4
Okay, vielleicht hatte Sloane Kendra nicht erzählt, dass sie mein Date für den Ball war, aber dafür bestimmt allen anderen. Als ich in die Schule kam, straften mich zwei Mädchen mit Verachtung, weil sie offensichtlich davon geträumt hatten, mit mir zum Ball zu gehen. Und sobald ich das Klassenzimmer betrat, hatte ich Trey an meiner Seite.
»Sloane Hagen.« Er hob die Hand zu einem High-Five. »Gut gemacht.«
»Gut genug.«
»Gut genug«, äffte er mich nach. »Sie ist ungefähr das heißeste Mädchen der ganzen Schule.«
»Warum sollte ich mich mit weniger zufriedengeben?«
Ich war mir eigentlich sicher, dass Kendra das auch wusste, deshalb war ich überrascht, als sie in der Pause im Flur auf mich zukam. »Hi.« Sie hakte sich bei mir unter.
»Hi.« Ich beherrschte mich, dass ich meinen Arm nicht wegzog oder mich umschaute, wer mich mit dieser Missgeburt am Arm sehen konnte. »Ich hab gestern versucht, dich anzurufen.«
Zum ersten Mal sah sie verlegen aus. »Ich stehe nicht im Verzeichnis. Ich bin … ähm, neu dieses Jahr. Ich habe gewechselt.«
»So etwas in der Art dachte ich mir.« Sie hing immer noch an mir dran. Freunde von mir kamen vorbei, und es geschah einfach automatisch, dass ich mich aus ihrem Griff herauswand.
»Autsch!« Sie hatte mich mit einem ihrer Fingernägel gekratzt.
»Tut mir leid.«
»Steht unsere Verabredung für den Ball noch?«
»Klar. Weshalb sollte sie nicht?« Sie starrte mich an.
Ich wollte ihr gerade beibringen, dass wir uns direkt auf dem Ball treffen würden, weil mich mein Dad wegen der Sechs-Uhr-Nachrichten nicht fahren könnte, aber da sagte sie: »Ich finde, wir sollten uns einfach dort treffen.«
»Echt? Die meisten Mädels wollen doch eine königliche Eskorte oder so etwas.«
»Nee. Es ist bescheuert, aber meine Mom wäre nicht gerade begeistert darüber, dass ich mit einem Jungen auf einen Ball gehe.«
Mit was sollte sie sonst auf einen Ball gehen? Mit einem Werwolf?
Das war zu schön, um wahr zu sein. »Okay, dann kaufe ich deine Eintrittskarte, und wir sehen uns dort.«
»Bis dann.« Und damit war sie weg.
Ich auch, aber dann fiel mir ein, was Sloane über das Anstecksträußchen gesagt hatte. Ich dachte, ich sollte sie fragen, damit alles echter wirkte. »Kendra, welche Farbe wird dein Kleid haben? Mein Dad sagt, ich soll ein Anstecksträußchen besorgen.«
»Oh, ich habe noch nicht entschieden, was ich anziehe. Etwas Schwarzes – das ist mein Markenzeichen. Aber eine einzelne weiße Rose passt immer, nicht wahr? Und sie symbolisiert Reinheit.«
Sie war so abgrundtief hässlich, dass ich mir einen Augenblick lang vorstellte, wie es wäre, wenn ich tatsächlich vorhätte, mit ihr auf den Ball zu gehen. Wenn ich mich zu ihr hinüberbeugen, ihren Zahnbelag, ihre Hakennase und diese irren grünen Augen sehen würde, während ich ihr das Sträußchen ansteckte. Wenn alle meine Freunde um uns herumstehen und mich auslachen würden. Einen Moment lang fragte ich mich, ob sie wirklich eine Hexe war. Unmöglich. Es gab keine Hexen.
»Alles klar«, sagte ich. »Dann sehen wir uns also auf dem Ball?«
»Das wird ein Abend, an den wir uns noch lange erinnern werden.«