»Tut mir leid«, sagte sie zu Mara. »Wir können euch nicht gehen lassen.«

»Ach nein?« Der Anblick der Verräterin brachte Maras Blut zum Sieden. Sie versuchte sich zu sagen, dass Alema nicht vollkommen dafür verantwortlich war, was sie tat, dass die Twi'lek, ohne es zu wissen, in den Einfluss des Dunklen Nests geraten war - aber das konnte ihre Wut kaum mindern. Sie nahm das Lichtschwert vom Gürtel, dann warf sie einen Blick hin zu dem leeren Gang, der wieder zu den Hangars führte. »Soweit ich das sehe, bist du nicht in der Position, um uns aufzuhalten.«

Alema lächelte tückisch. »Wir glauben schon.«

Ein gedämpftes Rascheln erklang im Gang, und ein Wall von Gorog-Kriegern erschien in seiner Öffnung. Ihnen fehlten zwar die Kuppeln, die die Pfeilschiffpiloten geschützt hatten, aber sie waren viel größer und sowohl mit Dreizacken als auch mit elektrischen Sturmgewehren bewaffnet. Die Gewehre - das wusste Mara - waren relativ schwach, billig und zuverlässig, und man brauchte drei oder vier Treffer, um die meisten Ziele zu erledigen. Leider konnten sie nicht davon ausgehen, dass es den Killiks schwerfallen würden ihre Feuerkraft entsprechend zu bündeln.

Ein quietschender Chor breitete sich von den dunklen Ecken des Raums her aus. der Klang von Hunderten Killik-Füßen, die über das klebrige Wachs des Nestes liefen. Mara ließ die Helmlampe über die Wände schweifen und stellte fest, dass auch sie von Gorog-Kriegern wimmelten, und der Zorn, den sie gegen Alema verspürte, nahm eine ätzende Färbung an.

»Sag deinen Herren, sie werden sich sehr bald wünschen, tatsächlich beim Absturz umgekommen zu sein.« Mara steckte ein frisches Energiemagazin in ihre Blasterpistole. »Wir werden sie uns nämlich holen.«

Alema verzog höhnisch das Gesicht, und Gorog-Krieger strömten aus dem Gang hinter ihr. »Ihr werdet mehr als Lichtschwerter und Blasterpistolen brauchen, denken wir.«

Die Luftschleuse des Falken öffnete sich leise. Vier YVH-Kriegsdroiden - »Käferkiller«, eine Leihgabe des Tendrando-Waffenkonzerns und nach Hans Angaben programmiert -sprangen in den tiefschwarzen Hangar. Ihnen folgten vier Jedi - Kyp, Saba, Octa Ramis und Kyle Katarn - in ihren gepanzerten Schlitzanzügen. Han war einfach nur froh, dass er Meewalh und Cakhmaim hatte überreden können. Juun und Tarfang beim Bewachen des Falken zu »helfen«, oder er und Leia, die weiter hinten in normalen Schutzanzügen folgten, hätten ihnen auch noch folgen müssen.

»Ich bin der Captain des Millennium Falken«, knurrte Han gegen sein Visier. »Früher einmal hatte das etwas zu bedeuten.«

Leia griff nach seiner Hand, und sie sprangen aus der Luftschleuse. Sie zog ihn durch die schwerelose Dunkelheit und nutzte die Macht, um sie vom Falken wegzubringen, damit sie ihre Jetgürtel nicht aktivieren mussten, denn dann hätten sie deutlich sichtbare Ziele abgegeben. Für Han war es, als bewegte er sich während eines vollkommenen Systemausfalls durch einen Frachtraum. Er stieß immer wieder gegen Dinge, und Dinge stießen gegen ihn.

Schließlich meldeten die YVHs. dass die unmittelbare Umgebung frei von Feinden war. und sie aktivierten die Düsen und beleuchteten damit kurz die luftlose, mit Trümmern gefüllte Start-und-Lande-Rampe. bevor sie durch ein Loch in der hinteren Wand glitten. Die anderen verständigten sich, wenn überhaupt, durch das Kampfgeflecht der Jedi. und die Jedi-Meister aktivierten ihre grünen Kampflampen und nutzten die Macht, um den Kampfdroiden zu folgen. Leia wiederum folgte ihnen und zog Han an der Hand mit sich. Er fühlte sich wie ein kleines Kind, das durch einen schlechten Traum geschleppt wurde, mit all diesen Käferköpfen und Brocken von Thoraxchitin, die überall herumschwebten.

Als sie durch das Loch gelangten, flammte Leias Helmlampe auf. Han aktivierte seine eigene Lampe und fand sich in einem kleinen Wartungshangar. Die YYHs führten sie in einen kleinen Zugangstunnel voller Gorog-Leichen. Die meisten Insekten hatten geplatzte Augen, und dunkle Gewebestränge ragten aus den Atemspiralen ihrer Thoraxe - Zeichen eines schnellen, aber schmerzhaften Todes durch Druckabfall.

Kyp winkte die Bergungsgruppe weiter, dann aktivierte er seine eigenen Düsen und flog an Leias Seite. Je weiter sie kamen, auf desto mehr Insektenleichen stießen sie, und bald schon schien die Gruppe durch tote Killiks zu schwimmen.

Han berührte Leias Helm mit seinem, sodass sie sich unterhalten konnten, ohne die Komstille zu brechen, »für all das sind Luke und Mara verantwortlich?«

»Kyp scheint das zu denken.«

»Hm.« Han begann sich zu fragen, wer eigentlich vor wem gerettet werden musste - die Skywalkers vor den Käfern oder umgekehrt. »Nett von ihnen, eine Spur zu hinterlassen.«

Sie gingen vorbei an den zerfetzten Überresten eines Membranschotts und weiter durch den gewundenen Irrgarten von Gängen und folgten dabei einem stetigen Pfad aus toten Gorog und aufgerissenen Wänden. Han überlegte, ob die Skywalkers wohl den Plan gefasst hatten, Welk und Lomi Plo ganz allein zu erledigen.

Der Bergungstrupp gelangte an ein anderes Schott, das noch intakt war. und verharrte kurz, während sich die Käferkiller nacheinander hindurchschoben. Kyp und Octa Ramis folgten den Droiden. und plötzlich wurde die Membran hell von Waffenblitzen.

»Feind lokalisiert!«, meldete Käferkiller eins und beendete damit die Komstille. »Greifen an!«

Han entsicherte den T-21-Repertierblaster, den er als Insektenvertilger mitgenommen hatte, dann bewegte er sich auf die Membran zu.

Leia streckte die Hand aus, um ihn aufzuhalten. »Noch nicht«, sagte sie über Kom. »Sie haben Kyp ein Leck in den Anzug geschossen.«

Mehr brauchte sie nicht zu erklären. Mit Kyps beschädigtem Anzug war es nicht klug, noch mehr Feuer in Richtung des Eingangs zu ziehen.

»Sag ihnen, sie sollen sich beeilen«, sagte Han. »Mein Abzugfinger fängt an zu jucken.«

Leia wandte sich von ihm ab und schaute an seiner Schulter vorbei den Flur entlang.

Dann erschien plötzlich Sabas Visier hinter Leias Kopf, und ihre knotigen Lippen verzogen sich zu einem breiten, zähnestarrenden Lächeln. »Diese hier denkt, er wird nicht lange jucken.«

Han fuhr herum, und sein Magen zog sich zusammen.

Dutzende von Pfeilschiffkuppeln auf Beinen eilten den Gang entlang auf sie zu. Han hob den T-21 und eröffnete das Feuer. Eine Kuppel brach, aber die meisten Schüsse prallten ab, schmolzen Löcher in die Wände und erfüllten den Flur mit einer immer dichter werdenden Wolke von Ethman-Dämpfen.

Han stellte sich Schulter an Schulter mit Leia.

»Schatz.« Er senkte die Waffe ein wenig und begann, auf die Beine der Killiks zu schießen. »Habe ich dir je gesagt, wie sehr ich Käfer hasse?«

Die Chiss zogen sich in einem wirren Wirbel aus Ionenspuren ungeordnet unter die Südpolregion von Qoribu zurück und hinterließen ein chaotisches Netz von Turbolaserfeuer hinter sich im Raum. Jaina und Zekk entdeckten eine Lücke und zogen ihre StealthX darauf zu. Bevor sie jedoch hindurchfliegen konnten, verlagerten ein paar Fregatten ihr Sperrfeuer und überzogen die Lücke mit Energieblitzen.

Jaina und Zekk drehten bei, der StealthX, der mit Jainas Steuerung verbunden war, eine halbe Sekunde hinter ihnen. Gegen den weißen Hintergrund von Qoribus Südpol waren sie für jeden Sensoroperator, der ihren Flug auch nur mit einem Teleskop verfolgte, zu erkennen, und unter diesen Umständen wäre es dumm gewesen, in die Flotte eindringen zu wollen. Wenn sie Lowbacca lebend rausholen wollten, würden sie anders an die Sache herangehen müssen.

Sie sind nicht so desorganisiert, wie es den Anschein hat, stellte Jaina fest.

Ja, das hier ist nur Theater, stimmte Zekk ihr zu.

Beide betrachteten ihre taktischen Schirme. Sie zeigten nur den Teil des Kampfes, der nicht hinter Qoribus Masse verborgen lag. Aber man konnte deutlich sehen, dass die Chiss in einer gekrümmten Linie zurückfielen, der es kaum gelang, vor den Pfeilschiffen des Schwarms zu bleiben. Ein paar Fregatten und Korvetten waren stark beschädigt, aber die meisten Kreuzer und alle Sternenzerstörer und Träger befanden sich sicher unterhalb von Qoribu und im Herzen der Flotte.

Ein Bothanischer Rückzug, stellte Jaina fest.

Die Chiss haben wahrscheinlich einen anderen Namen dafür, meinte Zekk.

Wahrscheinlich.

Sie zogen die Jäger in einer ungleichmäßigen Kurve herum, wichen aufglühendem Turbolaserfeuer aus und änderten immer wieder ihren Anflugkurs, um jegliche visuelle Verfolgung abzuschütteln. Aber Qoribus Polarregion war so gewaltig wie hell und ihre StealthX blieben vor ihren wirbelnden weißen Wolken deutlich zu erkennen.

Wir sollten UnuThul warnen, schlug Zekk vor.

Unsere Hilfe ist nicht erwünscht, entgegnete Jaina. Diese Tatsache machte sie traurig, und sie fühlte sich abgewiesen und schrecklich, schrecklich allein. Unsere Mission besteht darin...

... Lowbacca zu holen und dann abzuhauen, schloss Zekk. Aber wir sind Jedi!

Und unsere wichtigste Aufgabe besteht darin, einen größeren Krieg zu verhindern, stimmte Jaina zu.

Es war mehr ein Entscheidungsprozess als eine Diskussion, sie wogen das Für und Wider in einem einzigen Geist, den sie gemeinsam teilten, ab, und dann kam ihnen ein Gedanke, der sie unglücklich machte.

Was, wenn sie gar nichts taten?

Der Große Schwärm würde zerstört werden und vielleicht sogar die hapanische Flotte, die sich hinter dem Schutz der Killik-Pfeilschiffe näherte. Und ohne die Möglichkeit, die Qoribu-Nester zu verteidigen, würde die Kolonie sie im Stich lassen oder sie irgendwie evakuieren müssen. In diesem Fall würden sich die Chiss nicht mehr bedroht fühlen und ein größerer Krieg abgewendet sein.

UnuThul könnte umkommen, überlegte Zekk.

Würde die Kolonie dann zu ihrem Normalzustand zurückfinden?, fragte sich Jaina.

Unmöglich zu wissen.

Unmöglich, stimmte Jaina zu. Aber vielleicht nicht unbedingt schlecht.

Jaina und Zekk erwarteten, wieder von UnuThuls Willen vereinnahmt zu werden, der sie dazu treiben würde, zu tun, was für die Kolonie das Beste war.

Aber sie standen nicht mehr in Verbindung mit dem Taat-Geist, waren davon abgeschnitten sowohl durch die Entfernung als auch durch Unus Zorn, und UnuThul hatte zu viel damit zu tun, das Kampfgeschehen zu kontrollieren, als dass er sich auch noch mit ihrem Kampfgeflecht verbinden konnte. Jainas und Zekks Geist gehörte ihnen allein -zumindest im Augenblick.

Eine Lücke erschien im Turbolasernetz, und sie rasten darauf zu. in Richtung auf vier winzige blaue Kreise, die, wie ihre R9-Einheiten ihnen versicherten, der Sublicht-Antrieb eines Kreuzers waren. Wenn sie sich nahe genug heranarbeiten konnten, würden sie ins Herz der Chiss-Flotte schlüpfen können, indem sie sich nahe den Ausstoßdüsen verbargen, wo die Helligkeit alle blenden würde, die in ihre Richtung schauten.

Das hier fühlt sieh falsch an, sagte Zekk. Als würden wir die Kolonie betrügen.

Und UnuThul, fügte Jaina hinzu. Aber wir sind Jedi.

Jedi tun. was notwendig ist, stimmte Zekk ihr zu. Um Kriege zu verhindern!

Um den Frieden zu erhalten!

Der Kreuzer war mittlerweile so nahe. dass sie die klotzigen Umrisse der Triebwerkshülle erkennen konnten, die die vier riesigen Schubdüsen umgab. Turbolaserstrahlen wurden von Geschützen ringsumher abgefeuert, kamen aber nie nahe genug, um ihnen gefährlich zu werden: man hatte die StealthX also nicht entdeckt. Jaina und Zekk flogen näher an den Kreuzer heran.

Dann kam ihnen ein weiterer unschöner Gedanke. Welk. Wenn UnuThul umkommt...

Diese Möglichkeit war beinahe zu schrecklich, um sie auch nur in Erwägung zu ziehen. Wenn UnuThul starb, würde Welk -oder Lomi Plo, falls sie überlebt hatte - der neue Erste Unu werden. Sie wussten nicht, was das für die Kolonie bedeuten würde, aber es würde zweifellos schlecht für den Rest der Galaxis sein. Die Dunklen Jedi würden die Killiks weiterhin für ihre Ziele missbrauchen, vielleicht sogar, um die gesamte Galaxis in einen einzigen Gemeinschaftsgeist zu ziehen.

Wir müssen UnuThul schützen, schloss Zekk.

Wir sollten ihn lieber warnen.

Sie waren erleichtert. Genau das hatten sie ohnehin gewollt, Eben noch hatten sie sich eingeredet, es wäre das Beste, genau dies nicht zu tun, aber sie hatten ihre Meinung geändert. Sie dehnten sich in der Macht zu UnuThul aus und drängten ihn, sich ihrem Kampfgeflecht zu öffnen.

Sie spürten Unus Willen. Plötzlich schien es wichtiger zu sein, Lowbacca zu retten, als den Angriff der Kolonie aufzuhalten. Wenn Jaina und Zekk ihren Freund nicht retteten, würde er zusammen mit den Chiss sterben, wenn der Große Schwärm die Chiss-Flotte zerstörte.

Jaina und Zeck erwiderten den Druck, aber da sie sich nicht in Verbindung mit dem Taat-Geist befanden, hatten sie keine Möglichkeit, die Falle der Chiss zu erklären, sie konnten nur ihre Warnung in die Macht strömen lassen und UnuThul drängen, sich dem Kampfgeflecht anzuschließen.

Unus Wille wurde schwerer, und sie begannen zu glauben, dass es vielleicht doch nicht so wichtig war, UnuThul zu erreichen.

Sie haben Angst, dass wir wieder versuchen, sie hereinzulegen, überlegte Zekk.

Nur das Wissen, dass Unu sich irrte, gab ihnen die Kraft, sich zu widersetzen, sich weiter in der Macht auszubreiten.

Schließlich reagierte tatsächlich jemand - aber es war Jainas Mutter, nicht UnuThul. Jaina und Zekk griffen nach ihr. luden sie in ihr Kampfgeflecht ein. und die Situation wurde ein wenig klarer. Leia und die anderen wurden angegriffen. Ein Bild von Dutzenden schwarzblauer Killik-Soldaten. die aus einem dunklen Gang schwärmten und Leia und andere mit elektrischen Sturmgewehren beschossen, erschien in Jainas und Zekks Köpfen.

Sie erschraken, aber Leia schien keine Angst zu haben und sich keine Sorgen zu machen. Warum auch? Sie und Han hatten schließlich schon Hunderte von Malen in schlimmeren Situationen gesteckt.

Nun waren Jaina und Zekk wirklich besorgt - und verwirrt. Sie wussten nichts von schwarzblauen Killiks im Qoribu-System - und nichts von Nestern mit so dunklen Wanden.

Kr, erklärte Leia. Geheimes Nest.

Ein Nest konnte nicht geheim sein. Unu hätte davon gewusst.

Welk?, erinnerte Leia sie. Saba?

Da verstanden die jungen Jedi. Jedes Mal, wenn sie versucht hatten, die Attacke auf Saba näher zu untersuchen, hatten die Taat - und später UnuThul - sie davon abgelenkt. Die Barabel hätte aus Versehen einen Mitnister einer anderen Spezies angegriffen, hieß es, oder sie hätte gegen einen Attentäter der Chiss gekämpft.

Vielleicht hatte UnuThul damit die ganze Zeit versucht, die Existenz des geheimen Nestes zu verschleiern, Oder er wollte vielleicht einfach nicht glauben, dass es existierte.

Wie auch immer, die Situation war noch schlimmer, als Jaina und Zekk bisher geahnt hatten. Sie wollten nach Kr. um Leia und den anderen zu helfen, aber wenn UnuThul starb, würden die Dunklen Jedi, die irgendwo in der Nähe lauerten, seinen Platz einnehmen.

Leia begriff offenbar. Sie zog sich bereits aus dem Geflecht zurück, drängte sie. vorsichtig zu sein, und versicherte ihnen, dass Luke und die anderen Meister die Dinge auf Kr im Griff hatten.

Als sie weg war, spürten Jaina und Zekk immer noch keine Spur von UnuThul.

Wir werden es auf die harte Tour machen müssen, sagte Jaina.

Zurückkehren und uns mit Taat in Verbindung setzen. stimmte Zekk zu, darin wird die Kolonie wissen, was wir denken.

Jaina und Zekk zögerten. Unus Wille war ein Bantha. der auf ihren Schultern saß und sie auf Lowbacca zuschob, auf das Herz der Chiss-Flotte.

Lowie kann noch ein paar Minuten warten, sagte Jaina. Dann kommen wir zurück und holen ihn.

Lowie würde das verstehen, stimmte Zekk zu. Lowie ist ein Jedi.

Jainas und Zekks Sternenjäger rollten gleichzeitig herum und schlugen einen neuen Kurs ein, wieder auf den Großen Schwärm zu. Unus Wille sank schwer in ihre Hände, mit denen sie die Jäger steuerten.

Bei dem Plan gibt's nur ein Problem, stellte Zekk fest.

Jaina konnte spüren, dass Zekk ebenso wie sie kämpfen musste, um den Kurs zu halten.

Nicht wirklich. Jaina ließ den Steuerknüppel los. »Sneaky, bring uns rein.«

Der Astromech übernahm die Steuerung des StealthX, dann zirpte er eine Frage.

»Zu Unus Staffel.« Bei Jainas Worten gab Zekk die gleichen Befehle an seinen eigenen Astromech. Die Taat flogen Eskorte für UnuThuls Flaggfregatte, also brauchten sich die beiden Jedi dem Schwärm nur wieder anzuschließen, und der Taat-Geist würde alles wissen, was sie wussten. »Und dieser Befehl ist nicht.«

»Es ist nicht notwendig, euren Freund im Stich zu lassen.« UnuThuls raue Stimme erklang über die Komlautsprecher, aber als Jaina und Zekk den Empfang überprüften, bemerkten sie, dass ihre Empfänger kein Signal bekamen. »Wir werden uns anhören, was ihr zu sagen habt, aber Unu wird euch niemals bleiben lassen. Ihr habt das Vertrauen der Kolonie missbraucht.«

»Es geht nicht um uns.« Jaina war nicht ganz sicher, wie sie UnuThul antworten sollte, also sprach sie lieber laut. »Wir müssen dich warnen.«

»Du fliegst in eine Falle«, fügte Zekk hinzu.

Wieder übernahmen sie die Steuerung der StealthX und wendeten, hielten auf den Chiss-Kreuzer zu, weil sie hofften, dort Deckung zu finden. Lowbacca würde doch nicht warten müssen.

»Es geht euch nur um euch selbst«, beharrte UnuThul störrisch. »Ihr versucht, die Chiss-Flotte zu retten. Wieder einmal.«

»Wir versuchen, dich zu retten«, widersprach Jaina.

»Es ist ein Bothanischer Rückzug«, fügte Zekk hinzu. »Die Chiss wollen dich herauslocken.«

»Du hast auf Yavin Schlachttaktiken studiert«, sagte Jaina. »Du weißt, was passieren wird, wenn sich der Kampf aus dem Schwerkraftbereich von Qoribu entfernt.«

Die klotzige Triebwerksverkleidung des Kreuzers tauchte erneut vor ihnen auf. UnuThul schwieg, während die leuchtenden Kreise der Ausstoßöffnungen vor den StealthX größer wurden. Jaina und Zekk wagten zu hoffen, dass es ihnen gelungen war. Unu von der Gefahr zu überzeugen.

Dann sagte UnuThul: »Das muss ein Zufall sein. Es gab keinen Chiss in unserer Klasse, als wir Taktik durchnahmen.«

Jaina und Zekk verschwendeten keine Zeit damit. Unu auf die Felder in seiner Argumentation hinzuweisen. Killiks folgten nicht der gleichen Logik wie die meisten Spezies - tatsächlich folgten sie überhaupt keiner.

Stattdessen fragte Jaina: »Kann sich die Kolonie dieses Risiko wirklich leisten?«

»Wenn der Große Schwärm Qoribus Südpol erreicht, nehmt euch eine Minute, um euch neu zu formieren«, schlug Zekk vor.

»Du erinnerst dich doch, was geschehen wird, wenn wir recht haben, oder?«

»Selbstverständlich«, sagte UnuThul. »Wir haben ein hervorragendes Gedächtnis.«

Die Komlautsprecher verstummten wieder, und Jaina und Zekk fühlten sich allein und abgewiesen und befürchteten, dass ihr Bitten und Flehen auf unfruchtbaren Boden gefallen waren. Die ersten Schwaden von Triebwerksausstoß leckten an ihren vorderen Schilden. Jaina und Zekk ließen die Jäger daruntersinken und holten den Kreuzer bis auf dreihundert Meter ein. Ihre Kuppeln verdunkelten sich, wurden schwarz, und sie drehten die Bäuche in den lonenstrom, um die zarten Sensorfenster oben auf den Nasen der StealthX zu schützen.

Die nächsten dreißig Sekunden blieben sie am Rand des Ausstoßes und folgten dem Kreuzer auf das Herz der Chiss-Flotte zu. Dabei warfen sie immer wieder einen Blick auf ihre taktischen Schirme, aber die Ioneninterferenz machte die Angaben beinahe undeutbar. Um überhaupt etwas erkennen zu können, mussten die R9s eine komplizierte algorithmische Analyse anwenden, um Interferenzen von echten Sensormessdaten zu unterscheiden.

Jaina und Zekk gingen mittlerweile davon aus, dass Unu ihre Warnung ignoriert hatte, als die R9s verkündeten, dass der Große Schwann langsamer wurde. Die beiden Jedi-Ritter konzentrierten sich auf ihre taktischen Schirme und versuchten verzweifelt, aus der Statik irgendetwas herauszulesen. Die Astromechs berichteten, dass der Rückzug der Chiss anscheinend noch chaotischer wurde.

Sie versuchen, den Feind zu locken, stellte Zekk fest.

Ich hoffe. Unu erkennt das. Und zu Sneaky sagte sie: »Gib uns eine einfache Schemazeichnung.« Sneaky antwortete mit einer Reihe besorgter Zwitscherlaute. Jaina schaute aus der Pilotenkanzel und sah. dass sich der Kreuzer wieder in Richtung Qoribu drehte.

Als Köder in der Falle, stellte Jaina fest.

Und unsere Tarnung wird nichts nützen, beschwerte sich Zekk. Zu viele Augen, die jetzt zusehen.

Wir sollten lieber etwas anderes finden, dem wir folgen können.

Sie ließen sich aus dem Ausstoß fallen. Als das Kanzelglas wieder transparent wurde, fanden sie sich von Rümpfen aus Transparistahl umgeben, von ihrer Position aus so groß wie ein Finger bis hin zu einem Wookiee-Arm.

Wir sind schon tiefer drin, als wir dachten, stellte Jaina fest.

Ja, meinte Zekk. Die Statik auf ihren taktischen Schirmen löste sich auf. Aber ist das etwas Gutes oder...

Turbolaserfeuer explodierte im Raum rings um sie her. Jaina und Zekk verbanden sich mit der Macht, und ihre StealthX vollführten Ausweichbewegungen, schwangen weit zur Seite, noch bevor ein Schuss vor ihnen explodierte, und wichen Strahlen aus, bevor diese überhaupt hinter ihnen aufglühten.

Jaina schob den Steuerknüppel nach vorn. Der dritte StealthX, der an ihre Steuerung angeschlossen war. folgte ihr in einen Sturzflug und flog direkt in eine Feuerblüte hinter ihr. Ihr R9 stieß ein Pfeifen aus, als er die letzten Daten von seinem Gegenstück empfing, dann riss Jaina den Jäger nach steuerbord, Zekk brachte den seinen nach backbord, und drei Turbolaserstrahlen ließen zwischen ihnen eine Miniatursonne entstehen.

Dein Lover meint es ernst, war Zekk überzeugt.

Ich weiß nicht, ob er das ist. Und er ist ein Exlover.

Ja, genau. Wir sind so über ihn hinweg.

Wir?

Jaina und Zekk gaben diese Gedanken auf. Es wurde einfach zu unheimlich, denn Zekk teilte alles, was Jaina immer noch für Jag empfand, und Jaina teilte alles, was Zekk immer noch für sie empfand; es half nicht, dass Jag im Moment sein Bestes tat, um sie beide umzubringen.

Er befolgt nur Befehle, versuchte Zekk sie zu trösten.

Das muss er, sagte Jaina. Er ist Chiss.

Sie wichen weiterhin dem Sperrfeuer aus, ließen ihre Jäger hin und her schleudern, drangen immer tiefer in die Flotte ein. Trotz des Verlusts des dritten StealthX wollten sie immer noch Lowbacca retten. Zekks Frachtfach war mit Sauerstofftanks gefüllt, und es gab eine Luftleitung in die leere Torpedobucht unter seinem Sitz. Leider war Jaina die Einzige, die klein genug war, dass sie dort hineinpasste.

Die Chiss schickten mehr Schiffe in den Kampf und errichteten kilometerweite Schirme scharlachroter Energie vor den StealthX, wahrscheinlich in der Hoffnung, die so schwer zu treffenden Sternenjäger würden einfach hineinfliegen. Jaina und Zekk wichen einem Strahl aus und sahen einen anderen direkt auf sich zukommen. Jaina zog den Jäger schnell hoch, und ihr Astromech schrie vor Schreck, während der Trägheitskompensator darum bemüht war, das Schiff zusammenzuhalten. Zekk senkte die Nase und flog unter dem Strahl hindurch, und sein StealthX bebte und bockte, als sich seine Schilde knisternd überluden.

Das reicht jetzt! Und zu ihrem Droiden sagte Jaina: »Sneaky, schick 'ne Schattenbombe raus mit einer Sekunde Verzögerung - jetzt!«

Der Droide zwitscherte sein Entsetzen heraus, gehorchte aber.

Jaina schob die Bombe mit der Macht nach hinten, und dann blitzte es auch gleich im Raum hinter ihnen silbern auf. Die Schockwelle traf sie einen Moment später, rammte beide StealthX nach vorn und drückte ihre Hecks nach unten. Jaina und Zekk richteten die Jäger nicht mehr richtig aus. sie beschleunigten einfach, schössen davon und taten alles, um Kurs und Standort zu ändern, bevor Chiss-Augen ihnen folgen konnten, nachdem sie sich von dem grellen Aufblitzen der Schattenbombe erholt hatten.

Die Chiss attackierten sie mit noch mehr Turbolasern, aber diese zischten weit hinter und unterhalb der StealthX vorbei. Jaina und Zekk waren nahe genug, um Lowbaccas Präsenz zu spüren: er befand sich an Bord eines schwer gepanzerten Dreadnaught, der das Flaggschiff eskortierte. Sie schlossen die Formation und flogen darauf zu, dann hatten sie endlich Zeit, einen Blick auf ihre taktischen Schirme zu werfen.

Unu hatte offenbar auf ihre Warnung gehört. Der Große Schwarm blieb bei Qoribu und erstreckte sich direkt unterhalb des Südpols, und die Hapaner nahmen hinter den Pfeilschiffen eine unterstützende Position ein. Die Chiss hatten es inzwischen aufgegeben, die Kolonie locken zu wollen, und zogen geschickt ihre eigene Verteidigungsfront auseinander, drei Schichten tief und außerhalb des Turbolaser-Schussbereichs der Hapaner.

Wir hätten einen besseren Zeitpunkt finden sollen.

Es wird so heiß werden wie in einer Nova, wenn wir durch dieses Feld aus Schiffen jagen, befürchtete Zekk.

Der Ionenantrieb des Dreadnaught wurde plötzlich heller, dann zogen sich Jainas und Zekks Herzen zusammen, als das Schiff umkehrte und von der Flotte weg beschleunigte. Die Chiss waren nicht dumm. Nachdem sie ihr Wild aus den Augen verloren hatten, hatten sie beschlossen, den Köder zu entfernen.

Ja, das Timing hätte erheblich besser sein können. Jainas Blickfeld wurde von Tränen getrübt, als sie und Zekk in der Macht nach Lowbacca griffen und versuchten, ihn durch die Betäubung zu erreichen, in der die Chiss ihn hielten, und ihm zu versprechen versuchten, dass sie ihn finden würden und er den Glauben an seine Freunde nicht verlieren dürfe.

Sie spürten eine Frage, die versuchte, in Lowbaccas Geis! aufzusteigen, dann Zorn, und dann verschwand der Dreadnaught im Hyperraum, sodass sie schließlich überhaupt nichts mehr wahrnahmen.

Der Raum war bis zum Bersten mit toten Gorog gefüllt, und es kamen immer noch mehr Insekten, drängten sich vorbei an den Leichen und schwebenden Blut- und Schleimtropfen, um weiter anzugreifen. Ihre Sturmgewehre ließen helle, silbrige Streifen durch die Dunkelheit zucken.

Luke tänzelte durch stinkende Luft, schlug Saltos, um sich gabelnden, knisternden Energieblitzen auszuweichen, und drehte sich weg von zustoßenden Dreizacken. Sein Lichtschwert zog einen grünen Käfig um ihn herum, als er geschickt von Verteidigung zu Angriff überging, mit der Laserklinge Elektroblitze ablenkte und gleichzeitig damit durch dunkles Chitin schnitt.

Mara bewegte sich drei Meter hinter ihm, mit ihm durch ein unsichtbares Band der Macht verbunden, den Blaster in einer und das Lichtschwert in der anderen Hand. Sie sanken tiefer in eine Kampftrance, wurden eins mit ihren Waffen, wurden die Hände des Todes - und rückten Alema Rar immer näher.

Luke spürte das warme Kribbeln seines Gefahrensinns und entdeckte eine große Gruppe von Gorog, die sich an den Leichen rechts von ihm vorbeischob, die Elektroden ihrer Gewehre bereits aufgeladen und glühend. Immer noch rollend, sich drehend und Angriffe von allen Seiten abwehrend, zeigte er auf einen der Membrosia-Produzenten an der Decke und benutzte die Macht, um ihn - mit fuchtelnden Beinen und summendem Thorax - herunter in ihre Feuerlinie zu ziehen.

Alema versuchte ihm das Geschöpf zu entreißen, aber sie schaffte es nicht, sich gegen Luke durchzusetzen. Der Membrosia-Produzent blieb inmitten des Kampfgeschehens in der Luft hängen, schrilles Kreischen stieg ans seiner Fressröhre, und große Batzen von Membrosia spritzten aus seinem Bauch.

Alema spuckte einen Twi'lek-Fluch aus und zündete ihr Lichtschwert. Lukes Brust spannte sich in kaltem Zorn - er hatte sie nicht für so dumm gehalten, ihn wirklich anzugreifen -. und er machte sich bereit zu tun, was notwendig war.

Aber Alema bewegte sich direkt auf den Membrosia-Produzenten zu und verblüffte Luke, indem sie das Lichtschwert tief in den Thorax des Insekts stieß. Die beiden Hälften des riesigen Körpers trieben auseinander, und ohrenbetäubende Salven von Elektroblitzfeuer beleuchteten die Umgebung.

Die Skywalkers duckten sich. Luke schützte Mara mit seinem Lichtschwert, während ihr Blaster noch weitere tote Killiks zu der Menge von Leichen hinzufügte, die sie bereits abschirmte.

»Es wird hier. ein bisschen gefährlich«, stellte Mara fest.

»Sieht ganz so aus.«

»Zeit, den Kampf zu ihnen zu tragen.« Mara hörte auf zu schießen und griff nach einem frischen Energiemagazin. »Zeit. Welk zu finden.« Sie schlug das Magazin in den Blaster und begann wieder zu schießen. »Und Lomi Plo.«

Luke schaute hin zu Alema, die es eindeutig nicht eilig hatte, sich den Skywalkers direkt zum Kampf zu stellen, sondern zurück in den Gang glitt.

»Sie hoffen, uns zu ermüden«, stellte Mara fest.

Luke schüttelte den Kopf. »Nein, sie schützt etwas«, sagte er. »Oder jemanden.«

Schnapp sie dir. forderte ihn Mara durch ihre Machtverbindung auf. »Ich gebe dir Deckung.«

Luke setzte sich in Bewegung, wich den Blitzen nicht mehr aus oder duckte sich, sondern drängte sich auf direktem Weg an den Killik-Leichen vorbei in Alemas Richtung. Er war schockiert von ihrer Skrupellosigkeit. aber kaum überrascht. Die Grenze, die sie überschritten hatte, war unsichtbar, eher eine Frage des Grades und der Absicht als eine des Prinzips. Hätte ein anderer Jedi-Ritter ein ähnliches Opfer gebracht, um das Ziel, einer Jedi-Mission zu erreichen, hätte ihm Luke wahrscheinlich verziehen, ja. vielleicht sogar versucht, ihn zu trösten und zu versichern, dass es die bestmögliche Entscheidung gewesen war.

Er fragte sich mehr denn je, was aus den Jedi geworden war.

Drei Gorog-Krieger kamen auf ihn zu und zwangen ihn in Deckung, bis Mara sie tötete. Dann erreichte er den Gang und war Alema auf einmal nahe genug, dass sie ihn. als sie sich umdrehte, direkt ansehen musste. Sowohl äußerlich als auch in der Macht waren ihr keine Emotionen anzumerken, sie hob nur das Lichtschwert auf mittlere Höhe - die beste Verteidigungshaltung für eine Kämpferin, die unterlegen ist.

Luke lenkte mit dem Lichtschwert weiter Elektroblitze ab, aber er griff nicht an.

»Alema. das hier muss nicht sein«, sagte er. »Du hast bei uns immer noch ein Zuhause. Gorog hat dich dazu gebracht, die Jedi zu verraten - aber die können dir verzeihen.« Luke gefiel nicht, was der Krieg aus den Jedi gemacht hatte - was er aus ihm gemacht hatte - , und er war entschlossen, dem ein Ende zu machen. »Alema, lass uns reden! Ich kann dir helfen, den Weg zurück zu finden.«

»Wir wollen nicht zurückkehren!« Alema sprang und flog mit wirbelnden Schnitten auf Luke zu. »Hört auf. euch einzumischen!«

Luke blockte und lenkte ihren Schlag ab, ließ sie in die von Leichen verstopfte Dunkelheit fliegen - und stellte sich zwischen sie und den Gang, den sie bewacht hatte. Er spürte eine Frage von Mara. dann sah er, dass sie den Blaster auf den Rücken der Twi'lek richtete. Er schüttelte den Kopf.

Mach schnall! Mara ließ das Band in der Macht, das sie verbunden hatte, abreißen, dann wirbelte sie herum, schlug mit dem Lichtschwert zu und schoss mit dem Blaster in alle Richtungen. Han und Leia...

Luke konnte den Rest selbst spüren. Han und Leia hatten sie beinahe erreicht - und sie würden Alema gegenüber nicht so milde gestimmt sein. Er zog sich zum Tunnel hin zurück, wich aus und tänzelte, als Elektroblitze dicht und schnell in seine Richtung jagten. Alema wollte ihm folgen, musste aber darauf achten, nicht selbst getroffen zu werden.

»Alema. dein Zorn macht dich verwundbar«, sagte Luke. »Der Tod deiner Schwester hat dich wütend gemacht, und die Gorog nutzen diesen Zorn, um dich zu beherrschen.«

»Numa war eine Kriegerin!«, fauchte Alema, die dieses Thema sofort annahm - so wie Luke es sich gedacht hatte -und sich der immer noch offenen Wunde des Todes ihrer Schwester zuwandte. »Sie hätte die Kolonie ebenfalls verteidigt!«

Diesmal griff sie Luke kontrollierter an, kombinierte ihre blitzende Laserklinge mit einer Reihe Fußtritte aus reiner Körperkraft. Er nahm das Lichtschwert in eine Hand, wehrte ihre Hiebe mit der Laserklinge damit ab, wich ihren Tritten mit einer geschickten Drehung aus und lenkte Elektroblitze mit der freien Hand ab.

»Numa war weise!« Luke fiel weiter zurück und wirbelte herum, um zwei Gorog-Krieger zu töten, die dumm genug gewesen waren, ihn von hinten anzugreifen. »Sie wäre die Erste gewesen, die dich vor deinem Zorn gewarnt hätte.« Luke streckte sich nach der Twi'lek aus, um sie in der Macht zu umarmen und vor der Berührung des Dunklen Nests zu schützen. »Sie wäre enttäuscht gewesen darüber, dass du dich ihm derart hingegeben hast.«

Aber Alema war schon zu weit weg. Sic griff nur noch wütender an, schrie ihren Zorn und ihre Wut in der Sprache der Twi'lek heraus, schlug hoch und tief zu. trat nach rechts und links, ihre Worte so gnadenlos und zornig wie ihre körperlichen Angriffe. Wieder und wieder brachte Luke sie dazu, ihre Deckung für den tödlichen Schlag zu öffnen, den er ihr nicht versetzen wollte, und wieder und wieder bemerkte sie seine Gnade nicht einmal und setzte ihre wilden Angriffe fort.

Dann spürte Luke das eisige Zucken der Angst. Er schaute an Alema vorbei und sah Gorog-Krieger, die sich von allen Seiten auf Mara stürzten, silberne Strahlen, die so schnell und heftig auf sie zurasten, dass Mara sie nicht alle abblocken konnte. Ein Blitz schlug ein faustgroßes Loch in den Oberschenkel ihres Schutzanzugs und füllte die Luft mit dem Gestank nach verbrannten Durafasern. Ein weiterer traf sie an der Brust, doch den nächsten Treffer bekam Luke nicht mehr mit, denn er drängte vorwärts, attackierte Alema mit schnellen Schwerthieben und trieb sie zurück, in Maras Richtung.

Plötzlich stoppte die Twi'lek, entschlossen, sich ihm endgültig zu stellen, Luke schob ihr Lichtschwert beiseite, dann benutzte er die Macht, um ihre Hand zu packen und sie auf sich zuzuziehen; er brachte sie aus dem Gleichgewicht und ließ sie auf seine eigene Waffe zustolpern. Sie riss die Augen weit auf, als die Klinge durch ihr Schlüsselbein tief in ihre Schulter schnitt.

Luke brachte seinen Stiefel unter ihr Kinn, stieß ihren Kopf nach hinten und ließ ihre Arme zu beiden Seiten fliegen. Sie machte einen unfreiwilligen Salto rückwärts, wobei ihr das Lichtschwert entglitt.

Luke rief die Waffe in seine leere Hand und bewegte sich weiterhin auf Mara zu, die in einem Gewühl aus Gorog verschwunden war. Ihre Waffen brachten den Gegnern jedoch immer noch Tod und Verderben, und ihre Präsenz in der Macht war glühend heiß. Das gab ihm Hoffnung. Er verband sich mit Leia, drängte sie. sich zu beeilen, dann stürzte er sich mit zwei wirbelnden Lichtschwertern ins Getümmel.

Der Kampf wurde zu einem Sturm zischender Klingen, jaulender Blaster und knisternder Elektroschüsse. Luke öffnete mit einem Dutzend Schläge ein Dutzend Thoraxe, dann krümmte er sich von der lähmenden Hitze eines Elektroblitz-Treffers am Rücken. Irgendwo in dem Durcheinander von Gliedern und Fresswerkzeugen schoss Mara mit ihrem Blaster, und der ätzende Gestank von geschmolzenem Chitin stieg hinter ihm auf. Er dehnte sich in der Macht aus, zerrte Killiks von Mara weg, warf sie gegen ihre Kameraden oder pfählte sie auf sich gabelnden Energieblitzen.

Er arbeitete sich auf eine Stelle zu, wo er rotgoldenes Haar gesehen hatte, bahnte sich mit den Lichtschwertern einen Weg, füllte die Luft mit Insektenblut und Schleim. Zweimal schnitten Fresswerkzeuge durch seine Verteidigung: Einmal wurde ihm der Oberschenkel aufgerissen, das andere Mal stieß ein Stachel durch die Gesichtsöffnung seines Helms. Beide Male schnitt er den Angreifern die Köpfe ab und bewegte sieb weiter vor.

Schließlich erreichte er die umherwirbelnde Mara. Ihr Schutzanzug war halb verbrannt und wies ein halbes Dutzend schwarzer Kreise auf, wo Elektroblitze sie getroffen hatten.

Eine goldfarbene Aura leuchtete schwach rings um sie her, ein sicheres Zeichen, dass sie sich der Macht bediente, damit ihr erschöpfter, verwundeter Körper weiterhin funktionierte.

Mara sah ihn kurz an, dann glitt der Blick ihrer grünen Augen wieder davon und nach oben. Luke folgte ihm und war überrascht, Alema Rar zu sehen, die im Tunneleingang verschwand. Ihr linker Arm baumelte an ihrer Seite, und ein tiefes V klaffte dort, wo er sie getroffen hatte.

Mara senkte den Blick wieder und fuhr mit ihrem Verteidigungswirbel fort.

Sie lenkte mit dem Lichtschwert einen Elektroblitz ab. dann stöhnte sie: »Das hier bringt den Kampf wirklich nicht zu ihnen.«

»Dafür ist es noch nicht zu spät.« Luke ließ auf einmal eine Unmenge von Elektroblitzen zu den Killiks zurückzucken. »Sie haben jetzt zu viel Selbstvertrauen gewonnen.«

»Das solltest du ihnen wieder nehmen!«

Mara lenkte ein Dutzend knisternder Blitze in Richtung der Twi'lek ab. Luke sah nicht, ob sie trafen. Inzwischen drängten die Gorog wieder auf ihn ein, und er hatte zu viel damit zu tun, sich selbst und Mara zu verteidigen, um sich noch um Alema Gedanken zu machen.

Leias Arme waren nach fünfzehn Minuten des Kampfs bleischwer geworden, und sie konnte ihr Lichtschwert inzwischen nur noch führen, weil Saba ihr durch die Macht Kraft spendete. Han hatte keine Energiemagazine mehr - ihr war nicht aufgefallen, wann sie ihm ausgegangen waren - und hatte seinen T-21 gegen zwei Sturmgewehre ausgetauscht, von denen er je eins mit einer Hand hielt und damit um sich schoss. Die Käferkiller waren so oft getroffen worden, dass Killer eins bis drei ihre Laminanium-Reparatur-Barren aufgebraucht hatten. Mit Ausnahme von Saba, die scheinbar immer schneller, stärker und freudiger kämpfte, wurden sogar die Jedi-Meister nach und nach langsamer, zumindest ihren zerfetzten Kampfschutzanzügen nach zu schließen.

Und die Gorog griffen weiterhin an, blockierten den Weg vor ihnen, kamen aus Seitenfluren und durch den Tunnel hinter dem Bergungsteam. Ein unermesslicher Schwärm.

»Han!« Leias Lichtschwert fegte nach unten, um einen Elektroblitz zurückzuschlagen, der auf sein Knie zuraste, dann nach oben nach einem, der auf ihren Kopf gezielt war. Ihre Arme waren so taub, dass sie sie nicht mehr spürte. »Führen die Droiden Thermalsprengkapseln mit sich?«

»Was glaubst du denn?«

»Nutz sie.«

»Hier drinnen?« Dem Sturmgewehr in Hans linker Hand ging die Energie aus, und es verschoss nur noch Funken. Er ließ es davonschweben. »Das ist verrückt! Wenn wir ein Loch in diesen Eiswürfel blasen.«

»Benutz sie!« Leia bediente sich der Macht, um einem toten Gorog das Gewehr aus der Hand zu reißen, und ließ es auf Han zutreiben. »Ich glaube nicht, dass wir Luke und Mara rechtzeitig erreichen. Und wir schlagen uns nicht sonderlich gut.«

»YVH-Killer«, sagte Han über den Kampfkanal. »UJP-Situation. Setzt die Sprengkapseln ein.«

»UJP-Status erfordert Autorisierung.«

»Tut es gefälligst!«, schrie Han so laut, dass seine Stimme aus fünf anderen Helmen vibrierte. »Und zwar jetzt!«.

»Autorisierungscode Und zwar jetzt akzeptiert«, sagte Killer eins. Das leise Klacken des Granatenwerfers des Droiden erklang von der Spitze der Reihe. »Um-jeden-Preis-Status.«

Es blitzte grell im Flur auf, und der Rest von dem, was Killer eins sagte, ging in dem ohrenbetäubenden Krach einer explodierenden Thermalsprengkapsel unter.

Das Bergungsteam drängte sich in den Krater, und Killer vier rief: »So schnell wie möglich vordringen!« Ein leises Klacken erklang, als der Droide die Sprengkapsel abschoss. »Explosion jetzt!«

Leia und die anderen hatten kaum Zeit, sich nach vorne zu werfen, dann erhellte auch schon ein greller Blitz den Flur hinter ihnen. Sie überließen die Nachhut Killer vier und folgten Kyp und den anderen Meistern vorwärts. Ein weiteres Abschussgeräusch erklang von der Spitze der Reihe. Eine weitere Sprengkapsel explodierte. Der Gang hinter ihnen füllte sich mit Gorog, und Killer vier feuerte eine weitere Sprengkapsel ab.

»Mist!« Saba deaktivierte ihr Lichtschwert. »Was soll daran denn Spaß machen?«

Sie kamen jetzt viel schneller voran, eilten durch einen weiteren Krater und um die nächste Ecke, und dann blieben sie wie erstarrt stehen, als ein ohrenbetäubender Sturm von Elektroblitzen Killer eins an die gegenüberliegende Wand warf.

Seine Rüstung wurde bis auf den Rahmen weggesprengt, und seine inneren Systeme hingen heraus, sprühten Funken und ließen grüne Schmierflüssigkeit in die Luft triefen.

»Übermächtiger Feeeind greieieieeeee.«Er hob den Arm, und eine Sprengkapsel schwebte heraus. »Deeeee.eee. e.«

Seine Systeme schalteten sich ab, und die Sprengkapsel blieb vor ihm in der Luft hängen. Ihr rotes Warnlicht blinkte den Countdown.

»Fehlzündung! Fehlzündung!« Killer zwei ging auf die

Sprengkapsel zu. »Bitte suchen Sie.«

»Halt«, befahl Leia.

Sie hob den Finger zu der Sprengkapsel, aber Saba oder Kyp oder ein anderer hatte sie bereits um die Biegung des Ganges geschickt. Sie explodierte mit einem hellen Blitz, dann führte Killer zwei den Angriff weiter.

Als das Bergungsteam ihm folgte, erreichten sie nach kurzer Zeit den Eingang zu einem riesigen, trüb beleuchteten Gewölbe voller Gorog-Krieger. Leia spürte, dass sich Luke und Mara nur ein Dutzend Meter über ihnen in einem Durcheinander von Insekten befanden, das so dicht war, dass sie nicht einmal das Glühen ihrer Lichtschwerter sehen konnte.

»Wir sieht's aus, Saba?«, fragte Han. »Wie viel Spaß willst du haben?«

Bevor die Barabel antworten konnte, wurden sie von einigen der Gorog bemerkt, und diese schössen eine Salve Elektroblitze auf sie ab. Leias Lichtschwert hob sich automatisch, ebenso wie die von Kyp, Saba und der anderen Meister, aber es waren einfach zu viele Elektroblitze, die sie hätten abwehren müssen. Leia bekam einen sengenden Treffer in die Schulter und hörte Han fluchen, als auch er getroffen wurde, dann erklangen zwei klackende Laute, als Killer zwei und drei weitere Sprengkapseln abschössen.

»Vorsicht!«, warnte Kyp. »Meister Skywalker.«

Der Rest ging in ohrenbetäubendem Lärm unter, und Leias Blickfeld wurde weiß. Die Luft bebte, als die Droiden ihre Blastergeschütze einsetzten. Als Leia wieder etwas erkennen konnte, hatten beide Droiden ihre Düsen aktiviert und flogen rasch auf den Kampf über ihnen zu. Kyp und die anderen Meister folgten ihnen.

Leia warf einen Blick zu Han. Ein handgroßes Stück blasenüberzogener Haut zeigte sich durch ein Loch im Bauchbereich seines Schutzanzugs.

»Alles in Ordnung?«, fragte er.

»Ja«, antwortete sie. Sie wollte gerade sagen, dass Hans Wunde schlimmer aussah als ihre eigene, hielt aber inne, als Jaina und Zekk ihren Geist im Kampfgeflecht berührten, fragten, wie es ihnen ging, und ihr versicherten, dass Hilfe unterwegs sei. Sie packte Hans Handgelenk. »Han, es gibt etwas, das ich dir sagen sollte.«

»Jetzt?« Er beugte sich vor und küsste sie auf den Mund. »Ich liebe dich auch, aber vielleicht.«

»Nicht das«, sagte sie. »Es geht um Jaina. Sie ist auf dem Weg.«

»Hierher?« Han verzog das Gesicht. »Ist das gut oder schlecht?«

Leia konnte nur mit den Achseln zucken und den Kopf schütteln. »Ich bin ziemlich sicher, dass sie und Zekk inzwischen wirklich Mitnister sind.«

Han riss die Augen weit auf. »O verdammt.«

Eine Salve von Elektroblitzen flirrte aus dem Gang hinter ihnen. Killer vier zog sich um die Ecke zurück, mit qualmender Rüstung, eine tiefe Schmelzspalte an einer Seite seines Kopfs.

Han ließ eins seiner Gewehre fallen und packte Leia um die Taille, dann aktivierte er seinen Jetgürtel. Sie schössen auf den Kampf über ihnen zu, pflügten durch einen dicker werdenden Morast von Blutblasen und treibenden Leichen. Der größte Teil des Gorog-Schwarms hatte sich Kyp und den anderen Meistern zugewandt, aber Luke und Mara saßen ein paar Meter oberhalb des Hauptkampfs immer noch in der Falle. Ihre Lichtschwerter webten leuchtende Farbschlangen.

Leia und Han hatten etwa den halben Weg zum Kampf zurückgelegt, als ihr auffiel, dass keine Gorog mehr in ihre Richtung schössen. Einer Reihe von Jedi-Meistern und Käferkiller-Droiden gegenüber stellten Han und Leia offenbar keine große Gefahr dar.

Leia hasste es, wenn man sie unterschätzte.

»Dorthin!« Sie streckte den Arm an Hans Gesicht vorbei aus und zeigte in einem schiefen Winkel weg vom Kampf. »Greif sie von der Flanke an!«

»Daran hatte ich auch gerade gedacht.« Han wandte sich in die Richtung, in die Leia gezeigt hatte, dann ließ er das zweite Sturmgewehr fällen und zog seinen guten alten DL-44-Blaster. »Nehmt das hier!«

Bevor Leia fragen konnte, was er damit meinte, stützte Han die Blasterhand mit dem freien Arm und richtete den Lauf auf einen Gorog, der Luke und Mara angriff.

»Bist du verrückt?«, rief Leia. »Du kannst nicht mitten auf einen Kampf schießen, wenn die Gegner so dicht beieinander sind.«

»Ohne Witz?«, erwiderte Han. »Das wusste ich nicht.«

Mara packte ihn in der Macht, und als sie weiter aufstiegen, versuchte sie, Hans Lage so stabil wie möglich zu halten. Er drückte ab, und ein Schuss zerriss den Kopf eines Gorog. Er schoss abermals, und ein Insektenbauch explodierte. Der dritte Schuss brannte ein Loch in den Thorax eines Kriegers.

Nun schoss er schneller und zielte immer auf den Rand des Kampfgeschehens. Die beiden Meister nutzten die Macht, um ihm Ziele in die Feuerlinie zu schieben, und dann dauerte es plötzlich nur noch ein paar Sekunden, bis die einzigen Gorog zwischen ihnen und den Solos tote Gorog waren.

Han hörte; auf zu schießen und winkte die Jedi zu sich. »Kommt schon! Wir verschwinden und.«

Luke und Mara schüttelten die Köpfe, dann schwebten sie zur Decke und verschwanden durch einen Gang, der von den fünf größten, hässlichsten Killiks umgeben war, die Leia je gesehen hatte.

»Heh!«. schrie Han und versuchte immer noch, sie zu sieb zu winken. »Zum Schiff geht's hier entlang!«

Jaina und Zekk wussten, dass sie der Start-und-Lande-Bucht nahe waren, als die ersten zerbrochenen Zylinder von Pfeilschiffwracks im Ethman-Nebel auftauchten. Sie konnten Leia und die anderen Jedi irgendwo dort unten spüren, tief im Mond Kr und inmitten eines Wirbels aus Zorn und Angst und Schmerzen.

Sie folgten dem Schacht um eine Biegung und sahen in dem Nebel darunter verschwommen die aus dem Eis herausgeschmolzene sternförmige Start-und-Lande-Bucht. Daraus hervor flackerte das silbrige Licht eines Kampfs mit Nahkampfwaffen, hin und wieder unterbrochen von dem helleren Leuchten abgefeuerter Laserkanonen. Jaina und Zekk dehnten sich in der Macht bis zum Kampfgeschehen aus. Sie spürten nur vier lebende Präsenzen an Bord des Falken, die Noghri und zwei andere, die sie nicht erkannten.

Als ihre StealthX den Schachteingang hinter sich hatten, knisterten Blitze aus weißer Energie um die vorderen Schilde. Jaina und Zekk aktivierten ihre vorderen Flutlichter. Die Start-und-Lande-Bucht war überfüllt mit Pfeilschiffwracks und umherschwebenden Insektenteilen. Im Herzen des Gemetzels schwebte der Millennium Falke und wurde von Dutzenden von Positionen beschossen, die die jungen Jedi in dem Durcheinander nur schlecht ausmachen konnten. Vielleicht zwei Dutzend Insekten in den Panzern aus Chitin und Insulfaser, die den Killiks als Druckanzüge dienten, waren unter die Schilde des Falken geschlüpft. Sie schössen aus nächster Nähe mit Sturmgewehren auf das Schiff und schmolzen faustgroße Löcher in den Rumpfpanzer.

Jaina und Zekk verlangsamten ihre Jäger und versuchten zu begreifen, was sie sahen. Trotz allem, was sie von Leia durch die Macht gespürt hatten, fiel es ihnen immer noch schwer, zu glauben, dass ein Nest von Killiks den Falken ohne Grund angreifen würde - im Gegenteil bereitete ihnen der Gedanke keinerlei Schwierigkeiten, dass der Falke den Killiks dafür sogar einen triftigen Grund gegeben hatte. Nur die Erinnerung an die unprovozierten Angriffe auf die Schatten und Meisterin Sebatyne und die unlogischen Erklärungen der Kolonie dafür brachten sie schließlich dazu, das Feuer zu eröffnen.

Auf dem engen Raum leuchteten ihre Laserschüsse blendend hell, und die Jägerkuppeln verdunkelten sich automatisch. Jaina und Zekk wollten sich instinktiv der Macht bedienen, um ihre Ziele zu finden, aber die einzigen Präsenzen, die sie spürten, befanden sich auf dem Falken. Sie mussten sich damit begnügen, einfach das Feuer zu erwidern, und gestatteten ihren R9-Einheiten, die Lasergeschütze zu steuern und auf die Quellen der Elektroblitze zu halten.

Es dauerte ein wenig länger, aber das Ergebnis war das gleiche. Bald schwiegen die Waffen der Heckenschützen, und nur die Killiks direkt am Rumpf des Falken waren noch übrig. Jaina und Zekk versiegelten ihre Schutzanzüge und flogen ihre StealthX tiefer in die Start-und-Lande-Bucht.

Bevor sie ihre Pilotenkanzeln öffnen konnten, ging die hintere Frachtluke des Falken auf, und zwei Noghri in Schutzanzügen und bewaffnet mit zwei T-21-Repetierblastern kamen heraus. Die Luke schloss sich hinter ihnen wieder, und sie wandten sich sofort in unterschiedliche Richtungen, drehten sich, wichen feindlichem Beschuss aus wie Jedi und arbeiteten sich um das gesamte Schiff herum, um die Killiks zu erledigen. So weh es Jaina und Zekk tat, den Tod so vieler Unsriger mit anzusehen, mussten sie dennoch das geschickte Vorgehen der Noghri anerkennen.

Meewalh und Cakhmaim hatten ihre Aktion beinahe beendet, als die Ionenantriebe des Falken zum Leben erwachten. Jaina und Zekk richteten ihr Bewusstsein wieder ins Schiff und versuchten zu erkennen, warum die beiden Präsenzen an Bord dies taten.

Was sie spürten, gefiel ihnen nicht.

»Hilfe!«, erklang C-3POs Stimme über den Notfallkanal. »Dieser Ewok ist ein Verbrecher! Er wird auf zehn Planeten wegen Mord gesucht, und jetzt versucht er. deeeen. Faaaaaa.«

C-3POs Flehen verklang, als ihn jemand abschaltete.

Der Falke drehte den Bug zum Ausgang, und die Noghri wurden vom Rumpf geschleudert und schwebten davon.

Jaina schwang ihren StealthX hinter den geliebten Frachter ihres Vaters und machte einen Protonentorpedo scharf.

Zekk fragte sich, ob das nicht zu viel des Guten wäre.

Da stieg eine Erinnerung in ihrem gemeinsamen Geist auf, die Erinnerung an Han Solo, wie er behauptete, der Falke habe Schilde von militärischer Stärke, und Zekk verstand. Er machte ebenfalls einen Torpedo scharf.

Sie aktivierten die Zielcomputer.

Der Falke drehte sich nicht mehr - zweifellos, weil in seinem Cockpit die Alarmsignale losheulten, die kundtaten, dass ihn feindliche Jäger ins Visier genommen hatten.

Eine nervöse sullustanische Stimme erklang über den Komkanal. »Hier spricht Jae Juun, Zweiter Maat des Millennium Falken. Ich bitte die beiden unsichtbaren Schiffe, nicht auf uns zu zielen.«

Jaina und Zekk taten ihm den Gefallen nicht.

Das Glühen der Ionenantriebe des Falken erlosch wieder. »Hier spricht Jae Juun, Zweiter Maat des Millennium Falken. C-3PO hat sich geirrt. Unsere Absicht bestand nur darin, das Schiff aus. aus der. Was. bei der Galaxis, ist das denn?«

Jaina und Zekk brauchten nicht am Falken vorbeizuschauen, um zu erkennen, wovon Juun sprach. Sie konnten es in dem wachsenden Druck von Unus Willen spüren, der urplötzlich an Gewicht gewann.

Der Falke gab den Blick zum Ausgang frei, und nun war dort die alte Fregatte der Lancer-Klasse zu sehen, die den Weg nach draußen blockierte. Ein kleines, gut bewaffnetes Boot glitt lautlos durch den zerklüfteten Eingang und manövrierte um zerstörte Pfeilschiffe herum und flog durch umherschwebende Killik-Glieder.

Unus Wille wurde vollkommen erdrückend und zwang Zekk und Jaina, ehrlich zu antworten, noch bevor sie die Frage wirklich spürten.

Wer hat das getan?

Mara und Luke hatten gerade erst zehn Meter des klebrigen, mit Wachs überzogenen Gangs hinter sich gebracht, und jedes Mal, wenn Mara den Fehler machte, zu atmen, musste sie sich beinahe übergeben. Die Luft in diesen dunklen Tunneln stank noch schlimmer als der Rülpser eines Sarlacc, eine widerliche Mischung von Fäulnis, Gewürz und freiem Ethman. Und es wurde immer schlimmer, je weiter sie gingen.

»Zumindest lenkt einen der Gestank von seinen Brandwunden ab«, sagte Luke.

Sofort wurde sich Mara ihrer Verbrennungen - ein halbes Dutzend schmerzende Kreise, wo Elektroblitze daumengroße Krater in ihr Fleisch gerissen hatten - wieder bewusst. Sie sog ein wenig mehr von der Macht in sich, damit ihr von Schmerzen gequälter Körper weiterhin funktionierte.

»Das liebe ich an dir, Farmboy«, sagte sie.

»Dass ich immer eine gute Seite sehe?«

»Eigentlich nicht.« Maras Stimme nahm einen zymischen Tonfall an. »Du weißt immer, wie man ein Mädchen dazu bringt, sich besser zu fühlen.«

Endlich öffnete sich der Gang in ein großes Gewölbe, wo die Luft so feucht und heiß war. dass sich sofort eine Schicht aus Nässe auf ihre Gesichter legte. Ein unheimliches Heulen hing in der Luft, kaum laut genug, um es über das laute Klopfen ihrer Herzen hinweg zu hören, und die Macht war schwer von den Schmerzen der halb toten Lebewesen.

Mara folgte Luke in das Gewölbe, und plötzlich vergaß sie das unheimliche Geräusch, den schrecklichen Geruch, selbst ihre eigenen brennenden Schmerzen. Der gesamte Raum war mit sechseckigen Zellen gefüllt, einige mit einer Wachsdecke versiegelt, andere enthielten jeweils einen gelähmten Chiss-Gefangenen, der sich um eine Gorog-Larve bog. Viele der Gefangenen waren tot und bereits halb aufgefressen, und die stacheligen Fresswerkzeuge einer beinahe entwickelten Larve ragten einen halben Meter über die Zellenwand hinaus. Aber ebenso viele Chiss waren noch am Leben und stöhnten leise, während die Larven an ihren reglosen Körpern fraßen.

»Ich fange an, den Standpunkt der Chiss zu verstehen«, sagte Luke. »Und ich frage mich, ob Raynar hiervon weiß.«

»Vielleicht, auf einer gewissen.«

Mara spürte ein kaltes Kribbeln, und als sie herumfuhr, sah sie im Strahl ihrer Helmlampe die Mündung eines Sturmgewehrs auf sich gerichtet. Dahinter befand sich ein von zwei Twi'lek-Lekku gerahmtes blaues Gesicht, das den Lauf entlang auf sie zielte.

Mara nahm sich nicht die halbe Sekunde, um ihr Lichtschwert zu aktivieren, und die weitere halbe Sekunde, um mit der Lichtklinge die Schüsse abzuwehren, sondern zeigte nur auf die Waffe und ließ die Machtenergie frei, die sie bis dahin benutzt hatte, um auf den Beinen zu bleiben, Ihr Körper explodierte sofort in Schmerzen und Muskelzittern, aber aus ihren Fingerspitzen schössen blaue Blitze und trafen das Gewehr, trieben den Lauf zurück in die verletzte Schulter der Twi'lek und knisternd tief in die Wunde, die Luke ihr beigebracht hatte. Alema schrie auf und ließ die Waffe fallen, dann wurde sie schlaff und trieb in die Dunkelheit davon.

Mara spürte ein gewisses Unbehagen, das von Luke kam. »Was ist?«

»Nichts«, antwortete Luke. Ich dachte nur...

Sein Lichtschwert erwachte knisternd zum Leben, zischte an Maras Ohr vorbei und fing etwas ab, das sich eher wie Blasterfeuer anhörte als wie ein weiterer Elektroblitz. Sie spürte in der Macht einen weiteren Angriff, aktivierte ihre eigene Laserklinge, und zusammen mit Lukes Waffen schleuderte sie die nächsten Blitze zurück.

Das Blasterfeuer brach ab, aber nicht, bevor Mara ihre Helmlampe auf seine Quelle richtete. Sie entdeckte einen Mann mit hängenden Schultern, einem halb geschmolzenen Gesicht und einem chitinigen Insektenarm, der an seiner Schulter angepfropft war, dann schlüpfte er aus dem Lichtkreis.

»Die Helle Seite der Macht!« Die Stimme des Mannes war rau und scharf. »Und wir dachten, Skywalkers Jedi würden darüberstehen.«

»Wir sind die Ausnahme.« Wieder spürte Mara eine gewisse Besorgnis in Luke, ignorierte sie jedoch und schwang die Helmlampe auf die Stimme zu, aber erneut huschte die dunkle Gestalt aus dem Licht. »Besonders in deinem Fall, Welk!«

Bei Maras Worten bewegten sie und Luke sich voneinander weg, blieben aber in Reichweite voneinander, sodass sie immer noch den Vorteil eines überlappenden Verteidigungsfelds nutzen konnten.

Ein leises Flattern erklang über Maras Kopf.

»Hörst du das?«, fragte sie.

»Was?«

»Ich hatte befürchtet, dass du es nicht bemerken würdest.« Mara dehnte sich in der Macht aus, nahm aber nur schattenhaft Gefahr wahr, so vage und widersprüchlich, dass es gut möglich gewesen wäre, dass sie es sich nur einbildete. »Etwas fliegt hier herum.«

»Welk?«, fragte Luke.

Eine Reihe von Blasterschüssen flammte an der anderen Seite auf. direkt dem Flattern gegenüber. Luke schwang das Lichtschwert herum und schickte die Schüsse wieder zu ihrer Quelle zurück.

»Das glaube ich nicht«, meinte Mara.

Sie hob die eigene Klinge und schnitt durch das Dunkel über ihrem Kopf, traf aber nur feuchte Luft. Ein weiteres Flattern erklang hinter ihr. Sie fuhr herum und fand sich plötzlich im Griff der Macht einer anderen Person, wurde durch den Raum gewirbelt und wurde dabei immer schneller. Sie suchte nach ihrem Angreifer, spürte aber nur das Entsetzen und die Qual, die den gesamten Raum beherrschten.

Dann erreichte sie die Wand, und plötzlich bohrte sich ein durchdringender Schmerz tief in ihren Rücken. Sie schaute an sich hinab und sah eine Mandibel zehn Zentimeter aus ihrem Bauch ragen, und schreckliche Schmerzen breiteten sich in ihrem gesamten Körper aus.

»Rodddder!«

Die zweite Mandibel schloss sich und trieb zwei Stacheln tief in ihre Hüfte. »Das tut weh!«

Mara fasste ihr Lichtschwert fester, und ein Flattern erklang im Dunkeln an ihrer Seite. Plötzlich wurde das Handstück des Schwerts beißend kalt, und die Klinge begann zu spucken, zu flackern und zu verlöschen.

Die Klinge schrumpfte bis auf zwei Zentimeter und erlosch dann ganz. Die Larve riss den Kopf hin und her, ihre Fresswerkzeuge zerrten an Maras Fleisch.

»Mara?« Luke hatte sein zweites Lichtschwert aktiviert -das, das er Alema abgenommen hatte - und näherte sich Welk, wobei er die Schüsse des Dunklen Jodi zu ihm zurückschleuderte. »Was ist.«

»Alles in Ordnung!« Mara hängte die nutzlose Waffe an ihren Gürtel. »Kümmer dich um Welk!«

Welk wich den zurückgeschleuderten Schüssen aus, schoss, während er ging, und bewegte sich dennoch geradeaus weiter. Luke lenkte noch eine weitere Reihe von Schüssen ab, dann aber musste er einen Purzelbaum schlagen, um nicht getroffen zu werden.

Ich versuche es.

Mara zog den Blaster und schoss der Larve in den Kopf. Das Ergebnis war, dass das Insekt sie noch heftiger schüttelte, und Mara schrie laut auf, als ein Stachel über etwas in ihrem Inneren kratzte. Sie schoss ein zweites Mal, dann hörte sie ein leises Schlagen vor sich und riss die Waffe herum.

»Guter Trick«, sagte sie in die Dunkelheit. »Aber es wird dich nicht retten.«

Die Luft bewegte sich über Maras linker Schulter. Der Lichtkegel ihrer Helmlampe schwang herum, und sie sah - wie schon zuvor - nichts. Dann meldete sich das Kribbeln ihres Gelährensinns, und sie sah in die entgegengesetzte Richtung. In der Dunkelheit gerade am Rand des Lichtkreises ihrer Helmlampe lauerte eine ein Meter hohe Gorog mit einem dicken Chitinpanzer und überlangen Fresswerkzeugen.

Selbst wenn sie die Schiene an ihrem gebrochenen Bein nicht gesehen hätte, hätte sie gewusst, dass dies die Attentäterin war. gegen die sie auf Ossus gekämpft hatte. Viel kleiner als ein typischer Gorog-Krieger, kam sie voller Wut auf sie zu, mit klackenden Fresswerkzeugen, summendem Thorax und gebogenem, schäumendem Rüssel.

Mara zögerte schließlich doch, verwirrt, unsicher, zornig. Das Nest würde sich in diesem Augenblick mit Ben verbinden und die Macht nutzen, um ihm vorzuführen, was hier geschah, um ihn den Tod jeder Gorog spüren zu lassen.

Stinkende Luft wehte an Maras Gesicht vorbei. Ihr Helm wurde beißend kalt, und die Lampe verdunkelte sich, dann hörte sie ein spuckendes Geräusch aus der Richtung des Attentäter-Käfers. Ein Batzen ätzend riechender Säure traf die Vorderseite von Maras zerrissenem Schutzanzug, der auf ihrer Haut brannte.

Ben würde darüber hinwegkommen müssen.

Sie öffnete sich vollständig der Macht, nutzte ihre erneuerte Entschlossenheit, um sich zu sammeln, und hob die Hand zu dem Attentäter-Käfer und dem fauligen Gestank nach sich auflösendem Methan.

Zwei blaue Blitze zischten aus Welks Richtung heran und schlugen in das verwundete Geschöpf. Mara hatte gerade genug Zeit, mithülfe der Macht eine kleine Schutzblase zu schaffen, bevor die Attentäterin explodierte.

In dem orangefarbenen Licht knapp außerhalb ihrer Reichweite konnte sie für die Dauer eines Augenaufschlags ein blasses Oval ausmachen, das ein Gesicht sein musste, und dunkle Bereiche dort, wo eigentlich Mund, Nase und Augen hätten sein müssen. Mara streckte die Hand danach aus, aber das Licht der Explosion erlosch wieder, und die Erscheinung war verschwunden.

Luke spürte die Hitze der Explosion kaum, aber die Schockwelle schleuderte ihn ins Dunkel. Er bemühte sich, die Helmlampe weiterhin auf Welks taumelnde Gestalt gerichtet zu halten, und konnte sich nach ein paar Metern festhalten. Welk krachte gegen eine versiegelte Zelle und durchbrach die Wachskappe.

Luke entriss ihm mithilfe der Macht den Blaster und schwebte auf ihn zu. Er konnte spüren, dass Mara verwundet war, aber im Augenblick nicht mehr angegriffen wurde. Das Beste, was er tun konnte, bestand darin, den Feind so sehr zu beschäftigen, dass er sie nicht noch einmal angreifen konnte -zumindest, bis Han und Leia mit dem Rest des Teams eintrafen.

Luke war immer noch fünf Meter entfernt, als Welk seinen deformierten Körper aus der Zelle befreite. Seine schwarze Rüstung war mit gelbem Schleim verschmiert, und der randlose Schlitz seines Mundes stand offen in einem Ausdruck, der vielleicht Angst, vielleicht Abscheu bedeutete.

Luke aktivierte wieder seine Lichtschwerter.

Leises Flügelflattern erklang rechts von ihm, und die Luft wurde plötzlich dick und schwer wie Wasser. Er wandte sich dem Geräusch zu. aber sein Köper bewegte sich wie in Zeitlupe, und als er sich endlich umgedreht hatte, sah er nichts als Dunkelheit.

Eine scharlachrote Klinge erschien ein paar Meter entfernt, und Luke wusste, dass Welk ihn angriff. Er wirbelte herum, legte die Klingen seiner Lichtschwerter zu einem Abwehrkreuz übereinander. Wieder schien er dafür ewig zu brauchen, und das Leuchten der scharlachroten Klinge war in Reichweite, lange bevor Luke bereit für seine Verteidigung war.

Nun würde es wirklich interessant werden.

Luke dehnte sich auf das Leuchten hin aus und stieß mit seiner Machtpräsenz hart gegen Welk. Es war, als versuchte man, Qoribu aus dem Orbit zu schieben. Welk kam immer näher und schlug mit der Klinge in einem weit geschwungenen Angriff zu.

Luke versuchte nicht einmal, den Angriff abzuwehren. Der Dunkle Jedi war stark - noch stärker, als Luke nach Sabas Berichten geglaubt hatte -, aber große Kraft konnte sich ähnlich auswirken wie großer Einfluss. Sie verführte den, der über sie verfügte, ließ ihn zu selbstsicher werden. Luke änderte seine Taktik radikal und zog seinen Angreifer auf sich zu. Welk taumelte vorwärts, schrie erschrocken und heiser auf, und sein vernarbtes Gesicht fiel auf Alemas Silberklinge zu.

Das leise Flattern von Flügeln erklang über ihnen, und der Griff von Alemas Lichtschwert wurde schmerzhaft kalt, als, was immer das Geräusch hervorrief - Luke fragte sich, ob es wohl Lomi Plo war -, die Energie aus der Energiezelle der Waffe sog. Die Klinge spuckte und erstarb.

Welk krachte mit dem Kopf voran gegen Luke, und beide gerieten ins Taumeln. Die scharlachrote Klinge des Dunklen Jedi blitzte zu Lukes Bein hinab und brannte ein Loch in sein Schienbein, was ihm einen feurigen Strahl von Schmerz zum Herzen schickte.

Luke richtete sich auf. aber wieder konnte er sich nur in Zeitlupe bewegen, und Welk griff bereits wieder an. Luke dehnte sich in der Macht aus und brachte Daumen und Zeigefinger zusammen.

Welks lippenloser Mund öffnete sich. Jämmerliche, gurgelnde Geräusche stiegen aus seiner Kehle auf - und dann erinnerte sich Luke an Alema, wie sie den Membrosia-Produzenten geopfert hatte. War es ihm inzwischen ebenfalls gleichgültig, wenn er tötete? Hatte er sich so an die Macht gewöhnt, über die er verfügte, dass er sie auch nutzen würde, um zu töten, auch wenn er andere Verteidigungsmöglichkeiten hatte?

Luke öffnete die Finger und ließ Welk los.

Der Atem des Dunklen Jedi wurde wieder normal, aber er blieb, wo er war, rieb sich den Hals und sah Luke misstrauisch an.

Skywalker! Maras Stimme war ein Kreischen in der Macht, aber als sie laut sprach, klang sie schwach und gequält. »Bist du verrückt? Mach ihm ein Ende!«

»Nicht auf diese Weise«, antwortete Luke. »Die Macht mag keine helle und keine dunkle Seite haben, aber wir schon. Wir müssen uns entscheiden.«

»Jetzt gleich?«, fragte Mara.

»Besonders jetzt gleich.«

Luke bemerkte Welks Blick, dann hob er - immer noch sehr langsam - sein Lichtschwert. »Bist du bereit, Sohn?«

»Wir sind nicht dein Sohn!«

Der Dunkle Jedi segelte vorwärts, wütend, weil er Lukes Worte als Herablassung empfand, und schlug nach der Flanke, die der Jedi-Meister offen gelassen hatte.

Mit noch langsameren Bewegungen als notwendig verlagerte Luke die Deckung und drehte sich weg. Ein leises Flattern erklang hinter ihm. Der Grill seines Lichtschwerts wurde kalt, so wie der von Alemas Schwert einen Augenblick zuvor kalt geworden war. und die Klinge erlosch.

Aber Luke hatte die Waffe zu diesem Zeitpunkt bereits losgelassen, bewegte sich so schnell wie möglich nach vorn und drehte sich von dem Angriff weg. Dass sich sein Gegner auf einmal so schnell bewegte, überraschte Welk. Luke klemmte das Handgelenk des Dunklen Jedi in einen X-Block und drehte sich schnell weiter, zwang Welks Hände in einen engen Kreis und trieb das eigene Lichtschwert des Dunklen Jedi in einer nicht so schnellen Bewegung in Welks Bauch.

Welk stieß einen Schrei aus, der einem das Blut gerinnen lassen konnte, und versuchte, das Lichtschwert zu deaktivieren, aber Luke hielt seine Hand über dem Schalter, und jetzt war er der Starke. Er riss die Klinge frei und aus der Seite des Dunklen Jedi, dann wandte er sich dem Angriff zu, den er von Lomi Plo erwartete - und geriet aus dem Gleichgewicht, als die Luft plötzlich leicht und dünn wurde und er sich wieder normal bewegen konnte.

Luke sah, wie die Wand vorbeiraste, und dann zeigten sich stachelige Fresswerkzeuge genau dort, wo er aufschlagen würde. Er deaktivierte das Lichtschwert, dehnte sich in der Macht aus und riss die Larve aus ihrer Zelle, schleuderte sie in die Luft und taumelte in eine neue Richtung davon.

Es gelang ihm, das Gleichgewicht zurückzugewinnen, bevor er gegen eine wintere Wand stieß. Er zündete Welks Lichtschwert erneut und fuhr mit der scharlachroten Klinge herum - und spürte einen erschreckenden Ruck und bemerkte, dass Mara aus dem Dunkeln kam.

»Heh, ich bin es nur!« Sie nutzte die Macht, um die Lichtklinge wegzuschieben. »Erkennst du deine eigene Frau nicht mehr?«

Luke deaktivierte das Schwert. »Tut mir leid.«

Er strahlte sie mit der Helmlampe an. aber so. dass der Lichtstrahl unterhalb ihres Kinns blieb. Ihre Machtaura war nur noch schwach zu erkennen, und die verbrannten Kreise an ihrem Anzug erinnerten ihn daran, wie sehr seine eigene Elektrogeschoss-Wunde schmerzte. Aber es war die gezackte dreieckige Risswunde rechts an ihrem Bauch, die ihn am meisten erschreckte. Sie war mit Schmutz beschmiert, und dunkles Blut drang daraus hervor.

»Wie geht es dir?«

»Etwa so gut, wie ich aussehe.« Bei diesen Worten richtete sie den Blick suchend ins Dunkel. »Wir sollten zumindest versuchen, Alema zu finden. Irgendeine Ahnung, wo sie.«

Eine Reihe dröhnender Schläge hallte durch den Raum, gefolgt von trübem Licht und dem bald wieder verklingenden Knistern von Thermalsprengsätzen, die jemand an der gegenüberliegenden Wand der Höhle gezündet hatte. Einen Augenblick später erschienen zwei von Hans YVH-Käferkiller-Droiden in der Kammer. Getragen von Jets mit blauweißem Ausstoß, jagten sie auf die Skywalkers zu.

»Bleiben Sie ruhig!«, befahl einer mit seiner sehr tiefen, sehr männlichen Stimme. »Bleiben Sie, wo Sie sind! Hilfe ist schon unterwegs.«

Ihre Brandwunden waren mit Bactasalbe eingeschmiert, auf beiden Seiten der Stichwunde klebten Actibandagen. und es war genug Stericlean in die Luft gesprüht worden, um das halbe Nest zu desinfizieren. Leia hatte alles getan, was vor Ort möglich war. aber es gefiel ihr immer noch nicht, wie ihre Schwägerin aussah. Maras Haut war sehr bleich, ihre Oberlippe leicht bläulich, und ihre Augen lagen tief in ihren Höhlen und wirkten wie Abschusskrater.

»Wir bringen euch bald zum Falken.« Leia und die anderen waren wieder in der Membrosia-Kammer, wo der schlimmste Teil des Kampfes stattgefunden hatte, und warteten auf zwei frische Schutzanzüge für Mara und Luke. »Killer vier sollte bald wieder hier sein.«

»Keine Sorge.« Mara drückte Leias Hand. »Ich hatte schon schlimmere Verletzungen als diese hier.«

»Sie macht sich keine Sorgen um dich«, sagte Hau. »Aber wenn ich nicht bald hier herauskomme.«

»Was ist. Han?«

»Ich weiß es nicht.« Han wies auf das Gemetzel, dann ließ er das Licht der Helmlampe umherschweifen. Zwischen den Leichen und umherschwebenden Blutblasen war auf einmal ein goldenes Schimmern zu erkennen. »Das sieht nach Ärger aus.«

Leia dehnte sich in der Macht aus und spürte, dass sich ein Schwärm von Killiks näherte, zusammen mit drei Angehörigen anderer Spezies, die sich dem Nest angeschlossen hatten.

»Es sind Jaina und Zekk«. stellte sie fest. »Zusammen mit Raynar.«

»Wie ich schon sagte«, murmelte Han. »Ärger.«

Das goldene Glühen wurde zu einer Reihe von Leuchtkugeln, die in den unterschiedlichsten Chitin-Druckanzügen einer Gruppe von Killiks steckten. Am Ende der Prozession marschierte die hochgewachsene Gestalt von Raynar Thul. der sich den Helm seines Schutzanzugs unter den Arm geklemmt hatte. Sein Gesicht war scharlachrot vor Wut. Einen halben Meter hinter ihm folgten Zekk und Jaina, die eher nervös als zornig wirkten.

Leia wartete, bis sie näher heran waren, dann verbeugte sie sich vor Raynar. »UnuThul, es tut mir leid, dass wir uns unter diesen Umständen.«

»Uns ebenfalls«, erwiderte Raynar. Die vom Kampf verbeulte Gestalt von Killer vier erschien hinter der Masse von Unu, die ihm folgten. Die Photorezeptoren des Droiden waren dunkel, die Nähte seiner Verkleidung rußverschmiert, und er war von dem sauren Gestank durchgebrannter Stromkreise umgeben. »Ihr Droide hat Unu getötet.«

Er ließ Leia keine Gelegenheit zu antworten und schwebte um sie herum zu Luke und Mara. und mehrere handgroße Killik-Heiler schoben ihre winzigen Köpfe über den Kragen seines Druckanzugs. Leia wollte ihm folgen, wurde aber von einer sanften Bewegung der Macht aufgehalten.

»Warte lieber«, sagte Jaina hinter Leia. »Wenn du versuchst. Unu die Sache jetzt zu erklären, würde es ihn nur noch wütender machen.«

»Danke für den Rat.« Leia drehte sich zu Jaina um und bemerkte, dass auch aus ihrem Kragen mehrere winzige Augen spähten. »Sieht ein bisschen eng aus.«

Jaina. schaute Leia in die Augen. »Ist es aber nicht.«

»Man gewöhnt sich daran«, fügte Zekk hinzu. Er streckte den Ann aus und fuhr mit der Rückseite seiner Finger über Jainas Wange.

»Wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass es uns gefällt.« gestand Jaina.

»Uli«, sagte Leia. »Ich hätte angenommen, all das Gekribbel in deinem Anzug würde. äh, sich unangenehm anfühlen.« Jaina und Zekk schüttelten beide den Kopf. »Kein bisschen«, erwiderte Jaina.

»Es bewirkt, dass wir uns vollwertig fühlen«, ergänzte Zekk.

Ein unangenehmes Schweigen entstand, während sich die drei nur ansahen. Jaina und Zekk summten und klickten leise vor sich hin, Leia verbarg ihre Gefühle hinter einem höflichen Lächeln. Sie hatte zwar bereits in der Macht gespürt, was aus ihrer Tochter und Zekk geworden war, aber mit eigenen Augen zu sehen, dass sie sich tatsächlich wie Nestangehörige benahmen, war beinahe mehr, als sie verkraften konnte. Ihr Herz wurde mit jedem Schlag schwerer.

Schließlich fragte Jaina: »Was macht ihr hier, Mutter?« Kleine Killik-Heiler kletterten aus ihrem Anzug und sprangen ins Dunkel. »Wir dachten, ihr wolltet mit den Chiss verhandeln.«

»Mir kam eine andere Idee«, sagte Leia. »Eine, die vielleicht sogar funktionieren könnte.«

Jaina und Zekk warteten geduldig darauf, dass sie mehr verriet.

»Ich will es nicht zweimal erläutern«, sagte Leia jedoch. »Warten wir, bis Ray. äh, UnuThul fertig ist.«

Ein gekränkter Ausdruck trat auf Jainas und Zekks Mienen. Leia spürte so etwas wie Bedauern, aber sie entschuldigte sich nicht. Zu viel hing von ihrem Plan ab, und sie wollte nicht riskieren, dass sich die beiden bereits dagegen aussprachen, noch bevor sie ihn Raynar dargelegt hatte.

»Was ist mit Dad?«. fragte Jaina leise. Sie warf einen Blick zu Han, der bei Luke und Mara war. aber zu seiner Tochter und zu Zekk hinschaute. »Ist er immer noch sauer, weil wir geblieben sind?«

»Es könnte einige Zeit dauern, bis dein Vater das alles akzeptieren kann«, antwortete Leia. »Er hat immer noch Albträume darüber, was ihm nach diesem Missverständnis mit den Kamarianern widerfahren ist.«

»Wir sind keine Kamarianer«, hielt Jaina dagegen. Zekk rieb beiläufig mit seinem Unterarm über ihren Nacken, und Han verzog das Gesicht und wandte sich ab. »Wir sind immer noch seine Tochter.«

»Lass deinem Vater einfach ein wenig Zeit«, riet Leia. Sie wusste nicht, wie sie erklären sollte, was sie im Herzen wusste: dass Han weniger enttäuscht von Jaina war als wütend auf sich selbst, dass er sich die Schuld gab, sie nicht vor dem beschützt zu haben, wozu sie geworden war. »Das hier wird schwierig für ihn sein.«

»Wir glauben, es wird schwierig für uns alle sein«, erklärte Zekk.

Raynar entfernte sich von Luke und Mara - die nun vor Killik-Heilern nur so wimmelten - und kehrte zu Leia zurück. Er richtete den Blick auf sie, und plötzlich wurde ihr Blickfeld an den Rändern dunkler. Seine blauen Augen schienen das einzige Licht im Raum zu sein, und sie spürte eine gewaltige trübe Präsenz auf ihrem Inneren lasten.

»Nun können Sie dieses Gemetzel erklären, Prinzessin Leia«, sagte Raynar. »Warum haben die Jedi all diese Unsrigen getötet?«

»Sie ließen uns keine Wahl«, antwortete Leia. »Sie haben Luke und Mara angegriffen.«

Sie hörte um sich herum das von Schutzanzügen gedämpfte Brustsummen von Unus Gefolge.

»Seltsam«, entgegnete Raynar. »Das hier sieht nicht aus wie das Nest der Skywalkers. Sind Sie sicher, dass es nicht sie waren, die die Unsrigen angegriffen haben?«

»Es ist ein wenig komplizierter.« Leia wollte vorschlagen, einen Augenblick später darauf zurückzukommen, aber die Präsenz in ihrem Inneren wurde noch schwerer, und mit Erschrecken erkannte sie, dass sie mehr von der Mission preisgab, als sie wollte. »Dieses Nest wollte die Kolonie in einen alles vernichtenden Krieg hineinziehen. Wir hofften, seinem Einfluss ein Ende bereiten zu können, damit du frei über unseren Friedensplan nachdenken kannst.«

Han riss den Mund auf. »Leia! Wie wäre es mit ein wenig mehr Taktgefühl?«

»Wir ziehen Offenheit vor«, grollte Raynar. Er starrte Leia weiterhin mit seinen glühenden Augen an. »Aber dieses Gemetzel war sinnlos. Dass Sie dieses Nest ausgelöscht haben, bewirkt nur, dass wir uns gegen Ihren Plan stellen.«

»Wie Leia schon sagte, uns blieb leider keine Wahl.« Dem Klang von Lukes Stimme nach - Leia konnte den Blick nicht von Raynars Augen abwenden - schwebte er auf sie zu, um sich in den Disput einzumischen. »Sie wollten uns auslöschen. Es war Notwehr.«

»Notwehr?« Raynar klang empört. »Die Unsrigen kämpfen nur, wenn sie angegriffen werden.«

»Ja«, sagte Han. »Was das angeht, ähneln sie den Chiss.«

Raynar drehte sich um, um Han einen wütenden Blick zuzuwerfen. Leias Blickfeld wurde wieder normal, und sie sah ihren Mann, der selbstsicher zu Raynar zurückstarrte und eher aussah, als hätte er einen Aqualish-Schläger in einer Bar vor sich als den Anführer einer interstellaren Zivilisation.

Leia trat zwischen die beiden. »Ich möchte euch etwas zeigen.« Sie sprach nicht nur Raynar an, sondern auch sein gesamtes Unu-Gefolge. »Es gibt eine Sache, die ihr über dieses Nest wissen solltet, und danach können wir uns darüber unterhalten, ob die Kolonie wirklich Frieden will.«

Ohne zuvor um Erlaubnis zu bitten, stieß sich Leia ab, schwebte zur Decke und führte Raynar. Han und die Unu durch die mit Leichen gefüllte Dunkelheit zum Eingang der Aufzuchtstation. Luke und Mara benutzten die Macht nicht mehr, um sich trotz ihrer Wunden aufrecht zu halten, und blieben auf Beharren der Killik-Heiler zurück, und Jaina und Zekk warteten bei ihnen. Leia verstand nicht, warum, aber es gab vieles an ihrer Tochter und Zekk. das sie im Augenblick nicht verstand.

Nach kurzer Zeit erreichten sie das Loch, das Killer zwei und drei in die Decke gesprengt hatten, und der Gestank nach Fäulnis wurde schlimmer. Kyp und die anderen Meister befanden sich in der Höhle, kümmerten sich um überlebende Chiss und suchten nach Lomi Plo. Leia öffnete sich dem Kampfgeflecht und bat sie. die Käferkiller in Wartezustand zu versetzen.

»Käferkiller«, sagte Raynar.

Leia war ein wenig überrascht, als sie Raynars Präsenz in dem Geflecht spürte, aber sie reagierte gelassen. »Nichts für ungut. Wir mussten sie irgendwie nennen.«

Auf halbem Weg durch die Höhle begegneten sie Saba. Ihr Schutzanzug und die Gesichtsschuppen waren mit Wachs und Eingeweiden beschmiert, weil sie Chiss aus Larvenzellen geborgen hatte, und der Gestank, der von ihr ausging, ließ das Gefolge des Unu angewidert rascheln. Saba gestattete Raynar und seinen Begleitern, sie einen Moment lang anzustarren, dann sagte sie: »Der Gestank tut dieser hier leid. Die Arbeit hier drinnen ist schmutzig.«

»Was ist das für eine Arbeit?«, fragte Raynar.

Statt zu antworten, sah Saba Leia an.

»Fs wird besser sein, wenn wir es euch einfach zeigen.« Leia sprach mehr zu Saba als zu Raynar. »Habt ihr Alema schon gefunden?«

»Nein«, antwortete Saba. »Vielleicht wurde sie getötet, als eine der Sprengkapseln explodierte.«

»Vielleicht.« Doch nachdem Leia selbst erlebt hatte, wie präzise der Gefahrensinn der Twi'lek funktionierte, hatte sie ihre Zweifel. »Was ist mit Lomi Plo?«

Saba richtete die Handflächen nach oben. »Verschwunden.«

»Lomi Plo ist tot«, sagte Raynar, als hätte er das auswendig gelernt. »Sie ist beim Absturz umgekommen.«

Saba sah ihn an und knirschte mit den Reißzähnen, dann wandte sie sich wieder an Leia. »Bist du sicher, dass das notwendig ist?«

Leia nickte. »Unu muss es sehen.« Und lautlos fügte sie hinzu, dass es die einzige Möglichkeit sei, den Einfluss des Dunklen Nests auf die Kolonie zu brechen.

Saba zuckte mit den Schultern, dann führte sie Leia und die anderen in die Dunkelheit der Aufzuchtstation. Die Luft war heiß und feucht und so vom Gestank nach Fäulnis erfüllt, dass Raynar nach Luft schnappte und die Unu mit ihren Thoraxen summten. Kyp und die anderen Mitglieder des Bergungsteams arbeiteten auf der anderen Seite des Raums, die Strahlen ihrer Helmlampen fielen überwiegend auf die Wand und zeigten wenig mehr als die vagen Umrisse der sechseckigen Zellen.

Nach ein paar Metern blieb Leia stehen und richtete den Lichtkegel ihrer Helmlampe auf die nächste Wand. Der Strahl zeigte die halb verzehrte Leiche eines Chiss-Gefangenen. immer noch um eine sich windende Gorog-Larve gebogen.

Raynar schnappte entsetzt nach Luft, und die Unu in seiner Nähe klackerten schockiert mit den Fresswerkzeugen. Han leuchtete mit der Helmlampe auf eine zweite Zelle, Saba tat es bei einer dritten. Beide Zellen enthielten ebenfalls die Leichen von Chiss-Gefangenen.

»Was ist das?«, wollte Raynar wissen.

»Sieht für mich ziemlich eindeutig aus«, sagte Han. Als weitere Unu mit ihren Leuchtkugeln in die Höhle strömten, wurde es schnell heller und das ganze Ausmaß des Schreckens deutlich. »Kommt mir doch so vor, als hätten die Chiss 'nen Grund für das, was sie tun.«

Raynar fuhr zu Han herum. »Sie glauben, wir hätten das getan?«

»Nicht genau du«, beschwichtigte Leia und verfluchte im Stillen Hans beißenden Humor. »Das Dunkle Nest hat das getan - die Gorog.«

»Gorog?« Raynars Blick fiel wieder auf die grausigen Szenen in den Zellen. »Was ist dieses Dunkle Nest?«

»Das hier.« Saba machte eine Geste, die die gesamte Umgebung mit einschloss. »Das Nest, das uns immer wieder angriff. Das Nest, das sich hier von Chiss-Gefangenen ernährte. Das Nest, das dich bei Qoribu immer mehr Nester bauen ließ.«

Raynar sah die Barabel verärgert an. »Die Nester führen Unu nicht - Unu führt die Nester.«

»Tatsächlich?« Leia legte den Kopf schief. »Dann ist dies alles hier auf Unus Wunsch hin geschehen?«

»Nein.« Raynars Stimme war scharf geworden. Als sein

Gefolge zu klicken und zu summen begann, fügte er hinzu: »Das hier ist nicht einmal ein Nest der Kolonie. Wir haben kein Nest auf Kr.«

Han sah sich demonstrativ um. »Komisch, sieht aber genau aus wie die Zuchtstation auf Jwlio - selbstverständlich bis auf all die gefangenen Chiss.«

»Tatsächlich könnte es ein Kolonie-Nest sein«, sagte Leia zu Raynar. »Und du würdest dich nicht einmal daran erinnern.«

Dies entlockte den Killiks einen noch lauteren Protest, aber Leia sprach darüber hinweg: »Cilghal denkt, das Dunkle Nest wäre so eine Art von Unbewusstsein für den Kollektivgeist der anderen Nester. Es wäre imstande, die Unsrigen zu beeinflussen, ohne dass diese es merken - so wie das Unbewusste bei den meisten anderen Spezies deren Verhalten beeinflusst.«

»Unmöglich«, widersprach Raynar. aber er sagte es viel zu schnell. »Es gibt keine Gorog bei den Unsrigen. Wie könnte das Nest uns beeinflussen?«

»Auf die gleiche Weise, wie du Jaina und die anderen beeinflusst hast, um sie herzulocken«, sagte Leia. »Durch die Macht.«

Raynars Stimme wurde leiser. »Durch die Macht.«

»Stimmt. So, wie du Tesar dazu gebracht hast, sich mit der Bornaryn-Handelsgesellschaft in Verbindung zu setzen. So, wie du Tahiri und Tekli überzeugt hast, den Fall der Kolonie dem Jedi-Orden vorzutragen.«

In Raynars Blick flackerte Verstehen auf. aber Linus Proteste erhoben sich zu einem Höhepunkt. Raynar schloss die Augen, als versuchte er. sich zu konzentrieren, aber Leia konnte sehen, wie die Muskeln in seinem zerstörten Gesicht zuckten: er focht einen inneren Kampf aus gegen eine insektoide Logik, die sie nie verstehen würde. Sie hatte das unangenehme Gefühl, das Unmögliche zu versuchen.

Dann warf sie einen Blick zu Saba und formte mit den Lippen Welks Namen. Die Barabel kniff die Augen zusammen, nickte allerdings und zog sich zurück.

Schließlich öffnete Raynar die Augen wieder.

»Selbst wenn Sie recht haben hinsichtlich des Dunklen Nests, entsprechen Eroberungen nicht unserer Art«, sagte er. »Die Unsrigen wollen nur in Harmonie mit dem Lied des Universums leben.«

»Nun ja, um das zu tun, braucht man etwas nicht unbedingt zu erobern, um es zu vereinnahmen«, warf Han ein. »Und im Dunklen Nest gab es mehr als nur Killiks.«

»Ich nehme an, du erinnerst dich an die Dunklen Jedi«, drängte Leia. »Raynar hat als junger Mann auf Yavin vier gegen sie gekämpft. Und Welk und Lomi Plo haben sich mit der Baanu Bass vom Einsatzteam abgesetzt.«

Raynar sah sie einen Augenblick an. dann nickte er. »Wir erinnern uns. Und Sie denken.«Er ließ den Satz verklingen und begann zu summen und zu klacken. dann wurde sein Tonfall wieder störrisch. »Aber Sie müssen sich irren. Welk und Lomi Plo sind beim Absturz umgekommen.«

»Und wer ist dann das hier?«, fragte Saba.

Sie tauchte aus den Schatten auf und zerrte Welks mit tiefen Schnitten übel zugerichtete Leiche hinter sich her. Er war immer noch in seine Chitin- und Plastoid-Rüstung gekleidet, mit einem neuen Insektenarm an der Schulter. Er sah noch weniger menschlich aus als Raynar, aber es war eindeutig, dass es sich nicht um einen Chiss handelte.

Saba ließ die Leiche auf Brusthöhe auf Raynar zutreiben.

Als sich Welk vor ihm befand, starrte ihn Raynar fasziniert an. und seine blauen Augen unter dem Brauenwulst bewegten sich nur wenig.

»Jacen hat die Absturzstelle untersucht«, sagte Leia. »Er sah, wie du Welk und Lomi herausgezogen hast.«

Die Unu wurden tödlich still, und Raynars Blick wandte sich wieder Leia zu. »Uns gesehen?«

»Durch die Macht«, erklärte sie.

»Ja - wir erinnern uns jetzt.« Raynar nickte und schloss die Augen. »Er war da. auf der Brücke. nur einen Moment.«

»Du hast Jacen gesehen?«, keuchte Han.

»Das ist unmöglich!«, sagte Leia. »Er hätte sich durch die Zeit strecken müssen.«

»Wir haben Jacen gesehen. Er gab uns die Kraft durchzuhalten, sie herauszuziehen.« Plötzlich hielt Raynar inne und drehte sich verwirrt um. »Wo ist Lomi?«

Er hatte die Frage kaum gestellt, als sich sein Gefolge auch schon auflöste, um sich der Suche anzuschließen, und ihre Lichtkugeln erhellten das Gewölbe.

»Wo ist Lomi?«, flüsterte Raynar noch einmal.

Erleichterung schwemmte über Leia hinweg wie eine rholleanische Blütenöldusche. Sie war tatsächlich in Raynars Erinnerungen eingedrungen. »Dann erinnerst du dich jetzt daran, sie gerettet zu haben?«

»Wir erinnern uns«, bestätigte Raynar. »Sie hatte Angst, dass die Yuuzhan Vong uns wiederfinden oder Anakin nach ihr sin Iren würde oder Meister Skywalker. Lomi hatte Angst vor vielen Dingen. Sie wollte sich verstecken.«

»Nun«, sagte Han. »das bestätigt Cilghals Theorie.«

»Welche Theorie?«, fragte Raynar.

»Cilghal meinte, wenn ein Killik-Nest ein neues Mitglied in sich aufnimmt, das empfänglich für die Macht ist, würden einige seiner Charaktereigenschaften auf das Nest übergehen.«

»In deinem Fall haben die Yoggoy deine Wertschätzung des Lebens eines jeden einzelnen Wesens in sich aufgenommen«, fuhr Leia fort. »Sie fingen an, die Kranken zu verarzten und die Hungrigen zu füttern, und schon bald führte ihr Erfolg zur Schaffung des Unu.«

»Das ist mehr als das, woran ich mich erinnern kann«, sagte Raynar zögerlich. »Aber es hat immer noch nichts mit den Gorog zu tun.«

»Du hast gesagt, du erinnerst dich daran, wie du Lomi und Welk aus dem brennenden Schiff gezogen hast«, sagte Han. »Aber dann sind sie verschwunden.«

»Du hast auch gesagt, Lomi hatte Angst und wollte sich verstecken«, fügte Leia hinzu. »Und das hat Yoggoy von ihr übernommen. Ist es nicht möglich, dass sie ebenfalls ein eigenes Nest geschaffen hat - ein Nest, das vor allen anderen verborgen blieb?«

Während Raynar darüber nachdachte, schien sein Gesicht jegliche Farbe zu verlieren. »Dann sind wir dafür verantwortlich?«

»Das haben wir damit nicht gesagt«, stellte Leia klar, »sondern nur, dass der Einfluss des Dunklen Nests...«

»Wenn wir Lomi und Welk gerettet haben, sind wir schuld daran.«

Ein seltsames, immer lauter werdendes Klacken und gedämpftes Dröhnen erklangen in der Aufzuchtstation, als die Unu erneut protestierten. Raynar wandte sich von Leia und den anderen ab und glitt langsam an der Wand entlang, schaute in jede Zelle, an der er vorbeikam, und schüttelte verzweifelt den Kopf.

»Wenn wir Lomi und Welk gerettet haben.«

Han holte ihn ein und packte ihn am Arm. »Hör mal, hinge, das konntest du doch nicht wissen.«

Erstaunlicherweise schleuderte Raynar ihn nicht quer durch den Raum und brachte ihn auch nicht mit einer Geste zum Schweigen. Er riss sich nicht einmal los. Er schwebte nur weiter, schien Han überhaupt nicht zu bemerken und starrte in die Zellen.

»Wenn wir Lomi und Welk gerettet haben, sind wir schuld an dem hier.«

»Dafür, dass du sie gerettet hast, solltest du einen Orden bekommen«, sagte Han. »Was später geschehen ist, ist nicht deine Schuld.«

Das verschaffte ihm Raynars Aufmerksamkeit. Er bewegte sich nicht mehr weiter und sah stattdessen Han an. »Es ist nicht unsere Schuld?«

»Keinesfalls«, erklärte Han. »Du hast ihnen nur das Leben gerettet. Das macht dich nicht dafür verantwortlich, was sie später mit diesem Leben angefangen haben.«

»Wir sind also nicht verantwortlich.« Raynar klang erleichtert, und Unus protestierendes Klacken verklang. »Ja, genau.«

Leia spürte, wie Kyp sie in der Macht berührte und eine Erklärung verlangte, aber sie begriff nicht, was genau er erklärt haben wollte.

»Vielleicht ist das alles nur ein Trick der Chiss«, sagte Raynar, der nun wieder mehr mit sich selbst als mit Han sprach. »Es muss ein Trick gewesen sein, um die Jedi zu überzeugen, dass die Kolonie im Unrecht ist.«

Saba richtete den Lichtkegel ihrer Helmlampe auf eine der Zellen. »Für diese hier sieht es so aus. als wären dann die Chiss ebenfalls Opfer dieses Tricks.«

»Die Chiss sind skrupellos«, sagte Raynar. In seiner rauen Stimme lag ein unheilschwangerer Unterton. »Sie würden auch Tausende von ihrer Art opfern, um die Jedi gegen uns aufzubringen.«

»Das erklärt aber immer noch nicht, dass Gorog uns auf dem Weg hierher angegriffen hat«, sagte Leia. Sie war erschrocken darüber, wie verbissen Raynar versuchte, die Wirklichkeit zu leugnen, wie er nach einer Geschichte suchte, die logisch klang. »Es waren keine Chiss - ebenso wenig wie all diese Larven Chiss sind.«

»Ja, es war ein sehr heimtückischer Plan«, entgegnete Raynar. »Die Gorog müssen Hirn-Sklaven gewesen sein. Man hat sie gezwungen zu kämpfen - und die Chiss-Freiwilligen zu fressen.«

»Mag sein«, gestand ihm Leia vorsichtig zu. Hätte er einen rein menschlichen Geist gehabt, hätte sie Raynars Denkprozess als psychotischen Schub bezeichnet, doch hinsichtlich des Gemeinschaftsgeistes der Kolonie wusste sie nicht, was sie davon halten sollte. »Aber es gibt auch eine andere Erklärung.«

»Die Chiss wollen Killiks klonen?«, fragte Raynar. »Das glaube ich nicht«, sagte Leia.

Das Killik-Gefolge kehrte zurück, und viele von ihnen trugen hilflose überlebende Chiss, die der Bergungstrupp aus den Zellen geholt hatte. Kyp und die anderen Meister näherten sich ebenfalls und ergossen ihren Missmut ins Kampfgeflecht. Saba berührte sie in der Macht, drängte sie zu warten und versicherte ihnen, dass Leia mit der Situation schon zurechtkommen würde.

Vielen Dank, dachte Leia.

»Erinnerst du dich, wovon wir gesprochen haben?«, fragte sie Raynar. »An das Dunkle Nest?«

»Selbstverständlich. Wir haben ein hervorragendes Gedächtnis.« Raynars Augen blitzten zornig auf. »Han sagte, wir wären nicht verantwortlich dafür.«

Leias Blickfeld wurde an den Rändern erneut dunkler, und die erdrückende Präsenz, die sie zuvor gespürt hatte, kehrte wieder in ihr Inneres zurück. »Aber das. das bedeutet nicht.«

Die Last in ihr wurde schwerer, und Leia erkannte auf einmal, dass Raynars innere Verwundungen ebenso schwerwiegend waren wie die, die man sehen konnte. Ein Ausgestoßener, der unsägliche Qualen litt und abhängig war von einem Haufen Insekten - der Schock war für ihn zu viel gewesen. Raynar war vor der grauenvollen Wirklichkeit geflüchtet, war deshalb zu UnuThul geworden, damit er sich nicht mehr an all die schrecklichen Dinge erinnerte, die Raynar Thul zugestoßen waren.

»Wir verstehen, was nicht verantwortlich bedeutet«, sagte er nun. »Es bedeutet, nur weil das Dunkle Nest existiert, sind wir nicht diejenigen, die es geschaffen haben.« Er zeigte auf den nächstbesten Gefangenen, einen verängstigt aussehenden Mann in den schwarzen Fetzen der Schützenuniform der Vorgeschobenen Verteidigungsflotte. »Die Chiss haben es getan.«

Das Gesicht des Offiziers wurde aschgrau, und er riss die Augen noch weiter auf - das einzige Zeichen von Angst, das sein gelähmter Körper noch zuließ.

»Was wir nicht verstehen«, sagte Raynar, »ist. was die Chiss mit diesem Nest beabsichtigen.«

Ein unverständliches Stöhnen drang aus der Kehle des Chiss, so schwach und so tief, dass Leia es eher für ein verängstigtes Wimmern hielt als für einen Versuch, zu sprechen.

»Sagen Sie es uns!«, befahl Raynar.

Der Offizier stöhnte erneut, und es klang noch weniger nach Worten als zuvor.

»Wir wissen, dass Sie lügen.« Raynars Tonfall war Unheil verkündend, und das Gesicht des Offiziers wurde noch blasser. »Beleidigen Sie uns nicht.«

»Ich glaube nicht, dass er das will«, sagte Leia. Sie war sich sicher, dass der Offizier gar nichts gesagt hatte, sondern Raynars gebrochene Psyche seinen zusammenhanglosen Lauten nur irgendeine Bedeutung überstülpte. »Ich bin sicher, dass er nicht einmal weiß, ob die Chiss das Nest geschaffen haben oder nicht.«

Raynar drehte sich zu ihr um. »Sie sind sich sicher?«

»Vielleicht ist der Begriff überzeugt zutreffender«, verbesserte Leia. Wieder drückte sie sein Wille innerlich nieder, und sie wusste, dass sie irgendetwas sagen musste, das Raynar hören wollte - etwas, das ihn dazu brachte, ihrem Plan zuzustimmen. »Was, wenn die Chiss nicht einmal wussten, dass sie das Dunkle Nest schufen?«

»Wie konnten sie das Dunkle Nest schaffen, ohne es zu wissen?«, fragte Raynar zweifelnd. »Wir verstehen nicht, wie das funktionieren könnte.«

»Zufällig«, griff Han Leias Strategie auf. »Das ist die einzige Möglichkeit, wie das passieren konnte. Die Chiss hätten nie mit Absicht etwas getan, das ihnen derart schaden würde - nicht einmal mit Freiwilligen. Sie haben zu viele Ehrenregeln.«

»Das stimmt«, unterstützte ihn Leia, und der Druck in ihr ließ nach. »Die Chiss-Gesellschaft definiert sich durch Krieg. Sie kämpfen ununterbrochen - gegen die Vagaari, die Ssi-ruuk, selbst gegeneinander.«

»Und die Qoribu-Nester sind voll mit Chiss, die sich der Kolonie angeschlossen haben.« Saba ließ die Aussage in der Luft hängen, überließ es ihren Zuhörern, zu ihren eigenen Schlüssen zu kommen. Unter normalen Umständen wäre das die perfekte Überzeugungstechnik gewesen. Aber bei Raynar wollte Leia kein Risiko eingehen, es gab zu viele gefährliche Wendungen in einem disassoziativen Geist - insbesondere einem disassoziativen Kollektivgeist.

»Erinnerst du dich, was Han über Cilghals Theorie gesagt hat?«, fragte Leia. »Sie glaubt, wenn ein Killik-Nest ein machtsensibles Wesen aufnimmt, übernehmen die Nistgefährten einen Teil der Persönlichkeit dieses Geschöpfs.«

»Als die Yoggoy dich absorbierten«, fügte Han hinzu, »begannen sie, das Leben von Einzelnen zu schätzen. Als sie Lomi Plo und Welk aufnahmen, brachte ihnen dies das Bedürfnis nach Geheimhaltung und.«

»Wir sind also doch für das Dunkle Nest verantwortlich?«, sagte Raynar empört. »Lomi Plo und Welk sind beim Absturz gestorben!«

»Stimmt«, sagte Leia und wand sich innerlich. »Welk und Lomi Plo starben beim Absturz.«

Es wurde offensichtlich, dass es für Raynar damals einfach zu viel gewesen war. Immer, wenn er sich daran erinnerte, wie er Lomi Plo und Welk aus dem brennenden Wrack gezogen hatte, erinnerte er sich auch daran, wie sehr er gelitten und was er dadurch alles verloren hatte.

Leia führ fort: »Aber die Yoggoy übernahmen deinen Respekt für individuelles Leben, und danach dauerte es nicht lange bis zur Gründung der Kolonie.«

»So haben wir es alle in Erinnerung«, stimmte Raynar zu. »Aber wir verstehen nicht, was das mit dem Dunklen Nest.«

»Alles!« Wieder machte Saba mit dem schuppigen Arm eine weit ausholende Geste, die die ganze Aufzuchtstation mit einschloss. »Sehen Sie doch, wie viele Chiss Angehörige des Nests sein wollten!«

Raynars Augen blitzten vor Zorn. »Die Unsrigen sind keine Kannibalen! Unsere Larven ernähren sich nicht von Mitnistern. egal, welcher Spezies sie angehören.«

»Irgendetwas muss ja wohl in diesem Nest passiert sein«, sagte Saba.

»Und die Chiss sind blutrünstige Krieger«, fügte Leia hinzu. Das war eine heftige Übertreibung, aber eine, die Raynar ihr sofort abkaufte. »Ich bin wirklich überrascht, dass so etwas wie hier nicht auch in den anderen Qoribu-Nestern geschah.«

»So etwas wie hier?« Raynar schüttelte den Kopf. »Das hier könnte in keinem anderen Nest der Unsrigen geschehen.«

»Es ist doch auch hier geschehen«, stellte Saba fest.

»Vielleicht gibt es einen Punkt, an dem die Situation umkippt«, fügte Han hinzu und gab sich nachdenklich. »Wenn ein Nest zu viele Chiss-Angehörige hat.«

Er vollendete den Satz nicht und sah stattdessen Raynar an, und dessen Miene drückte immer mehr Unruhe aus.

Raynar beendete den Gedanken selbst. ». dann wird es zu einem Dunklen Nest?« Der Unu brach in unglückliches Summen aus. dann nickte er. »Ja, das könnte erklären, was hier geschehen ist.«

»Für die Chiss ist Geheimhaltung wirklich sehr wichtig«, sagte Saba.

»Ja.« Nun klang Raynar überzeugt. »Die Unsrigen werden keine Chiss mehr in ihre Nester aufnehmen.«

»Das wäre eine Lösung«, stimmte Leia ihm zu. Sie warf Han einen Seitenblick zu, und sie erlebten einen dieser knisternden Augenblicke von Verbundenheit, in denen sie sich immer fragte, ob er nicht doch machtsensibel war. »Aber was willst du mit all den Gefangenen anfangen?«

Nervöses Klappern erhob sich unter den Unu, und Raynar fragte: »Gefangene?«

»Chiss-Gefangene«, erklärte Saba. »Wenn der Krieg sich ausbreitet, wirst du Hunderttausende davon haben. Nein, Millionen.«

»Da gibt's nur eins.« Han schüttelte den Kopf in gespieltem Bedauern. »Natürlich wird das dazu führen, dass die anderen Chiss noch verbissener kämpfen werden.«

Raynar fuhr herum und starrte Han wütend an. Leia ertappte sich dabei, wie sie den Atem anhielt, und sie hoffte, dass sie Raynars verbogene Psyche nicht falsch interpretiert hatte - dass er nicht skrupellos genug geworden war, um Hans Vorschlag zu akzeptieren.

Schließlich stellte Raynar klar: »Die Kolonie tötet ihre Gefangenen nicht.«

»Nein?« Han hielt seinem wütenden Blick einen Moment lang stand, dann richtete er den Lichtstrahl seiner Helmlampe auf eine halb gefressene Leiche. »Das wird sich schon bald ändern.«

Das Unu-Gefolge brach in zorniges Summen aus, aber Raynar schwieg.

»Vielleicht wird es für die Kolonie gar nicht so schlecht sein«, überlegte Saba laut. Sie drehte sich um, um die Unu direkt anzusprechen. »Bald schon werden all eure Nester sein wie das der Gorog. Die Unsrigen werden hervorragende Kämpfer werden.«

»Wir wollen nicht, dass die Unsrigen hervorragende Kämpfer werden«, erklärte Raynar. »Wir haben gesehen, was aus hervorragenden Kämpfern wird. Anakin war ein hervorragender Kämpfer.«

Trauer flackerte in Leia auf, aber sie zwang sich, erneut das Wort zu ergreifen. »Tut mir leid, UnuThul. Ich sehe nicht, wie du das vermeiden könntest.«

»Wirklich dumm, dass es einen Krieg geben wird«, sagte Han. »Anderenfalls könnte die Kolonie eine Art Pufferzone einrichten und die Chiss so von ihren Nestern fernhalten.«

»Das könnte funktionieren«, sagte Leia. »Aber Qoribu ist so dicht am Territorium der Chiss. Die Nester werden zwangsläufig immer wieder mit Chiss-Forschungs- und -Bergbautrupps in Berührung kommen. Früher oder später wird dann doch der Punkt erreicht werden, an dem das Gleichgewicht kippt.«

»Qoribu ist zu nahe«, stimmte auch Saba zu. »Die Kolonie würde ihre Nester verlegen müssen.«

»Unmöglich«, sagte Raynar. »Das geht nicht.«

»Wie schade«, sagte Leia zum Unu-Gefolge. »Denn Han und ich haben diese paradiesische Welt gefunden.«

»Tatsächlich sind es mehrere Planeten«, fügte Han hinzu. »Alle leer, mit üppigem Pflanzenwuchs, und sie warten nur darauf, dass eine Spezies sie für sich beansprucht.«

Das Gefolge raschelte auf einmal vor Interesse.

»Erzählen Sie uns mehr«, forderte Raynar.

»Die Planeten befinden sich in einem Subsektor am Rand des Kolonie-Territoriums«, erläuterte Leia. »Wir hatten nicht die Zeit, alles genau zu untersuchen, aber der Planet, auf dem wir gelandet sind, wäre perfekt für das Taat-Nest. Es gab mindestens noch zwei weitere bewohnbare Planeten im selben System und ein Dutzend anderer Systeme in der Nähe, die so aussahen, als wären sie genauso fruchtbar.«

»Wir dachten eigentlich, die Kolonie würde sie sich gern einmal ansehen«, sagte Han. »Aber wenn ihr kein Interesse habt. Es gibt immer noch viele heimatlose Spezies in der Galaktischen Allianz.«

»Wir sind schon interessiert«, widersprach Raynar. »Neues Territorium können wir immer brauchen.«

»Gut«, sagte Leia. »Ich bin sicher, man könnte die Chiss überreden, sich lange genug zurückzuhalten, um euch eine Umsiedlung zu ermöglichen.«

Raynar zog die Mundwinkel nach unten. »Ich habe doch gesagt, dass eine Umsiedlung unmöglich ist. Man kann die Qoribu-Nester nicht transportieren. Sie sind zu groß.«

»Tatsächlich?« Han grinste selbstzufrieden, dann fragte er: »So groß, dass man sie nicht kurzfristig in die Frachtbereiche und Startanlagen von. sagen wir mal, ein paar hapanischen Schlachtdrachen unterbringen könnte?«

Raynar riss den Mund auf. »Die hapanische Flotte würde uns helfen, den Chiss zu entkommen?«

»Sicher, warum nicht?«. fragte Han. »Das wäre immer noch einfacher, als euch vor ihnen zu verteidigen.«

»Und sie würden uns in den Schlachtdrachen Nester bauen lassen?«

»Diese hier denkt, das könnte möglich sein«, zischte Saba amüsiert. »Tatsächlich ist sie ziemlich sicher.«

Die Unu summten in der Brust und klickten mit den Fresswerkzeugen, und nach längerer Zeit sagte Raynar schließlich: »Wir verstehen, was ihr hier macht. Ihr seid so schlimm, wie Jaina es war.«

»War?« Han verzog das Gesicht und schaute in Richtung des anderen Raums - der, durch den er die Höhle erreicht hatte, ohne seine Tochter auch nur zu begrüßen. »Wenn du.«

»Immer mit der Ruhe, Han.« Leia berührte Jaina in der Macht, dann sagte sie: »Es geht ihr gut. Sie ist immer noch bei Luke und Mara.«

»Selbstverständlich ist sie das«, sagte Raynar empört. »Wir meinten damit, dass Jaina in ihrem Nest nicht mehr willkommen ist.«

Han zog die Brauen hoch. »Ich bin schon aus vielen Kneipen geworfen worden, aber aus einem Nest.? Was hat sie getan?«

»Sie ist Ihnen zu ähnlich«, verkündete Raynar spitz. »Sie ist störrisch und wendet gerne Tricks an. und sie hatte nichts anderes im Sinn, als einen Krieg zu verhindern.«

»Was du nicht sagst.« Han lächelte stolz, dann sagte er: »Bedeutet das, dass sie kein Käferliebchen mehr ist?«

Wieder blitzten Raynars Augen, und Leia befürchtete schon, dass ihr sorgfältig zusammengefügter Friedensplan auseinanderfiel.

»Han«, sagte sie schnell. »Vergiss nicht. UnuThul hat unserem Vorschlag noch nicht zugestimmt.«

»Er hat ihn aber auch nicht abgelehnt.« Han sah Raynar an. »Was ist. nun, Junge? Willst du 'neu üblen Krieg und 'ne Kolonie voller Dunkler Nester - oder 'nen freien Abzug zu einer freien Welt?«

Die Unu verfielen in einen Aufruhr aus Summen und fuchtelnden Fühlern, aber Han ignorierte sie und hielt den Blick weiterhin auf Raynar gerichtet. Das Gefolge lärmte noch einen Moment länger, dann verstummte es abrupt und verließ das Gewölbe.

Leia runzelte die Stirn. »Sollen wir das als ein Ja verstehen?«

»Selbstverständlich«, sagte Raynar. Er rieb seinen Arm über die Fühler einer kleinen rotäugigen Killik von etwa der Größe eines Ewoks, dann drehte er sich um und folgte seinem Nest. »War es etwa nicht unsere Idee?«