaublich, aber sie stimmte. Was das sonst noch bedeuten mochte, war zugegebenermaßen völlig unklar – aber dies eine war sicher.
Und außerdem, dachte er mit einem Anflug von Stolz, hatte er es ganz allein gemacht. Einen Moment fragte er sich, ob das einen Wissenschaftler ausmachte: etwas zu entdecken, die Welt einen Augenblick lang unverhüllt zu sehen.
Da klopfte der Bankdirektor zaudernd an die Tür, die Stimmung war verflogen. Peterson steckte das gelbe Blatt in die Tasche.
Er nahm im Valencia Hotel eine Suite mit Blick auf die Bucht. Der Park unter dem Fenster war von der Brandung zum Teil zerstört worden, wie abrupt endende Wege bewiesen. An der gesamten Küste hatten die Wellen das Erdreich unterspült. Überhängende Felszungen, die jeden Moment hinabstürzen konnten, ragten in die Brandung. Niemand schien davon Notiz zu nehmen.
Er wies die Sicherheitsbeamten und die Besatzung seiner Limousine an, sich für die Nacht zurückzuziehen. Sie lenkten die Aufmerksamkeit auf ihn, und ein Tag im Rampenlicht reichte ihm vollauf. Der Erfolg in der Bank ließ seine Gedanken nicht zur Ruhe kommen. Einen Teil der angestauten Energie ließ er bei dreißig Runden im Schwimmbecken des Hotels verpuffen, dann stürzte er sich in einen erfolglosen Plünderungszug durch die Läden in der Nähe. Am meisten interessierten ihn die Bekleidungsgeschäfte, aber sie gehörten zu der Sorte, die ihre Waren nicht einfach ausstellten, sondern sie in Szenarien englischer Herrenhäuser oder französischer Schlösser arrangierten. Hier gab es noch Geld, auch wenn das meiste fehlgeleitet schien. Die Menschen waren freundlich, sauber und geschmeidig. Vermögend zu sein, hob einen in England zumindest aus der Masse heraus; hier bürgte er für gar nichts, nicht einmal für guten Geschmack.
Die Gehwege waren voller alter Leute, von denen einige recht ungehalten werden konnten, wenn man ihnen nicht auswich. Die jüngeren Männer jedoch waren freundlich und athletisch. Ihn interessierten die Frauen mehr, ihre frische Eleganz und ihr makelloser Chic. Ihnen war eine gewisse Sanftheit zu eigen, eine unbestimmbare Prägung wohlhabender Neutralität. Zum Teil beneidete er dieses Leben. Zwar wußte er, daß die Menschen, die den Girard so selbstbewußt entlangschritten, von ebensoviel Beschränkungen wie die Briten gehemmt wurden – Südkalifornien bestand aus einer Vielzahl von Einschränkungen, das galt für Einwanderungen, Hauskauf, Wasserverbrauch, Berufswechsel, Autos, praktisch alles –, aber sie wirkten freier. Hier fand sich jener Weltüberdruß, den Europäer häufig mit Reife gleichsetzten, noch nicht so ausgeprägt. Bei den Frauen vermißte er stets eine gewisse Komplexität. Sex mit ihnen war gesund, qualifiziert und ungezwungen. Wenn man ihnen ein Abenteuer vorschlug, waren sie nie erstaunt oder gar schockiert. Ihr Nein hieß nein, und ihr Ja hieß ja. Er vermißte die Herausforderung des Nein, das vielleicht hieß, das elegante Spiel der Verführung. Diese Amerikaner spielten nicht; sie waren voller Tatendrang und Gewandtheit, aber niemals unaufrichtig, verstohlen oder listig. Sie bevorzugten direkte Fragen, gaben direkte Antworten. Sie waren gern vorneweg.
An diesem Punkt seiner Überlegungen blieb er vor einem Weinladen stehen und entschloß sich, den Versuch zu unternehmen, einige Kartons guten kalifornischen Weins nach England mitzunehmen. Man wußte nie, wann man wieder so eine Chance hatte.
Als er in der Bar auf Kiefer wartete, kam ihm plötzlich ein Gedanke. Was wäre, wenn er einfach einen Brief mit der Botschaft darin an Renfrew geschickt hätte? So wie die Post heutzutage arbeitete, hätte er ihn bis jetzt wahrscheinlich noch gar nicht erreicht. In dem Fall hätte er nach Erhalt des gelben Papiers Renfrew anrufen und ihm auftragen können, die Botschaft nicht zu senden. Wie würde Markham damit zurechtkommen?
Er trank seinen Gin aus, und dann fiel ihm die Sache mit den Schleifen wieder ein. Ja, der Plan, den er gerade ausgetüftelt hatte, hätte alles in einen unentschiedenen Zustand versetzt. Das war die Antwort. Aber was für eine Antwort war das?
»Verdammte Straßen«, klagte Kiefer. »Immer mehr wie Slums.« An einer scharfen Kurve riß er das Lenkrad herum. Reifen quietschten.
Für Peterson war dieser Themenwechsel ein entschiedener Vorteil. Kiefer hatte die ganze Zeit die Vorzüge des Verzehrs von frischem Gemüse geschildert, das mit annähernder Lichtgeschwindigkeit aus »dem Tal« hergebracht wurde – einem Füllhorn, das keines weiteren Namens bedurfte.
Um die neue Gesprächsrichtung anzuregen, sagte Peterson mit mildem Zweifel: »Mir erscheint die Gegend recht wohlhabend.«
»Ja, sicher, natürlich, man sieht nichts, wenn man auf den Hauptstraßen bleibt. Aber es wird schwerer, den Lebensstandard zu erhalten. Sehen Sie sich zum Beispiel hier einmal um! Fällt Ihnen etwas auf?«
Sie fuhren jetzt durch die Hügel. Die gewundene, schmale Straße gab ab und zu den Blick auf den Ozean zwischen spanischen Ranchos und französischen Miniatur-Chateaux frei.
»Sehen Sie, wie sie sich eingemauert haben? Als wir zum ersten Mal hierherkamen, das war vor etwa zwanzig Jahren, waren sie alle offen. Von jedem Haus hatte man eine großartige Aussicht. Jetzt kann man sich nicht einmal an seinen Nachbarn wenden, ohne sich auf die Straße zu stellen, einen Knopf zu drücken und sich über Intercom zu unterhalten. Und dann sollten Sie erst einmal die Anti-Einbrecher-Elektronik sehen! Sie kostet soviel wie hundert deutsche Schäferhunde. Und natürlich Reserveakkus für den Fall von Spannungsabfall.«
»Die Kriminalitätsrate ist wohl ziemlich hoch«, meinte Peterson fragend.
»Schlimm! Illegale Ausländer, zu viele Menschen, zu wenig Arbeit. Jeder meint das Recht auf ein Leben in Luxus – oder wenigstens in Bequemlichkeit – zu haben; wenn dieser Traum zerstiebt, kommt es zu Frustrationen und Verbitterung.«
Peterson begann seinen Plan zu ändern. Er würde sich die Zeit nehmen, das bestmögliche elektronische Sicherheitssystem zu finden. Genau in diesen Dingen waren die Amerikaner allen voraus. Wie dumm von ihm, nicht eher daran gedacht zu haben! Ein gutes Sicherheitssystem, leicht installierbar und unempfindlich, würde er gebrauchen können. Wenn möglich, wollte er es im Flugzeug mitnehmen. Erneut wünschte er, einen eigenen Jet zur Verfügung zu haben.
»Die Stadt wird in einzelne, abgeschottete Enklaven aufgeteilt«, fuhr Kiefer fort. »Meist ältere Leute.«
Peterson nickte, als Kiefer die Statistiken zitierte; beim Anteil alter Menschen schien Kalifornien nur noch von Florida übertroffen zu werden. Seit dem Zusammenbruch des Systems der Sozialversicherung hatte die Lobby der Seniorenbewegung noch eindringlicher auf besondere Privilegien, Steuererlasse und zusätzliche Vergünstigungen gedrängt. Peterson war sicher, mehr von Demographie zu verstehen als Kiefer; der Rat hatte vor zwei Jahren einen Film über die weltweite Entwicklung erstellt, zu dem auch einige vertrauliche Projektionen gehörten. Seit die USA und Europa ein Bevölkerungs-Nullwachstum registrierten, hatte die Bevölkerungspyramide eine Ausbuchtung, die jetzt ins Rentenalter gewachsen war. Die Älteren erwarteten üppige Monatsschecks, die aus den Steuern der lichter gewordenen Reihen jüngerer Menschen kommen mußten. Das führte zu einem »Anspruchs-Syndrom«. Die, Alten hatten das Gefühl, das ganze Leben reichlich Steuern bezahlt zu haben und abgeschoben worden zu sein, bevor sie die fetten Gehälter verdienen konnten, die jetzt an Jungmanager bezahlt wurden. Sie hatten einen »Anspruch«, argumentierte die Seniorenbewegung, und die Gesellschaft sollte gefälligst genug ausspucken. Die Alten beteiligten sich häufiger an Wahlen und hatten einen scharfen Blick für ihre eigenen Interessen. Sie hatten Macht. In Kalifornien war ein ergrauter Kopf ein Symbol für politischen Aktivismus geworden.
»… wochenlang kommen sie nicht raus, seit sie die schicken Televideo-Systeme haben. Erspart ihnen das Einkaufen, zur Bank zu gehen oder irgend jemanden unter sechzig zu sehen. Sie machen alles elektronisch. Die Stadt stirbt daran. Das älteste Filmtheater in La Jolla, das Unicorn, hat letzten Monat geschlossen. Verdammt schade.«
Peterson nickte mit gespieltem Interesse, während er weiter über die Änderungen seiner Pläne grübelte. Der Wagen kurvte in eine steile Auffahrt, als sich das Tor vor ihm öffnete. Sie fuhren bis zu einem langgestreckten, weißen Haus hinauf. Spanischer Verschnitt, klassifizierte Peterson es. Teuer, aber stillos. Kiefer stellte den Wagen in der Parkbucht ab, Peterson bemerkte Fahrräder und einen Kinderwagen. Mein Gott, Kinder! Wenn er beim Abendessen von einer Horde amerikanischer Bälger umgeben wäre…
Seine Befürchtungen schienen Realität zu werden, als sie an der Tür von zwei Jungen erwartet wurden, die Kiefer entgegenstürzten und beide gleichzeitig redeten. Kiefer gelang es, sie so lange zum Schweigen zu bringen, um ihnen Peterson vorzustellen, dem sie sofort ihre Aufmerksamkeit widmeten. Der ältere Junge verzichtete auf alle einleitenden Floskeln und fragte direkt: »Sie sind ein Wissenschaftler wie mein Dad?« Der jüngere fixierte ihn ohne zu blinzeln und trat dabei von einem Fuß auf den anderen – eine aufreizende Bewegung. Vermutlich war er der lautere und problematischere der beiden, überlegte Peterson. Den Typ des älteren kannte er: ernst, beredt, verbohrt und beinahe unerschütterlich.
»Nicht ganz«, begann er, wurde aber sofort unterbrochen.
»Mein Dad studiert Kieselalgen im Ozean«, sagte der Junge.
Peterson schien für ihn abgetan. »Das ist sehr wichtig. Ich werde auch Wissenschaftler, wenn ich groß bin, vielleicht Astronom, und David wird Astronaut, aber er ist erst fünf, eigentlich weiß er es also gar nicht. Möchten Sie das Modell des Sonnensystems sehen, das ich für unsere Arbeitsgruppe gemacht habe?«
»Nein, nein, Bill«, schaltete Kiefer sich eilig ein. »Ich weiß, es ist sehr schön, aber Mr. Peterson möchte jetzt nicht damit behelligt werden. Wir werden einen Drink nehmen und über Erwachsenensachen sprechen.« Gefolgt von Peterson und den beiden Jungen, ging er zum Wohnraum vor.
»Ich kann auch über Erwachsenendinge reden«, sagte Bill empört.
»Ja, ja, natürlich kannst du das. Ich meinte, wir sprechen über Dinge, die dich nicht interessieren. Was möchten Sie zu trinken? Whisky-Soda, Wein, Tequila…?«
»Woher weißt du, daß sie mich nicht interessieren, ich interessiere mich für viele Dinge«, beharrte das Kind, bevor Peterson antworten konnte. Eine helle, feste Stimme aus einem anderen Zimmer rettete die Situation. »Jungs! Kommt bitte sofort her!« Ohne Widerspruch verschwanden sie beide. Peterson merkte sich die verbale Rückhand, mit der er den älteren Jungen hatte kontern wollen, für spätere Gelegenheiten.
»Ich sehe, Sie haben Pernod. Könnte ich einen Pernod-Tequila haben, mit einem Spritzer Zitrone, bitte?«
»Hui, was für eine Mixtur! Ist sie gut? Ich selbst trinke selten harte Sachen. Die Leber. Setzen Sie sich, wir haben bestimmt etwas Zitronensaft im Haus. Meine Frau wird wissen, wo. Hat dieser Drink einen Namen, oder haben Sie ihn selbst erfunden?« Kiefer verfiel wieder in sein sprunghaftes Verhalten.
»Ich glaube, man nennt ihn einen Macho«, erwiderte Peterson. Er blickte sich in dem Zimmer um. Es war von schlichter Eleganz, bis auf einige orientalische Stücke völlig weiß. Rechts vom Kamin hing eine japanische Schriftrolle, in einer Nische stand ein Blumenarrangement. Gegenüber vom Kamin gaben vorhanglose Panoramafenster den Blick über Dächer und Baumwipfel auf den Pazifik frei. Neben den Lichtern, die überall an der Küste glitzerten, so weit Peterson sehen konnte, war der Ozean ein schwarzes Tuch. Peterson setzte sich ans Ende eines niedrigen weißen Sofas, so daß er sowohl das Zimmer als auch den Ozean sehen konnte. Trotz kleiner, unordentlicher Papierstapel hier und dort – offenbar Kiefers – strahlte der Raum eine gewisse Ruhe aus.
»Ich hoffe, so ist es richtig. Gleiche Anteile Pernod und Tequila, oder? Ich suche mal eben nach dem Zitronensaft. Ah, da ist meine Frau.«
Peterson wandte sich zur Tür, schaute und schaute noch einmal. Langsam stand er auf. Kiefers Frau brachte ihn aus der Fassung. Japanisch, jung, schlank und sehr schön. Ohne die Augen von ihr zu nehmen, versuchte er, seine ersten, verwirrenden Eindrücke zu ordnen. Ende Zwanzig, urteilte er, was auch erklärte, warum Kiefer so junge Kinder hatte. Ohne Zweifel seine zweite Ehe. Sie trug weiße Levis und eine hochgeschlossene weiße Bluse aus einem glatten Material. Nichts darunter, wie er erfreut feststellte. Ihr glattes Haar fiel fast bis zur Hüfte und war so schwarz, daß es einen blauen Schimmer zu haben schien. Aber es waren ihre Augen, die seine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Sie ganz in Weiß in dem schwach erleuchteten Zimmer zu sehen, gab ihm das gespenstische Gefühl, daß ihr Kopf allein vorwärts schwebte. Sie war im Türrahmen stehengeblieben; wohl kaum, um Wirkung zu erzielen, dachte Peterson, aber es gab ihrem Auftritt einen dramatischen Anstrich. Er war unfähig sich zu bewegen, bevor sie sich bewegte. Nervös eilte Kiefer auf sie zu.
»Mitsuoko, meine Liebe, komm herein, komm herein! Ich möchte dir unsren Gast vorstellen. Ian Peterson, Peterson, das ist meine Frau, Mitsuoko.« Ungeduldig wie ein Kind, das einen Preis mit nach Hause bringt, blickte er von einem zum anderen.
Sie trat mit einer fließenden Grazie ins Zimmer, die Peterson entzückte. Die Hand, die sie ihm entgegenstreckte, war kühl und glatt.
»Hallo«, sagte sie. Zum erstenmal fühlte Peterson, daß er den Standardgruß »Freut mich, Sie kennenzulernen« aufrichtig gebrauchen könnte.
»Guten Tag«, murmelte er. Er kniff die Augen ein wenig zusammen, um mitzuteilen, was dem gesprochenen Gruß fehlte. Seine unausgesprochene Botschaft hob ihre Mundwinkel zur unmerklichen Andeutung eines Lächelns. Ihre Blicke trafen sich einen Sekundenbruchteil länger, als der gute Ton es vorschrieb. Dann zog sie ihre Hand zurück und setzte sich auf das Sofa.
»Haben wir Zitronensaft, Schatz?« Erneut rieb sich Kiefer auf seine ungelenke Art die Hände. »Und was ist mit dir? Möchtest du etwas trinken?«
»Ja – auf beide Fragen«, antwortete sie. »Im Kühlschrank ist Zitronensaft, und ich nehme einen kleinen Weißwein.« Lächelnd wandte sie sich an Peterson. »Ich kann nicht viel trinken. Es steigt mir sofort zu Kopf.«
Kiefer ging hinaus, um den Zitronensaft zu holen.
»Wie stehen die Dinge in England, Mr. Peterson?« fragte sie und legte ihren Kopf ein wenig zur Seite. »In den Nachrichten hier hört es sich schlimm an.«
»Es ist schlimm, auch wenn sich viele Leute nicht klarmachen, wie schlimm«, erwiderte er. »Kennen Sie England?«
»Ich war vor einiger Zeit für ein Jahr dort. Ich mag England.«
»Ach ja? Haben Sie dort gearbeitet – «
»Nach der Promotion bekam ich einen Lehrauftrag am Imperial College in London. Ich bin Mathematikerin. Jetzt unterrichte ich an der UCSD.« Sie lächelte, während sie ihn beobachtete; offenbar erwartete sie eine überraschte Reaktion, die Peterson aber nicht zeigte. »Sie haben vermutlich eher einen Doktor der Philosophie erwartet.«
»O nein, nichts so Gewöhnliches«, entgegnete er geschmeidig und erwiderte ihr Lächeln. Philosophen waren für ihn Menschen, die ihre Zeit mit so tiefschürfenden Fragen wie »Wenn es keinen Gott gibt, wer zieht dann das nächste Kleenex heraus?« verbrachten. Er wollte seine Einstellung gerade in ein paar sarkastische Worte kleiden, als Kiefer mit einem Glas Wein und einer kleinen Flasche zurückkam.
»Hier ist dein Wein, Liebes. Und etwas Zitronensaft – wieviel? Nur ein Spritzer?«
»Das ist hervorragend, danke.«
Kiefer setzte sich und wandte sich Peterson zu. »Hat Mitsuoko Ihnen erzählt, daß sie ein Jahr an der Universität London war? Sie ist eine brillante Frau. Doktor mit fünfundzwanzig. Brillant und bildschön. Ich bin ein Glückspilz.« Stolz strahlte er sie an.
»Laß das, Alex!« Ihr liebevolles Lächeln nahm den Worten die Schärfe. Mit tadelndem Unterton meinte sie zu Peterson: »Es ist peinlich. Alex prahlt vor seinen Freunden immer mit mir.«
»Das kann ich verstehen.« Hinter der freundlich lächelnden Fassade rechnete Peterson. Er hatte nur einen Abend. Führten sie eine offene Ehe? Wie direkt durfte ein Annäherungsversuch sein, daß sie ihn hinnahm? Wie sollte er Kiefer auf das Thema ansprechen? »Ihr Gatte sagte mir, hier stände es auch ziemlich schlecht, auch wenn es einem Besucher nicht so erscheint.«
Was bedeutete ihr Lächeln? Es war beinahe, als teilten sie ein Geheimnis miteinander. Las sie tatsächlich seine Gedanken? Flirtete sie nur? Oder konnte es sein – dieser Gedanke kam ihm ganz plötzlich –, daß sie nervös war? Ganz gewiß sendete sie ihm Signale.
»Es besteht eine psychologische Unfähigkeit, gewohnten Luxus aufzugeben«, sagte Kiefer gerade. »Die Leute werden keinen Lebensstil aufgeben, den sie für… äh… einzigartig amerikanisch halten.«
»Ist das ein aktuelles Schlagwort?« fragte Peterson. »Ich fand die Formulierung in einigen Illustrierten im Flugzeug.«
Angestrengt dachte Kiefer über die Hypothese nach. »Hmm, ›einzigartig amerikanisch‹? Ja, ich glaube schon. Irgendwo habe ich diese Woche einen Leitartikel darüber gelesen. Oh, Moment, entschuldigen Sie mich, ich werde mal nach den Jungen sehen.«
Wie ein hungriger Terrier verließ Kiefer das Zimmer. Sekunden später hörte Peterson ihn leise, aber entschieden mit den Jungen reden. Sie unterbrachen ihn regelmäßig in der erwarteten Art: helle Jungs, die wissen, daß sie helle sind. Peterson nahm einen Schluck von seinem Drink und dachte darüber nach, ob es klug wäre, bei Mitsuoko fortzufahren. Kiefer war ein Glied in Petersons Informationskette, dem wesentlichsten Teil seines Arbeitsmechanismus. Sicher, er war in Kalifornien, dem berühmt-berüchtigten Kalifornien, und das 19. Jahrhundert war längst vorbei; aber man konnte nie wissen, wie ein Ehemann auf diese Dinge reagierte, ganz gleich, was er in der Theorie darüber äußerte. Doch jenseits solcher Berechnungen lag die Tatsache, daß der Mann ihn mit seinem Fanatismus in Sachen Gesundheitsnahrung und Nichtrauchen irritierte, ebenso wie mit seiner unwürdigen Hingabe an diese ausgesprochen unangenehmen Kinder.
Nun ja, Beamte des Rats waren dazu da, schnelle und eindeutige Entscheidungen zu treffen, richtig? Richtig.
Er wandte sich Mitsuoko zu. Noch suchte er den besten Weg, diese wenigen Augenblicke allein zu nutzen. Sie starrte auf das Landschaftspanorama, das sie schon seit Jahren auswendig kennen mußte.
Bevor er einen einleitenden Satz formulieren konnte, fragte sie, ohne ihn anzuschauen: »Wo wohnen Sie hier, Mr. Peterson?«
»La Valencia. Und ich heiße Ian.«
»Ach ja. Südlich der Bucht liegt ein sehr hübscher Strand. Abends gehe ich dort oft spazieren.« Jetzt blickte sie ihn direkt an. »Etwa um zehn Uhr.«
»Verstehe«, entgegnete Peterson. Er fühlte eine Ader an seinem Hals pochen, das einzige äußere Zeichen seiner Erregung. Bei Gott, sie hatte es getan. Sie hatte sich direkt vor der Nase ihres Mannes mit ihm verabredet. Was für eine Frau!
Kiefer kam ins Zimmer zurück. »Hier wird es zur Krisis kommen«, sagte er.
Peterson entfuhr ein schnaubendes Lachen, das er schnell durch einen künstlichen Hustenanfall überdeckte.
»Ich glaube, Sie haben recht«, gelang es ihm zu sagen. Er wagte keinen Blick zu Mitsuoko.
Während des langen Flugs über den Pol hatte Peterson Zeit, die Caltech-Akten durchzublättern. Er fühlte sich entspannt und angenehm erschöpft, Ausdruck jenes trägen Gefühls, das man verspürt, wenn man weiß, daß man so zügellos gewesen ist, wie es von einem erwartet werden konnte. Kein Bedauern, das war es; es hieß, daß man nichts ausgelassen hatte. Mit dieser Gewißheit ins Grab zu gelangen, wäre sicher zumindest tröstlich.
Mitsuoko hatte sich so verhalten, wie es ihrer unterschwelligen hohen Selbsteinschätzung entsprach. Nach drei Stunden hatte sie ihn verlassen, vermutlich mit einer handfesten Erklärung für zu Hause – oder es bestand die stillschweigende Übereinkunft zwischen ihr und Kiefer, daß keine Fragen gestellt wurden. Ein angenehmer Abschluß einer ermüdenden Reise.
Ganz anders als die Caltech-Akten. Zum Teil handelte es sich um verbissen detaillierte interne Berichte, die für ihn aus einem Wust von Worten und mathematischen Symbolen bestanden. Wenn er mochte, könnte Markham sich darauf stürzen. Es gab Hinweise, daß ihm die Akten nicht ganz freiwillig übergeben worden waren. Auf der Kopie des offiziellen Briefs, den der Weltrat auf Wunsch Petersons geschickt hatte, stand am Fuß in krakeliger Handschrift: Hinhalten – wir lassen uns nicht ausnehmen. Der Schreiber hätte die Notiz sicher gelöscht, bevor der Brief kopiert wurde. Die Erklärung war offensichtlich: Die amerikanische Regierung hatte ein gut funktionierendes inneres Sicherheitssystem; statt mit Caltech Briefe auszutauschen, hatten sie alles fotografiert, was ihnen in die Hände geraten war. Peterson seufzte. Eine riskante Methode, aber schließlich nicht sein Problem.
Der einzig verständliche Teil der Akte war ein privater Brief, der vermutlich wegen einiger Schlüsselworte beigeheftet worden war.
Lieber Jeff,
ich komme Ostern nicht runter, hier bei Caltech gibt’s einfach zu viel zu tun. Die letzten Wochen waren ausgesprochen spannend. Ich arbeite mit zwei anderen zusammen, und wir wollen unsere Berechnungen nicht abbrechen, nicht einmal für einen Urlaub in Baja. Tut mir wirklich leid, weil ich mich darauf gefreut hatte, wieder mit Euch beiden zusammenzusein (wenn du weißt, was ich meine). Der stachlige Kaktus und die angenehm trockene Wärme werden mir fehlen. Tut mir leid, vielleicht das nächste Mal. Sag Linda bitte, ich werde sie in den nächsten Tagen anrufen, falls ich die Zeit dazu finde. Gibt es die Möglichkeit, daß einer von Euch einen Tag (oder besser eine Nacht) hier rauf kommt?
Nachdem ich mein Versprechen breche, schulde ich Dir wohl eine Erklärung. Ein Meeresbiologe wie Du wirst es nicht für so bedeutend halten – Kosmologie zählt vermutlich in der Welt der Enzyme und Titrierlösungen nicht viel –, aber für uns, die wir mit der Schwerkrafttheorie arbeiten, sieht es so aus, als stehe eine Revolution bevor. Oder vielleicht schon da ist.
Es hat mit einem Problem zu tun, das in der Astrophysik schon längere Zeit eine Rolle spielt. Wenn es im Universum eine bestimmte Menge Materie gibt, dann besitzt es eine geschlossene Geometrie – das heißt, es wird schließlich aufhören, sich auszudehnen, und beginnen, sich zusammenzuziehen, eine Folge der Schwerkraftanziehung. Schon seit einiger Zeit haben sich unsere Kollegen gefragt, ob es im Universum genügend Materie gibt, eine geschlossene Geometrie herzustellen. Bisher sind direkte Messungen der Materie in unserem Universum nicht beweiskräftig gewesen.
Wenn man nur die leuchtenden Sterne im Universum zählt, erhält man nur eine kleine Materienmenge, nicht genug, die Raum-Zeit zu isolieren. Aber es gibt zweifellos eine Menge unsichtbarer Masse; Staub, tote Sterne und Schwarze Löcher, beispielsweise.
Wir sind uns ziemlich sicher, daß die meisten Galaxien im Zentrum ein schwarzes Loch haben. Dort haben wir die fehlende Materie, um unser Universum zu isolieren. Neu an den jüngsten Daten ist, wie entfernte Galaxien zusammengedrängt sind. Die Masseansammlungen auf galaktischer Ebene belegen eine hohe Bandbreite der Materiedichte in unserem Universum. Wenn Galaxien irgendwo in unserem Universum zusammenrücken und ihre Dichte hoch genug wird, könnte sich ihre Raum-Zeit-Geometrie um sich selbst falten, ebenso wie unser Universum abgeschlossen werden könnte.
Wir haben nun genug Belege, um an Tommy Golds alte Ideen zu glauben – daß es tatsächlich Teile unseres Universums gibt, die genügend zusammengedrängte Galaxien besitzen, um ihre eigene geschlossene Galaxie zu bilden. Für uns würden sie nicht nach viel aussehen – kleine Bereiche, aus denen schwaches rotes Licht dringt. Das Rot stammt von der Materie, die immer noch in diese Masseklumpen fällt. Das Irre daran ist, daß diese örtlich begrenzten Unterschiede in der Dichte die Eigenschaften unabhängiger Universen annehmen. Die Zeit zur Schaffung eines getrennten Universums ist unabhängig von seiner Größe. Sie richten sich nach der Quadratwurzel von Gn, wobei G die Schwerkraftkonstante und n die Dichte des Bereichs ist, der sich zusammenzieht. Folglich ist sie von der Größe des Mini-Universums unabhängig. Ein kleines Universum wird sich ebenso schnell isolieren wie ein großes. Das bedeutet, alle Universen verschiedener Größe existieren eine gleiche Menge ›Zeit‹. (Zu definieren, was Zeit in diesem Problem ist, wird Dich in den Suff treiben, wenn Du kein Mathematiker bist – vielleicht auch dann, wenn Du einer bist.)
Hier liegt der Clou darin, daß es innerhalb unseres Universums isolierte Universen geben kann. Es wäre tatsächlich ein außergewöhnlicher Zufall, wäre unser Universum das größte von allen. Vielleicht sind wir ein Sternenhaufen im Universum von jemand anders. Erinnerst Du Dich noch an die alte Zeichnung von dem kleinen Fisch, der von einem etwas größeren Fisch verschluckt wird, hinter dem ein noch größerer lauert, und so weiter ohne Ende? Wir könnten einer dieser Fische sein.
Die letzten Wochen habe ich daran gearbeitet, Informationen über diese – oder aus diesen – Universen innerhalb unseres eigenen zu erhalten. Es ist klar, daß Licht nicht von einem Universum in das nächste gelangen kann; Materie ebensowenig. Das bedeutet ja eine geschlossene Geometrie. Die einzige Möglichkeit könnte ein Teilchentyp sein, der nicht in die durch Einsteins Theorie gesetzten Grenzen paßt. Dafür gibt es ein paar Kandidaten, aber Thorne (der ehrwürdige Häuptling hier) will sich nicht in diesen Sumpf begeben. Zu schmutzig, sagt er.
Ich glaube, Tachyonen sind die Antwort. Sie können aus kleinen ›Universen‹ innerhalb unseres eigenen entweichen. Die kürzliche Entdeckung der Tachyonen hat für die Kosmologie folglich weitreichende Implikationen. Tachyonen sind schwer zu entdecken, deshalb wissen wir nicht viel über sie. Aber sie ermöglichen uns eine direkte Verbindung zu den isolierten Raum-Zeiten innerhalb unseres Universums, deshalb arbeite ich so intensiv an dem Problem. Darin steckt die Chance einer erstklassigen Entdeckung. Wir hatten eine schreckliche Zeit, der Streik der Arbeiter in der Lebensmittelindustrie und der Großbrand in L.A. Beim derzeitigen Zustand der Welt wird wahrscheinlich keiner einen Pfifferling für unsere Arbeit geben. Aber so ist das akademische Leben nun mal.
Tut mir leid, daß ich mich so ausführlich darüber ausgelassen habe; wahrscheinlich habe ich mich ohnehin unverständlich ausgedrückt, aber die ganze Sache ist furchtbar aufregend, und manchmal geht es eben mit mir durch. Jedenfalls, wegen Baja tut es mir leid. Ich hoffe, Euch beide bald wiederzusehen.
Alles Liebe
Cathy
Einen Moment verspürte Peterson ein leichtes Schuldgefühl, weil er einen Privatbrief las. Natürlich verwandte der Rat solche Methoden inzwischen routinemäßig, um störrische Gruppen, die die Notwendigkeit schnellen Handelns nicht akzeptiert hatten, zu umgehen. Aber er war immer noch ein Gentleman, und ein Gentleman liest fremde Post nicht. Sein Interesse an den Folgerungen aus dem Brief »Cathys« drängte seine Skrupel bald zurück. Sub-Universen? Unglaublich. Die Welt der Wissenschaftlerin war völlig unwirklich.
Peterson lehnte sich in seinem Sitz zurück und blickte auf kanadisches Ödland, das unter ihm dahinglitt. Ja, vielleicht war es das. Seit Jahrzehnten schon war das Bild der Welt, das die Wissenschaftler malten, fremd, entrückt und unglaubhaft geworden. Daher war es weitaus leichter, es zu ignorieren, anstatt zu versuchen, es zu verstehen. Es war alles zu kompliziert. Warum den Kopf zerbrechen? Schätzchen, mach die Glotze an! Prima.