»Ihr Droide wirkt irgendwie betrunken«, stellte Formbi fest.
»Ein Speicherproblem bringt sein System durcheinander.« Luke dehnte sich in der Macht aus und hob R2-D2 über die Kante. »Ich will es nicht reparieren, solange wir keine Möglichkeit gefunden haben, zuvor alle Information aus dem Chip zu erhalten.«
Formbi sah amüsiert zu, wie er den Droiden hinter ihnen auf den Bürgersteig setzte. »Und diese Informationen sind so wertvoll, dass Sie den Droiden stets in Ihrer Nähe haben müssen?«
Luke dachte einen Moment nach, dann sagte er: »Ja.« In Wahrheit versuchte R2-D2 die ganze Zeit über, den Chip auf eigene Faust ersetzen zu lassen, sodass Luke sich entschieden hatte, ihn in seiner Nähe zu behalten, bis Zakarisz Ghent, der beste Hacker der Galaktischen Allianz, auf Coruscant auftauchte, um das Sicherheitsprogramm des Speicherchips zu umgehen. »Es könnte ein sehr altes Rätsel lösen.«
»Dann wünsche ich Ihnen viel Glück«, sagte Formbi. Er zeigte auf einen Kreis von etwa zwölfjährigen Kindern, die im Schneidersitz um ein einzelnes glücklich aussehendes Nerf saßen, die Finger wellenförmig bewegten und das zufriedene Tier zwischen sich hin und her schickten. »Was in der Galaxis machen die da?«
»Sie nutzen ihren Geist«, erklärte Mara. »So erlernen sie die geistige Einflussnahme auf andere Lebewesen.«
Formbi warf ihr einen scharfen Blick zu. »Ich hoffe. Sie haben nicht vor, mich auf ähnliche Art zu behandeln.«
»Die Technik funktioniert nur bei Wesen mit schwachem
Willen«, gestand Luke ein. »Und kein Jedi würde jemals annehmen, ein Chiss-Aristocra hätte keinen starken Willen.«
»Gut«, brummte Formbi. »Man hat mir erklärt. Jedi-Ritter seien keine Idioten.«
»Im Allgemeinen versuchen wir. unseren Schülern das auszutreiben, bevor wir sie zu Jedi-Rittern machen«, sagte Mara.
»Warum bestehen Sie dann darauf, nach Qoribu zu kommen?« Formbi sagte es ganz nebensächlich, als wäre es eine unbedeutende Frage. »Der Konflikt betrifft die Galaktische Allianz nicht.«
»Die Jedi dienen der Macht.« Luke behielt R2-D2 weiterhin im Auge und sorgte dafür, dass er nicht davonrollte. »Unsere Interessen reichen weit über die Galaktische Allianz hinaus.«
Formbis Blick wurde kalt. »In unser Territorium?«
»Zumindest bis in die Kolonie, ja«, sagte Luke.
Formbi wandte den Blick ab und konzentrierte sich auf eine Gruppe von etwa Vierzehnjährigen, die ihre Lichtschwerter benutzten, um Blasterschüsse hin- und herzuschlagen. Diese Schüler hatten keine weitere Bezeichnung mehr. Sobald ein junger Jedi sein erstes Lichtschwert baute, wurde er nur noch als »Schüler« bezeichnet.
»Sie wissen nichts über die Kolonie«, sagte Formbi beinahe abwesend. »Wenn Sie es täten, würden Sie uns in Ruhe lassen.«
»Wir sehen, dass das, was Sie bei Qoribu tun, nahe daran ist, gegen die Grundsätze der Chiss zu verstoßen«, sagte Mara. »Es sei denn, Sie haben Ihre jahrtausendealte Tradition zwischenzeitlich abgelegt.«
»Vieles hat sich bei uns verändert.« Formbi klang resigniert. »Aber nicht das. Aggressives Verhalten gegenüber anderen Völkern widerspricht für die Chiss noch immer dem Gesetz.«
»Ich habe das bei Ihnen immer bewundert«, sagte Luke.
»Tatsächlich finde ich es ziemlich altmodisch«, erwiderte Formbi. »Aber da ich nicht ins Exil gehen möchte, befolge ich das Gesetz - selbst wenn es zum Untergang unseres Reiches führen wird.«
Eine Reihe von Zehnjährigen tauchte vor ihnen auf und rannte auf Luke und die anderen zu, gegen die eigentliche Marschrichtung auf dem Bürgersteig. Formbi wollte schon ausweichen, aber Mara nutzte die Macht, um ihn sanft zurückzuhalten.
»Bitte, Aristocra«, sagte sie. »Sie würden enttäuscht sein, würden Sie ihnen nicht die Gelegenheit geben, ein wenig anzugeben.«
Formbi richtete den Blick auf ein dickliches Kitonak-Mädchen an der Spitze der Gruppe. Dann zog er die Brauen erstaunt nach oben, als sie plötzlich vom Bürgersteig sprang, mithilfe der Macht einen Salto über seinen Kopf schlug und ein klein wenig schwerfällig hinter ihm landete. Der Rest der Schüler tat es ihr nach, und alle strahlten, als sie auch über Luke und die anderen flogen. Als Formbi seine Überraschung überwunden hatte, ermutigte er die Schüler sogar, indem er jedes Mal scheinbar erschrocken zusammenzuckte, wenn sie auf ihn zurannten.
»Danke, dass Sie mitmachen, Aristocra«, sagte Luke. »Der ganze Speisesaal wird heute Abend von Ihnen reden.«
»Es ist mir ein Vergnügen«, erwiderte Formbi. »Solange sie; sich anders benehmen, wenn sie einst Jedi-Ritter sind.«
»Das werden sie«, sagte Mara. »Der Mut der Chiss ist hier legendär - weshalb ich mich so über ihre Furcht vor den Killiks wundere.«
»Das liegt daran«, sagte Formbi, »dass Sie nichts über das wahre Wesen der Killiks wissen.«
»Dann erleuchten Sie uns«, bat Luke. »Je besser die Jedi die Situation verstehen, desto eher werden wir eine Lösung finden und unsere Präsenz bei Qoribu beenden.«
»Und wenn es keine Lösung gibt?«
»Es wäre besser, das heute herauszufinden«, sagte Luke, »bevor mehr unserer Jedis wie Raynar werden.«
Formbi runzelte die Stirn. »Wer ist Raynar?«
»Raynar Thul«, sagte Mara. »Nach einer Mission während des Krieges hielten wir ihn für tot. aber offensichtlich ist sein Schiff in der Kolonie abgestürzt.«
»Ein Nest von Killiks hat ihn gerettet«, fügte Luke hinzu.
»Ihn gerettet?« Formbi wirkte überrascht. »Wann fand diese Mission statt, von der Raynar nicht heimkehrte? Vor etwa sechs Jahren?«
»Fast richtig.« Luke hatte plötzlich eine schlechte Vorahnung. »Ein wenig mehr als sieben.«
»Ich verstehe.« Formbis Blick wandte sich nach innen. »Das würde einiges erklären.«
»Was erklären?«, wollte Mara wissen.
»Die Erkundungsschiffe der Verteidigungsflotte haben die Kolonie seit Jahrhunderten beobachtet«, sagte Formbi. »Sie dehnte sich im Lauf der Zeit allmählich aus, aber niemand hielt sie für gefährlich.«
»Bis vor kurzem«, vermutete Mara.
»Genau«, bestätigte Formbi. »Die Insekten - Killiks, wie Sie sie nennen - sind sicherlich intelligent, aber ein Leben schien ihnen wenig wert zu sein. Wenn sich eins von ihnen verletzte, ließen seine Gefährten es einfach sterben, und wenn das Essen knapp wurde, verließen ganze Stämme die Kolonie, um zu verhungern.«
»Und das hat sich vor sechs Jahren verändert«, spekulierte Luke.
Formbi nickte. »Die ersten Satellitennester tauchten an unseren Grenzen auf, und wir bemerkten einen hohen Anstieg der Population. Stellen Sie sich unsere Überraschung vor, als wir erführen, dass sie auf einmal Krankenhäuser unterhielten und den intergalaktischen Handel nutzten, um den zyklischen Lebensmittelknappheiten entgegenzuwirken, die ihre Population bis dahin immer wieder in Grenzen gehalten hatten.«
»Und das hat die Chiss so verängstigt, dass sie Entlauber schickten, um der Natur ein wenig nachzuhelfen?«, fragte Mara.
»Nein.« Formbi nahm die Kritik in ihrer Frage ohne sichtbaren Ärger hin. »Wir haben diese Entscheidung erst viel später getroffen, nachdem wir erkannten, wie gefährlich sie sind.«
Der Gehweg brachte sie an einem Becken vorbei, an dem eine Gruppe Heranwachsender unter dem wachsamen Auge eines Jedi-Ritters meditierte. Sie waren von etwa zwanzig Erwachsenen umgeben, die ihnen Beleidigungen zuschrien und sie mit Geschossen bewarfen, die von Küchenabfällen bis zu Stachelbällen reichten.
»Also wirklich!«, sagte Formbi. »Was für eine Art von Übung ist das denn?«
»Eine Konzentrationsübung«, antwortete Luke stolz. Erhoffte, dass dieser Teil der Besichtigung Formbi ermutigen würde, sich auf Csilla, dem Hauptplaneten der Chiss, für die Jedi einzusetzen. »Junge Jedi müssen lernen, sich von ihren Gefühlen zu lösen, konzentriert zu bleiben, ganz gleich, was sie empfinden.«
»Es gibt mehrere andere Übungen dieser Art«, fügte Mara hinzu. »Fünftägiges Fasten, während die Akademie rings um sie her Festessen veranstaltet, dreitägiges Schwimmen in einem warmen Badeteich und nächtliches Kitzeln, bei dem man nicht lachen darf.«
»Es mag albern klingen, aber das ist tatsächlich die schwierigste Prüfung«, sagte Luke. »Und wenn sie versagen, müssen sie die anderen Übungen wiederholen.«
Formbi starrte sie an, als hätten sie ihm gerade erzählt, Sith-Lords zu sein. »Neben Ihren Leuten wirken die Ssi-ruuk geradezu harmlos!«
»Jedi-Ritter finden sich oft in unangenehmen Situationen«, sagte Luke. »Ihr Urteilsvermögen muss ungetrübt bleiben, ganz gleich, was sie empfinden.«
»Ein gutes Urteilsvermögen ist zweifellos die beste Waffe«, stimmte Formbi zu. »Obwohl ich nicht verstehe, was die Jedi gegen Lachen haben.«
Sie ließen die Gruppe hinter sich, und das Gefühl von R2-D2s Gegenwart verblasste auf einmal. Luke schaute zurück und sah, dass der verwirrte Droide in die falsche Richtung rollte. Luke nutzte die Macht, um ihn wieder zu der Gruppe zurückzubringen.
Mara befragte Formbi inzwischen weiter: ». überzeugt, dass die Killiks gefährlich sind?«
Formbi zögerte einen Augenblick. »Erinnern Sie sich an unsere erste Begegnung, als ich Sie an Bord der Chaf Envoy willkommen hieß, bevor ich Sie mit zu den Überresten des Extragalaktischen Flugprojekts nahm?«
»Wie könnten wir das vergessen?«, fragte Luke. »Die gesamte Mission diente nur dem Zweck, die Vagaari zu einem Angriff auf die Chiss zu veranlassen, damit Sie legal Krieg gegen sie führen konnten.«
»Das war ihre Entscheidung«, verteidigte sich Formbi. »Aber ja. Und Sie erinnern sich auch, wie viele herrschende Familien es zu diesem Zeitpunkt gab?«
»Neun«, antwortete Mara sofort. Wenn es um Politik ging, vergaß sie selten irgendwelche Fakten. »Aber fünf Jahre später, als wir Csilla besuchten, waren es nur noch vier. Ich nahm an, die Diskrepanz wäre auf den Krieg mit den Vagaari zurückzuführen.«
»Nicht direkt«, sagte Formbi. »Aber nach dem dritten Vagaari-Krieg gab es zu wenige Arbeitskräfte, und das führte letztlich zu dieser Diskrepanz.«
»Ich fürchte, das verstehe ich nicht«, sagte Luke. »Waren diese Verluste für einige Familien so schwer, dass.«
»Mehrere Familien stellten ganze Nester aus der Kolonie in ihre Dienste. Das schien eine sehr gute Lösung. Sehr viele der Insekten waren gute Arbeiter und scheuten keine Risiken. Nach ein paar Jahren erschien dann Ihr Raynar. und den Killiks wurde auf einmal ihr eigenes Überleben wichtig.« Formbi verzog das Gesicht, als er seine eigenen Worte vernahm, und fügte rasch hinzu: »Selbstverständlich waren wir immer da rauf bedacht, dass ihnen nichts zustieß.«
»Selbstverständlich.« Luke hatte das unangenehme Gefühl zu wissen, wohin dieses Gespräch führte. »Wussten Sie davon, dass sich Angehörige anderer Spezies den Nestern anschlossen?«
»Wir haben Vorsichtsmaßnahmen ergriffen«, berichtet. Formbi. »Sehr strenge Vorsichtsmaßnahmen.«
»Die immer noch nicht genügten«, murmelte Mara.
»Die immer noch nicht genügten«, wiederholte Formbi »Und jemand sabotierte sie.«
»Die Killiks?«, fragte Luke.
Formbi runzelte die Stirn. »Wir haben für Dummheit nicht mehr übrig als die Jedi. Meister Skywalker. Die Vorsichtsmaßnahmen blieben ausschließlich unter unserer Kontrolle.«
Ein Moment des Schweigens entstand, dann fragte Mara: »Und?«
»Wir verstehen es nicht«, gab Formbi zu. »Vielleicht waren der Grund dafür Rivalitäten innerhalb der Familien. Wir wissen nur, dass alle Vorsichtsmaßnahmen in sich zusammenbrachen, und bevor wir noch begriffen, was los war, schlossen sich zwei gesamte Familien den Nestern an.«
»Nur zwei?«, fragte Luke. »Was ist mit den anderen fehlenden Familien?«
»Drei waren in einem kritischen Maße abhängig geworden von den Arbeitern«, antwortete Formbi. »Es gab eine Auseinandersetzung, was das beste Vorgehen wäre.«
»Es gab einen Bürgerkrieg bei den Chiss?«, fragte Luke.
»Chiss führen keine Bürgerkriege, Meister Skywalker« entgegnete Formbi. »Wir haben Konflikte. Die Angelegenheit wurde schon vor Ihrem letzten Besuch auf Csilla bereinigt -obwohl ich hörte, dass Sie Zeugen einer Nachwirkung wurden.«
»Der Angriff auf Soontir Fei?«. fragte Mara. »Ich dachte, das hätte mit der Hilfe zu tun gehabt, die er der Galaktischen Allianz gegen die Yuuzhan Vorig zur Verfügung stellte.«
»Es ist leicht, gegen jemandes Politik zu sein, wenn der ihre Familie zerstört hat«, erklärte Formbi. »Fei ist einfach barmherziger, als gut für ihn ist.«
Der Weg brachte sie zu dem Ausbildungsfeld, das die ganze Zeit Lukes Ziel gewesen war. ein wirrer Parcours voller Fallen und Hindernisse. Zwei Mannschaften - eine aus großen und recht kräftigen, die andere aus kleinen, recht flink wirkenden, drahtig gebauten Schülern - rannten über den Parcours hin und her und benutzten Schläger mit langen Griffen, Betäubungsblaster und Telekinese, um ein Dutzend knisternder Jetbälle durch die Luft gegenseitig aufeinander zuzutreiben. Inmitten zusammenprallender Körper und akrobatischer Einlagen rang ein einzelner Schiedsrichter um die Übersicht.
Luke bedeutete Mara und Formbi weiterzugehen und verließ den Bürgersteig, dann griff er mit einer Hand zu und zog R2-D2 an seine Seite. Er verschob die Erklärung dessen, worum es in diesem Spiel ging, auf später, denn er hatte immer noch ein paar Fragen hinsichtlich der Killiks und der Chiss.
»Ich begreife allmählich, wieso es Ihnen missfällt, die Kolonie direkt an Ihrer Grenze zu haben«, begann er. »Waren die Killiks auch verantwortlich für die Vernichtung des Imperiums der Hand?«
Formbi drehte sich nach ihm um und fragte überrascht: »Was bringt Sie auf die Idee, das Imperium der Hand könnte vernichtet worden sein?«
Luke ließ sich keinen Augenblick täuschen. Er konnte in der Macht spüren, wie verzweifelt der Aristocra war - ebenso, wie es Mara konnte.
»Baron Fei zum Beispiel«, sagte sie. »Er hätte seine Pflichten nicht im Stich gelassen, solange das Imperium der Hand noch existierte.«
»Vielleicht wurde es nur absorbiert«, schlug Formbi vor.
»Nachdem man es völlig zerschlagen hat«, sagte Mara. »Wir wissen, dass Niruan verlassen wurde. Also muss etwas geschehen sein.«
Formbi seufzte resigniert. »Das Imperium der Hand diente dem Zweck, für den Mith'raw'nurudo es vorgesehen hatte, aber es war nicht gegen die Kolonie gerichtet, wie Sie annehmen.«
»Also gegen die Vagaari?«, bohrte Mara weiter. »Die Yuuzhan Vong?«
»Das ist wirklich alles, was ich sagen darf«, sagte Form bi müde. »Außer vielleicht, dass die Kolonie nur einer der Schrecken der Unbekannten Regionen ist. Seien Sie nicht überrascht, wenn sich das Imperium der Hand wieder erhebt, sollte dies notwendig werden.«
»Ich verstehe«, sagte Luke. Er war traurig, dass ihm damit bestätigt worden war, was er bisher nur vermutet hatte, »Ich weiß, dass drei der Fel-Kinder überlebten, aber was aus Chak.«
»Nur zwei überlebten«, verbesserte Formbi. »Jagged und Wyn. Chak, Davin und Cerith sind tot.«
»Es tut mir leid, das zu hören«, sagte Luke. »Ich mochte Chak sehr gern.«
»Aber was ist mit Cem?«, fragte Mara, die diese Frage in Lukes Kopf bemerkt hatte. »Wurde sie ebenfalls getötet?«
»Cem?« Ein tückisches Lächeln trat auf Formbis Lippen. »Cem ist der Name eines Sohns.«
»Entschuldigen Sie«, sagte Mara. »Wir sind uns nie begegnet.«
»Das hatte ich auch nicht angenommen.« Das Lächeln wurde tiefer. »Cem ist das Schattenkind der Familie Fei.«
»Schattenkind?«, fragte Luke.
»Politisch nicht anerkannt«, erklärte Formbi. »Geheim, wenn Sie so wollen. Es ist eine weit verbreitete Vorsichtsmaßnahme bei den Chiss, um dafür zu sorgen, dass eine herrschende Familie nicht völlig ausgelöscht werden kann.«
Luke verspürte plötzlich ein seltsames Gefühl der Schuld. »Wie geheim?«
»Ziemlich«, antwortete Formbi. »Tatsächlich ist das hier das erste Mal. dass ich von einem Cem Fei gehört habe. Ich nehme an, Sie haben den Namen von Wyn.«
»Sie hat ihn Jacen gegenüber erwähnt«, berichtete Mara. »Wie kommen Sie darauf?«
»Wyn ist dafür berüchtigt, Geheimnisse zu verraten«, sagte
er.
»Und nun haben wir es noch schlimmer gemacht«, meinte Luke. »Ich hoffe, Sie betrachten diese Information als vertraulich.«
»Selbstverständlich.« Formbi klang, als meinte er es ehrlich. »Und Sie sollten wirklich kein schlechtes Gewissen haben. Soontir Fei ist ein kluger Mann. Ich habe oft angenommen, dass Wyn nur erzählt, was er wünscht, dass andere es erfahren.«
»Danke.«
Luke erwiderte das Lächeln und hoffte, seine Zweifel an den Versicherungen des Aristocra zu bemänteln. Er deutete auf das Ausbildungsfeld, wo die kleine Gruppe die Kontrolle über alle sechs Jetbälle erlangt hatte und sie tief ins gegnerische Territorium trieb. »Und jetzt werden Sie mir vielleicht erlauben, das Spiel zu beschreiben, das wir sehen.«
»Bitte«, sagte Formbi. »Es macht einen erfrischend wilden Eindruck.«
»Wir nennen es Skorch«. erklärte Luke, »Tatsächlich ist es der Schiedsrichter, der ausgebildet wird. Jedes Team hat eine Reihe geheimer Ziele - wie drei Bälle zu sammeln und zwei ans selbe Ziel zu bringen und einen anderen an ein anderes -, und es ist die Aufgabe des Schiedsrichters, diese Ziele zu erkennen und dafür zu sorgen, dass beide Seiten siegen.«
»Immer vorausgesetzt, das ist möglich«, sagte Mara. »Es gibt Situationen beim Skorch, in denen die Ziele einander vollkommen ausschließen. Dann muss der Schiedsrichter dafür sorgen, dass es eine Art Gleichstand gibt.«
Der Schiedsrichter, ein Defel mit schwarzem Fell und Augen so rot wie die von Formbi, tauchte hinter einer Mauer auf und brachte eine kleine Rodianerin zu Fall. Er fing den Jetball ab, der in ihre Richtung geflogen war, und schickte ihn zum anderen Ende des Parcours.
»Der Schiedsrichter kann auch für beide Mannschaften vollkommene Niederlagen erwirken«, sagte Luke. »Aber das gilt als allerletzte Möglichkeit. Man hält es für nicht sonderlich angemessen.«
»Was für ein seltsames Spiel«, sagte Formbi.
R2-D2 gab eine Reihe misstönender Piepser von sich, dann hob er die Sendeantennen und rollte davon.
Luke runzelte die Stirn und rief: »R2, komm wieder her!« Als R2-D2 weiterhin auf das Skorchfeld zurollte, entschuldigte sich Luke bei Formbi und fing den Droiden ein. »Hast du mich nicht gehört? Wir sind mitten in sehr wichtigen Verhandlungen.«
R2-D2 gab eine scharfe Antwort.
»Ich bin sicher, es ist ebenfalls wichtig, was du zu tun hast«, gestand Luke ein. »Aber du musst dich eben hier bei uns darum kümmern.«
R2-D2 drehte sich im Kreis, dann dudelte er eine Frage.
»Kann sein, dass es nicht warten kann, aber das wird es wohl müssen«, entgegnete Luke. »Du bist nicht in der Verfassung, hier allein herumzurollen.«
Noch eine Frage.
»Ja, auf Ossus. Was glaubtest du, wo wir sind?«
R2-D2 seufzte verwirrt, dann kehrte er widerstrebend mit Luke zurück, Mara sprach gerade darüber, welche Theorie hinter Skorch steckte, während zwei Spieler - ein Wookiee und ein Squib - einen Ringkampf mit dem Defel-Schiedsrichter begannen, um ihn davon abzuhalten, sich in ihr Spiel einzumischen.
»Die einzigen Regeln sind die. von denen der Schiedsrichter die Spieler überzeugen kann«, sagte sie. »Und seine einzige Regel lautet, dass er sein Lichtschwert nicht gegen die Spieler einsetzen darf.«
»Klingt nach einem gefährlichen Spiel«, meinte Formbi. »Wie viele Schüler kommen dabei in der Regel um?«
»Es klingt nur gefährlich«. sagte Luke. »Sie können auf sich aufpassen.«
»Oder sich in eine Heiltrance versetzen«, fügte Mara hinzu.
»Die Idee ist, dass unsere Jedi-Ritter lernen, verborgene Absichten zu erkennen und Lösungen zu entwickeln, die für alle akzeptabel sind.« Luke sah Formbi direkt an. »Und genau das hoffen wir auch hinsichtlich Qoribu tun zu können.«
»Sehr edelmütig.« Formbi wandte sich von dem Spiel ab. »Aber ich habe nichts gesehen, was mich überzeugt hätte, dass Sie die Killiks besser verstehen als wir. Tatsächlich befürchte ich das Gegenteil.«
»Wir hatten nicht so lange Zeit wie Sie, sie zu studieren«, gestand Mara ein. »Aber unsere beste Wissenschaftlerin hat bereits eine Theorie entwickelt, wie es zur Verschmelzung von Angehörigen anderer Spezies mit dem Gemeinschaftsgeist der Killiks kommt und.«
». und wie dieser Gemeinschaftsgeist funktioniert«, ergänzte Luke.
»Und diese Theorie lautet?«, fragte Formbi.
Luke spürte, dass diese Frage ein Test war. »Wir glauben, dass sich Angehörige anderer Spezies den Nestern anschließen, weil Killik-Pheromone die grundlegende Struktur des Corpus Callosum verändern«. sagte er. »Durch diese Veränderungen erhalten die neuen Nestangehörigen gewisse Signalimpulse direkt von den Killik-Gehirnen, die, wie wir annehmen, über entsprechende Fähigkeiten verfügen.«
»Und wodurch genau werden die Impulse transferiert?«
Luke zögerte. Er konnte spüren, wie dicht sie daran waren. Formbis Unterstützung zu gewinnen, aber nun gingen sie von Theorie zur Spekulation über, und er wollte keine wilden Behauptungen aufstellen.
Mara war da anderer Ansicht. Sie drängte ihn mithilfe der Macht, die Gelegenheit zu nutzen.
»Wir glauben, die Impulse werden durch Auren übertragen«, antwortete er schließlich. »Aber wir sind uns noch unsicher, durch welchen Bestandteil davon.«
»Durch alle Bestandteile«, sagte Formbi. »Hitze, Elektrizität. Magnetismus, Chemie wahrscheinlich. Aber das erklärt immer noch nicht den Willen.«
»Den Willen?«, fragte Mara.
»Soweit wir wissen, teilen sich nur Individuen aus demselben Nest einen echten kollektiven Geist«, sagte Formbi. »Unsere Wissenschaftler beschreiben es als eine Art sehr fortgeschrittener Telepathie, die einem Individuum Zugang zu den Sinneseindrücken des gesamten Nests verleiht.«
Luke nickte. Genau so hatten Tekli und Tahiri das Erlebnis beschrieben - obwohl er das Formbi gegenüber selbstverständlich nicht zugeben würde. »Das legen unsere Informationen ebenfalls nahe.«
»Aber Insekten aus unterschiedlichen Nestern kommunizieren immer noch durch Sprache, genau wie wir es tun«, sagte Formbi. »Der Kollektivgeist scheint sich nicht weit über die Grenzen des Nests zu erstrecken,«
»Genau das ist doch zu erwarten, wenn ihr Kommunikationsmedium ihre Aura ist«, meinte Mara. »Um mit dem Kollektivgeist verbunden zu bleiben, müsste ein Individuum immer in Reichweite der Aura eines anderen Insekts sein und dieses nahe bei einem anderen.«
»Genau«, stimmte Formbi zu, »Der Kollektivgeist kann sich über einen großen Bereich erstrecken, solange diese Kette existiert und nicht unterbrochen wird.«
R2-D2 versuchte durch Piepen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
»Nicht jetzt, K2«, sagte Luke. Er wollte Formbi keine Zeit geben, sich zurechtzulegen, was er ihnen sagen und nicht sagen wollte. »Bitte fahren Sie fort, Aristocra.«
Formbi sah den Droiden an. dann nickte er. »Aber die gesamte Kolonie scheint einem einzigen Willen zu unterliegen. Wir haben bemerkt, dass Nester überall im Sektor einheitlich handeln und einem einzigen Ziel folgen.«
»Lassen Sie mich raten«, sagte Luke. »Das Ziel ist die Erweiterung der Kolonie.«
»Sehr gut«, sagte Formbi.
»Und dieser Wille trat erstmals vor etwa sechs Jahren in Erscheinung?«, fragte Mara. »Als sie begannen, Krankenhäuser zu bauen und den interstellaren Handel zu nutzen?«
»Wieder richtig«, antwortete Formbi. »Und ehrlich gesagt,
es verwirrt uns.«
»Vielleicht können wir Ihnen helfen, das alles besser zu verstehen«, schlug Luke vor.
Formbi lächelte. »Ja. Soontir nahm an. dass sie auf den Austausch von Informationen positiv reagieren würden, und wir glauben, dass so eine Art von mystischem Rätsel zu den Jedi hervorragend passt.«
»Wir werden tun, was wir können«, sagte Mara und ließ aus, was sie genau damit meinte. »Obwohl ich. wie ich schon sagte, nicht so viel Zeit hatte, die Killiks zu studieren, wie Sie.«
»Das war zu Ihrem Vorteil, das kann ich Ihnen versichern!«, sagte Formbi. »Wenn Sie klug sind, verlassen Sie unseren 'Feil der Galaxis und meiden die Kolonie um jeden Preis.«
»Wir Jedi versuchen, ebenso mutig wie weise zu sein«, er widerte Luke freundlich. »Und? Wie können wir von Nutzen sein?«
»Unseren Wissenschaftlern fällt es schwer, zu verstehen, wie der Wille sich über die gesamte Kolonie ausbreiten kann«, sagte Formbi, »Die Entfernungen sind zu groß, sodass es nicht durch die Auren funktionieren kann wie beim Kollektivgeist.«
»Killiks sind nicht machtsensibel, wenn es das ist, was Sie denken«, sagte Luke. »Jedenfalls waren es die, denen wir begegnet sind, nicht.«
»Müssten sie es denn sein?«, fragte Formbi. »Wenn jedes Nest nur einen einzigen Angehörigen einer anderen Spezies hat, der den Willen spüren kann, würde ihm dann nicht das gesamte Nest ausgesetzt sein?«
»Möglicherweise«, gestand Mara ein. Luke spürte, wie sie unruhiger wurde, ebenso wie er selbst; es wurde nur zu offensichtlich, dass Unu - Raynars Nest - die Quelle dessen darstellte, was die Chiss den Willen nannten. »Aber dieser zentrale Wille müsste um vieles stärker sein als die Willen der individuellen Nester.«
»Das könnte durchaus sein«, sagte Luke, der daran dachte, wie stark Raynar in der Macht geworden war. »Ein begabter Neunister könnte sich des Machtpotenzials seines gesamten Nests bedienen.«
»Das hat er«, antwortete Mara. »Machtsensibel bedeutet, dass man die Fähigkeit hat, etwas in der Macht wahrzunehmen. Machtpotenzial ist nur ein anderer Begriff für >Lebendige Energie<.«
»Alles, was lebt, schafft Machtenergie«, erklärte Luke. Er erkannte allmählich, dass Formbi sie nur benutzte - genau, wie er es bei den Ermittlungen hinsichtlich des Wracks des Extragalaktischen Flugprojekts getan hatte. »Aber ich nehme an. das wissen Sie bereits. Diese Informationen sind in jedem HoloNetz-Terminal der Galaktischen Allianz zu finden.«
»Aber es ist gut, die Theorie noch einmal von den Experten bestätigt zu bekommen«, sagte Formbi, der immer noch versuchte, seine Scharade aufrechtzuerhalten. »Und dies scheint ein vernünftiger Austausch zu sein, wenn man bedenkt, was ich Ihnen gegeben habe.«
»Das wäre es gewesen, wenn Sie nur deshalb hier wären.« Luke wandte sich wieder dem Skorchfeld zu und verschaffte sich damit einen Moment, um seine aufflackernden Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Der Zorn, den er spürte, galt ihm selbst, denn er hatte Formbi nicht von Anfang an durchschaut, bevor er ihm von Raynar erzählt hatte. »Aber Sie suchten nach einem Namen, nach der Quelle des Willens.«
Formbi spreizte die Finger und trat neben Luke. »Sie waren diejenigen, die mich gerufen haben.«
Auf dem Skorchfeld hatte das kleine Team die sechs Jetbälle wieder unter Kontrolle und rannte auf das Tor des größeren Teams zu. Der Defel-Schiedsrichter hinkte hinter ihnen her.
»Sie haben, weshalb Sie gekommen sind«, sagte Mara. »Aber es wäre nicht klug, aufgrund dieser Informationen zu handeln.«
Formbi sah sie überrascht an. »Wollen Sie mir drohen?«
»Was sie Ihnen sagen will, ist, dass es die Kolonie nicht wieder in ihren früheren Zustand zurückversetzen wird, wenn Sie Raynar töten«, setzte ihm Luke auseinander. »Wenn Sie ihn umbringen lassen, haben Sie eine Trillion zorniger Insekten im Nacken, denen gleich ist, ob sie sterben. Dann werden auch die Jedi Sie nicht mehr retten können.«
»Damit haben wir auch nicht gerechnet«, sagte Formbi. »Es geht die Jedi nichts an. ob.«
R2-D2 gab ein durchdringendes Kreischen von sich und begann, hin und her zu rollen, bis Luke ihn ansah.
»R2, ich sagte.«
R2-D2 aktivierte seinen Holoprojektor. und ein unklares Bild von Leia erschien auf dem Boden vor ihm. Einen Augenblick dachte Luke, es wäre die alte Botschaft, die sie für Obi-Wan aufgezeichnet hatte - dann bemerkte er, dass sie einen weißen Overall statt eines Gewands trug, und ihr Haar fiel ihr lose auf den Rücken, statt in den Knoten über den Ohren zusammengefasst zu sein, die sie früher oft getragen hatte.
»Luke?« Ihre Stimme war von Statik überlagert und kaum zu hören. »Bist. da?«
»Ja«, antwortete Luke. »R2 - wo kommt das her?«
R2 zwitscherte eine scharfe Antwort.
»Ich weiß, dass es durch den HoloNetz-Sender der Akademie kommt«, sagte Luke. Er ging auf ein Knie nieder. »Leia. wo bist du?«
»Luke?«, sagte Leias Abbild. »Ich kann dich nicht. Aber. wichtig. Killik. Saba angegriffen. Blinder Passagier. denke. hinter dir her und. vielleicht Ben.«
»Blinder Passagier?«, keuchte Mara. Ein Bild ihres Sohns mit einer leeren Gelfleisch-Dose zuckte aus ihrem Hinterkopf zu Lukes, dann rannte sie los. »Ben!«
». vorsichtig!«, sagte Leias Abbild.
Das Holo erstarrte und wartete offenbar auf eine Antwort.
»Sag dem Komoffizier, er soll bestätigen und um eine Wiederholung bitten«, wies Luke den Droiden an.
Das Holo verblasste, und R2-D2 surrte frustriert.
»Schon gut, R2. Wir haben genug gehört.« Luke drehte sich um und sah, dass ihn Formbi mit einem Ausdruck anschaute, der zwischen Selbstzufriedenheit und Sorge lag. »Ich fürchte, wir müssen unsere Besichtigung hier abbrechen.«
»Selbstverständlich«, erwiderte Formbi. »Es klingt, als wären Sie ziemlich beschäftigt. Genau wie ich.«
»Tatsächlich?« Luke nutzte die Macht, um ein paar Schüler aus dem Skorchspiel zu rufen, die Formbi begleiten und sich um R2-D2 kümmern sollten. »Können die Jedi Ihnen helfen?«
»Nicht wirklich«, sagte Formbi. »Staatschef Cal Omas war so freundlich, eine Eskorte zu schicken, die mich zu seinem Büro auf Coruscant begleiten wird.«
»Ich verstehe«, antwortete Luke. »Ich nehme an, Sie werden die Situation im Qoribu-System diskutieren.«
Formbi lächelte und schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, Diskussion wäre nicht ganz das angemessene Wort.«
Leia hatte schon öfter Leute sagen hören, man könne einen Jedi nicht länger gefangen halten, als dieser gefangen sein wolle, und nun begriff sie, wie sehr das zutraf. Selbst als Alema bewusstlos in Kabine Nummer zwei lag. Arme und Beine an Frachthalterungen gefesselt und bewacht von zwei zornigen Noghri mit T-10-Lähmungsblastern, hinkte Leia immer wieder zurück zu ihr und fand neue Wege, ihre Gefangene noch besser abzusichern. Ihr Kopf und ihr Fußgelenk taten mit jedem Moment, der verstrich, noch mehr weh, und das Letzte, was sie wollte, war, wieder gegen die Twi'lek kämpfen zu müssen.
Sie hielt zwei automatische Lähmhandschellen der LSS-1000-Serie, die sie gerade aus dem Sicherheitssafe geholt hatte, in der Hand - die Dinger waren selbstverständlich ausgesprochen illegal, aber Standardausrüstung an Bord des Falken. Nachdem sie Alemas Lebenszeichen auf dem Monitor überprüft hatte, um sich zu überzeugen, dass die Twi'lek immer noch bewusstlos war. hinkte sie zu ihrem Kopf.
Ein plötzlicher Schauder erfasste Alemas Lekku. Ihre Augen bewegten sich unter den Lidern, und sie murmelte mit einer verängstigten, schrillen Stimme vor sich hin. Zuerst glaubte Leia, die Twi'lek würde irgendetwas Unzusammenhängendes von sich geben, weil sie wirr träumte, aber dann identifizierte sie ein paar Twi'lek-Worte - die für »Nacht« und »Herold« -und erkannte, dass Alema im Schlaf sprach.
Leia wandte sich dem Interkom zu. »3PO. Aufzeichnung in Kabine zwei aktivieren.«
»Wie Sie wünschen, Prinzessin«, sagte er. »Aber dann werde ich Meisterin Sebatyne ein paar Minuten unbeaufsichtigt lassen müssen.«
»Solange sie stabil ist«, erwiderte Leia.
»Oh, das ist sie«, sagte C-3PO. »Ihre Werte verharren allerdings seit Stunden nahe null.«
Einen Augenblick später glühte am Interkom ein rotes Licht auf. Alema murmelte weiter vor sich hin - etwas über den »Nacht-Herold« -. und ihre Arme und Beine bäumten sich gegen die Fesseln auf. Leia warf einen weiteren Blick auf den Monitor und sah. dass sich die Twi'lek nun im REM-Zustand befand. Sie bedeutete den Noghri. ihr Deckung zu geben, dann kniete sie sich hin und legte die Lähmhandschellen an Alemas Lekku an.
»Du bist eine gnadenlose Person, Leia Solo«, sagte Hau, der in die Kabine getreten war. »Aber das gefällt mir irgendwie.«
»Ich bin nur vorsichtig«, entgegnete Leia. Sie stellte die Energie der Handschellen auf die höchste Einstellung, dann stand sie langsam auf und wich zurück. »Ich bezweifle, dass wir sie noch einmal austricksen könnten.«
»Sicher könnten wir das«, sagte Han. »Teamwork und Hinterlist werden sich immer gegen Jugend und Talent durchsetzen.«
»Alema ist nicht mehr so jung - und ich würde sagen, was die Hinterlist betrifft, ist sie uns sogar eindeutig überlegen«, widersprach Leia. Sie ging durch die Kabine, die leer geräumt worden war, damit Alema mit nichts mithilfe der Macht um sich werfen konnte, und stellte sich neben Han. »Ich dachte, du und Juun wärt mit der Berechnung des Sprungs beschäftigt.«
»Wir haben es versucht«, sagte Han.
»Versucht?« Nachdem sie repariert hatten, was Alema angerichtet hatte, waren sie aus dem Nebel geflogen und hatten zu ihrem Erstaunen ins cremefarbene Herz des Galaktischen Kerns gestarrt, keine zwanzig Lichtjahre von der Galaktischen Allianz entfernt. »Du hast gesagt, ein weiterer Sprung, und wir wären auf der Rago-Strecke.«
»Im Prinzip stimmt das auch«, sagte Hau. »Aber jedes Mal wenn wir das versuchen, entdeckt der Navicomputer eine Massenfluktuation und schaltet ab.«
»Bist du sicher, dass wir uns wirklich an der richtigen Stelle befinden?«, fragte Leia. Beunruhigt darüber, ob Alema nicht doch noch die Flucht gelingen könnte, hatte sie die Sicherheitsmaßnahmen überwacht, während Juun als Copilot fungierte. »Jae hat nicht einfach einen schlechten Sprung berechnet?«
Han schüttelte den Kopf. »Es ist eindeutig jene Stelle, an der unser Flug unterbrochen wurde. Rago liegt fünf Lichtjahre vor uns, und die Sternenkarten bestätigen die Daten des Navicomputers. Der einzige Unterschied ist diese Fluktuation.«
Leia warf einen nervösen Blick auf Alema, die weiterhin vor sich hin murmelte und sich gegen die Fesseln stemmte, dann fragte sie: »Könnte es etwas sein, das uns auf der Strecke entgegenkommt?«
»Sicher«, sagte Hau. »Wenn es die Masse einer Kampfflotte hat.«
»Ich verstehe.«
Leia betrachtete Alema noch einen Moment, dann überprüfte sie wieder die Lebenszeichen der Twi'lek. Der Monitor zeigte sie immer noch tief im REM-Status, aber Leia blieb misstrauisch. Sie zog eine Spritze mit Tranquaruh aus der Overalltasche und drückte sie gegen Alemas Hals.
»Ho!«, sagte Han. »Sie hat eine Kopfwunde.«
»Sic ist jung.« Leia drückte auf den Knopf und hielt ihn fest, bis die Spritze nicht mehr zischte. »Ein bisschen Koma wird ihr nicht wehtun.«
»Ich sollte mich niemals ernsthaft mit dir anlegen«, sagte Han.
Alema erschlaffte, und ihre Lebenszeichen fielen in den Koma-Bereich. Leia zog ein Augenlid der Twi'lek nach oben, um sich davon zu überzeugen, dass sie wirklich vollkommen weggetreten war, dann nickte sie. »Sehen wir mal. ob diese Massenfluktuation immer noch da ist.«
Han zog die Brauen hoch. »Du glaubst, dass sie...«
»Das weiß ich nicht«, sagte Leia. Sie wies die Noghri an. beim ersten Anzeichen von Arger auf die Twi'lek zu schießen, dann verließ sie die Kabine. »Aber ich ziehe es in Erwägung.«
»Glaubst du nicht, du übertreibst?«
»Han, sie hat den Falken sabotiert und mich zusammengeschlagen«, sagte Leia. »Und es ist durchaus möglich, dass Luke und Mara meine Nachricht nie erhalten haben. Wenn die Schatten einen blinden Passagier hat - oder Tahiri und die anderen so weit gegangen sind wie Alema -, kann alles, was wir tun, schon zu spät sein.«
»Na gut«, gab Han zu. »Aber.«
»Han, ist dir klar, wie gut Alema ist?« Leia blieb stehen und drehte sich zu ihm um. »Und wie viel Glück wir hatten, dass es uns überhaupt gelungen ist, sie auszuschalten?«
»Ja, das weiß ich«, antwortete Han ein wenig spitz. »Aber wir sollten sie trotzdem am Leben lassen.«
»Selbst wenn das bedeutet, dass sie sich befreit und uns alle in Stücke reißt?«
»Ja, selbst dann«, erwiderte Han. »Denn was mit ihr passiert ist, ist vielleicht auch Jaina und Zekk widerfahren, und vielleicht kann Cilghal von Alema etwas lernen, um uns zu helfen, das wieder rückgängig zu machen.«
»Deshalb bist du so besorgt?« Leia war froh, die Härte in seiner Stimme zu hören, denn das sagte ihr, dass die vielen Jahrzehnte voller Kämpfe und Gefahren ihn nur gerissener und störrischer gemacht hatten. »Ich dachte schon, du würdest weich werden.«
Sie hakte sich bei ihm unter und ging mit ihm den Flur entlang. Sie hatten im Krieg so viel verloren, dass es unmöglich schien, dass sie danach tatsächlich stärker oder glücklicher waren. Aber genau das war der Fall, sie verstanden einander noch besser, und ihre Beziehung hatte den Tod eines Sohnes eines sehr engen Freundes und von noch mehr Freunden überstanden. Ganz gleich, wie beunruhigend diese neuerliche Krise sein mochte, ganz gleich, wie viele Sorgen sie sich um Jaina machten, sie würden sich allem gemeinsam stellen - und gemeinsam würden sie tun, was notwendig war. um zu überleben.
Sie erreichten das Cockpit, wo Juun den Navigationsschirm anstarrte, so vollkommen versunken in den Berechnungen der Koordinaten von Sternen und des Kontinuums, dass er das Auftauchen der Solos nicht einmal bemerkte. Leia erkannte, dass er eine Breitspektrum-Variablen-Analyse mit einem Präzisionsparameter von zehn Dezimalstellen durchführte. Mit seinen vorstehenden Augen und den frustriert aufgestellten Wangenfalten sah es aus, als würde er noch vor dem Navicomputer einen Kurzschluss erleiden.
Leia brachte den Mund dicht an Hans Ohr. »Ich hoffe, du hast Sicherheitskopien vom Navigationslog.«
»Selbstverständlich«, sagte Han. »Mir war klar, was dir durch den Kopf ging, als wir erkannten, dass wir einen verlassenen Planeten erreicht hatten.«
»Tatsächlich.« In Wirklichkeit war Leia viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, die Repulsortriebwerke kalt zu zünden, als an etwas anderes zu denken, aber das würde sie Han gegenüber nicht zugeben. Sie wollte nicht, dass er Juun für einen besseren Copiloten hielt, als sie es war. »Du bist wirklich ziemlich überzeugt von dir, nicht wahr?«
»Stimmt.« Han grinste unverschämt. »Und ich habe auf dem Weg nach draußen alles in Sensorreichweite aufgezeichnet.« Das Grinsen wurde breiter und noch dreister. »Es könnte in diesem Nebel noch ein weiteres Dutzend Sterne geben.«
»Ein Dutzend?«, keuchte Leia. Dann versuchte sie wieder die Fassung zurückzuerlangen. damit sie Han nicht zeigte, wie gut er sie tatsächlich kannte. »Es könnte also fünf oder sechs weitere bewohnbare Planeten geben und vielleicht ein paar Monde, wenn wir Glück haben.«
»Fünf oder sechs? Eher ein Dutzend - oder zwei!«, erklärte Han beinahe empört, dann wurde er wieder ernst. »Aber ob jemand sie kolonisieren will? Wir sind immer noch außerhalb der Galaktischen Allianz, und dieser Punkt ist nicht leicht zu erreichen.«
»Die Ithorianer werden es sofort versuchen«, sagte Leia. »Der Planet, auf dem wir waren, ist perfekt für sie. Und wenn man bedenkt, was sie von Gewaltanwendung halten, wäre es ihre Chance, um das Wiederaufbaugesetz herumzukommen.«
»Solange sich die ReHab-Konglomerate die Planeten nicht wieder unter den Nagel reißen.«
»Das Wiederaufbaugesetz hat außerhalb der Galaktischen Allianz keine Gültigkeit«, sagte Leia. »Und wer sollte ihnen davon erzählen?«
Han nickte zur Navigationsstation hin. wo Juun vor sich hin murmelte und frustriert den Kopf schüttelte. Schließlich versetzte er sich selbst einen Faustschlag gegen die Schläfe und wimmerte etwas auf Sullustanisch. das Leia nicht so recht verstand.
»Auf den müssen wir ein Auge haben«, flüsterte sie. »Zumindest bis wir die Ithorianer umgesiedelt haben.«
Hans Mundwinkel sackten nach unten. »Du weißt wirklich, wie man einen Augenblick verdirbt.« Er betrat das Cockpit, spähte über Juuns Schlüter auf den Schirm und fragte: »Also, was haben Sie.«
Juun sprang auf. und sein Hinterkopf verfehlte Hans Kinn nur, weil er so klein war. dann fuhr er zu ihnen herum. »Warum schleichen Sie sich so an?«
Han hob abwehrend die Hände. »Immer mit der Ruhe! Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
»Tatsächlich haben wir schon ein paar Minuten hier gestanden, Jae.« Leia beugte sich vor. um einen Blick auf den Schirm zu werfen. »Sie waren offenbar sehr in Ihre Arbeit vertieft.«
Juun entspannte sich ein wenig. »Ich habe eine vollständige Gravitations-Analyse durchgeführt, mithilfe der Notfall-Problemlösungs-Prozedur.«
»Ich hoffe, das Ergebnis sind mehr als Kopfschmerzen«. sagte Han.
»Nichts ergibt einen Sinn.« Juun setzte sich wieder und rief Reihen von Messergebnissen hinsichtlich der stellaren Deduktion auf. »Das Licht wird eindeutig mit einer stetig wachsenden Rate gestreut, was bedeutet, dass entweder ein sehr großer, vollkommen unsichtbarer, nicht verzeichneter Himmelskörper direkt vor uns liegt.«
». oder etwas Großes aus dem Hyperraum kommen wird«. beendete Leia seinen Satz. »Haben Sie eine Analyse des Veränderungsmaßstabs angestellt?«
»Selbstverständlich.« Juun gab einen Befehl ein und zeigte eine Grafik, die Deflektionswinkel und Zeit darstellte. »Wenn man dem hier glauben darf, sollte sich die Raumzeit etwa um.«
Leias Haare sträubten sich, dann blitzte es im Cockpit auf. und kleine Schlangen statischer Energie zuckten über ihre Nervenbahnen. Annäherungsalarm wurde ausgelöst. Leia war! sich auf den Copilotensitz, verlor aber das Gleichgewicht und hing einen Moment in der Luft, die Augen schmerzend von der Helligkeit des silbrigen Blitzes vor ihr, der Magen aufgewühlt wie Wasser, das wirbelnd in einen Abfluss fließt.
Dann plumpste sie in den Copilotonsitz und starrte durch das Sichtglas der Pilotenkanzel auf eine gewaltige Formation zylindrischer Körper, alle weiß wie Durastahl. Ihr Magen stieg ihr in den Hals, als Han den Falken hochriss, und ihre Rippen schmerzten von einem Aufprall, an den sie sich nicht einmal erinnern konnte.
»Was ist das?«, schrie Han.
Leia aktivierte den taktischen Schirm, dessen obere Hälfte sich schnell mit Transpondercodes füllte. Sie brauchte einen Moment, um den Code des Falken zu finden, denn alle anderen wurden in derselben Farbe angegeben.
»Ich. ich glaube, es ist eine Kampfflotte«, stellte sie fest.
»Wessen?«
Eine gezackte Linie vertrauter weißer, ellipsenähnlicher Formen erschien am unteren Rand des Sichtfensters. Zwischen ihnen hingen etwa doppelt so viele dünne weiße Pfeile.
»Hapes.« Leia machte sich nicht die Mühe, ihre Aussage mittels einer Codesuche zu bestätigen. Sie hatte diese sehr charakteristisch geformten Schiffe schon zu oft zu sehen bekommen - bei Dathomir, Corellia und selbst bei Coruscant -, um eine solche Bestätigung zu benötigen. »Das hier sind Novas und Schlachtdrachen.«
»Ja«, stimmte Han zu. »Aber was machen sie hier draußen?«
»Sie sind auf dem Weg nach Lizil«. stellte Juun fest. »Was sonst?«
Der Komkanal erwachte zum Leben, und eine Stimme mit deutlich hapanischem Akzent sagte: »Hier spricht der hapanische Schlachtdrache Kendall. Wir rufen den Transporter Longshot der Galaktischen Allianz. Drehen Sie bei und bereiten Sie sich darauf vor, dass wir Sie kurzfristig beschlagnahmen werden.«
»Beschlagnahmen!« Han hielt seinen Kurs. »Wir sollten sie lieber wissen lassen, wer wir wirklich sind.«
Leia streckte bereits beide Hände nach den Kontrollen des Transponders aus.
»Longshot. das ist unsere letzte Warnung.«
»Kampfdrache Kendall«, rief Leia und aktivierte gleichzeitig den echten Transpondercode des Falken. »Hier spricht Leia Organa Solo an Bord des Millennium Falken.«
Die hapanische Stimme klang verunsichert: »Millennium Falke?«
»Ja«, sagte Leia. »Tut mir leid, wenn wir Sie verwirrt haben, aber wir reisen für gewöhnlich inkognito. Ich bin sicher, das verstehen Sie.«
»Selbstverständlich«, sagte die Stimme.
»Gut. Wenn Sie uns einen sicheren Kurs angeben, fliegen wir an Ihnen vorbei, dann können Sie weiterziehen.«
»Es tut mir leid. Prinzessin. Wir haben Befehle.«
»Dann würde ich vorschlagen, dass Sie mit dem reden, der sie Ihnen erteilt hat«, sagte Leia. »Königinmutter Tenel Ka war oft bei uns zu Gast. Ich bin sicher, sie wäre nicht erfreut darüber, wenn man uns wegen einer. Protokollangelegenheit aufhalten würde.«
Eine neue Stimme erklang über das Kom. »Prinzessin Lina Organa Solo?«, fragte sie. »Die Mutter von Jedi Jacen Solo?«
»Korrekt.« Verwirrt darüber, wie der Mann Jacens Nachnamen betont hatte, dehnte sich Leia in der Macht aus und war erleichtert, ihren Sohn nirgends in der Flotte wahrnehmen zu können. »Mit wem habe ich die Ehre?«
»Verzeihen Sie«, erwiderte der Mann. »Ich bin Dukat Aleson Gray, neunter Vetter der Königinmutter und Duch'da von Lady AlGray von den Relephon-Monden.«
»Danke«, sagte Leia. »Ich werde Sie der Königinmutter bei unserer nächsten Begegnung in Erinnerung bringen.«
»Sehr freundlich von Ihnen.« Grays Tonfall war höflich, aber es schwangen auch Zweifel darin mit. »Ich bin sicher, wir können daraufbauen, dass unsere Begegnung hier geheim bleibt.«
»Selbstverständlich«, erwiderte Leia. »Wir wollen die militärische Unterstützung der Kolonie nicht gefährden.« Plötzlich Schweigen im Kom.
»Verdammt, das hättest du nicht sagen sollen«, stöhnte Hau. »Es ist doch wohl klar, wo sie hinfliegen.«
»Aber nicht, wieso«, sagte Leia. »Wenn es Krieg gibt, müssen wir das wissen.«
»Warum?«, fragte Han. »Wir werden es keinem sagen können, wenn wir im Bauch eines Schlachtdrachen festsitzen.«
Grays Stimme erklang erneut. »Tatsächlich hat unser Auftrag mehr mit der Erhaltung des Friedens als mit militärischer Unterstützung zu tun.«
Leia schickte Han ein selbstzufriedenes Grinsen, dann sagte sie: »Ja, das wollte ich damit zum Ausdruck bringen. Brauchen Sie Navigationsdaten zur Kolonie?«
»Das wird nicht nötig sein«, erwiderte Gray. »Wir befinden uns auf Kurs zum Lizil-Nest, und Ihr Sohn versicherte uns, dass man uns dort erwartet und.«
»Unser Sohn?«, unterbrach ihn Leia.
»Ja.« Gray klang verwirrt. »Der neue Gemahl der Königinmutter. Er war derjenige, der sie. äh, überzeugte einzuschreiten.«
Ein lautes Klatschen erklang vom Pilotensitz her. Leia sah, dass sich Han gegen die Stirn geschlagen hatte.
»Man glaubt, man würde ihn kennen«, sagte er kopfschüttelnd. »Und dann versucht er, einen Krieg vom Zaun zu brechen.«
Die Tür glitt auf und öffnete den Skywalkers den Blick auf die sachlich klare Inneneinrichtung des ossarischen Hauses.
Mara hatte sich bereits derart an das vage Unbehagen in der Macht gewöhnt, dass es ihr in der Vorhalle kaum aufgefallen war. Aber nun achtete sie wieder darauf, schloss die Augen und folgte ihrem Instinkt zu jener Stelle, wo es am intensivsten schien. »Mom!«
Mara öffnete die Augen und sah, dass Ben vor ihr stand, auf der anderen Seite des niedrigen Tischs, der im Zentrum des Wohnzimmers stand. Die beweglichen Wandpaneele, die das Haus in Räume aufteilten, waren alle geschlossen, was es schwierig machte, zu sagen, woher ihr Sohn gekommen war. Er zeigte auf ihre Füße.
»Deine Schuhe!«
Mara schaute nach unten und sah, dass sie vergessen hatte, ihre staubigen Stiefel im Flur zu lassen, wie es auf Ossus üblich war. »Hast du von Jwlio ein Haustier mit zurückgebracht?«
Bens Augen wurden groß. »Ein Haustier?«
»Einen Killik«. sagte Mara. Das Unbehagen war so stark wie eh und je, aber sie konnte ihm keine Richtung geben. Es schien von Ben und von überall rings um sie her zu kommen. »War es das, was du mit all dem Gelfleisch und der Nerf-Paste getan hast - es füttern?«
»Sind Killiks denn keine intelligenten Wesen?«, fragte Ben.
»Intelligenter, als ich dachte. Warum?«
»Dann wäre sie doch eine Freundin und kein Haustier.«
Mara zog die Brauen hoch. »Sie. Ben?«
Ben riss den Mund auf, dann wich er in Richtung Küche zurück. »Ich. äh. sie sind alle.«
»Bleib hier.« Mara ging um den Tisch herum. »Du solltest nicht einmal daran denken, dich zu bewegen.«
»Aber Mom.«
»Kein Widerspruch«, befahl sie. »Dein Vater wird später mit dir sprechen.«
Mara dehnte ihre Wahrnehmung zur Küche aus und spürte dort nur Nanna, aber das hielt sie nicht davon ab. zum Lichtschwert zu greifen.
»Mom, nicht.«
»Still.«
Mara nutzte die Macht, um ein Wandpaneel beiseitezuschieben, und entdeckte Nanna auf den Knien, wie sie ungerührt Stücke von Gelfleisch auf ein Flimsiplast-Blatt wischte. Der Rest des Raums schien leer.
»Nanna?«
Der Droide blickte auf, war aber so verlegen, dass er weitermachte, auch wenn die Bröckchen nun neben dem Flimsiplast auf den Boden fielen. »Ja. Mistress Skywalker?«
Maras Blick zuckte zu den leeren Gelfleisch-Behältern, die auf der Arbeitsplatte lagen.
»Keine Sorge«, sagte Nanna. »Ben hat das nicht alles gegessen.«
»Das hoffe ich«, erwiderte Mara. »Denn das wäre ein wirklich guter Grund für eine Speicherlöschung.«
Nanna war zu sehr YVH-Droide, um sich leicht einschüchtern zu lassen. »Das wird nicht notwendig sein. Mein Ernährungsprogramm entspricht den aktuellsten Erkenntnissen.«
Mara richtete den Griff des Lichtschwerts auf die Behälter. »Und wer hat das da gegessen?«
Der Droide blickte wieder zu ihr auf. »Es tut mir leid. Das kann ich nicht sagen.«
»Wie kannst du dann sicher sein, dass es nicht Ben war?«
»Ich fürchte, Sie verstehen das falsch«, erwiderte Nanna »Ich weiß, wer das Gelfleisch gegessen hat. Ich hin diejenige die den Essensschrank geöffnet hat. Ich kann es Ihnen einfach nicht sagen.«
»Was?« Mara nutzte die Macht, um den Droiden von den Knien hoch in die Luft zu heben. »Erklär das.«
»Es ist ein Geheimnis«, verkündete Ben vom Rand des Küchenbereichs aus. »Du hast es versprochen, Nanna.«
»Ihr beiden könnt keine Geheimnisse vor mir haben«, erklärte Mara, die den Droiden weiter in der Luft hängen ließ, »Ich bin seine Mutter.«
»Unter normalen Umständen könnten wir das selbstverständlich nicht«, stimmte Nanna zu. »Aber wenn Gefahr für das Kind besteht, schreitet mein Programm.«
»Gefahr für das Kind?« Maras Schrecken steigerte sich noch mehr. »Was für eine Art Gefahr?«
Nanna senkte ihre Füße zum Boden. »Ben sagte, Sie würden ihn umbringen, wenn Sie herausfinden, was er getan hat«, erklärte der Droide. »Und ich muss sagen, angesichts Ihres momentanen Zustands kommt mir diese Angst vollkommen gerechtfertigt vor.«
»Ben?« Als er nicht antwortete, warf Mara einen Blick nach hinten, sah ihren Sohn aber nicht. Sie drehte sich um. »Ben: Ich sagte.«
Nanna folgte ihr. »Es tut mir leid, Mistress Skywalker, aber bis sich alles wieder beruhigt hat, muss ich wirklich.«
Mara fuhr zu dem Droiden herum. »Stillgestanden, schöne Scharfschützin!«
Dieser Code, der alle anderen Befehle außer Kraft setzte, ließ die Droiden-Kinderfrau erstarren, ihre Photorezeptoren wurden dunkel, ihr Kinn sank auf die Brust.
»Ich kümmere mich selbst darum.«
Mara ging weiter ins Wohnzimmer und von dort in Bens Zimmer, wo er gerade den Schrank schloss.
»Ben, geh da weg! Sofort!«
Ben drückte den Rücken gegen den Schrank. »Es ist nicht, was du.«
Mara setzte die Macht ein und zog ihn zu sich, dann packte sie ihn am Handgelenk und kniete sich neben ihn, wobei sie den Schrank nicht aus den Augen ließ.
»Ben, wir haben gerade ein Holo von Tante Leia erhalten«, sagte sie. »Sie befürchtet, dass sich ein Killik-Attentäter als blinder Passagier an Bord der Schatten befinden könnte. Wenn du also all das Gelfleisch dafür verwendet hast.«
»Gorog ist keine Attentäterin!«, sagte Ben. »Sie ist meine beste Freundin!«
»Sie ist ein Insekt, Ben!«
»Na und? Deine beste Freundin ist eine Eidechse.«
»Mach dich nicht lächerlich.« Mara stand auf und schob ihn hinter sich. »Tante Leia ist meine beste Freundin.«
»Die zählt nicht«, sagte Ben, »sie gehört zur Familie. Saba ist eine Eidechse.«
»Also gut, vielleicht ist meine beste Freundin eine Eidechse.«
Mara fühlte sich gleichzeitig abgestoßen und erschreckt bei dem Gedanken, dass ihr Sohn eine Beziehung zu einer Killik entwickelt hatte - besonders, wenn man bedachte, was Cilghal über die Mechanismen herausgefunden hatte, die dafür verantwortlich waren, dass sich Angehörige anderer Spezies an die Nester banden. Aber sie machte sich auch Sorgen wegen der psychologischen Schäden, die Ben erleiden würde, wenn sie seine »Freundin« vor seiner Nase tötete.
»Wenn Gorog deine Freundin ist, dann sag ihr, sie soll langsam und friedlich herauskommen. Wir werden darüber reden und.«
Das leise Rascheln einer gleitenden Wand erklang zwei Räume entfernt. Mara hielt das Lichtschwert bereit und nutzte die Macht, um Bens Schrank zu öffnen - und hätte beinahe das Lichtschwert aktiviert, als ein leeres Exoskelett ins Zimmer fiel. Es war etwa einen Meter hoch und hatte dickes, blauschwarzes Chitin und mit Stacheln besetzte Fresswerkzeuge, die so lange waren wie Maras Arme. »Ben!«
»Ich habe dir doch gesagt, es ist nicht, was du denkst.«
»Bleib hier.«
Sie nutzte die Macht, um die Wandpaneele wegzuschieben, eilte zwei Zimmer weiter und fand sechs schwarze Glieder -zwei Beine und vier Arme -, die unter dem Tisch hervorragten, den Luke als Schreibtisch benutzte. An einem Ende ragten die Fresswerkzeuge darunter hervor, und das gesamte Möbelstück zitterte, als gäbe es ein Erdbeben.
Ben war Mara nachgelaufen.
»Ich habe dir doch gesagt, du sollst in deinem Zimmer bleiben!«
»Das kann ich nicht«, sagte Ben. »Gorog hat Angst.«
»Also gut. Sag ihr, sie soll herauskommen. Es wird alles gut.«
Ein tiefes Grollen erklang von unter dem Tisch her. »Sie traut dir nicht«, übersetzte Ben.
Mara wandte den Blick für einen Moment von dem Käfer ab. »Du sprichst Killik?«
»Ich spreche es nicht, ich verstehe es nur.« Gorog summte erneut, und Ben fügte hinzu: »Sie sagt, du bist eine Mörderin.«
Die Worte ihres Sohns trafen sie ins Herz wie ein Stich mit einer Vibroklinge. »Darüber haben wir gesprochen, Ben. Manchmal muss ich töten. Viele Jedi-Meister müssen das.«
Gorog summte etwas anderes, und Mara hatte den Eindruck, dass im Rhythmus des Insekts eine gewisse Schärfe lag. etwas Verächtliches und Böswilliges.
»Mom, was ist kaltblütig?«, fragte Ben.
»Sagt sie das?« Mara hockte sich hin, sodass sie Gorog in die Augen sehen konnte. Stattdessen fand sie sich dunklen Fresswerkzeugen und Mundteilen gegenüber. »Es bedeutet, dass man tötet, wenn man nicht unbedingt töten muss. Das tue ich nicht.«
Die Killik bewegte sich langsam rückwärts, trug dabei den Tisch auf ihrem Rücken mit sich und summte.
»Sie sagt, du hast viele Leute umgebracht, ohne dass es notwendig war. Für Palpytine«, erwiderte Ben. »Mom. wer ist Palpytine?«
»Palpatine«, verbesserte Mara automatisch. Sie hatte das Gefühl, als griffe der Imperator durch die Zeit erneut nach ihr, als wolle er wieder einmal beweisen, wie dumm sie war zu glauben, sie könnte ihm entkommen. »Ein böser Mann, den ich einmal kannte. Woher weiß Gorog seinen Namen?«
Eine Flut heißen braunen Speichels schoss unter dem Tisch hervor. Maras Reflexe waren zu gut, als dass er sie hätte treffen können, aber in der Viertelsekunde, die ihre Reaktion brauchte, stürzte das Insekt auf sie zu, den Tisch noch auf dem Rücken. Sie aktivierte instinktiv das Lichtschwert - und hörte über das Knistern der zündenden Klinge hinweg Bens Schrei.
»Nein!«, rief er. »Bitte nicht!«
Mara deaktivierte die Klinge in einem Aufflackern mütterlicher Sorge und warf sich stattdessen in einen wirbelnden Tritt, wobei ihr Fuß hoch oben landete, weil sie ihn über Bens Kopf reißen musste. Statt die Killik durchs Zimmer zu schleudern, warf er nur den Tisch von ihr herunter, während das Insekt zu Boden fiel.
Ein leises Zischen erklang von der Wand neben Mara, und ein säuerlicher, beißender Geruch stieg auf. Sie schob Ben mit der Hand zurück, und Gorog ließ die Fresswerkzeuge gegen ihre Fußgelenke krachen und riss sie ihrerseits um.
Mara fiel mit dem Rücken auf den Boden. Die Killik rammte zwei scharfe Zangenhände gegen ihre Schultern, brachte den Kopf herum, und ein spritzenförmiger Rüssel kam zwischen den Fresswerkzeugen hervor. Gift triefte von seiner Spitzt; Mara rammte den Lichtschwertgriff in die Röhre, faltete sie und bewirkte damit, dass die Killik einen tief aus dem Thorax kommenden Schmerzenslaut ausstieß. »Mom!«, rief Ben.
»In dein Zimmer!« Mara rammte ihren Ellbogen gegen einen der Arme, die sich auf ihre Schultern stützten, und Gorog kippte zur Seite. »Sofort!«
Die Killik griff mit den anderen beiden Händen nach Maras Hals.
Mara presste die freie Hand unter das Kinn des Insekts und warf Gorog auf den Rücken. Sofort sprang sie auf - und die Killik bog einen Flügel durch und kam ebenfalls auf die Beine.
Ben blieb in der Tür stehen, von Mara aus gesehen auf der anderen Seite der Killik.
»Ben, ich bin sehr enttäuscht von dir.« Maras Schultern pochten, wo die Zangen ins Fleisch gedrungen waren, und Blut floss über ihren Overall. Sie konnte spüren, dass Luke nur ein paar Minuten entfernt war, aber in zwei Minuten konnte viel passieren - die Zeit war zu lange, um sicher zu sein, dass sie Bens »Freundin« nicht töten musste. »Du musst mir gehorchen und deinen Vater suchen!«
»Aber gerade hast du gesagt, ich soll in mein.«
»Ben!« Mara hob das Lichtschwert und ging, einen Bogen um die Killik schlagend, auf ihn zu. »Tu, was ich sagte. Du hast für heute schon genug Ärger!«
Ben wurde blass, und die Killik bewegte sich hastig, um sich wieder zwischen Mara und ihren Sohn zu schieben. Mara glaubte einen Augenblick, Gorog wollte Ben als Geisel nehmen, aber das Insekt achtete sorgfältig darauf, ihm fernzubleiben -als machte es sich ebenfalls Sorgen, dass er aus Versehen verletzt werden könnte.
»Ben, ich glaube, auch Gorog will, dass du gehst.«
Ben warf einen Blick auf die Killik, dann auf Mara, »Wirst du sie umbringen?«
»Ben, ich bin diejenige hier, die blutet!«
»Aber du bist eine Jedi-Meisterin«, sagte Ben. »Es ist egal, wenn Jedi-Meister bluten.«
»Du hast zu viele Action-Holos gesehen«, sagte Mara. Dennoch, sie hängte das Lichtschwert an den Gürtel. »Aber gut, ich verspreche, sie nicht zu töten - wenn du jetzt sofort gehst!«
Gorog grollte etwas, das Ben die Stirn runzeln ließ.
»Vielleicht solltest du nett sein«, sagte er zu der Killik. »Vielleicht ist Mom dann einverstanden, dass du bleibst.«
Gorog summte, und Mara wünschte sich, C-3PO wäre bei ihnen, um zu übersetzen.
»Sie lügt nicht immer«, widersprach Ben. »Nicht einmal meistens.«
Gorog hob zwei Hände und scheuchte ihn auf die Tür zu. Ben seufzte und ging.
Mara wartete, bis sie die Haustür hörte, dann sagte sie: »Danke.«
Die Killik breitete die Fresswerkzeuge aus und griff an. Mara packte sie in der Macht und schleuderte sie gegen einen Stützpfeiler. Es gab ein scharfes Knacken, und als das Insekt auf den Boden fiel, stand einer seiner Flügel in einem seltsamen Winkel ab.
»Ich verstehe nicht, wieso Sie kämpfen wollen«, sagte Mara. »Sie haben nämlich keine Chance, zu gewinnen.«
Gorog sprang durch das Zimmer, die Fresswerkzeuge auf Kopfhöhe zuschnappend. Mara warf sich dem Angriff entgegen, dann ließ sie sich zur Seite fallen, schnappte nach beiden Fußgelenken, als sie unter dem Insekt war, drehte sich auf den Bauch, riss dabei die Beine der Killik mit und warf das Insekt auf den Rücken.
Gorog faltete ihre gesunden Flügel auseinander und kam wieder hoch, aber Mara rammte ihr sofort einen Ellbogen gegen das röhrenförmige Knie. Das Bein brach mit einem übelkeiterregenden Geräusch, und die Killik fiel um.
Mara griff nach dem unverletzten Bein der Killik und stand auf, riss es mehr oder weniger von unten nach oben, dann schlang sie ihre eigenen Beine um das des Insekts und drückte gegen das Gelenk.
»Also gut, das reicht jetzt«, sagte sie. »Ich habe Ben versprochen, dass ich Sie nicht umbringen werde - aber ich habe nicht gesagt, dass ich Ihnen nicht wehtun werde.«
Die Killik klackte wild mit den Fresswerkzeugen, dann stieß sie einen ätzenden Gestank aus, der Maras Augen tränen ließ und bewirkte, dass ihr übel wurde. Sie brach Gorog dennoch das Gelenk und wollte sich mit einem Sprung nach hinten aus dem Gefahrenbereich bringen, aber das Insekt rollte sich ihr in die Beine.
Mara landete mit dem Gesicht nach unten, ihr Standbein gefangen unter der Killik. Vier Zangenhände griffen nach ihrer Wade und begannen zu ziehen, zerrten ihren Fuß auf die klickenden Fresswerkzeuge zu. Maras Hand zuckte zum Lichtschwert, aber dann ließ sie die Waffe, wo sie war. Sie würde nicht zulassen, dass dieser Käfer sie in den Augen ihres Sohnes zu einer Lügnerin und Mörderin machte. Sie griff nach vorn, krallte sich in den Holzboden, versuchte sich loszureißen und rutschte dennoch nur weiter auf das Insekt zu.
Dann sah Mara den Tisch, unter dem sich Gorog versteckt gehabt hatte. Er lag auf der Seite. Sie griff mit der Macht zu, drehte ihn um und schleuderte ihn nach dem Kopf der Killik.
Er traf sein Ziel mit einem spektakulären Krachen, und Gorogs Griff erschlaffte. Mara riss sich los und sprang mithilfe der Macht auf, dann fuhr sie herum und sah, dass die Killik auf dem Bauch lag und alle sechs Glieder zuckten. Sie eilte sofort zu dem Insekt, zog den Tisch weg und sah eine zehn Zentimeter lange Wunde an Gorogs Kopf, wo die Tischkante das Chitin eingedrückt hatte.
Mara nahm das Korn aus ihrer Tasche und wollte Hilfe herbeirufen, da bemerkte sie. wie die Killik langsam die zitternden Arme und Beine anzog und sich für einen Sprung anspannte.
Mara trat vor und setzte ihre Ferse auf das eingedellte Chitin. »Ich sagte, das reicht jetzt!«
Gorog brach wieder zusammen, unfähig, etwas anderes zu tun, als am Boden zu liegen und zu zittern. Dann spürte Mara, wie Luke erschrocken nach ihr suchte, sie drängte, vorsichtig zu sein, sie drängte, das Insekt nicht zu töten.
Mara warf der Killik einen wütenden Blick zu. »Was genau ist es, das du an dir hast?«
Ein paar Sekunden später erschien Luke mit einem halben Dutzend älterer Schüler.
»Mara, bist du.«
»Mir geht's gut, Skywalker.« Sie blickte auf das zitternde Insekt nieder. »Aber ich habe wirklich genug davon, dass mir alle sagen, ich soll diesen Käfer nicht zertreten.«
»Tut mir leid, aber das Komzentrum konnte gerade erst einen Teil von Leias Botschaft rekonstruieren.« Luke bedeutete den Schülern, die Killik zu fesseln, dann fügte er hinzu: »Sie sagt, sie könne vielleicht explodieren.«
Tahiri und die anderen jungen Jedi-Ritter. die mit den Meistern zurückgekehrt waren, lagen auf bequemen Diagnosesesseln, die Köpfe unter Scanhelmen, die Körper von Sensorfeldern umgeben, und erinnerten Luke an Gefangene in einer imperialen Verhöranlage. Dass die Killik und Alema Rar. die nur vor Stunden an Bord des Falken eingetroffen war, schwer betäubt und mit Nylastahl-Bändern gefesselt waren, war nicht gerade dazu angetan, diesen Eindruck zu vermindern. Selbst die Isolierzellen, in denen sie sich befänden, dunkle, gegen Gase versiegelte Kammern, die mit Transparistahl-Türen verschlossen waren, wirkten wie Verhörzellen.
»Es tut mir leid, dass das Licht so schlecht ist«, sagte Cilghal zu Luke. Sie stand hinter einer halbrunden Kontrollstation und trug einen weißen Laborkittel und sah sich ein Datenholo an, das die Hirnaktivitäten der Jedi verglich. »Aber es ist besser, die Hintergrundreize auf ein Minimum zu reduzieren Es hilft, ihre Reaktionen zu isolieren.«
»Ich verstehe.« Luke gab sich keine Mühe, zu verbergen wie abgestoßen er sich fühlte. Cilghal konnte seine Emotionen ohnehin durch die Macht wahrnehmen, genau wie Luke die Erregung bemerkte, die sie veranlasst hatte, sich über Kom mit ihm in Verbindung zu setzen. »Es ist mehr als die Dunkelheit Das ganze Labor ruft unangenehme Assoziationen hervor.«
»Ja. es hat eine gewisse imperiale Zweckmäßigkeit an sich«, sagte Cilghal. »Ich wünschte, wir hätten Zeit gehabt, etwas weniger Deprimierendes zu entwerfen, aber diese Konfiguration ließ sich noch am leichtesten zusammenstellen.«
»Zeit ist wichtig«, versicherte Luke ihr. »Es wird Han nur ein paar Tage kosten, um den Schaden am Falken zu reparieren. und ich möchte so viel wie möglich herausfinden, bevor er und Leia wieder zum Qoribu-System aufbrechen.«
Cilghal betrachtete ihn mit einem vorstehenden Auge. »Du kannst sie nicht überreden, länger zu warten?«
»Nicht, solange Jaina immer noch dort ist - nicht nach dem, was Saba zugestoßen ist.«
»Saba wird sich erholen, und Jaina.« Cilghal drehte ihre Flossenhände mit den Handflächen nach oben. »Wenn Jaina nicht zurückkehren wollte, wie kommen sie dann darauf, dass sie es jetzt will?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Luke. »Aber sie sind überzeugt, dass wir so schnell wie möglich nach Qoribu zurückkehren müssen. Und ich bin der gleichen Ansicht.«
Luke hatte von Jacens Besuch bei Tenel Ka erfahren und von Gerüchten über unerklärliche hapanische Flottenmanöver gehört, und Leia hatte ihm klipp und klar zu verstehen gegeben, dass sich das Gleichgewicht der Macht bei Qoribu veränderte. Er und die anderen Meister diskutierten immer noch, ob das etwas Gutes oder Schlechtes bedeutete, aber die Ereignisse überschlugen sich geradezu, sodass sich der Orden kaum auf die jeweils neue Situation einstellen konnte. Ob die Jedi das, was innerhalb der Kolonie vorging, nun verstanden oder nicht, sie würden bald handeln müssen.
Nachdem sie einen Augenblick über Lukes Worte nachgedacht hatte, sagte Cilghal: »Dann werden wir jetzt einfach anfangen und keine weitere Zeit mehr verschwenden.«
Luke runzelte bei diesem deutlichen Zögern die Stirn, bei dieser Scham, die von der Mon Calamari ausging. »Wenn du das für das Beste hältst«, sagte er vorsichtig.
Cilghal wandte sich ihrer Assistentin zu - einer von drei Heilerschülern - und schickte sie nach draußen.
»So schlimm?«, fragte Luke.
»Ja.« Sie zeigte auf die Räume mit Alema und Gorog. »Ich muss ihnen wehtun.«
»Wehtun?«
»Schmerzen verursachen«, erklärte sie. »Tatsächlich werde ich sie foltern müssen. Nicht lange, und es wird auch keinen längerfristigen Schaden verursachen. Aber es muss intensiv sein. Es ist die einzige Möglichkeit, eine kritische Hypothese zu überprüfen.«
»Ich verstehe.«
Luke schluckte und zwang sich, die beiden Gefangenen durch die Transparistahl-Türen anzusehen. Es hatte eine Zeit gegeben, in der er es nicht einmal in Erwägung gezogen hätte, zu so etwas seine Zustimmung zu geben - und Cilghal nicht, so etwas zu tun. Aber nun, da die Jedi sich entschieden hatten, die Macht ganz und gar zu akzeptieren, die Dunkle Seite ebenso wie die Helle, schien nichts mehr wirklich undenkbar. Sie täuschten, sie manipulierten, sie zwangen. Sicher, all das geschah im Namen eines höheren Zwecks, um den Frieden zu fördern und dem Gleichgewicht zu dienen, und dennoch hatte er persönlich hin und wieder das Gefühl, dass die Jedi vom Weg abkamen, dass der Krieg gegen die Yuuzhan Vong sie von ihrem wahren Pfad abgebracht hatte. Manchmal dachte er, so müsse es auch Palpatine widerfahren sein, indem er ein edles Ziel verfolgt hatte, jedoch alle erdenklichen Mitte! genutzt hatte, um dies zu erreichen.
»Vielleicht sollten wir uns ein wenig zurückhalten«, sagte er. »Hast du denn überhaupt schon irgendwelche Fortschritte erzielt?«
»In gewisser Hinsicht.« Cilghal zeigte auf ihr Datenholo.
mehr oder weniger ein flaches Gitter, auf dem die Namen der untersuchten Personen über mehreren abgebildeten Hirnregionen standen, mit bunten Datensäulen über jedem Feld. Als sich das Aktivitätsniveau veränderte, stiegen die Säulen auf und fielen wieder, wechselten die Farben und leuchteten alle mehr oder weniger hell. »Wie du sehen kannst, zeigen all unsere Probanden ähnliche Stufen von Aktivität in ihrer Sinneswahrnehmung, was nahelegt, dass sie alle die gleichen körperlichen Gefühle haben.«
»Und das sollte nicht so sein?«
Cilghal zog die Lippen zu einem breiten Grinsen hoch. »Eigentlich nicht. Die Umgebung in jedem Raum ist anders -warm, kalt, duftend, laut, leise.«
Luke zog die Brauen hoch. »Bestätigt das nicht deine Theorie, dass das Corpus Callosum Impulse von anderen Hirnen erhält?«
»Das tut es.« Cilghal zeigte auf vier rote Säulen in der Datenanzeige für Alema und Gorog. »Aber schau dir das hier an. Der Hypothalamus und das limbische System sind das Zentrum der Gefühle. Alema passt sich dem von Gorog an.«
Luke bemerkte, dass das nur auf Alema und Gorog zutraf. Die Hirnanhangdrüsen und limbischen Systeme von Tesar, Tekli und Tahiri blieben davon unberührt, und Jacens Werte waren wie immer vollkommen nutzlos. Er spielte wieder mit dem Hirnscanner und bewegte die Farbsäulen rhythmisch auf und ab. Es war, wie Luke wusste, ein nicht sonderlich subtiler Protest. Sein Neffe war der Meinung, dass der Jedi-Orden seinen Jedi-Rittern mehr vertrauen sollte als Cilghals Instrumenten. Unter normalen Umständen hätte Luke zugestimmt - aber die Umstände waren nicht normal.
»Alema und Gorog befinden sich in einem Geflecht?«
Cilghal schüttelte den Kopf. »Nein. Sie nehmen die Emotionen der anderen nicht einmal wahr, wie Jedi es im Geflecht tun. Alema und Gorog teilen diese Emotionen. Der Kollektivgeist reicht über alles hinaus, was wir bisher gesehen haben.«
Luke musste an den Willen denken, von dem Formbi erzählt hatte, und er versuchte, Gorog in der Macht wahrzunehmen, spürte aber nur ein vages Gefühl von Unbehagen, das er -nach dem Kampf im Haus der Skywalkers - mit den blauen Killiks assoziierte, die sie angegriffen hatten. Aber die Datensäulen, die anzeigten, was sich im Hypothalamus und im limbischen System des Insekts tat, verfärbten sich zu Orange und wurden größer. Alema reagierte ähnlich.
»Interessant«, sagte Luke. »Diese Killik ist machtsensibel.«
»Auf gewisse Weise«, bestätigte Cilghal. »Ich glaube, sie und andere Gorog sind in der Lage, die Macht zu benutzen, um sich zu verbergen - nicht nur vor uns, sondern auch vor anderen Killiks. Jetzt muss ich herausfinden, ob sie die Macht auch nutzen können, um Nervenimpulse an andere Angehörige der Kolonie zu schicken - auch an die außerhalb ihres eigenen Nestes.«
»Und deshalb musst du ihnen wehtun?«, fragte Luke.
Cilghal nickte. »Ich werde das Betäubungsmittel neutralisieren, Gorog und Alema aber weiterhin die Möglichkeit, sich zu bewegen, nehmen. Wenn die Schmerzen intensiv genug sind, wird das Gorog motivieren, sich mit den anderen in Verbindung zu setzen, und wir werden die Ergebnisse auf den Grafiken erkennen.«
»Und das wird uns sagen.«
». ob Gorog ebenfalls imstande ist, andere zu beeinflussen«, sagte Cilghal. »Das müssen wir wissen, bevor wir auch, nur anfangen können, an Gegenmaßnahmen zu denken.«
Lukes Hoffnung sank bei dem Wort anfangen. Cilghal hatte also noch nicht mal über geeignete Gegenmaßnahmen nachgedacht. Es war also unwahrscheinlich, dass sie brauchbare Ergebnisse hatten, bevor der Falke fertig repariert war. Und wenn Luke sie nun bat, eine andere Möglichkeit zu finden, um ihre Hypothese zu überprüfen, würde aus diesem »unwahrscheinlich« sicherlich ein »unmöglich« werden.
Luke kam sich mehr als nur ein bisschen verloren vor, aber er nickte. »Wenn es keine andere Möglichkeit gibt.«
»Es sieht nicht so aus.« Cilghals traurig blickende Augen hatten einen noch traurigeren Ausdruck angenommen. »Nicht mit dem, was uns zur Verfügung steht.«
Sie aktivierte die elektromagnetischen Schilde zwischen den Zellen, und alle Wiedergaben der Hirnaktivitäten zeigten auf einmal individuelle Werte. Alemas Hypothalamus und limbisches System verblieben jedoch in der gleichen Farbe und dem gleichen Aktivitätszustand wie die von Gorog.
Cilghal gab einen weiteren Befehl ein. Eine Spritze senkte sich von der Decke auf die betäubte Killik nieder, bis sie eine Stelle direkt unterhalb des Mauls des Insekts erreichte. Ein paar Sekunden später, als ihre körperliche Wahrnehmung zurückkehrte, begannen die Hirnrinden-Aktivitäten der Killik zu fluktuieren. Die Spritze zog sich wieder in die Decke zurück, und eine flache Sonde nahm ihren Platz ein. Gorogs Hypothalamus-Säule wurde grellweiß, schoss zum oberen Rand des Datenholos und blieb dort. Gleiches geschah auf den Anzeigen für Alema.
»Gorog ist wütend auf uns«, stellte Cilghal fest.
»Das kann ich ihr nicht übel nehmen«, erwiderte Luke.
Er wollte den Blick abwenden, zwang sich aber hinzusehen. Wenn er schon eine Folterung erlaubte, wollte er es sich nicht allzu leicht machen.
Cilghal senkte die Sonde hinab an eine Stelle, wo einer von Gorogs Oberarmen in den Thorax überging, und sandte eine elektrische Ladung hinein. Alle sechs Glieder - selbst die beiden Beine - streckten sich und zitterten. Alle Datensäulen des Insekts wurden grellweiß und stiegen zum oberen Holorand. Alemas limbisches System spiegelte weiterhin das der Killik wider, aber die Daten ihrer Hirnrinde veränderten sich nicht.
Als die anderen Versuchspersonen keine ähnliche Reaktion in der Aktivität ihrer Hypothalami oder limbischen Systeme zeigten, fragte Luke: »Genügt das?«
»Noch nicht. Sie soll glauben, dass es nicht aufhören wird.«
Die Fresswerkzeuge der Killik klackten, und ihre Fühler zuckten wild hin und zurück. Luke rief sich ins Gedächtnis, dass dieses Insekt versucht hatte, seinen Sohn gegen seine Frau aufzubringen, aber selbst das genügte nicht, um das schreckliche Gefühl zu vertreiben, das er empfand. Mara verbrachte jeden wachen Augenblick damit, Ben klarzumachen, dass die Dinge, die Gorog gesagt hatte, vielleicht der Wahrheit entsprachen, aber dennoch nicht bedeuteten, dass sie ein böser Mensch war. und Luke wusste, dass selbst sie es nicht gutgeheißen hätte, das Insekt derart leiden zu lassen.
Auf einmal suchte Mara in der Macht Kontakt zu ihm. besorgt um Ben und neugierig zu erfahren, was mit Gorog geschah.
Lukes Magen füllte sich mit Angst. Ben und Gorog waren eindeutig miteinander verbunden - vielleicht nicht so vollkommen wie Alema und das Insekt, aber schon viel zu stark. Ein Teil von Luke wollte die Killik auf der Stelle töten, um sie dafür zu bestrafen, seinen Sohn gegen ihn einzusetzen. Um die Verbindung zu kappen, bevor sie stärker wurde.
Aber der größere Teil von Luke wollte einfach nur Ben schützen, wollte verhindern, dass ihn das Wissen quälte, dass seine Freundin Schmerzen litt. Gerade wollte er Cilghal befehlen, die Sonde abzuschalten, als Tesars Hypothalamus-Säule zu wachsen begann. Tahiris limbisches System zeigte erhöhte Aktivität, und auf Teklis Datenanzeige stiegen sogar beide entsprechenden Säulen.
Einen Augenblick später verschwanden die Datensäulen der drei, denn sie hatten ihre Scanhelme abgesetzt und lösten die Elektroden von ihren Körpern. Anders als Alema und Gorog waren sie nicht gefesselt.
»Also gut, schalte es ab!« Luke konnte spüren, wie Maras Sorge um Ben wuchs. »Es hat keinen Sinn.«
Cilghal hob die Hand. »Warte.«
Gorog verkrampfte weiterhin die Glieder und peitschte mit den Fühlern. Tekli, die Heilerin, konnte sich ein wenig schneller von den Geräten befreien als die anderen und verließ als Erste ihre Kammer.
»Entschuldigt mich«, sagte sie und ging direkt zum Ausgang. »Ich muss den Erfrischer benutzen.«
»Selbstverständlich.« Cilghal richtete den Blick auf Luke, und er spürte, wie ihr Interesse wuchs. »Warte kurz.«
Als Nächste stieg Tahiri aus ihrer Kammer. »Ihr müsst uns wirklich hin und wieder eine Pause gönnen«, beschwerte sie sich. »Allmählich fühle ich mich wie bei einem wochenlangen Hyperraumsprung im X-Flügler.«
Tahiris Blick schweifte zu dem Datenholo und verharrte einen Augenblick auf Gorogs Werten. Dann wandte sie sich Luke zu, den Mund zu einem brutalen Grinsen verzogen.
»Sieht aus. als wäre ich nicht die Einzige, die zum Teil als Yuuzhan Vong aus dem Krieg zurückkam«, sagte sie. »Was ist das Nächste? Jedi-Tätowierungen?«
Die Bemerkung traf Luke tiefer, als er angenommen hätte -zum Gutteil auch deshalb, weil er spürte, wie die Sorge seiner Frau immer größer wurde, während das Experiment weiterging.
»Wir machen das nicht zum Spaß«, sagte er. »Wir.«
»Tahiri, hast du Schmerzen?«, unterbrach Cilghal. »Bist du deshalb herausgekommen?«
Tahiri sah die Mon Calamari an, als hielte sie Cilghal für schwachsinnig. »Ich bin innerlich halb Yuuzhan Vong. Das Einzige, was Schmerzen bei mir verursachen kann, ist eine religiöse Erfahrung.«
»Bist du sicher?«, fragte Cilghal. »Du empfindest überhaupt nichts?«
»Dieser hier empfindet ebenfalls keinen Schmerz, aber das ist keine Ausrede für das, was ihr da tut.« Tesar war aus seiner Kammer gestiegen und zog ein Dutzend zerrissener Sensordrähte hinter sich her. »Dieser hier hat genug von euren Spielchen. Er wird sich nicht daran beteiligen, jemanden zu brechen.«
Er riss sich noch ein paar Elektroden von der Brust, warf sie auf den Boden und ging auf den Ausgang zu.
Tahiri sah ihm hinterher, dann schaute sie Luke an, die Gnadenlosigkeit der Yuuzhan Vong in den grünen Augen. »Tesar und ich sind anscheinend nicht vollkommen miteinander verbunden«, sagte sie. »Ich würde eigentlich gern bleiben.«
»Ich denke, wir sind fertig«, sagte Luke und fragte sich, oh die Abneigung, die er empfand, den Yuuzhan Vong in Tahiris Persönlichkeit galt oder sich selbst. »Nicht wahr, Cilghal?«
»Ja, ich habe alles gesehen, was ich sehen musste.«
Sie schaltete die Energie der Sonde ab. Gorogs Daten kehrten zu ihrem Normalzustand zurück, und Maras Erleichterung war in der Macht deutlich zu spüren.
»Wir sind für heute fertig«, sagte Cilghal zu Tahiri. »Danke.«
Als Luke der jungen Jedi hinterherschaute, wuchs seine Enttäuschung. Er zweifelte nicht daran, dass Tesar und die anderen vollkommen unter Raynars Einfluss standen, dass sie nur deshalb zugestimmt hatten, mit ihnen zur Galaktischen Allianz zurückzukehren, damit sie sich aus der Akademie schleichen konnten, um Unterstützung für die Kolonie zu suchen.
Nachdem sich, die Tür zischend geschlossen hatte, schüttelte Luke den Kopf und ließ sich auf eine Bank vor der Bedienungskonsole sinken. »Ich nehme an, das sagt uns, was wir wissen müssen«, sagte er. »Sie werden alle vom Willen der Kolonie beherrscht.«
»Von einem Willen«, verbesserte Cilghal. »Nicht von dem Willen, wie es die Chiss glauben.«
Luke blickte auf. »Das verstehe ich nicht.«
Cilghal trat hinter der Konsole hervor. »Wie die Macht selbst hat jeder Geist in der Galaxis zwei Aspekte.« Sie setzte sich neben Luke auf die Bank. »Es gibt den bewussten Geist, der enthält, was wir über uns selbst wissen, und das Unbewusste, in dem sich der verborgene Teil versteckt.«
Luke glaubte zu erkennen, worauf Cilghal hinauswollte.
»Du sagst also, dass die Kolonie seit dem Krieg zwei Willen entwickelt hat. einen bewussten und einen unterbewussten.«
»Nicht unterbewusst - unbewusst«, verbesserte Cilghal. »Das Unterbewusstsein ist eine Ebene des Geistes zwischen vollem Bewusstsein und Unbewusstem. Wir sprechen hierüber das Unbewusste, das vollkommen vor dem Teil unseres Geistes verborgen bleibt, den wir kennen.«
»Tut mir leid«, sagte Luke. »Das ist wirklich kompliziert.«
»Nicht mehr oder weniger als jeder Geist in der Galaxis«, sagte Cilghal. »Es ist eine Analogie, aber sie passt - und unser Experiment zeigt, wie sehr Alema und Gorog von dem unbewussten Willen beherrscht werden. Die Annäherung ihrer emotionalen Zentren hat das deutlich gemacht.«
»Befinden sich Tekli, Tesar und Tahiri ebenfalls im Bann des unbewussten Willens der Kolonie?«, fragte Luke.
»Sie werden davon beeinflusst«, sagte Cilghal. »Sie stehen noch nicht vollkommen unter der Kontrolle der Kolonie. Sie halten sich immer noch für Individuen.«
»Warum haben sie das Experiment dann beendet?«
»Wie oft tust du etwas, ohne wirklich zu verstehen, warum?«, lautete Cilghals Gegenfrage. »Das Unbewusste hat in jedem Geist gewaltige Macht - es gibt sogar Psychologen, die behaupten, es sei absolut. Als Gorog Schmerzen hatte, hat der unbewusste Wille also ihren bewussten Willen beeinflusst, das Experiment zu beenden. Plötzlich musste Tekli aufs Klo. Tahiri sich bewegen.«
». und Tesar wurde wütend auf uns.«
»Genau«, sagte Cilghal. »Von den dreien war er der Einzige, der den Grund seines Handelns vage erkannte. Barabels haben für gewöhnlich eine enge Verbindung zu ihrem Unbewussten.«
Luke musste an die geheimnisvollen Angriffe auf ihn und Mara denken und an das absurde Beharren der Killiks. es wäre gar nichts geschehen. »Und der bewusste Wille wüsste nichts von diesem unbewussten Willen, richtig?«
»Es liegt im Wesen des Unbewussten, verborgen zu sein.« sagte Cilghal. »Deshalb sind die Gorog in der Macht so schwur wahrzunehmen. Sie benutzen das Unbewusste, um sich zu verbergen - nicht nur vor uns. sondern auch vor dem Rest der Kolonie.«
»Gorog ist Teil eines geheimen Nests.« Nun verstand Luke, was Cilghal ihm sagen wollte. »Die Kolonie nimmt es nicht wahr.«
». und redet sich vielleicht sogar ein, dass es nicht existiert«, beendete Cilghal seinen Satz. »Das haben wir mehr oder weniger bewiesen, und es erklärt auch die Reaktion der Killiks auf die Angriffe auf euch.«
»Also gut, das leuchtet mir alles ein, bis auf eine Sache: Warum greift dieses Nest uns an?«, fragte Luke. »Raynar scheint wirklich zu wollen, dass wir helfen.«
»Aber Lomi und Welk fühlen sich von euch bedroht.« Es war Jacen, der das sagte, und seine Stimme kam von seinem Datenholo. »Und sie sind diejenigen, die das Gorog-Nest beherrschen.«
»Das weißt du genau?« Luke wandte sich dem Datenholo zu und stellte fest, dass er von einer Reihe bunter Säulen angesprochen wurde. Gereizt schüttelte er den Kopf. »Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du solltest aufhören, mit Cilghals Hirnscanner zu spielen! Komm raus, wenn du Teil dieses Gesprächs sein willst!«
»Ich weiß, dass Raynar Lomi und Welk aus derbrennenden Flier geschleppt hat.« Jacen schob sich den Scanhelm vom Kopf und pflückte sich, während er seine Stimme in der Luft vor Luke erklingen ließ, die Elektroden vom Körper. »Lind wir wissen, dass Saba von einem verstümmelten Jedi angegriffen wurde - wahrscheinlich Welk. Ich würde so weit gehen, anzunehmen, dass Lomi ebenfalls überlebt hat.«
»Ja«, erwiderte Luke, »davon gehe ich auch aus.«
»Dann bleibt nur eine Frage«, sagte Cilghal. »Warum hat sich Alema Gorog angeschlossen, während der Rest von euch.«
»Die anderen«, korrigierte Jacen sie. »Falls es euch noch nicht aufgefallen ist. mein Geist gehört immer noch mir.«
»Also gut«, sagte Cilghal. »Warum also hat Alema sich mit Gorog verbunden, und die anderen verbanden sich mit Taat?«
Luke wusste die Antwort darauf, obwohl er wünschte, dass er falschlag.
»Wegen Numa.« Er erinnerte sich an die Zeit, als er vor Alemas Bactatank gestanden und die Schuldgefühle der Twi'lek wahrgenommen hatte, weil sie zugelassen hatte, dass die Voxyn ihre Schwester getötet hatten. »Als Numa starb, richtete Alema ihren Zorn nach innen - und Zorn war immer fruchtbarer Boden für Leute wie Lomi Plo.«
»Du hast das kommen sehen, nicht wahr?«, fragte Jacen. Er verließ die Isolationskammer und schlüpfte in die Tunika. »Noch vor dem Einsatz im Myrkr-System, meine ich.«
Luke drehte sich nach der bewusstlosen Twi'lek um, die gefangen gehalten wurde von Nylastahl und Tranquaruh. »Nicht das - nicht Gorog«, sagte er. »Aber ich wusste, dass Alema fallen würde.«
»Willkommen. Älteste«, sagte Leia und verbeugte sich.
Sie trat von der Tür weg und winkte ihre ithorianischen Gaste in den Rhysode-Raum. Mit einem teuren Gelassenheitstisch aus Roo-Holz, umgeben von extravaganten Sesseln in einem fließenden Stil, war dieser Raum eine auffällige Abweichung von der eher kargen Ausstattung des Rests der Jedi-Akademie. Es handelte sich um den Empfangsraum eines Instituts, das für gewöhnlich Besucher abschreckte, und war damit eines der am wenigsten benutzten Zimmer der Anlage - und eins, das die Einstellung seiner Einrichter gegenüber der Wiederherstellungsbehörde wesentlich mehr zum Ausdruck brachte als die des Ordens selbst.
»Ich hoffe, Sie verzeihen mir, dass ich diesen Raum ausgewählt habe«, sagte Leia, als die Ithorianer hereinkamen. »Er ist der beste, den ich auf die Schnelle bekommen konnte.«
Ooamu Waoabi - der älteste der ithorianischen Ältesten -schwang höflich mit den Okularknoten, und seine kleinen Augen blinzelten ein wenig, als er die automatisierten Getränkespender bemerkte, das hervorragende Holotheater, die Transparistahl-Aussichtswand. die auf das Ausbildungsgelände der Akademie hinausging, und die tief gelegenen Unterrichtshallen.
»Ihre Gegenwart würde jedes Zimmer angenehm machen. Prinzessin Leia.« Waoabi sprach nur aus einem seiner Münder, ein Zeichen der schlechten medizinischen Fürsorge, die die ithorianischen Flüchtlingsstädte erhielten. »Aber wir danken Ihnen für Ihre Sorge.«
»Und ich danke Ihnen, dass Sie nach Ossus gekommen sind.« Leia konnte ihre Aufregung kaum verbergen - und auch nicht ihre Furcht, dass die Ithorianer etwas dagegen haben könnten. sich außerhalb der Galaktischen Allianz niederzulassen. »Ich weiß, dass es eine unerwartete Reise war. Aber Han und ich müssen in die Unbekannten Regionen zurückkehren, sobald der Falke startbereit ist. und es gibt etwas, worüber ich mit Ihnen sprechen möchte.«
Leia ließ den Satz verklingen, als zwei schwarz gekleidete Leibwachen der Galaktischen Allianz hinter den Ithorianern ins Foyer kamen. Die beiden Frauen waren nicht bewaffnet - nur den Jedi war es gestattet, auf Ossus Waffen zu tragen -, aber ihr Körperbau und ihre geschmeidigen Bewegungen legten nahe, dass sie das auch nicht zu sein brauchten. Leia ließ die Hand zum Griff des Lichtschwerts sinken, und sie trat zwischen Waoabi und einen anderen ithorianischen Ältesten und sprach die neu Eingetroffenen an.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie.
»Ja.« Die kobaltblauen Augen der ersten Frau schössen an Leia vorbei und erfassten alle Ecken und Winkel des Raums. »Sie können das Zimmer räumen lassen.«
Währenddessen bewegte sich die zweite Leibwächterin an ihrer Kollegin vorbei und richtete die fiederigen Fühler eines Gefahrenscanners auf mehrere Möbelstücke und Kunstwerke. Leia warf Han einen Blick zu, aber er stellte sich der Frau bereits in den Weg und betrachtete den Scanner mit geheucheltem Interesse.
»Ist das einer der neuen Tendrando-Multischnüffler, von denen Lando mir erzählt hat!« Han steckte den Kopf zwischen die empfindlichen Fühler und tat so. als wolle er sich den Datenschirm ansehen - und ruinierte damit die Kalibrierung des Geräts. »Ich habe gehört, sie können ein Gramm Thermasprengstoff auf fünfzig Meter riechen.«
Leia wartete, bis die erste Frau nicht mehr an ihr vorbeischaute, dann sagte sie: »Ich würde das Zimmer gern räumen, nachdem diese Besprechung beendet ist. Bis dahin warten Sie bitte im Empfangsbereich.«
»Wir haben keine Zeit, zu warten.« Cal Omas kam herein, in einer Tunika so rot wie die Adern in seinen blutunterlaufenen Augen. »Diese Sache hat schon zu lange gedauert.«
»Staatschef Omas!« Leias diplomatische Fähigkeiten mussten wohl eingerostet sein, denn man merkte ihr ein wenig an, wie schockiert sie war. »Was für eine Überraschung. Sie hier zu sehen!«
»Das kann ich mir vorstellen.« Omas ging auf die Getränkespender zu, vorbei an der ithorianischen Delegation, die er nicht einmal zu bemerken schien. »Wo ist Luke?«
»Das weiß ich wirklich nicht.« Leia ärgerte sich gewaltig darüber, wie er ihre Gäste ignorierte. »Staatschef Omas, gestatten Sie mir, Ihnen Ooamu Waoabi und den Rat der ithorianischen Ältesten vorzustellen. Wir wollten gerade mit einer Besprechung beginnen - einer Besprechung, für die sie sehr kurzfristig von weit her gekommen sind.«
Omas bemerkte die Andeutung, stellte das Glas Bwago-Saft ab, das er gerade gefüllt hatte, und wandte sich den Ithorianern zu. »Ältester Waoabi, es ist mir ein Vergnügen, Sie wiederzusehen.«
Er verbeugte sich förmlich vor Waoabi, dann grüßte er auch die anderen Ältesten beim Namen und geriet nur ins Stolpern, als er vor dem jungen Verbindungsmann zu den Jedi stand. Ezam Nhor. Leia war beeindruckt genug, um sich zu erinnern, warum sie geholfen hatte, Cal Omas ins Amt des Staatschefs zu bringen.
Dann kehrte Omas zum Getränkespender zurück. »Verzeihen Sie mir, dass ich Sie so dränge.« Er griff wieder nach seinem Bwago-Saft und trank einen Schluck. »Aber ich habe die höherstehenden Jedi gebeten, sich hier mit mir zu treffen und eine Sache von lebenswichtiger Bedeutung zu besprechen.«
»Und ich fürchte. Sie werden enttäuscht sein«, sagte Luke. Er kam mit Mara herein, blieb stehen, um sich vor den Ithorianern zu verbeugen, und ging dann auf den Staatschef zu.
»Die meisten höherstehenden Jedi sind nicht hier. Vielleicht mit etwas längerer Vorwarnung.«
»Würden Sie sich nicht hier auf Ossus verstecken, wäre ich dazu vielleicht in der Lage gewesen.« Omas bedachte Luke mit einem harten Blick. »Aber so werden Sie genügen müssen. Aristocra Formbi verlangt zu wissen, wieso die Galaktische Allianz eine Kampfflotte in die Kolonie geschickt hat.«
»Haben war das getan?« Luke hielt den Blick weiterhin auf Omas gerichtet, aber Leia spürte, wie er den Geist zu ihr ausstreckte und sich fragte, was das mit ihrer vagen Warnung vor einer Machtverschiebung in der Kolonie zu tun hatte. »Dessen war ich mir nicht bewusst.«
»Ich ebenfalls nicht«, schnaubte Omas. »Aber eine hapanische Kampfflotte wurde dort gesehen, an einem Ort, der sich Lizil-Nest nennt.«
»In der Kolonie?«, fragte Corran Horn, der gerade hereinkam. »Was macht sie dort?«
»Ich hoffte, irgendwer hier könnte das erklären.« Omas sah Leia an. »Oder vielleicht Sie.«
»Leider nicht.« Leia hatte das schon halb erwartet. Bei der komplexen und aufgeblähten Politik innerhalb der Königlichen Hapanischen Flotte hatte sie schon fast davon ausgehen können, dass sich irgendwo ein ehrgeiziger Spion einen Vorteil davon erhoffte, dem Geheimdienst der Galaktischen Allianz von der Begegnung des Falken mit der Flotte zu berichten. »Sie waren nicht in der Stimmung, Fragen zu beantworten.«
»Wer war nicht in der Stimmung für Fragen?«, wollte Kyp wissen und gesellte sich ebenfalls zu ihnen. Er nickte den Ithorianern zu. was bei ihm einem vollen diplomatischen Gruß gleichkam, dann ignorierte er Omas und stellte sich zu Leia und Han. »Die Hapaner?«
»Ja«, sagte Han. »Sie wollten uns einsperren.«
»Sie einsperren'!« Omas runzelte die Stirn. »Sie sind dieser Flotte begegnet?«
Leia fühlte sich auf einmal sehr unwohl. »Das wussten Sie nicht?«
»Nein.« Omas" Stimme war eiskalt.
»Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Leia. »Wir haben unser Wort gegeben, nicht darüber zu sprechen.«
»Und es gehalten7!«, fragte Omas.
»Einigen von uns sind ihre Versprechen immer noch etwas wert«, sagte Han. »Ich weiß, das ist altmodisch, aber da kann man nichts machen.«
»Die Galaktische Allianz kann sich Ihre Versprechungen im Augenblick nicht leisten«, erwiderte Omas. »Ich hoffe nur, sie haben noch keinen Krieg begonnen.«
»Leia blieb nichts anderes übrig«, sagte Luke. »Das Wort eines Jedi an einen anderen ist bindend.«
Omas riss den Mund auf. »Sagen Sie mir nicht, dass es an Bord dieser Schiffe auch noch Jedi gab.«
»Es war Tenel Kas Flotte, und sie ist eine Jedi«, sagte Mara. »Leias Wort an Tenel Kas Vertreter ist so bindend wie gegenüber der Königin selbst.«
Diese Aussage dehnte die Wahrheit ein wenig, denn es war mehr ein Gebot des gegenseitigen Respekts als ein förmlicher Verhaltenskodex. Und die Idee, es auf die Vertreter einer Jedi auszudehnen, war etwas ganz Neues, aber Leia war dankbar für die Hilfe. Sie ging auf den Besprechungsbereich zu und hatte die subtile Hoffnung, dass der Wechsel des Schauplatzes auch zu einem allgemeinen Stimmungswechsel führen würde. Sobald sie am Tisch ankam, drehte sie sich um und beobachtete mit stiller Heiterkeit, wie Omas instinktiv nach dem Kopfplatz an einem runden Tisch Ausschau hielt. Es wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, die Ithorianer zu bitten, im Empfangsbereich zu warten, aber sie hatte nicht vor, Omas' Unhöflichkeit. mit der er hier eingedrungen war, auch noch zu bestätigen. Wenn er die Angelegenheit nicht vor den Ithorianern besprechen wollte, dann konnte er sie bitten zu gehen.
»Wenn Sie nichts von unserer Begegnung mit der Flotte wussten, Staatschef Omas, warum glauben Sie, dass Han und ich Ihnen sagen könnten, was sich in der Kolonie tut?«, fragte Leia.
»Wegen Ihres Sohnes.« Omas setzte sich schließlich ihr gegenüber und senkte den Blick auf die Muster aus konzentrischen schwarzen Kreisen und weißen Einlegearbeiten, die sich auf dem Tisch in immer kleiner werdenden Versionen wiederholten. »Ich bin davon ausgegangen, Jacen habe Ihnen mitgeteilt, warum er das arrangierte.«
»Jacen?«. fragte Han. Er setzte sich rechts von Leia hin. »Ich bin mir nicht bewusst, dass er so etwas wie ein König wäre.«
»Nein, aber Tenel Ka hat die hapanische Flotte kurz nach seinem Besuch losgeschickt.« Omas wartete, bis Luke, Mara und die anderen Jedi-Meister ebenfalls Platz genommen hatten, warf den Ithorianern einen kurzen Blick zu, und als er schließlich akzeptiert hatte, dass die Jedi sie nicht bitten würden zu gehen, schaute er wieder auf den Konferenztisch. »Ich bezweifle, dass das ein Zufall war.«
»Das war es nicht«, sagte Jacen, der eilig hereinkam. »Ich habe sie gebeten, der Kolonie eine Flotte zu Hilfe zu schicken.«
Omas fuhr herum. »Und warum tun Sie so etwas?«
Statt zu antworten, blieb Jacen stehen und begrüßte die Ithorianer freundlich, wobei er mehrere mit Namen ansprach, dann entschuldigte er sich und kam in den Besprechungsbereich. Die Ithorianer, so aufmerksam wie sanftmütig, blieben im Foyer und begrüßten verlegen Kenth Hamner, Cilghal und die anderen Jedi-Meister, die nach und nach durch die Tür kamen.
Jacen setzte sich neben Omas, dann sagte er: »Ich bin ein Jedi. Sie brauchen nur zu wissen, dass ich gute Gründe hatte.«
Der beruhigende Duft des Roo-Holzes hatte offenbar seine Auswirkung auf Omas, denn er blieb sitzen und sah Luke über den Tisch hinweg an. »Mir war nicht klar, dass Jacen schon zu den Meistern gehört.«
»Hier sind die Ansichten aller Jedi wichtig - sogar derer, die sich nicht als Angehörige des Jedi-Ordens betrachten.« Luke sah Jacen an. »Vielleicht möchtest du es den anwesenden Meistern erklären?«
»Wenn du möchtest.« Jacens Tonfall war leidenschaftlich. »Ich wollte einen Krieg verhindern.«
»Einen verhindern?«, fragte Omas verblüfft. »Die Chiss.«
». reagieren nur auf militärische Stärke«, unterbrach ihn Jacen. »Über die die Killiks nun ebenfalls verfügen. Die hapanische Flotte wird uns die Zeit verschaffen, die wir brauchen, um diesen Konflikt zu beheben.«
»Auf Kosten der Galaktischen Allianz«, entgegnete Omas. »Die Chiss drohen bereits, ihre Sicherheitspatrouillen zurückzuziehen, wenn wir unsere Jedi nicht unter Kontrolle bringen.«
Maras Blick - und der mehrerer anderer Meister - blitzte bei dem Wort »unsere« auf, aber Omas schien das nicht zu bemerken. Er wandte sich wieder Luke zu.
»Und das ist genau, was ich von Ihnen erwarte, Meister Skywalker«, sagte er. »Ich will all unsere Jedi und die hapanische Flotte wieder innerhalb der Grenzen der Galaktischen Allianz wissen, und zwar spätestens innerhalb eines Monats.«
»Sollten Sie dann nicht lieber mit Königin Tenel Ka reden?«, fragte Leia. »Sie ist immerhin das Oberhaupt einer Republik der Galaktischen Allianz.«
»Und eine Jedi«, fügte Omas hinzu. Er senkte wieder den Blick und fuhr leiser fort. »Ich will ehrlich sein: Sie weigert sich, mich anzuhören. Sie behauptet stur, nur das Richtige zu tun. und macht damit jeder Diskussion ein Ende.«
»Und unsere sollte vielleicht hier ebenfalls ein Ende finden.« Kyp saß links von Leia, gegenüber von Luke, der an jener Stelle Platz genommen hatte, wo sich eine der Spitzen der größeren eingelegten Sterne befand. »Jedi sind Politikern keine Rechenschaft schuldig.«
»Was?« Das kam von Corran. der Kyp gegenübersaß. »Wem denn sonst? Uns selbst?«
»Selbstverständlich«, erwiderte Jacen ruhig. »Wem sonst können wir vertrauen? Wir müssen unserem Gewissen folgen.«
»Das ist ziemlich arrogant«, bemerkte Kenth Hammer. Er legte die Hände auf den Tisch und beugte sich vor, sah Jacen direkt an. »Ich fände es auch beunruhigend, würde irgendein Jedi so etwas sagen - aber du, Jacen?«
»Es wäre tatsächlich vernünftig, eine mächtige Fraktion wie die Jedi unter die Kontrolle einer zivilen Behörde zu stellen.« Leia versuchte, sachlich und versöhnlich zu klingen. Ob Jacen es wusste oder nicht, er riss eine alte Wunde unter den Meistern auf, und sie wollte nicht, dass die Besprechung in einen weiteren heftigen Streit überging, wie es sie - das wusste sie von Luke - schon früher bei Auseinandersetzungen hinsichtlich der Beziehung zwischen Jedi und Regierung gegeben hatte. »Selbst jene, die in bestem Interesse handeln, kann so große Macht korrumpieren.«
»Und daher schieben wir die Verantwortung auf die Schultern anderer?«, hakte Jacen nach. »Mutter, du hast erlebt, wie zwei Regierungen unter dem Gewicht ihrer eigenen Korruption und Handlungsunfähigkeit zusammenbrachen, und nun gibt die dritte nach. Glaubst du wirklich, Jedi sollten die Werkzeuge solch zerbrechlicher Institutionen sein?«
Leia wusste nicht, was sie sagen sollte. Jacens Fragen waren beinahe rhetorisch. Er war dabei gewesen, als sie erklärt hatte, für immer mit der Politik fertig zu sein, und wusste besser als alle anderen - vielleicht sogar als Han -, wie entmutigt sie über die Unfähigkeit der Regierung der Neuen Republik gewesen war. Tatsächlich stimmte sie ihm beinahe zu - und wahrscheinlich hätte sie das sogar offen getan, hätte sie einen Weg gewusst, eine galaktische Republik besser zu führen.
Als Leia nicht antwortete, wandte sich Jacen Omas zu. de; in sprachlosem Zorn rot angelaufen war, und sagte: »Es tut mir leid, wenn Sie das stört.«
»Es stört mich«, sagte Corran. »Die Jedi existieren, um des Galaktischen Allianz zu dienen.«
»Wir sind nur der Macht gegenüber verpflichtet.« Kyps Stimme war ruhiger als die Corrans, aber auch fester. »Das ist unsere einzige Pflicht.«
Kenth Hamner streckte versöhnlich die Hand nach Kyp aus, »Ich denke, Corran will damit sagen, dass es unsere Pflicht ist der Galaktischen Allianz zu dienen, weil es der Macht dient, der Allianz zu dienen.«
»Ist das so?«, fragte Han. Normalerweise ging er Moraldebatten aus dem Weg, so wie er sich von Schwarzen Lochen, fernhielt - beide waren für ihn ein und dasselbe -, aber diesmal konnte er sich nicht zurückhalten. »Corran hat doch ziemlich deutlich gemacht, dass für ihn die Jedi nur ein Haufen Agenten der Wiederaufbaubehörde sind, die ihre Befehle von Staatschef Omas entgegennehmen sollten wie jeder andere.«
Er zwinkerte Jacen zu - was im Augenblick genau das Falsche war.
Die Blicke, mit denen Corran Han bedachte, waren wie Blasterschüsse. »Ich denke, wir sind der Galaktischen Allianz gegenüber verantwortlich, ja.«
»Selbst wenn das in einem anderen Teil der Galaxis Krieg bedeutet?«, warf Mara ein. »Denn Jacen hat in dieser Sache recht. Die Macht geht über die Galaktische Allianz hinaus -ebenso wie unsere Verantwortung.«
»Dann lassen Sie den Rest der Galaxis Ihre Rechnungen bezahlen«, fauchte Omas. »Aber bis das geschieht, erwarte ich, dass die Jedi die Interessen der Galaktischen Allianz voranstellen.«
Schweigen breitete sich im Raum aus. Corran und Kenth wechselten anklagende Blicke mit Kyp und Mara. und Kyp und Mara betrachteten Omas mit wissendem Hohn.
Schließlich sagte Luke: »Als die Allianz uns ihre Unterstützung anbot, geschah dies unter der ausdrücklichen Bedingung, dass es keine Verpflichtungen gibt.«
»In einer idealen Galaxis wäre das auch immer noch der Fall«, stellte Omas fest. Er begegnete Lukes Blick, ohne mit der Wimper zu zucken - und ohne Bedauern oder Verlegenheit. »Aber die Finanzen der Galaktischen Allianz sind bereits genug beansprucht. Wenn wir plötzlich die Chiss-Sicherheitspatrouillen ersetzen müssten, könnten wir das nur, indem wir dafür das Budget verwenden, das bisher den Jedi zur Verfügung stand.«
Kyp stemmte die Ellbogen auf den schwarzen Tisch und ließ den Blick von einem Meister zum anderen schweifen. »Nun, zumindest ist es jetzt heraus. Sind wir Söldner, oder sind wir Jedi?«
Corrans Augen traten vor, und die Debatte sackte zu einem offenen Streit ab, bei dem Corran und Kenth sich immer noch heftig dafür aussprachen, die erste Verpflichtung der Jedi gelte der Galaktischen Allianz, und Kyp und Mara störrisch anführten, dass Jedi versuchen sollten. Gerechtigkeit und Frieden zu bringen, wohin die Macht sie auch rief. Leia, die sich fragte, was die Ithorianer von solchen Aussagen hielten, warf einen Blick in den Empfangsbereich und stellte fest, dass sie in höflichem Schweigen warteten, so vergessen von den Jedi wie schon in den letzten fünf Jahren von der Galaktischen Allianz -und dann kam ihr ein schrecklicher Gedanke.
Leia wusste plötzlich, wie das Problem der Kolonie zu lösen war - aber das würde auch bedeuten, die Ithorianer noch einmal zu enttäuschen.
Die Stimmen der Meister wurden scharf und laut, aber Leia schwieg. Ihr Plan würde Omas mehr begeistern als sie selbst, und das allein genügte beinahe, um ihn wieder aufzugeben Sie hatte einmal erheblich mehr Hochachtung vor dem Staatschef gehabt und geholfen, dass die Führung des Kriegs gegen die Yuuzhan Vong in seine Hände gelegt wurde. Aber Frieden war oft schwerer zu ertragen als Krieg. In den letzten fünf Jahren hatte Omas zu viele Kompromisse geschlossen, hatte sich den Forderungen des Augenblicks zu oft gebeugt, sodass er nun den Kopf nicht mehr hoch genug halten konnte, um zu sehen, was hinter dem Horizont wartete.
Und wenn Leia ihren Lösungsvorschlag nun kundtat, würde sie die gleiche Schuld auf sich nehmen wie er. Sie wusste nicht, ob sie das tun konnte, ob Frieden es wirklich wert war. diesen Ausdruck von zu vielen Niederlagen, der in Cal Omas' Augen lag. auch in ihrem eigenen Gesicht zu sehen, wenn sie morgens in den Spiegel schaute.
Schließlich hatte Luke genug gehört. »Schluss damit!«
Als sich Kyp und Corran weiterstritten, stand er auf und sagte mit scharfer, wenn auch leiser Stimme: »Schluss damit.«
Kyp und Corran schwiegen.
»Lösen Jedi ihre Konflikte auf diese Weise?«, fragte er.
Beide Meister liefen vor Verlegenheit rot an, und Corran sagte: »Tut mir leid.«
Er entschuldigte sich bei Luke und nicht bei Kyp, aber das war mehr, als Kyp tat. Er ließ sich einfach zurück in den Sessel fallen, wich Corrans Blick aus und starrte stattdessen das Sterne-in-Sternen-Einlegmuster des Tisches an.
»Wirklich schade«, murmelte Han. »Ich habe seit Jahren keinen guten Lichtschwertkampf mehr gesehen.«
Leia wollte ihm gerade unter dem Tisch einen Tritt verpassen, als er »Autsch!« rief.
»Tut mir leid.« Mara schaute vorbei an Han zu Leia. »Hab mich nur gestreckt.«
»Kein Problem«, entgegnete Leia. Hans Scherz war der Wahrheit zu nahe gekommen, um wirklich komisch zu sein -die Kluft im Jedi-Orden hatte sich gewaltig geweitet, und sie fragte sich mittlerweile, ob sie sich jemals schließen ließe. »Ich fühle mich selbst ein wenig eingezwängt.«
Luke wartete, während sich angespanntes Schweigen ausbreitete, dann wandte er sich Omas zu.
»Es mag einige Zeit brauchen, um zu einem Konsens hinsichtlich Ihres Anliegens zu gelangen, Staatschef Omas. Wie Sie sehen, wird unsere Entscheidungsfindung kompliziert durch die Tatsache, dass sich die Chiss gegen die Killiks wenden, nicht wegen etwas, das diese getan haben, sondern wegen dem, was sie tun könnten.«
Omas nickte ernst. Sein unentschlossener Blick wanderte dabei am Tisch umher, während er versuchte, die Jedi, die sich ihm widersetzt hatten, und die Entschlossenheit jener, die auf seiner Seite zu stehen schienen, einzuschätzen. Schließlich richtete sich sein Blick auf Luke und verharrte dort.
»Meister Skywalker, es ist mir schlichtweg egal«, sagte er. »Die Probleme der Chiss mit der Kolonie kümmern uns nicht. Wir können die Galaktische Allianz nicht gefährden, nur weil ein paar Jedi auf die Idee kommen, einer altmodischen Moral hinterherjagen zu müssen, die niemand versteht.«
In diesem Moment trafen auch Kam Solusar und Tionne ein. Über ein Jahr war vergangen, seit Leia einen von ihnen gesehen hatte, aber sie wirkten ziemlich unverändert. Kams weißes Haar war immer noch kurz geschnitten, während Tionne die silbrig-weißen Locken offen auf die Schultern fielen.
Sie waren kaum hereingekommen, als sie angesichts der Feindseligkeit in der Macht entsetzt stehen blieben, als wären sie gerade über zwei sich paarende Togorianer gestolpert.
Bevor Leia ihren offensichtlichen Schrecken sah, war ihr die extreme Anspannung der Atmosphäre nicht klar gewesen. Der Bruch im Rat klaffte immer weiter und würde für von Stolz geplagte Meister wie Kyp und Corran nur noch schwieriger zu überbrücken sein. Wenn man davon ausging, dass ihr Plan durchführbar war, und davon war sie so gut wie überzeugt, lag es in ihren Händen, diese Kluft wieder zu schließen - aber nur auf Kosten ihres eigenen Gewissens.
Kam und Tionne setzten sich nebeneinander, Cilghal und Luke gegenüber.
»Wir sprachen gerade über die Situation auf Qoribu«, erläuterte Luke. »Staatschef Omas informiert uns. dass Tenel Ka eine hapanische Kampfflotte zur Unterstützung der Kolonie geschickt hat.«
Tionnes schimmernde Augen wurden groß. »Das klingt nicht gut.«
»Es wird noch schlimmer«, sagte Corran mit einem wütenden Blick auf Jacen. »Dafür ist ein ganz bestimmter Jedi verantwortlich.«
»Er ist seinem Gewissen gefolgt«, sagte Kyp. »Was mehr ist. als man für die Hälfte.«
»Tatsächlich«, schnitt Leia Kyp das Wort ab, »gibt es für die Jedi vielleicht eine Möglichkeit, den Krieg zu beenden und sogar das Vertrauen der Chiss zu gewinnen.«
Han ächzte, aber alle anderen wandten sich ihr mit einer Mischung von Erleichterung und Erwartung zu.
»Elan und ich haben entdeckt.«
»Ah, Schatz?« Han griff nach ihrem Unterarm. »Kann ich eine Minute mit dir reden?«
Das gefiel Omas überhaupt nicht. »Captain Solo, wenn Sie etwas wissen, das sich für die Galaktische Allianz als nützlich erweisen könnte.«
»Entschuldigen Sie, Staatschef.« Leia drehte den Stuhl um. sodass ihr Rücken zum Tisch wies, und Han tat es ihr gleich. »Ja, mein Lieber?«
Han starrte sie an. »Was. bei der Galaxis, machst du da?«
»Ich versuche, einen Krieg zu verhindern«, flüsterte Leia.
Sie wusste, dass Han nur störrischer werden würde, wenn ihm klar wurde, wie sehr es sie selbst schmerzte, diesen Vorschlag zu unterbreiten, deshalb versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen. »Billionen von Leben retten, den Rat zusammenhalten, die Galaktische Allianz bewahren. All dieses Zeug.«
»Ja, ich weiß.« Han zeigte auf die Ithorianer. »Aber was ist mit ihnen? Der Planet, den wir gefunden haben, war ideal.«
»Und das ist er auch für die Killiks.« Sie spürte das vertraute Unbehagen, ein drängendes Gefühl, das sie, als sie selbst noch Staatschefin gewesen war, immer dann befallen hatte, wenn sie gezwungen gewesen war, im Interesse der Neuen Republik eine weitere ungerechte Entscheidung zu treffen. »Wir können uns auf andere Weise um die Ithorianer kümmern.«
»Wie?«, fragte Han. »Indem wir Omas bitten, ihnen einen Planeten zu geben?«
»Nein«, sagte Leia, »indem wir ihn dazu zwingen.«
Sie drehte sich wieder um und lächelte Omas über den Tisch hinweg an.
»Auf dem Heimweg haben Han und ich eine kleine Gruppe unbewohnter Planeten entdeckt.« Leia wartete darauf, dass das überraschte Murmeln verklang, dann fuhr sie fort: »Ich glaube, sie könnten ein gutes Heim für die Qoribu-Nester sein.«
Eine Welle von Enttäuschung kam aus der Macht, und Leia schaute unwillkürlich an Cal Omas vorbei zum Foyer. Die Ithorianer starrten sie alle schweigend an, die Augen halb in Resignation geschlossen - oder vielleicht war es auch Kummer. Dennoch, als Leia Waoabis Blick begegnete, kniff er nur die Lippen ein wenig zusammen und nickte. Kein Ithorianer würde auf einem Planeten leben, der mit dem Blut von anderen erkauft worden war.
Leia wandte sich an Luke. »Ich schlage vor, dass wir die Qoribu-Nester zu diesem Planeten bringen.«
»Wie?«, fragte Jacen. »Es gibt vier Nester im System, jedes mit mindestens zwanzigtausend Killiks, und man bewegt ein Killik-Nest nicht einfach - man muss es innerhalb eines Schiffs neu bauen, Vorräte müssen angelegt werden und.«
»Ich bin sicher. Tenel Ka wird ihre Flotte anweisen, uns dabei zu helfen«, sagte Leia. »Tatsächlich rechne ich sogar damit.«
Jacen öffnete den Mund, dann schloss er ihn wieder und nickte. »Das könnte funktionieren.«
»Und es wird aussehen, als hätten die Jedi es die ganze Zeit gewollt«, fügte Omas hinzu. »Brillant.«
»Bist du sicher, was diese Planeten angeht?«, fragte Luke seine Schwester. »Sind sie vollkommen verlassen?«
»Wir sollten auf dem Rückweg zur Kolonie dort haltmachen und genauere Scans vornehmen.« Leia warf Han einen Blick zu, sah ihn nicken, dann fügte sie hinzu: »Aber ich bin sicher. Die Astrobiologie ist dort. einzigartig.«
»Also gut.« Luke sah sich um, suchte und erhielt ein bestätigendes Nicken von allen Meistern des Rates. »Wir haben offenbar ein Abkommen erreicht.«
Die Bitterkeit verschwand langsam aus der Macht, und dann konnte man die Anspannung aus den Mienen der Meister weichen sehen.
»Wir sollten uns lieber darauf vorbereiten, mit dem Dunklen Nest fertig zu werden«, sagte Mara. »Es mag diese Idee vielleicht nicht.«
»Dunkles Nest?«, fragte Omas.
»Das Gorog-Nest«, erklärte Luke. »Die Kolonie scheint selbst nicht von ihm zu wissen, also haben wir begonnen, es Dunkles Nest zu nennen.«
»Es hat uns mehrmals angegriffen«, fügte Mara hinzu.
»Warum?«, fragte Omas.
Mara zögerte, unwillig, dem Staatschef von der persönlichen Vendetta des Nests gegen sie zu berichten, also antwortete Leia.
»Wir sind nicht sicher«, sagte sie. »Das Nest will offenbar nicht, dass wir etwas mit der Kolonie zu tun haben, also kann es gut sein, dass sie versuchen werden, uns aufzuhalten.«
»Vielleicht will das Dunkle Nest ja den Krieg«, spekulierte Jacen. »Es klingt, als hätte man die Kolonie an den Rand des Reichs der Chiss gedrängt, noch bevor ihr die eigenen Planeten ausgingen. Es muss einen Grund dafür geben.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Cal Omas. »Ich dachte, Sie hätten Tenel Ka überredet, ihre Flotte zu schicken, weil die Kolonie einen Krieg verhindern will.«
»Die Kolonie will das auch«, sagte Cilghal. »Aber das Dunkle Nest.«
». hat vielleicht seine eigenen Gründe für einen Krieg«, beendete Leia den Satz. Sie wollte Omas' Ansicht zu diesem Thema nicht mit einer längeren Ausführung über die unbewussten Motive der Kolonie komplizieren - oder ihm einen Grund geben, daran zu zweifeln, dass die Jedi imstande waren, mit der Krise fertig zu werden. »Es gibt so etwas wie. äh, einen Machtkampf in der Kolonie.«
»Wo gibt es das nicht«, sagte Omas mit weisem Nicken. Machtkämpfe waren etwas, das jeder Politiker kannte. Er sah Luke an. »Wird das für Sie ein Problem sein?«
»Nur, es zu finden«, antwortete Mara. »Die Gorog haben sich gut verborgen. Bisher haben wir sie bei Yoggoy und Taat gesehen, aber wir haben keine Ahnung.«
»Kein Problem«, unterbrach Han sie. »Ich kann ihr Nest finden.«
»Ich weiß nicht, ob das auch nur möglich ist«, wandte Cilghal ein. »Die Gesellschaftsstruktur der Gorog unterscheidet sich vielleicht stark von den anderen Nestern. Sie haben vielleicht Parasitenzellen unter den anderen.«
»Ich kann sie finden - zumindest das. äh, Herz«, sagte Han und folgte Leias Beispiel, Welks und Lomis Namen nicht zu nennen. »Vertraut mir einfach.«
»Also gut.« Luke wandte sich wieder Staatschef Cal Omas zu. »Aber wir werden ein Team von Jedi mitnehmen müssen, das groß genug ist. um das Nest zu neutralisieren. Die Chiss werden alarmiert sein - und nichts, was Sie sagen, wird sie beruhigen können.«
»Sie werden sich wieder beruhigen, wenn die Killiks Qoribu verlassen. Bis dahin werde ich schon mit ihnen fertig - lassen Sie sich nur nicht zu viel Zeit.« Omas stützte die Hände auf den Tisch und stand auf. »Und da wir davon reden, ich muss mich jetzt auf den Weg.«
»Nicht so schnell«, sagte Han. »Wir haben Ihnen noch nicht gesagt, was es kosten wird.«
»Kosten?« Omas warf Luke einen Blick zu, der nur mit den Schultern zuckte und Omas wieder an Han verwies. »Selbstverständlich wird die Galaktische Allianz mehr als froh sein, Ihnen alle Kosten zu ersetzen, die der Falke...«
»Wir sprechen von ein wenig mehr.« Han zeigte auf Omas' Stuhl und bedeutete ihm, sich wieder hinzusetzen. »Sie müssen wissen, dass Leia und ich für diese Gruppe von Planeten etwas anderes im Sinn hatten, und das werden wir nicht einfach aufgeben, nur weil Sie Angst haben, was die Chiss denken.«
Omas verzog das Gesicht. »Tut mir leid, ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
»Borao«, sagte Leia. »Wir wollen, dass Sie den Anspruch von RePlanetHab annullieren.«
»Wir waren ohnehin die Ersten dort, und dann haben sie uns den Planeten einfach weggeschnappt«, sagte Han. »Das bringt immer noch meine Düsen zum Überhitzen.«
»Sie wollen, dass ich Ihnen einen Planeten gebe?«, keuchte Omas schockiert. »Im Inneren Rand?«
»Nicht uns.« Leia zeigte über Omas' Schulter auf die Ithorianer. »Unseren Klienten.«
Omas drehte sich langsam auf dem Stuhl herum und sah die Ithorianer an - die plötzlich erheblich weniger niedergeschlagen wirkten.
»Aha«, sagte er. »Wenn ich diese Entscheidung allein treffen könnte.«
»Han, erinnerst du dich an die Koordinaten der neuen Planetengruppe?«, fragte Leia. »Wir hatten all diesen Ärger mit dem Navicomputer, und ich bin nicht sicher, ob wir Kopien angefertigt.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte Omas und stand erneut auf. »Aber Sie müssen verstehen, dass ich das nicht einfach so tun kann. Es gibt immerhin die Wiederaufbaugesetze - ich werde eine besondere Ausnahme erzwingen müssen.«
»Dann würde ich vorschlagen, dass Sie sich beeilen«, sagte Corran und lehnte sich zurück. »Das Qoribu-Problem muss schnell gelöst werden, und ich bin sicher, die Solos wollen, dass diese Angelegenheit bereinigt ist, bevor sie aufbrechen.«
»Das ist vollkommen unmöglich!«, rief Omas.
Als Corran nur mit den Achseln zuckte, wandte sich Omas Kenth zu - der sich plötzlich erheblich mehr für die Ausbildungsfelder draußen interessierte als für den Staatschef.
Omas seufzte, dann sagte er: »Ich kann allerdings tatsächlich den Anspruch von RePlanetHab gewaltig behindern.« Er wandte sich den Ithorianern zu und fügte hinzu: »Das könnte einen Monat dauern, vielleicht auch zehn, aber ich werde es durchziehen. Nächstes Jahr um diese Zeit haben Sie wieder einen eigenen Planeten. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort als Staatschef.«
»Das ist nicht viel«, sagte Han und erhob sich ebenfalls. »Aber es wird wohl genügen müssen.«
»Im Gegenteil, Captain Solo.« Waoabi kam auf den Tisch zu und streckte die langfingrige Hand aus. um die des Staatschefs zu ergreifen und das Versprechen anzunehmen. »Es ist mehr, als wir jetzt haben. Danke.«