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Er hatte mich nicht bemerkt. Er sprach viel zu laut in ein winziges Handy und erzählte jemandem, wie sehr ihn seine Arbeit in Anspruch nehme. Meine Frau und die Kinder sehe ich nur fünf Minuten beim Frühstück, sagte er in sein blödes Telefon und lachte. Es war acht Uhr morgens, und wir waren in einem Fahrstuhl eingezwängt. Jedes Arschloch mit Aktenkoffer schien sich gegen mich zu drängen, und er spielte sich vor uns auf. Blicke heischend, sah er sich um. Das war seine Bühne. In solchen Momenten blühte er richtig auf. Ich durchschaute ihn, und es machte mich krank. Mir war, als legte sich eine schwere, nasse Decke auf mich. Sein Name war David. Was für ein kleiner Wichser, ein kleiner Scheißangeber. Ein Wichtigtuer. Keine Zeit für seine Familie, aber eine Menge Zeit für seinen Schwanz. Er hatte sich kein bisschen verändert.
Er klappte sein Handy zu und schaute sich erneut um. Er wollte sich vergewissern, dass er Eindruck gemacht hatte, denn er brauchte ständig Bestätigung. Erbärmlich.
Als er mich sah, strahlte er. Er erinnerte sich. Ein gemeinsamer Freund, eine Einladung zu einem Grillfest. Ich lernte seine Frau kennen, zwanzig Minuten später fickte ich ihn hinter seinem eigenen Swimmingpool. Und jetzt das, eine zufällige Begegnung. Was für ein Glück!
Die Fahrstuhltür öffnete sich, ich stieg mit ihm in der fünften Etage aus. Er drohte mir neckisch mit dem Finger. «Du hast nie angerufen.»
Eine Weile gingen wir durch geflieste Hallen und mit Teppich ausgelegte Gänge, blieben dann vor einem Kaffeestand von der Größe eines Schranks stehen und bestellten schwarzen Kaffee, der in Pappbechern serviert wurde. Er laberte und laberte, und es war nichts als Eigenwerbung. Während er sprach, gestikulierte er mit seinen schlanken, manikürten Händen – er trug einen Ehering am linken Ringfinger – und schaute mich immer wieder an, um sich vergewissern, dass ich ja zuhörte. Er wollte wissen, ob ich interessiert wäre. Das war ich. Sehr. Er lächelte. Die Art, wie ich ihn ansah, gefiel ihm. Mein kaltes Interesse bestätigte ihn und schmeichelte ihm. Ich kenne diesen Typ. Er achtet sehr auf seine Garderobe. Die Schuhe werden mindestens zwölfhundert Dollar gekostet haben, dazu trug er einen Fioravanti-Anzug in Marineblau. Außerdem zahlt er einer Domina vierhundert im Monat, damit sie ihm erniedrigende Nachrichten schickt, ihm auf die Eier steigt und ihn gelegentlich mit einem Dildo vergewaltigt.
Wir verabredeten uns zum Abendessen. Ich denke, ich werde ihn eine Weile ficken, bevor meine Messerspitze sein Fleisch teilt. Wie tief wird es wohl eindringen, ehe der seichte David blutet? Ich halte euch auf dem Laufenden. BladeDriver.
Sonnenuntergänge in Atlanta sind wunderschön und total unecht. Fast fünf Millionen Menschen und ihre im Stau stehenden Autos färben die Luft über der Stadt an windstillen Sommertagen schmutzig gelb, und wenn am Abend die Sonne im richtigen Winkel zu dieser Smogwolke steht, wird der Himmel über der Innenstadt feuerrot. Immer wenn ich um die Zeit an meinem Fenster im zehnten Stock des Georgian Terrace Hotel stehe, werde ich mit diesem Schauspiel verwöhnt – so wie ungefähr eine Million Pendler in den Vorstadtzügen, die aus meiner Perspektive wie unendliche rotweiße Schlangen aussehen.
Als ich das erste Mal aus diesem Fenster schaute, regnete es. Im Dezember ist die Peachtree Street für die Feiertage geschmückt. Dann tanzen die Lichter des Fox Theater über glitzernde Straßen, während die Konzertbesucher mit Atemwolken und in langen Mänteln aus den Cafés kommen und sich unter den blassgelben Lichtern des Vordachs der Konzerthalle versammeln. Ich liebe mein Viertel um die Peachtree Street, wo die Restaurants zur Durchlüftung ihre Hintertüren auflassen, sodass mich jeden Tag die köstlichen Gerüche begrüßen, wo gegrillte Hühnerleber und Pekannusskuchen auf den gleichen Speisekarten stehen wie Lobsterrisotto und Feigensoufflé mit Brandy, wo sich Straßenhändler und Obdachlose unter die Reichen in polierten Schuhen mischen und an jeder Straßenecke die Scheibenputzer mit halbleeren Sprühflaschen warten.
Doch im Sommer, wenn die Tage lang sind, die Sonne unablässig scheint und für sengende Hitze sorgt, dann ist Atlanta eine anstrengende Stadt. Die Nerven liegen blank. Aus den überhitzten Autos kommt stickiger Qualm, und wenn man auf die Straße tritt, hat man das Gefühl, vor einem Heizlüfter zu stehen. Mitte Juli schmort die Stadt in ihrer eigenen Wut. Und nun machte ein Mörder die Straßen unsicher.
Ich hörte ein Geräusch auf dem Gang vor meiner Wohnung und musste an Dan denken. Selbst heute noch kann mich ein Geruch, ein Geräusch, das Aufschließen einer Tür zurückwerfen in die Zeit, als ich glaubte, mein Leben, meine Wohnung und die Alltagssorgen mit einem anderen Menschen zu teilen, und jeden Abend darauf wartete, seine blauen Augen zu sehen oder seine Stimme zu hören. Diese Zeiten sind vorbei. Es gibt keine Nähe mehr zwischen uns. Nur Zärtlichkeit. Keine kalte Höflichkeit. Es ist alles in die Brüche gegangen.
White Trash, die Katze, die ich vor zwei Jahren auf der Peachtree Street aufgelesen hatte, kam aus dem Schlafzimmer, streckte sich, gähnte und rieb ihren Kopf an meinem Knöchel. Ich nenne sie White Trash, weil sie weiß ist und weil sie gerade in einem Müllhaufen nach Futter stöberte, als ich sie entdeckte. Wer weiß, wie sie mich nennt. Ich streichelte sie eine Weile und wandte mich dann wieder dem Ausblick zu. Ich hatte schlechte Laune und fühlte mich ungeliebt. Und ich hatte seit Stunden nichts gegessen.
Mein Telefon klingelte. Es war der Ton, den ich Rauser zugeordnet hatte. Ich wollte eigentlich weder mit ihm noch mit sonst jemandem sprechen, aber wie die Leute von den Anonymen Alkoholikern sagen, war ich nicht gut darin, meinen Willen durchzusetzen. «Hey», sagte ich also lustlos. Ich war noch ein bisschen sauer, dass er mich gestern so hart angegangen hatte, nur weil ich nicht tat, was er wollte.
«Das klingt ja nicht besonders gut», sagte Rauser. Im Hintergrund hörte ich Telefone und Stimmen und stellte mir Rauser an seinem Schreibtisch im Polizeirevier vor. Seit er aus meinem Büro gestürmt war, hatten wir uns nicht mehr gesprochen.
«War kein toller Tag», entgegnete ich ausweichend.
«Hast du Dan getroffen?», fragte Rauser, und ich hörte, dass er sich bewegte, dann das Klingeln des Fahrstuhls. «Sollte doch heute sein, oder? Habt ihr geredet?»
«Ich habe die Schnauze voll vom Reden», blaffte ich.
«Echt großartige Einstellung, Street.»
«Er macht eine Therapie», sagte ich. «Genau wie ich. Also lass mich in Ruhe.»
«Du bist sauer.»
«Allerdings. Jetzt hält er sich selbst für einen Analytiker. Außerdem ist er total selbstgerecht. Es ist peinlich.»
«Und wie lautet Dr. Dans Diagnose?»
«Dass ich nicht ernsthaft sein kann. Dass ich Probleme mit Nähe habe.»
Rauser lachte. «Und was hast du gesagt?»
Ich seufzte. «Ich hab ihm gesagt, dass meine Probleme genau hier sitzen, mir zwischen die Beine gegriffen, und bin dann gegangen.»
«Sehr geistreich», sagte Rauser. «Und sehr erwachsen.» Der Fahrstuhl klingelte erneut, dann Schritte auf einem gefliesten Boden. Als es plötzlich rauschte, wusste ich, dass er im Wind auf der Straße stand. Ich fragte mich, welcher Notfall ihn hinausgeführt hatte, ob er unbedingt Zigaretten brauchte oder schon wieder an einen Tatort musste. Zum hundertsten Mal musste ich an die Fotos denken, die er auf meinen Schreibtisch geworfen hatte.
Rauser und ich führten solche Gespräche öfter. Wir kannten uns, wie sich sonst wohl nur Ehepaare kennen. Mein Liebesleben ist bisher eine Abfolge von Kleinkriegen gewesen. Der letzte, eine fünfjährige Ehe, hatte mich ziemlich empfindlich getroffen. Rauser ist seit zehn Jahren geschieden. Er hat zwei erwachsene Kinder, beide leben in Washington, D. C. Er sieht sie, sooft er kann. Angeblich liebt er seine Frau noch. Ich weiß, dass er sie im Lauf der Jahre ein paarmal angerufen, aber immer aufgelegt hat, wenn sie rangegangen ist. Er weiß, dass ich selbst dann mit Dan geschlafen habe, wenn ich total wütend auf ihn war, und dass mein Selbstwertgefühl jedes Mal darunter gelitten hat. Rauser und ich sind beide völlig unfähig zu einer dauerhaften Beziehung, und trotzdem sehnen wir uns nach einer und vermissen sie. Wir sind launisch, schrecklich unnachgiebig und egozentrisch. Unsere Seelenverwandtschaft, so stellten wir einmal bei Kaffee und Donuts fest, basiert auf unseren Mängeln.
«Dan ist ein Idiot», sagte er und atmete aus. Ich stellte ihn mir in Zigarettenqualm eingehüllt vor. «Ein affektierter, nervtötender Idiot. Ich darf dir das sagen.»
Ich dachte einen Moment darüber nach. Dan ist ein feingliedriger Typ mit den fließenden Bewegungen eines Tänzers, dunkelhaarig und auf eine künstlerische, fesche Art gutaussehend, hart an der Grenze zum Affektierten. Ich musste daran denken, wie es ihm immer wieder gelungen ist, seinen feinen Zügen einen entsetzlich gelangweilten Ausdruck zu verleihen, wenn ich ihm jemanden vorgestellt hatte.
«Er ist tatsächlich ein Idiot», bestätigte ich.
«Was reizt dich dann an ihm?»
«Er hat einen Riesenschwanz.»
Rauser lachte. «Hör zu, Keye, tut mir leid wegen gestern. Ich wollte nur … ich weiß auch nicht. Ich wollte meine Laune nicht an dir auslassen, okay?»
In diesen Augenblicken, in diesen kleinen Gesten zeigt sich der wahre Rauser. Wenn er mit Essen aus einem Imbiss auftaucht oder nur anruft, um zu erfahren, was ich gerade mache, und still meine Beschreibung eines gesamten Tages erduldet, obwohl er mitten in einer anstrengenden Ermittlung steckt. Er ist ein sehr liebenswerter Mensch, und ich war froh, dass er angerufen hatte.
«Scheiße», sagte er plötzlich. «Ich muss los, Street.»