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Deine scharfe Community im Netz: Fetisch- & Messerspiele blogs > schärfer als SCHARF, eine Phantasie von BladeDriver Titel > Only the Lonely

 

Ich liebe es, ihr zuzuschauen. Sie ist so engagiert. Das sind wir beide, aber natürlich mit unterschiedlichen Zielen. Ihr geht es vor allem um einen flachen Bauch und einen festen Arsch, damit sie in enge Laufhosen passt. Ich dagegen weiß, wann ihre Nachbarn zu Hause sind und wann ihre Haushälterin kommt. Und ich kenne ihre Katze. Mittlerweile genieße ich diese abendlichen Läufe. Sie trägt die ganze Zeit ihre kleinen Kopfhörer und tut so, als wüsste sie nicht, dass ich da bin, aber ich weiß, dass sie mich spüren kann. Sie liebt die Aufmerksamkeit. Sie will genauso wie ich, dass meine Klinge ihre gepflegte Haut aufschlitzt.

Ich drehe mein Radio auf. Es ist unser Lied, Melissas und meins. Only the Lonely. Dum, dum, dum, dum-de-do-wah. Know the way I feel tonight. Only the Lonely. Dum, dum, dum, dum-de-do-wah. Know this feeling ain’t right.

Ich lege einen Gang ein und fahre langsam hinter ihr her. Ich spiele das Lied für sie, für uns. Ich singe sogar mit. Ich kann nicht anders. Ich freue mich so, sie zu sehen.

There goes my baby. There goes my heart … Oh, oh, oh, oh yeah 

 

Offenbar hatte es sich nicht bis Tallahassee herumgesprochen, dass der Sommer langsam zu Ende ging. Hier waren es gut fünfunddreißig Grad, die Sonne brannte, eine heiße Brise wehte. Atlanta liegt so südlich, dass die Winter mild und die Sommer lang sind, aber noch so nördlich, dass sich im Herbst die Blätter verfärben und im Frühling alles blüht und gedeiht. Ich hatte einmal in Erwägung gezogen, hier unten in Tallahassee zu studieren. Die Florida State University hat eine ausgezeichnete kriminologische Abteilung, doch letztlich konnte ich mir nicht vorstellen, ohne die klare Einteilung der Jahreszeiten zu leben, die meine Launen bändigen und meine Depression fernhalten.

Ich ging ins Besucherzentrum der FSU, erklärte mein Anliegen so gut wie möglich und wurde zu Mary Dailey in die Verwaltung geschickt.

«Ich brauche Auskünfte über eine ehemalige Studentin», sagte ich ihr. «Sie müsste etwa vor sechzehn Jahren ihr Studium begonnen haben. Bin ich hier richtig?»

Mary Dailey war vielleicht fünfzig Jahre alt, hatte braunes Haar mit einer grauen Strähne und braune Augen, die kaum von Falten umgeben waren.

«Sie sagten, Sie sind Detektivin?»

«Privatdetektivin», sagte ich nickend. «Ich arbeite als Beraterin an einem Fall in Atlanta, der …»

«Können Sie sich ausweisen?»

«Selbstverständlich», antwortete ich. «Die Polizei von Atlanta kann es auch bestätigen. Lieutenant Aaron Rauser vom Morddezernat.»

Ich gab ihr Rausers Handynummer. Da ich nicht offiziell hier war, wollte ich vermeiden, dass sie in der Zentrale der Polizei anrief.

Sie nahm den Zettel mit der Nummer und betrachtete meinen Ausweis. «Sie wollen etwas über Anne Chambers wissen?»

Ich nickte. «Ich würde mir gerne alle Unterlagen ansehen, die Sie über Anne haben. Wissen Sie etwas über ihre Freunde, ihre Familie, über ihr Privatleben? Soweit ich weiß, war sie im zweiten Jahr, als sie ermordet wurde.»

«Sechzehn Jahre sind eine lange Zeit, Ms. Street. Ich bin erst seit fünf Jahren hier.»

«Aber Sie kannten ihren Namen und wussten, warum ich hier bin.»

«Ja», sagte sie. Ich konnte das Bedauern in ihrem Ton hören. «Wir haben mit diesen Nachforschungen gerechnet, seit man ihre Ermordung mit den Fällen in Atlanta in Verbindung gebracht hat. Ehrlich gesagt, hier hat sich niemand darauf gefreut. Solche Dinge macht man nicht gerne publik.»

«Ich verstehe», sagte ich. «War vor mir schon jemand hier?»

«Vor ungefähr sechs Wochen, nachdem der Mord an Anne in Zusammenhang mit denen in Atlanta und dem in Jacksonville gebracht wurde, war ein Polizist aus Jacksonville hier. Doch nach den ganzen aktuellen Meldungen aus Atlanta wussten wir, dass bald wieder jemand kommen würde.»

«Wir?»

«Die Mitarbeiter hier. Wir reden natürlich darüber.» Sie zögerte. «Ich kann Ihnen die Jahrbücher aus ihrer Zeit an der FSU zeigen, wenn Ihnen das hilft, und Ihnen ein paar allgemeine Informationen geben, aber unsere Akten können wir nicht herausgeben.»

«Hm, also ein Durchsuchungsbefehl könnte schnell ausgestellt werden», sagte ich liebenswürdig. «Und dann tauchen hier eine Menge von Polizisten auf, die den ganzen Campus umkrempeln. Es sei denn, Sie helfen mir. Ich verspreche Ihnen, sehr zurückhaltend und diskret zu sein.»

Ihr Mundwinkel zuckte fast unmerklich. «Kann ich Sie später anrufen? Wo sind Sie abgestiegen?»

«Ich habe mir noch kein Hotel gesucht. Ich bin direkt von Atlanta hierhergefahren.» Ich schrieb ihr meine Handynummer auf die Rückseite einer Visitenkarte.

«Soviel ich weiß, wohnte Anne auf dem Campus. Besteht die Möglichkeit, dass ich das Zimmer sehen kann, bevor ich gehe?»

Mary Dailey erhob sich steif von ihrem Stuhl. «Ich muss erst herausfinden, in welchem Wohnheim sie gewohnt hat. Der Campus ist sehr groß. Würden Sie mich entschuldigen?»

Sobald sie weg war, schlich ich um ihren Schreibtisch herum. Das Besucherzentrum hatte mein Kommen mit Sicherheit telefonisch angekündigt. Richtig. Auf ihrer Schreibtischunterlage standen mein Name, Anne Chambers’ Name, die Jahre, in denen sie eingeschrieben war, sowie die Worte ermordet, Smith-Haus, W. Campus. Ich fragte mich, was der wahre Grund dafür war, dass Mary Dailey ihr Büro verlassen hatte. Ich beeilte mich, wieder auf die richtige Seite ihres Schreibtisches zu kommen, und versuchte, so unschuldig wie möglich auszusehen.

«Würden Sie mir bitte folgen, Ms. Street? Ich zeige Ihnen Ms. Chambers’ Wohnheim. Seit sie hier gewesen ist, hat es eine Menge Umbauarbeiten gegeben, aber ich nehme an, das spielt für Ihre Ermittlung keine Rolle.»

«Aber ist denn prinzipiell noch alles so wie damals?»

Mary Dailey nickte. «Ich kann Ihnen einen Campusplan aus der Zeit geben, aber viel hat sich tatsächlich nicht verändert.»

«Also hat die Person, mit der Sie jetzt sprechen mussten, Ihnen gesagt …»

«Dass ich Ihnen helfen soll, richtig», unterbrach sie mich ruhig.

«Den Plan hätte ich gerne. Hatte Anne Chambers eine Mitbewohnerin?»

«Mitbewohnerinnen.» Mary Dailey nickte und gab mir die Namen. «Ms. Street, hier möchte niemand eine Mordermittlung behindern. Wir wollen nur sicherstellen, dass die Ermittlung keine negativen Auswirkungen für uns hat. Die Öffentlichkeit hat den Fall Anne Chambers vergessen. Alles konzentriert sich auf Atlanta. Und wir hätten gerne, dass es so bleibt.»

Wir stiegen in einen Elektrowagen, und sie fuhr uns über den grünen, mit Bäumen gesäumten Campus. Hier hatte Anne Chambers gelebt, hier war sie gestorben. Ich musste an ihre Familie denken, an die Menschen, die sie geliebt hatten. Die haben sie nicht vergessen, Mrs. Dailey. So etwas vergisst man niemals. Aber ich behielt meine Gedanken für mich.

Mary Dailey führte mich in Anne Chambers’ ehemaliges Zimmer und ließ mich allein. Die Wände waren minzgrün. Ich fragte mich, wie oft sie in den letzten fünfzehn Jahren wohl gestrichen worden waren und wie viele Studenten hier gewohnt hatten. Die beiden Einzelbetten und ein Bücherregal gehörten zur Grundeinrichtung. Außerdem gab es in dem gut achtzehn Quadratmeter großen Raum einen kleinen Schreibtisch, einen winzigen Kühlschrank und ein Waschbecken. Kein Bad. Überall lagen Bücher und Kleider und Imbissverpackungen verstreut.

Als Chambers, die Kunststudentin, hier gelebt hatte, hatte der Raum nicht wesentlich anders ausgesehen. Das zeigten die Fotos vom Tatort. Kunst. Wer studiert Kunst im Hauptfach? Eine Träumerin, dachte ich, und dabei überkam mich plötzlich tiefe Trauer.

Das Zimmer lag im Erdgeschoss, hatte zwei Fenster und war lichtdurchflutet. Ich erinnerte mich an die Morde von Ted Bundy, die ich bearbeitete, als ich gerade an das Nationale Zentrum für die Analyse von Gewaltverbrechen versetzt worden war. Damals, als Bundy hier in Florida sein Unwesen trieb, junge Frauen verfolgte und ermordete, legten verängstigte Studentinnen der FSU Laub und zusammengeknüllte Papiere vor ihre Fenster, weil sie hofften, dadurch vor einem Herumtreiber gewarnt zu werden. Andere pflanzten Kakteen und vernagelten ihre Fenster. Es half aber alles nichts. Bundy war nicht der Typ, der durchs Fenster einstieg. Seine Waffen waren sein gutes Aussehen, sein Charme und seine vorgetäuschte Freundlichkeit. Seine Opfer kamen freiwillig zu ihm. Nachdem Anne Chambers hier abgeschlachtet worden war, hatten junge Frauen bestimmt erneut Angst gehabt, nachts allein über den Campus zu gehen oder ihre Zimmer zu verlassen.

Die Wände waren dünn. Selbst durch die verschlossenen Türen drangen Musik und Geräusche herein.

Der Mord hatte am helllichten Tag stattgefunden. Zu der Zeit war das Wohnheim wahrscheinlich halb leer gewesen. Und doch war der Mörder offensichtlich gut vorbereitet, denn er wusste genau, wann er kommen konnte, wann Annes Mitbewohnerinnen nicht da waren und wie ihre Stundenpläne aussahen. Er hatte ihr einen schweren Schlag gegen den Kopf versetzt. Der war allerdings nicht die Todesursache, der Schlag diente lediglich der Überwältigung. Anne Chambers war mindestens ein paar Minuten unfähig, sich zu verteidigen oder Laute von sich zu geben, genug Zeit, um sie zu fesseln und zu knebeln.

Wie konnte der Mörder damals ungesehen davonkommen? Ich schaute mich im Flur um. Es erschien mir unmöglich, dass jemand mitten am Tag mit blutverschmierter Kleidung zu einem der Ausgänge gelangen konnte, ohne von einer Bewohnerin bemerkt zu werden. Am Tatort war überall Blut gewesen. Vielleicht durchs Fenster? Nein. Der nächste Parkplatz lag zu weit entfernt. Auch das nächste Gebäude. Jemand auf dem Campus hätte ihn sehen müssen. Vielleicht hatte der Mörder eine Tasche oder einen Koffer mit Werkzeug und Wäsche zum Wechseln dabeigehabt. Nein. Zu viel Ballast. Und dann kam ich drauf: Der Mörder hat sich für die Tat ausgezogen! Natürlich. Nackt mit dem Opfer zusammen zu sein war Teil des Rituals.

Ich wollte nicht mehr hier sein. Ich wollte tun, was ich früher immer getan hatte, wenn ich mir das Unvorstellbare vorgestellt hatte. Etwas trinken.

Stattdessen verbrachte ich den Tag damit, Anne Chambers’ Leben zu sezieren. Ich machte Listen von ihren Kommilitonen, Mitbewohnerinnen und Professoren und versuchte, sie aufzuspüren und anzurufen. Es war alles so lange her, dass es schwer war, jemanden zu finden, der sich, abgesehen von dem Mord, an sie erinnerte. Niemand schien etwas über Anne Chambers’ Beziehungen oder ihre Träume zu wissen. Sie hatte drei verschiedene Mitbewohnerinnen gehabt. Jede erinnerte sich an sie als schüchtern, distanziert, ja sogar ein bisschen verschlossen. Mary Dailey gab mir einen Stapel Jahrbücher aus der Zeit, und ich packte sie in meinen Wagen, um sie mir später anzusehen.

Ich rief Annes Mutter an und kündigte mich für den nächsten Morgen an. Die Fahrt nach Jekyll Island dürfte selbst mit einer kleinen Schrottkarre wie dem Plymouth Neon nur ein paar Stunden dauern. Ich hoffte, dass ich ein bisschen Zeit finden würde, um am Strand spazieren zu gehen. Ich war sehr gerne dort, ich liebte das glatte, ausgebleichte Treibholz und die großen knorrigen Eichen, die sich im ständigen Wind wie alte Männer über die Dünen beugten. Bei Sonnenuntergang sehen die Silhouetten der wirren schwarzen Äste dieser Bäume so unheimlich und gleichzeitig so schön aus, dass sich einem die Nackenhaare aufrichten. Jekyll Island hat keinen gepflegten weißen Sandstrand wie viele andere Inseln. Der Atlantik ist kabbelig und wild, die Stürme am Nachmittag reißen einen fast um. Die Einheimischen bemühen sich mittlerweile sehr, das Ursprüngliche zu erhalten, die wilden Tiere zu schützen und die Investoren zu vertreiben, denn auf der Insel haben sich bereits genug Geschäftsleute und Künstler und Schriftsteller und Garnelenfischer angesiedelt. Wenn man sich ins Landesinnere aufmacht, trifft man überall auf Wild und Krebse und Schildkröten, große und kleine Vögel sowie auf Alligatoren, die so tun, als schliefen sie im seichten Sumpfland. Keinem anderen Ort fühle ich mich so verbunden, denn in meinem Innersten bin ich kein Stadtmensch, und erst wenn ich den salzigen Geruch des Meeres rieche, weiß ich, wohin ich gehöre. Ich freute mich nicht darauf, Anne Chambers’ Eltern zu treffen, aber ich sehnte mich danach, barfuß über den dunklen Strand von Jekyll Island zu laufen.

Als ich über den Damm auf die Insel zufuhr, klingelte mein Handy.

«Hier ist Mirror Chang, Dr. Street. Jacob Dobbs war mein Ehemann.»

Ich wartete ein paar Sekunden, aber sie sagte nichts weiter. «Mein herzliches Beileid.» Das war wahrscheinlich eine ziemlich unangemessene Reaktion, wenn man bedachte, welchen Schmerz und welche Trauer sie empfinden musste, doch mir fiel nichts Besseres ein.

«Ich weiß, dass Sie in letzter Zeit mit Jacob in Atlanta zusammengearbeitet haben und dass Sie eine Kollegin meines Mannes beim FBI waren.» Ihre Stimme klang ruhig und verriet kein Gefühl.

«Ich war eher eine Studentin als eine Kollegin», sagte ich.

«Mein Mann ist tot, Dr. Street. Deshalb würde ich gerne die Wahrheit wissen. Ich habe so viele Dinge gehört.» Zum ersten Mal nahm ich einen kummervollen Unterton in ihrer Stimme war. «Woran liegt es nur, dass wir selbst dann, wenn wir jemanden verloren haben, wissen wollen, ob wir betrogen worden sind?»

«Das ist eine Art, die Trauer zu verdrängen», antwortete ich sanft.

Ein kurzes, freudloses Lachen. «Das hätte Jacob sagen können. Erzählen Sie mir, was zwischen Ihnen und meinem Mann passiert ist.»

«Beim FBI? Ich habe eine Beschwerde eingereicht. Sie wurde nicht ernst genommen …»

«Weil man ihm gegenüber loyal war und Sie Alkoholikerin waren. Stimmt das?»

Ich schluckte. «So habe ich es aufgefasst, ja.»

«Ich weiß noch, wie wütend er in dieser Zeit auf Sie war. Zu wütend. Ich dachte, es muss Gefühle zwischen Ihnen beiden gegeben haben.»

«Ich kann Ihnen versichern, dass das nicht der Fall war, Mrs. Chang. Nicht so, wie es Ihnen erscheint.»

Ein paar Sekunden verstrichen. «Mir wurden seine persönlichen Habseligkeiten übergeben», sagte sie dann. «Ist es nicht seltsam, dass mein Ehemann an einem Tag Schlüssel und Wertsachen in seinen Taschen gehabt hat und dass sie am nächsten Tag nur noch persönliche Habseligkeiten sind?» Ich konnte mir vorstellen, dass es furchtbar quälend für sie war, derart private Dinge einer Fremden mitzuteilen. «Ich habe ein paar Notizen von Jacob gefunden. Ihr Name wurde erwähnt. Und zwar auf eine, äh, sexuelle Weise. Haben Sie mit meinem Mann geschlafen, Dr. Street?»

«Nein. Niemals.»

«Manche Männer können nicht treu sein», sagte sie. «Jacob war wahrscheinlich so ein Mann. Er war nicht perfekt, aber vielleicht ist Ihnen nicht bewusst, dass er ein guter Vater und mir dreißig Jahre lang ein guter Partner gewesen ist.»

Ich musste daran denken, wie oft ich gesehen hatte, dass er seinen Ehering abgenommen und in die Tasche gesteckt hatte, wenn er flirtete, sei es mit einer neuen Kollegin, mit jemandem in der Kantine, mit einer Kontaktperson während eines Auftrags oder mit einer Polizeibeamtin. Als wir einmal in einem Serienmord in Wyoming ermittelten, schlief er mit der Stellvertreterin des Sheriffs. Ich sprach ihn damals auf die verräterische weiße Stelle an seinem Ringfinger an, aber er lachte mich nur aus. «Nur ein Soziopath könnte einer hingebungsvollen Ehefrau untreu sein und dabei so ein Ding tragen. Ich nehme ihn nicht ab, um meinen Ehestatus zu verheimlichen, ich nehme ihn aus Respekt ab.»

«Es tut mir sehr leid», sagte ich. «Es muss außerordentlich quälend für Sie sein.»

«Und Sie müssen sehr wütend auf ihn gewesen sein, schließlich haben Sie seinetwegen erneut den Job verloren.» Mirror Changs Stimme war hart geworden. «Im Grunde müssen Sie meinen Mann gehasst haben.»

Ich wartete.

«Haben Sie Jacob getötet, Dr. Street? Haben Sie meinen Mann ermordet?»

Ich hielt am Straßenrand an, bevor ich das Wärterhäuschen erreichte, wo ich einen Pass kaufen musste, um die Insel zu betreten. «Mrs. Chang.» Ich hoffte, sie würde meiner Stimme nicht anhören, wie geschockt und verärgert ich war. Bestimmt war sie verrückt vor lauter Kummer. «Meine Arbeit besteht darin, die Menschen aufzuhalten, die anderen solche Schmerzen zufügen. Es ist kein Geheimnis, dass Ihr Mann und ich Konflikte miteinander hatten. Richtig, ich habe ihn nicht gemocht. Aber was ihm angetan wurde, das hat er nicht verdient. Und Sie und Ihre Kinder haben den Schmerz nicht verdient, den Sie jetzt fühlen. Ich weiß nicht, ob es Ihnen hilft, aber wir haben in Georgia die Todesstrafe. Und die Polizei von Atlanta wird nicht innehalten, bis dieser Mörder in der Todeszelle sitzt.»

Über der Myrte auf der einen Straßenseite und dem weißen Oleander auf der anderen kreiste ein rotschwänziger Falke und suchte das Sumpfland nach Beute ab. Ich hatte gedacht, dass ich das Arschloch Dobbs tot nicht noch mehr hassen könnte als lebendig. Aber da hatte ich mich getäuscht.

«Ich musste es einfach wissen.» Es klang wie ein bebendes Wimmern. Wahrscheinlich hatte sie zu weinen begonnen. Dann war die Leitung tot.

 

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Hallo, Freunde und Fans, vielen Dank für eure Kommentare. Ich freue mich sehr, dass euch meine dunklen Phantasien gefallen. Eure lese ich auch gerne. Vielleicht können wir mal miteinander spielen und unsere Techniken vergleichen.

Habt ihr die Zeitungen gelesen? Sie listen jetzt die Namen meiner alten Partner auf. Ich werde wirklich ein bisschen nostalgisch, wenn ich mich an die alten Zeiten erinnere, als ich noch an meinen Fertigkeiten feilte und noch kein Handy hatte, mit dem ich die süßen Erinnerungen festhalten konnte. Wie gerne hätte ich sie aufgenommen und mit euch geteilt.

Ihr Name war Anne, wir waren beide jung, sie noch jünger und unerfahrener als ich. Als sie mir damals die Tür öffnete, machte sie ein böses Gesicht und beschwerte sich, ich käme zu spät. Es war halb zwölf Uhr mittags. Alle waren in einem Seminar. Anne war so bedürftig und fordernd und wollte immer, wenn wir uns sahen, der Mittelpunkt meiner Welt sein. Und sie wollte Sex. Im Grunde standen wir beide nicht sexuell aufeinander. Aber Sex war alles, womit sie ihre tiefe innere Leere füllen konnte. Diese Gier hörte nie auf. Sie wollte immer etwas, immer hieß es, ich will, ich will, ich will, ich, ich, ich. Und wenn sie nicht gerade ihre Bilder malte oder fickte, kiffte sie oder trank oder aß. Anne musste sich immer was reinschieben. Ihre Bedürfnisse waren endlos, eine leere, bodenlose Gier. Genauso hat meine Mutter meinen Vater behandelt. Ich musste zuschauen, wie sie ihn und ihre gesamte Umwelt förmlich ausgesaugt hat.

Wir haben dieses Mal nicht so viel Zeit, sagte mir Anne damals, vielleicht nur eine Stunde. Das ist doch eine Menge, sagte ich, und schon schmiegte sie sich an mich. Da wusste ich, dass es leicht werden würde. Ich musste ihr nur meine volle Aufmerksamkeit schenken und das Gefühl geben, sie wäre alles für mich. An diesem Tag war ich in der Stimmung dazu. Denn ich war vorbereitet gekommen. Sie hatte gesagt, dass sie mit mir Neuland erforschen wollte. Und ich wollte tatsächlich unbedingt jeden Zentimeter von ihr mit der Spitze meiner Klinge erforschen.

O nein, sagte sie. Das habe sie nicht im Sinn gehabt. Es war zu viel. Es tat weh. Armes Kindchen. Halt die Schnauze, sagte ich ihr. Halt einfach die Schnauze. Sie begann zu weinen. Ihr Gesicht war rot, sie blutete leicht. Ich hatte zur Probe mit der scharfen Klinge nur ein bisschen ihre rechte Brust angeritzt. Aber sie fing sofort an zu heulen. Dabei war das erst der Anfang. Alles war geplant, ich wollte nicht aufhören. Acht lange Jahre waren vergangen seit dem ersten Mal, als ich erst sechzehn war. Damals war ich viel zu hastig gewesen, ich hatte zu viel Angst und zu viel Wut gehabt. Ich hatte es gar nicht genießen können. An diesem Tag in Annes Zimmer brauchte ich es wirklich.

Ich küsste und beruhigte sie, und als sie mir ihren schönen Rücken zuwandte, schlug ich ihr den Fuß der Schreibtischlampe auf ihren Hinterkopf. Die Schlampe klappte zusammen wie eine Marionette. Ich schaute auf die Uhr. Fünfundvierzig Minuten, um Anne zu erforschen. Es war nicht so leicht, wie ich gedacht hatte. Zum ersten Mal fesselte ich einen Menschen, zum ersten Mal benutzte ich Draht. Aber es war phantastisch, ihre Knöchel, Handgelenke und den Hals am Stuhl festzubinden. Sie kriegte große Augen, überall traten ihre Adern hervor. Ich hatte den Draht zu fest gezogen. Ich band ihr einen Schal um den Kopf, damit der Waschlappen in ihrem Mund stecken blieb. Sie würgte und weinte. Bei jeder Bewegung und jedem Aufstöhnen schnitt der Draht in ihre Haut. Ich schloss die Augen und lauschte. Ob ihre Laute Freude oder Schmerzen ausdrückten, konnte ich nicht genau sagen. Aber es war faszinierend. Wirklich. In diesem Moment liebte ich sie über alles. Nach all ihrer Gier gab sie mir endlich etwas zurück.

Als ich ihr die Brustwarzen abschnitt, wäre sie beinahe mitsamt dem Stuhl umgekippt. Eine große Sauerei, Urin auf dem Boden, unglaubliches Theater. Ich hätte warten sollen. Mittlerweile habe ich gelernt, was ich gleich tun kann und was ich für später aufsparen muss, aber an dem Tag war alles noch neu. Als ich sie mit dem Messer fickte, war es zu viel für sie. Sie wurde einfach ohnmächtig und ließ mich allein, und deshalb prügelte ich noch einmal mit der Lampe die Scheiße aus ihr raus und ließ mein Messer machen, was es wollte. Es war, als würde man in eine Grapefruit stechen. Die Spitze stieß auf etwas Widerstand und drang dann ein. Ich machte weiter, bis sie mir alles zurückgezahlt hatte, was sie und Frauen wie sie uns antun. Alles. Ich machte weiter, bis ich gut darin wurde. Und als ich dann meine Zähne in ihr warmes Fleisch grub, bin ich so geil gekommen wie noch nie. Ich werde sie nie vergessen, mein Versuchskaninchen.