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„Im Falle des mysteriösen Doppelmords an dem
britischen Milliardär Robert Hayes und dem jungen Londoner
Buchautor Steven Farage ist jetzt ein weiteres Detail
durchgesickert. Es betrifft die geheimnisvollen und dramatischen
Ereignisse auf Barra. Unser Kollege Liam O'Reilly in Edinburgh weiß
mehr.“
Die blonde Nachrichtenmoderatorin drehte
ihren Kopf zu einem Fernsehbildschirm im Studio, auf dem ein
energischer Mann Anfang Vierzig zu sehen war, und hinter ihm das
Schloß von Edinburgh.
„Das ist richtig, Rachel“, meinte der
Korrespondent. „Das Geheimnis um den mysteriösen Hubschrauber, der
mittlerweile die drei Regierungen in Edinburgh, London und Dublin
beschäftigt, ist gelüftet. Der Helikopter gehört ganz
offensichtlich zu SEAPOL.“
„Wie gesichert ist diese Information?“
„Nun, alle Indizien sprechen dafür“,
antwortete O'Reilly. „Ich sprach eben gerade mit Richard Dawson,
dem Flugplatzleiter von Tiree. Nach seinen Angaben ist vor einer
Dreiviertelstunde ein Hubschrauber vom Typ Wildcat mit irischer
Flagge und der Aufschrift 'Seapol' bei ihm auf Tiree zum Auftanken
gelandet. Die beiden Piloten haben ihm bestätigt, daß sie von Barra
gekommen sind. Aber sie haben jeden Kommentar auf seine Frage
verweigert, ob ihre Anwesenheit dort etwas mit den dramatischen
Ereignissen am Flugplatz zu tun gehabt hatte.“ O'Reilly machte eine
kleine Pause.
„Ich hatte das Gespräch mit Dawson
aufgezeichnet“, fuhr er dann fort. „Und er berichtete von einer
möglicherweise bedeutsamen Bemerkung, die er mithörte.“
Aus dem Off ertönte nun Ritchies Stimme.
„... und als die beiden in meinem Laden was suchten, bin ich
hingegangen, um zu fragen, ob ich helfen kann. Und dabei habe ich
gehört, wie der eine den anderen fragte, warum sie so eilig wieder
weg müßten. Und der andere antwortete: 'Weil wir hier fertig sind
und uns jetzt um die Hintermänner und Auftraggeber kümmern.'“
„Was bedeuten würde, daß der Fall noch
längst nicht abgeschlossen zu sein scheint.“ Die Moderatorin
runzelte die Stirn und sah den Korrespondenten fragend an.
„Genau, Rachel“, bekräftigte O'Reilly. „Die
Bemerkung würde bedeuten, daß wir es aller Wahrscheinlichkeit nach
mit Auftragsmorden zu tun haben. Und außerdem, daß Seapol bereits
tief in den Ermittlungen drinsteckt – offenbar jetzt schon
erfolgreich.“
Schön wär's, dachte
Schmitz und verschränkte in seiner Koje einen Arm hinter seinem
Kopf.
„Danke, Liam.“ Die Moderatorin blickte in
die Kamera. „Ich bin jetzt telefonisch verbunden mit unserem
Korrespondenten Tom Byrd in Washington. Denn dort, Tom, gab es eine
überraschende Reaktion, wie Du uns eben erzählt hattest.
Welche?“
„Nun, daß die Ermordung eines der größten
Fondsinhaber vor allem bei den älteren Händlern an der Wallstreet
Trauer und Betroffenheit auslösen würde – damit war zu rechnen.
Aber nach mir vorliegenden Informationen hat die Nachricht von der
Ermordung von Robert Hayes an einem ganz anderen Ort wie eine Bombe
eingeschlagen.“
Der Korrespondent machte eine kleine Pause.
„Nämlich im Pentagon.“