19
»Nein«, sagte Hennea, »Ich spüre gar nichts. Was ist denn?«
»Der Schatten ist hier«, sagte Hinnum. »Ich erkenne die Magie meines Lehrlings.«
Tiers Hände an Seraphs Schultern wurden starr. »Hier? In Colossae?«
Hinnum nickte und warf Hennea einen Blick zu. »Ich kann gegen die Macht des Zerstörers nichts ausrichten, nicht bei einem Mann, der sie schon seit zweihundert Jahren besitzt. Ich kann dir nur Zeit zur Flucht verschaffen, Herrin, aber du musst weit und schnell laufen. Finde deine sechs Weisungen und vernichte dieses Ungeheuer, an dessen Schöpfung ich selbst beteiligt war.«
»Wir können nicht ohne Rinnie und die Jungen gehen«, erklärte Seraph entschieden.
Hinnum warf ihr einen Blick zu und blickte zur Stadt hin, wo sich eine Gruppe tief hängender Wolken bildete. »Er hat sie schon«, sagte er leise. »Ihr könnt nichts dagegen tun. Ein Falke und ein Kormoran haben keine Macht gegen ihn. Ebenso wenig wie zwei Raben, ein Barde und ein Adler. Selbst wenn eine von euch einmal eine Göttin war, selbst wenn ich euch so gut ich kann unterstütze. Ich sage euch, ich habe schon öfter gesehen, wie mächtig ein Schatten werden kann. Wäre der namenlose König nicht verrückt gewesen, hätten der Rote Ernave und Kerine ihn niemals umbringen können. Und dieser Schatten ist nicht der namenlose König. Ich werde mein Bestes tun, um ihn aufzuhalten, aber ihr müsst fliehen.«
Seraph schloss die Hand um den Tigeraugenring. »Wir brauchen eine Lerche«, sagte sie. »Ich habe hier eine. Meine Tochter oder auch jede andere Reisende, der diese Weisung einmal gehörte, hätte ihr Leben gegeben, um den Schatten zu vernichten. Wenn ihr meinen Kindern helfen wollt, sollten wir das jetzt tun.«
 
Phoran stand in hilflosem, hoffnungslosem Zorn wie eine Statue da. Er hatte Seraph versprochen, dass ihrer Tochter nichts geschehen würde! Als Kaiser sollte er seine Versprechen halten - aber Willons Bann hielt ihn davon ab.
Willon war ein Illusionist. Was hatte er gesagt? Tier konnte seine Illusionen durchschauen. Meinte er damit, dass sein Bann Tier nicht hätte halten können? War dieser Bann also ebenfalls eine Illusion?
Phoran war an einem Hof voller Magier aufgewachsen. Die Illusionen, die er gesehen hatte, waren bestenfalls geringere Magie, schlimmstenfalls einfach nur Taschenspielertricks gewesen. Jeder wusste, dass Unglaube eine Illusion brechen konnte - einer der Gründe, wieso man Illusionisten für zweitrangige Magier hielt.
Phoran versuchte sich selbst davon zu überzeugen, dass der Bann nur eine Illusion war, etwas, was er brechen konnte. Selbstverständlich kann ich mich bewegen - das habe ich mein Leben lang getan. Wie könnte ein Magier mich mit einem einzigen Wort aufhalten?
Das Problem mit dem Unglauben bestand darin, dass Willon ihn tatsächlich mit einem einzigen Wort hatte aufhalten können - es war schwer, etwas nicht zu glauben, wenn es so eindeutig geschehen war. Was für eine Geschichte, die er einmal seinen Kindern erzählen konnte, deren künftige Existenz er nun allerdings ernsthaft bezweifelte … Wie ein Zauberer bürgerlicher Herkunft den Kaiser mit einem einzigen Wort besiegte, weil der Kaiser so willensschwach war, es zu erlauben.
Phoran wurde wütend, und das gefiel ihm. Er war Kaiser, und kein Zauberer hatte das Recht, ihm seinen Willen aufzuzwingen. Er schob beiseite, dass ihm erst vor Kurzem klar geworden war, wie wenig ein Bauer und ein Kaiser sich unterschieden. Er war kein Barde. Hier ging es nicht um Wahrheit, sondern um einen Händler-Illusionisten von bürgerlicher Herkunft, der sich einbildete, das Recht zu haben, einem Kaiser Befehle zu erteilen.
Niemand erteilte ihm Befehle. Hatte er nicht eigenhändig dreizehn Septs hingerichtet, die geglaubt hatten, mehr Macht zu haben als der Kaiser?
Phoran schloss die Augen und klammerte sich an die tiefste Überzeugung, die der Säufer, der er einmal gewesen war, gehabt hatte. Ein Kaiser war jedem Zauberer überlegen. Er war Kaiser Phoran der Siebenundzwanzigste. Niemand, niemand erteilte ihm Befehle!
Er trat vor und wusste mit vollkommener Sicherheit, dass sein rechter Fuß sich heben und sein Gewicht sich verlagern würde. Er stolperte und öffnete die Augen. Er hatte es geschafft.
Er rollte Rufort herum, aber der Gardist war schlaff. Seine Augen standen offen und waren mit Blut überzogen. Phoran schloss Ruforts Augen.
»Ruhe wohl, mein Freund«, sagte er und ging zu Ielians anderen Opfern.
Aus Kissels Brust ragte der blutige Griff eines Messers.
Phoran zog rasch seine eigene Waffe. »Keine Sorge«, sagte er, als Kissel die Augen aufriss. »Ich will dich nicht von deinem Elend erlösen. Ich will nur Verbandsmaterial zurechtschneiden, bevor ich dieses Messer herausziehe.«
Er zog sein eigenes Hemd aus und schnitt es in Streifen. Die Mode verlangte in diesem Jahr weite Ärmel, und er dankte seinem Schneider, als er die Ärmel zu einer Kompresse faltete. Ein rascher Blick auf Kissels Rücken zeigte ihm, dass es dort kein Blut gab. Das Messer war nicht ganz hindurchgegangen, also musste sich Phoran nur um eine einzige Wunde kümmern. Er versuchte, nicht an irgendwelche inneren Verletzungen zu denken, während er Streifen seines Hemds zusammenknotete, bis der Verband lang genug war. Dann schnitt er Kissels Hemd auf, um einen besseren Blick auf die Wunde werfen zu können.
Halte die Blutung auf, sagte er sich. Um den Rest würden sich die anderen kümmern müssen.
»Ich ziehe das Messer jetzt heraus«, sagte er zu Kissel. »Mach dich bereit.«
Er stellte sich hinter Kissel, als er das Messer herauszog, sodass der Gardist gegen ihn fallen würde, wenn er aus dem Gleichgewicht geriet. Er zog so schnell er konnte und zuckte bei dem Geräusch von Stahl an Knochen zusammen. Als Ielians Messer draußen war, ließ er es auf den Boden fallen und drückte die Kompresse aus Hemdsärmeln so fest wie möglich gegen die Wunde, dann verband er Kissels Brust mit dem Tuchstreifen.
Als er den Verband so fest geschlossen hatte, wie er konnte, zog er Kissel gegen sich. Kissel war kein Leichtgewicht, aber obwohl er mehr wog als Phoran, konnte der junge Kaiser ihn auf den Boden legen, ohne ihn noch mehr zu verletzen.
Sobald er sich um Kissel gekümmert hatte, ging er zu Gura. Der große schwarze Hund atmete immer noch, aber er hatte die Augen geschlossen, und es gab zu viel Blut auf den Pflastersteinen.
»Ich muss zu Rinnie«, sagte er zu Gura, dann zögerte er und ging mit dem Messer zu Toarsen. »Ich brauche dein Hemd.«
Er brauchte lange, um den Hund zu verbinden, aber zumindest wusste er danach, dass er getan hatte, was er konnte.
»Folgt mir nicht«, sagte er. »Ich verlange euren Gehorsam als Kaiser. Wenn dieser Bann nachlässt, lauft zu Tier und Seraph und sagt ihnen, was passiert ist. Wenn ich kann, werde ich Rinnie holen. Aber selbst, wenn ich das nicht schaffen sollte, bezweifle ich, dass Willon sie umbringen wird - nicht, wenn er will, dass Seraph etwas für ihn tut.«
Er setzte dazu an, Rinnie zu folgen, dann blieb er noch einmal stehen und drehte sich um. Er konnte nicht gehen, ohne ihnen zu sagen, was er herausgefunden hatte.
»Der Bann ist eine Illusion«, berichtete er. »Sobald ihr glaubt, wirklich glaubt, dass ihr euch bewegen könnt, seid ihr in der Lage, den Bann zu brechen.«
Bei den letzten Worten ging er bereits rückwärts. Als er geendet hatte, drehte er sich um und rannte los.
Phoran war nicht Lehr, aber das brauchte er auch nicht zu sein. Er konnte den Turm sehen, von dem Willon gesprochen hatte, er erhob sich oben auf den Klippen über ihnen. Ielian war in Ruforts oder Guras Blut getreten, und obwohl die Blutspur nur für drei oder vier Schritte zu sehen war, gab sie Phoran die Richtung an. Er eilte in die Gasse, denn offenbar war Ielian dort entlanggegangen.
Die Gasse war schmal - nur gerade breit genug für zwei Männer nebeneinander -, und sie endete am Fuß der Klippe, wo eine steile Treppe im Zickzack in den Stein gemeißelt worden war. Phoran schirmte die Augen ab und sah, wie eine kleine Gestalt diese Treppe hinaufkletterte. Sie hatte das obere Ende schon beinahe erreicht.
Phoran zog das Schwert und machte sich an den Aufstieg. Die Treppe hatte kein Geländer und war noch schmaler als die Gasse. Als er die dritte Treppenflucht hinter sich hatte, war er hoch genug, dass jeder Fehltritt tödlich gewesen wäre. Er richtete den Blick auf die Stufen vor sich und versuchte, nicht nach unten zu schauen.
Die letzten drei Monate hatten einen großen Teil des Fetts von seinem Körper geschmolzen, aber selbst in Bestform würde Phoran nie ein guter Läufer sein. Er war eher gebaut wie Kissel, gut für Dinge, die Kraft erforderten und keine sonderliche Ausdauer. Aber da Rinnies Leben auf dem Spiel stand, kletterte er so schnell er konnte. Bald wurde ihm schwindlig, und er musste langsamer werden, weil ihm das Atmen immer schwerer fiel. Mit schmerzenden Beinen und Seitenstechen und immer noch aufs Klettern konzentriert, hätte er das Memento vielleicht nicht einmal bemerkt, wenn es ihn nicht am Arm gepackt und festgehalten hätte.
Die Hand des Wesens berührte Phorans Mund, als er etwas sagen wollte. Die Kälte dieses Kontakts bewirkte, dass Phoran schaudernd den Kopf zurückriss. Aber als er Schritte über sich hörte, wusste er, was das Memento ihm sagen wollte. Jemand kam die Treppe hinunter.
Phoran wartete und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Das Memento verschwand, sobald er stehen blieb.
Ielians Kleidung war blutig, sein Hosenbein am Oberschenkel gerissen, wo Gura ihn gebissen hatte, aber sein Lächeln wirkte echt. »Mein Kaiser«, sagte er, »Ihr hättet Euch nicht die Mühe machen müssen herzukommen. Der Meister hat mich geschickt, um Euch alle zu befreien.« Er hob die Hand, um zu zeigen, dass er ein Amulett darin hielt - mit der anderen hatte er sein Schwert gepackt. »Das hier wird den Bann brechen. Ich gebe es Euch. Dann könnt Ihr die anderen selbst befreien.«
Phoran sagte kein Wort. Ihre Positionen auf der Treppe gaben Ielian einen Vorteil. Phoran wusste vom morgendlichen Training mit der Kaisergarde, dass Ielian auch der bessere Schwertkämpfer war. Aber noch während er sich über all diese Tatsachen klar wurde, schob er seine Bedenken beiseite.
Er hatte nicht vor, das Amulett zu nehmen und einfach zu den anderen zurückzukehren. Selbst wenn Ielian die Wahrheit sagte, waren die anderen erwachsene Männer, und wahrscheinlich würde ihnen nichts zustoßen. Er hatte sein Wort gegeben, Rinnie zu beschützen.
Das Memento erschien ein paar Stufen hinter Ielian.
»Nein«, sagte Phoran und sprang zu. »Er gehört mir.«
Er nahm nicht das Schwert, wie Ielian angenommen hatte. Er duckte sich einfach unter der Klinge seines Gegners hindurch, rammte die Schulter gegen Ielians Knie und stieß den leichteren Mann zur offenen Seite der Treppe. Ielian fiel schreiend von der Klippe.
»Der Schatten ist oben«, sagte das Memento, das sich nun direkt hinter ihm befand. »Aber ich kann ihn nicht töten; er hat zu viel Macht.«
Phoran warf ihm einen Seitenblick zu. »Wozu bist du gut, wenn du das nicht kannst?«
»Als das letzte Mal jemand einen Schatten tötete, tat er das mit einer Armee in seinem Rücken, einem Raben an der Seite und geführt von der Macht eines toten Zauberers«, antwortete das Memento. »Es wird mehr als einen Geist und einen Kaiser brauchen, um den Schatten zu töten. Mehr als uns alle zusammen.«
»Wirklich ermutigend«, sagte Phoran trocken. »Zufällig bin ich der gleichen Meinung.« Er hatte gehofft, Ielian einholen zu können, bevor er Rinnie ablieferte, doch er hatte zu lange gebraucht, um Willons Bann zu brechen. »Aber vielleicht, nur vielleicht, können wir ihn lange genug ablenken, um Rinnie Gelegenheit zur Flucht zu geben.«
Endlich erreichten sie den oberen Rand der Klippe. Der Wachturm befand sich weiter von diesem Rand entfernt, als es von unten ausgesehen hatte. Stufen wanden sich um die Außenseite des Turms, aber sie waren breiter als die in der Klippe. Phoran gefiel noch besser, dass sie zu beiden Seiten ein Geländer hatten. Die Turmspitze war halb geschlossen, die untere, offene Hälfte war dem Klippenrand zugewandt und gab einem Wachtposten einen guten Blick auf die untere Ebene von Colossae und den größten Teil des Tals.
»Er ist da oben«, sagte Phoran.
»Ja«, stimmte das Memento zu. »Er ist dort.«
»Ich nehme an, du kannst Tier keine Botschaft bringen«, stellte Phoran fest und war nicht überrascht, die nächste Äußerung des Mementos zu hören.
»Nein, das lässt meine Bestimmung nicht zu. Ich existiere nur, um jene zu vernichten, die mich getötet haben.«
»Du hast mich vor Attentätern gerettet«, sagte Phoran. Er konnte jetzt wieder ein wenig besser atmen.
»Du bist meine Verbindung zum Leben, und ohne dich würde ich aufhören zu existieren, auch wenn meine Rache unerfüllt bliebe.«
»Tier und die Raben hierherzubringen, könnte mir das Leben retten«, meinte Phoran.
»Nicht direkt«, antwortete das Memento. »Wenn ich so etwas wie Bedauern empfinden könnte, würde ich das jetzt tun. Aber ich werde mitkommen und dich retten, wenn es irgendwie möglich ist, das zu tun.«
»Besser als nichts«, stellte Phoran fest. Er legte die Hand aufs Geländer der Treppe, die sich um den Turm wand. »Gehen wir.«
Der Turm war beinahe sechzig Fuß hoch, und als Phoran die Hälfte der Treppe hinter sich hatte, wurde er langsamer. Er wollte ausgeruht sein, wenn er oben ankam. Das Memento war ihm nicht gefolgt, aber er ging davon aus, dass es sein Wort halten und ihm eine andere Waffe gegen den Schatten liefern würde.
Nahe dem Ende der Treppe wurde der junge Kaiser noch langsamer und packte sein Schwert fester. Nicht, dass er erwartete, ein Schwert würde ihm viel gegen einen Zauberer helfen, der ihn mit einem Wort erstarren lassen konnte, aber es fühlte sich tröstlich in seiner Hand an.
Er blieb stehen, bevor der Wachraum in Sicht kam, duckte sich und lauschte. Von dort, wo er stand, konnte Phoran von der Stadt bis zu dem Fluss sehen, den sie überquert hatten, um das Tal von Colossae zu betreten.
»Trink einen Schluck Tee, Kind, dann wird es dir besser gehen.«
»Nein danke«, erwiderte Rinnie höflich, aber sehr entschlossen.
Willon lachte. Phoran schloss die Augen gegen dieses Lachen, denn es erinnerte ihn daran, wie sehr er den alten Mann gemocht hatte, der zwei- oder dreimal im Jahr nach Taela gekommen war, um Meister Emtarig zu besuchen, und immer eine exotische Süßigkeit für einen einsamen kleinen Kaiser dabeigehabt hatte. Es war Willon gewesen, der Phoran die Beisetzung seines Onkels erträglich gemacht hatte. Er hatte ihn bei der Hand genommen und hatte leise gesagt: »Dein Onkel hatte dich gern, Junge, auch wenn er nicht der Mann war, der so etwas ausgesprochen hätte. Er glaubte daran, dass du einmal ein hervorragender Kaiser sein wirst.«
Und dabei waren es Willons Machenschaften gewesen, die zum Tod von Phorans Onkel geführt hatten - und dem von Phorans Vater, einem Mann, an den der Kaiser nur vage Erinnerungen besaß, wie an den Geruch nach Pferd und frischer Luft und an starke Arme, die ihn auf eine Schulter setzten. Es gab ein Porträt von Phorans Vater in der Galerie des Palasts, aber das Bild zeigte ihm einen Fremden mit Phorans Nase und seinem feinen, mittelbraunen Haar.
»Mein Vater wird Euch umbringen«, sagte Rinnie. Das war nicht gerade das Klügste, was sie hätte sagen können, dachte der Kaiser.
»Das hast du schon öfter gesagt, und es wird lästig. Tatsächlich ist Tier ein Barde. Ein guter Barde. Ich habe im Lauf der Jahre viele singen gehört, und keiner war so gut wie dein Vater.« Willon senkte die Stimme zu einem grausamen Flüstern. »Aber ein Barde kann es nicht mit mir aufnehmen. Er kann mich nicht zu Tode singen, Rinnie. Er kann mich nicht anrühren. Und solange ich dich habe, kann auch deine Mutter nichts tun, ebenso wenig wie der andere Rabe.«
»Die Leute machen sich immer Gedanken wegen meiner Mutter«, sagte Rinnie und klang erheblich erwachsener, als es ein Kind in ihrem Alter sein sollte. »Und das sollten sie auch. Aber Mutter sagt, sie unterschätzen dabei meinen Vater. Sie sehen den Sänger, den fröhlichen, ausgeglichenen Mann, und sie erkennen nicht, dass all das etwas anderes verbirgt. Als meine Mutter noch jung war, starb ihr gesamter Clan bis auf sie und ihren Bruder. Dann starb auch ihr Bruder. Sie sagte, nach all diesen Erlebnissen lag die einzige Sicherheit, die sie finden konnte, in den Armen meines Vaters. Ihr solltet nie vergessen, dass der Rabe zu meinem Vater floh, um in Sicherheit zu sein.«
Der Wind war stärker geworden, bemerkte Phoran, als er ihm kalt und heftig in den Nacken blies.
»Ich werde daran denken«, sagte Willon, aber er klang geringschätzig. »Ich war damals in Redern, und ich erinnere mich an eine Frau, die kaum mehr als ein Kind war, das einen erwachsenen Mann suchte, der sich um es kümmerte. Ein Barde ist jemand, der sich gut erinnern kann. Seine Aufgabe im Clan besteht darin, die Geheimnisse zu wahren und die Reisenden daran zu erinnern, was sie einmal waren. Tier ist ein Barde.«
»Mein Vater ist ein Barde«, stimmte Rinnie leise zu. »Aber er ist nicht nur das.«
Dann ertönte ein Klatschen von Haut auf Haut, das Phoran veranlasste, sich wieder zu bewegen.
»Hör auf, mit mir zu spielen, Kind«, sagte Willon. »Setz dich hin und schweig.«
Phoran bewegte sich, so schnell er konnte, und er wurde mit dem Anblick von Willons Rücken keine zwei Schritte von ihm entfernt belohnt. Rinnie saß auf dem Boden, und ihr Gesicht verfärbte sich bereits von Ielians Schlägen. Blut tropfte von ihrer Lippe, und der Riss an ihrer Unterlippe sah für Phorans in Kneipenschlägereien geschulte Augen frisch aus.
Aber Willon drehte sich um, bevor der Kaiser angreifen konnte, und er lächelte. »Ich wunderte mich schon, wann Ihr hier eintreffen würdet. Sagt mir, wo ist mein Ielian?«
Wenn eine Lüge ihnen hätte helfen können, hätte Phoran gelogen. »Tot«, sagte er.
Willons Gesicht wurde ausdruckslos. »Schade. Er war mir nützlich.«
»Wie habt Ihr ihn vor Jes und Lehr verbergen können?«, fragte Phoran. »Sie können es spüren, wenn jemand vom Schatten besudelt wurde.« Lass ihn reden, dachte er. Gib Rinnie Zeit, ihr Unwetter weiter aufzubauen. Nach einem ersten nervösen Blick sah er Rinnie nicht mehr an. Er wollte, dass Willon sich auf ihn konzentrierte.
»Er war nicht besudelt«, sagte Willon. »Ich brauchte nichts zu tun, um ihn zu einem der Meinen zu machen. Er gehörte zu jenen Leuten, die von der Macht des Pirschgängers angezogen werden, von der Macht der Zerstörung. Ich habe noch andere Helfer, aber er war ein vielversprechender Junge und verdiente die Belohnungen, die ich ihm jetzt nicht mehr geben kann.«
Phoran schnaubte und ging auf die offene Hälfte des Turms zu, um über die oberschenkelhohe Mauer hinwegzusehen, die als Einziges zwischen ihm und dem Fuß des Steilhangs stand. »Er war kein angemessener Diener für einen Mann wie mich oder auch nur für einen, wie Ihr es seid. Er befolgte seine Befehle nicht - er hat den Hund und Rufort getötet. Wenn er das nicht getan hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht imstande gewesen, Eure Illusion zu brechen.«
»Tod dient dem Pirschgänger immer«, sagte Willon und folgte Phorans Bewegungen. »Ielian war vielleicht ein wenig übereifrig, aber loyal.«
Phoran verzog den Mund. »Es machte ihm Spaß zu töten. Das war alles. Er diente Euch, weil Ihr ihm Gelegenheit zum Töten gabt. Aber wenn er die Möglichkeit gehabt hätte, hätte er Euch ebenfalls umgebracht.«
Es war ihm gelungen, Willon zu veranlassen, dass er sich umdrehte, sodass der Schatten sich nicht mehr zwischen Rinnie und der Treppe befand.
»Aber es ist so viel interessanter, mit Tigern zu arbeiten als mit Schafen, findet Ihr nicht auch, Phoran?«
»Ihr seid ein Bauer«, erwiderte Phoran kühl und ging weiter von der Treppe weg, als hätte er überhaupt keine Angst vor Willon. »Wir haben Euch nicht erlaubt, Uns auf so vertrauliche Weise anzureden. Ihr seid ein Bauer und ein billiger Illusionist - Euer Bann hat nicht einmal Uns halten können -, der über keinerlei echte Magie verfügt. Der namenlose König regierte die Welt, Willon. Es brauchte die gesamte Menschheit und den Tod eines großen Magiers und eines großen Kriegers, um ihn zu besiegen. Er war ein König. Ihr hattet doppelt so viel Zeit wie er, und was beherrscht Ihr? Einen verrückten Jungen, der tot am Fuß dieser Klippe liegt. Eine Geheimgesellschaft von Idioten, die nur sich selbst dienten und Opfer eines Barden wurden, der ihr Gefangener war.« Und als Phoran sah, wie Zorn auf den Zügen des Schattens aufleuchtete, fügte er im gleichen Tonfall hinzu: »Lauf, Rinnie.« Dann fuhr er fort. »Wo sind denn die schrecklichen Ungeheuer, die dem namenlosen König dienten? Ihr seid ein Versager, ein Kleinkrämer, der kaum über wirkliche Macht verfügt.«
»Und Ihr seid der Kaiser von gar nichts, Phoran. Ihr seid nichts als ein Säufer, der sich einbildet, er solle ein Herrscher sein. Ihr habt keine Macht, denn ansonsten wäret Ihr nicht hier.« Er bewegte drohend die Hände.
Phoran hörte Rinnies Schritte nicht, und er konnte sich nicht leisten, Willon aus den Augen zu lassen, um festzustellen, ob sie die kleine Ablenkung, die er geschaffen hatte, bereits ausnutzte.
»Ich glaube, ich bin Eurer müde, Kaiser«, fuhr der Schatten fort. »Sterbt.«
Als er das letzte Wort aussprach, stellte Phoran fest, dass er nicht mehr atmen konnte.
»Nein!«, rief Rinnie. »Hört auf!«
Eine Windbö kam aus dem Nichts und schleuderte den Schatten zu Boden - und Phoran konnte wieder atmen.
Er rannte los, packte Rinnie und schob sie auf die Treppe zu. »Lauf!«, rief er und kehrte zu dem abgelenkten Zauberer zurück.
Wenn er nicht versucht hätte, Rinnie auf die Sicherheit zuzuschieben, hätte er es vielleicht geschafft, aber er hatte gerade erst die Hälfte der Entfernung zum Schatten zurückgelegt, als der Zauberer auch schon wieder aufstand, eine Geste zu ihm hin machte und etwas sagte, das finster und hässlich klang
Etwas traf Phoran mit der Wucht eines zutretenden Schlachtrosses vor die Brust. Er taumelte rückwärts und stieß an die halbhohe Mauer. Wenn der Bann, den der Zauberer nach ihm geschleudert hatte, an Kraft nachgelassen hätte, hätte Phoran sich halten können, aber er schob ihn immer weiter, bis er über die Mauer fiel.
»Wir können nicht zu Fuß gehen«, sagte Tier zu Hinnum und war überrascht, wie ruhig er sich anhörte. Er stieß einen zweitönigen Pfiff aus, mit dem er die Kinder immer zu den Mahlzeiten oder zur Arbeit rief. Jes würde antworten, selbst wenn er schlief.
»Ihr könnt nicht siegen«, sagte Hinnum. »Dieser Ring ist keine wirkliche Lerche, ob er nun die Weisung eurer Tochter enthält oder nicht.«
»Dennoch«, erwiderte Tier und griff nach Schwert und Laute - ein Barde sollte hin und wieder eine Laute dabei haben. »Meine Kinder brauchen mich.«
»Ihr seid die einzige Hoffnung der Welt«, sagte Hinnum. »Ihr könnt nicht die Welt für eure Kinder opfern.« Er hielt inne. »Ich hatte Enkel, die mit Colossae starben.«
Seraph steckte sich den Tigeraugenring an den Finger. »Manchmal ist ein Opfer notwendig«, sagte sie. »Manchmal. Aber nicht von allen wird verlangt, das gleiche Opfer zu bringen. Hinnum, der Tod von Colossae war die einzige Möglichkeit, die Welt zu retten. Ohne den Tod deiner Kinder wären alle gestorben. Der Tod meiner Kinder würde nur helfen, ein wenig Zeit zu schinden.« Sie drehte sich zu der Stelle um, wo sich die Sturmwolken auflösten. »Du und Hennea, ihr glaubt, die einzige Möglichkeit, den Schatten zu besiegen, liege in den Namen der Alten Götter - aber die haben wir nicht.«
Man sah ihr die Anstrengung des Vortags an. Ihre Wangen waren hohl, als hätte sie seit Monaten nicht genug gegessen, sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, und ihre Zöpfe waren unordentlich geflochten. Tier fand sie wunderschön.
»Die Versuchung bei Kämpfen«, sagte er zu Hinnum, »besteht darin, die erfolgreichen Taktiken des Feindes zu übernehmen.« Er öffnete das Tor der Koppel, holte Scheck heraus und begann ihn zu satteln. »Willon hat sich uns in der Nacht, als wir den Pfad in Taela zerstörten, nicht stellen können, sondern er floh und wählte damit einen Zeitpunkt und einen Ort, die ihm besser passten. Mir kommt es so vor, als sei es ihm sehr wichtig gewesen, sich all diese Jahre zu verstecken - vielleicht ist er deshalb geflohen. Ich weiß es nicht. Wenn wir seiner Taktik folgen, sollten wir unsere Soldaten im Feld zurücklassen und fliehen, bis wir bereiter für ihn sind.«
»Ja«, bestätigte Hinnum.
Seraph und Hennea ließen die beiden reden, während sie ihre eigenen Pferde sattelten.
Tier schüttelte den Kopf, als er Schecks Gurt fester schnallte. »So können wir nicht siegen, Hinnum. Man kann nicht siegen, wenn man sich auf die Stärken des Feinds einlässt. Willon wird nicht älter, er kann es sich leisten zu warten. Du sagst mir, dass er jetzt hier ist. Wenn wir fliehen, um uns vorzubereiten, damit unser Sieg sicherer wird, werden wir ihn niemals wiederfinden. Er hat seit Jahren versteckt, was er ist, also werden fünfzig Jahre mehr für ihn keinen Unterschied machen.« Er holte tief Luft. »Vielleicht ist es uns nicht bestimmt, ihn zu vernichten. Vielleicht ist diese Gelegenheit gestorben, als Willon Mehalla tötete. Vielleicht wurde sie heute früh zerstört, als wir Lehr, Rinnie und die anderen gehen ließen, um uns die Namen zu bringen. Aber wir werden unsere Leute nicht um eines möglichen Sieges über den Schatten willen zurücklassen. Du hast deine Kinder für die Welt geopfert. Ich mag willig sein, dasselbe zu tun - aber nicht bloß für eine Gelegenheit, die Welt zu retten.«
Jes kam. »Papa?« Er erstarrte, als er Seraph sah, und der Hüter fragte: »Was ist los?«
»Willon ist hier«, sagte Tier. »Es sieht so aus, als hätte er Lehr und die anderen.«
Der Hüter holte tief Luft. »Ich werde sie finden.«
»Nein«, widersprach Hinnum. »Wenn du ihnen allein entgegentrittst, bist du verloren.«
»Geh«, sagte Tier, obwohl er genau wusste, dass er seinen Sohn damit vielleicht in den Tod schickte. »Wir kommen so schnell wir können nach. Wir gehen direkt zum Tempel der Eule.«
Der Hüter nahm Wolfsgestalt an, schüttelte sich einmal, als wolle er ein Gefühl für diese Form entwickeln, und dann rannte er davon.
Hinnum riss hilflos die Hände hoch. »Ihr werdet dem Schatten ein Kind nach dem anderen geben.«
»Nein«, sagte Seraph. Der Zorn, den sie empfand, war so gewaltig, dass ihre Stimme zitterte. »Jes ist beinahe immun gegen Magie. Er wird uns die Zeit verschaffen, die wir brauchen, um zu ihm zu gelangen.«
»Ich bin so weit«, sagte Hennea und schwang sich aufs Pferd.
»Wartet«, sagte Hinnum. Er starrte seine Füße an, dann kniete er vor Hennea nieder. »Ich habe dich einmal im Stich gelassen, Herrin, ich werde es nicht noch einmal tun. Wie der Hüter werde ich den Schatten aufhalten, bis du kommst, oder bei dem Versuch sterben. Ich halte all das für dumm. Ich kann nicht glauben, dass es funktionieren wird. Aber ich werde gehen.«
»Du hast mich nie im Stich gelassen«, sagte Hennea liebevoll. »Nicht ein einziges Mal.«
Hinnum stand wieder auf, und dann veränderte er wie Jes die Gestalt. Eine Elster mit schwarzen Flügeln und Augen trat an die Stelle des Jungenkörpers und flog auf.
»Zauberer können ihre Gestalt nicht wechseln«, sagte Tier. »Nicht einmal Raben.«
»Hinnum kann es«, sagte Hennea. »Hinnum kann viele Dinge tun, die andere Zauberer sich nicht einmal träumen ließen.«
Rinnie sah entsetzt, wie Phoran vom Turm fiel. Sie war so froh gewesen, als er auftauchte, obwohl sie gewusst hatte, dass er sie wirklich nicht vor dem Schatten retten konnte.
Etwas Kaltes packte sie an der Schulter und zog sie auf die Beine. »Flieg, Kormoran«, zischte das Memento ihr ins Ohr. »Flieg!«
Und es warf sie vom Turm, während der Schatten wütend hinter ihr herschrie.
Der Wind, der sie getröstet hatte, seit Ielian sie auf den Boden des Turms geschleudert hatte, zupfte an ihren Händen und Füßen.
Vertrau mir, sagte er, und dann, genau wie Phorans Memento: Flieg, Kormoran, flieg!
Und sie flog.
»Hilf Phoran!«, befahl sie dem Wind und flog schneller am Turm und die Klippe hinab, beinahe im Sturz, damit sie Phoran nicht aus den Augen verlor. Sie landete mit zu viel Schwung und stolperte dann bei dem Versuch, das Gleichgewicht zu wahren.
Dann lag sie keine zehn Schritt von Phoran entfernt auf den Knien. Sie versuchte nicht einmal aufzustehen, sondern kroch einfach zu ihm.
Es gibt kein Blut, dachte sie, es hätte doch sicher Blut gegeben, wenn der Wind nicht schnell genug gehorcht hätte. Wenn er tot war, sollte es Blut geben. Aber wenn er nicht tot war, sollte er doch atmen, oder?
»Phoran?«, sagte sie.
Er riss die Augen zu einer beinahe komisch überraschten Miene auf. Er schien immer noch nicht zu atmen, setzte sich aber hin. Seine Augen tränten, und nun holte er vorsichtig Luft - und Rinnie sackte erleichtert in sich zusammen. Sie erkannte die Anzeichen, denn sie war ein- oder zweimal von den Dachbalken der Scheune gefallen.
»Es hat Euch nur die Luft aus der Lunge gedrückt«, sagte sie. »Das wird schon wieder.«
»Der Schatten kommt«, zischte das Memento irgendwo direkt hinter ihr.
Phoran, der immer noch nicht richtig atmen konnte, stand auf. Rinnie packte fest seine Hand, als sie sah, was direkt hinter ihm lag.
Ielian würde so schnell niemandem mehr wehtun.
Sie wandte sich ab und wollte davonlaufen, aber Phoran hielt sie fest. »Warte. Er hat ein Amulett - nein, schau nicht hin.«
Er ließ sie kurz los und kehrte kopfschüttelnd zurück. »Sinnlos«, sagte er, nahm ihre Hand erneut und eilte mit ihr davon.
»Wonach habt Ihr gesucht?«, fragte Rinnie.
»Ein Amulett, das den Bann des Schattens angeblich aufhebt.«
»Wie habt Ihr Euch denn befreien können?«
Er lächelte sie an, obwohl seine Augen sehr müde waren. »Niemand erteilt einem Kaiser Befehle«, sagte er. »Es ist unglaublich - einfach undenkbar.«
Rinnie versuchte zu verstehen, was diese Antwort bedeutete, aber sie konnte nicht erkennen, wie sie mit der Frage zusammenhing.
»Sein Bann war eine Illusion«, versuchte Phoran, es besser zu erklären. »Als ich nicht mehr daran glaubte, konnte ich mich wieder bewegen.«
»Er hat ein paar Leuten wehgetan, bevor er mich mitnahm«, sagte Rinnie. »Ich erinnere mich an Blut, und dass Gura bellte.«
Phoran packte ihre Hand fester. »Rufort ist tot. Ich denke, Kissel wird sich wieder erholen. Ich habe auch Gura verbunden, aber er hat viel Blut verloren. - Sieh mal, da kommt Lehr.«
Rinnie blickte nach vorn und sah, dass ihr Bruder auf sie zurannte. Phoran richtete sich ein wenig auf und wurde schneller, bis sie ebenfalls liefen. Lehr holte sie ein und rannte mit ihnen.
»Der Schatten ist hinter uns her«, sagte Phoran zu Rinnies Bruder. »Wir müssen verschwinden.«
 
Dass er wieder atmen konnte, machte Phoran aufmerksamer für seine Umgebung, also sah er Toarsen und Kissel, bevor sie ihn entdeckten. Toarsen hatte einen professionelleren Verband zustande gebracht als Phoran, und Kissel stand aufrecht.
Kissel sah nicht aus wie jemand, der gleich sterben würde, und das war großartig. Er sah allerdings auch nicht aus wie jemand, der im Laufschritt zum Lager eilen konnte.
»Gura!« Rinnie rannte zu dem zottigen schwarzen Hund, aber der lag Unheil verkündend still da.
Der Schrei eines Habichts hallte in den leeren Straßen wider. Phoran blickte zum Turm, konnte den Vogel aber nirgendwo sehen.
»Oben auf dem Haus auf der anderen Straßenseite«, sagte Lehr finster. »Das ist er, nicht wahr?«
»Ja. Wir werden uns zurückziehen. Toarsen, pass auf Kissel auf«, ordnete Phoran an, ohne den Vogel aus den Augen zu lassen. »Ist Gura noch am Leben?«
»Ja«, sagte Lehr widerstrebend, denn er wusste ebenso wie Phoran, dass es das Richtige wäre, dem Hund die Kehle durchzuschneiden.
»Kannst du ihn tragen?«, fragte Phoran.
Willon spielte mit ihnen. Keiner von ihnen konnte den Schatten besiegen. Nur Rinnie und Lehr verfügten über Magie. Lehr hatte seinen Bogen im Lager gelassen; und ein Jagdmesser, die einzige Waffe, die der Falke am Leib trug, würde gegen Willon nicht helfen.
»Ja, ich kann ihn tragen«, sagte Lehr leise.
Wenn wir schon sterben, dachte Phoran, dann sterben wir gemeinsam.
»Der Hund wurde verwundet, als er versuchte, Rinnie zu verteidigen«, sagte er dann laut. »Wir holen ihn raus, wenn wir können.«
»Dieser Vogel ist der Schatten, nicht wahr?«, fragte Toarsen. »Warum beobachtet er uns nur?«
»Vielleicht wartet er darauf, dass wir den Hund töten«, antwortete Phoran.
Rabenzauber
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