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DER DREIZEHNTE KOPFGELDJÄGER

 

 

Zwei Monate und noch drei Kopfgeldjäger später waren Han und Chewbacca auf dem besten Weg, die Credits zusammenzubekommen, die sie benötigten, um sich ein eigenes Raumschiff mieten zu können. Jabba und Jiliac nahmen es mit der Einhaltung von Plänen peinlich genau, aber sie zahlten auch gut, wenn ihre Anweisungen buchstabengetreu erfüllt wurden.

Es gab keine neuen Angriffe auf die Yachten der Hutts. Doch es war für Han nicht zu übersehen, daß sich eine Konfrontation zwischen den Desilijic und den Besadii zusammenbraute. Er wußte, daß Jiliacs Kuriere Aruks Vertretern irgendwelche Angebote unterbreitet hatten. Aruk wiederum reagierte darauf mit der Bitte um eine Begegnung unter vier Augen. Han schloß daraus, daß derartige Konferenzen innerhalb der huttischen Gesellschaft höchst ungewöhnlich waren. Er hielt die Augen und Ohren offen und fragte sich, ob er wohl den Befehl erhalten würde, Jabba und Jiliac zu dem bevorstehenden Treffen zu fliegen.

Han und Chewie arbeiteten viel, doch manchmal vergingen mehrere Tage zwischen ihren Missionen. Während der freien Stunden hingen sie mit den anderen Schmugglern im corellianischen Sektor herum und vertrieben sich die Zeit mit Sabacc und anderen Glücksspielen.

Han, der sich jederzeit bereitwillig durch Unterhaltung ablenken und von Neuheiten faszinieren ließ, wurde eines Tages auf ein Holoschild auf einem der alten, aber noch in Betrieb befindlichen Hotel-Kasinos aufmerksam. Die Hauptattraktion des ›Chance Castle‹ war eine Magierin, die, nach allem, was man so hörte, zu den besten Illusionisten der Galaxis zählte.

Ihr Name war Xaverri. Han erkundigte sich nach dem Eintrittspreis, und als er erfuhr, daß sie sich das Vergnügen leisten konnten, schlug er Chewbacca vor, die Show der Magierin an diesem Abend zu besuchen. Han glaubte nicht mehr an Zauberei als er an Religion glaubte, doch er hatte selbst einige Erfahrung, was Taschenspielertricks anging, da er zum Taschendieb und Kartenkünstler ausgebildet worden war, und deshalb machte es ihm Spaß, Zaubertricks nach Möglichkeit zu durchschauen.

Chewbacca erwies sich indes als merkwürdig widerspenstig. Er jaulte, schüttelte den Kopf und teilte Han mit, daß es ihm lieber sei, wenn sie den Abend mit Mako verbrachten oder Roa besuchten, der einen kleinen, von Freibeutern aufgebrachten Einmannjäger gekauft hatte, an dem er ständig herumbastelte. Han und Chewie waren ihm schon ein paar Mal bei der Instandsetzung des Jägers zur Hand gegangen.

Han wies darauf hin, daß sie Roa jeden Abend helfen konnten, daß Xaverri jedoch nur eine Woche lang auf dem Spielplan stand. Chewie schüttelte abermals den Kopf, schweigend, doch unübersehbar unglücklich. Han sah den Wookiee an und fragte sich, was, zum Teufel, nicht mit ihm stimmen mochte.

»He, Kumpel, was ist denn los? Das wird doch lustig!«

Chewie knurrte bloß und schüttelte beharrlich den Kopf, ohne zu antworten. Han beobachtete ihn verwirrt, als er mit einem Schlag verstand. Die Wookiees waren ein urtümliches Volk. Sie hatten fortschrittliche Technologien aufgegriffen und in ihre Gesellschaft integriert, dennoch waren sie ihrer Natur nach kein ›technisches‹ Volk. Wookiees waren eine sehr intelligente Spezies, die gelernt hatte, Raumschiffe durch den Hyperraum zu steuern, doch sie hatten niemals selbst Schiffe gebaut. Die Wookiees, die ihre Heimat Kashyyyk verlassen hatten – etwas, daß in einer Zeit, da das Imperium Kashyyyk zu einer Sklavenwelt erklärt hatte, nur noch sehr selten vorkam –, taten dies mit Schiffen, die von anderen Spezies konstruiert worden waren.

Das gesellschaftliche Leben der Wookiees schloß noch immer Riten und Gebräuche ein, die von zahlreichen Bürgern des Imperiums für primitiv gehalten wurden. Chewie besaß seine eigenen Überzeugungen, und einen gewissen Teil davon betrachtete Han als Aberglauben. So gehörten zu den Wookiee-Legenden furchteinflößende Geschichten von übernatürlichen Wesen, die hungrig und durstig in den Nächten umgingen, sowie Überlieferungen von finsteren Zauberern, die anderen ihren Willen zu ruchlosen Zwecken aufzwingen konnten.

Han sah seinen pelzigen Partner lange an. »He, Chewie«, setzte er schließlich an, »du weißt doch ebensogut wie ich, daß die Magie bei Xaverris Auftritt nichts weiter ist als eine Reihe von einfachen Tricks und barer Unsinn, oder?«

Chewbacca knurrte, doch er hörte sich nicht allzu überzeugt an.

Han streckte die Hand aus und rubbelte das Fell auf dem Schädel des Wookiee. Dewlanna hatte ihn häufig auf diese Weise liebkost. Es war das Wookiee-Äquivalent eines ermutigenden Schulterklopfens. »Glaube mir, Chewie«, fuhr er fort, »diese Bühnenmagier können gar nicht wirklich zaubern. Nicht so wie in den alten Wookiee-Legenden. Was diese Xaverri macht, ist nichts als Taschenspielerei, das gleiche, was ich mit Chipkarten beherrsche. Entweder das, oder sie arbeitet mit Holoprojektionen oder Spiegeln oder sonst was in der Art. Keine richtige Zauberei jedenfalls. Nichts Übernatürliches.«

Chewie heulte, doch er sah allmählich zuversichtlicher aus.

»Ich wette, wenn du heute abend mit mir dorthin gehst, kann ich dir genau sagen, wie diese Xaverri ihre Tricks bewerkstelligt«, sagte Han. »Also, was meinst du, Kumpel, ist das eine Abmachung?«

Der Wookiee verlangte zu wissen, was Han darauf zu setzen bereit sei. Der Corellianer dachte einen Moment darüber nach. »Ich werde einen Monat lang das Frühstück machen und aufräumen, wenn ich nicht herausbekomme, wie sie es macht«, versprach er dann. »Und wenn es mir gelingt, bezahlst du nur deine Eintrittskarte selbst. Wie klingt das?«

Chewbacca fand, das sei fair.

Die beiden Schmuggler gingen früh genug zu der Aufführung, um Plätze in der Nähe der Bühne zu ergattern. Sie warteten ungeduldig, bis eine plärrende Fanfare ertönte und der Holovorhang verschwand, um die Bühne und die einsame Gestalt darauf freizugeben.

Xaverri entpuppte sich als eine üppige, attraktive Frau, die einige Jahre älter war als Han. Sie hatte schweres, langes schwarzes Haar, das sie kunstvoll frisiert hatte. Ihre Augen funkelten aufgrund der Irisverstärker, die sie eingesetzt hatte, silbrig. Die Magierin war in ein Gewand aus violetter Seide gehüllt, das an strategisch günstigen Stellen geschlitzt war, um gelegentlich aufreizende Ausblicke auf ihre goldene Haut darunter zu gewähren. Sie war eine aufregende, exotisch anmutende Frau. Han fragte sich, von welchem Planeten sie kommen mochte. Er hatte solch ein Wesen noch nie zuvor gesehen.

Nachdem sie vorgestellt worden war, begann sie mit ihrer Darbietung. Mit einem Minimum an Brimborium führte sie immer schwierigere Tricks vor, und Han und Chewbacca bestaunten gleichermaßen fasziniert ihre Illusionen. Han dachte mehrmals, er könne erraten, wie ein Trick funktionierte, doch es gelang ihm nicht, irgendwelche Schwachstellen in der routinierten Aufführung der Magierin aufzudecken. Er erkannte bald, daß er seine Wette gegen Chewie verloren hatte.

Xaverri brachte die ganze Palette traditioneller Illusionen und erweiterte sie dann. Sie zerteilte einen Freiwilligen aus dem Publikum mit dem Laser in zwei Hälften – und dann sich selbst. Sie ›teleportierte‹ nicht nur sich selbst, sondern auch einen kleinen Schwarm rodianischer Fiederschwingen aus einem Glaskasten in einen anderen auf der gegenüberliegenden Bühnenseite – in einer Explosion aus Rauch und Flammen. Ihre Illusionen waren elegant und phantasievoll und so überzeugend ausgeführt, daß es schien, als besitze sie wirklich übernatürliche Kräfte.

Als sie scheinbar eine Handvoll Kayvenpfeifer auf das Publikum losließ, zog sogar Han den Kopf ein, und Chewie mußte mit Nachdruck davon abgehalten werden, die trügerischen Biester zu attackieren, so echt wirkte die Illusion.

Zum großen Finale ihres Auftritts ließ Xaverri die gesamte Rückwand des Hotel-Ballsaals verschwinden und ersetzte sie durch einen mit Sternen übersäten Himmel. Das Publikum brach in begeisterte Ohs und Ahs aus, und plötzlich füllte die Vision eines vagabundierenden Zwergsterns den Weltraum, der geradewegs auf die Leute zuraste. Auch Han konnte sich nicht beherrschen, schrie laut auf und duckte sich, als die gewaltige Illusion den Raum beherrschte. Chewie brüllte vor Entsetzen und kroch fast unter seinen Sitz. Han mußte ihn wieder hervorziehen, als die Illusion mit einem Mal zerplatzte und ein riesiges Bild von Xaverri an ihre Stelle trat, das sich lächelnd verbeugte.

Han applaudierte, bis seine Hände wund waren, brüllte und pfiff auf den Fingern. Was für eine Show! Als der Beifall verebbt war, bahnte sich Han einen Weg hinter die Bühne. Er wollte der hübschen Illusionistin persönlich gegenübertreten und ihr sagen, daß sie ungewöhnlich talentiert sei.

Xaverri war seit langem die erste Frau, zu der er sich hingezogen fühlte. Genaugenommen seit Bria ihn verlassen hatte.

Nachdem er sich lange Zeit am Rande der Menge herumgedrückt hatte, die vor dem Bühneneingang zusammengeströmt war, sah er Xaverri aus ihrer Garderobe treten. Die silbernen Irisverstärker hatte sie herausgenommen, und ihre Augen zeigten jetzt ihre natürliche dunkelbraune Farbe. Sie trug eine elegante Straßenkombination anstelle des Seidenkostüms. Mit einem warmherzigen Lächeln schrieb sie ihren Namenszug und persönliche Grußworte an ihre Anhänger und versah die winzigen Holowürfel zur Erinnerung mit ihrem Daumenabdruck. Sie gab sich ihren Bewunderern gegenüber großzügig und freundlich.

Han hielt sich bewußt im Hintergrund, bis sich alle außer ihrem Assistenten, einem verdrießlichen Rodianer, zerstreut hatten.

Schließlich trat er vor und setzte sein charmantestes Lächeln auf. »Hi!« rief er und blickte ihr in die Augen.

Xaverri war beinah so groß wie er, und ihre hochhackigen, kunstvoll verzierten Stiefel beförderten sie vollends auf gleiche Höhe. »Han Solo, Lady Xaverri. Und mein Partner Chewbacca. Ich wollte Ihnen nur sagen, daß Ihr Auftritt die originellste und aufregendste Zauberaufführung war, die ich je gesehen habe.«

Xaverri taxierte ihn und Chewbacca von Kopf bis Fuß, dann lächelte sie – ganz anders diesmal, kalt und zynisch. »Hallo, Solo. Lassen Sie mich raten«, sagte sie. »Sie haben irgend etwas zu verkaufen?«

Han schüttelte den Kopf. Wie scharfsinnig von ihr. Aber es ist schon lange her, seit ich ein Hochstapler war. Jetzt bin ich nur noch Pilot… »Nein, ganz und gar nicht, Lady. Ich bin bloß ein Bewunderer der Bühnenzauberei. Außerdem wollte ich Chewie die Möglichkeit verschaffen, Sie zu sehen und zu riechen, damit er begreift, daß Sie so menschlich sind wie ich. Ich fürchte, er ist mehr als bloß beeindruckt von Ihnen. Als Sie die Kayvenpfeifer über unseren Köpfen erscheinen ließen, war das für ihn wie etwas aus einer Wookiee-Legende über Nachtwandler. Er wußte nicht, ob er ein Loch in den Fußboden graben oder um sein Leben kämpfen sollte.«

Sie blickte zu Chewbacca auf, dann verschwand ihr zynisches Lächeln ganz, ganz langsam und wurde von der aufrichtigen Version ersetzt. »Ich freue mich, dich kennenzulernen, Chewbacca. Es tut mir leid, wenn ich dir Angst eingejagt habe«, sagte sie und streckte die Hand aus.

Chewie vergrub ihre Hand in seinen beiden pelzigen Pranken und überschüttete sie mit Wookiee, was sie perfekt zu verstehen schien. Er teilte ihr mit, daß ihre Show ihn gleichermaßen in Erstaunen und Entsetzen versetzt hätte, doch daß er jetzt, da sie vorbei war, feststellen mußte, daß er sich auch großartig amüsiert hatte.

»Vielen Dank!« rief Xaverri aus. »Das ist die Reaktion, die sich ein Magier erhofft!« Han reagierte fast mit Eifersucht, als er sah, wie gut sie und der Wookiee miteinander klarzukommen schienen. Xaverri reagierte auf Chewies unverblümte Bewunderung mit echter Wärme.

Ehe ihm die Situation entglitt, trat Han einen Schritt vor und lud die Illusionistin ein, mit ihnen beiden nach der Show einen Imbiß einzunehmen.

Sie starrte ihn an. Die Vorsicht war in ihre Augen zurückgekehrt. Han musterte sie, und plötzlich wurde ihm klar, daß dies ein menschliches Wesen war, das in der Vergangenheit einen furchtbaren Verlust erlitten hatte. Dadurch war sie so zurückhaltend geworden, so auf Schutz bedacht. Sie wird nein sagen, dachte er enttäuscht. Doch zu seiner Überraschung erklärte sich Xaverri nach kurzem Nachdenken damit einverstanden, ihnen Gesellschaft zu leisten.

Han führte sie in ein kleines Bistro im corellianischen Sektor, wo Essen und Getränke gut und erschwinglich waren und eine Frau abwechselnd eine Lautenflöte spielte und leise sang.

Es dauerte eine Weile, aber allmählich entspannte sich Xaverri und lächelte Han sogar ebenso offen an wie Chewie.

Nachdem sie die Magierin zu ihrem Hotel zurückgebracht hatten, nahm sie Hans Hand in die ihren und blickte ihn mit ernster Miene an. »Solo… vielen Dank. Ich habe den Abend mit Ihnen und Chewie wirklich genossen.« Sie wandte ihren Blick dem Wookiee zu, der mit einem erfreuten Jaulen reagierte. »Ich stelle fest, daß es mir schwerfällt, Lebewohl zu sagen, und es ist schon sehr lange her, daß ich das zu jemanden sagen konnte.«

Han schenkte ihr ein Lächeln. »Dann sagen Sie nicht Lebewohl, Xaverri. Sagen Sie auf Wiedersehen…«

Sie holte tief Luft. »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, Solo…«

»Aber ich«, warf Han ein. »Vertrauen Sie mir!«

Han wartete am nächsten Abend wieder am Bühneneingang, und am Abend darauf auch. Er und Xaverri lernten einander Zug um Zug besser kennen. Sie redete nicht über ihre Vergangenheit und gab sich sogar noch zurückhaltender als Han selbst. Aber indem er aufmerksam zuhörte und das eigentliche Thema umging, gelang es ihm, ein paar Dinge über sie zu erfahren: Sie haßte das Imperium und die Beamten des Imperiums mit einer stillen, beharrlichen Wut, die er verstörend fand. Sie war stolz auf ihre Fähigkeiten als Magierin und konnte keiner Herausforderung widerstehen. Und sie war einsam.

Es war ein hartes Leben, ständig von einem Planeten zum nächsten zu reisen, vor begeistertem Publikum aufzutreten und am Ende immer allein in irgendeinem Hotelzimmer zu enden.

Han gewann den Eindruck, daß es lange her war, vielleicht Jahre, seit Xaverri zum letzten Mal mit einem Mann zusammen gewesen war. Es hatte sicher zahlreiche Gelegenheiten gegeben, aber ihre angeborene Reserviertheit ließ sie Beziehungen vermeiden.

Zum ersten Mal im Leben sah Han sich selbst in der Rolle desjenigen, der sich öffnen mußte, um Barrieren zu überwinden, die seine eigene beachtliche emotionale Abwehrhaltung eher kläglich erscheinen ließen. Ein schwieriges Unterfangen. Er war mehrmals versucht, es aufzugeben und seine Bemühungen als hoffnungslos einzustellen. Aber Xaverri faszinierte und begeisterte ihn. Er wollte sie kennenlernen, und er wollte, daß sie ihm vertraute… wenigstens ein bißchen.

Nach dem dritten Abend, den sie gemeinsam verbracht hatten, gab Xaverri Han an der Tür zu ihrem Zimmer einen flüchtigen Kuß, bevor sie im Innern verschwand. Han ging lächelnd heim.

Als er sich am darauffolgenden Abend zum Ausgehen bereitmachte, erhob sich Chewbacca wie immer, um ihn zu begleiten. Han streckte dem Wookiee warnend die Hand entgegen. »Chewie, alter Kumpel, heute brauchst du nicht mit mir zu kommen.«

Chewbacca gab einen spöttischen Laut von sich. Han würde ohne ihn in Schwierigkeiten geraten, das wußte er einfach.

Han präsentierte ein langgezogenes, unwiderstehliches Lächeln. »Ja. Genau das hoffe ich, Kumpel. Ich gehe heute abend alleine aus. Bis später. Viel später – hoffe ich.«

Lächelnd und mit den ersten gepfiffenen Noten von Xaverris Auftrittslied auf den Lippen, verließ Han das Apartment und begab sich auf den Weg zum ›Chance Castle‹.

Als er an diesem Abend vor der Tür wartete, erschien Xaverri in einem einfachen schwarzen und purpurfarbenen Jumpsuit, der ihr Haar und ihre Haut zur Geltung brachte. Sie schien froh, ihn zu sehen, doch sie schaute sich irritiert um, offensichtlich auf der Suche nach Chewbacca. »Wo ist Chewie?«

Han nahm ihren Arm. »Er bleibt heute zu Hause. Heute gibt es nur uns beide, Baby. Wenn du einverstanden bist.«

Sie blickte ihn an und versuchte dabei, streng auszusehen, doch im nächsten Moment schenkte sie ihm ein wissendes Lächeln. »Solo, du bist ein Schuft, weißt du das?«

Er erwiderte ihr Lächeln. »Ich bin froh, daß es dir aufgefallen ist. Das heißt, ich bin dein Typ, oder?«

Sie wiegte den Kopf. »Das weiß man nie.«

Sie gingen zu einem der Kasinos im Besitz der Hutts, und dank der Privilegien, die Han als Pilot von Jiliac und Jabba genoß, ließ man ihnen eine spezielle Behandlung angedeihen: freie Getränke, Zutritt zu Spielen mit besonders hohen Einsätzen und gute Plätze während der Shows.

Es war schon spät, als sie gingen, und in diesem Teil von Nar Shaddaa regierte noch immer die echte Nacht. Han brachte Xaverri zurück zu ihrem Hotel. Sie fragte ihn, wie er und Chewie Partner geworden waren, und er ertappte sich dabei, daß er ihr von seiner Zeit in der Imperialen Flotte erzählte.

»Und so stellte ich also, nachdem sie mich hinausgeworfen hatten, fest«, beendete er seinen Bericht, »daß ich keine ehrliche Anstellung als Pilot finden konnte. Man hatte mich auf die schwarze Liste gesetzt. Ich wußte nicht, woher meine nächste Mahlzeit kommen sollte. Aber obwohl ich stinksauer wurde und Chewie wegschickte, wollte er bleiben. Er meinte, eine Lebensschuld sei die ernsteste Verpflichtung, die ein Wookiee eingehen könne. Sogar schwerwiegender als Familienbande.« Er warf Xaverri einen Blick zu. »Macht es dir etwas aus, daß ich ein imperialer Offizier war? Ich weiß ja, daß du das Imperium haßt.«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das macht mir nichts aus. Du warst nicht lange genug dabei, um dich korrumpieren zu lassen. Dafür solltest du deinen Göttern danken, welche das auch sein mögen.«

Han zuckte die Achseln. »Ich fürchte, das ist eine kurze Liste. Mit keinem einzigen Eintrag«, sagte er so leichthin wie möglich. »Wie ist es mit dir?«

Sie blickte ihn aus gequälten Augen an. »Rache ist meine Religion, Solo. Rache am Imperium für alles, was man mir… und meinen Leuten angetan hat.«

Han beugte sich vor, nahm ihre Hand und hielt sie fest. »Erzähl mir davon… wenn du kannst.«

Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Ich habe niemals jemandem davon erzählt. Und das werde ich auch nie. Wenn ich es täte… ich glaube, das würde mich umbringen. Das glaube ich wirklich, Solo.«

»Das Imperium…« Han konnte nur raten. »…hat deine Familie getötet?«

Sie tat einen langen Atemzug und nickte mit fest zusammengepreßten Lippen. »Meinen Mann. Meine Kinder«, sagte sie tonlos. »Ja. Das Imperium hat sie getötet.«

»Das tut mir leid«, entgegnete Han. »Ich habe meine Familie niemals gekannt. Ich bin nicht mal sicher, ob ich jemals eine hatte. Manchmal, so wie jetzt gerade, denke ich, das ist vielleicht gar nicht so schlimm.«

Xaverri schüttelte wieder den Kopf. »Ich weiß nicht. Vielleicht hast du ja recht, Solo. Ich weiß bloß, daß ich keine Gelegenheit auslasse, dem Imperium Schaden zuzufügen. Meine Arbeit führt mich durch die gesamte Galaxis, und, glaube mir, dies ist das erste Engagement seit langer Zeit, bei dem ich nicht jede freie Minute darüber nachdenke, wie ich dem Imperium Schaden zufügen kann.«

Han lächelte gallig. »Das liegt wohl daran, daß es auf Nar Shaddaa keine Imperialen gibt.« Was nicht ganz richtig war, aber es mochte trotzdem stimmen. Es gab einen imperialen Zollbeamten auf dem Schmugglermond. Das Amt wurde von einem alten Mann mit Namen Dedro Needalb bekleidet, der im wesentlichen für die Hutts arbeitete. Gleichwohl trug er den Titel eines Imperialen Zollinspektors. Er übermittelte Daten über Schiffe und ihre Ladungen an den Mufti des Sektors, Sarn Shild, wann immer ihm der Sinn danach stand. Niemand machte sich jemals die Mühe, die Richtigkeit der Informationen, die er weitergab, zu überprüfen.

Die Hutts pflegten ihr eigenes Arrangement mit Sarn Shild. Zum Dank dafür, daß Shild ein so guter Repräsentant des Imperiums war, leisteten sie ›politische Beiträge‹ und übergaben ›persönliche Geschenke‹. Shild ließ die Hutts und ihre Unternehmen im Gegenzug weitgehend in Ruhe. So profitierte jede Seite von diesem Arrangement. Wie ein symbiotischer Organismus.

»Genau«, sagte Xaverri. »Es hat keinen Sinn, den alten Dedro Needalb zu belästigen. Ihm Schaden zuzufügen, hieße, den Hutts und Nar Shaddaa zu schaden, und damit würde ich in Wahrheit möglicherweise dem Imperium nutzen. Das ist das letzte, was ich will.«

»Und wie schadest du dem Imperium?« wollte Han wissen. Er fragte sich, ob sie vielleicht eine gedungene Mörderin war. Sie war eine vollendete Athletin und Schlangenfrau, und zu einigen ihrer Tricks gehörten auch Waffen, zum Beispiel Dolche, Säbel und Vibroklingen. Doch es fiel ihm schwer, sie sich in der Rolle der Auftragsmörderin vorzustellen. Xaverri war schlau, äußerst schlau. Vielleicht sogar schlauer als er selbst, mußte Han einräumen. Sie war eher der Typ, der den Verstand anstelle von Waffen einsetzte, um ihren einsamen Rachefeldzug gegen das Imperium durchzuführen.

Sie schenkte ihm ein rätselhaftes Lächeln. »Damit würde ich zuviel preisgeben.«

Han zuckte die Achseln. »He, ich liebe das Imperium auch nicht. Die Imperialen sind zu Sklavenhaltern geworden, und ich hasse die Sklaverei. Vielleicht könnte ich dir irgendwann mal hilfreich sein – ich bin ganz gut, wenn es ans Kämpfen geht.«

Xaverri betrachtete ihn nachdenklich. »Ich werde darüber nachdenken. Ich habe daran gedacht, den alten Glarret in nächster Zeit zu ersetzen. Er ist nicht mehr flink genug, um bei den Auftritten einen guten Assistenten abzugeben, und er ist kein Pilot. Es ist eine Menge Arbeit für mich, ganz allein zu fliegen.«

»Tja, Lady, dann lassen Sie mich Ihnen mitteilen, daß ich ein erstklassiger Pilot bin«, verkündete Han grinsend. »Genaugenommen bin ich in einer Reihe von Dingen recht gut.«

Sie rollte mit den Augen. »Und so bescheiden.«

Mittlerweile hatten sie die Tür zu Xaverris Zimmer erreicht. Die Illusionistin blickte Han eine lange Sekunde an. »Es ist ziemlich spät, Solo.«

Er bewegte sich nicht. »Jaah.«

Sie drückte mit Daumen und Zeigefinger gegen das Türschloß, und die Tür ging ohne einen Laut auf. Xaverri zögerte noch einen Augenblick, dann betrat sie das Zimmer.

Die Tür ließ sie auf.

Han lächelte und folgte ihr hinein.

 

Han erwachte ein paar Stunden später und beschloß, Xaverri, die noch in tiefem Schlaf lag, zu verlassen, um sie in Ruhe ausschlafen zu lassen. Er kleidete sich leise an und ließ sich, nachdem er eine Nachricht auf ihrem Komlink hinterlassen hatte, er wolle sie später am Tag sehen, selbst aus dem Zimmer.

Die Sonne war gerade über Nar Shaddaa aufgegangen, obwohl die Aktivitäten auf dem Schmugglermond nur wenig mit den (für die meisten intelligenzbegabten Wesen) unnatürlich langen Tagen und Nächten zu tun hatten. Nar Shaddaa schlief niemals. Han ging über dicht bevölkerte Straßen nach Hause, hörte die Rufe der Straßenhändler, die Myriaden von Waren zum Verkauf feilboten.

Han pfiff, während er ging, ein paar Takte eines alten corellianischen Volksliedes. Er fühlte sich großartig. Ihm war gar nicht klar gewesen, wie sehr er sich nach weiblicher Gesellschaft gesehnt hatte. Es war schon lange her, seit er einer Frau begegnet war, die ihm wirklich etwas bedeutete, und Xaverri fand ihn offenbar ebenso anziehend wie er sie. Die Erinnerung an ihre Küsse besaß noch immer die Kraft, ihn innerlich aufzuwühlen.

Er ertappte sich dabei, wie er die Stunden zählte, die vergehen würden, bis er sie wiedersehen konnte, und er lachte in sich hinein und schüttelte den Kopf. Nun reiß dich mal zusammen, Solo. Du bist kein verträumter Jüngling mehr, du bist…

Ohne Vorwarnung stach ihn etwas in die rechte Gesäßhälfte. Han dachte zuerst, er wäre gestrauchelt und mit dem Hinterteil gegen ein scharfkantiges Stück Glasin gestoßen, das aus der Mauer des halb verfallenen Gebäudes ragte, an dem er gerade vorbeiging. Doch dann überflutete ihn eine Woge seltsamer, krabbelnder Wärme. Seine Schritte stockten, der Blick trübte sich, wurde wieder klar.

Was geht hier vor?

Stählerne Finger packten seinen Arm und zerrten ihn in eine Gasse. Han erkannte voller Entsetzen, daß er sich nicht zu wehren vermochte. Die Hände gehorchten den Befehlen seines Gehirns nicht mehr.

Drogen? Oh, nein!

Eine tonlose, unmenschliche Stimme direkt hinter seiner rechten Schulter sprach ihn an. »Keine Bewegung, Solo!«

Han stellte fest, daß er gar nichts anderes hin konnte, als vollkommen reglos zu verharren. Im Innern tobte heiß und explosiv wie Sternplasma der Zorn, doch äußerlich unterwarf sich sein Körper vollkommen dieser künstlich verstärkten Stimme.

Wer hat mich erwischt? Was will er von mir?

Han spannte jeden Muskel, jede Sehne, jedes Neuron, jede Faser seiner Existenz, um die Hände zu bewegen, die Arme, die Beine. Auf seiner Stirn sammelte sich Schweiß und tropfte ihm in die Augen. Doch er brachte nicht mehr zustande als das Zucken eines Fingers.

Die Hand ließ seinen Arm los und wanderte zu seinem Oberschenkel hinab, um den Lederriemen zu lösen, der seinen Blaster sicher im Holster hielt. Han spürte, wie das Gewicht an seiner Hüfte leichter wurde, als der Angreifer ihn entwaffnete.

Sich innerlich dagegen auflehnend, versuchte er abermals, sich zu bewegen, doch er hätte sich ebensogut darum bemühen können, allein mit der Kraft seiner Muskeln ein Raumschiff in den Hyperraum zu schieben.

Er wollte sprechen, wollte sagen: »Wer sind Sie?«, aber auch das erwies sich als jenseits seiner Fähigkeiten. Das einzige, was er hinbekam, war atmen, einatmen, ausatmen…

…und gehorchen. Wenn Han ein Wookiee gewesen wäre, dann hätte er jetzt lang und laut auf gejault.

Nachdem er Han von seinem Blaster erleichtert hatte, kam sein Häscher um ihn herum. Endlich konnte Han ihn sehen. Ein Kopfgeldjäger! schrie es in seinem Geist.

Eine abgenutzte grün-graue mandalorianische Rüstung, ein Helm, der das Gesicht vollständig verdeckte, bewaffnet bis zu den Zähnen. Von seiner rechten Schulter baumelten sogar ein schwarzer und ein weißer geflochtener Skalp unbekannter Herkunft.

Han fragte sich, wie der Mann heißen mochte. Er mußte zur Elite gehören – ein Kopfgeldjäger, der sich nur wirklich ›schwerer‹ Fälle annahm. Der Corellianer vermutete, daß er sich jetzt wohl geschmeichelt fühlen sollte, doch dies hier schien ihm bestenfalls eine höchst zweifelhafte Ehre zu sein.

Der Kopfgeldjäger fuhr fort, Han auf der Suche nach weiteren Waffen abzutasten. Er stieß auf Hans Allzweckwerkzeug, das in einer Tasche steckte, und nahm es ihm ab. Der Corellianer versuchte erneut, sich zu bewegen, doch er konnte weiterhin lediglich ein- und ausatmen. Sein Atem klang ihm laut und rauh in den Ohren.

Die Gestalt in der mandalorianischen Rüstung blickte zu ihm auf. »Du solltest deine Energie nicht vergeuden, Solo. Ich habe dir eine Dosis eines praktischen kleinen Zaubertranks injiziert, der auf Ryloth hergestellt wird. Teuer, aber bei dem Kopfgeld, das auf dich ausgesetzt ist, hat sich die Anschaffung gelohnt. Du wirst dich einige Stunden nicht rühren können, außer auf meinen Befehl. Die Zeitdauer ist von Opfer zu Opfer unterschiedlich. Aber wenn du dich wieder aus eigener Kraft bewegen kannst, sind wir auf jeden Fall längst an Bord meines Schiffs und auf dem Weg nach Ylesia.«

Han glotzte den Kopfgeldjäger an, als ihm plötzlich aufging, daß er die Gestalt in der mandalorianischen Rüstung vor langer Zeit schon mal irgendwo gesehen hatte. Wo? Er konzentrierte sich, aber die Erinnerung wollte nicht an die Oberfläche dringen.

Der Kopfgeldjäger hatte die Durchsuchung beendet, und richtete sich auf. »In Ordnung. Umdrehen!«

Han drehte sich um.

»Los jetzt! Geh nach rechts zur Mündung der Gasse!«

Der Corellianer fühlte ohnmächtige Wut, während sein Körper jeder Anweisung bereitwillig nachkam. Rechts-links, rechts-links… Er lief weiter, und der Kopfgeldjäger blieb dicht hinter ihm. Han konnte aus den Augenwinkeln gelegentliche Blicke auf ihn erhaschen.

Gemeinsam gingen sie über die Straßen von Nar Shaddaa, und für einen Moment keimte in Han die Hoffnung auf, sie könnten einem seiner Freunde über den Weg laufen, vielleicht sogar Chewie. Bestimmt würde irgend jemand bemerken, was hier mit ihm geschah!

Doch obwohl zahlreiche Bürger von Nar Shaddaa den Kopfgeldjäger und seine Beute vorübergehen sahen, richtete nicht einmal jemand das Wort an sie. Han machte ihnen daraus keinen Vorwurf. Dieser Kopfgeldjäger, wer immer er auch sein mochte, war von anderer Art als jene, mit denen er es zuvor bereits zu tun bekommen hatte. Dieser Bursche war gewandt, klug und extrem gefährlich. Jeder, der sich mit ihm anlegte, würde ohne Zweifel furchtbare Konsequenzen erleiden müssen.

Rechts-links, rechts-links, rechts-links…

Der Kopfgeldjäger wandte sich an der Kreuzung, die zum Transportsystem führte, nach rechts. Han wußte, wohin sie unterwegs waren – zur nächsten öffentlichen Landeplattform. Dort mußte ein Raumschiff auf den Kopfgeldjäger warten.

Han stieg folgsam in die Rohrbahn. Wieder versuchte er, sich zu bewegen. Wenn er wenigstens mit einem Finger oder Zeh wackeln könnte. Aber es war hoffnungslos.

Das öffentliche Transportsystem bestand aus kleinen Kapseln, die vier oder fünf Personen aufnahmen, die alle in einer Reihe saßen. Wie Perlen auf einer Schnur.

Hans Häscher setzte sich nicht hin, aber er befahl Han, Platz zu nehmen. Der Corellianer saß da, kochte innerlich und stellte sich vor, was er alles mit diesem Kopfgeldjäger machen würde, wenn er sich nur rühren könnte.

Der Mann sprach nicht. Han konnte es nicht. Es war eine kurze, stumme Fahrt. Als sie die Kapsel verließen, fand sich Han, ganz wie er vermutet hatte, auf einem der auf den Dächern öffentlicher Gebäude eingerichteten Landefelder. Das Feld war riesig und nur von mehreren Luftschächten unterbrochen, die dem Gebäude unterhalb der Plattform Licht spendeten. Die Schächte öffneten sich gähnend und hatten keine Geländer, die einen unachtsamen Fußgänger davor schützten, sich Hunderte oder gar Tausende von Stockwerken weiter unten zu Tode zu stürzen.

Han überfiel plötzlich eine lebhafte Erinnerung an die Nacht, in der Garris Shrike ihn über die höchsten Dächer von Coruscant gehetzt hatte. Er war damals gerade so mit dem Leben davongekommen. Den Corellianer beschlich jetzt das üble Vorgefühl, daß er diesmal nicht soviel Glück haben würde.

Han fragte sich, welches Schicksal ihn wohl auf Ylesia erwarten mochte. Teroenza hatte nicht ein einziges Molekül Freundlichkeit oder Gnade in seinem ganzen gewaltigen Körper. Er würde dafür sorgen, daß sein Gefangener einen langsamen und qualvollen Tod erduldete.

Han wünschte sich einen Moment lang, er würde gerade so lange die Herrschaft über seinen Körper wiedererlangen, um loszurennen und in einen dieser Luftschächte zu springen. Doch wie sehr er sich auch anstrengte, es blieb ihm nichts anderes übrig, als den Befehlen Folge zu leisten.

Han und sein Bezwinger marschierten zwischen den vor Anker liegenden Raumschiffen auf ein Ziel zu, das Han nicht kannte.

Rechts-links, rechts-links, rechts-links…

Als der Kopfgeldjäger auf etwas zeigte, geriet sein Arm in Hans Blickfeld. »Geh auf dieses Schiff zu! Modifizierte ›Firespray‹-Klasse.«

Han konnte es jetzt sehen. Der Kopfgeldjäger scherzte nicht, als er ›modifiziert‹ sagte. Das Patrouillen- und Angriffsschiff war auf höchst ungewöhnliche und offensichtlich umfassende Weise verändert worden. Im Unterschied zu anderen Raumfahrzeugen wurden seine Kuat-F-31-Maschinen- und Antriebssysteme bei der Landung offenbar gegen den Permabeton gerichtet. Annähernd eiförmig, richtete sich das Schiff, sobald die machtvollen Maschinen zündeten, beim Fliegen auf die ›Hinterbeine‹ auf. Han hatte so etwas noch nie zuvor gesehen, doch das Fahrzeug erinnerte ihn an seinen Besitzer: mächtig und todbringend.

Han, der eine Sekunde lang das Dilemma vergaß, das ihn mit diesem Raumschiff konfrontierte, ertappte sich dabei, daß er sich wünschte, einen Blick auf das Innere werfen zu können – und empfand im nächsten Moment Abscheu vor sich selbst.

Er war auf dem besten Weg, einen Blick ins Innere des Schiffs zu werfen. Er würde mehrere Tage an Bord dieser umgebauten ›Firespray‹ verbringen, während der Raumer ihn unausweichlich Folter und Tod näher brachte.

Sie schritten jetzt durch den zerklüfteten ›Mittelgang‹ zwischen zwei auf Duro konstruierten Frachtern. Nur noch wenige Schritte, und sie würden das Schiff des Kopfgeldjägers betreten, und das war’s dann. Han wußte es besser und stellte sich daher nicht vor, daß er in der Lage sein würde, diesen Typen irgendwie zu überwältigen, die Gewalt über die ›Firespray‹ an sich zu reißen und sich zu retten. Er wünschte, er wäre fähig zu schlucken. Sein Hals war so trocken, daß es weh tat.

Das war’s, dachte Han. Das war’s endgültig…