8. Kapitel

Victoria wusste zwar, wie eng es in einer Población der armen Leute werden konnte, aber noch nie hatte sie erlebt, dass sich so viele Menschen zwischen den armseligen Hütten drängten. Diese bestanden nur aus zwei Zimmern, waren dicht aneinander aus Bauabfällen gebaut worden und schlossen sich um einen Innenhof, in dem sich Müll häufte und Hühner in winzigen Verschlägen krähten.

Es war nicht nur unerträglich eng inmitten der vielen Bewohner, der Vertreter von Gewerkschaften und einiger Unruhestifter, die von jeder Art Aufruhr herbeigelockt wurden, sondern auch laut. Die Mütter aus der Siedlung saßen hinter ihren Kochtöpfen – wobei nicht einmal jede einen eigenen hatte – und schlugen als Zeichen ihres Protestes darauf.

Victoria glaubte, dass ihr das Trommelfell platzen müsste, während Rebeca und Jiacinto der Lärm zu gefallen schien. Seinetwegen setzte auch Victoria ein Lächeln auf, doch allzu bald gesellte er sich, der mit den beiden Frauen gekommen war, zu einer Gruppe anderer Männer, und der Blick auf ihn wurde von vielen Köpfen verstellt.

»Die vielen Menschen hier«, murmelte Victoria in Rebecas Richtung, »das kann auch gefährlich werden … nicht nur wegen der Unruhen. Aber denk an die vielen Krankheiten, die gerade in den ärmlichen Siedlungen verbreitet werden. An einem Tag wie heute …«

Sie starrte auf eine Gruppe kaum bekleideter, greinender Kinder, die sich um ihre Mütter scharten – oft die ersten Opfer der vielen Seuchen.

»Du und die stete Sorge um die Hygiene!«, rief Rebeca mit verdrehten Augen. »Heute geht’s um Gerechtigkeit, nicht um Gesundheit!«

Das eine wäre ohne das andere nicht möglich, hätte Victoria gerne gesagt, aber da ließ Rebeca sie schon stehen. Wie Jiacinto hatte auch sie in der Menge vertraute Gesichter entdeckt und stellte sich zu einer Gruppe Männer. Sie grölten wild durcheinander, und die wenigen Worte, die Victoria verstand, waren sehr anzüglich. Rebeca schien sich nicht daran zu stören, legte den Kopf in den Nacken und lachte, ehe sie genauso schmutzige Antworten gab.

Victoria hätte sich gerne von jener Gruppe ferngehalten, wollte zugleich aber verhindern, dass Rebeca wie Jiacinto in der Menge verschwand, und huschte hastig an ihre Seite. Bei jedem Schritt spürte sie das Gewicht von Franciscos Pistole in der Innentasche ihres Kleides.

»Wer seid ihr überhaupt?«, fragte einer der Männer.

»Wir sind Hexen!«, erklärte Rebeca stolz.

Victoria wusste zwar, dass man damit gemeinhin Feministinnen bezeichnete – doch stets taten das nur ihre Gegner, nicht die Frauen selbst. Rebeca aber gefiel es offenbar, sich so zu nennen.

»Ja, Hexen!«, wiederholte sie.

»O Gott!«, stöhnte einer der Männer. »Ein marimacho …«

Auch das war eine Beleidigung für die Feministinnen – bekundend, dass diese Mannweiber waren und ihre Weiblichkeit leugneten.

»Wir wollen gewiss keine Männer sein«, hielt Rebeca entgegen, »nur beweisen, dass unser Geist nicht weniger wach ist als eurer.«

»Stimmt, stimmt«, höhnte einer und griff sich provokant zwischen die Beine. »Ihr seid keine Männer, ihr habt ja auch keinen Schwanz.«

»Aber dafür Brüste«, erwiderte Rebeca kokett.

»In deinem Fall nicht sonderlich große«, lachte einer und wandte sich Victoria zu. »Da hat deine Freundin schon mehr zu bieten.«

Victoria hoffte, sie müsste nichts weiter als aufdringliche Blicke ertragen, doch während sie nach einer Antwort rang, die genau so keck ausfiel wie die Rebecas, schnellte die Hand des Mannes plötzlich vor und legte sich auf eine ihrer Brüste. »He!«, entfuhr es ihr empört. Sie versuchte zurückzuweichen, doch da stand schon ein anderer, um seine Hände um ihre Taille zu legen. Sie entwand sich ihm, hob die Hand und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige.

Rebeca prustete los, der Mann dagegen schien alles andere als amüsiert. »Wie? So muss man euch Hexen also erst Manieren beibringen?«

Binnen weniger Augenblick war die Stimmung gekippt und aus harmlosem Spott echte Feindseligkeit geworden. Victoria versuchte, sich an den Männern vorbeizudrängen, doch ehe sie auch nur einen Schritt machte, geschah so viel gleichzeitig, dass sie hinterher nicht mehr wusste, in welcher Reihenfolge es sich überhaupt zugetragen hatte.

Aus den Augenwinkeln sah sie, wie nun auch Rebeca, die aufgehört hatte zu lachen, die Hand hob, um dem Mann ebenfalls eine Ohrfeige zu versetzen. Doch anders als Victoria gelang es ihr nicht, stattdessen wurde ihre Hand gepackt und zurückgezerrt. Und plötzlich waren da so viele weitere Fäuste in der Luft – nicht etwa von jenen Männern, die Rebeca und Victoria züchtigen wollten, sondern von Jiacinto, seinen Kumpanen und sogar vom unerwartet auftauchenden Juan, die wohl beobachtet hatten, was geschehen war, und sich in das Gemenge stürzten, um die Frauen zu retten.

Zumindest dachte Victoria dies hoffnungsfroh – dass es um ihren Schutz ging und Jiacinto die Sorge um sie trieb. Doch als sich binnen kurzem eine wilde Rauferei entspann, sah sie an Jiacintos blitzendem Gesicht, dass es eher die Lust an der Gewalt war, die ihn so beherzt hatte einspringen lassen. Als versprachen nicht ein halbes Dutzend sich windender, balgender, schlagender Männerleiber genug an Aufruhr, begann im gleichen Augenblick die Erde zu erzittern. Und plötzlich waren Pferdegetrampel, Geschrei und einzelne Schüsse zu hören.

Victoria stand zu geduckt, um etwas zu sehen, kämpfte sich dann aber durch das Gemenge und erreichte, nachdem sie schmerzhaft einige Ellbogen in die Seite bekommen hatte, ein Plätzchen, wo sie sich auf die Zehenspitzen stellen konnte. Von allen Seiten schien sie zu kommen – die »Weiße Garde«, wie die berittene Polizei Santiagos genannt wurde, allesamt mit Gewehren bewaffnet und nicht zögernd, diese auf die Menschen zu richten.

Offenbar hatten sie die Demonstration aus der Ferne beobachtet. Dass einige sich nunmehr prügelten, sahen sie als Eskalation der Gewalt – und als ausreichenden Grund, einzuschreiten und den Protest niederzuschlagen.

Ganz dicht an Victorias Ohren ertönte ein Schuss, sie zuckte zusammen, duckte sich, und als sie sich aufrichtete, stand Juan an ihrer Seite und zog sie mit sich.

»Sieh zu, dass du von hier wegkommst!«, schrie er gegen den Lärm an. »Die Polizei von Chile ist die schießwütigste von ganz Südamerika.«

Victoria folgte ihm ein paar stolpernde Schritte lang, entzog ihm dann jedoch den Arm und hielt nach Jiacinto und Rebeca Ausschau. »Ich gehe nicht ohne sie.«

Juan schüttelte Kopf. »Spiel nicht die Heldin! Ich war beim großen Streik in Santiago vor fünf Jahren dabei. Damals gab es zweihundert Tote. Und heute, da bin ich mir sicher, werden wieder welche sterben. Wenn erst einmal die Gewalt losbricht …«

»Aber Jiacinto und Rebeca …«

»… die werden sich selbst zu helfen wissen!«

Er versuchte, sie wieder zu packen, aber sie widersetzte sich weiterhin, und so ließ er sie kopfschüttelnd stehen, um sich in Sicherheit zu bringen. Victoria drehte sich um, suchte nach den vertrauten Gesichtern, bekam Fäuste und noch mehr Ellbogen zu spüren. Vor ihr ertönte ein Knall – eine der Frauen hatte mit ihrem Kochtopf auf einen Polizisten eingeschlagen, den eine andere von seinem Pferd gezerrt hatte. Er war schnell wieder auf den Beinen und streckte die Frau mit einem Knüppel nieder. Victoria schrie auf, als sie sah, wie er ihn wieder und wieder auf sie hinabsausen ließ, obwohl sie längst reglos am Boden lag. Ehe sie einschreiten konnte, war Jiacinto zur Stelle, packte den Polizisten von hinten und drückte ihm mit aller Macht die Kehle zu. Der Mann strampelte hilflos, konnte sich aber nicht befreien.

Victoria starrte ihn voller Entsetzen an. Ganz gleich, was dieser Mann getan hatte – Jiacinto konnte ihn doch unmöglich töten!

Bevor sie ihm etwas zuschreien konnte, verstellten ihr Köpfe die Sicht, und als sie wieder freie Sicht hatte, waren Jiacinto und der Polizist verschwunden. Stattdessen lief ein grunzendes Schwein durch die Menge, das aus seinem Stall hatte fliehen können. Eine Frau, offenbar seine Besitzerin, lief ihm nach und verteilte Hiebe an alle, die sich ihr entgegenstellten – und da das Schwein an Victoria vorbeiraste, auch an sie.

Sie krümmte sich ob des schmerzhaften Schlags in ihren Bauch. Ihre Augen tränten, ihre Haare hingen wirr über das Gesicht. Kurz, ganz kurz hatte sie das Gefühl, fehl am Platz zu sein, sehnte sich nach dem Krankenhaus, nach Valentina, nach Aurelia … Was tue ich hier nur, schoss es ihr durch den Kopf, was tue ich?

Als sie sich endlich wieder aufrichten konnte, drängte alles in ihr zu Flucht. Doch dann sah sie Rebeca, wieder inmitten von Männern, diesmal jedoch Polizisten, die sie gepackt hatten und auf den Boden zwangen. Offenbar war sie so dumm gewesen, mit bloßen Fäusten auf sie loszugehen, und trotz der ausweglosen Lage lachte sie aus voller Kehle.

Nie hatte sich Victoria vor ihr so gegraut, nie war sie von ihrem unbeugsamen Willen zugleich so fasziniert gewesen.

Rebecas Blick fiel auf sie. »So hilf mir doch!«, schrie sie. Es klang nicht verzweifelt, eher herausfordernd.

Victoria vergaß ihre Furcht und die Schmerzen im Magen. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht, und im nächsten Augenblick, sie konnte sich nicht daran erinnern, danach gegriffen zu haben, hielt sie Franciscos Pistole in der Hand und zielte auf die Polizisten.


Immer noch stand Aurelia im Schatten dieses mächtigen Hauses, immer noch wagte sie nicht, sich dem Portal zu nähern, immer noch war Andrés an ihrer Seite.

»Wer sind die Brown y Alvarados’?«, fragte sie tonlos.

»William Brown ist ein einflussreicher englischer Unternehmer, der es hier zu einem Vermögen gebracht hat. Und Alicia Alvarados, seine Frau, ist die Tochter einer der mächtigen spanischen Familien, die einst im sechzehnten Jahrhundert mit Pedro de Valdivia Chile besiedelten.«

Seine Stimme ging in ein Rauschen über. Fieberhaft überlegte Aurelia, ob Tiago – wenn er ihr die Wahrheit auch verschwiegen hatte – jemals irgendetwas angedeutet hatte, woraus sie, wäre sie aufmerksamer und welterfahrener gewesen, die richtigen Schlüsse hätte ziehen können.

Einflussreich … mächtig …

Ungerührt fuhr Andrés fort: »Schon Williams Vater hat Geschäftsverbindungen zu Chile gehalten. Er war Bankier und wichtiger Teilhaber an der Banco Anglo Sudamericano. Ihren Hauptsitz hat sie in London, die Vertretung in Chile befindet sich in Valparaíso, und diese Bank wurde in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Kreditgeber für die Oberschicht. Einen dieser Kredite bekamen die Alvarados’ – auf diese Weise lernten sich die Familien kennen. Anders als sein Vater ist William weitaus mehr als nur ein Bankier. Es gibt kaum einen Geschäftszweig, in dem er nicht seine Hände im Spiel hat. Schon in jungen Jahren ist er nach Chile ausgewandert – und heute ist er stolzer Besitzer von Kupfer- und Salpeterminen im Norden und von Dampf- und Mühlenbetrieben rund um Valparaíso. Er ist am Kohleabbau ebenso beteiligt wie am Bau der Eisenbahn.«

Aurelia verstand nicht viel von der Wirtschaft, nur dass man mit Salpeter und Kupfer reich wurde, sehr reich. Auch Victorias Vater Arthur hatte Anteile an einer Salpetermine im Norden besessen. Bis vor wenigen Jahrzehnten hatte sich keiner für jenes karge, heiße Land interessiert – doch dann hatte man unter dem Wüstensand unermessliche Reichtümer in Form von Rohstoffen entdeckt. Nach dem Salpeterkrieg, in dessen Verlauf Peru den chilenischen Gebietsansprüchen weichen musste, hatten in- und ausländische Investoren und Spekulanten den Salpeterabbau nachdrücklich angeheizt. Und ja, vage konnte sie sich daran erinnern, dass vor allem Briten in dieses Geschäft ihre Kapitalkraft und ihre technologischen Verbesserungen einbringen konnten, dass sie Produktionskapazitäten ausweiteten, kleinere Betriebe verdrängten und selbst große, gesunde Unternehmen schluckten.

Ganz nüchtern konnte sie all das bedenken. Aber sie konnte immer noch nicht entscheiden, ob es nun eine Lüge, gar Verrat war oder nicht, dass Tiago nie von seiner Herkunft berichtet hatte. Vielleicht war sie selbst schuld, vielleicht hätte sie mehr Fragen stellen müssen. Aber bis jetzt hatte sie doch immer nur genossen, mit ihm zusammen zu sein, und hatte keinen Gedanken an ihre Zukunft verschwendet! Das tat sie erst jetzt, als Andrés’ Blick sie traf, etwas höhnisch, etwas mitleidig, und dieser Blick bekräftigte, was er ihr vorhin schon gesagt hatte: Einer wie Tiago lässt sich für gewöhnlich nicht mit einem Mädchen wie dir ein. Und wenn er es tut, ist dieses Mädchen nur ein netter Zeitvertreib, mehr nicht …

Bis jetzt hatte sie nicht gewusst, mit welchen Worten sie ihre Gefühle für Tiago bezeichnen sollte. Jetzt kamen sie ihr wie von selbst in den Sinn: Ich liebe ihn, ich liebe ihn ja so sehr!

Doch diese Liebe tat weh, unerträglich weh.

Großer Gott! Sie, die Tochter von patagonischen Schafzüchtern, in deren Adern obendrein ein wenig Mapuche-Blut floss, liebte den Sohn von William Brown und Alicia Alvarados, einer der reichsten, mächtigsten Familien der Stadt, vielleicht des ganzen Landes!

»Der Vorteil der Engländer«, fuhr Andrés ungerührt fort, »ist ihre enorme Kaufkraft. Sie sind fast bei jeder Compania beteiligt. Campbell und Gibbs, Fölsch und Martin, Clark Eck und Names/Inglis, North und Harvey. Nun, und die Compañía Brown y Alvarados steht diesen Unternehmen um nichts nach. Obwohl er nun schon so lange in Chile lebt, hält William engen Kontakt nach London. Sein Bruder lebt dort und hat wiederum Verbindungen zur einflussreichen und finanzstarken Kaufmannsfamilie Lockett aus Liverpool. Ihnen gehört die Liverpool Nitrate Company – das ist eine an der Börse in London registrierte Nitratgesellschaft.«

Aurelia hatte all diese Namen noch nie gehört und den Verdacht, dass Andrés sie mit Absicht quälte, indem er ihr die Tür zu einer fremden Welt öffnete – Tiagos Welt, in der sie sich nicht zurechtfand, in die sie nicht gehörte. Ganz gleich, wie sehr sie ihn liebte.

Bis jetzt hatte sie auf das Haus gestarrt, nun wandte sie sich Andrés zu.

»Ich verstehe das alles nicht. Tiago ist doch Maler? Warum sonst würde er an der Escuela de Bellas Artes unterrichten, wenn es nicht so wäre? Und er versteht so viel von Kunst … es ist doch nicht möglich …«

Sie brach ab.

»Ja, Tiago ist Maler. Oder will es zumindest sein. Aber die Einzige, die er je unterrichtet hat, bist du. Er ist kein Lehrer an der Escuela, sondern lediglich ein normaler Student!«

»Aber …«

Ihr fiel wieder ein, wie ehrfürchtig ihm die Menschen begegnet waren, wenn sie durch die Gänge und Räume der Escuela geschritten waren. Niemand hatte gewagt, ihn anzusprechen oder nach dem jungen Mädchen zu fragen, das sich in seiner Gesellschaft befand. Sie hatte das Verhalten als überaus großen Respekt vor einem ihrer Professoren gehalten, und Tiago hatte sie in dem Glauben gelassen. Doch in Wahrheit, das ging ihr nun auf, hatte diese Scheu nicht seinen Leistungen als Künstler gegolten, sondern seinem Namen. Er war kein gewöhnlicher Student, aber er war auch kein herausragendes Genie.

Andrés’ Miene wurde nachsichtig: »Sein Glück ist, dass er nur der zweitgeborene Sohn von William Brown und Alicia Alvarados ist. Sein Vater setzt all seine Hoffnungen auf Tiagos älteren Bruder Guillermo. Er wird dereinst das Familienunternehmen erben, während Tiago sich alle Freiheiten nehmen kann, die ihm in dessen Schatten zufallen. Er hat also durchgesetzt, an der Escuela zu studieren … ja, studieren, weiter nichts, und natürlich hat man ihn dort aufgenommen, weil er eben der Sohn seines Vaters ist. Ich glaube allerdings nicht, dass er es ohne seinen Namen dazu gebracht hätte. Ich meine, hast du je seine Bilder gesehen? Ich verstehe nicht viel von Kunst, aber dies kann ich schon beurteilen: Sie sind ganz nett, mehr auch nicht. Ich nehme an, du malst ungleich besser.«

Der Boden schien unter Aurelias Füßen zu schwanken. Kein Professor … kein Maler … nur Sohn einflussreicher Eltern.

»Das … das glaube ich nicht«, stammelte sie. Wenn sie sich auch gegen keine der anderen Wahrheiten wehren konnte – gegen diese schon: dass sie besser malte als Tiago!

Andrés ging nicht weiter darauf ein. »Manchmal wird Tiago natürlich in die Pflicht genommen und muss seine Familie repräsentieren. Deswegen waren wir damals auch in Valparaíso. Nach dem Erdbeben ist die Stadt verarmt, und obwohl alle Geschäftsleute darum nach und nach ihre Unternehmen von dort nach Santiago verlegt haben, will man sich natürlich nicht den Anschein von Hartherzigkeit geben. Immer wieder gibt es Wohltätigkeitsbasare, bei denen für den Wiederaufbau der Stadt gespendet wird, nichts Großes, nichts Wichtiges. Dorthin schickt man eben Tiago … nicht Guillermo.«

»Ich … ich verstehe nicht«, stammelte Aurelia wieder. »Warum hat er mir nichts davon gesagt?«

Andrés seufzte und zögerte seine Antwort hinaus, als fiele es ihm schwer, ihr die Wahrheit zu sagen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Tiago jemals ernsthafte Absichten mit dir verfolgt hat«, meinte er schließlich gedehnt. »Du warst eine nette Abwechslung, mehr nicht!«

»Das ist nicht wahr!«

»Wenn du wirklich davon überzeugt bist, dann kannst du ihn ja fragen. Du kannst an die Tür dieses Hauses klopfen und um Einlass bitten. Ich bin mir nur nicht sicher, ob man ihn dir gewährt. Oder dich im schlimmsten Fall als Bettlerin davonjagt.«

Warum sagte er das so spöttisch, warum war er so gemein – ganz so, als gefiele es ihm, sie zu demütigen? Und vor allem: als gefiele es ihm, Tiago in den Rücken zu fallen?

»Du bist doch sein Freund.«

Der spöttische Ausdruck schwand aus Andrés’ Gesicht – er verzog nun sein Gesicht, als bereite ihm diese Tatsache Schmerzen. »Ja, das bin ich wohl«, stieß er aus. »Und da habe ich Glück gehabt. Tiago hält nicht viel vom Klassensystem, musst du wissen. Ihm ist es egal, ob ich als Arzt bloß zur Mittelschicht gehöre oder nicht. Vielleicht ist es ihm auch egal, wer du bist. Zumindest, wenn es darum geht, gemeinsam spazieren zu gehen oder Limonade zu trinken. Aber weder ich noch Tiago haben die Macht, die Gesetze unserer Welt außer Kraft zu setzen. Das Klassensystem in Chile erscheint oft so starr wie die Kasten in Indien.«

Aurelia wusste nicht, was Kasten waren, wollte aber nicht nachfragen.

»Davon hast du noch nie gehört, nicht wahr?«, erriet er von selbst, was in ihrem Kopf vorging. »Du scheinst nicht sonderlich gebildet zu sein, wie denn auch, in Patagonien lernt man gewiss mehr über Schafe als Menschen. Glaub mir, mir macht das nichts aus. Du bist hübsch, liebenswert und lebendig, das konnte ich schon auf den ersten Blick sehen. Den Brown y Alvarados’ dagegen würde das nie und nimmer genügen. Sie stellen sich allen blind, die nicht den richtigen Namen tragen und über das nötige Kapital verfügen. Jemand wie ich oder mein Vater werden gerade noch geduldet. Als Ärzte verdienen wir zwar unser Geld mit unserer Hände Arbeit – etwas, was sie nicht nötig haben und was sie im Grunde ihres Herzens verachten –, aber wir sind immerhin studiert und gebildet, so dass sie uns höflich behandeln, uns manchmal gar gestatten, kurz dem Trug zu verfallen, die Kluft zwischen ihnen und uns wäre nicht ganz so tief. Aber dich würden sie gar nicht erst wahrnehmen. Ich hingegen nehme dich wahr. Mir gefällst du ungemein gut. Für mich spielt es auch keine Rolle, wer du bist.«

Seine Stimme klang heiser, in seinem Blick leuchtete plötzlich Sehnsucht auf. Bis eben war Aurelia überzeugt gewesen, er würde sie verachten und ihr darum so zusetzen, doch als er nun unwillkürlich näher trat, sein Gesicht an ihres rückte und ihre Hand ergriff, wurde ihr klar, dass er mit all seinen abfälligen Worten nur nachäffen wollte, was die Oberschicht von ihr hielt – während seine persönliche Meinung ganz anders ausfiel.

»Eigentlich passen wir beide viel besser zusammen als Tiago und du«, fuhr er raunend fort. »Er gibt sich mit uns beiden zwar ab, aber wir sind in Wahrheit nicht Teil seiner Welt. Uns fällt nichts zu. Was immer wir erreichen wollen, müssen wir uns erkämpfen. Und wir können es auf diese Weise auch mehr wertschätzen.« Sein Gesicht war nun so nahe, dass sie seinen Speichel und seinen warmen Atem spürte. Kurz verharrte sie wie gelähmt, dann riss sie sich los.

»Lass mich!«, schrie sie.

Verzweifelt blickte sie sich um. Am liebsten hätte sie ihre Röcke gerafft und wäre davongelaufen, aber sie widerstand diesem ersten Drang. Die Fahrt mit der Droschke hatte eine Weile gedauert, unmöglich würde sie von hier aus den Weg zurück in die Stadt finden.

»Bring mich zurück!«, presste sie zwischen den Zähnen hervor.

Andrés zuckte die Schultern, der Ausdruck von Sehnsucht war aus seinem Gesicht gewichen. Er trat drei Schritte zurück, als wäre er ihr nie zu nahe getreten, hätte nie ihre Hand gehalten oder davon gesprochen, dass sie besser zusammenpassten.

»Wenn du meinst«, sagte er gleichgültig.

Erst war es eine Erleichterung, dass die Rückfahrt nunmehr schweigend verlief. Jedes seiner Worte hatte einer Spitze geglichen, die in ihr Herz drang. Doch dass keine weiteren folgten, machte es nicht gerade leichter. Die Spitzen steckten nun fest und schmerzten bei jedem Atemzug

Reich … mächtig … einflussreich … die Oberschicht … das starre Klassensystem … und sie nur die Tochter patagonischer Schafzüchter … ein Zeitvertreib, mehr nicht.

Sie unterdrückte das Seufzen, das in ihr aufstieg, und bemühte sich um eine möglichst gleichmütige Miene, denn sie wollte sich vor Andrés keine Blöße geben. Aber sie ahnte, dass sie nicht aufhören würde zu weinen, wenn sie erst einmal allein auf ihr Bett sinken konnte. Verwundet fühlte sie sich, beschämt und … verraten, wenn sie sich auch nicht sicher war, ob von Tiago oder der eigenen Leichtgläubigkeit.

So in Gedanken versunken, merkte sie nicht, dass sie inzwischen lebhaftere Straßen erreicht hatten. Sie zuckte erst zusammen, als die Droschke plötzlich ruckartig stehenblieb. Mit Mühe konnte sie sich im Sitz halten, Andrés dagegen fiel fast nach vorne. Kurz glaubte sie, er hätte diesen unsanften Halt selbst herbeigeführt, weil er wollte, dass sie in seine Arme fiel. Doch dann stieß er einen Fluch aus. »Was zum Teufel …?«

Er beugte sich aus dem schmalen Fenster, und Aurelia tat es ihm gleich. Nicht nur ihre Droschke war zum Stehen gekommen, auch viele andere. Einzig die vielen Pferde, geritten von Männern in Uniform, stoben an ihnen vorbei. Die Erde vibrierte unter den Hufen, und aus der Ferne hörte man Grölen, Geschrei und Schüsse.

»Ach Gott«, stieß Andrés angewidert aus. »Wieder ein Streik … oder eine Demonstration … wie so oft hier. Als ließe sich dadurch die Welt verändern!«

Kalte Furcht ergriff Aurelia.

Victoria!, fiel ihr wieder ein.

Ganz auf ihr eigenes Leben fixiert, hatte sie völlig vergessen, aus welchem Anlass sie Tiago gesucht hatte!

Nun stieg das Bild ihrer Gefährtin vor ihr auf, wie sie Franciscos Pistole in der Hand gehalten, wie sie Aurelia mit kaltem Blick gemustert hatte – und schließlich der kichernden Rebeca gefolgt war. Ein Zittern überlief ihren Rücken, und so tief ihr Entsetzen auch war – sie war fast dankbar für dieses Gefühl, das sie von den Gedanken an Tiago ablenkte.

»Ich muss aussteigen!«

»Bist du verrückt, Mädchen?«, rief Andrés ungläubig. »Doch nicht hier!«

Ungeachtet seiner Worte stürzte sie zur Tür und rüttelte an dem Griff. Sie schien zu klemmen, doch als sie sich mit aller Macht dagegenwerfen wollte, zog Andrés sie zurück.

»Du kannst hier nicht raus! Es ist zu gefährlich!«

Vorhin, da er ihre Hand gehalten hatte, hatte sie sich wie gelähmt gefühlt. Nun erwachte glühender Zorn. »Fass … mich … nicht … an!«, sagte sie mit tiefem Groll.

In ihrem Blick musste eine eigentümliche Macht liegen, denn als sie ihn anstarrte, ließ er sie tatsächlich los und sank auf seinen Sitz.

»Fass mich nie wieder an!«, wiederholte sie, diesmal nicht ganz so langsam, aber nicht minder grollend.

Erst blitzte Kränkung in seiner Miene auf, dann Überdruss. »Du wirst es noch lernen, dass du besser auf mich setzt – und nicht auf Tiago.«

Wieder rüttelte sie an der Tür, diesmal gab sie nach, und sie stürzte hinaus, um den berittenen Polizisten zu folgen.


Victoria hielt die Pistole fest umklammert, aber es war ihr unmöglich, damit auch zu schießen. Das Gedränge war zu dicht, um im Voraus zu bestimmen, wen sie treffen würde. Und selbst wenn sie sich hätte sicher sein können, dass es einer der Polizisten gewesen wäre – sie konnte doch niemanden verletzen, geschweige denn einen Menschen töten!

Hilflos sah sie zu, wie die Männer auf Rebeca einprügelten. Diese drehte ihren Kopf so gut wie möglich zur Seite, war wendig wie immer, entkam den kräftigen Fäusten dennoch nicht jedes Mal.

»Schieß doch!«, brüllte sie und spuckte Blut. »So schieß doch endlich!«

Victoria wollte ihr so gerne helfen, aber sie konnte es nicht. Die Pistole entglitt ihrer schweißnassen Hand; völlig erstarrt beobachtete sie, wie sie auf den Boden fiel, ohne sich bücken und sie wieder aufheben zu können. Wieder erhob einer der Männer seine Faust, zielte diesmal auf Rebecas Nase, und Victoria glaubte schreckerfüllt, dass er nichts Geringeres vorhatte, als ihr das feine Gesicht zu zertrümmern. Irgendetwas tun, um ihn aufzuhalten, konnte sie trotzdem nicht. Rebeca schrie nicht mehr, lachte nicht, sondern keuchte nur. Doch ehe der Mann zuschlagen konnte, kam wie aus dem Nichts Jiacinto auf ihn zugestürmt. Offenbar war er in seinem Handel als Sieger hervorgegangen. Von hinten fiel er den Mann an, riss seine Arme zurück und befreite Rebeca auch von den anderen mit Fußtritten. Kurz blieb sie gekrümmt am Boden, dann gewann sie ihre Fassung wieder, sprang auf und erhob nun ihrerseits die Faust, um den Mann in den Magen zu schlagen. Ein ersticktes, gurgelndes Geräusch ertönte, das Victoria widerwärtig war. Sie schloss die Augen, hätte sich am liebsten auch die Ohren zugehalten – und musste doch mit anhören, wie sich Rebeca nun wütend an sie wandte.

»Wolltest du etwa zuschauen, wie er mich umbringt?«, schrie sie.

Victoria öffnete die Augen wieder, aber konnte nichts anderes, als sie starr anzusehen – verwirrt, ängstlich und fassungslos über diesen Ausbruch an Gewalt.

»Was bist du doch feige!«, zischte Rebeca. »Zu gar nichts taugst du!«

Sie hob die Hände, und kurz vermeinte Victoria, sie würde auch sie schlagen, doch stattdessen bückte sie sich, ergriff die Pistole und stürmte zurück an Jiacintos Seite, der ihren Angreifer mittlerweile halb totgeprügelt hatte. Blut floss aus seinem Mund, sein Hemd war aufgerissen.

Ehe er ihm einen weiteren Schlag versetzte, hielt er plötzlich inne und lauschte. Victoria hörte es nun auch – noch mehr Pferdegetrampel, noch mehr Rufe, die weitere berittene Polizisten, vielleicht sogar schwer bewaffnete Soldaten ankündigten.

»Weg!«, brüllte Jiacinto. »Weg von hier!«

In Rebecas Gesicht stand keine Angst, nur blanke Mordlust – und einen Augenblick lang fürchtete sich Victoria vor ihr mehr, als sie sich je vor einem Menschen gefürchtet hatte, mehr auch als vor den Polizisten.

Sie war sich sicher, dass Rebeca – anders als sie – die Pistole benutzen und in die Menge schießen würde, ganz gleich, ob sie womöglich auch einen Unschuldigen traf, doch dann hatte Jiacinto seine Schwester schon am Arm gepackt und zog sie mit sich. Binnen weniger Augenblicke verschwanden sie in der Menge, und keiner der beiden drehte sich noch einmal um, um zu sehen, ob sich auch Victoria in Sicherheit bringen würde. Diese löste sich endlich aus der Starre und wollte hinterherlaufen, aber während sie verzweifelt nach einem Fluchtweg Ausschau hielt, fiel ihr Blick plötzlich auf … Aurelia.

»Gütiger Himmel!«, stieß sie aus und glaubte sich in einem verrückten Traum gefangen, in dem Menschen und Situationen aufeinandertreffen, die im normalen Leben nichts miteinander zu tun haben.

Erst einige fassungslose Augenblicke später begriff sie, dass kein aberwitziger Zufall Aurelia hierhergetrieben hatte, sondern die Sorge um sie, Victoria. Ihr Name war es denn auch, den Aurelia wieder und wieder verzweifelt schrie.

»Hier!«, erwiderte Victoria. »Ich bin doch hier!«

Ein warmes, dankbares Gefühl überkam sie. Aurelia würde sie nicht anschreien und beschimpfen wie Rebeca. Aurelia würde sich nicht einfach aus dem Staub machen. Doch alsbald wich die Freude blankem Entsetzen. Sie kam nicht durch das Gedränge, sondern musste hilflos zusehen, wie nun von allen Seiten die Polizisten kamen, wie Aurelia von ihnen eingekreist wurde, wie ein Pferd sich aufbäumte und seine Hufe gefährlich nahe an ihrem Kopf in die Luft traten.

»Aurelia!«, brüllte sie. Erneut warf sie sich mit aller Macht ins Gedränge, boxte, schlug, biss um sich; nichts mehr war da von der Starre, die sie vorhin befallen hatte, als sie die Pistole in der Hand hielt, nur der inständige Wunsch, zu ihrer Freundin zu gelangen. Nur noch wenige Schritte lagen zwischen ihnen, als sie plötzlich ein Topf an der Schläfe traf – einer jener, auf denen die Frauen vorhin als Zeichen des Protestes geschlagen hatten.

Kurz wurde es schwarz vor ihren Augen. Sie sank zu Boden, keuchte, quälte sich, wieder auf die Beine zu gelangen. Das Bild klärte sich … aber Aurelia … Aurelia war verschwunden … sie war nirgendwo zu sehen.

Ein Ellbogen rammte sich in ihre Seite, abermals zersprang das Bild vor ihren Augen in viele kleine Funken. Klar und deutlich hörte sie dennoch eine Stimme an ihrem Ohr. Sie kam von einem der beiden Männer, die sich plötzlich durch die Menge drängten. Sie waren vornehmer gekleidet als die Demonstranten und gehörten auch nicht zu den berittenen Polizisten.

»Wie konntest du sie nur allein lassen, Andrés? Noch dazu an diesem Ort? Du hättest ihr sofort folgen müssen.«

»Aber was hätte ich denn tun sollen, Tiago? Ich konnte sie doch nicht einfach gewaltsam festhalten, sie war fest entschlossen …«

Tiago … war das etwa der Tiago?, fragte sich Victoria verwirrt. Sie wollte sich zu den beiden Männern umdrehen, aber da glaubte sie erneut einen Blick auf Aurelias lange, glänzende Zöpfe zu erhaschen. Irgendwie war es dieser gelungen, geduckt an den Pferden vorbeizuhasten. Das Gedränge hatte sich ein wenig gelichtet, der Weg zu ihr war frei.

»Gott sei Dank!«, stieß Victoria aus und wollte auf sie zulaufen. Schon nach dem ersten Schritt ertönte der Schuss. Er war ohrenbetäubend laut – während Aurelia ganz ohne jegliches Geräusch niedersank. Victoria sah nicht, wo sie getroffen wurde, sah nur Blutstropfen auf das bleiche Gesicht spritzen, sah, wie wieder Pferde näher kamen, mit ihren Hufen die leblose Aurelia zu begraben drohten.

Noch schneller als sie war jener Tiago bei Aurelia. Er handelte blitzschnell, zog Aurelia erst von den Hufen weg und hob sie dann hoch, um sie in Sicherheit zu bringen.

»Aurelia!«, schrie Victoria.

Ehe sie zu den beiden hasten und sich vergewissern konnte, dass es Aurelia gutging und der Schuss nicht tödlich gewesen war, sprangen neben ihr Polizisten vom Pferd und verstellten ihr den Blick auf die Gefährtin.

»Lasst mich vorbei!«, kreischte Victoria.

Die Polizisten dachten gar nicht daran. Von allen Seiten schienen sie zu kommen und ergriffen sie an den Armen. Ein Gesicht beugte sich über ihres, narbig, überdrüssig, streng.

»Du gehörst zu diesen verdammten Unruhestiftern«, knurrte der Mann, »du gehst nirgendwohin, Mädchen, sondern kommst mit uns.«

Im Schatten des Feuerbaums: Roman
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