30. Kapitel

Am nächsten Morgen war ich früh genug im Krankenhaus, um vor der Visite noch mit Kevin sprechen und mir seinen Rat einholen zu können. Seit er bei mir übernachtet hatte, hatte er einmal bei mir angerufen, aber ich war draußen im Garten gewesen und hatte ihn verpasst. Ich war nicht dazu gekommen, zurückzurufen, und war mir immer noch nicht sicher, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Aber ich hatte beschlossen, zur Kommune zu fahren. Wenn Lisa dort war, würde ich damit leben können – ich musste es nur wissen. Allerdings hatte ich Angst, Aaron gegenüberzutreten – auch wenn ich mir das nur äußerst widerwillig eingestand.

Gestern Abend hatte ich noch zwei weitere Drohanrufe erhalten, die beide in dieselbe Richtung zielten – man wollte, dass ich aufgab. Wenn ich keine Ruhe gäbe, würde ich es noch bedauern. Die Polizei ging der Sache nach, doch ich glaubte immer noch, dass es sich um leere Drohungen handelte – wodurch sie nicht weniger nervenaufreibend wurden. Ich hoffte, Kevin würde mich in die Kommune begleiten, doch seine Tür im Krankenhaus war verschlossen, und von Michelle erfuhr ich, dass er den ganzen Tag bei einem Seminar war. Ich sprach auf seine Mailbox und bat ihn, sich bei mir zu melden.


Für den Rest des Tages widmete ich mich meinen Patienten. Als ich nach Hause kam, überprüfte ich meinen Anrufbeantworter, in der Hoffnung, dass Kevin angerufen hatte, aber ich hatte keine neuen Nachrichten. Ehe ich zur Kommune aufbrach, überdachte ich meinen Beschluss noch einmal, um ganz sicher zu sein. Ich dachte an die jüngsten Drohanrufe und überlegte, ob es gefährlich für mich sein könnte, allein zu fahren. Doch bei all den potentiellen Zeugen im Zentrum glaubte ich nicht, dass Aaron riskieren würde, mir etwas anzutun. Schlimmstenfalls würde er sich weigern, mich zu empfangen. Ich beschloss, es darauf ankommen zu lassen.

Obwohl ich am liebsten auf der Stelle hingefahren wäre, nahm ich mir Zeit, um mich geistig darauf vorzubereiten. Innerlich bebte ich bei der Vorstellung, Aaron noch einmal gegenüberzutreten. Ich zwang mich, etwas Leichtes zu essen, zog mich mit Jeans und Rollkragenpullover warm an und vergewisserte mich, dass der Akku meines iPhones aufgeladen war. Außerdem rief ich Connie an und hinterließ ihr eine Nachricht über mein Vorhaben. Es hatte zu regnen begonnen, also fuhr ich vorsichtig auf der West Coast Road hinaus nach Jordan River, während ich meinen Schlachtplan noch einmal durchging. Ich hatte keine Ahnung, ob das Büro geöffnet hatte, aber ich hoffte, dass man mich zumindest mit Lisa sprechen lassen würde. Wenn es sein musste, würde ich drohen, die Polizei zu rufen, obwohl ich mir nicht sicher war, ob das sinnvoll war. Als ich mich Jordan River näherte, drosselte ich das Tempo. Ein Truck kam von hinten angerauscht und überholte mich in einer engen Kurve, dass mir das Herz im Hals klopfte. Nach mehreren Meilen entdeckte ich auf einem Feld links von mir ein paar Holzgebäude. Dann sah ich das große Schild über dem Tor.

The River of Life Spiritual Center.

Ich fuhr die Auffahrt entlang und parkte vor dem Hauptgebäude, das aussah wie ein Luxusresort. Die Wandverkleidung war aus Zedernholz, ordentlich gestutzte Hecken säumten die Auffahrt, und gepflasterte Wege schlängelten sich durch die Gärten. Das Gebäude war U-förmig geschwungen, um den bestmöglichen Ausblick auf den Ozean zu bieten. Das Eingangsportal war atemberaubend, die Treppe bestand aus großen Steinplatten, und riesige Pfosten aus Zedernholz fassten die hölzernen Türflügel ein. Links und rechts des Eingangs standen sorgfältig gearbeitete Eisenbänke und Pflanzkübel. Ein hübsches Außenlicht beleuchtete den Fußweg, doch auf dem gesamten Hof war niemand zu sehen. Ich entdeckte ein kleines Schild, das auf das Büro um die Ecke verwies, und nahm an, dass damit das kleinere Gebäude rechts von mir gemeint war. Ich stieg aus dem Wagen.

Ein paar Pick-ups parkten in der Mitte des Hofs, zusammen mit schmutzigen, matschbespritzten Landmaschinen und einem Traktor mit einem leeren Anhänger. Hinter den Gebäuden schien sich ein Stall zu befinden, aber ich konnte nur das Dach davon erkennen und nahm den Geruch von feuchtem Dünger, Heu und Tieren wahr. Neben einem der Felder stand ein alter, ausrangierter Pflug, der bereits mit Moos überzogen war, und in einer Pfütze entdeckte ich den Wagen einer hölzernen Spielzeugeisenbahn mit kaputten Rädern. Ich erinnerte mich daran, in dem Prospekt gelesen zu haben, dass es hier eine Schule und eine Einrichtung zur Betreuung der Kleinkinder gab.

Als ich den Wegweisern zum Büro folgte, ging ich langsamer, meine Schuhe knirschten auf dem Kies. In welchem Gebäude mochte Aaron wohnen? Ich hatte das Gefühl, beobachtet zu werden, und schaute mich um. Das Gesicht eines Kindes lugte über einer Fensterbank hervor. Ein kleiner Junge mit blassem Gesicht, großen Augen und blondem Lockenschopf. Er grinste mich frech an, dann verschwand er, und der Vorhang fiel wieder auf seinen Platz. Wie viele Kinder lebten wohl in der Kommune?

Ich fand das Büro. Es gab eine Klingel, und ein Schild bat: »Außerhalb der Öffnungszeiten bitte klingeln.« Ich drückte auf den Knopf, und ein angenehmes Glockengeläut ertönte. Oberhalb der Tür entdeckte ich eine Kamera. Das rote Licht blinkte und ließ mich an Heathers Angst im Krankenhaus denken. Er sieht alles. Nach wenigen Minuten wurde die Tür geöffnet. Ich war am ganzen Körper angespannt und rechnete fast damit, dass Aaron auftauchen würde, doch jetzt stand mir eine junge Frau mit langen Haaren und klaren Gesichtszügen in Jeans und weißem Sweater gegenüber.

Sie lächelte. »Kann ich Ihnen helfen?«

Ich erwiderte ihr Lächeln. »Ich hoffe es. Meine Tochter ist verschwunden, und ich wüsste gerne, ob sie hier ist. Ich mache mir große Sorgen um sie.«

Mit freundlicher Miene erwiderte sie: »Tut mir leid, aber wir können keine Informationen über unsere Gäste herausgeben.«

»Dann möchte ich gerne mit Aaron sprechen.«

Sie musterte mich. »Er empfängt niemanden ohne einen Termin.«

»Ich glaube, mich wird er empfangen. Ich kannte ihn, als ich noch ein Kind war. Sagen Sie ihm einfach, dass Nadine Jaeger hier ist, dann wäre ich Ihnen sehr zu Dank verpflichtet.«

Sie nickte. »Ich werde fragen. Möchten Sie hereinkommen und warten?«

»Gerne.«

Sie ließ mich eintreten. Das Bürogebäude war gemütlich und einladend, mit Bodenfliesen in Erdtönen, Holzbalken und einem Empfangstresen aus einer langen, in Naturtönen gebeizten Zedernholzplatte. Dahinter sah ich mehrere Telefone, ein Faxgerät, einen Computer und weitere Bürogeräte. Eine Tür hinter dem Tresen führte vermutlich in weitere Büroräume. Der Empfangsbereich öffnete sich nach rechts zu einem kleinen Raum mit Büchern, Edelsteinen, CDs und allerlei Schnickschnack, wie in einem Andenkenladen in einem Resort. Die Frau deutete auf ein paar Stühle und sagte: »Ich erkundige mich, ob Aaron Sie empfängt.« Sie verschwand im Büro hinter dem Tresen. Ich setzte mich auf einen der Stühle, neben einen kleinen Tisch mit einer Anzahl Zeitschriften, größtenteils zu den Themen Gesundheit, Meditation und gesundem Leben.

Endlich, nach fast fünfzehn Minuten, öffnete sich die Tür. Ich hielt den Atem an und rechnete erneut damit, Aaron zu sehen, aber es war wieder die junge Frau. Lächelnd kam sie auf mich zu. »Wenn Sie mir bitte folgen, Aaron wird Sie empfangen.« Ich nahm an, dass Aarons Büro sich ebenfalls in diesem Gebäude befand, aber die Frau drehte sich um und ging zur Eingangstür. »Hier entlang bitte.«

Wir gingen zurück zum Hauptgebäude und traten durch einen Seiteneingang ein. Sie hatte also von einem anderen Büro aus mit Aaron telefoniert. Ich folgte der jungen Frau einen Korridor entlang, wobei mein Blick alles aufnahm. Bis jetzt wirkte die Einrichtung schlicht, fast rustikal, ganz im typischen Westküstenstil. Auch hier waren, wie im Büro, die Fußbodenfliesen erdfarben und die Wände schlicht weiß. Hier und dort hingen Wandteppiche, und an den Decken waren breite Balken aus Zedernholz zu sehen. Es roch angenehm unaufdringlich nach einer Mischung aus Holz und natürlichen ätherischen Ölen. Es erinnerte mich an eine Therme, in der ich einmal gewesen war. Die Türen öffneten sich zum Korridor hin, waren jedoch zumeist geschlossen. Eine stand einen Spalt offen, und ich erhaschte einen Blick in ein einfaches Zimmer: In der Ecke stand ein Einzelbett aus Holz mit weißem Bettzeug, daneben eine Truhe und ein Stuhl.

Ein paar Türen weiter kamen wir an einem Raum vorbei, der aussah, als würden darin Zeremonien abgehalten. Strahlenförmig um ein Podest herum lagen Matten auf dem Fußboden, große Fenster an der Rückseite gaben den Blick auf einen Baum im Hof frei, der vom Wind gebeugt wurde. Ich konnte mir gut vorstellen, wie Aaron dort stand, das Ende allen Leidens für immer versprach, wenn man nur seinen Lehren folgte. Dann stellte ich mir vor, wie er die Mitglieder dazu brachte, ihre Sünden zu beichten, malte mir aus, wie meine Tochter ihre dunkelsten Geheimnisse preisgab und vor diesem Mann ihre Seele entblößte, auf dass er sie in Stücke fetzte.

Wir kamen an einem weiteren Raum vorbei, und mein Blick fiel auf niedrige Stühle, die sich um kleine Tische drängten, auf Kinderzeichnungen an den Wänden und eine Tafel. Das Klassenzimmer. Als wir das Ende des Flurs erreichten, wandte sich die junge Frau nach rechts und blieb vor einer Holztür stehen. Sie klopfte dreimal. Ein Mann rief mit tiefer, ruhiger Stimme: »Herein.« Es war Aaron.

Die Frau trat ohne Umschweife ein, aber ich zögerte bei der Vorstellung, Aaron wiederzusehen. Dann empfand ich einen Anflug von Zorn darüber, wie klein und verletzlich mich dieser Mann mich fühlen ließ – und wie er mich vergewaltigt hatte.

Aaron saß hinter einem riesigen Schreibtisch aus Zedernholz. Links und rechts von ihm standen Bücherregale, und direkt hinter ihm befand sich ein Fenster, das vermutlich einen unverbauten Blick über das Meer bot. Massive Balken aus Zedernholz stützten auch hier die Decke, und im Kamin brannte ein behagliches Feuer.

Links befand sich eine weitere Tür, und ich fragte mich, ob sie wohl in sein Privatzimmer führte. Ich stellte mir junge Mädchen mit ihm zusammen dort drin vor, und allein bei dem Gedanken wurde mir schlecht. Schließlich sah ich Aaron an, den Mann, um den meine Erinnerung jahrzehntelang einen großen Bogen gemacht hatte. Er musterte mich, die Hände in einer nachdenklichen Pose verschränkt, ein freundliches Lächeln im Gesicht, als würde er eine alte Bekannte willkommen heißen. Er trug einen marineblauen Sweater und eine große, teuer wirkende Armbanduhr. Er hatte einige Falten, sah aber gesund und gebräunt aus. Die Jahre standen ihm gut zu Gesicht.

Die junge Frau sagte: »Ich lasse euch allein«, und schloss leise die Tür.

Aaron stand auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor. Allein die Vorstellung, dass er sich drohend vor mir aufbauen könnte, genügte, und ich kam mir wieder wie ein Kind vor. Ich zwang mich, aufrecht zu stehen und rief mir in Erinnerung, dass ich nicht länger machtlos war, obgleich mir die Knie zitterten.

»Nadine, wie schön, dass du mich besuchen kommst.«

Bei seinen Worten und dem vertraulichen Tonfall drehte sich mir der Magen um.

»Ich bin nicht hier, um dich zu besuchen. Ich bin hier, um nach meiner Tochter zu fragen.«

Er nickte. Sein Blick schien mich durchbohren zu wollen. Ich zwang mich, den Augenkontakt aufrechtzuerhalten, und versuchte, nicht an die Dinge zu denken, zu denen er mich damals gezwungen hatte. An seine vom Flusswasser kalte und nasse Haut.

»Ach ja, Lisa. Sie leistet ausgezeichnete Arbeit und findet ihren spirituellen Weg. Sie trägt eine große Wut mit sich herum …« Er schüttelte den Kopf.

Eine Mischung aus Zorn und Panik durchschoss mich. Sie war also im Zentrum – und er wusste genau, dass sie meine Tochter war, was meinen Verdacht bestätigte, dass er es gezielt auf sie abgesehen hatte. Ich wollte ihm diesen selbstgefälligen Ausdruck aus dem Gesicht prügeln, dieses heitere Lächeln. Doch meine Tochter war hier, und wenn ich ihn verärgerte, würde er mir gar nichts erzählen.

»Ich würde gerne mit ihr sprechen, bitte.«

»Tut mir leid, aber das wäre nicht gut für sie. Im Moment konzentriert sie sich ganz auf ihre Heilung.«

Eine erneute Woge des Zorns. »Wie wäre es, wenn wir ihr die Entscheidung überlassen?«

»Lisa hat sich meiner spirituellen Leitung anvertraut.«

»Ich bin ihre Mutter

»Aber bist du die richtige Mutter für sie?« Der Schmerz warf mich beinahe zu Boden. Er sah mich zusammenzucken, sah meine Scham. »Ich bin sicher, dass du dich dasselbe gefragt hast. Wie konnte es passieren, dass sie den falschen Weg eingeschlagen hat? Bei solchen Leuten lebt? Sie war völlig entmutigt.« Er schüttelte den Kopf. »So ein hübsches Mädchen, so viel Seele, und so viel Schmerz in sich.« Er klopfte sich auf die Brust. »Sie muss alles loslassen.«

Eine übelkeitserregende Erinnerung überflutete mich. Seine Hände unter meinem Hemd, während er mir ins Ohr keucht: Du musst deine Angst loslassen, die Angst vor deinem Körper.

Ich trat einen Schritt vor. »Wenn du sie anrührst, werde ich …«

»Du wirst gar nichts.« Er trat ebenfalls vor. »Lisa ist bereit für die spirituelle Erweckung – und sie ist bereit, dafür zu tun, was immer nötig ist. Und du?«

»Meine Seele muss nicht gerettet werden – sondern deine. Ich erinnere mich daran, was du mir als Kind angetan hast.«

»Du bist zur Polizei gegangen.«

Kein Leugnen, aber auch keine Bestätigung.

»Und ich werde keine Ruhe geben.«

Er machte eine Geste, die den Raum mit einschloss. »Aber nichts ist passiert. Ich bin immer noch hier.« Er atmete tief ein und hob beide Hände über den Kopf, dann ließ er den Atem langsam wieder entweichen, während er die Arme senkte und vor seiner Brust klatschte, ehe er sie ganz sinken ließ. Er sah mich mit friedlicher Miene an. »Das Licht sieht immer zu. Und er weiß, dass ich nichts falsch gemacht habe.«

»Es ist falsch, minderjährige Mädchen anzufassen.«

»Wenn das, was du sagst, wahr wäre, hätte die Polizei mich verhaftet.«

Meine Ohnmacht machte mich rasend. Offensichtlich war er schlau genug, in Erwägung zu ziehen, dass ich verkabelt sein könnte, und seine Antworten dementsprechend abzuwägen.

»Du bist Ärztin geworden«, fuhr er fort. »Nach dem Tod deines Mannes muss es sehr schwer für dich gewesen sein.«

Woher wusste er so viel über mich? Hatte Lisa es ihm erzählt? Die Vorstellung, die beiden könnten über mich reden, erschreckte mich, aber ich hielt meine Zunge im Zaum.

»Lisa hat mir erzählt, dass du nicht an ein Leben nach dem Tod glaubst oder dass geliebte Menschen zu einem Besuch zurückkehren können. Nur weil du etwas nicht sehen kannst, bedeutet es nicht, dass es nicht existiert.«

Ich ließ mich nicht auf sein Spielchen ein. »Ich möchte mit meiner Tochter sprechen.«

Er lächelte, dann griff er nach dem Telefon und sprach leise hinein. »Bitte bring Lisa Lavoie zu mir. Danke.«

Er legte den Hörer auf und sagte: »Warum stellst du dich nicht ans Feuer? Du scheinst zu frieren.«

Eine weitere Erinnerung stürzte auf mich ein. Wir saßen zusammen mit den anderen am Lagerfeuer, nachdem wir im Fluss gebadet hatten. Er hatte sein Handtuch um mich gewickelt und mich zu sich auf den Schoß gezogen. Meine Mutter hatte fortgeschaut. Hatte sie Bescheid gewusst? Die Möglichkeit verstörte mich.

Als ich mich nicht rührte, sagte Aaron: »Du hast mir nie vertraut, obwohl ich es nicht verstehe. Ich habe mich immer um dich gekümmert und dachte, wir hätten eine ganz besondere Beziehung.« Er sah mich an, und ich empfand, wie krank und verkehrt dies alles war, so wie ich es schon als Kind stets gespürt hatte. Was es noch schlimmer machte, war das Wissen, dass er es auf seine verdrehte Art tatsächlich ernst meinte. Er sagte: »Alles, was ich tat, tat ich, um dir und deiner Mutter zu helfen.«

»Mir helfen? Du bist ein kranker Pädophiler. Und ich werde dafür sorgen, dass die ganze Welt erfährt, was für ein Heuchler du bist. Dieses Zentrum wird bald dichtmachen.«

Er sagte nichts, sondern legte nur den Kopf schräg und taxierte mich. Schließlich sagte er ruhig: »Meine Mitglieder sind loyal und dankbar für meine Hilfe. Deine Drohungen bedeuten nichts.«

Die Tür öffnete sich, und Aaron drehte sich um.

»Lisa, willkommen!«

Sie war schon hier? Hatten sie nebenan mit ihr gewartet? Ich wirbelte herum. Ein älterer Mann kam mit Lisa herein. Ihr Haar war ordentlich gebürstet und fiel ihr in dichten Wellen über den Rücken. Sie trug schwarze Leggings und einen langen, beigen Pullover.

Ich ging auf sie zu. »Lisa!«

Der Mann trat vor und versperrte mir den Weg.

»Entschuldigen Sie bitte«, sagte ich. Dann sah ich ihm in die Augen und erkannte Joseph. Anders als bei seinem Bruder hatten die Jahre es nicht gut mit ihm gemeint. Er war ausgemergelt und bleich, die rotgeränderten Augen hatten dunkle Ringe, und sein Haar war ungepflegt. Er wirkte ernstlich krank.

Lisa war bereits an mir vorbeigegangen und hatte sich zu Aaron neben den Schreibtisch gestellt. Aaron legte ihr den Arm um die Schulter, die Hand an ihrem Nacken, so dass sein Daumen auf ihrer Halsschlagader ruhte. Panik erfasste mich.

Ich ignorierte Joseph fürs Erste und sagte: »Lisa, geht es dir gut?«

Sie sah mich nicht einmal an. Stattdessen hielt sie den Blick auf Aaron gerichtet und bat ihn stumm um Erlaubnis, sprechen zu dürfen. Ihre Körpersprache war beinahe ehrerbietig, ihr Gesichtsausdruck zeigte Bewunderung.

»Nur zu«, sagte Aaron. »Du kannst ihr erzählen, was du mir heute Morgen erzählt hast.«

Jetzt sah Lisa mich an. Ihr Blick war voller Zorn, doch sie klang ruhig. »Es ist interessant, was ich hier alles über Meditation und den spirituellen Weg lerne. Ich bin viel ruhiger geworden, als sei dies genau der Ort, an dem ich sein soll, damit ich gesund werde.«

Ich betrachtete ihr Gesicht, suchte nach Anzeichen von Übermüdung oder Stress, aber sie wirkte tatsächlich ausgeruht und gesund. Ich war erleichtert, aber auch hin- und hergerissen. Ich hasste die Vorstellung, dass Aaron irgendeinen positiven Effekt auf sie hatte, aber ich musste zugegen, dass ich sie seit Jahren nicht mehr so aufgeräumt erlebt hatte.

»Lisa, ich bin froh, dass dir nichts fehlt.«

»Es geht mir gut. Mir gefällt es hier. Das hier sind jetzt meine Freunde.« Sie lächelte den in der Nähe stehenden Joseph an, der ihr Lächeln erwiderte. Doch etwas in seinen Zügen gefiel mir nicht, eine hektische Fiebrigkeit, die mich argwöhnen ließ, er könnte in einer manischen Phase stecken. Ich dachte daran, wie er hinter Mary kniete, an das Lächeln in seinem Gesicht, als sie dumpf schluchzte.

Ich unterdrückte die aufsteigende Angst. »Sie scheinen deine Freunde zu sein, aber wenn du nicht alles tust, was sie von dir wollen, werden sie sich gegen dich wenden.«

In Lisas Augen blitzte Zorn auf. Sie war immer noch die Alte, hatte ihr Temperament noch nicht verloren. Doch leider richtete sich ihr Zorn gegen mich. »Du bist bloß sauer, weil ich nicht tue, was du für richtig hältst. Ich bin hier glücklich. Aber du versuchst immer noch, mich zu kontrollieren. Glaubst du, deine Methode wäre so viel besser? Glaubst du, dein Haus wäre so sicher?«

»Mein Haus?« Wovon redete sie da?

Sie hielt kurz inne, schaute zu Aaron. Er nickte. »Wir haben doch besprochen, dass du, um deine negativen Denkmuster loszuwerden, alles aus deinem Leben teilen musst.«

Sie sah wieder zu mir. Tränen glitzerten in ihren Augen. »Es war Garret, Mom.«

»Was war Garret?«

»Der, der mich missbraucht hat.«

Ich schnappte nach Luft. Nein, nicht Garret. Meine Gedanken überschlugen sich, als ich versuchte, ihre Worte zu begreifen, doch alles, was ich zustande brachte, war, sie anzustarren. Mein Herz raste wie unter Schock.

Lisa fuhr fort. »Es fing an, als ich dreizehn war. Du warst andauernd im Krankenhaus.« Sie sagte den letzten Teil nicht verbittert oder zornig, sondern wie besiegt. Ein Kind, das schon vor langer Zeit aufgehört hatte, nach der Mutter zu rufen, damit sie ihm half. »Vor ein paar Tagen hat er mich unten am Kai entdeckt, hat mir einen Kaffee gekauft und sagte, er wolle sich nur entschuldigen. Darum hatte ich eine Überdosis – er hat mir Drogen gegeben. Danach war ohnehin alles egal. Du hast ja sowieso geglaubt, ich wäre wieder drauf.« Ein wütendes Achselzucken.

Ich begann zu weinen. »Warum hast du mir nichts gesagt?«

»Du hättest mich gezwungen, alles haarklein zu erzählen, aber ich wollte es nur vergessen.«

»Du kannst so etwas nicht ignorieren, Lisa. Du musst es verarbeiten.«

Sie hob die Hände. »Hör auf, hör bloß auf. Du hast mich immer gedrängt, über alles zu reden. Ich bin nicht wie du. Ich will nicht darüber reden.«

Aaron legte erneut die Hand auf ihren Nacken. Sie wandte sich zu ihm um.

Er sagte: »Es wird Zeit, deiner Mutter zu sagen, was du bei der Beichte geteilt hast.«

»Ich … ich tue es nicht. Ich bin noch nicht bereit.« Es war das erste Mal, dass ich sie zögern sah.

»Ich dachte, du wolltest dein Leiden beenden und ein neues Leben beginnen?« Er legte den Kopf schräg und warf ihr diesen enttäuschten Blick zu, den ich nur zu gut kannte.

»Ich mache es noch. Ich bin nur …« Sie begann, so heftig zu schluchzen, dass sie kaum atmen konnte. Noch nie hatte ich sie so weinen sehen. Ich trat vor, wollte sie vor alldem beschützen, wollte sie in den Arm nehmen. Aber sie machte einen Schritt von mir fort, wich vor mir zurück. Ich blieb stehen.

Aaron sagte: »Wenn du deine Wut auf deine Mutter loslassen und inneren Frieden finden willst, musst du dich von deiner Vergangenheit befreien.«

Lisa holte ein paarmal stockend Luft, versuchte sich zusammenzureißen, dann wandte sie sich mir zu. Unaufhörlich liefen ihr die Tränen übers Gesicht. »Ich war das mit dem Überfall. Ich habe dich in Nanaimo überfallen.«

Ihre Worte trafen mich, als hätte sie mich geschlagen, und ich taumelte beinahe zurück.

Lisa, es war Lisa gewesen.

Ich fand meine Stimme wieder. »Warum? Ich verstehe nicht …«

»Ich war bei Freunden und wollte ein paar Drogen organisieren.« Sie sah zu Aaron. Er ermunterte sie mit einem Kopfnicken, fortzufahren. Sie wandte sich wieder an mich. »Ich wollte dich um Geld bitten, aber dann sah ich dich und wusste, dass du nein sagen würdest …« Sie begann erneut zu weinen, bedeckte ihre Augen, zu beschämt, mich auch nur anzusehen. Ich weinte ebenfalls, war zornig und gekränkt und versuchte, einen Sinn in alldem zu erkennen.

Meine Tochter hat mich auf einem Parkplatz liegengelassen. Sie hat mich zum Sterben zurückgelassen.

»Hasst du mich wirklich so sehr?«, flüsterte ich.

Ihr Gesicht spiegelte ihre Emotionen ungefiltert. »Nein, ich wollte nur …« Sie sah zurück zu Aaron und bat ihn stumm, für sie zu antworten.

»Es geht nicht um Hass, Nadine«, sagte er. »Es geht um Befreiung. Manchmal müssen wir die negativen Energien hinter uns lassen und unsere Herzen einer neuen Familie öffnen.«

Mein Zorn flammte erneut auf. »Willst du damit sagen, ich würde einen negativen Einfluss auf meine Tochter ausüben? Du weißt überhaupt nichts über uns oder unser Leben.«

»Er sieht alles.« Aaron deutete in Richtung Himmel.

Er glaubte also immer noch, dass das Licht zu ihm sprach. Es war völlig unmöglich, mit ihm zu streiten. Ich musste mich allein auf Lisa konzentrieren und zusehen, dass ich sie hier rausholte.

Ich sah Lisa direkt an. »Liebes, was immer du getan hast, was immer dir angetan wurde, wir können damit fertig werden! Ich liebe dich, egal, was geschehen ist.«

Sie schaute mir nicht in die Augen. Ich trat näher zu ihr. »Lisa, bitte schließ mich nicht aus. Können wir nicht einfach irgendwo hingehen und über alles reden?«

Aaron sagte: »Sie will nirgendwo mit dir hingehen.«

»Das wird sie mir schon selbst sagen müssen.«

Lisa hob den Kopf und sah mir in die Augen. Ihr Blick war leer und ausdruckslos. Sie hatte sich von ihren Gefühlen abgekoppelt, hatte sie alle in eine dunkle Ecke ihres Bewusstseins gepackt, aus der nicht einmal die Kraft meiner Liebe sie vorzerren konnte.

Sie sagte: »Ich bleibe hier. Ich will wieder glücklich sein.«

»Dieser Ort wird dich nicht glücklich machen.«

Sie starrte mich an. Es war egal, was ich sagte, selbst wenn ich ihr von meinem eigenen Missbrauch erzählen würde. Ich hatte diesen Ausdruck im Blick meiner Patienten gesehen. Nichts würde jetzt zu ihr durchdringen.

Aaron sagte zu ihr: »Du hast ein paar bedeutende Schritte für dein spirituelles Wachstum unternommen. Ich bin stolz auf dich.« In einer väterlichen Geste küsste er ihre Schläfe. Dankbar blickte Lisa zu ihm auf. Ich wollte seine Hände von ihr reißen.

Ich wollte ihn umbringen.

»Du kannst jetzt auf dein Zimmer gehen«, sagte er. »Ich spreche mit deiner Mutter. Alles wird gut.« Er lächelte ihr zu.

Ihr Blick glitt in meine Richtung, als schätze sie meine Reaktion ab – oder als suche sie etwas. Ich war mir nicht sicher, doch dann sah sie demonstrativ fort, als sie an mir vorbeiging.

Ich versuchte es ein letztes Mal. »Lisa, bitte warte eine Minute. Du verstehst nicht. Er hat mir weh getan – als ich ein Kind war.« Ich ergriff ihren Arm. Sie riss sich los und eilte hinaus auf den Korridor. Ich starrte auf ihren Rücken.

Meine Tochter war fort.

Jetzt blockierte Joseph die Tür. Ich hielt inne und spürte, wie die Atmosphäre im Raum sich veränderte und dunkler wurde, jetzt, wo Lisa gegangen war.

Joseph machte einen Schritt auf mich zu. »Es ist Zeit, dass du verschwindest.«

Aaron sagte: »Ich würde gerne noch allein mit Nadine reden, Joseph.«

Josephs Gesicht war ruhig, aber in seinen Augen blitzte kurz Ärger auf, und ein roter Schimmer überzog seinen Hals. Er zögerte, als wollte er widersprechen, doch Aaron nickte ihm zu, eine herablassende Geste, als würde er seinen Hund beiläufig aus der Habachtstellung entlassen. Joseph senkte den Kopf, schloss die Tür hinter sich und verließ Aarons Büro durch die andere Tür. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf einen abgedunkelten Raum. Zudem bemerkte ich eine Kamera in der Zimmerecke des Büros und fragte mich, ob wohl jemand zusah.

Ich wandte mich wieder an Aaron.

Er lächelte, und seine Stimme war ruhig und voller Selbstvertrauen. »Ich kann dir helfen, deine Beziehung zu deiner Tochter zu heilen, aber du musst sie loslassen und darauf vertrauen …«

»Ich brauche deine perverse Hilfe nicht.«

Er blickte demonstrativ in die Richtung, in die Lisa verschwunden war. »Deine Tochter hat dich angegriffen, Nadine. Sie hätte dich beinahe getötet.« Ich zuckte bei seinen schonungslosen Worten zusammen, bei der Erinnerung daran, wie ich auf dem dunklen Parkplatz gelegen und mich gefragt hatte, ob ich sterben würde.

»Sie ist jung, und sie ist krank – du wirst sie zerstören.«

»Du hattest deine Chance, ihr zu helfen. Du hast es jahrelang versucht, oder nicht? Aber sie hat lieber auf der Straße gelebt und sich langsam mit Chemikalien zugrunde gerichtet. Jetzt ist sie innerhalb weniger Tage drogenfrei, sie ist glücklich, und sie vertraut mir. Warum hat sie dir nichts von ihrem Halbbruder erzählt? Warum hat sie dir nicht vertraut? Fragst du dich das nicht auch?«

Ich hörte Aaron zu, das Blut rauschte in meinen Ohren. Ich wollte gehen, blieb aber wie gelähmt stehen. Mit jedem Wort, das er sagte, stellte er meine geheimen Ängste bloß.

Aaron fuhr fort: »Als du in der Kommune warst, stellte ich mir vor, du würdest eine wunderbare Mutter werden. Ich beobachtete, wie du mit den anderen Kindern am Fluss umgingst, und fragte mich, was für eine Frau du als Erwachsene werden würdest. Aber deine Mutter hat dich fortgebracht. Jetzt habe ich deine Tochter kennengelernt und habe Anteil an ihrer spirituellen Entwicklung. Du bekommst alles, was du dir für deine Tochter gewünscht hast, trotzdem bist du nicht zufrieden.«

Endlich fand ich meine Stimme wieder. »Du bist nicht das, was ich mir für meine Tochter wünsche.«

»Du willst die Kontrolle behalten. So wie deine Mutter meine Leitung nicht akzeptieren konnte, machst du jetzt genau dasselbe. Du willst mir nicht erlauben, ein Geschenk für deine Tochter zu sein. Du versuchst, ihr Glück zu zerstören, aber ich rette ihr das Leben.«

»Du ruinierst Leben. Du suchst dir Menschen, die schutzlos und verletzlich sind, und manipulierst sie, bis sie glauben, sie würden niemals Frieden finden, wenn sie nicht auf dich hören.«

»Ist das nicht genau das, was du tust? Die Menschen glauben machen, sie bräuchten eine Therapie oder sie kämen mit ihrem Leben nicht zurecht? Ich zeige ihnen nur, dass sie die Antworten bereits kennen.«

Er war zu selbstsicher. Ich hatte ihn noch nie schwankend erlebt. Es gab nur eine Person, die ihn je aus dem Konzept gebracht hatte: Willow. Konnte ich das jetzt gegen ihn einsetzen?

»Ist es das, was du mit Willow getan hast? Es ihr gezeigt?« Ich wagte einen Schuss ins Blaue. »Ich weiß, dass du sie umgebracht hast.«

Er zuckte nicht einmal zusammen, sondern sah mir nur direkt in die Augen und sagte: »Willow war nicht bereit, meine Hilfe anzunehmen. Lisa dagegen ist bereit, sich zu verändern. Die Frage lautet, ob du sie loslassen kannst. Kannst du ihre spirituellen Bedürfnisse über deine eigenen stellen?«

»Wenn du sie anrührst, wenn du ihr irgendetwas antust, werde ich dafür sorgen, dass du den Rest deines Lebens im Knast verbringst. Ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin, Aaron. Ich werde jede Frau aufspüren, der du jemals etwas zuleide getan hast, und wir werden dich und dieses Zentrum vernichten …«

Die zweite Tür zum Büro öffnete sich, und Joseph kam herein. Er trug eine Windjacke, als wäre er draußen gewesen.

»Das ist nicht richtig, was sie da sagt.« Er deutete auf mich, dann strich er sich mit der Hand durchs Haar, während er auf und ab schritt. Er musste in einem anderen Raum über die Überwachungskameras mitgehört haben.

Aaron sagte: »Es ist in Ordnung, Joseph. Ich habe alles unter Kontrolle.«

Joseph schüttelte den Kopf. »Sie will dir schaden. Ich kann es spüren.« Er sprach schnell und erregt. Das kleine Büro war erfüllt von seinem Geruch nach Schweiß und Nervosität.

Ich war mir nicht sicher, ob ich etwas sagen sollte, oder ob er dadurch nur noch aufgewühlter würde, doch ich beschloss, es zu riskieren. »Ich will Aaron nicht schaden. Ich will nur mit ihm reden.«

»Ich habe dich gehört! Du hast gesagt, du willst ihn in den Knast stecken!« Joseph zeigte erneut auf mich. »Sie hat gesagt, sie wird das Zentrum vernichten. Wir müssen sie aufhalten.«

Mein Herz raste, als Adrenalin meinen Körper überflutete. Joseph sah aus, als würde er jeden Moment ausrasten. Er zuckte am ganzen Körper, als stünde er unter Hochspannung.

Aaron sagte: »Es ist alles in Ordnung. Du kannst wieder in dein Zimmer gehen.«

Joseph schaute zwischen uns hin und her. »Nein. Ich kann es sehen, das Gift an ihr. Es kriecht ihren Arm hoch.« Seine Augen weiteten sich, und ich konnte mich nur mit Mühe beherrschen, nicht auf meinen Arm zu schauen, um zu sehen, was er sah. Ich wusste, dass dort nichts war.

Freundlich sagte Aaron: »Sie stellt keine Bedrohung dar. Das Licht beschützt uns vor ihrer schlechten Energie.«

Joseph zögerte, blickte erneut auf meine Arme, dann entspannte er sich ein wenig, als wäre das, was auch immer er zuvor gesehen hatte, verschwunden.

Aaron sagte: »Joseph, bitte lass uns jetzt allein.«

Verwirrt nickte Joseph und ging. Er warf mir einen letzten Blick zu, ehe er den Raum verließ. Seine rotgeränderten Augen funkelten zornig. Mir kam der beunruhigende Gedanke, dass Joseph, wenn Aaron ihn nicht beruhigt hätte, mich garantiert angegriffen hätte.

Ich tastete nach der Tür hinter mir. Ich musste auf der Stelle hier raus. Aaron bemerkte meine Bewegung und sagte: »Du kannst der Polizei erzählen, was du willst, Nadine, aber mir oder dem Zentrum wird nichts geschehen.« Er lächelte.

»Das werden wir ja sehen.« Ich eilte davon, rechnete halbwegs damit, dass er mir folgen würde, aber ich schaffte es zurück zu meinem Auto, ohne aufgehalten zu werden. Kein Mensch lief mir im Korridor über den Weg. Ich überlegte kurz, ob ich Lisa suchen sollte, aber das Gebäude war zu groß, und es gab nichts, das ich sagen könnte und das sie hören wollte.

Als ich davonfuhr, dachte ich darüber nach, dass Aaron mich so einfach hatte gehen lassen. Ich war keine Bedrohung für ihn. Ich war ein Nichts für ihn.

Blick in Die Angst
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