Kapitel 14
Sissy beugte sich vor, die Arme auf den angezogenen Knien aufgestützt, und sah ihn zornig an. »Ich bin schuld? Wieso bin ich schuld?«
Mitch strich sich die Haare aus dem Gesicht; er war sich nicht sicher, ob er sich von diesem Orgasmus jemals erholen würde. »Es ist einfach so, und das weißt du so gut wie ich.«
Hörbar ausatmend, nickte Sissy. »Ich verstehe.« Sie strich mit einem Finger über das schwarze keltische Tattoo auf seinem linken Bizeps. »Das gefällt mir.«
»Danke«, murmelte er abwesend und fragte sich, was er als Nächstes tun sollte.
»Es ist eine gute Zielscheibe.« Dann krachte eine trügerisch kleine Faust an die Stelle, die das Tattoo bedeckte.
»Au! Was soll das denn?«
»Glaubst du, ich bin glücklich darüber?«, verlangte sie zu wissen und stand auf. »Und du bist schuld. Deine!«
Mitch stand ebenfalls auf. »Wieso sollte ich schuld sein? Ich bin nicht diejenige mit einer Muschi, die einem Mann das Leben aussaugen kann!«
»Und ich bin nicht derjenige, der bestückt ist wie ein übermäßig ausgestatteter Esel!«
Mit erhobenen Händen fragte Mitch: »Warte – worüber streiten wir da gerade?«
Sie schwieg einen Augenblick und schnippte dann mit den Fingern. »Das Gefühl, in der Falle zu sitzen.«
»Tun wir das? Ich weiß nicht. Deine verdammten Brüste hypnotisieren mich«, murmelte er.
»Ich kann nicht fassen, dass du schon wieder hart bist«, seufzte sie, und es klang bewundernd.
»Das ist ein Löwen-Ding. Um ganz offen zu sein: Ich kann stundenlang.«
Sissy hechelte, die Hand auf dem Bauch, und bewegte sich plötzlich in seine Richtung. Automatisch, instinktiv kam er ihr entgegen. Als sie sich beinahe in den Armen lagen, hielten sie beide inne und wandten sich ab.
»Wir brauchen Regeln«, sagte sie, ein Echo dessen, was er gerade gedacht hatte.
»Regeln. Ja. Ich mag Regeln.«
»Tja, du bist ja auch ein Cop.«
»Musst du das jetzt ansprechen?«
»Werd nicht schnippisch.« Sie machte ein paar Schritte von ihm weg. »Klare Linien. Grenzen. Bei mir geht es nicht ohne Grenzen.« Und um zu zeigen, wie sehr sie Grenzen mochte, zeichnete sie mit den Zeigefingern ein kleines Viereck in die Luft.
»Klar. Grenzen.«
»Es wird kein Süßholzgeraspel geben.«
»Du meinst die schmutzigen Sachen? Wenn ich dir zum Beispiel sage, wo du mit deinem Mund hinsollst und dass ich meine Finger in …«
»Nein!« Sie sah ihn an. »Aber ich sehe schon, dass ich mir über Süßholzgeraspel keine Sorgen machen muss.«
Mitch zuckte die Achseln, ihm war immer noch nicht klar, was sie meinte. »Was noch?«
Die Hände reibend, ging Sissy weiter auf und ab, aber jedes Mal, wenn sie sich von ihm entfernte, konnte Mitch nur auf ihren Hintern starren. Das verdammte Ding sprach schon wieder zu ihm!
»Abgesehen vom Vögeln keine Zuneigungsbekundungen wie unnötige Berührungen, die nichts mit dem Vögeln zu tun haben. Und wir gehen nicht zusammen aus. Du bringst mir keine Blumen mit.«
»Oder Schokolade?«
»Übertreiben müssen wir es ja nicht gleich.« Sie ging zur Tür und wieder zurück. »Wir belassen die Sache einfach und unkompliziert. Egal, wie großartig der Sex ist – es wird niemals mehr sein.« Sie stand jetzt vor ihm und stemmte die Hände in die Hüften. »Und weißt du, warum, Mitchell?«
»Warum was?«
Seufzend und theatralisch die Augen verdrehend, blaffte sie: »Warum muss die Sache einfach und unkompliziert bleiben?«
»Ich bin mir sicher, dass ich es weiß, aber im Moment bin ich so heiß, dass ich schon diesen Satz kaum herausbekomme.«
Sissy nahm sein Gesicht zwischen die Hände. »Weil du, Mitchell, eine einfache, unkomplizierte Frau brauchst. Bevorzugt vollmenschlich. Und ich brauche einen Mann, den ich unter Kontrolle habe, damit er mir nicht im Weg steht. Also egal, was passiert, es darf nicht überhandnehmen. Verstanden?«
Sie hatte recht. Sissy war die Art Frau, die ihn komplett verwirren konnte, und er würde nie wieder aus dieser Sache herausfinden. Sie war sexy und fordernd und unberechenbar und höchst sprunghaft. Wenn sie nicht gerade Ärger anzettelte, steckte sie mittendrin. Sie war schön und gefährlich. Die Jägerin eines Jägers.
Noch schlimmer, noch verheerender war aber, dass er fortging. Er würde nicht nur Smithtown verlassen, sondern alle, die er kannte und die ihm wichtig waren, Sissy eingeschlossen. Wenn er erst einmal aussagte, würde sich sein ganzes Leben ändern, und Sissy würde nichts weiter sein als eine süße, verrückte Erinnerung. Also musste er ihren Regeln folgen und innerhalb ihrer Grenzen bleiben.
Doch Mitch war klug genug, zu wissen, dass ihre Logik keine Rolle spielte. Denn wenn er nicht sehr vorsichtig war, würde er sein Herz an diese Frau verlieren, und es vermutlich für den Rest seines Lebens bedauern.
»Kein Überhandnehmen«, wiederholte er.
»Bist du einverstanden?«
»Ja.«
»Gut.« Sie ging wieder davon. Dann fragte sie: »Du starrst mir auf den Hintern, oder?«
Mitch warf die Hände in die Luft. »Er spricht wieder zu mir!«
Sie drehte sich zu ihm um, die Hände immer noch an den Hüften. »Das wird nicht funktionieren, wenn du dich nicht in den Griff bekommst, Mitchell Shaw.«
»Sag das nicht mir.« Er deutete auf sein bestes Stück. »Sag es ihm!«
Sissy schüttelte den Kopf. »Ich fange jetzt sicher nicht an, mit ihm zu reden … dann könnte ich ihn ja gleich in den Mund nehmen.«
»Siehst du? Das ist nicht hilfreich!«
Sie hob die Hände. »Tut mir leid, tut mir leid.«
Sissy räusperte sich und kam auf ihn zu. Sie hielt die Hände gesenkt und den Blick auf seinen Adamsapfel gerichtet. »Hättest du gern noch einmal Geschlechtsverkehr?«
Mitch runzelte die Stirn. »Was soll das denn?«
Sie stampfte mit dem Fuß auf. »Ich versuche, nüchtern zu bleiben, du Blödmann. Also mach mit!«
»Okay, okay.« Jetzt war er es, der sich räusperte. »Ja. Ich würde gerne Geschlechtsverkehr mit dir haben … noch einmal.«
Sissy nickte und kam einen Schritt näher. Ihre Brüste streiften seine Brust, und Mitch bekämpfte einen Schauder reinster Lust. Er beugte sich hinab und küsste sie auf den Mund. Sie küsste ihn zurück, den Mund geschlossen, die Augen offen. Das schien ungefährlich zu sein. Also strich Mitch ihr mit der Hand den Rücken hinab und ließ sie auf ihrem Hintern ruhen. Er drückte ihn nicht und tat auch sonst nichts, egal, wie verzweifelt er es sich wünschte.
Ihr Arsch war dazu gemacht, ihn zu drücken.
Doch dann knurrte Sissy plötzlich »Mistkerl«, vergrub ihre Hände in seinen Haaren, ihr Mund war auf seinem. Sie hob die Beine an und schlang sie ihm um die Taille.
Mitch schnappte sich ein weiteres Kondom vom Sofa. Er hatte vorgehabt, die Treppe hinaufzugehen, aber dazu hatte er jetzt wirklich keine Lust mehr, also knallte er Sissy gegen die Wand.
Er konzentrierte sich auf ihren Hals, saugte an ihrer weichen Haut, während er das Kondom überstreifte, und Sissy schnappte nach Luft und drückte sich an ihn. »Vögle mich, Mitch. Himmel, vögle mich!«
Er rammte so hart in sie, dass Sissys Kopf gegen die Wand knallte.
»Entschuldige«, murmelte er.
»Ja, ja«, knurrte sie mit der Stirn an seiner Schulter. »Egal. Vögle mich einfach.«
Mitch zog sich heraus und rammte wieder hinein, den Klang von Sissys Keuchen und Aufschreien im Ohr. Er wurde schneller, und Sissy stachelte ihn an, indem sie ihm die Fersen ins Rückgrat und die Finger in seine Schultern bohrte.
»Härter«, flehte sie. Eigentlich war es mehr ein Befehl. Und Mitch war es egal. Es gab Momente im Leben eines Mannes, wo er einfach tun musste, was man ihm sagte. Vor allem, wenn die Frau, die es ihm sagte, ihm den Ritt seines Lebens bescherte.
Doch als Sissy kam und dabei ihre Krallen ausfuhr und ihm in den Rücken bohrte und Mitch ihren Namen hinausbrüllte, da wusste er, dass sie in den Schwierigkeiten ihres Lebens steckten.