11. Kapitel
Die Leiche am Kransee in Kiel wurde am nächsten Morgen entdeckt. Der Mann war in dieser spärlich bewohnten Gegend direkt neben einer der Uferbänke erschossen und danach in das Gebüsch gezerrt worden. Je ein Schuß in Kopf und Bauch.
Ein Irish Setter, den Frauchen, wie jeden Morgen, hier zu seiner ›Morgentoilette‹ führte, wie sie es zu nennen pflegte, fand den Toten. Der Hund fiepte. Sie hörte sein eifriges Kratzen. Jetzt denkt er wieder, er könnte Kaninchen jagen, dachte sie. Aber als er auch auf ihr Rufen hin nicht wieder zum Vorschein kam, schaute sie selber in das Gebüsch hinein. Da lag die Gestalt. Sie wußte sofort, daß es ein Toter war, und daß man ihn ermordet hatte.
Sie rannte nach Hause, suchte die Telefonnummer der Polizei heraus, die sie sich immer merken wollte und dann doch vergaß, und war noch ziemlich atemlos, als sie ihre Entdeckung meldete.
Sie waren schnell da, viel schneller, als man als Bürger meist argwöhnte. Der Tote hatte leere Taschen, wahrscheinlich waren sie vom Täter ausgeräumt worden. Ein Raubmord war es wohl nicht. Der junge Mann sah weder nach Reichtum noch wie das Mitglied einer Gang aus. Allerdings erlebte man auch da Überraschungen in einer Zeit, da liebe Jungs sich wie Penner ausstaffierten und Gangsterbosse sich den Doktortitel kauften.
Kommissar Klinke fühlte sich unbehaglich. Er war nervös. In Kiel passierten nicht jeden Tag Morde. Keiner kannte dieses Opfer. Es gab zu denken, daß der Tote geschminkt war und einen Oberlippenbart angeklebt hatte. Vielleicht gehörte der Junge doch einer illegalen Gruppe an. Man wußte nie und steckte schließlich nicht drin.
In Berlin meldete das Grandhotel der Polizei, der Page Moritz Mach sei nach einem Kurzurlaub nicht wieder zum Dienst erschienen, das sei ungewöhnlich, er sei an sich ein sehr zuverlässiger junger Mann.
Einer der Polizeibeamten dachte bei dem Wort ›Grandhotel‹ automatisch an den Mord dort, der einigen Staub in der Presse aufgewirbelt hatte. Er wollte sich nicht blamieren, aber dann rang er sich doch durch und verständigte die Mordkommission vom rätselhaften Verschwinden eines Pagen im Grandhotel.
Bernd Wedel hatte seine neue Spur. Die Sache kam ins Rollen. Moritz Mach stammte aus Rendsburg. Und aus Kiel wurde ein Mord gemeldet, das Opfer sei ein sehr junger Mann. Beim Durchsuchen der gesamten Umgebung waren in einer Heuhütte am Nordufer des Kransees Schminksachen, Kleidungsstücke und eine Fahrkarte nach Berlin gefunden worden, wahrscheinlich von dem jungen Mann dort deponiert, den man ermordet aufgefunden hatte.
Der Ermordete sei geschminkt gewesen, vielleicht irgendwie etwas mit Sado/Maso, das komme jetzt ja immer mehr in Mode, die wollten sich sogar öffentlich outen und anerkennen lassen. Da könne schon mal ein tödlicher Unfall passieren.
Andererseits war hier einwandfrei zweimal geschossen worden. Das paßte wieder gar nicht. Vielleicht eine Strafaktion für Verrat und Untreue?
Die Mordwaffe war nicht gefunden worden.
»Nach den Einschüssen zu urteilen, 'n herbes Kaliber, was Professionelles«, teilte Klinke seinem Berliner Kollegen Wedel telefonisch mit.
Die unangenehme Aufgabe, die Eltern des Toten zu verständigen und ihn identifizieren zu lassen, fiel Klinke zu. Besonders heikel daran war, daß zur unvermeidlichen seelischen Roheit, die das stets mit sich brachte, in diesem Falle noch die Tatsache kam, daß es keine Sicherheit gab: War der Tote wirklich Moritz Mach – oder ein anderer Bursche?
Ja, er war es! Hatte seinen Eltern einen kurzen Besuch abgestattet und sein Fahrrad abgeholt. Er brauche es in Berlin. Vater und Sohn hatten Streit gehabt. Der Junge war ohne ein Abschiedswort aufgebrochen. Er konnte sehr eigensinnig sein.
Streit warum? Nichts Besonderes. Ermahnungen des Vaters zu Sparsamkeit. Sohn aufmüpfig und von oben herab. Nun war Mach, dieser ordentliche, angesehen Bürger, starr vor Verzweiflung. Und die Mutter schien sich aufzulösen in Schmerz und Tränen.
Wedel fuhr persönlich zur Berliner Wohnung von Moritz Mach. Mady Saparonsky nahm er mit. Der Hausmeister schloß die Tür auf. Alles sah sehr gepflegt und ordentlich aus, beinahe zu hübsch für eine Männerwohnung, fand Wedel. Aber was für eine Rolle spielte das jetzt noch?
Es mußte einen Zusammenhang geben zwischen dem Mord im Grandhotel und diesem Mord. Das Gefühl, etwas stimme nicht mit dem pfiffigen Burschen, er verheimliche etwas, wisse mehr als er sagte, hatte Bernd Wedel sicher nicht getrogen.
Wedel, Mady und ein weiterer Beamter begannen zu suchen nach einem Etwas. Einem Hinweis, einer Erleuchtung bestenfalls. Es war Mady, die zwischen den Discs herumsuchte, wahrscheinlich eigentlich aus persönlichem Interesse, argwöhnte Wedel. Diese jungen Leute interessieren sich für so was wie Rap und Pop, grauenhaft.
Aber dann machte sie den Fund: es war ein Zettel mit einer Zahl, einfach zwischen einen Stapel Discs geschoben. Und da wettete dieses Schmuckstück der Kripo doch glatt sämtliche Locken: eine Telefonnummer! Na, klar, wenn's nicht stimmte, ließ sie sich eine Glatze scheren.
»Vielleicht ja. Eine Freundin. Ein Freund. Die Eltern. Bloß keine überstürzte Euphorie«, warnte Wedel.
Aber es war der Fund des Jahrhunderts. Die Privatnummer eines gewissen Richard Hornung in Rendsburg. Der Mann lebte dort als achtbarer Bürger und erfolgreicher Unternehmer. Der Blitz schlug ein.
Es hatte einen anonymen Hinweis auf Richard Hornung gegeben, nachdem das Phantombild ausgestrahlt worden war. Aber es gab viele blödsinnige Tips bei solchen Aktionen, manche aus Wichtigtuerei, einige aus Rache für irgendeine Kränkung. Sie hatten jedenfalls diesen Hinweis auf einen seriösen Geschäftsmann in Rendsburg nicht ernst genommen.
Aber jetzt! Wedel rief die Nummer an. Frau Hornung war am Apparat. Die Gattin. Ihr Mann sei im Büro, sagte sie. Ob sie helfen könne?
Wedel erklärte vorsichtig, es handele sich um die Suche nach Zeugen in einem Fall, in dem man nicht recht weiterkomme. Nur zu Informationszwecken. Sei Herr Hornung um den sechsten September herum in Berlin gewesen und habe im Grandhotel übernachtet?
Sie überlegte und sagte, ihr Mann sei möglicherweise in Berlin gewesen. Mit Sicherheit habe er in diesem Falle aber nicht im Grandhotel übernachtet, sondern im Kempinski, wo er in Berlin immer wohne.
»Aber fragen sie ihn besser selber noch. Ich gebe Ihnen die Nummer des Betriebes. Haben Sie etwas zum Schreiben?«
Wedel bedankte sich.
»Die Auskunft genügt aber höchstwahrscheinlich schon. Vielen Dank nochmals!«
Es war ja wirklich kaum zu glauben, daß hier ein Zusammenhang bestand. Da hatten Jagdeifer und Hoffnung ihm wieder einen Streich gespielt. Oder nicht? Das merkwürdige Gefühl blieb. Darauf konnte er sich eigentlich meistens verlassen.
Lucie war beunruhigt. Sie rief sofort Richard im Büro an.
»Ein Kriminalkommissar aus Berlin hat angerufen. Wollte wissen, ob du um den sechsten September herum im Grandhotel übernachtet hättest. Ich habe gesagt, wenn überhaupt in dieser Zeit, dann im Kempi. Richtig?«
»Richtig, Lucie. Hat er gesagt, warum er das wissen wollte?«
»Irgendein Fall. Sie suchen Zeugen, sagte er.«
»Na schön. Wie geht's dir heute? Was macht die Schulter?«
»Besser. Tut kaum noch weh. Das Mittel ist doch gar nicht so übel. Sag mal, Richard, im Grandhotel – ist da nicht vor kurzer Zeit dieser Mord passiert?«
»Ach ja. Mir ist beinahe so. Aber damit kann der Anruf ja wohl kaum zusammenhängen.«
»Also, tschüs, Lieber. Sei fleißig.«
»Tschüs, meine Lucie.«
Sie legten auf. Seine Hände zitterten. Es war der blanke Schock. Nur gut, daß er die Nachricht am Telefon gehört hatte. Er war bestimmt leichenblaß. Lucie hätte ihm den Schrecken und das schlechte Gewissen an der Nasenspitze angesehen.
Sie hatten ihn! Nein, sie hatten ihn nicht. Aber er wurde verdächtigt, und das war der Anfang vom Ende. Wie waren sie auf ihn gekommen? Wie nur? Hatte dieser Erpresser vielleicht doch gesungen? Es war, wie er in der Zeitung gelesen hatte, ein blöder, kleiner Bengel aus Rendsburg gewesen. Keine weiteren Informationen. Aber Richard vermutete, daß dieser Moritz Mach etwas mit dem Grandhotel zu tun gehabt haben mußte.
Der Tod des jungen Bengels hatte in Kiel viel Staub aufgewirbelt. Aber Richard fühlte sich kaum betroffen. Er wunderte sich selber darüber. Es war, als hätte er eine Spinne zertreten. Keine Reue. Gerechte Strafe für einen, der einen unbescholtenen Mann ruinieren wollte. Für ein paar Silberlinge. Pfui Teufel. Ein Mann sieht rot, das war so ein Film gewesen, der die Selbstjustiz guthieß. So empfand manch braver Mann. Gesindel mußte ausgerottet werden. Der Staat schützte einen nicht mehr. Und ein zerrüttetes Privatleben war ebenfalls nicht hinzunehmen.
Weshalb wollten sie wissen, ob er im Grandhotel gewohnt hatte? Sie wußten höchstwahrscheinlich bereits, daß er nicht im Kempinski gewohnt hatte am sechsten September. So etwas war leicht festzustellen. Auch in Hotels standen schließlich Computer. Aber stellten sie die Verbindung zu dem Tod von diesem Moritz Mach her? Oder suchten sie wirklich nur Zeugen für den Mord in Berlin?
Auf jeden Fall war dies für Richard Hornung eine Situation am Abgrund. Denn er konnte kein Alibi beibringen. Weder für die Zeit in Berlin. Noch, o Gott, für die Zeit, als der Mord an Mach geschehen war. Es sei denn, Lucie spielte mit. Doch das würde sie nicht tun. Nicht wenn sie erfuhr, weshalb er im Grandhotel gewohnt hatte.
Sie würde sich alles zusammenreimen. Daß er nicht im Kempinski übernachtet hatte, ließ sich nicht verheimlichen. Und daß ihn sein verändertes Aussehen mit Bart und Haartönung bei einer Gegenüberstellung mit dem Personal im Grandhotel vor dem Erkanntwerden schützen würde, war ein geradezu lächerlicher Gedanke.
Darauf kam es nun auch gar nicht mehr an. Das ließ sich nicht leugnen. Niemand wurde wegen eines Seitensprunges verurteilt. Als der Mord an dem Russen dort passierte, war er wirklich und nachweislich zu Hause gewesen. Also, da lag eine andere Gefahr. Genau die, welche er durch die Ausschaltung von diesem Moritz Mach hatte beseitigen wollen.
Lucie würde ihm nie verzeihen. Und sie würde ihn ruinieren. Die Firma gehörte ihr. Eine Scheidung bedeutete zugleich seinen beruflichen Ruin. Keiner würde von ihm mehr ein Stück Brot nehmen. Auch die Sitze im Beirat und im Aufsichtsrat würde man ihm nehmen. Und Angela? Ach, Kinder konnten einem nicht helfen.
Die Kripotypen würden eine Verbindung zu dem Mord an Moritz Mach konstruieren, darauf konnte er Gift nehmen. Also: das nackte Leben retten. Farbe bekennen. Kopf und Kragen zu retten versuchen.
Er trank einen großen Whisky und fuhr mit dem BMW nach Hause. Alkohol am Steuer mied er sonst tunlichst. Doch darauf kam es nun auch nicht mehr an.
Lucie wunderte sich.
»Nanu, du kommst schon? Ist was? Zum Essen ist es noch zu früh. Die Brants sind gar nicht da. Anton kauft irgendwas für den Garten. Sie ist auf dem Markt.«
»Und Gina?« fragte er automatisch.
»Gina macht eine Ausbildung als Kunsttischlerin und hat uns verlassen. Vorgestern. Weißt du doch?«
»Ja, richtig. Hatte ich ganz vergessen.«
»Du siehst schlecht aus. Hast du etwas? Bist du krank?«
»Ich muß dir etwas sagen. Gehen wir in die Bibliothek?«
»Nanu? So feierlich? Bist du vielleicht schwanger, Lieber?«
Manchmal hatte Lucie einen überraschend geschmacklosen Humor. Er lächelte traurig.
»Es ist leider ziemlich ernst.«
Sie gingen schweigend in die Bibliothek und setzten sich in die Ledersessel – herrlich weiches schwarzes Leder, wie stolz war Richard gewesen, als er diese Garnitur gekauft hatte.
Lucie schaute ihn an und senkte dann den Blick.
»Du warst im Grandhotel, stimmt's?«
»Ja.«
»Und du warst der Mann auf dem Phantombild, der zu dieser unbekannten Frau gehörte. Du warst auf Abwegen da, wie man so schön sagt. Sonst hättest du mir nichts vom Kempi vorgelogen.«
»Ja.«
»Also? Ich höre.«
»Du redest wie eine Kriminaltante, Lucie! Ich bin dein Ehemann!«
»Ja, aber was für einer? Das frage ich mich in diesem Augenblick. Bald werden ganz andere Tanten und Onkel von der Kripo mit dir reden. O mein Gott.«
»Es war ein kleines Abenteuer, Lucie. Eine Nacht. Nenn es meinetwegen dritter Frühling. Nichts Ernstes. Ich wollte es eigentlich gar nicht. Aber sie war so willig …«
»Der Ermordete hat schuld, nicht?«
Warum sagte sie das jetzt? Nein, es war nur eine Redewendung. Lucie war eifersüchtig. Weiter dachte sie nicht.
Sie sagte: »Was die wissen wollen, hängt natürlich mit dem Mord im Hotel zusammen. Warst du dabei?«
»Nein. Ich war hier am sechsten. Bei dir. Das weißt du doch, Lucie. Das Mädchen ist verschwunden, haben sie gemeldet. Vielleicht auch ermordet. Ich war das auf dem Phantombild. Angela hatte recht. Und das Mädchen hieß Britta. Jung. Nichts weiter. Ich wage nicht, dich um Verzeihung zu bitten.«
»Deshalb trägst du plötzlich einen Bart? Du wolltest nicht erkannt werden!«
»Richtig.«
»Wer … war das Mädchen?«
Lucie schlug die Hände vors Gesicht.
Er hätte sie gern in die Arme genommen. Er wußte, daß sie unfähig war, zu unterscheiden zwischen inniger Liebe und wilder Leidenschaft. Für sie gab es nur eindeutige Gefühle: Freundschaft. Liebe. Haß. Sie würde ihn hassen. Keine Gnade.
»Ich weiß nicht viel von ihr. Sie hieß Britta. Ich habe sie vor Jahren bei einer Messe kennengelernt. Oberflächlich. Sie gefiel mir. Wir hatten aber nichts miteinander«, log er. »Zufällig traf ich sie jetzt auf dem Flughafen in Berlin wieder. Wir erkannten uns gleich. Sie lebt in New York. Du wirst es nicht glauben, aber es war verrückt. Ich kann nicht eigentlich erklären, wie es passierte. Es war wie in Trance.«
Und das stimmte ja. Lieber Himmel, und wie das stimmte!
»Ich verstehe es nicht, Sie könnte Aids haben.«
»Daß du jetzt an Aids denkst …«
»Ich denke an alles mögliche. Du … du hast alles kaputtgemacht.«
Richard überlegte, ob er etwas von Moritz Mach und der Erpressung erzählen sollte. Ein Aufwasch sozusagen. Aber er ließ es. Noch war da doch gar kein Zusammenhang hergestellt worden. Wahrscheinlich blieb es dabei.
Lucie sah keinesfalls aus, als würde sie gleich zusammenbrechen. Sie saß wieder aufrecht da, das rechte Bein über das linke geschlagen, die Hände auf die Sessellehnen gelegt. Untadelig. Sie legte eben Wert auf Haltung. Eine eisige Aura umgab sie jetzt. Er kannte sie. Tödlich gekränkt war sie. Fragte auch nicht nach Einzelheiten.
Nun erhob sie sich. Oh, sie wollte ihm keine Schwäche zeigen. Keinen Kummer. Keine Tränen.
»Das hättest du mir nicht antun dürfen«, sagte sie und marschierte mit kurzen, steifen Schritten zur Tür. Weißer Cashmerepulli, grauer, wadenlanger Rock. Graue Schuhe mit halbhohen Absätzen. Eine Lady.
Sie hat mich im Grunde dazu gebracht, den Jungen zu töten. Ich wußte, daß sie mir nie verzeihen würde. Jetzt hat sie es trotzdem erfahren. Meine Tat war umsonst. Moritz Machs Tod war überflüssig. Ich hätte ihn anzeigen sollen.
Eine Welle von Haß überschwemmte Richard. Haß auf Lucie. Er wunderte sich selber, welche Leidenschaften in ihm schlummerten. Stets hatte er sich für einen besonnenen, eher kühlen Typ gehalten. Und jetzt überrollten ihn die Leidenschaften.
»Lucie, bitte, laß dir doch erklären …«
Sie reagierte nicht. Verließ das Zimmer. Erbarmungslos. Sicher würde sie sich gleich mit Dr. Paels, Papas Lieblingsanwalt, beraten. Sie vergab nicht. Und wenn sie die ganze schreckliche Wahrheit erfuhr, dann erst recht nicht.
Der Ofen ist aus, dachte er, und plötzlich überkam ihn heiße Sehnsucht nach Britta. Nach ihrem jungen, geschmeidigen Körper, ihrem sorglosen Lachen. Nach ihren Zärtlichkeiten.
Bribri und Ricki.
Er war sehr glücklich gewesen und mußte nun sehr teuer dafür bezahlen.
Aus Kiel war noch niemand von der Polizei bei Richard in Erscheinung getreten. Das empfand er als gutes Zeichen. Aber daß der Berliner Kommissar, der sich bei Lucie erkundigt hatte, sich bei ihm überhaupt nicht meldete, das beunruhigte ihn eher.
Wedel hatte jedoch beschlossen, daß man solche heiklen Befragungen am besten persönlich vornahm. Daß da irgendein Zusammenhang existierte zwischen Grandhotel, einem Gast und einem Pagen dort, die beide in Rendsburg zu Hause waren, wobei der Gast auch noch im Mordzimmer gewohnt hatte, mit einer fremden Biene, das war ja wohl sonnenklar. Aber welchen Zusammenhang gab es? Man mußte bedächtig und zielstrebig vorgehen. Mady hatte sich inzwischen in ›Seafood Murmansk‹ verbissen, und sie hatte genug Belastendes zusammengebracht, um einen Durchsuchungsbefehl für die feudale Villa zu bewirken.
Wedel nahm drei Mann mit.
Und Mady natürlich. Mady, die Unvermeidliche. Die sehr Attraktive. Es war nicht zu leugnen, daß da die Hormone gelegentlich etwas zu laut jubelten in ihrer Nähe. Brachte nichts ein. Monica verdiente es nicht. Aber immerhin, na, also es kommt nicht in Frage, alter Junge!