35
—
Pella war unterwegs ins Bartleby’s, um sich mit Scotch einen Vollrausch zu verpassen, bemerkte jedoch mitten auf der Grant Street, dass da zwischen ihren Fußsohlen und dem kiesigen Asphalt nichts war – wieder eine überzogene Reaktion der Art, für die sie, zumindest in ihrer Vorstellung, bekannt war –, weshalb ihr nichts anderes übrig blieb, als zurück zur Scull Hall zu gehen. Die Footballspieler, die sich im Bartleby’s als Türsteher verdingten, hätten sie auch ohne Schuhe hineingelassen, weil sie ein Mädchen war und nicht nur irgendein Mädchen, sondern die Freundin von Mike Schwartz – haha –, aber barfuß über diesen Boden zu laufen, der glitschig war vom Bier und der Erinnerung an aufgewischte Kotze, wäre eklig gewesen, und hinterher wäre es ihr noch schlechter gegangen als ohnehin schon.
Dieser verfluchte Mike Schwartz! An wie vielen Abend in den letzten paar Wochen hatte er zugestimmt, sie irgendwo zu treffen, nur um dann in letzter Sekunde anzurufen und zu sagen Entschuldige, Liebling, Süße, Schatz, Schnuckiputz, Kleine, Teuerste – Entschuldige, aber Henry und ich sind im Kraftraum, Henry und ich sind auf dem Baseballfeld, Henry geht es nicht so gut, Henry und ich gucken Video, Henry und ich unterhalten uns gerade, es einfach so zu sagen, zuckersüß und dennoch ganz und gar sachlich und leicht herablassend, als wäre sie nur beinahe dazu in der Lage zu erfassen, wie unermesslich wichtig jede einzelne Befindlichkeit oder jedes einzelne Bedürfnis Henrys war.
Und hatte Pella auch nur einmal etwas dazu gesagt? Nein. Sie hatte beispielsweise nicht gesagt, dass Henry erwachsen war oder nahezu erwachsen war und für sich selbst sorgen könne. Oder dass die zeitweise Unfähigkeit, einen Baseball mit vollendeter Akkuratesse von A nach B zu werfen, nicht zwangsläufig tragisch genannt werden musste. Genauso wenig hatte sie – zum Beispiel – gesagt, dass Henry dann wieder besser werfen würde, wenn ihm danach war, und man ihn deswegen vielleicht einfach mal in Ruhe und die Dinge laufen lassen sollte. Es war erstaunlich, wie die Menschen einander einengten, sich gegenseitig zwangen, in derart streng limitierter Weise zu handeln, so als wäre es das Ende der Welt, wenn es Henry nicht gelang, augenblicklich wieder in die Spur zu kommen, als würden ein paar Selbstzweifel ihn auf lange Sicht nicht zu einem besseren Menschen machen, als gäbe es keinen Grund, eine Baseballpause einzulegen und sich selbst Stricken, Cello und Gälisch beizubringen – aber nein, Gott bewahre, er musste hart arbeiten, das Ziel im Blick, den steinigen Weg gehen, den Kopf oben behalten, sich einfach entspannen, positiv denken und weiterhin Staub fressen und auch sonst jedem bescheuerten Klischee folgen, das Mike oder sonst jemand auf ihn anwendete, sich abrackern und den Kopf zerbrechen, bis er schließlich Panikattacken bekam, zum Teufel noch mal, was auch nicht weiter tragisch war, aber alles andere als ein gutes Zeichen.
Armer Henry. Als ob es irgendjemanden wirklich interessierte, was aus ihm wurde, ein lächerlicher Junge mit einem lächerlichen Problem. Jedermanns Probleme waren irgendwann lächerlich, lächerlich im Vergleich zur Erderwärmung, dem Artensterben, irgendeiner durch Vögel oder Trinkwasser übertragenen Seuche, die nur darauf wartete, uns alle dahinzuraffen, lächerlich im Vergleich zur brutalen Tatsache des Todes, aber Henrys Problem war ganz offenkundig einfach nur lächerlich. Und doch hatte sie bereits jede Menge Zeit darauf verwendet, es von allen Seiten betrachtet und wie der Teufel gehofft, es möge verschwinden, damit Mike weniger an Henry und mehr an sie dachte. Denn sie mochte ihn.
Oder hatte ihn vielmehr gemocht, dachte sie, als sie durch das dunkle, feuchte Gras auf die großen Spiegelscheiben der Bibliothek zustapfte – mochte, Vergangenheitsform. Denn warum sollte sie ihn jetzt noch mögen? Seit sie sich kennengelernt hatten, war ein Monat vergangen, und noch immer hatte er sich seinen bescheuerten Bart nicht gestutzt. Sie hasste Bärte. »Ich hasse Bärte«, stieß sie wütend hervor und ohrfeigte den dürren, knotigen Stamm eines angepflockten Campus-Bäumchens mit der flachen Hand. »Hasse, hasse, hasse.« Die Tatsache, dass sie einen Bartträger verlassen hatte, um in den Armen eines anderen Bartträgers zu landen, zeigte, dass sich niemals etwas ändern würde, sie sich niemals ändern würde und das Leben, wo auch immer sie es leben würde, zwangsläufig derselbe unveränderliche Haufen Mist blieb, nichts anderem geschuldet als der eigenen Anwesenheit.
Zwei Jungen saßen rauchend auf den Stufen zur Bibliothek und sahen amüsiert zu, wie sie dem Baum abwechselnd rechts und links Ohrfeigen verpasste. »Ich als Nächster!«, rief einer von ihnen.
»Nein, Mann, ich! Ich mag’s hart.«
Pella drehte sich um und zeigte ihnen den Mittelfinger. Sie grinsten und winkten. Sie holte aus, um dem Bäumchen einen letzten läuternden Hieb zu versetzen, aber sie setzte zu viel Kraft ein, und statt den Stamm mit der Handfläche zu treffen, landete ihr Mittelfinger unglücklich auf der knotigen Borke. Während sie sich den Finger in den Mund rammte, schrie sie etwas Unflätiges, das auf mich endete.
»Gerne, Baby!«
»Dachte schon, du würdest nie fragen!«
Der Finger war entweder verstaucht oder gebrochen. Sie rannte auf die Jungen zu, nahm sie durch ein wütendes Gewimmel rot glühender Lichtpünktchen hindurch gar nicht richtig wahr. Der eine trug eine Wollmütze, der andere hatte keine Kopfbedeckung; ihre Rucksäcke lagen neben ihnen auf der obersten Stufe. Weil sie ein Mädchen war, standen sie nicht auf, um zu kämpfen oder wegzulaufen, sondern schauten sie nur dümmlich an, die idiotischen Gesichter erheitert und voller Erstaunen.
»Hey«, sagte einer der beiden. »Das ist Schwartzys Freundin.«
Es gab womöglich nichts Richtiges, was die beiden in diesem Moment hätten sagen können, aber das war auf jeden Fall das Falsche. Sie flog senkrecht die Stufen hinauf, stieß gleichzeitig Verwünschungen aus. Die Jungs schnappten sich ihre Rucksäcke und stürzten in die Bibliothek. Als sie sahen, dass sie ihnen nicht folgte, lachten sie und stießen die Fäuste gegeneinander.
Sie ging die gestreckte, kühle Betonflanke der Bibliothek entlang bis zum Kleinen Hof, der dunkel, lauschig und komplett still dalag. Ihr Finger fühlte sich steif und komisch an, Blut und Schmerz pochten darin. Die Glocken der Kapelle schlugen vier Mal, und plötzlich begriff sie, dass es mitten in der Nacht war. Sie hätte gar nicht ins Bartleby’s gehen können, selbst wenn sie es probiert hätte. Als sie dort im Dunkeln innehielt, bemerkte sie eine Gestalt – ein Einbrecher? Ein Vergewaltiger? Ein Pavian? –, die sich in einem nahe gelegenen Baum auf und ab bewegte und dabei schwer atmete.
»Henry? Bist du das?«
Henry schreckte auf, fiel vom Baum und taumelte ein paar Schritte rückwärts. »Hey.«
»Was machst du da?«
»Klimmzüge.«
»Wie viele schaffst du?«
Er zuckte mit den Schultern. »Man kann immer noch einen mehr machen.«
Sie forschte in seinem Gesicht nach Anzeichen für die enorme Anspannung, unter der er laut Mike stand, konnte aber nichts entdecken. Seine Atmung normalisierte sich. Gedankenverloren dehnte er die Handgelenke. Er hatte den leeren Blick eines topfitten Marineinfanteristen. Pella überkam eine flüchtige Angst, dass er sie irgendwie angreifen könnte. »Ist ein bisschen wie bei Zenons Paradoxon«, sagte sie. »Mit den Klimmzügen jetzt. Wenn man immer noch einen mehr machen kann, wie kann man dann überhaupt aufhören?«
Henry zuckte die Achseln. »Gar nicht.«
»Stimmt. Deswegen bist du auch um vier Uhr morgens hier draußen, oder?«
Er antwortete nicht. Sie ertappte sich dabei, wie sie mit dem Reißverschluss ihres Kapuzenpullis spielte – eine riskante Angewohnheit, jetzt wo sie nichts daruntertrug. Sie zog ihn so hoch, wie es irgend ging.
»Was ist mit deinem Finger passiert?«, fragte er.
»Ach, nichts. Ich hab einen Baum verprügelt.«
»Willst du etwas Eis haben? In meinem Wohnheimkeller steht eine Eismaschine.«
»Geht schon. Ich hol mir bei meinem Vater welches.«
»Okay.«
In der Wohnung ihres Vaters ging ein Licht an. Er hatte einen eigenartigen Rhythmus in letzter Zeit, stand bereits um halb vier oder vier auf und ging gleich hinunter ins Büro. Ein Anzeichen des Alters vielleicht, eine Art männlicher Wechseljahre. Pellas Kindheit über hatte er als unkündbarer Professor weiterhin nach den Gewohnheiten eines Doktoranden gelebt, hatte bis spät in die Nacht gearbeitet und war dann früh wieder aufgestanden, übernächtigt, unterkoffeiniert und mit zerzaustem braunem Vollbart, um sich vor der Schule von ihr zu verabschieden.
Sie hatte keine Lust, erwischt zu werden, wie sie im Morgengrauen nach Hause kam, zerzaust, barfuß und mit geschwollenem Finger. Vielleicht konnte sie sich hineinschleichen, während er unter der Dusche stand. »Ich lass dich mal mit deinen Klimmzügen allein«, sagte sie zu Henry. »Ich hab einen anstrengenden Tag vor mir.«
»Ich auch«, sagte Henry. Als sie den Seiteneingang zur Scull Hall aufschloss, sprang er hoch, klammerte sich an einem Ast fest und begann einen neuen Durchgang.
Ihr Vater saß, bereits rasiert und angezogen, in der Küchennische und nippte an seinem Morgenespresso. »Pella«, sagte er, als sie in den Raum kam, »kann ich einen Moment mit dir sprechen?«
»Nein.«
»Dann lass es mich anders formulieren.« Er war im Herb-enttäuschter-Vater-Modus, so als wäre sie in der achten Klasse und hätte sich schon wieder nicht an die verabredete Zeit gehalten. »Meine Liebe, bitte setz dich. Ich koche noch mehr Kaffee.«
»Ich muss in einer Stunde zur Arbeit«, sagte Pella. »Ich habe keine Zeit für eine große Aussprache. Sorry.«
Sie füllte einen Plastikbeutel mit Eiswürfeln aus dem Gefrierfach, umwickelte ihn mit einem Geschirrtuch und drückte ihn sich an den Finger.
»Was ist das denn?«, sagte Affenlight. »Lass mal sehen.«
Pella bereitete es, wie pubertär das auch immer sein mochte, ziemliches Vergnügen, ihrem Vater den Mittelfinger entgegenzustrecken. Einen ziemlich hässlichen zudem – dick, geschwollen und vom zweiten Gelenk aufwärts lila verfärbt.
»Ach du liebe Güte. Süße. Was ist passiert?«
»Nichts. Hab ihn mir verstaucht.«
»Dann tu immer schön Eis drauf. Vielleicht solltest du dir heute freinehmen.«
»Geht schon.«
»Geht schon? Pella. Sieh mal, wie geschwollen der Finger ist. Ich rufe im Speisesaal an und sage, dass du nicht kommst. Dann gehen wir zur Krankenstation und lassen jemanden daraufschauen.«
»Es ist zu spät, um eine Vertretung zu finden.«
Die langen, unversehrten, akademisch-makellosen Finger ihres Vaters ließen seine Espressotasse zwergenhaft erscheinen. »Sei doch nicht so stur. Du kannst doch mal einen Tag freinehmen.«
»Über Ihre Erlaubnis freue ich mich riesig, El Presidente. Aber ich würde lieber einfach zur Arbeit gehen, vielen Dank.«
»Im Ernst, Pella. Ich begrüße deine Arbeitseinstellung wirklich, aber –«
»Wer hat dich denn darum gebeten, meine Arbeitseinstellung zu begrüßen?«, sagte sie zu laut. »Bist du mein Chef?«
Ihr Vater sah bestürzt aus. »Na ja, nein«, sagte er. »Natürlich nicht. Aber deine Gesundheit ist wichtiger als ein paar sinnlose Stunden Arbeit im Speisesaal.«
Pella zuckte zusammen. Sie wollte, dass ihre Anwesenheit im Speisesaal unverzichtbar war. War das zu viel verlangt? Wegen ihres Vaters betrachtete Mike den Job als einen Akt der Anbiederung bei der Unterschicht. Und ihr Vater hielt ihn für eine Demonstration gekünstelter Unabhängigkeit und war der Meinung, sie sollte besser Latein lernen oder was auch immer. Ausgesprochen hatte das keiner der beiden, aber sie spürte es. Es sei denn, sie war schlicht paranoid und lebte wieder nur in ihrer Fantasie, aber man lebte schließlich immer in seiner Fantasie und konnte nur auf seine eigenen Gefühle vertrauen.
»Wen interessiert es, ob es sinnlose Arbeit ist?« Rote Funken zerstoben vor ihren Augen wie auf den Stufen zur Bibliothek. »Welche Arbeit ist nicht sinnlos? Aufsätze schreiben? Ha! Aber das ist wenigstens nicht peinlich, stimmt’s? Denn ich bin ja schließlich die Tochter des Präsidenten, verdammt. Und das Letzte, was ich tun sollte, ist, mit einem Haufen Immigranten Töpfe zu schrubben –«
»Pella –«
»Nichts da, Pella.« Sie zerrte unter dem Tisch in der Nische einen Stuhl hervor und ließ sich darauffallen. Unter dem Tisch war kaum Platz für ihre vier Beine, die mit einer eleganten Anzughose bekleideten ihres Vaters und ihr eigenes schwabbeligeres, weniger majestätisches Paar. »Also«, sagte sie scharf, »worüber wolltest du mit mir sprechen?«
»Ach, nicht so wichtig«, sagte Affenlight. »Das kann warten.«
»Wieso warten?« Sie legte ihre Hand auf den Tisch und packte den in ein Handtuch gewickelten Eisbeutel obenauf. Der Schmerz wirkte wie ein Brennstoff. »Du willst nicht, dass ich bei Mike übernachte.«
»Wir können später darüber reden.«
»Lass uns lieber jetzt darüber reden. Hier ist mein Standpunkt. Ich bin erwachsen. Ich schlafe, wo es mir passt.«
Ihr Vater sah sie an. Ganz offenkundig hatte sie bereits seine Gefühle verletzt, nicht zuletzt mit der Andeutung, dass sie ihn für einen verkappten Rassisten hielt. Aber noch immer stoben die Funken vor ihren Augen.
»Jetzt kommt dein Standpunkt.«
»Pella, bitte –«
»Ich helf dir auf die Sprünge. Du hältst mich für respektlos. Du denkst, dass ich mich, nur weil ich hier wohne und keine Miete zahle, an die Regeln zu halten habe, an die ich mich als Kind zu halten hatte. Du hältst mich für ein Kind, obwohl ich seit vier Jahren verheiratet bin.«
Affenlight inspizierte den Bodensatz in seiner Espressotasse. Im Raum war es still. Dann hörte der Kühlschrank auf zu summen, und es wurde noch stiller. »Siehst du?«, sagte Pella. »Macht doch Spaß, oder?«
Ihr Vater schloss die langen Finger um die Tasse und ließ sie verschwinden, eine Art Taschenspielertrick, der unheilvoll wirkte. Mit seinen tiefgrauen Augen sah er sie traurig an. »Pella«, sagte er. »Ich liebe dich. Wenn du meinen Rat willst, was offenbar nicht der Fall ist, würde ich dir raten, dich nicht überhastet in die nächste Beziehung zu stürzen. Gönn dir eine kleine Auszeit von den Männern.«
»Der ganze Campus ist voller Männer.« Das Ich liebe dich hatte seine Wirkung nicht verfehlt, hatte die Bitterkeit aus ihrer Stimme gewaschen. »Total durchgeknallter Männer.«
Ihr Vater lächelte. »Schuldig im Sinne der Anklage.«
Das Eis ließ ihren Zeige- und Ringfinger taub werden. »Mike und ich haben uns getrennt.«
»Das tut mir leid.«
»Außerdem kommt David morgen. Heute, meine ich.«
»David?« Affenlight erstarrte auf seinem Stuhl, als hätte er einen Einbrecher gehört.
»Er behauptet, geschäftlich in Chicago zu sein. Was ich ihm nicht abnehme. Er war vorher noch nie geschäftlich in Chicago. Aber er weiß, dass ich hier bin, und will herkommen, und ich habe ihm gesagt, dass ich das für keine gute Idee halte, aber er hat darauf bestanden. Er wird also ein Auto mieten und herfahren. Heute. Und wenn er wieder wegfährt, werde ich ihn das letzte Mal gesehen haben.«
»Okay«, sagte Affenlight.
»Und ich brauche deine Hilfe, um das durchzustehen. In Ordnung?«
Affenlight nickte. »Natürlich.«
Pella schob ihren Stuhl zurück, nahm ihren schmelzenden Eisbeutel und küsste ihren Vater auf die Schläfe. »Tut mir leid, dass ich so fies bin.«
»Du bist nicht fies«, sagte er. »Im Badezimmer ist Advil.«
Sie schluckte ein paar Advil und wusch sich mit einer Hand das Gesicht. Dann ging sie ins Gästezimmer und zog sich langsam und unbeholfen aus, streifte den Ärmel ihres Sweatshirts Stück für Stück über den lädierten Finger. Wenigstens musste sie sich nicht aus einem T-Shirt oder BH schälen – das war die Belohnung dafür, beides bei Mike vergessen zu haben. Wo Schatten ist, da ist auch Licht, richtig? Sie musste in einer Stunde aufstehen, zumindest aber würde sie keine Probleme mit dem Einschlafen haben. Noch mehr Licht.
Sie ging zum Fenster, um die Vorhänge zuzuziehen. Die Dämmerung stand kurz bevor. Zunächst glaubte sie, der Hof sei leer, doch dann fiel eine Gestalt vom Ast eines Baumes und landete flach in der Hocke, die Knie ausgestellt. Kaum vorstellbar, dass er noch immer da draußen war, aber er war es. Er schlackerte mit den Handgelenken, schüttelte sich den Schmerz oder die Anspannung aus den Armen. Er lief fünfmal im Uhrzeigersinn um den Baumstamm herum und dann fünfmal in der entgegengesetzten Richtung. Er klatschte einmal in die Hände, sprang dann hoch und umklammerte wieder den Ast.