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Freitag
Inverness & Northwest Highlands
Inverness & Northwest Highlands
Huang blickte angespannt aus dem Fenster der
gemieteten Cessna. Er hatte sich am Vormittag 24 Windkraftparks aus
der Luft angesehen, und alle schienen in Schuß zu sein. Auch der
größere Park mit 140 Rotoren zehn Kilometer weit weg von der
Ostküste im Meer. Er hatte sich gefragt, wie diese Anlage einen
Sturm übersteht. Aber der Betriebsleiter hatte ihm versichert, daß
solche Anlagen auch dafür ausgelegt waren.
Die Arbeiter waren verunsichert, nachdem sie
die Nachrichten im Fernsehen gesehen hatten. Sie hatten jetzt Angst
um ihre Jobs, hatte ihm der Betriebsleiter am Telefon erzählt.
Verständlich, dachte Huang. Nun, er hatte
sich als potentieller Investor vorgestellt und ihn beruhigt.
Jetzt würde er nach Wick und morgen dann
noch weiter nördlich nach Kirkwall fliegen. An der schottischen
Nordküste und bei den Orkneys standen die größten Anlagen –
allesamt offshore mit einer Leistung von 2.400 Megawatt. Drei Parks
mit jeweils über 200 Rotoren, die zusammen knapp die Hälfte der
gesamten britischen Offshore-Windkraft von knapp 5.100 Megawatt
ausmachten.
So jedenfalls stand es in der jüngsten
Bilanz, die er vor sich auf dem Tischchen liegen hatte. Und somit
schien eigentlich alles in Ordnung zu sein. Aber Huang war bei der
Besichtigung eine Unstimmigkeit aufgefallen, die zwar nicht
regelmäßig, aber immer mal wieder auftauchte. Und längst
beschäftigte ihn die Frage, ob diese Unstimmigkeit Zufall oder
Absicht war – und sich auch bei den drei riesigen Windparks zeigen
würde.
Abrupt lehnte er sich nach vorn. „Lassen Sie
uns nach Wick fliegen“, meinte er zu dem Piloten.