[17]Familienweihnachten als Pflichtveranstaltung
Wie kommen die Kriegskinder und die Friedenskinder miteinander aus? Wie funktionieren die Beziehungen zwischen Generationen, die auf zwei völlig unterschiedlichen Planeten aufgewachsen sind? Wenn Eltern über die verheerenden Erlebnisse ihrer Kindheit in einer Weise redeten, als hätte ihnen das alles nichts ausgemacht (»Das war für uns normal«), wenn sie ihre frühen Erschütterungen und Prägungen nicht wahrnahmen, konnte das folgenlos für die nächste Generation bleiben?
Mitte der 1990er Jahre hatte ich begonnen, der Frage nachzugehen: Wie geht es eigentlich den deutschen Kriegskindern heute? Meine Recherchen bezogen sich nicht nur auf die entsprechenden Jahrgänge von 1930–1945, sondern ich wurde genauso hellhörig, wenn mir damals eine Generation tiefer 30 bis 40-Jährige von schlechten Beziehungen zu Mutter und Vater erzählten. Dabei tauchte wortgleich immer wieder auf: »Meine Eltern wissen gar nicht, wer ich bin.« Es stellte sich heraus, dass die Kinder eine weit bessere Ausbildung als ihre Eltern erhalten hatten und sozial aufgestiegen waren. Doch ein einleuchtender Grund für schlechte Beziehungen ist das nicht. Wenn Ältere und Jüngere nichts mehr miteinander anfangen können, wenn das Familienweihnachten für die erwachsenen Kinder eine reine Pflichtveranstaltung ist, wo nur über Banales geredet wird, wenn keiner mehr dem anderen zuhören mag, dann kann das nicht allein an einer kulturellen Entfremdung liegen.
Die meisten Klagen, die ich über Eltern hörte, bezogen sich auf unbegreifliches Verhalten, verbohrte Sichtweisen, auf ein extremes Sicherheitsbedürfnis und ein gänzliches Desinteresse an irgendeinem neuen Thema. In dieser Weise äußerte sich eine Werbefachfrau, die ich aus der Nachbarschaft kannte. Sie stand noch unter dem Eindruck eines spannungsreichen Besuchs bei ihren Eltern. Einzelheiten teilte sie mir nicht mit. Stattdessen fing sie an, deren Wohnzimmer zu beschreiben: Holzmöbel in der Optik »deutsche Eiche«, eine barocke Polstergarnitur, geraffte Stores, an der Wand eine Zigeunerin sowie ein Puzzle aus 4000 Teilen und auf dem Tisch ein Weinflaschenständer mit eisernem Blattwerk. »Keine Vase gefällt mir, kein Bild, kein Kissen«, sagte die Tochter, und es klang wie eine Beschwerde. »Nichts von der Einrichtung würde ich haben wollen. Kein einziges Buch würde mich interessieren, mal abgesehen vom ADAC Auto-Atlas.« Als ich fragte, ob es denn in ihrer eigenen Wohnung etwas gäbe, das ihren Eltern gefiele, stutzte sie und dachte nach. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nichts. Nicht einmal meine teure Espressomaschine.«
Einige Tage später rief mich die Werbefachfrau an und teilte mir mit, sie habe mit zwei gleichaltrigen Kolleginnen darüber gesprochen. Die hätten nur gelacht über den »clash of culture«. Obwohl man sich in völlig unterschiedlichen Welten aufhielt, war in ihren Familien das Verhältnis zwischen den Generationen entspannt. Dass Mutter und Vater sich mit den Grundgedanken der Werbung vertraut machten, wurde nicht erwartet. Geredet wurde über Enkelkinder, Verwandtschaft, Reisen und Kochrezepte, das ergab Gesprächsstoff genug. Beide Kolleginnen hatten auf die Frage »Was würdet ihr aus dem Wohnzimmer eurer Eltern gern mitnehmen?« spontan geantwortet: »Die Fotoalben von früher.« Meine Nachbarin erzählte mir, wie sehr sie das überrascht habe, denn ihre Eltern besäßen kaum Bilder aus ihrer Kindheit.
[19]Durch Nachfragen erfuhr ich, ihr Vater habe als Fünfjähriger die Zerstörung Kassels erlebt, und ihre Mutter sei als Kleinkind mit ihrer Familie aus Ostpreußen geflohen. Als ich einwarf: »Vielleicht sind Ihre Eltern deshalb so wie sie sind, weil sie als Kinder Schreckliches erlebt haben«, herrschte eine Weile Schweigen in der Leitung. Dann kam der Satz, den ich schon von so vielen Kriegsenkeln gehört hatte: »Darüber habe ich noch nie in meinem Leben nachgedacht.«
Im Unterschied zu den 1950er Jahrgängen haben Menschen, die ein Jahrzehnt später geboren wurden, einen weit geringeren Bezug zur Vergangenheit. Für sie ist kaum vorstellbar, dass die unheilvolle deutsche Geschichte auch noch in ihr heutiges Leben hineinwirken kann. Dafür gibt es drei Gründe: der zeitliche Abstand, das weit verbreitete Schweigen in den Familien und eine Aversion gegenüber NS-Themen, weil man während der Schulzeit eine Überdosis eingetrichtert bekommen hatte. Alles nachvollziehbare Gründe, die letztlich zu einem Defizit führten. Dass es Nachteile haben kann, wenn geschichtliches Denken in der persönlichen Entwicklung negiert wird, dafür fand Cicero vor über 2000 Jahren klare Worte: »Nicht zu wissen, was vor der eigenen Geburt geschehen ist, heißt, immer ein Kind zu bleiben.«
Wir sprechen bei den Kriegsenkeln von einer Altersgruppe, die zu großen Teilen der »Generation Golf« (1965–1975 geboren) zugerechnet wird. Buchautor Florian Illies, der den Begriff erfand, hat sich und seine Altersgenossen selbstironisch beschrieben: Die Generation Golf sei durch und durch konsumorientiert und vor allem von den achtziger Jahren geprägt, »das langweiligste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts«. Im Rückblick auf seine Kindheit hat Illies im Klappentext des Buches einen [20]bemerkenswerten Satz formuliert: »Noch ahnte man nicht, dass man einer Generation angehörte, für die sich leider das ganze Leben, selbst an Montagen, anfühlte wie die träge Bewegungslosigkeit eines Sonntagnachmittags.«
Ich möchte hinzufügen: Noch ahnte man in der Generation Golf nicht, dass mit Globalisierung, Finanzkrise und Arbeitslosigkeit ganz andere Themen als Konsum auftauchen würden. Noch ahnte man nicht, dass man der ersten Nachkriegsgeneration angehörte, der im Unterschied zu Eltern und Großeltern kein behaglicher Ruhestand vergönnt sein würde, weil eben diese sich der öffentlichen Kassen gedankenlos bedient und ihren Nachkommen einen gigantischen Schuldenberg hinterlassen hatten. Noch ahnte man nicht, dass man zu gehemmt sein würde, um die Älteren mit ihrer Maßlosigkeit und ihrem Desinteresse an gesellschaftlicher Zukunftsgestaltung zu konfrontieren. Noch ahnte man nicht, dass die sechziger und siebziger Jahrgänge maßgeblich an einem folgenreichen gesellschaftlichen Phänomen beteiligt sein würden – der Kinderlosigkeit.
Mein Buch »Die vergessene Generation. Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen« stieß bei den Kindern jener »vergessenen Generation«, also den Kindern der Kriegskinder – vor allem Angehörige der 1960er Jahrgänge – auf große Resonanz. Wie in der Leserpost, aber auch auf Veranstaltungen zum Thema deutlich wurde, stammten ihre Eltern, Angehörige der dreißiger und vierziger Jahrgänge, überwiegend aus Flüchtlingsfamilien. Die Kriegsenkel machten mir gegenüber deutlich, wie stark Mutter und Vater, ehemalige Flüchtlingskinder, durch Vertreibung und durch den Neubeginn in einer größtenteils feindseligen Umgebung Zeit ihres Lebens belastet blieben. Ich erfuhr von einem extremen Misstrauen, und dass sie nicht aufhörten, [21]sich über die Zukunft existentielle Sorgen zu machen, auch dann, wenn sie ein gutes Auskommen hatten und gegen jedes Missgeschick versichert waren. Die Familiengeschichten bestätigten den wissenschaftlichen Befund von Andreas Kossert in seinem Buch »Kalte Heimat« mit gelebtem Leben: Das Bild von der rundum geglückten Integration der Vertriebenen nach 1945 ist ein Mythos.1 An den Spätfolgen haben nicht selten auch die Nachkommen jener 14 Millionen Deutsche zu tragen, die nach Kriegsende ohne Heimat waren.
Auffallend oft hörte ich Kinder der Kriegskinder über sich sagen, ihnen fehle der feste Boden unter den Füßen. Dabei waren sie als Friedenskinder in den besten aller Zeiten aufgewachsen. Zumindest in Westdeutschland hatte es ihnen an nichts gefehlt. Oder doch? Es war für die meisten ein völlig neuer Gedanke, sich vorzustellen, ihr verunsichertes Lebensgefühl könnte von Eltern stammen, die sich nicht von ihren Kriegserlebnissen erholt hatten. War es möglich, dass eine Zeit, die nun schon über 60 Jahre zurücklag, so stark in ihr Leben als Nachgeborene hineinwirkte? Und wenn ja, warum wussten sie nichts davon?
Sie konnten sich nicht mit dem Bild identifizieren, das in den Medien über die Generation 40 plus und die »Baby-Boomer« verbreitet wird. So ermittelte eine im Jahr 2008 von der Wochenzeitschrift »Stern« in Auftrag gegebene Forsa-Umfrage »eine zufriedene Generation«. In der Illustrierten wurde ausdrücklich darauf hingewiesen: »Jeder zweite sagt sogar: So gut ging es mir noch nie«.2 Für diejenigen, die sich bei mir meldeten, galt das keineswegs.
[22]Kein Mut zur Familiengründung
Eine Frau schrieb mir: »Ich bin 40 Jahre alt und frage mich schon lange, warum ich so verunsichert durch die Welt laufe. Ich habe eine gute Ausbildung, traue mir aber nichts zu. Wenn ich mich bewerben soll, bekomme ich Panik.« Ein Mann gleichen Alters teilte mit, er sei zwar beruflich äußerst erfolgreich und auch risikobereit, habe aber nicht den Mut zur Familiengründung – seine beiden Geschwister auch nicht. Für seine Eltern werde es wohl keine Enkel geben. In beiden Fällen wurden die Kindheiten der Eltern skizziert. Sie deckten sich im Wesentlichen mit den Geschichten in meinem Kriegskinderbuch.
Zunehmend melden sich heute Kriegsenkel zu Wort. In dem Theaterstück »Risiken und Nebenwirkungen« von Klaus Fehling, Jahrgang 1969, fand ich die Beziehung eines Kriegsenkels zu seiner Kriegskind-Mutter thematisiert. Tochter Sigrid kam nicht zu einem eigenen Leben, denn sie ließ sich von ihrer 70-jährigen Mutter Anni geradezu aussaugen. Als die Tochter sagte: »Sorgen macht sich Anni gern, aber immer nur um sich selbst«, kam aus dem Publikum ein zustimmendes Lachen. Hier saßen überwiegend die Kriegsenkel. Wie ich nach der Vorstellung im Osnabrücker Emma-Theater von den Schauspielerinnen erfuhr, handelt es sich um ein Stück mit hohem Wiedererkennungswert. Mutter Anni sorgt sich nicht um andere, sie eignet sich, wie ihre Tochter weiß, nur deren Missgeschicke an.
Sigrid:
Mir hat einer mein Handy geklaut.
So ein Rudel Rumänenkinder.
Im Café. Vom Tisch im Vorbeigehen.
Die können echt schnell laufen.
Sie ist fünf Tage nicht vor die Tür gegangen,
nachdem ich ihr davon erzählt hatte.
Und natürlich kein Auge zu. Wie immer.
[23]Literaten entwickeln häufig ein Gespür für unverarbeitete kollektive Katastrophen und ihren Niederschlag in den nachfolgenden Generationen. Dass schwere Schuld an die Nachkommen weitergegeben wird, davon kann man in der Bibel lesen. Auf Grund der Ergebnisse der Traumaforschung und der Holocaustforschung wird der Generationentransfer in der Fachwelt nicht länger bestritten. Von einem »Trauma« wird bei den Nachkommen nicht mehr gesprochen, allenfalls von einem »sekundären Trauma«, wohl aber von »Menschen mit Bindungsstörungen«, oder abgeschwächt von solchen, die, wie es in der Fachliteratur heißt, »unsicher gebunden sind.« Der Hintergrund: Eltern konnten ihren Kindern in den frühen und damit entscheidenden Jahren nicht ausreichend Halt geben und nur wenig Vertrauen ins Leben vermitteln.
Es gab eine Zeit, in der nicht nur Eltern sondern auch Ärzte glaubten, kleine Kinder seien äußerst robust, fast schmerzunempfindlich, und sie würden selbst von den größten Schrecken ringsherum nichts mitbekommen. Als Beweis wurde stets der »selige Schlaf« der Kleinen angeführt. Man war davon überzeugt, sie besäßen noch keinerlei Antennen für die Gemütsverfassung der sie umgebenden Erwachsenen, und lobte die beruhigende Wirkung von Babys in Zeiten des Schreckens.
Das Gegenteil ist richtig. Kinder sind äußerst feinfühlig. Sie spüren selbst jenes Grauen, das ihre Eltern tief in sich vergraben und deshalb nicht mehr in ihrem Bewusstsein haben.
Der Bindungsforscher und Kinder- und Jugendpsychiater Karl Heinz Brisch macht deutlich: »Klassischerweise werden eigene, unverarbeitete Erlebnisse der Eltern in der Interaktion mit dem Säugling wieder lebendig – geradezu wie Gespenster aus der Vergangenheit.«3
Waren Mutter und Vater in ihrem eigenen Lebensgefühl und in ihrer Identität verunsichert, konnten sie ihren Kindern wenig Orientierung geben. Die Kriegsenkel berichteten mir von relativ normalen Familienverhältnissen. Ihre Eltern waren [24]keine Unmenschen gewesen. Es wurde nur übereinstimmend gesagt: »Ich kann meine Eltern emotional nicht erreichen.«
Die Kriegsenkel melden sich zu Wort
Hier und da wird in den Medien über »Kinder der Kriegskinder« berichtet. Man weiß noch wenig. Man tastet sich vor. Auch in der Forschung wächst das Interesse am Thema; entsprechende Untersuchungsergebnisse werden nicht mehr lange auf sich warten lassen. Bei meinen Gesprächen mit Kriegsenkeln über sechs Jahre faszinierte mich, wie sich in ihren Darstellungen Familiengeschichte mit Zeitgeschichte verknüpfte – vor allem mit deutscher Nachkriegsgeschichte bis hin zur Gegenwart. Anfangs ging ich von einem Buchprojekt aus, in dem nicht mehr als zehn Menschen zu Wort kommen würden. Während meiner Arbeit am Manuskript zeigte sich aber, dass die von mir gewünschte Überschaubarkeit der Komplexität und der Vielfalt nicht gerecht geworden wäre, die ich bei meinen Begegnungen mit den Kindern der Kriegskinder vorgefunden habe.
Ich habe schließlich 18 Geschichten ausgewählt, die sich gegenseitig kommentieren und ergänzen. Sie machen deutlich: Den Kriegsenkel gibt es nicht, genauso wenig wie das Kriegskind. Gerade die Verschiedenartigkeit der Erfahrungen neben den unübersehbaren Übereinstimmungen verstärkt meiner Meinung nach die Glaubwürdigkeit der Aussagen. In vielen Fällen brachte die Spurensuche in der eigenen Familiengeschichte verblüffende Ergebnisse. Überwiegend werden Schwierigkeiten und Unverständnis zwischen den Generationen geschildert. Damit möchte ich nicht behaupten, die Beziehungen zwischen den Kriegskindern und den Kriegsenkeln seien grundsätzlich spannungsreich. Aber mit Sachbüchern verhält es sich genauso wie mit Romanen und Filmdrehbüchern: Es macht keinen Sinn, über gesunde Familien zu schreiben. Mein Anliegen ist es, auf [25]die Spätfolgen von NS-Zeit und Krieg in vielen deutschen Familien aufmerksam zu machen.
Aber was mache ich hier? Erfinde ich gerade ein gesellschaftliches Thema, das in Wahrheit nur wenige Einzelfälle betrifft? Richtig ist, ich kenne keine Prozentzahlen – sie wären aus der Luft gegriffen. Richtig ist aber auch: Es gab eine Zeit in Deutschland, die erst vor wenigen Jahren zu Ende ging, in der nicht einmal die Angehörigen der Kriegskinderjahrgänge – in etwa von 1930 bis 1945 – der Meinung waren, sie als Generation hätten ein besonderes Schicksal. Der Satz »Ich bin ein Kriegskind« fiel selten, und noch seltener sprach ihn jemand völlig unbefangen aus. Das wirklich Neue an der Thematik »Kriegskinder« sind nicht die Schrecken des Krieges. Es ist bekannt, dass Kinder, Alte und Kranke am stärksten unter kollektiver Gewalt leiden. Das Neue ist: Hier handelt es sich um eine große Gruppe von Menschen, die in der Kindheit verheerende Erfahrungen machte, aber über Jahrzehnte in der Mehrzahl eben nicht das Gefühl hatte, etwas besonders Schlimmes erlebt zu haben. Denn es fehlte ihnen der emotionale Zugang zu diesen Erfahrungen und damit auch der Zugang zu den wichtigsten Prägungen.
Die folgende Aussage stammt von einem 70-jährigen Mann, der bis vor 10 Jahren mit kaum zu steuernden Spannungen und Ängsten durchs Leben lief – ohne zu wissen, woher sie kamen. Er sagte: »Das Schlimme ist, dass man nicht weiß, dass man kriegstraumatisiert ist. Als Kind weiß man das nicht. Auch später hat niemand darüber geredet. So hört der innere Schrecken nie auf – und man beschimpft sich als Erwachsener auch noch dafür.«
Seit den 1970er Jahren, vor allem seit die amerikanische Fernsehserie »Holocaust« gesendet worden war, galt das Thema »Die Deutschen als Opfer« als kulturell nicht mehr erwünscht. In den Medien, an den Schulen, in der Forschung ging es fast ausschließlich um die Fakten und Hintergründe von Hitlerdeutschland, um die Opfer der NS-Verbrechen. Vor diesem [26]Paradigmenwechsel hatten die Deutschen sehr wohl unüberhörbar darüber geklagt, wie sehr sie im Krieg, in der Gefangenschaft, während der Nachkriegsarmut gelitten hatten.
Auf diese Weise ging auch die Umetikettierung der Täter zu vermeintlichen Opfern vor sich. Der Psychotherapeut Jürgen Müller-Hohagen, 1946 geboren, beschreibt, wie sich Väter und Mütter, die sich während der NS-Zeit schuldig gemacht hatten, eine überaus haltbare Loyalität von Seiten ihrer Kinder sicherten: »Es waren ja unsere geliebten Eltern, die uns so entgegentraten, die uns auf den Schoß nahmen und dann vom Krieg erzählten oder beim Zubettbringen oder beim Essen, beim Spielen, bei Familienfeiern …«4
Die Not und die totalen Verluste der Heimatvertriebenen waren im Westen des geteilten Landes ein unüberhörbares öffentliches Thema (im Osten dagegen überhaupt nicht). Doch es klagten diejenigen, die im Krieg bereits erwachsen gewesen waren – nicht aber deren Kinder. Ihnen wurde bedeutet: »Vergiss alles. Sei froh, dass du lebst. Schau nach vorn«. Daran hat sich die vergessene Generation gehalten. Den meisten Kriegskindern gelang es, vor allem auch durch unermüdliches Arbeiten, ihre Schreckenserinnerungen auf Abstand zu halten. Das bedeutete aber nicht zwangsläufig ein unbelastetes Seelenleben.
Erst seit wenigen Jahren ist »Kriegskinder« eine Generationsbezeichnung. Ihr Schicksal wurde im Jahr 2005 bei dem ersten großen Kriegskinderkongress in Frankfurt öffentliches Thema, und es wurde sichtbar: Natürlich haben frühe Begegnungen mit kollektiver Gewalt Folgen, auch wenn die Betroffenen im späteren Leben nicht spüren, wodurch sie untergründig gesteuert werden. Keine Frage, die Kriegserlebnisse sind sehr unterschiedlich gewesen, und unterschiedlich stark waren die [27]Folgen der frühen Verlust- und Gewalterfahrungen. Wie hoch mag der Anteil derer sein, die Schlimmes erlebten, und derer, die Glück gehabt hatten? Seit diesem Kongress haben sich die Experten weitgehend zu der Einschätzung durchgerungen, eine Hälfte habe eine normale Kindheit gehabt und die andere Hälfte nicht. Weiter heißt es: 25 Prozent erlebten kurzfristig oder einmalig ein Trauma, weitere 25 Prozent waren anhaltenden und mehrfachen traumatisierenden Erfahrungen ausgesetzt. Es wird vermutet, dass die letztere Gruppe unter Spätfolgen litt oder immer noch leidet. Von den Angehörigen der Jahrgänge 1930–1945 leben heute noch 16 Millionen Menschen.
Michael Ermann, der mit seiner Forschungsgruppe an der Universität München die Spätfolgen deutscher Kriegskindheiten untersuchte, geht davon aus, »dass der Weltkrieg und die NS-Zeit ihre Spuren wohl weniger in einer offensichtlichen Labilität, Einschränkung der Lebensbewältigung oder gar klinischen Symptomen hinterlassen haben, sondern dass sie sich eher als Leerstellen ins Identitätsgefühl« eingegraben haben.
Tatsächlich scheint das Erinnerungstabu in den Familien und in der Nachkriegsgesellschaft bei Kriegsende zu einer Identität beigetragen zu haben, die mit vielen unklaren Ahnungen und offenen Fragen verbunden ist: Ahnungen und Fragen über die familiären Biografien, aber auch über sich selbst. Denn solange sie – also die Kriegskinder – »alles mit sich selbst« ausgemacht haben, gab es weder die Erfahrung, vom anderen erkannt und begriffen zu sein, noch die einer tieferen Verbundenheit. Ohne Erinnerungsarbeit gibt es kein Gefühl der Kontinuität des eigenen Lebens – ohne diese gibt es keine positive Identität.5
Wenn also selbst die große Gruppe der Kriegskinder über viele Jahrzehnte völlig ahnungslos bezüglich ihren eigenen Prägungen und ihren Verunsicherungen war, wie sollten deren Kinder, [28]die Kriegsenkel, auf die Idee kommen, sie könnten ein kollektives, belastendes Erbe mit sich herumtragen?
Das unterscheidet meiner Ansicht nach die 1960er Jahrgänge von den zehn oder 15 Jahre früher Geborenen: Deren Eltern hatten die Kriegszeit überwiegend als Erwachsene erlebt; sie hatten ihre Kinder nicht mit Klagen verschont. Auch wenn man sich als Nachkriegsgeborener entsprechend überlastet fühlte und irgendwann nichts mehr davon hören wollte, so wurde doch zumindest gespeichert: Die Eltern hatten Schlimmes erlebt.
Die hier vorgestellten Biografien erzählen überwiegend von Menschen, die in den 1960er Jahren geboren wurden und denen es erst relativ spät in ihrem Leben gelungen ist, sich von ihren Eltern abzunabeln, und von solchen, die noch heute darum kämpfen, sich nicht von Mutter oder Vater steuern zu lassen. Diese Kriegsenkel haben alle geistigen Voraussetzungen, um ein erfolgreiches Leben zu führen, doch bei der Mehrzahl vermittelt sich der Eindruck: Sie sind emotional blockiert, sie stehen privat oder beruflich auf der Bremse.
In den meisten Familien hatten keine Dramen stattgefunden. Stattdessen war die Rede von »Nebel« und von »Unlebendigkeit«. Ein 45-jähriger Sohn bezeichnete das Klima in seinem Elternhaus als eine »stillstehende graue Sauce.« Darüber möglichst anschaulich zu schreiben, fiel mir weit schwerer als die Arbeit an meinem Buch über das Leid der Kriegskinder. Für das Drama lassen sich leichter Worte finden als über das Fehlen des Dramas. Meine Aufgabe bestand darin, etwas völlig Unspektakuläres darzustellen, etwas Unsichtbares – ein Vakuum.
Es gab noch eine zweite Schwierigkeit. Mir fiel auf, wie oft ich mich von der Hemmung der meisten meiner Gesprächspartner [29]anstecken ließ, Negatives auf Seiten ihrer Eltern klar zu benennen. Kriegsenkel sind in ihrer Mehrzahl geprägt von einer außergewöhnlichen Loyalität gegenüber Mutter und Vater, nicht selten eine Loyalität, der sie ihre eigene Weiterentwicklung und ihre Wünsche nach Unabhängigkeit unterordnen.
Bevor sich Kinder der Kriegskinder auf ein Gespräch für dieses Buch einließen, hatte ich ihnen folgende Zusicherungen gemacht: Erstens würde ich ihre Geschichte anonymisieren, zweitens könnten sie im Manuskript Änderungen vornehmen, und drittens könnten sie zu diesem Zeitpunkt immer noch ihre Geschichte zurückziehen. Genauso war ich vorher mit meinen Interviewpartnern aus der Kriegskinder-Generation verfahren. Hier gab es einige wenige Änderungen, völlig unproblematisch. Von niemandem hörte ich, er habe Schwierigkeiten, seine Geschichte zu autorisieren. Mein Eindruck war: Allen tat es gut, endlich in ihrem Leid und in ihrer Lebensleistung wahrgenommen worden zu sein. Auch in den Kriegskinder-Interviews waren harte Sätze über Elternverhalten gefallen – neben sehr viel Verständnis, wie schwer sie es in jenen Zeiten gehabt hätten. Aber dass die Kriegskinder sich durch ihre Aussagen in einen größeren oder gar unerträglichen Loyalitätskonflikt gebracht hätten, war auch dann nicht zu erkennen, wenn die Eltern noch lebten.
Auch bei den Kindern der Kriegskinder war unübersehbar, dass sie sich danach sehnten, endlich mit ihrem stillen Unglück, ihren Ängsten und ihren »inneren Landschaften mit Brandflecken«, wie es eine Frau formulierte, wahrgenommen zu werden. Aber als der Text schwarz auf weiß vor ihnen lag, zeigte sich ein Hindernis: In ihrem Fall hatten ja nicht die Kriegserlebnisse ihnen Schaden zugefügt, sondern ihre Eltern. Als erwachsene Kinder schlecht über Mutter oder Vater zu reden, kam ihnen vor wie Verrat, und zwar auch dann, wenn ein Elternteil schon tot war. Das Gefühl saß in den tiefsten Tiefen. Es war ein Reflex, den viele Kriegsenkel nur zu überwinden ver [30]mochten, indem sie in bewusster Anstrengung ihre Vernunft einsetzten.
Von klein auf hatten sie die Bedürftigkeit der Erwachsenen gespürt und versucht, es ihnen ›leicht‹ zu machen und sie zu trösten. Damit war das Fürsorge-Prinzip zwischen Eltern und ihren Kindern auf den Kopf gestellt worden. Wenn sie nun als Erwachsene ihre Eltern um jeden Preis schonen wollten, setzte sich diese ungesunde Fürsorge fort. Eine meiner Gesprächspartnerinnen kam aus der Loyalitätsfalle nicht mehr heraus und zog ihre Geschichte – »aus Respekt und Liebe zu meiner alternden Mutter« – zurück.
In meinem Fall war es Mitgefühl für die Kriegskinder gewesen, das mich vor fünf Jahren veranlasst hatte, über sie ein Buch zu veröffentlichen. Nun standen sie nicht mehr an erster Stelle. Dennoch musste ich mir während der Arbeit an dem vorliegenden Buch immer wieder klar machen: Nicht die Kriegskinder sind die Hauptpersonen, sondern die Kriegsenkel – die Erben der vergessenen Generation. Ich schreibe über Menschen, denen die eigenen Eltern unwillentlich Schaden zufügten, und – was die Folgen bis heute so schwer erträglich macht – deren Eltern keine eigene Beteiligung am Unglück ihres Kindes sehen, bzw. die überhaupt kein Unglück wahrnehmen.
Sie werden in diesem Buch nicht beschuldigt, denn als Traumatisierte konnten sie ihr Handeln nicht richtig einschätzen. Aber sie werden auch nicht geschont. Denn Schonung würde bedeuten, das Schweigen in die nächste Generation weiter zu tragen, wo es erneut Verwirrung und unerklärliche Symptome verursachen könnte.
Wir hören von Familiengeschichten mit deutlichen Parallelen zwischen den Generationen: Die durch den Krieg belasteten Kinder wurden mit ihrem Leid allein gelassen, und auch viele Kriegsenkel erfuhren, dass ihre Ängste und inneren Nöte von den Eltern nicht ernst genommen wurden. Der Altersforscher und Psychoanalytiker Hartmut Radebold sagt über die Beziehungen der Kriegskinder zu ihren Kindern: »Wahrscheinlich konnten diese Eltern nur wenig auf die psychischen Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen und erwarteten, dass diese angesichts der eigenen bedrückenden Biografie mit ihren so ›durchschnittlichen‹ Problemen und Konflikten in Kindheit und Pubertät selbständig zurechtkämen«.6
Bis auf wenige Ausnahmen waren über viele Jahrzehnte nicht einmal Psychoanalytiker und Psychotherapeuten in der Lage, sich mit ihrem eigenen frühen Leid als Kriegskinder auseinanderzusetzen. Zehn Jahre nach dem Mauerfall trug der Ostberliner Analytiker Christoph Seidler im Rahmen einer Konferenz mit gleichfalls ostdeutschen Kollegen seine Erfahrungen und Überlegungen zum Thema »Kindheit während des Krieges« vor. Er kam zu dem Schluss, die Kriegskinder könnten vielleicht erst jetzt – nach der Wende und dem Aussterben der Elterngeneration – ihr Recht auf die Trauer um ihre beschädigte Kindheit wahrnehmen. Der Analytiker wurde daraufhin mit heftigem Widerspruch attackiert. Es kam fast zum Eklat. Seidler griff das Ereignis im Jahr 2002 in einem Vortrag auf und erzählte, was nach der Konferenz geschah: »Ich war zunächst entmutigt, verwirrt und auch etwas beschämt. Bereits am nächsten Vormittag rief mich ein befreundeter Kollege an, der sehr heftig gegen meine Auffassung argumentiert hatte. Er entschuldigte sich, es sei so schmerzlich, alles wieder aufzureißen, wo doch endlich Gras über die Sache gewachsen sei. Der Kollege gehört zum Jahrgang 1940 und ist ein Flüchtlingskind aus Königsberg.« Seidler fügte noch hinzu, diese unsachlichen und dabei schmerzhaften Kontroversen bemerke er immer wieder, wenn dieses Thema berührt werde, sei es privat oder öffentlich.7
Umso mehr interessierte mich, was Christoph Seidler in einem [32]späteren Tagungsvortrag »Lange Schatten – Die Kinder der Kriegskinder kommen in die Psychoanalyse« über eine Patientin zu berichten wusste: Wera, 1963 geboren, war mit einem Mann verheiratet, der sie ständig betrog. Wera blieb bei ihm, der Kinder wegen, hatte aber mit ihm keine sexuelle Beziehung mehr. Der Höhepunkt der Demütigung war für sie erreicht, als die Familie in den Urlaub nach Ungarn fuhr: Da saß ihr Mann mit seiner Geliebten vorn, und sie, die Ehefrau, mit den Kindern hinten im Fond. Wera hatte mit 19 Jahren ihre Mutter, die an Krebs erkrankt war, verloren. Die Patientin sprach auch von einem dunklen Familiengeheimnis. Eine Tante hatte ihr gesagt, mit der Mutter der Mutter sei etwas ganz Schlimmes im Krieg passiert, vielleicht sogar mit der Mutter selbst. Was genau das Schlimme war, wollte die Tante nicht in Worte fassen, sondern meinte nur, das müsse Wera sich schon selber denken …
In seinen anschließenden Überlegungen folgert Christoph Seidler: »Es geht offenbar um die Vergewaltigungen der sowjetischen Soldaten bei Kriegsende – wohl das barbarischste, archaischste und demütigendste und schambetonteste aller Siegerrituale. Nach Kriegsende und insbesondere auf Grund der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft mussten diese Verbrechen aber total geleugnet werden. So arbeitete die Sowjet- und DDR-Nachkriegspropaganda den Schamgefühlen natürlich direkt in die Hand, so dass hier wohl die bestgehüteten Tabus lebens- und lustfeindlich implantiert wurden. Weras Verzicht auf Sexualität hat offenbar eine bedrückende und tabuisierte Vorgeschichte.«8
Angesichts der Komplexität von Familienidentitäten rechnete ich mir wenig Erfolg aus bei meiner Suche nach Ost-Kriegsenkeln, denen es gelungen war, die Fäden von NS- und Kriegsgeschichte und die der DDR zu entwirren und entsprechende Spuren im eigenen Familiensystem zu benennen. Ich führte ein halbes Dutzend Interviews, aber die Familiengeschichten, die [33]dabei auftauchten, trugen zur Klärung meiner Fragestellung wenig bei. Manchmal zeigte sich auch, dass ich zu wenig über die DDR-Hintergründe wusste und daher zu Fehleinschätzungen kam. Wie auch immer: Ich bewegte mich fast ausschließlich im Spekulativen und kam zu keinem Ergebnis, dass ich guten Gewissens als seriös hätte einstufen können.
Es gibt in Deutschland keine Familie, an der der Krieg und die NS-Zeit spurlos vorbeigegangen sind. Der größte Teil der Bevölkerung will das auf sich beruhen lassen. Man sagt: Wir wollen an die alten Familiengeschichten nicht mehr denken und was damals in Deutschland geschah, ist uns ja nun hinreichend bekannt. In der Schule mussten wir uns bis zum Überdruss damit befassen. Es fehlt nicht an Fakten.
Mag sein. Was aber sicher fehlt, ist ein Verständnis für die Auswirkungen dieser Vergangenheit. Was bedeutet diese Erbschaft für unsere persönliche Identität, für unsere Familienidentität und letztlich auch für unsere gesellschaftliche Identität? Was bedeutet es, in der Schule mit Leichenbergen in KZs konfrontiert worden zu sein, und wie lebte es sich mit der ständigen Bedrohung durch einen Atomkrieg? Auch in anderen Ländern wurde diese Angst empfunden, aber nirgendwo anders war sie so ausgeprägt und, wie wir heute noch besser wissen als damals, so berechtigt. Das ist der Hintergrund, der erklärt, warum ein Jugendbuch – »Die letzten Kinder von Schewenborn« von Gudrun Pausewang –, das im Detail einen Atomkrieg in Deutschland ausmalt, zum Bestseller werden konnte.
Die Schriftstellerin Tanja Dückers, 1968 geboren, spricht im Zusammenhang mit den Spätfolgen von NS-Zeit und Krieg von einem Nachbeben. Also nach dem Erdbeben das Nachbeben. Um es neben allen anderen Lebenserschütterungen zu [34]identifizieren, bedarf es einer geradezu seismografischen Wahrnehmung. Rein intellektuell lässt es sich erst recht nicht erfassen. Dennoch: Viele Nachgeborene werden etwas davon spüren, aber sie können es nicht einordnen. Das Erdbeben selbst haben sie ja nicht erlebt.
Vielleicht nehmen sie etwas anderes bei sich wahr: Sie haben das Gefühl, sie würden ihre Potenziale nicht ausschöpfen. Irgendetwas bremst sie. Die Kinder der Kriegskinder gehören der Altersgruppe an, die am stärksten an psychologischer Hilfe interessiert ist. Den Psychotherapeuten sind die in diesem Buch beschriebenen Schwierigkeiten und Symptome wohlbekannt, weshalb sie zunehmend die Eltern und Großeltern ihrer Patienten mit deren zeitgeschichtlichem Hintergrund in den Blick nehmen. Die Psychotherapeuten sagen: Auffällig bei den heute 40 bis 50-Jährigen ist eine diffuse Identität. Offenbar empfinden sich viele Menschen als unstimmig. Nicht alles lässt sich aus der eigenen Biografie erklären. Der Psychoanalytiker Hartmut Radebold stellt dazu fest: »Die von der 2. an die 3. Generation ›vererbte‹ psychische Erfahrungsgeschichte lässt sich zwar verleugnen, bagatellisieren und bewusst für nichtig erklären – auslöschen lassen sich die Spuren nicht. Die dritte Generation besaß und besitzt allerdings die Chance, sich ihrer eigenen Reaktionen bewusst zu werden, um sie zu reflektieren und gegebenenfalls verändern zu können.«9
Wenn Romanschriftsteller und Drehbuchautoren sich für die Schnittstelle zwischen Familienalbum und zeitgeschichtlichem Hintergrund interessieren, dann deshalb, weil sie einer Geschichte und der Hauptfigur mehr Tiefe geben möchten. Ich denke, hier befindet sich häufig auch der Schlüssel für einen neuen Zugang zu bislang ungeklärten Fragen der eigenen Identität.