10

Giftige Schatten

Alma musste mich gehört haben, als ich zurück ins Haus schlich. Sie kam den Flur herunter, als ich aus der Hose stieg, und ich schaffte es gerade noch, Angus’ Stofftiere aus dem Bett zu schubsen und selbst unter die Decke zu kriechen, bevor sie im Zimmer stand. Zum Glück bemerkte Alma weder die nassen Beine meiner Hose noch die schlammigen Schuhe unter meinem Bett. Schließlich zog sie die Tür wieder hinter sich zu und ich erstickte einen Seufzer der Erleichterung in meinem Kissen.

Ich schlief wie ein Stein in dieser Nacht, obwohl ich einen abscheulichen Traum hatte, in dem Stourton mir das Herz herausschnitt und es unter einem Galgen begrub. Der nächste Morgen war ein Sonntag, und ich rief Ella an, sobald ich aufwachte. Sie war bei ihren Eltern, und ihr Vater klang nicht sonderlich begeistert, dass ein wildfremder Junge seine Tochter an einem Sonntagmorgen anrief. Aber schließlich holte er Ella ans Telefon. Sie hörte sich schweigend an, was ich zu berichten hatte, und schwieg auch noch, als ich fertig war. Ich glaubte schon, ihr Vater hätte sie zurück in ihr Zimmer geschickt, als sie sich räusperte und mit ihrer üblichen Mich-kann-so-leicht-nichts-erschüttern-Ella-Stimme fragte: »Und? Was wirst du nun tun?«

Ich hatte eigentlich gehofft, dass sie mir das sagen würde. Ich hatte mich so sehr an ihren Rat gewöhnt, dass es mir nicht mal mehr peinlich war, dass er von einem Mädchen kam (obwohl es mich immer noch durcheinanderbrachte, dass sie so hübsch war). Ella war der beste Freund, den ich je gehabt hatte. Es verbindet schon sehr, zusammen gegen Dämonenhunde und mordende Geister zu kämpfen.

»Jon!«, fragte sie noch einmal. »Was wirst du nun machen?«

Ich starrte das Telefon an. »Na ja …«, antwortete ich schließlich mit gesenkter Stimme – Edward Popplewell schlug gerade am Ende des Flurs einen Nagel ein (und stellte sich dabei nicht allzu geschickt an) –, »erst mal muss ich diese Dolmen finden!«

»Finden? Wovon redest du? Das Herz ist in Stonehenge, wo sonst?«

Stonehenge. Natürlich. Die berühmtesten Dolmen der Welt. Selbst meine kleinste Schwester konnte sie zeichnen. Ich war ein Idiot. Ein bemitleidenswerter, begriffsstutziger Idiot. Aber Ella tat wieder mal großzügigerweise so, als hätte sie das noch nicht bemerkt.

»Ich werd Zelda bitten, uns hinzufahren«, sagte sie. »Meine Eltern würden nur Fragen stellen. Sie machen sich ständig Sorgen. Es ist zum Verrücktwerden.«

Na ja, ihre Tochter war fast von Dämonenhunden zerrissen und durch den Atem eines toten Mörders vergiftet worden. Ich fand, sie hatten wirklich allen Grund, sich Sorgen zu machen. Aber natürlich sagte ich das nicht.

Die Popplewells zogen sich zur Beratung zurück, als ich sie fragte, ob ich meinen Hausarrest auch am nächsten Sonntag absitzen könnte, da die Littlejohns mich nach Stonehenge eingeladen hätten. Sie diskutierten fast eine halbe Stunde, aber schließlich gaben sie ihre Einwilligung (sie waren wirklich nette Ersatzeltern und ich hätte Edward zum Dank zu gern ein paar Bartstoppeln geschenkt).

»Passt nur auf, dass euch die Touristen nicht zu Tode trampeln«, sagte er, als Ella mich abholte. »An Sonntagen ist Stonehenge ein sehr gefährlicher Ort.«

Alma sagte nichts, aber sie warf Ella und mir einen so gerührten Ach-junge-Liebe-Blick zu, dass ich Ella hastig aus der Tür zerrte.

Zeldas Auto sah älter aus als die Kathedrale, und Ella und ich mussten uns beide auf den Rücksitz zwängen, weil der Beifahrersitz von einem großen Korb besetzt war, aus dem seltsame Geräusche drangen.

Die Straße, die aus Salisbury herausführt, war noch sonntagsverschlafen leer, aber Zelda fuhr trotz ihres bandagierten Fußes so schnell, dass es mich in jeder Kurve gegen Ella warf, was reichlich peinlich war.

»Gut, ich habe Ella versprochen, keine Fragen zu stellen!«, sagte Zelda, während sie fast einen Fahrradfahrer umfuhr, der sich ahnungslos am Straßenrand abmühte. »Aber ich finde es wirklich seltsam, dass euch ein Lehrer Geschichten über vergrabene Schätze in Stonehenge in den Kopf setzt!«

Ella warf mir einen warnenden Blick zu, und ich tat mein Bestes, ein unschuldiges Gesicht zu machen, während Zelda schimpfte, dass die Lehrer zu ihrer Zeit wesentlich qualifizierter waren.

»Ich hab ihr gesagt, dass Bonapart behauptet, in Stonehenge wären Berge von Wikingergold vergraben«, flüsterte Ella mir zu, »und dass wir es suchen wollen. Für Schätze ist sie immer zu haben.«

»Was flüstert ihr denn da?«, fragte Zelda über die Schulter. »Gibt es irgendwas, was ich wissen sollte?«

»Nein, was soll schon sein?«, antwortete Ella mit vollkommen ausdruckslosem Gesicht. »Erklär Jon den Plan.«

»Ach ja … der Plan.« Zelda lächelte zufrieden in den Rückspiegel. »Jon, du weißt sicher, dass niemand in die Nähe der Dolmen darf wegen dieser Druiden, die dort allzu gern ihre Messen feiern?«

»Sicher«, murmelte ich, auch wenn ich weder von den Druiden noch von ihren Messen gehört hatte. Aber ich wollte keinen Vortrag über die Geschichte von Stonehenge riskieren.

»Um das zu umgehen« – Zelda zeigte auf den Korb – »haben wir Wellington mitgebracht.«

Ich warf Ella einen fragenden Blick zu.

»Wellington ist ein Hund«, erklärte Ella mit dem stoischen Gesichtsausdruck, den ich inzwischen so beruhigend fand. »Aber ein netter«, setzte sie hinzu, als wären alle anderen Hunde eher wie die, die wir zuletzt getroffen hatten. »Er gehört meiner Freundin Alyce und kann wirklich schnell rennen. Zelda lässt ihn laufen, um die Wachen abzulenken, und wir bringen die Kröte zwischen die Dolmen.«

»Die Kröte?«, wiederholte ich.

»Ja, sie ist auch in dem Korb«, sagte Ella. »Zelda sagt, Kröten können vergrabene Sachen finden.«

»Indem sie herumhüpft?«

»Genau«, sagte Ella und schob sich eine Handschaufel unter die Jacke.

Das war mit Abstand der verrückteste Plan, den ich je gehört hatte, aber da meine Absicht, ein vor achthundert Jahren vergrabenes Herz zu finden, schließlich auch kaum vernünftig war, hielt ich den Mund.

Es war erneut ein bewölkter Tag, und der Wind schmeckte schon nach Herbst, aber die Touristen hatte das nicht ferngehalten. Auf dem riesigen Parkplatz standen die Busse und Autos dicht an dicht, und die Menschenschlange, die sich jenseits der Straße an den Dolmen vorbeischob, sah aus wie eine Karawane von Pilgern, die ein seltsames Heiligtum anbeteten.

Als Zelda mit ihrem Korb auf das Kartenhäuschen zuhumpelte, teilte sich das Gedränge vor ihr wie eine Schar verschreckter Erstklässler vor Bonapart. Wer hält schon eine spindeldürre kleine alte Frau mit einem bandagierten Fuß auf? Es fragte auch niemand nach dem Inhalt ihres Korbes (oder bemerkte die weiße Schnauze, die schnüffelnd unter dem Tuch hervorkam, das Zelda über den Korb gedeckt hatte).

Der Weg vom Parkplatz zu den Steinen führt durch einen Tunnel, und als wir herauskamen, griff der Wind Ella ins Haar, sodass mein erster Blick auf Stonehenge durch ein Gespinst von schwarzen Strähnen fiel. Vielleicht fand ich deshalb, dass die riesigen Steine aussahen, als führten sie einen altertümlichen Tanz auf.

»Sie sind unheimlich, oder?«, fragte Ella, während wir uns in die Menschenprozession einreihten, die an ihnen vorbeipilgerte.

Ich war nicht sicher. Ich gab mir alle Mühe, die giftigen Schatten zu spüren, aber alles, was ich sah, waren ein paar große graue Steine, die im Vergleich zu Stourton und seinen blutleeren Knechten ziemlich harmlos aussahen.

Wir hatten die Dolmen zur Hälfte umrundet, als Zelda ihren Korb neben dem Weg ins Gras stellte und sich zu den Wächtern umsah, die gelangweilt neben dem Ausgang des Tunnels standen.

Wellington sprang aus dem Korb, sobald Zelda das Tuch lüftete. Es ist ganz bestimmt nicht angenehm, mit einer von ihren Kröten in einem engen Korb zu stecken. Er raste über das Gras, das die Dolmen umgab, schlug ein paar erleichterte Haken und schoss auf die Prozession dahintrottender Touristen zu.

»Mein Hund, mein Hund!«, schrie Zelda so laut, dass sie ein Fußballstadion mit ihrer Stimme hätte füllen können. Das Ergebnis war vollkommenes Chaos.

Wellington bellte. Die Touristen stolperten gegen- und übereinander. Die Wachen rannten Wellington nach, und Ella griff sich den Korb und schlenderte so selbstverständlich auf die Dolmen zu, als wäre sie für ein Picknick gekommen. Ich tat mein Bestes, ihr mit dem gleichen gelangweilten Gesichtsausdruck zu folgen.

Es funktionierte. Keiner nahm Notiz von uns.

Zelda schrie immer noch. Wellington rannte weiter über die zertrampelten Wiesen und hatte offenbar die beste Zeit seines Lebens – und Ella kniete sich im Schatten des größten Dolmens ins Gras und ließ die Kröte aus dem Korb hüpfen.

Sie machte einen lustlosen Hüpfer – und blieb sitzen.

»Na los!«, zischte Ella ihr zu und stupste sie mit dem Finger an. »Such!«

Nichts.

Das eingebildete Vieh hockte einfach nur da, mit einem Ausdruck tiefsten Abscheus auf dem breitmäuligen Gesicht.

Wir versuchten es bei einem anderen Stein. Und noch einem. Nichts. Ein gelangweilter Hüpfer, und die verdammte Kröte saß wieder nur da und starrte hinauf zu den grauen Steinen, die sich über ihr in den ebenso grauen Himmel reckten.

»So ein Reinfall«, sagte Ella und gab der Kröte einen weiteren Schubs. Die einzige Reaktion war ein ärgerliches Quaken.

Verdammt. Ich starrte die Dolmen an und versuchte zu spüren, wo der Mann, den ich mit Longspees Augen gesehen hatte, die Erde aufgegraben und die Urne mit dem Herzen versenkt hatte. Aber alles, was ich sah, war die Straße hinter den Dolmen und den überfüllten Parkplatz.

Hubert de Burgh. Ella behauptete, dass das sein Name sein musste. Auch wenn es keineswegs als bewiesen galt, dass er Longspee vergiftet hatte. Nun, ich wusste es besser. Von ihm selbst.

Ella legte mir tröstend den Arm um die Schulter. Inzwischen wurde ich zum Glück nicht mehr rot, wenn sie das tat.

»Keine Sorge«, sagte sie. »Wir finden das Herz. Du wirst sehen.«

Ich starrte über ihre Schulter. Einer der Wächter stand hinter ihr.

»Jon? Alles in Ordnung?«, fragte Ella – und drehte sich um.

»Und was treibt ihr beiden hier?«, fragte der Wächter.

Sein Gesicht war rot angelaufen. Vermutlich hatte er Wellington gejagt. Bei dem Bauch, den er vor sich hertrug, war es wirklich erstaunlich, dass er sich unbemerkt an uns herangeschlichen hatte. Verdammte Dolmen! Selbst Erwachsene konnten zwischen ihnen Verstecken spielen.

Aber Ella war natürlich kein bisschen beeindruckt. Im Gegenteil, sie runzelte die Stirn und musterte den Mann, als hätte er und nicht wir etwas ausgefressen. Dieses Stirnrunzeln ist eine von Ellas Geheimwaffen. Es gibt einem auf der Stelle das Gefühl, irgendetwas sehr Dummes gesagt oder getan zu haben, auch wenn man nicht die geringste Ahnung hat, was das gewesen sein könnte.

»Haben Sie den Hund meiner Großmutter gefangen?«, fragte sie den Wächter, als wäre das die einzige Aufgabe, die seinem ansonsten völlig bedeutungslosen Leben Sinn geben könnte.

»Nein … nein, haben wir nicht«, antwortete er sichtlich beeindruckt. »Das ist ein ziemlich schneller kleiner Hund.«

»Na, in dem Fall«, sagte Ella und setzte die Kröte zurück in den Korb, »… erledigen Jon und ich das wohl besser. Wenn Sie uns also bitte entschuldigen würden.«

Und damit schritt sie so würdevoll an ihm vorbei, als wäre sie die Königin von England.

Der Wächter warf ihr einen so fassungslosen Blick nach, dass ich mich nicht gewundert hätte, wenn er sich verbeugt hätte.

Wir fanden Zelda umringt von sehr aufgeregten Russen, Chinesen und Kanadiern, die sich alle furchtbare Sorgen um die arme alte Lady machten, die ihren Hund fast in Stonehenge verloren hatte. Irgendjemand hatte Zelda sogar einen Stuhl gebracht. Wellington saß auf ihrem Schoß – mit so weit heraushängender Zunge, dass sie ihm fast auf die Pfoten hing – und genoss all die Aufmerksamkeit ganz offensichtlich sehr.

»Also? Hat die Kröte etwas gefunden?«, fragte Zelda, als sie mit uns zurück zum Auto humpelte.

»Nein, sie war eine ziemliche Enttäuschung«, sagte Ella.

»Nun, vielleicht war auch einfach nichts da, was sie finden konnte!«, erwiderte Zelda spitz, während sie Wellington zu der Kröte in den Korb setzte. »Wikingerschätze!«, murmelte sie verächtlich. »Was für ein Unsinn. Und dafür werden diese Lehrer auch noch bezahlt.«

Ich war auf der Rückfahrt nach Salisbury so schweigsam, dass Ella immer wieder besorgt zu mir herübersah.

»Wir können ja nachts noch mal wiederkommen!«, flüsterte sie mir schließlich zu. »Dann sind bestimmt keine Wachen da!«

»Und?«, flüsterte ich zurück. »Selbst wenn wir hundert Nächte lang dort graben – die Chance, dass wir das verdammte Herz finden, ist eins zu einer Million.«

Ja, ich weiß, ich fluchte schon wieder, und Ellas Blick sagte: Jon Whitcroft, reiß dich zusammen. Aber ich konnte nur daran denken, dass ich Longspee im Stich ließ!

»Vielleicht sind ja die Dolmen in Avebury gemeint«, flüsterte Ella.

»Vergiss es einfach, ja?«, fuhr ich sie an. »Ich krieg es schon selbst heraus. Schließlich hat er mich gebeten, das Herz zu finden!«

Die Worte taten mir leid, sobald sie über die Lippen waren. Aber Ella kehrte mir schon wortlos den Rücken zu (soweit das auf dem Rücksitz eines Autos geht). Ich glaube, ich war nie wieder so nah daran, ihre Freundschaft zu verlieren.

»Dich gebeten? Geht es immer noch um diesen Lehrer?«, fragte Zelda.

»Ja, ja, genau«, murmelte ich und starrte aus dem Fenster.

Ella sah mich nicht ein einziges Mal an, bis Zelda mich absetzte. Und mir fiel kein einziges Wort ein, mit dem ich sie wieder hätte versöhnen können.

Kein Herz und Ella war wütend auf mich.

Ich wollte mich bloß noch in meinem Bett verkriechen. Aber Stu und Angus waren vom Heimaturlaub zurück. Sie hatten Nachschub für den illegalen Süßigkeitsvorrat mitgebracht, und Stu wollte nur eins wissen: warum mich am Samstagmorgen ein Küster mit Ella Littlejohn in der Kathedrale überrascht hatte.

»Na, warum wohl?«, fragte ich gereizt, während ich mich aufs Bett warf. »Weil wir uns dort mit einem Geist getroffen haben.«

Angus ließ mich daraufhin in Ruhe und setzte wortlos einen neuen Stoffhund zu den anderen, aber Stu ließ nicht locker.

»Na komm schon. Ella Littlejohn! Ich bin wirklich sehr beeindruckt!«, sagte er. »Wie hast du es geschafft, dass sie sich mit dir trifft? Und dann lässt sie sich auch noch mit dir einschließen!« Die Bewunderung in seiner Stimme hätte mir normalerweise geschmeichelt.

»Stu, lass Jon in Ruhe!«, knurrte Angus.

Aber Stu war bei seinem Lieblingsthema.

»Hast du sie geküsst?« Er hatte ein neues Tattoo, ein zerstochenes Herz mitten auf der Kehle. »Nun sag schon!«

»Lass mich, verdammt noch mal, in Ruhe, Stu!«, fuhr ich ihn an. »Oder ich sag Angus, er soll dir eine extrafeste Schottische Umarmung geben!«

Ich war wirklich in miserabler Stimmung. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich Longspees Herz finden sollte, und für das, was ich zu Ella gesagt hatte, hätte ich mir am liebsten die Zunge abgebissen. Ich sah immer noch ihr verletztes Gesicht vor mir.

Stu nahm meine schlechte Laune natürlich als Beweis für etwas anderes. »Wusste ich’s doch!«, sagte er mit einem Grinsen, das kaum auf sein mageres Gesicht passte. »Keiner schafft es, Ella Littlejohn zu küssen. Nicht die geringste Chance. Ich hab’s schließlich selbst versucht.«

»Ich auch«, murmelte Angus, während er den Stoffraben mit Weingummis füllte. »Große Blamage.«

Ich geb zu, das verbesserte meine Laune ganz enorm. Ich zog mir die Decke über den Kopf, um mein dummglückliches Lächeln zu verstecken.

Aber Stu zog sie mir vom Gesicht.

»Warte«, sagte er. »Wir wissen immer noch nicht, wie du sie überhaupt dazu gebracht hast, mit dir nachts in der Kathedrale zu bleiben!«

Ja, wie, Jon?

»Sie … sie wollte rausfinden, ob es dort Geister gibt«, murmelte ich. »Für ihre Großmutter.« Das war immerhin nur zu 50 Prozent eine Lüge.

»Ja, das hört sich nach Ella an«, sagte Stu mit einem Anflug von Neid in der Stimme und verfiel in ein ungewohnt tiefes Schweigen. Bestimmt malte er sich aus, wie es wohl wäre, eine Nacht mit Ella Littlejohn in der Kathedrale eingesperrt zu sein.

»Und?« Angus zog dem neuen Stoffhund eines seiner T-Shirts an.

»Und was?«, gab ich zurück.

»Gibt es Geister in der Kathedrale?«

Offenbar beschäftigte die Frage ihn schon länger.

»Natürlich nicht«, antwortete ich. »Alles Blödsinn.«