Han und Leia sahen sich verwirrt an. Freund gehörte normalerweise nicht zum Vokabular der Aqualish. »Wir sind nicht deine Freunde«, widersprach Han. »Das werden Sie aber bald sein.«

Der Aqualish wartete, bis die Käfer mit dem Spritzen fertig waren, dann scheuchte er den auf seiner Seite der Rampe weg und sprühte einen unangenehm riechenden Schaum über den Bereich.

»Das Zeug sollte lieber nicht ätzend sein«, warnte Han.

Aqualish konnten nicht lächeln - das Bedürfnis, dies zu tun, war während ihrer Entwicklung wahrscheinlich nie entstanden -, aber dieser hob den Kopf, und es gelang ihm irgendwie, freundlich dreinzuschauen.

»Nein, das ist es nicht.« Er warf Han den Kanister zu. »Wir müssen das alles sauber machen.«

Der Aqualish zeigte auf die andere Seite der Rampe, wohin ein anderer Käfer seinen Schleim gespritzt hatte, dann begann er den Teil abzuwischen, den er bereits mit seinem Spray überzogen hatte. Han sprühte eine dicke Lage Schaum über die Seite der Rampe, und ein Geruch nach etwas zwischen verfaulendem übst und brennendem Synthfell stieg ihm in die Nase.

»Sagen Sie mir noch einmal, was ich hier mache.«

»Die Arbeiter haben Sie markiert, weil Sie sie heruntergeworfen haben«, erklärte der Aqualish. Er warf Han den Lappen zu. »Lassen Sie sie durch, damit sie noch mal anfangen können, oder sie werden ihre Soldaten rufen und ihr Schiff auseinandernehmen lassen, um zu sehen, was Sie verstecken.«

»Anfangen womit?«, fragte Leia.

»Mit den Transaktionen«, erklärte der Aqualish. »Sind Sie nicht deshalb hier?«

»Äh. möglicherweise«, sagte Han. »Sie sprechen von Handel, oder?«

»Mehr von Übernahmen«, verbesserte der Aqualish. »Sie nehmen, was sie wollen. Und Sie nehmen, was Sie wollen. Alle sind zufrieden.«

Die Insekten begannen wieder, auf die Rampe zuzukommen.

»Eindringen unmittelbar bevorstehend«, stellte BD-8 fest. »Bitte um Erlaubnis zu.«

»Nein!«, sagte Leia. »Warte.«

Han war damit fertig, den Schaum wegzuwischen, er stand auf und sah die sechs Insekten vor der Rampe stehen.

»Sie werden doch keine Eier legen oder so?«, fragte er.

»Nein, das tun sie nur in der Herzwabe«, erklärte der Aqualish geringschätzig. »Lassen Sie sie einfach herausholen, was sie wollen, und dann nehmen Sie sich alles zurück, was Siebehalten wollen. Es ist erheblich einfacher so - und sicherer.«

»Wenn Sie das sagen.« Han trat beiseite, um die Käfer vorbeizulassen. »Also gut.«

Der erste Arbeiter reagierte mit einem einzelnen Klicken der Fresswerkzeuge, was von seinen Leuten wiederholt wurde.

»Das war wohl eine Bestätigung«, erläuterte C-3PO höflich.

Die Käfer gingen die Rampe hinauf.

Han sprang hinunter neben den Aqualish und gab ihm Sprühkanister und Lappen zurück. »Das mit dem Reißzahn tut mir leid.« Er griff nach dem Geldbeutel. »Was bin ich Ihnen für die Hilfe schuldig?«

»Nichts, Freund.« Der Aqualish machte eine abwehrende Geste. »Beim ersten Mal passiert das jedem.«

»Tatsächlich.« Han wollte wirklich gern herausfinden, welche Art von Trick der Aqualish da versuchte. »Ich hoffe, es stört Sie nicht, wenn ich das sage, aber Sie sind für einen Angehörigen Ihrer Spezies ziemlich hilfreich.«

Der Aqualish sah. wie der letzte Käfer im Falken verschwand. »Ja, im Grunde verstehe ich es auch nicht«, meinte er und schaute zurück zu seinem eigenen Schiff. »Ich fühle mich an diesem Ort eben einfach wohl.«

Han. Leia und die anderen verbrachten die nächste Stunde damit, sich genau anzusehen, was die Käfer aus dem Falken holten. Zunächst war es verwirrend und frustrierend -besonders, nachdem ein und dieselbe Kiste mit Proteinpackungen zum siebten oder achten Mal an ihnen vorbeigetragen wurde -, aber dann wurde ihnen klar, dass sie das. was sie nicht behalten wollten, am Fuß der Rampe stehen lassen mussten, und was immer sie nicht abgeben wollten, in den vorderen Frachtraum zurückbringen konnten. Am Ende boten ihnen die Käfer sogar Wachskugeln an und Krüge mit einer bernsteinfarbenen, süß duftenden und wahrscheinlich alkoholischen Flüssigkeit.

Schließlich war der einzige strittige Gegenstand die Killik-Dämmerung. ein keines Moosgemälde, das einmal vor Leias Schlafzimmer im Haus Organa auf Alderaan gehangen hatte. Das Kunstwerk stammte von dem verstorbenen Ob Khaddor -einem der größten Künstler von Alderaan - und zeigte eine Reihe rätselhafter Insektengestalten, die offenbar ihre vieltürmige Stadt verließen, während sich ein gewaltiger Sturm anbahnte. Han hatte keine Ahnung, wieso das die Käfer so faszinierte - wenn man einmal von dem offensichtlichen Thema absah -, aber jedes Mal, wenn er es auf den BehaltenStapel legte, trug ein Insekt es wieder zur Rampe. Han war bereit, mit der Auseinandersetzung darum zu beginnen. Das Bild war Leias wichtigster Besitz, und er war beinahe umgekommen, als er versucht hatte, es für sie auf Tatooine wiederzubeschaffen.

Gerade kam ein Käfer aus dem Falken, der die Killik-Dämmerung seinen vier Armen trug, und wollte, über den Rand des Rahmens spähend, die Rampe hinuntergehen. Han. der am Boden wartete, verschränkte die Arme und seufzte.

»Also gut«, sagte er. »Bringen wir es hinter uns.«

Statt weiter die Rampe hinunterzugehen, sprang der Arbeiter an der Seite hinunter und verschwand hinter dem chaotischen Haufen aus Kisten und Ersatzwerkzeugen neben dem Falken.

»Heh!«

Han versuchte, dem Käfer auf der anderen Seite den Weg abzuschneiden, aber er war nirgendwo zu sehen. Er warf einen Blick zu den anderen Insekten, die offenbar darauf warteten, dass diese letzte Transaktion ihr Ende fand, aber sie wandten ihre runden Augen nur ab und taten so, als hätten sie nichts bemerkt. Han grinste höhnisch, dann kniete er sich hin, um hinter die Landestützen des Falken zu spähen.

Nichts.

»Verdammt!« Han drehte sich langsam um, und sein Puls schlug heftiger, als er sich nach dem Käfer umsah. Auf halbem Weg den Hangar entlang bemerkte er, wie die Skywalkers mit Saba Sebatyne aus einem Korridor traten, zusammen mit einem Ewok mit schwarzem Fell, aber den Dieb konnte er nirgends erspähen. »Hutt-Schleim!«

»Han.« Leia erschien oben auf der Laderampe, die Arme mit Vorräten beladen, die sie und die anderen wieder wegpackten. »Was ist denn?«

»Nichts«, antwortete Han. »Aber diese Käfer werden tückisch.«

Leia setzte ihre Last ab. »Definiere tückisch, Han.«

»Keine Sorge.« Ein leises Rascheln erklang vom Transaktionshaufen her. Han spähte über eine Palette mit Roheiweiß und sah einen schlanken Insektenfuß hinter einer Kiste mit endorianischem Cognac. »Ich habe alles unter Kontrolle.«

Er ging um die Stapel herum, dann zog er die Kiste beiseite und fand den Arbeiterkäfer, der die Killik-Dämmerung mit seinen vier Greifklauen bedeckte.

»Uub urr«, summte das Insekt.

»Ja, das kann ich auch.«

Han riss ihm das Bild aus den Händen, dann drehte er sich um und sah. dass Ben vor Luke und den anderen auf ihn zugerannt kam.

»Onkel Han!« Er hob den Ellbogen zu einem alten Schmugglergruß. »Dad sagte schon, dass du hier bist!«

»Schön, dich zu sehen. Junge.« Han berührte Bens Ellbogen mit dem seinen. »Ich würde mich gern mit dir unterhalten, aber im Moment stehe ich hier mitten in einem Wettbewerb der Willenskraft.«

Er überließ es Leia, den Käfer aufzuhalten, um Luke und die andern zu begrüßen, und brachte das Bild wieder in den Falken, wo er sich hinkniete und im Boden ein Schmuggelfach öffnete.

»Das ist ein komischer Ort für Tante Leias Bild«, stellte Ben fest, der ihm an Bord gefolgt war.

»Das kannst du laut sagen.« Han ließ das Bild in das Fach gleiten, schloss es und stand auf. »Nun wollen wir deine Mutter und.«

Der Käfer erschien im Flur und fuchtelte mit den Fühlern. Er ging mit einem höflichen Surren an Han vorbei, dann blieb er stehen und setzte dazu an, das Geheimpaneel zu öffnen. Als sich das Fach nicht öffnen ließ, setzte er sich hin und klickte mit den Fresswerkzeugen.

»Also gut! Du brauchst deine Kumpel nicht zu rufen.« Han kniete sich neben den Käfer auf den Boden. »Verschwinde einfach.«

Han öffnete den Deckel. Das Insekt holte das Bild aus dem Fach und drehte sich damit um, dann gab es ein verblüfftes Summen von sich, als es Saba und ihrem Ewok-Begleiter gegenüberstand, die den Flur entlangkamen. Der Ewok entriss dem Käfer das Bild, drehte; es um und spuckte auf die Rückseite.

»Was soll das?« Han wandte sich Saba zu. »Ist dieser Kerl ein Freund von dir?«

»Tarfang und ich haben noch nicht zusammen getötet«, stellte Saba fest. »Aber er kann uns helfen.«

»Ach ja?« Han sah zweifelnd zu, wie Tarfang das Bild auf den Boden legte.

Der Ewok blickte zu Han auf und schnatterte etwas in der Sprache seiner Spezies, dann bedeutete er Han und den anderen, zur Laderampe zu gehen.

»Hör mal, Puschel«, sagte Han. »Ich weiß nicht, wofür du dich hältst, aber der Falke...«

»Onkel Han, sieh doch!«

Ben zeigte auf die Killik-Dämmerung. Der Käfer hatte das Bild in den Händen und fuhr mit den Fühlern über die Rückseite, auf die der Ewok gespuckt hatte. Er wiederholte die Geste mehrmals, dann gab er ein trauriges leises Surren von sich und legte das Bild wieder in das Schmuggelfach.

Han sah Tarfang an. »Wie haben Sie das gemacht?«

Die einzige Antwort des Ewoks war ein indigniertes Schnauben. Er drehte sich um und ging wieder zur Laderampe, nicht mehr daran interessiert, ob Han oder die anderen folgten.

»Empfindlicher kleiner Kerl, wie?«, murmelte Han.

»Tarfang ist kein besonders höflicher Typ«, erklärte Saba und drehte sich um, um dem Ewok zu folgen. »Aber sein Captain kann uns helfen, Jaina und die anderen zu finden.«

Han holte sie draußen ein, wo C-3PO sie informierte, dass Luke und die anderen mit Tarfang vorgegangen waren. Trotz Sabas Versicherung, dass die Killik-Dämmerung nun wirklich in Sicherheit sei, nachdem der Ewok daraufgespuckt habe, bat Han die Noghri, bei dem Bild zu bleiben.

Auf dem Weg setzten sie Ben in der Schatten bei Nanna ab, dann gesellten sie sich zu Luke, Mara und Leia vor einem mit Schuss- und Brandspuren verunzierten YT-1000-Transporter. Das Schiff war ein kleinerer Verwandter von Hans YT-1300. und sein Cockpit saß oben auf dem Rumpf, wo sich beim Falken der obere Geschützturm befand: auch einen unteren Turm gab es nicht. Zur Verteidigung hatte der Transporter nur Kurzstreckengeschütze, die gleichmäßig um den Rand des Rumpfs verteilt waren.

»Dieses Ding ist bis hierher geflogen?«, keuchte Han.

Ein empörter Ewok schimpfte aus dem schattigen Eingang des Schiffs.

»Er sagt, sie kämen von Regel acht«, übersetzte C-3PO. »Und er sagt, sie würden nicht all ihre Credits für überflüssige Reparaturen verschwenden.«

Leia trat an Hans Seite. »Entschuldigen Sie. Tarfang.« Sie bedachte ihn mit ihrem alten Diplomatenlächeln, einer Zurschaustellung von Zähnen, die alles hätte bedeuten können. »Han wollte Sie nicht beleidigen.«

»Ja«, sagte Han. »Ich war nur erstaunt über Ihre Tapferkeit.«

Tarfang sah Han einen Moment lang an, dann grollte er tief in der Brust und bedeutete ihm, die Rampe hinaufzukommen.

Han warf Leia und Mara einen Blick zu. »Seid ihr sicher?«

»Nicht wirklich«, war Lukes Antwort. Er lächelte und schlug Han auf die Schulter. »Wir hatten dich und Leia nicht erwartet.«

»Nun ja, einen Piratenring sprengen, das kann jeder«, sagte Han. »Aber mit Jaina zurechtkommen? Wir nahmen an, ihr könntet unsere Hilfe brauchen.«

»Das könnte schon sein«, sagte Mara lachend. Sie küsste ihn auf die Wange. »Schön, dich zu sehen. Han.«

Alle begrüßten einander, dann gingen sie die Laderampe hinauf in eine überraschend aufgeräumte Luftschleuse, hinter der alle notwendigen Ausrüstungsgegenstände ordentlich in einem Schrank aus Transparistahl untergebracht waren. Hinter dem Schott beleuchteten nur zwei von diesen wachsigen Leuchtkugeln, wie die Käfer sie verwendeten, den Korridor. In dem grünen Licht konnte Han sehen, dass die Durastahlpaneele dos Bodens ein bisschen zu gut gereinigt und gebohnert worden waren. Es gab einen viel sagenden Schatten, wo die »unsichtbaren« Nähte über den Schmuggelfächern zusammenstießen.

Tarfang wartete ein paar Schritte entfernt. Er grollte und winkte sie in die Hauptkabine. Bei der trüben Beleuchtung des Schiffs erwartete Han schon, dort drinnen ein wildes Geschöpf vorzufinden, das die Dunkelheit liebte, etwa einen Defel.

Stattdessen kniete vor einem offenen Wartungspaneel ein kleiner Sullustaner mit großen Ohren und einem mit Kohlenstoff verschmierten Overall. Er war sehr damit beschäftigt, Energieleitungen an ein neues Masterbord zu löten, obwohl sich Han nicht vorstellen konnte, wie das selbst einem Sullustaner im Licht einer einzigen Leuchtkugel gelingen sollte.

Tarfang ging zu dem Sullustaner, nahm Haltung an und räusperte sich.

»Weiter.« Der Sullustaner sprach, ohne seine Arbeit zu unterbrechen. »Ich höre.«

Tarfang begann mit einer ausführlichen Erklärung und zeigte dabei auf Saba und Luke, obwohl die Aufmerksamkeit des Sullustaners weiterhin auf das Masterbord gerichtet war. Schließlich war er offenbar mit seiner Arbeit fertig und wandte sich an seine Besucher.

»Ich heiße Jae Juun, Captain der XR-acht-null-acht-g.«

»XR-acht-null-acht-g?«. fragte Han. »Was für eine Art von Namen ist das denn?«

»Es ist selbstverständlich die Registrierungsnummer der Galaktischen Allianz.« Juun runzelte die Stirn und blinzelte in die Richtung, aus der Hans Stimme kam, aber Han saß tief im Schatten, und die kleinen Augen der Sullustaner hatten Schwierigkeiten mit dem Kontrast zwischen Licht und Dunkelheit. »Sie haben noch nicht von den XR-acht-null-acht-g gehört?«

»Hätten wir das tun sollen?«

Juun setzte ein höhnisches Sullustaner-Grinsen auf. »Nicht, wenn ich wirklich gute Arbeit geleistet habe.«

»Sie sind über Ihre wildesten Träume hinaus erfolgreich gewesen«, stellte Han fest. Leia packte ihn am Ellbogen und drückte warnend zu. aber der Sullustaner lächelte immer noch.

»Tarfang sagt, Sie suchen jemanden, der Ihnen hilft, Ihre Freunde einzuholen.«

»Sie zu finden«, verbesserte Luke.

»Ich verstehe. Nun, das macht keinen Unterschied.« Er warf Tarfang einen verärgerten Blick zu. »Ich denke, mein Erster Maat hat seine Befugnisse ein wenig überschritten.«

Tarfang sagte etwas in einem ungläubigen Tonfall.

»Es ist nicht die Aufgabe des Ersten Maats, die Finanzierung zu sichern«, erklärte Juun. »Überlass mir die Sorgen darum, wie wir für diesen Vortex-Stabilisator bezahlen sollen.«

»Einen Vortex-Stabilisator?«, fragte Han. »Für einen so alten YT-1000? Kann nicht leicht sein, einen hier draußen aufzutreiben.«

»Jedenfalls nicht zu einem fairen Preis. Aber ich könnte einen einfliegen lassen, wenn ich zweihundert Credits mehr zahlen würde.«

»Wenn Sie uns helfen«, sagte Han, »werden wir die zweihundert Credits für Sie zahlen.«

Plötzlich riss Juun den Mund auf. »Ich wusste, dass ich die Stimme kenne!«, rief er. »Warum haben Sie nicht gleich gesagt, dass Sie Han Solo sind?«

Tarfang warf einen höhnischen Blick zu Han und sagte etwas.

»Ja, aber das hier ist Han Solo!«, verkündete Juun. »Ich baue in die XR-acht-null-acht-g all die von Ihnen entwickelten Extras ein, und ich habe all Ihre Manöver aus den Geschichtsvids auswendig gelernt.«

»Ah. ich würde mich nicht auf das verlassen, was in diesen Holovids zu sollen ist«, wandte Hau ein und gestattete dem Sullustaner. ihm die Hand zu schütteln, »lind was Ihre Hilfe angeht.«

»Ich würde Ihnen gern helfen.« Juun schüttelte enttäuscht den Kopf. »Aber das wäre nicht angemessen.«

»Angemessen?«, wiederholte Han. Dieses Wort enthielt alles, was ihm bei Sullustanern gegen den Strich ging. »Warum nicht?«

»Weil wir ein Übereinkommen mit unseren Gastgebern haben, und offenbar wollen die nicht, dass Sie Ihre Freunde finden.«

Tarfang stöhnte und schlug sich die Hand gegen die Stirn.

»Wir können die Wünsche unserer Geschäftspartner nicht ignorieren«, sagte Juun zu dem Ewok. »Wir haben eine Übereinkunft.«

»Eine Übereinkunft, die sie nicht aufrechterhalten können, solange sie keine zweihundert Credits auftreiben können«, spekulierte Han. »Wie lange werden die Käfer warten?«

»Ich muss zugeben, wir stecken in einem Dilemma«, murmelte Juun.

»Was, wenn wir eine Kopie Ihrer Sternenkarten kaufen?«, wollte Luke wissen.

Juun schüttelte den Kopf. »Meine Karten würden Ihnen nicht helfen. Ihre Freunde sind nach Yoggoy geflogen.«

»Und Sie wissen nicht, wo sich Yoggoy befindet?«, fragte Luke.

»Das tut niemand«, antwortete Juun. »Die Yoggoy sind sehr stolz auf ihre Geheimhaltung. Sie verbergen den Ort ihres Nests vor allen.«

Saba warf Tarfang einen Blick zu. »Warum haben Sie dann behauptet. Sie könnten uns helfen, unsere Freunde zu finden?«

Tarfang schnatterte eine Antwort.

»Weil die XR-acht-null-acht-g eine Fracht nach Yoggoy hat?«, übersetzte C-3PO. »Und wenn ein Schiff eine Fracht nach Yoggoy erhält, erhält es auch die notwendigen Daten, um entsprechend navigieren zu können?«

»Also gut.« Selbst Leia schien die Geduld zu verlieren. »Helfen Sie uns, ebenfalls eine solche Fracht zu erhalten, und wir zahlen Ihnen eine Vermittlungsprovision.«

Tarfang gab eine lange Antwort, die C-3PO übersetzte mit: »Tarfang schlägt vor, dass Sie Captain Juun einfach das Geld geben. Dann werden sie auf Yoggoy nachsehen, wie es Ihren Freunden geht, und Bericht erstatten, wenn sie zurückkommen.«

»Selbstverständlich werden sie das tun.« Han wandte sich den anderen zu, dann nickte er in Richtung Tür. »Wir verschwenden hier nur unsere Zeit.«

Leia bedeutete ihm zu warten. Er behielt weiterhin Tarfang im Auge. Zum ersten Mal bemerkte er, dass Mara nicht mehr bei ihnen war. Sie war sehr geschickt, wenn es darum ging, unbemerkt davonzuschlüpfen.

Schließlich wandte sich Luke wieder Han zu. »Tarfang versucht nicht, uns hereinzulegen. Er will wirklich einen ehrlichen Handel abschließen.«

Tarfang fauchte dem Jedi-Meister etwas zu.

»Er hat Ihre Gedanken nicht gestohlen«, sagte C-3PO zu dem Ewok. »Meister Luke ist kein Dieb.«

Tarfang fuhr zu dem Droiden herum und bellte einen Befehl.

»Also gut. Aber unter diesen Umständen würde ich es ihm nicht übel nehmen, wenn er sein Lichtschwert gegen Sie einsetzte.« C-3PO sah Luke an. »Tarfang droht, Ihnen die Augen zu nehmen, wenn Sie das noch einmal machen.«

»Oh, das macht ihm also wirklich Angst«, sagte Han und schaute den Ewok dabei an. »Sie wollen einen Handel abschließen? Hier ist er: Zweihundert Credits, und Sie beschaffen uns Fracht!«

Zu Hans Überraschung war es Saba, die sagte: »Das kann er nicht.«

»Warum nicht?«

»Weil Lizil es nicht zulassen würde.« Es war Luke, der die Frage beantwortete. »Er - oder sie - will nicht, dass wir Jaina und die anderen finden.«

»Sie«, verbesserte Juun.

Luke runzelte die Stirn. »Was?«

»Sie. Es sind mehrere.«

Der Sullustaner arbeitete unterdessen weiter und lötete etwas, das aussah wie das Hinterende einer Energieleitung, an den Haupt-Kabinen-Output. Han hätte ihm gern einen Rat gegeben, aber er hatte schon vor langer Zeit gelernt, nie einem anderen Captain zu sagen, wie er sein Schiff warten sollte. Außerdem hätte jeder, der sich das Steuerpult des Falken ansah, wahrscheinlich ebenso viele Zweifel über seine Arbeit entwickelt, wie er gegenüber der von Juun hatte.

»Lizil ist nicht ihr Anführer.« Juun blickte von seiner Arbeit auf und zog die heiße Spitze des Lötkolbens über den Flux-Inhibitor-Schaltkreis. »Lizil ist sie alle.«

»Sie haben alle den gleichen Namen?«, fragte Leia.

»In gewissem Sinn, aber es ist mehr als das. In ihrer Vorstellung sind sie alle zusammen Lizil. Lizil ist das Nest, aber auch all seine Angehörigen.«

»Sie haben kein Gefühl von Identität?«, fragte Leia.

»Ich denke, das ist so«, sagte Juun. »Aber ich bin nicht sonderlich versiert, was xenobiologische Definitionen angeht.«

Tarfang gab leise etwas hilfreich Klingendes von sich.

»Master Tarfang sagt, das sei nur wichtig, wenn es um das gesamte Nest oder einen seiner Angehörigen geht.« Tarfang sprach ungeduldig weiter. »Aber Sie würden nie erkennen können, was von beiden gemeint ist«, fügte C-3PO hinzu.

»Wie nett«, sagte Han. »Warum will Lizil denn nicht, dass wir Jaina finden?«

Weil Juun zögerte, begann Tarfang wieder eindringlich zu schnattern.

»Aber niemand sagte, es wäre nicht geheim«, erwiderte Juun.

»Sie sind einfach störrisch«, erklärte Saba. »Etwas ist nur geheim, wenn.«

»Warte«, sagte Han zu Saba. Sullustaner waren nicht nur störrisch, sondern ebenso methodisch, und eine weitere Bemerkung der Barabel hätte nur dazu geführt, alles noch mehr hinauszuzögern, wenn sie sich mit Juun anlegte. »Die Situation ist ein wenig unklar.«

Saba sah Han aus einem dunklen Auge an.

»Es gibt unser Übereinkommen und Ihre stillschweigenden Verpflichtungen«, sagte Han, an Juun gewandt. »Stimmt das?«

Der Sullustaner nickte schnell. »Wir Captains verstehen diese Dinge.«

»Stimmt«, sagte Han. »Aber seid ihr nicht auch Schmuggler?«

Tarfang grunzte zustimmend.

Han sah weiterhin Juun an. »Und auch Sie sind ein Schmuggler.«

Juun knurrte bestätigend.

»Da haben Sie's«. meinte Han. »Sie müssen mir antworten.«

»Ach ja?«

»Ja.« Han ließ ein wenig von der Ungeduld, die er empfand, in seine Stimme einfließen. »Der Schmugglerkodex verlangt es.«

Juun wandte sich wieder seiner Arbeit zu und fragte lässig: »Der Schmugglerkodex?«

»Regel sieben?«, schlug Han vor. »Ich schwöre, anderen Schmugglern zu helfen, solange es mich nichts kostet.«

»Ja, selbstverständlich.« Juuns kalter Blick schoss zwischen den Teilen des Steuerpults hin und her. Es war unmöglich, dass er den Schmugglerkodex tatsächlich kannte - Han hatte ihn schließlich gerade erst erfunden -, aber nichts brachte Sullustaner in größere Verlegenheit, als zugeben zu müssen, dass sie die angemessenen Verfahren nicht kannten. »Regel sieben. Die hätte ich beinahe vergessen.«

»Ich denke, das klärt die Situation«, sagte Leia. Sie warf Han ein anerkennendes Lächeln zu, dann hockte sie sich neben Juun. »Was versucht Lizil also zu verbergen?«

Juun begann, die Leitung zum Schaltkreis der vorderen Landestützen zu löten. »Sie haben die neuen Nestangehörigen gesehen?«

Han erwartete, dass Leia den Kopf schüttelte, aber sie schien etwas von ihrem Bruder zu spüren und gestattete Luke, die Antwort zu geben.

»Sie meinen Lizils Übersetzer?«

»Keine Übersetzer«, sagte Juun. »Angehörige anderer Spezies, die ebenfalls Lizil sind.«

Saba runzelte die schuppige Stirn. »Wie kann das sein?«, krächzte sie. »Die meisten von ihnen haben nicht einmal sechs Beine.«

»Das zählt nicht«, sagte Juun. »Sie wurden absorbiert.«

»Absorbiert?« Es fiel Hau schwer, das zu verstehen, wahrscheinlich, weil er keines dieser Wesen gesehen hatte. »Wie meinen Sie das, absorbiert?«

»Geistig, nehme ich an«, sagte Luke und richtete dabei den Blick auf Juun. »Es ist eine Art von Gehirnwäsche!«

Juun zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nur, wenn jemand zu lange in einem Nest bleibt, wird er absorbiert.«

»Wollen Sie damit sagen, dass meine Tochter sich jetzt für eine Art von Käfer hält?«, fragte Han und machte einen Schritt auf den Sullustaner zu. »Lind das wollten Sie mir verschweigen?«

Juun zuckte zusammen, richtete sich auf und trat hinter Leia. »Es ist nicht meine Schuld!«

»Immer mit der Ruhe, Han«, sagte Luke. »Wir wissen nicht, was hier passiert ist.«

»Wissen wir. dass es nicht passiert ist?«, fragte Han wütend.

»Jetzt bist du störrisch«, sagte Saba. »Wir wissen nichts, nicht einmal, wo sie sind.«

Sabas Einmischung erinnerte Han daran, dass er und Leia nicht die Einzigen mit einem gefährdeten Kind waren, Auch ihr Sohn Tesar befand sich unter den Jedi-Rittern, die Jaina in die Unbekannter! Regionen gefolgt waren.

»Es tut mir leid, ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.« Han berührte Sabas Rücken, dann schluckte er angestrengt und erinnerte sich, dass das Berühren einer Barabel eine gute Möglichkeit war, den Arm zu verlieren. »Manchmal vergesse ich, dass du eine Jedi bist.«

»Keine Sorge.« Saba legte ihm eine schuppige Hand auf die Schulter. »Diese hier vergisst es manchmal auch.«

Einen Augenblick schwiegen alle, und Luke und die anderen erinnerten sich an die. die sie während der Myrkr-Mission verloren hatten. Anakin und Bela und Krasov und die anderen, und Han glaubte, beinahe spüren zu können, wie Saba in der Macht nach ihm griff, um ihm die Kraft zu geben, an die Fähigkeiten seiner Tochter zu glauben, um ihn zu erinnern, dass sie eine Jedi-Ritterin war und eine Sternenpilotin und eine so große Kriegsheldin, wie er und Leia Helden in ihrem Krieg gewesen waren. Es mochte einem Vater schwerfallen, diese Dinge zu bedenken, aber sie entsprachen der Wahrheit - und wie Leia immer sagte, in der Wahrheit lag Kraft.

»Also gut«, sagte Han laut und bedeutete Juun, sich zum Kombord zurückzuziehen. »Wir können wieder an die Arbeit zurückkehren. Es geht mir besser.«

Leia warf ihm einen verständnisvollen Seitenblick zu, dann drehte sie sich zu Juun um. »Was will Lizil mit einer Gruppe Jedi-Ritter anfangen?«

»Das weiß ich nicht«, sagte Juun. »Aber sie sind zusammen mit Unu aufgebrochen.«

»Unu?«

»Das Hauptnest«, sagte Juun. »ihre Tochter und die anderen wurden von einer Eskorte aus Unu-Wachen begleitet.«

»Noch mehr Käfer?«. fragte Hau hoffnungslos. »Na wunderbar.«

»Es gibt eine ganze Organisation von Nestern?«, fragte Leia.

Der Sullustaner nickte. »Die Kolonie.«

Hau glaubte, allmählich zu verstehen. »Und wie groß ist diese Kolonie?«

Juun nahm einen Datenblock aus seiner Tasche und begann darauf herumzutippen. »Ich habe gehört, dreihundertfünfundsiebzig Namen.«

Luke stieß einen leisen Pfiff aus. »Genug, dass es von hier bis zur Chiss-Grenze reicht. Jetzt fange ich an zu verstehen.«

»Tatsächlich?«, fragte Han.

»Die Situation ist nicht besonders kompliziert«, sagte Leia. »Die Kolonie stößt an die Grenze der Chiss. Damit ist ziemlich klar, wieso das Hauptnest gern ein paar Jedi auf seiner Seite hätte, besonders ein Team wie dieses.«

»Eine Jedi-Einsatztruppe bildet einen guten Ausgleich«, stimmte Han zu. »Aber ich würde auch gern wissen, warum sich diese Kolonie überhaupt hier draußen befindet.«

Es war längere Zeit still, und schließlich schauten alle Juun an. Tarfangs Blick huschte von einem zum anderen, und dann begann er, zornig und abwehrend zu schnattern.

»Tarfang bittet, dass Sie aufhören, sie so anzusehen«, übersetzte C-3PO. »Er streitet jede Verwicklung in die Sache ab.«

»Das wollten wir auch nicht andeuten«, sagte Leia.

»Aber wir brauchen Ihre Hilfe«, sagte Luke zu Juun. »Han braucht Ihre Hilfe. Wir müssen unsere Jedi-Ritter finden.«

Juun dachte einen Moment darüber nach. »Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit. Wir haben Platz im vorderen Frachtraum. Wenn wir Sie dort verstecken.«

»Vergessen Sie das«, entgegnete Han. »Wir fliegen unsere eigenen Schiffe.«

»Ich fürchte, das ist die einzige praktische Möglichkeit«, wandte Juun ein. »Ich werde mich selbst ebenfalls vollkommen auf den Lotsen verlassen müssen.«

Han schüttelte den Kopf.

»Han, ich weiß, es würde eng werden«, sagte Luke. »Aber es klingt nach dem besten Plan.«

»Nein«, widersprach Han. »das tut es nicht.«

Lukes Blick glitt zum Steuerpult und dann sofort wieder weg, aber es war nicht schnell genug gewesen, um Juuns Aufmerksamkeit zu entgehen.

»Warum sehen Sie das Steuerpult an?«, fragte er. »Trauen Sie mir nicht zu, mein eigenes Schiff zu warten?«

»Na ja, Sie sind mit dem Lötkolben ausgerutscht.« Han bückte sich und zeigte auf eine silbrige Linie, die sich über das Pult zog. »Sie werden einen Kurzschluss bei den Durchflussreglern bekommen.«

Juun betrachtete die Linie. »Das da ist nichts. Ich habe mich an die entsprechenden Prozeduren gehalten.«

»Ja, aber dabei sind Sie ausgerutscht und.«

»Es ist mehr als ausreichend. Ich werde es demonstrieren.« Juun bediente den Hauptschalter, dann winkte er Tarfang zur Seite der Kabine. »Kümmere dich um die Hauptsicherung.«

»Juun. ich glaube nicht, dass das eine gute.«

Ein scharfes Klacken erklang. Han hatte gerade noch Zeit, die Augen zu schließen, bevor ein Gewitter aus Lichtblitzen und zischenden Stromkreisen begann. Leia und die andern schrien erschrocken auf. Als das Knistern weiterging, zog Han den Blaster. öffnete die Augen und sah das Gewitter vor allem in den Drähten um den Hauptschalter.

Er feuerte einen Blasterschuss in den Hauptschalter, und das Knacken und Zischen verklang. Dann lag die Hauptkabine wieder in trübem grünlichem Licht.

Juun sank vor dem Steuerpult auf die Knie. »Nicht noch einmal!«

»Was habe ich Ihnen gesagt?«, fragte Han.

Tarfang kehrte zu der Gruppe zurück und betrachtete seinen erschütterten Captain einen Moment, dann wandte er sich Han zu und sagte etwas in einem sehr scharfen Tonfall.

»Er erklärt, die Kosten haben sich gerade verdoppelt, Captain Solo«, übersetzte C-3PO. »Sie müssen für die Schäden zahlen, die Sie angerichtet haben.«

»Die ich angerichtet habe?«, fragte Han empört. »Ich habe ihm gesagt, er solle nicht.«

»Wir werden mit Freuden alles ersetzen, was Han auf der XR-acht-null-acht-g beschädigt hat«, erklärte Leia. »Und wir werden alles tun, was wir können, damit Captain Juun seine Reparaturen beenden kann - wie es Regel sieben der Schmugglergesetze entspricht.«

»Aber sicher«, fügte Han hinzu, der Leias Strategie begriff. »Und es ist nicht so schlimm, wie's auf den ersten Blick scheinen mag. sonst wäre der Qualm dicker.«

Juun blickte auf. die Augen staunend aufgerissen. »Das wird alles von Regel sieben abgedeckt?«

»O ja«, sagte Han. »Aber wir fliegen unsere eigenen Schiffe.«

»Ich bin sicher, wir werden einen Weg finden, Captain Juun folgen zu können.« Luke klang, als hätten sie bereits alle Probleme gelöst. »Wir werden vielleicht ein paar zusätzliche Ausrüstungsteile installieren.«

Tarfang bleckte die Zähne, dann stellte er eine Frage.

»Welche Art von Ausrüstungsteil?«, übersetzte C-3PO.

»Die geheime Art«, erklärte Luke mit einem missmutigen Blick zu dem Ewok.

Tarfang runzelte die pelzige Stirn und erwiderte den missmutigen Blick einen Moment, dann sagte er wieder etwas, und C-3PO übersetzte: »Captain Juun geht damit ein großes Risiko ein. Sie werden entsprechend bezahlen müssen.«

»In Ordnung«, sagte Luke. Er trat auf Juun und Tarfang zu. und für einen Augenblick schien er so groß wie ein Rancor. »Aber Sie wissen, wer wir sind. Sie wissen, was es bedeutet, wenn Sie versuchen, uns zu betrügen.«

Tarfang wich ein wenig zurück, aber Juun schien sich nicht beeindrucken zu lassen.

»Han Solo betrügen?«, fragte er. »Wer wäre so dumm, das zu versuchen?«

Drunten im Tal durchsuchten die Taat die Flutebene, und ihre Oberkörper schimmerten grün im trüben Licht von Jwlio. Aufgeteilt auf den Rest ihres Vorratsterritoriums, das nach einer Entlaubungsaktion der Chiss verwelkt war, ernteten die Arbeiter alles ab und ließen nichts zurück als Rooj-Stoppeln und Schlamm. Es war ein verzweifeltes Unterfangen, das die Hungersnot in der Zukunft nur vergrößern würde, aber den Insekten blieb nichts anderes übrig. Ihre Larven hungerten.

Inmitten solcher Armut und Entbehrung hatte Jaina Solo mehr als nur ein schlechtes Gewissen, wenn sie grünen Thakitillo aß, aber es war das Einzige auf der Speisekarte an diesem Abend. Morgen würden es Brod-Rippen sein oder Krayt-Eier oder eine andere Seltenheit, die eher zu einem Staatsbankett als zu einem Feldposten gepasst hätte, und sie würde es ebenfalls akzeptieren, um die Taat nicht zu beleidigen.

Jaina steckte sich noch ein Stück in den Mund, dann sah sie sich auf der Veranda unter ihren Freunden um. Sie saßen alle auf primitiven Bänken aus Spuckebeton, hielten die Schalen auf dem Schoß und hatten kleine Machtblasen errichtet, um den Staub fernzuhalten. Trotz des Winds, der wegen der Anziehung von Qoribu - Jwlios beringter Gasriesensonne -wehte, aß die Gruppe für gewöhnlich draußen. Niemand wollte länger als notwendig Zeit in den stickigen Räumen der Nesthöhlen verbringen.

Nachdem sich die Rinde aufgelöst hatte, tippte Jaina mit dem Löffel gegen die Schale. »Also gut«, sagte sie. »Wer ist für diese Sache verantwortlich?«

Einer nach dem anderen hoben die anderen die Köpfe, und man sah ihnen unterschiedliche Grade schlechten Gewissens an. Kurz nach seiner Ankunft hatte das Team entdeckt, dass die Taat ihnen, wann immer sie über ein bestimmtes Lebensmittel sprachen, genau das innerhalb von ein paar Tagen vorsetzten, um welchen Preis auch immer. Beunruhigt darüber, die eingeschränkten Mittel ihrer Gastgeber zu verschwenden, hatte Jaina der Gruppe zunächst befohlen, vor den Taat nur noch über erschwingliches Essen zu reden, und dann, es vollkommen zu vermeiden.

Schließlich hob Tesar Sebatyne eine Klaue. »Es könnte dieser hier gewesen sein.«

»Könnte?«, fragte Jaina. »Du hast entweder etwas gesagt oder nicht.«

Tesars Rückenschuppen richteten sich zu der BarabelVersion von Erröten auf. »Dieser hier hat nichts gesagt. Er hat es gedacht.«

»Sie können keine Gedanken lesen«, sagte Jaina. »Jemand anders muss etwas gesagt haben.«

Sie sah sich in der Gruppe um. Die anderen erforschten weiterhin ihr Gedächtnis, aber niemand konnte sich erinnern, auch nur allgemein über Essen gesprochen zu haben.

Schließlich sagte Zekk: »Ich bin einfach nur froh, dass es Thakitillo ist und kein Salkrat oder so etwas.« Er saß neben Jaina auf einer Bank und trug sein schwarzes Haar so lange und zerzaust wie in seiner Jugend, aber das war auch schon alles, was von dem alten Zekk übrig geblieben war. Er war noch einmal gewaltig gewachsen und beinahe riesig, fast zwei Meter groß, mit Schultern so breit wie Lowbacca. »Ich dachte, Barabels fangen sich ihr Essen am liebsten selbst.«

»Wenn wir können. Aber dieser hier dachte an unsere letzte Mahlzeit an Bord der Lady Luck, und er schmeckt immer Thakitillo, wenn er sich an Bela und Krasov erinnert und.« Tesar brach ab, warf Jaina einen kurzen Blick zu und erkannte deren Trauer, die sie seit der Myrkr-Mission teilten. ». die anderen denkt.«

Selbst diese; sanfte Erinnerung an den Tod ihres Bruders -selbst sieben Jahre später - verursachte ein schmerzhaftes Gefühl der Leere in Jainas Brust. Für gewöhnlich beschäftigten ihre Pflichten als Jedi-Ritter sie zu sehr, um über solche Dinge nachzudenken, aber es kam immer noch zu Augenblicken wie diesen, wenn schreckliche Erinnerungen über sie hinwegrasten wie ein nkllonisches Wildfeuer.

»Die Taat belauschen also vielleicht tatsächlich unsere Gedanken«, sagte Tahiri und riss damit Jainas Aufmerksamkeit in die Gegenwart zurück. »Ich meine, wenn wir wirklich sicher sind, dass keiner von uns etwas gesagt hat.«

Lowbacca stieß ein lang gezogenes Wookiee-Stöhnen aus.

»Ich fürchte, dann dürfen wir auch nicht mehr ans Essen denken«, stimmte Jaina zu. »Wir sind Jedi. Wir können hier nicht wie die Hutts tafeln, während die Taat-Larven hungern.«

»Das nimmt der Sache zweifellos den Spaß«, stimmte Alema Rar zu. Die Twi'lek steckte sich einen Löffel Thakitillo in den Mund, dann biss sie in eine Rinde und rollte die Spitzen der langen Lekku auf. die ihr auf den Rücken hingen. »Na ja. den größten Teil des Spaßes.«

Zekk aß einen Löffel, dann fragte er: »Stört es denn niemanden, dass sie vielleicht unsere Gedanken belauschen?«

»Das sollte es«, antwortete Jaina. »Jemand ist in unsere Köpfe eingedrungen, ohne uns zu fragen.«

Alema zuckte mit den Achseln. »Das ist meiner Meinung nach zu engstirnig. Dass sie meine Gedanken lesen, bewirkt bei mir, dass ich mich hier willkommen fühle.«

Jaina dachte einen Augenblick darüber nach, dann nickte sie zustimmend. »Ich auch - und geschätzt. Zekk? Du hast das Thema aufgebracht.«

»Ich habe nur gefragt«, sagte er. »Es stört mich ebenso wenig.«

»Mir geht es genauso«, sagte Tekli. Die dicke Schnauze der pelzigen kleinen Chadra-Fan zuckte. »Aber wir meiden das Machtgeflecht, weil wir nicht gern Gefühle miteinander teilen.«

»Das ist etwas anderes«, sagte Tahiri. »Wir würden einander nur auf die Nerven fallen.«

»Um es einmal vorsichtig auszudrücken«, fügte Jaina hinzu. »Ich werde nie vergessen, wie ich plötzlich diese Blutgier spürte, als Tesar das erste Mal einen Rallop sah.«

»Oder wie verwirrt sich dieser hier fühlte, als Alema mit diesem rodianischen Seilringer nisten wollte.« Tesars Schuppen zuckten ein wenig, dann fügte er hinzu: »Es dauerte eine Woche, bevor er wieder jagen konnte.«

Alema lächelte bei der Erinnerung, dann sagte sie: »Nisten war nicht unbedingt, was mir durch den Kopf ging.«

Lowbacca setzte die Schale fest auf der Bank neben sich ab und stöhnte mürrisch und in müder Resignation. Nach dem Krieg hatten Jaina und die anderen Angehörigen der Einsatzgruppe unerwartete Stimmungsänderungen bemerkt, wann immer sie zusammen waren. Es hatte Cilghal nur ein paar Tage gekostet, das Problem als verspätete Reaktion auf das Kampfgeflecht zu diagnostizieren. Weil sie es während der Myrkr-Mission so lange aufrechterhalten hatten, begann es die Grenzen ihres Geistes zu beeinträchtigen, mit dem Ergebnis, dass sie immer wieder gefühlsmäßig in der Macht miteinander verschmolzen, wenn sie einander nahe waren.

Manchmal glaubte Jaina, diese Nebenwirkung war auch der Grund, wieso so viele Überlebende der Einsatzgruppe Schwierigkeiten hatten, ihr bisheriges Leben fortzusetzen. Tenel Ka kam als hapanische Königin gut zurecht, und Tekli und Tahiri schienen Zonama Sekot als einen Freund und als Zuhause zu betrachten, aber die anderen - sie selbst, Alema, Zekk, Tesar, Lowbacca. selbst Jacen - wirkten immer noch irgendwie verloren, unfähig, eine Verbindung zu jemandem herzustellen, der nicht dort gewesen war. Jaina wusste, dass dies der Grund war, wieso sie ihre Beziehung zu Jag nicht wirklich hatte ausleben können. Sie liebte ihn. aber sie hatte sich immer weiter von ihm entfernt. Tatsächlich entfernte sie sich von allen.

Sie spürte, dass sich ihre säuerliche Stimmung auf die anderen übertrug, und zwang sich zu einem Lächeln. »Ich habe auch gute Nachrichten«, sagte sie. »Jacen ist auf dem Weg.«

Wie sie gehofft hatte, änderte das die Situation sofort -besonders Tahiri freute sich, denn sie hatte eine besondere Beziehung zu Jacen, seit der Zeit, die sie beide in den Foltergruben der Yuuzhan Vong verbracht hatten.

Aber es war Alema - die sich immer schnell für Männer interessierte -. die fragte: »Weißt du. wann?«

»Schwer zu sagen«, antwortete Jaina. Niemand machte sich die Mühe, zu fragen, ob sie tatsächlich mit ihrem Zwillingsbruder gesprochen hatte - sie befanden sich einfach zu nahe an der Chiss-Grenze, sodass sie damit rechnen mussten, abgehört zu werden. »Aber ich fühle, dass er all die Hindernisse, die ihn bisher aufgehalten haben, überwunden hat.«

»Wie wird er die Kolonie finden?«, fragte Tahiri. Obwohl sie Alemas Interesse an Jacen so deutlich spüren konnte wie Jaina, schien sie darüber eher amüsiert als verärgert. »Tekli und mir wäre es ohne die Hilfe von Zonama Sekot nicht gelungen.«

»Ich habe ihm eine Nachricht mit den Koordinaten des Lizil-Nestes zukommen lassen«, sagte Jaina. »Ich gehe davon aus, dass er.«

Sie brach ab, weil sich plötzlich Panik in ihr ausbreitete. Panik von gewaltiger Kraft, und zuerst glaubte sie. es hätte mit ihrem Bruder zu tun. Dann polterten Thakitillo-Schalen auf die Bänke, und ihre Begleiter standen auf und griffen nach ihren Lichtschwertern.

»Spürt ihr das auch?«, sagte Jaina in die Runde.

»Angst«, bestätigte Zekk. »Überraschung.«

Lowbacca grollte.

»Und Entschlossenheit«, fügte Jaina hinzu.

»Was soll das?«, fragte Tahiri. »Es ist, als wären die Taat auch ein Teil des Machtgeflechts.«

»Vielleicht sind sie machtempfindlicher, als wir dachten«, spekulierte Alema.

Jaina suchte in den Gesichtern ihrer Freunde nach einer Andeutung, dass sich diese Empfindung auch nur annähernd wie eine normale Machtwahrnehmung angefühlt hatte. Aber sie entdeckte nur verwirrte und zweifelnde Blicke.

Dann erhob sich ein vertrautes Grollen tief im Nest. Lange schwarze Rauchfahnen stiegen aus den Ausstoßöffnungen über dem Tal zu Qoribus umringter Scheibe auf.

»Sieht aus, als wäre ein weiterer Entlauber auf dem Weg.« Jaina war beinahe erleichtert, als sie sich auf den Weg zum Hangar machte. Nach der unerwarteten Panik hatte sie etwas Schlimmeres befürchtet. »Schicken wir ihn zurück!«

Das Wrack war ein CEC YV-888 - ein leichter, konventionell gebauter Transporter. Jacen konnte das an seinem großen Rumpf erkennen und an den Resten der geschmolzenen Steuerflossen des hinteren Triebwerksteils. Er war irgendwann während des letzten Jahrzehnts abgestürzt, das entnahm er dem inzwischen schwachen Geruch nach Asche und Schlacke, der aber immer noch vom zerklüfteten Kraterrand bis auf die Blumenwiese wahrzunehmen war. Der Rumpf des Schiffs war zu dick mit Insekten überzogen, als dass er sicher sein konnte, ob es sich um das Schiff handelte, das erklären würde, wieso Jaina und die anderen so tief in die Unbekannten Regionen gerufen worden waren.

Jacen wartete, bis eine Gruppe daumengroßer Insekten an der Absperrung vorbeigekrabbelt war, dann legte er die Hand darauf und schwang sich hinüber. Harsches Rascheln erklang hinter ihm, als andere, größere Insekten missbilligend die Flügel bewegten. Er achtete nicht darauf, ging weiter und sah sich dabei mithilfe der Macht um, um nicht auf winzige Dinge zu treten, die zwischen dem Grün verborgen waren. Die Kolonie-Spezies unterschieden sich in ihrer äußeren Erscheinungsform gewaltig voneinander, und alle Insekten, die er aus Versehen zertreten würde, waren wahrscheinlich selbst Besucher und nicht nur nach Nahrung suchende Käfer.

Jacens Führerin, ein brusthohes Insekt, das im Nest von Lizil gewartet hatte, um ihm als Navigatorin zu dienen, eilte an seine Seite und begann, summend Einspruch zu erheben.

»Sie sind diejenige, die sagte, wir müssten uns in die Schlange stellen«, erinnerte Jacen sie.

»Rububu uburu«, erwiderte die Führerin. Mit einem gelben Oberkörper, grünem Bauch und hellrotem Kopf und Augen war sie eines der farbenfrohesten Geschöpfe, die Jacen je gesehen hatte. »Ur?«

»Ich habe Ihnen doch gesagt«, antwortete Jacen. »dass ich das Schiff wahrscheinlich kenne.«

Jacen hatte den Absturzkrater erreicht und stieg über den Rand. Zehn Meter weiter unten brauchte er eine gewisse Zeit, um den herunterhängenden Teil einer von der Hitze verzogenen Durastahlabdeckung als kleine SternenschiffBrücke zu erkennen. Das Schiff lag auf dem Rücken.

Die Führerin summte ungeduldig.

»Noch nicht.« Jacen zeigte auf eine Stelle nahe dem Bug, wo ein Dutzend Insekten von Jawa-Größe ihre Antennen durch einen Riss im Rumpf steckten. »Bitten Sie die Besucher dort, einen Moment Platz zu machen. Ich will sehen, ob ich den Namen lesen kann.«

»Ub Ruur?«

»Den Namen des Frachters«, erklärte Jacen. »Er sollte auf dem Rumpf geschrieben stehen. Mit Buchstaben.«

Wie die meisten intelligenten Athropoden in der Galaxis zeichneten die Insekten der Kolonie ihre Sprache in Pheromonen auf und nicht schriftlich, aber Jacen war sicher, dass sie auch wussten, wie Menschen und andere Spezies ihre Ideen dokumentierten.

»U.« Die Führerin bog die Fühler nach vorn. »Burubr ru?«

»Vielleicht«, sagte Jacen unsicher. Er nutzte die Macht für eine empathische Verbindung zu anderen Lebensformen. So verstand er, was seine Führerin wollte, war sich aber nicht immer sicher, wirklich alle Nuancen mitzukriegen. »Aber wir werden unseren Weg schneller fortsetzen können, als wenn ich die Buchstaben zwischen ihren Beinen zusammenstückeln muss.«

Die Führerin ließ frustriert die Fresswerkzeuge klacken. Sie trommelte vage auf die Brust, dann begannen die Insekten nahe dem Riss, sich schneller und wirrer zu bewegen. Jacen verstand nicht, wieso sie das so durcheinanderbrachte, aber Insekten wurden sehr von taktilen Dingen bestimmt, und er nahm an, dass sie eine Art von Verbindung zu ihr herstellten. Schließlich bildete sich ein Raum heraus, wie Jacen ihn erbeten hatte. Der Durastahl war so verkohlt und gerissen, dass man kaum die Handvoll dunkler, auf dem Kopf stehender Buchstaben darauf erkennen konnte.. ach. on F. er.

»Tachyon Flier«. sagte Jacen. Es handelte sich also tatsächlich um das Schiff, mit dem die Einsatzgruppe das Myrkr-System verlassen hatte, zusammen mit zwei Dunklen Jedi, die sie vor den Yuuzhan Vong gerettet und welche sie dann verraten hatten. Jacen wandte sich seiner Führerin zu. »Was ist mit den Leuten an Bord passiert?«

»Bu ruub ubu buubi«, sagte sie.

»Unu wird so lange warten müssen, bis ich eine Antwort habe.«

»Ubu buubu ru ruubu.«

»Ihre Regeln«, antwortete Jacen, »nicht meine.«

Er konnte keinen einfachen Weg nach unten ausmachen, also stieß er sich vom Kraterrand ab und benutzte die Macht, um langsam nach unten zu schweben. Die Insekten auf seiner Seite der Flier sahen in verblüfftem Schweigen zu, während er den Riss im Rumpf erreichte und sachte abbremste, bis er schwebend in der Luft verharrte.

Die Führerin rief ihm von oben eine Frage zu.

»Die Leute, die dieses Schiff hierhergebracht haben, hatten einen Freund von mir dabei«, sagte Jacen. »Ich werde nicht wieder gehen, bevor ich nicht weiß, was ihm zugestoßen ist.«

»Buru ruru ubu buubu bub!«, summte die Führerin. »Ich will Unu nicht sofort sehen.« Jacen wusste, dass er unhöflich war. aber er hatte von den Fallanassi gelernt, die Illusion von Autorität zu durchschauen und sich von jeder Erwartung blinden Gehorsams zu befreien, indem er zunächst seine eigenen Bedürfnisse achtete. »Es ist mir egal, ob Unu warten kann oder nicht.«

Er schwebte wieder empor und schaute durch den Riss im Rumpf. Die Flier war der Ausgangspunkt des geheimnisvollen Rufs, der ihn hierhergebracht hatte, aber das allein sagte ihm wenig. Bevor er sich gestattete, weiteren Spekulationen darüber nachzuhängen, was an Bord geschehen war, musste er herausfinden, wer ihm und die anderen Überlebenden des Einsatzteams hierhergerufen hatte und warum.

Das Innere des Schiffs war dunkel, und ein ätzender Geruch lag in der Luft. Licht drang nur durch mehrere Dutzend Risse im Rumpf. Ein paar dieser Löcher waren groß und verzogen, wie der Riss direkt unter dem Namen des Schiffs, und rührten wahrscheinlich vom Absturz her. Die anderen waren länglich, klein und von den Spritzern flüssigen Metalls umgeben, wie sie bei Treffern von Plasmageschützen der Yuuzhan Vong entstanden. Die Tachyon Flier war eindeutig attackiert worden, als sie das Myrkr-System verlassen hatte. Es war überraschend, dass das Schiff lange genug zusammengehalten hatte, um die Unbekannten Regionen zu erreichen.

Als sich seine Augen an das trübe Licht gewöhnt hatten, erkannte Jacen, dass er in den Frachtraum blickte. Die verstellbaren Frachtcontainer hatten sich bei dem Absturz losgerissen, waren ins Schiff gefallen und hatten die Brücke und die Mannschaftsquartiere mit Durabeton überschüttet. Als er sah, dass sich im Schiff keine Insekten befanden, schloss er die Augen und spürte Strömungen in der Macht nach, die vielleicht erklären würden, wieso es keine Opfer gab. Er hörte das Knistern eines lange vergangenen Brandes und einen Widerhall des Kreischens sich verziehenden Metalls, aber nichts, was ihn in der Gegenwart bedroht hätte.

Er hob einen Fuß und glitt dann in den Frachtraum der Flier.

Der ätzende Geruch wurde intensiver. Es war mehr als nur Asche, es waren karbonisiertes Synthplast und Eisenschlacke und versengter Faserbeton. Er glitt weiter hinein und benutzte; die Macht, um langsam nach unten zu schweben. Etwa nach zwei Dritteln des Wegs abwärts verharrte er für einen Moment und benutzte einen Dathomiri-Machtzauber, um eine helle Lichtkugel zu schaffen.

Ein Chor lauten Klackens erklang über ihm, und als er aufblickte, sah er einen Schwärm von großen und kleinen Insekten, der ihm in den Rumpf folgte, wobei sie mit zitternden Fühlern den Durastahl betasteten. Besorgt, dass sein Eindringen an diesen Ort als Sakrileg betrachtet werden könnte, berührte Jacen sie in der Macht. Er spürte Staunen, Neugier, ein wenig Misstrauen, aber keinen Zorn und keine Empörung.

»Seid vorsichtig!«, rief Jacen, ein wenig verwirrt, dass sie ihm ins Schiff gefolgt waren. »Es könnte sein, dass sich der Schutt hier leicht löst.«

Die Insekten antworteten mit ihrem gesamten Repertoire an Summen, Zirpen und Klacken.

Jacen nutzte die Macht, um mehrere Tonnen Frachtcontainer in eine sicherere Position zu bringen, dann entdeckte er den Grund für das bisherige Widerstreben der Insekten, das Wrack zu betreten. Mehrere große Exoskelette lagen zerbrochen unter einem verzogenen Querbalken. Obwohl der Rest des Durcheinanders ebenso wirr war, wie er von oben ausgesehen hatte, konnte Jacen nun erkennen, dass viele der Container gegeneinandergefallen waren und so eine Art Zelt gebildet hatten, das vielleicht verhindert hatte, dass die Brücke zerdrückt worden war - zumindest von oben.

Jacen wandte sich den Insekten zu. »Ich wäre sehr dankbar, wenn alle für den Moment hierbleiben würden.«

Die Insekten gaben ein bestätigendes Klacken von sich. Jacen nahm seine Lichtkugel und suchte sich einen Weg zu dem. was wohl die Unterseite der Brücke gewesen war; das Metall war verbeult und aufgrund eines Brandes von unten her verfärbt.

Inzwischen befürchtete er das Schlimmste.

Da er in der Nähe keine Luke finden konnte, durch die er mehr Licht hätte einlassen können, zündete er sein Lichtschwert - und zuckte bei dem plötzlichen Klacken von Fresswerkzeugen hinter ihm zusammen. Er warf einen Blick über die Schulter und sah goldene Augen, die das Licht seiner Kugel und des grünen Lichtschwerts reflektierten.

»Ich habe euch doch gebeten zu warten«, sagte er.

»Uu rrruub.« Das Surren löste eine Vibration von Mitgefühl in dem Durcheinander über ihm aus und wurde von einem lang gezogenen metallischen Kreischen gefolgt, als der Rand eines Containers über einen Querbalken rutschte. »Urrr brru!«

»Ich bin vorsichtig.« Jacen nutzte die Macht, um das verzogene Metall über ihren Köpfen zu stützen. »Verhaltet euch einfach nur ruhig.«

Der Schwärm raschelte zustimmend - und klackte dann wie verrückt, als Jacen das Lichtschwert in den Boden der Brücke stieß.

»Es tut mir leid, dass ich die Absturzstätte missachte«, sagte er. »Aber mein Freund könnte irgendwo dort unten sein.«

»Bru bur, ruu«, informierte ihn ein geisterhaft blasses Insekt.

»Offensichtlich.« Jacen schnitt weiter. »Ich will ihn immer noch finden.«

Dies führte zu hektischem Summen und Klacken der anderen Insekten.

»Nein.« Jacen wurde ein wenig übel, obwohl es unmöglich war, zu sagen, ob das von dem Gestank schmelzenden Metalls, der stickigen Luft, die von unten aufstieg, oder der Frage des Insekts herrührte. »Ich werde seine Überreste nicht essen.«

Die Insekten klackten und summten weiter. Sie schienen zu debattieren, ob man ihn weitermachen lassen sollte, wenn er nicht vorhatte, seinen Freund zum Lied zurückzubringen. Aber Jacen interpretierte ihre Klacklaute mehr, als dass er sie übersetzte, und es gab so vieles, was er über die Kolonie nicht wusste, dass es durchaus möglich war, dass sie darüber sprachen, ihn zu essen. Also schob er ihre Worte aus seinen Gedanken und versuchte das, was sie sagten, mit der Macht zu verstehen, wie die theranischen Lauscher es ihm beigebracht hatten. Erleichtert erkannte er, dass sie sich darüber stritten, ob sie die Toten essen sollten.

Als er mit Schneiden fertig war, benutzte er die Macht, um zwei metallene Kreise aus dem Loch zu heben, das er in das doppelte Deck geschnitten hatte. Der Geruch von Asche wurde überwältigend und blieb schwer in der Luft hängen, als sich die Insekten hinter ihm vorwärtsdrängten. Jacen senkte sein Licht durch das Loch und spürte, wie seine Hoffnung sank.

Die Kabine drunter war so verbrannt, dass man sie nur noch anhand der verzogenen Überreste von doppelten Etagenbetten, die verkehrt herum an den Wänden hingen, als Mannschaftsquartier erkennen konnte. Was einmal die Decke gewesen war, lag kaum zwei Meter weiter unten, geschwärzt, verknittert und voller Asche und verzogenem Metall. Die Überreste mehrerer Matratzen waren halb verbrannt und mit schwarzem Schimmel überzogen.

Vorsichtig bemüht, die weißglühenden Ränder nicht zu berühren, glitt Jacen durch das Loch und fand mehrere zerbrochene Tranquaruh-Phiolen unter einer der halb verbrannten Matratzen. Unter einer anderen entdeckte er einen geschmolzenen Metallklumpen und Reste eines Schaltkreises, die vielleicht einmal zu Lowbaccas Übersetzungsdroiden M-TD gehört hatten. Er versuchte, sie aufzuheben, aber sie waren am Boden festgebacken.

Unter einer dritten Matratze fand er die versengten Überreste eines Molytex-Overalls. wie das Einsatzteam sie während der Myrkr-Mission getragen hatte. Es gab vier Schnitte über der Brust, wo man Raynar verwundet hatte, bevor er an Bord der Flier gegangen war.

Eine Reihe weicher Klangmuster ertönte aus der Mitte der Kabine. Insekten schwärmten über den »Boden« und die Wände aus, fuhren mit den Fühlern über die Betten und anderen Schutt und ließen eine Aschewolke aufwirbeln. Jacen ging weiter zur Küche und zum Schrank und duckte sich, als der Raum zwischen der verzogenen Decke und dem alten Boden zu eng wurde, um aufrecht zu gehen. Die Wände und die anderen Oberflächen in diesem Raum waren mit einer dichten Schicht von rosa Pulver überzogen, den Überresten des Löschschaums.

Auf der Brücke lag der Schaum so dicht, dass Jacen mit jeder Bewegung Wolken von Rosa aufwirbelte. Die Kuppel, die das Flugdeck einmal auf drei Seiten umgeben hatte, war verzogen und gebrochen, und Erde drang durch lange Risse im Transparistahl ein. Eine Linie grauer Notfallreparaturen verlief diagonal über das vordere Außenfenster, grob parallel zu einer Linie der Zerstörung, die den Navicomputer, die Sublicht-Relais und das Hyperraum-Leitsystem verbrannt hatte. Kein Wunder, dass das Schiff abgestürzt war; die Besatzung aus Dunklen Jedi hatte gut daran getan, aus dem Myrkr-System zu fliehen.

Die Gurte auf allen Cockpitstationen hingen zwischen den Sitzen in einem wirren Durcheinander nach unten, aber schwache Schleppspuren unter den Sitzen des Piloten und des Copiloten führten durch die Kabine der Techniker. Jacen ließ sich auf die Knie nieder, um durch einen verzogenen Ausgang zu spähen, und der ätzende Geruch verbrannter Knochen stieg ihm in die Nase.

Er machte eine Atemübung, um sich zu beruhigen. Der harsche Geruch brannte ihm in der Nase, und einen Augenblick befürchtete er, sich übergeben zu müssen, aber dann fand er seine Mitte in der Macht und löste sich Stück für Stück von seinen Gefühlen; der Geruch wurde weniger beißend, der Gedanke an seine möglichen Folgen weniger schmerzhaft. Er legte die Hand an die Wand und stellte sich vor, wie das Material unter seiner Berührung wärmer wurde.

Die Luft in dem Wrack schien sich zu verändern, dann verlor der Geruch nach altem Ruß den säuerlichen Biss, Jacens Augen begannen zu tränen, als er durch die Macht zurückschaute. Er wurde von einem langen Hustenanfall geschüttelt, und die Kabine wurde heiß und orangefarben. Seine Handfläche, mit der er die Wand berührte, brannte, und die Haut warf Blasen. Er zog sie nicht weg, sondern schaute über die Schulter.

Das Cockpit hinter ihm lag hinter einem Vorhang von Rauch und hochschlagenden Flammen. Geysire von Löschschaum schössen aus den Deckendüsen und schufen Wirbel von rosa Nebel. Schreckliche Schmerzensschreie übertönten selbst das Kreischen sich verziehenden Metalls.

Eine einzelne Gestalt kam aus dem Rauch gekrochen, haarlos, hustend und von Blasen überzogen. Sein Gesicht konnte Jacen nicht erkennen, aber er hatte vier Schnitte an der Brust, die Wunden klafften halb auf, wo sich der medizinische Hautleim in der Hitze aufgelöst hatte. Mit einer Hand zerrte er ein paar schwebende Gestalten an ihren Kragen hinter sich her. Die beiden Gestalten brannten, wanden sich in der Luft und schlugen in ihrem Schmerz um sich.

Rauch stieg unter Jacens Handfläche auf, und der Geruch nach brennendem Fleisch hing in der Luft. Er drückte die Hand weiter gegen die Wand. Schmerz tat ihm nichts mehr, sondern diente ihm nur noch - das hatte er von Vergere gelernt.

Die kriechende Gestalt erreichte das Schott und hielt inne. um sich Jacen zuzuwenden. Das Gesicht war zu verbrannt und verquollen, um es zu erkennen, aber die Augen waren eindeutig die von Raynar, fragend und stolz und so schrecklich naiv. Die beiden sahen sich einen Moment an. dann legte Raynar verwirrt den Kopf schief und setzte dazu an. etwas zu sagen.

Jacen nahm die Hand von der Wand. Die Gestalten verschwanden sofort, und er befand sich wieder in einem alten, abgestürzten Schiff, das nach Asche und dem Staub von rosa Löschpulver stank.

Ein Insekt streifte seine verbrannte Hand mit den Fühlern. »Rurrruu«, summte es besorgt. »Urrubuuu?«

Er nahm einen kleinen Kanister aus dem Gürtel und sprühte Synthfleisch auf seine Handfläche. Raynar war der Außenseiter ihrer Kindergruppe gewesen, immer mit Schwierigkeiten, sich anzupassen, und gerade, weil er es so angestrengt versucht hatte, war er immer das Ziel von Witzen über seine Arroganz und seine protzige Kleidung gewesen. Als Jedi hatte er nie jemanden besonders beeindruckt, und andere Kandidaten hatten sogar ihre Bedenken hinsichtlich seines Urteilsvermögens und seiner Initiative zum Ausdruck gebracht. Aber was Raynar auf der Flier geleistet hatte, dass er sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um jene zu retten, die seine Freunde verraten und ihn entführt hatten, war die Essenz dessen, was es bedeutete, ein Jedi-Ritter zu sein. Jacen bezweifelte, dass er selbst dazu in der Lage gewesen wäre, und Jaina wäre sicherlich sogar geblieben, um die Dunklen Jedi verbrennen zu sehen. Bedachte man, dass der Diebstahl der Flier dazu geführt hatte, dass Anakin an seinen Wunden gestorben war, hätte Jacen sich ihr vielleicht sogar angeschlossen.

Er ließ die Macht vor sich herströmen, kroch in die Technikerkabine und folgte Raynars Spur durch ein enges Labyrinth herumliegender Ausrüstung. Der Gestank nach verbrannten Knochen wurde intensiver, und Jacen fürchtete schon, bald die verkohlten Überreste seines alten Freundes in einer Ecke zu finden oder einfach mitten im Flur, wo Raynar am Rauch erstickt war. Seine Ängste schienen noch mehr gerechtfertigt, als er im Gang tatsächlich verbrannte Knochen fand - erst ein paar Finger und Zehen und Handknochen, dann einen Unterarm und ein Schienbein, dann schließlich einen Oberschenkelknochen. Der Raum zwischen Decke und Boden wurde immer enger, und er musste auf dem Bauch weiterkriechen und suchte die Reste von Raynars Panik in der Macht.

Dann fand er das Schulterblatt, halb begraben unter einem Haufen Schutt, der durch einen Riss im Rumpf nach drinnen gefallen war, und er begriff. Er begann zu graben, wühlte in dem weichen Boden unter sich und schob ihn mit den Füßen zurück, und einen Augenblick später fühlte er einen willkommenen Hauch frischer Luft. Raynar hatte einen Ausgang gefunden - aber in welcher Verfassung? Hatte er überlebt? Hatte einer der anderen überlebt?

Hoffnungsvoll und gleichzeitig von Angst erfüllt, kroch Jacen auf dem Bauch aus dem Loch, hinaus zum Boden des Kraters -und war überrascht, dort seine Führerin zu erblicken. In den Händen hielt das Insekt einen neuen Sternenjägerhelm und einen Fliegeroverall.

»Ubu rru ubb.« Ohne darauf zu warten, dass Jacen sich auch nur wieder aufrichtete, bot sie ihm den Helm und den Overall an. »Urru bu.«

Jacen stand auf. »Warum sollte ich einen Sternenjägerhelm brauchen?« Statt ihn entgegenzunehmen, klopfte er sich den Staub ab. »Ich fliege ein Skiff.«

Die Führerin hob eine ihrer vier Hände zum Kraterrand, wo einer der neuen XJ5-X-Flügler der Wiederaufbaupolizei stand, das Cockpit geöffnet.

Jacen war alles andere als froh über diese Entdeckung. »Ich bin mit meinem Skiff sehr zufrieden.«

Die Führerin summte eine ausführliche Erklärung, die offenbar beinhaltete, dass er in einem ChaseX der Kolonie viel besser dienen könne als in seinem Skiff, für das man bereits einen anderen Zweck gefunden hatte und das gerade dazu benutzt wurde, eine Gruppe Taat-Pilger zurück zum Raumhafen zu bringen.

Jacen gab sich nicht die Mühe, die Rückgabe des Skiffs zu verlangen. Er hatte bereits gelernt, dass die Insekten der Kolonie die Idee von Privateigentum nicht wirklich verstanden. Das Skiff würde eingesetzt werden - und. wenn er Glück hatte, auch gut gewartet werden -. bis er es selbst wieder benutzen würde.

»Warum sollte ich der Kolonie dienen wollen?«, fragte er stattdessen. »Besonders in einem Kampfschiff?«

Eine Membran glitt über die vorstehenden Augen des Insekts und hob sich wieder, und es hielt Jacen weiter den Helm und den Overall hin.

»Das ist doch keine schwierige Frage«, sagte Jacen. »Wenn die Kolonie von mir erwartet, dass ich Leute umbringe, sollten sie mir lieber sagen können, warum.«

Seine Führerin legte verständnislos den Kopf schief, und Jacen wusste, dass er zu viel verlangte. Als soziale Insekten verfügten die Bewohner der Kolonie offenbar über einen nur sehr eingeschränkten Sinn ihrer selbst - und über absolut keine Vorstellung von freiem Willen. Er hätte ebenso gut einen Beldon bitten können, ihn mit zum Fischen zu nehmen.

Stets der Prediger. Die Stimme war die gleiche, die Jacen schon in Akanahs Lehrkreis gehört hatte - bis darauf, dass die Worte krächzend und dröhnend waren statt leise geflüstert. Du denkst immer noch zu viel. Jacen.

»Das ziehe ich für gewöhnlich katastrophalen Fehlern vor«, stellte er klar. Die Stimme war so harsch und tief, dass es ihm schwerfiel, sie zuzuordnen. Es hätte Raynar sein können - oder Lomi oder Welk oder eine ganz andere Person. »Du scheinst mich zu kennen. Jedenfalls befürchtest du offenbar nicht, dass ich dich angreife.«

Wir kennen dich jetzt, Jacen. sagte die Stimme nicht unfreundlich. Wir wissen, wofür du kämpfen wirst.

Während dieser Worte stieg in Jacens Geist eine gewaltige, trübe Präsenz auf und überwältigte seine Verteidigung so schnell, dass er keine Chance hatte, sie auszuschließen. In der Mitte der Präsenz sah er Jaina und die anderen, ihre Mienen überrascht, empört und voller Mitleid. Sie trugen alle Fliegeroveralls und sahen abgerissen und müde aus, aber einigermaßen gesund und zufrieden.

Sie dienen der Kolonie, Jacen, sagte die Stimme. Wirst du dich ihnen anschließen? Wirst du deiner Schwester helfen?

Jacen antwortete nicht, nicht einmal in Gedanken. Einen Tag zuvor hatte er gespürt, wie Jaina in der Macht klein und kalt wurde, so wie es immer vor einem Kampf geschah. Aber es hatte danach keinen Hinweis von etwas Alarmierendem gegeben, nicht einmal den üblichen müden Kummer, den sie immer verspürte, wenn sie töten musste. Er dehnte sich in der Macht aus, versuchte herauszufinden, ob irgendetwas nicht stimmte. Sie reagierte mit liebevoller Wärme und ließ ihn wissen, dass sie sich auf die Begegnung mit ihm freute.

Aber es gab noch mehr, eine weitere Spur dieser trüben Präsenz, die ihren Weg in Jacens Kopf gefunden hatte - nicht feindselig oder Unheil verkündend oder gefährlich, einfach nur vorhanden.

Die Führerin lenkte Jacens Aufmerksamkeit wieder auf den Helm und den Overall, indem sie ihm diese in die Hände drückte. »Buu buur urh ruuruur.«

Jacen schob die Ausrüstung wieder zurück. »Ich habe nicht gesagt, dass ich gehe.«

»Buu rurr. Uhu ur.«

»Vielleicht«, gestand Jacen zu. Die trübe Präsenz hatte sich aus seinem Geist zurückgezogen und hatte ihn mit dem Insekt allein gelassen. »Sobald wir herausgefunden haben, was ihm zugestoßen ist.«

Er hockte sich auf die Hacken und fuhr mit den Fingern durch den Dreck, suchte nach einem Hinweis, dass Raynar und die anderen an diesem Ort gestorben waren. Als er keine großen Knochen mehr fand, stellte er sich das mit Blasen bedeckte Gesicht vor, das er im Cockpit gesehen hatte, und benutzte dann noch einmal die Macht, um in die Vergangenheit zu schauen und zu erfahren, was aus Raynar geworden war.

Aber diesmal öffnete sich ihm die Macht auf ihre eigene Weise. Statt des Rauchs und des verbrannten Fleisches, die er auf dem Flugdeck gerochen hatte, brachte sie einen frischen, angenehmen Duft zu ihm, einen, den er seit seiner Kindheit kannte.

Jacen blickte auf zum Kraterrand und sah dort voller Staunen seine Mutter stehen, die durch den Riss im Rumpf der Flier ins Innere des Raumschiffs spähte. Sie trug eine weiße Bluse mit einem braunen Rock und einer Weste, die Jacen an den Piratenstil seines Vaters erinnerte, bis hin zu dem Blaster, der in einem Halfter an ihrer Hüfte steckte. Es gab ein paar graue Strähnen in ihrem Haar und ein paar mehr Lachfalten um ihren Mund, aber sie wirkte gesund und zufrieden, und Jacens Herz jubelte bei ihrem Anblick. Es war mehr als fünf Standardjahre her. seit er ihr Gesicht zum letzten Mal so direkt gesehen hatte, bevor er zu seiner Selbstfindungsreise aufgebrochen war, und er empfand die Freude, die die Vision ihm brachte, beinahe als verwirrend.

Dann schluckte er seine Überraschung herunter und versuchte stattdessen, sich einfach auf das zu konzentrieren, was die Macht ihm zeigte, Er wusste, dass Leia nicht wirklich dort war, sondern die Absturzstelle zu einem anderen Zeitpunkt besuchte. Und da seine Mutter die einzige Gestalt war, die er sehen konnte, stellte sie wahrscheinlich auch seine Möglichkeit dar, festzustellen, was aus Raynar geworden war.

Sie drehte sich zu jemandem um. den er nicht sehen konnte, und sagte: »Was ist aus der Besatzung geworden?«

Es gab eine Pause, in der sie der Antwort lauschte. Jacen konnte sich nur eins vorstellen, was seine Eltern so tief in die Unbekannten Regionen der Galaxis geführt hatte. Sie suchten nach dem Einsatzteam.

Seine Mutter sah wieder die Flier an. »Ich meine den Rest der Besatzung. Wir wissen, dass Raynar überlebt hat.«

Jacen hatte seine Antwort, aber er hatte nicht vor, die Vision loszulassen - noch nicht. Er blickte auf zu dem Bild seiner Mutter und streckte sich in der Macht, um Kontakt zu ihr zu erhalten.

»Hallo.«

Sie senkte den Blick in den Krater, dann runzelte sie die Stirn und drehte sich halb um, als wollte sie nach jemandes Arm greifen. »Jacen war hier.«

War hier. Sie suchten offenbar auch nach ihm.

Die Führerin wurde aufmerksam. »Buhu ruu bu.«

»Niemand. Tut mir leid.« Während Jacen versuchte, die Vision durch die Macht festzuhalten, nahm er den Helm und den Overall entgegen. »Na gut. Wohin soll ich fliegen?«

Die Führerin antwortete, der Name des Systems würde Jacen nichts sagen. Es befand sich an der Chiss-Grenze.

Oben auf dem Kraterrand runzelte die Vision seiner Mutter die Stirn. »Jacen? Du bist nur schlecht zu hören.«

Jacen ignorierte sie und sprach weiter mit der Führerin. »Nennen Sie ihn mir trotzdem. Falls was passiert und ich einen eigenen Weg dorthin finden muss.«

Sie spreizte die Fühler. »Burubu«. antwortete sie. »Urbu Brurr rubur.«

»Jacen?« Seine Mutter wurde blass »Wie? Du bist nicht.« »Es geht mir gut, Mom«, sagte er. »Wir sehen uns bald.« Die Führerin richtete die vorstehenden Augen auf den Kraterrand.

»Qoribu«. sagte Jacen und sah seine Mutter an. »Im Gyuel-System.«

Der Falke senkte sich auf die fleckigen Türme herab, und Leia lehnte sich im Gurt vor und hätte beinahe einen Ausruf ausgestoßen, so erstaunt war sie über die Größe des Hauptnests der Kolonie. Die Türme der Yoggoy, leuchtend bunt geschmückt mit wilden Farbspritzern, überzogen den gesamten Planeten, und es hingen so viele Schiffe und Fahrzeuge in der Luft, dass sie die Oberfläche kaum sehen konnte.

»Erinnert irgendwie an das alte Coruscant«. sagte Han an Leia gewandt und über das Kom auch zu Luke, Mara und allen an Bord der Schatten. »So groß und so lebendig.«

Leia beugte sich weiter über die Steuerung und spähte durch den unteren Rand der Kuppel. Als der Falke weiter abstieg, erkannte sie, dass es zwar Türme jeder Größe gab, aber alle eindeutig kegelförmig waren und horizontale Bänder hatten - wie die Insektentürme auf dem Bild Killik-Dämmerung.

Sie wollte gerade eine diesbezügliche Bemerkung machen, aber dann kam sie zu der Ansicht, dass vielleicht ihre Phantasie mit ihr durchging. Kegel waren unter intelligenten Insekten eine grundlegende geometrische Form, ebenso wie das Errichten von Steinhäusern bei gesellschaftlich aktiven Säugetieren.

»Ich knalle diese verrostete Kiste bis zu den Quarks«, fauchte Han.

Leia warf ihm einen Blick zu und stellte fest, dass er den taktischen Schirm stirnrunzelnd ansah, dann warf sie einen Blick auf ihren eigenen Schirm und erkannte, dass der Transpondercode der XR808 g bereits verschwunden war. »Ist Juun schon gelandet?«

Han schüttelte den Kopf. »Der kleine Erdwurm hat den Transponder abgeschaltet.«

Sie Fragte lieber nicht, ob Hau daran gedacht hatte, eine Codesuche durchzuführen, und setzte nur ihr Kehlmikrofon ein. »Wir haben den Ixer verloren.«

Das wurde mit beunruhigendem Schweigen aufgenommen. Im Augenblick war die XR808 g ihre einzige Hoffnung. Jaina und die anderen zu finden.

»Irgendwelche Ideen?«, fragte Han. »Ich würde die Kinder wirklich gern finden, bevor sie sich in einen Haufen Laust: verwandeln.«

»Das wird nicht passieren.« Selbst über das Cockpit-Kom klang Lukes Stimme klar und beruhigend. »Sie sind Jedi.«

»Und was hat das mit den Gewürzpreisen auf Nal Hutta zu tun?«, fluchte Han.

»Sie sind zu stark, Han«, sagte Mara. »Besonders Jaina.«

»Ach ja?«, fragte Han. »Wenn sie so stark sind, wie kommt es dann, dass dieser Machtruf sie überhaupt hierhergebracht hat?«

Die beunruhigende Stille kehrte zurück.

Leia streckte die Hand aus und legte sie auf Hans. »Es wird schon alles wieder gut, Han. Ich kann sie dort draußen spüren. Sie haben sich nicht verschlossen.«

»Noch nicht«, knurrte Han. Über Krim fragte er: »Und. irgendwelche Ideen?«

»Versuch, den Code zu finden«, schlug Luke hilfreich vor.

Han verdrehte die Augen.

Leia lächelte ihn an. dann sagte sie zu Luke: »Danke für den Vorschlag. Das haben wir bereits versucht.«

»Kein Grund zur Sorge«, sagte Mara. »Wir haben sie nicht verloren.«

»Nein?«, fragte Leia. Bevor die XR808 g Lizil verließ, hatten Han und Juun jeweils einen Subraum-Sender unter den Cockpits der Schiffe angebracht und mit dem Navicomputer verbunden. Jedes Mal, wenn die XR808 g einen Sprung initiierte, hatte der Sender automatisch die galaktischen Koordinaten verschlüsselt und sie zur Schatten und zum Falken gesendet - aber das half ihnen nichts mehr, da sie sich bereits innerhalb dieser Koordinaten befanden. »Das verstehe ich nicht.«

»Gib mir eine Sekunde.« Mara schwieg einen Moment, dann sagte sie: »Ihr bekommt gleich ein optisches Signal rein.«

Han zog die Brauen hoch. »Ich kann mich nicht erinnern, ein Leuchtfeuer auf dem Ixer hinterlassen zu haben.«

»Weil du nicht wirklich hinterhältig bist. Sosehr du auch immer das Gegenteil behauptest«, stellte Mara fest. »Fertig?«

Leia lächelte und stellte ein Navigationsziel ein. »Fertig.« Am oberen Rand des taktischen Schirms blinkte nun ein roter Punkt. »Ich hab ihn.«

Leia aktivierte das Ziel, und Han lenkte den Falken hinter dem roten Punkt her. Der Verkehr von Yoggoy erwies sich allerdings als unvorstellbar viel schwieriger als alles, was sie kannte, mit muskelbetriebenen Ballonfahrrädern, die neben auseinanderfallenden Wolkenwagen und modernen Speedern flogen, und Raketenflugzeugen mit dickem Rumpf, die in alle Richtungen vorbeiflitzten, bis zum Bersten voll mit glotzäugigen Insekten und Rauchwolken hinter sich herziehend. Verbeulte Raumfrachter schoben ihre Durastahlmassen in das Durcheinander und sanken auf die vom Nebel umgebenen Turmspitzen herab.

Ein knubbeliges kleines Raketenflugzeug schoss unter einem Frachtzeppelin hervor und begann an Steuerbord aufzusteigen, direkt an Leias Seite des Cockpits.

»Rodder!«, fluchte Han, und der Falke schoss plötzlich nach oben. »Pass auf, wo du hinfliegst!«

»Reg dich nicht so auf«, sagte Leia. »Wir haben viel.«

Ein dreißig Meter langes Insektenshuttle tauchte plötzlich unter Leias Seite des Cockpits auf und flog direkt auf das kleine Raketenflugzeug zu.

»Oje!«, sagte C-3PO von der Navigatorenstation aus. »Das war zu nahe.«

»Backbord!«, unterbrach Leia. »Sofort. Han!«

»Backbord?«, erwiderte Han. »Du hast wohl den Verstand verloren!«

Leia warf ihm einen Blick zu. und dann glitt der gewaltige Rumpf eines riesigen Transporters an den vorderen Backen des Falken vorbei.

»Oh.« Sie reagierte auf den Kollisionsalarm und brachte die Trägheitskompensatoren auf Maximum, um die Feuerlöschsysteme vorzubereiten, und löste damit hinten im Schiff eine weitere Kakophonie von Alarmen aus. »Achtung!«

»Halt!«, erklang Lukes Stimme über das Kom. »Sofort halt!«

Han wollte schon eine Vollbremsung hinlegen - aber bevor er etwas unternehmen konnte, stieß das Shuttle abwärts, und das Raketenflugzeug flog rasch am Falken vorbei, so dicht, dass Leia den Piloten an den Fühlern hätte packen können, wenn sie die Hand ausgestreckt hätte.

Han nahm die Hand lässig vom Hebel und deaktivierte den Kollisionsalarm. »Nicht notwendig, sich so aufzuregen.« Seine Hände zitterten so sehr wie die von Leia, aber sie hielt es für sinnlos, ihn darauf hinzuweisen. »Ich habe die Situation unter Kontrolle.«

»Ja«, stimmte C-3PO zu. »Ein Glück, dass Sie klug genug waren, nichts zu unternehmen. Es hat den anderen Piloten Zeit gegeben, auf Ihren Fehler zu reagieren.«

»Meinen Fehler?«, erwiderte Han. »Ich bin direkt geradeaus geflogen.«

»Sicher, aber die anderen folgen Sinuswellenkursen«, sagte C-3PO. »Darf ich vielleicht darauf hinweisen, dass so ein System nur dann optimal funktioniert, wenn alle Elemente dieselben Gleichungen benutzen?«

Ein zweisitziges Raketenflugzeug ließ sich vor den Falken fallen und stieß ihnen Abgase entgegen, dann bewegte es sich zur Seite, direkt auf ein knollenförmiges Ballonfahrrad zu, das sich ihnen auf geradem Kurs näherte. Han kippte das Schiff in den Sturzflug und flog in Spiralen darunter her.

»Das sagst du mir jetzt«, brummte er.

»Passt auf da hinten«, warnte Leia die Schatten. »Und lasst R2 einen Sinuswellenkurs berechnen - einen sicheren.«

»Wir schicken ihn sofort«, versprach Mara.

Es dauerte einen Moment, und dann noch länger. Als Leias Nerven schließlich keine dieser knappen Situationen mehr verkraften konnten - und nichts mehr von Hans Murren-, meldete sie sich wieder bei der Schatten. »Äh... wir haben diesen Kurs noch nicht empfangen.«

»Wir versuchen es ja«, sagte Luke. »R2 hat sich irgendwie verhakt.«

»Verhakt?«, fragte Han. »Ein Astromech?«

»Er hat sich in letzter Zeit seltsam verhalten«. erklärte Luke. »Alles, was wir bisher erhielten, war ein schlichtes >Nicht sicher, nicht sicher, nicht sicher<.«

»Oje!«, rief C-3PO. »Das klingt, als versuchte er, eine unbekannte Variable zu definieren. Wir sind verloren!«

»Ach ja?« Han deutete auf den Verkehr vor den Sichtfenstern der Pilotenkanzel. »Wie kommt es dann, dass die da nicht zusammenstoßen?«

C-3PO schwieg einen Moment, dann sagte er: »Das weiß ich nicht, Captain Solo. Ihre Prozessoren sind offenbar besser als die von R2.«

»Sie brauchen keine Prozessoren.« Leia musste an Lukes Bericht aus der Cantina denken, über Saba und Tarfang und die geheimnisvollen Angehörigen anderer Spezies, die sich offenbar dem Nest angeschlossen hatten und immer im richtigen Moment aufgetaucht waren, um alle Gäste wegzuführen, mit denen er gerade sprach. »Es ist ziemlich klar, dass Lizil telepathisch kommunizieren kann. Vielleicht können die Yoggoy das auch.«

»Durchaus möglich«, stimmte Mara zu. »Und da wir keine Yoggoy-Navigatoren an Bord haben.«

»Fliegen wir blind«, beendete Han ihren Satz. »Bringt lieber die Schilde auf Höchststärke. Leia. Wir werden ein paar Käfer abkriegen.«

»Vielleicht auch nicht«, meldete sich Saba von der Schatten. »Leia, hast du deine Reaktionsübungen durchgeführt?«

Leia hatte ein schlechtes Gewissen. »Wenn ich Zeit dazu hatte.«

Saba war nett genug, sie nicht daran zu erinnern, dass sie Zeit für ihre Ausbildung finden sollte. Das war die Pflicht eines Jedi-Ritters. obwohl Leia sich in Wahrheit eher als eine ewige Schülerin betrachtete. Vielleicht fiel es ihr deshalb so schwer, Zeit für ihr Training zu finden.

»Tu es jetzt«, sagte Saba. »Aber stell dir vor, dass die Übungskugel statt Laserstrahlen Schiffe nach dir abschießt.«

Leia machte eine Atemübung, dann schloss sie die Augen und öffnete sich der Macht. Sofort spürte sie, dass etwas von oben auf sie zukam.

»Abwärts und steuerbord«, sagte sie.

Der Falke hielt den Kurs.

»Han.«

»Bist du verrückt geworden?«, unterbrach er sie. »Vielleicht mit offenen Augen. Aber nicht.«

Der Falke sackte fünf Meter ab, und Leia öffnete die Augen, um den geschwollenen Bauch eines großen Gallofree-Transporters über sie hinweggleiten zu sehen.

»Hört jetzt alle. hört alle gefälligst auf das, was euer Nestie euch sagt!«, zischte Saba hysterisch. »Mara fliegt sogar mit geschlossenen Augen.«

»Wer nicht?« Han warf Leia einen schnellen Blick zu. »Was immer du sagst. Liebling.«

Leia schloss wieder die Augen und begann. Richtungen anzugeben. Zunächst stieß Han eine beunruhigende Reihe von Flüchen und abgehackten Lauten aus, aber nach und nach wurden Leias Empfindungen deutlicher - und Hans Bereitschaft, dem Blindflug zu folgen, größer. Innerhalb einer Stunde folgten sie mehr oder weniger stetig der XR8Ü8 g.

Schließlich sagte Han: »Sieht aus, als würde sie landen.«

Leia öffnete die Augen und sah den blinkenden Punkt auf die Mitte des Schirms niedergehen, wobei die Farbe dunkler wurde, während der Frachter an Höhe verlor. Sie schaute aus der Kuppel und entdeckte den deutlich erkennbaren Waffenarm eines leichten YT-Frachters in der Ferne, der in das neblige Labyrinth von Insektentürmen hineinsank. Der Verkehr über den Türmen blieb dicht, aber zwischen den Türmen selbst befand sich nur eine Handvoll treibender Ballonfahrräder und sich langsam bewegender Luftspeeder.

»Wir gehen tiefer«, ordnete sie an. »Warum gebt ihr uns keine Deckung von oben?«

»Gute Idee«, antwortete Luke.

Als der Falke absackte, sah Leia. dass die Farben der Türme von bunten Kieselsteinen herrührten, die man in den Verputz gedrückt hatte. Das hatte eine erstaunlich beruhigende Wirkung. Wenn sie die Mosaiken aus dem Augenwinkel beobachtete, erinnerten die hellen Farbflecke an eine blühende Wiese - und, wie sie bemerkte, tatsächlich auch an die kunstvollen Mosaiken in den Türmen auf der Killik-Dämmerung.

»Könnte das sein?«, überlegte sie.

»Alles könnte sein«, antwortete Han. »Seien wir also bereit. Schick Cakhmaim und Meewalh in die Geschütztürme und sag BD, er soll sich vorbereiten.«

Sie folgten der XR808 g bis auf hundert Meter zum Boden, wo die Ballonfahrräder und Luftspeeder Strömen rasender Landspeeder, Speederbikes und gefährlich aussehender Raketenfahrzeuge Platz machten, die ausschließlich von Yoggoy-Piloten gesteuert wurden. Fußgänger waren gezwungen, sich entlang der Turmsockel zu bewegen. Sie klammerten sich seitlich an die Wände, wenn sie Insekten waren, oder hielten sich dicht an die Grundmauern, wenn nicht.

Tuun begann, wirrer zu fliegen, und wendete hin und wieder in letzter Sekunde, um auf seinen vorherigen Kurs zu rückzukehren. Ohne den blinkenden Punkt hätte Leia ihn ein Dutzend Mal verloren. Schließlich schwangen sie auf eine große sich windende Prachtstraße hinaus und begannen, einen massiven Komplex miteinander verbundener Türme zu umkreisen, die in einem auffälligen Mosaik in allen vorstellbaren Schattierungen von Rot gehalten waren. Die XR808 g ging abrupt bis fast zum Boden nieder und verschwand in dem dunklen Schlund eines riesigen, fassförmigen Eingangs.

»Dieser Kreetle!«. sagte Han. »Ich hätte ihn abschießen sollen, als ich Gelegenheit dazu hatte.«

Leia versenkte sich in der Macht, dann berichtete sie: »Es sieht gefährlicher aus, als es sich anfühlt.«

»Bist du sicher?« Han warf ihr einen Seitenblick zu. »Nichts für ungut, aber ich weiß, wie gut du dieses Jedi-Zeug geübt hast.«

»Würde es einen Unterschied machen, wenn ich nicht sicher wäre?«

Han bedachte sie mit seinem schiefen Grinsen. »Was denkst du denn?«

Er lenkte den Falken in den dunklen Eingang. Leia aktivierte die vorderen Manövrierlichter und beleuchtete damit das Innere einer riesigen gewundenen Passage, deren Wände von einem welligen Mosaik in Rosa und Gelb überzogen waren. Der Gang erwies sich als länger, als sie erwartet hatte, und jedes Mal, wenn das Schiff um eine neue Biegung flog, scheuchten sie einen Schwann von Insekten zu den Rändern des Gewölbes.

Nach ein paar Minuten tauchten sie auf einem kleinen blütenförmigen Platz auf. der von einem Dutzend miteinander verbundener Türme begrenzt war. Die Mosaiken waren hell und verwirrend, mit fest umrissenen Farbbändern, die nach und nach von tiefem Bernstein auf Bodenebene bis zu reinem Weiß an den oberen Enden der Türme reichten. Auf der anderen Seite des Bereichs stand die XR808 g auf Landestützen und senkte bereits die Rampe ab.

Han brachte den Falken auf zwanzig Meter heran und landete ihn so, dass die Raketenwerfer auf die XR808 g zeigten. »Cakhmaim. Meewalh - haltet euch an den Geschützen bereit!«, befahl er über Interkom.

»Bereit, das Feuer zu eröffnen, Captain«. meldete der Droide.

»Noch nicht!«, sagte Leia, die sich abschnallte. »Nur, wenn sie zuerst schießen.«

»Die Überlebensraten nehmen zweiunddreißig Prozent ab. wenn Kombattanten nur zurückschießen«, wandte BD-8 ein.

»Wir schießen nicht als Erste.« Han schnallte sich sein Blas-Tech-Holster um. »Wir halten uns nur bereit und sehen zäh aus.«

»Sehen zäh aus?«, fragte BD-8.

»Einschüchterungsmodus eins«, erklärte C-3PO. Er wandte sich Han zu. »Sie sollten bei der BD-Serie wirklich die standardisierten Begriffe verwenden. Die taktischen Overlays dieser Droiden lassen wenig Verarbeitungsmöglichkeiten für semantische Analysen.«

Han verdrehte die Augen. »Ja, vielleicht werde ich eines Tages das Handbuch lesen.«

Er führte sie aus dem Cockpit, und sie stiegen die Rampe hinunter und sahen, dass Juun in einer zerrissenen Tunika auf sie zugeeilt kam.

»Han! Prinzessin Leia!«, rief er vergnügt. »Ich hatte schon Angst, wir würden Sie verlieren!«

»Sicher«, erwiderte Han kalt. Er blieb ein paar Schritte vor dem Ende der Rampe stehen und ließ dabei die Hand auf seinem Blaster ruhen. »Ihr Transponder ist nur zufällig ausgefallen?«

»Selbstverständlich nicht!«, sagte Juun. »Unser Lotse hat ihn deaktiviert. Nach dem letzten Sprung hat er den Subraum-Empfänger gefunden.«

BD-8 baute sich hinter Leia auf. starrte über ihre Schulter, klickte und schwirrte laut. Juun war drei Meter entfernt stehen geblieben und starrte zu dem Kampfdroiden auf. Leia versuchte herauszufinden, ob er die Wahrheit sagte, aber sie spürte nur Panik und Verwirrung.

Juun hob die Hände. »Bitte! Es war nicht meine Schuld!«

Leia entdeckte, dass sich an den Turmwänden hinter ihm etwas bewegte, dann erkannte sie gleich mehrere Reihen von Insektensoldaten. Sie sahen ganz ähnlich aus wie Lizil-Arbeiter, hatten aber die Größe eines Wookiee, meterlange Fresswerkzeuge und scharlachrote Rückenpanzer. Die Unterseiten ihrer Oberkörper waren hellgolden und ihre Augen von einem tiefen, unheimlichen Lila. In ihren vier Händen hielten sie ein grob wirkendes elektrisches Sturmgewehr und einen kurzen, dicken Dreizack. Leia brauchte einen Augenblick, um zu erkennen, dass sie auf kleinen Terrassen standen und nicht mitten in der Luft schwebten, denn es war schwierig für das menschliche Auge, das subtile Zwischenspiel von Farbschattierung und Schatten zu interpretieren, das die Wandmosaiken hervorriefen.

»Das reicht jetzt!«, sagte Han und zog den Blaster. »Ich werde Sie selbst erschießen.«

Die Ränder von Juuns Wangenfalten verfärbten sich blau. »Wofür?«

»Wofür?« Han deutete mit dem Blaster auf die Wände der Umgebung. »Weil Sie uns in eine Falle gelockt haben!«

Juun riss die Augen auf. »Habe ich das?«

Leia dehnte sich in der Macht zu den Insekten über ihnen aus und versuchte herauszufinden, ob ihre Absichten feindselig waren. Offenbar nicht.

»Stellen Sie sich nicht dumm«, sagte Han zu Juun und richtete den Blaster auf das linke Knie des Sullustaners. »Das macht mich nur wütend.«

Leia griff sanft nach Hans Blasterhand. »Steck das Ding weg!«, flüsterte sie. »Es ist nicht, wie es aussieht.«

»Wie ist es dann?« Han starrte Juun weiterhin wütend an.

»Wir haben eine bessere Chance, das herauszufinden, wenn du das Ding wieder wegsteckst.«

Han gestattete ihr. den Blaster nach unten zu schieben, aber BD-8 war schwieriger zu überzeugen.

»Situation kritisch«, berichtete der Droide. »Schlage Rückzug ins Schiff vor. Erlaubnis für Deckfeuer?«

»Verweigert!«, sagten Han und Leia gleichzeitig.

»Also gut.« Han wandte sich wieder an Juun. »Vielleicht ist es wirklich nicht so, wie es aussieht. Wo ist Tarfang?«

Juun hielt weiterhin Abstand. »In der Medstation. Als unser Lotse den Sender fand, gab es einen kurzen Kampf.«

Leia war alles andere als froh, das zu hören. »Was ist mit dem Lotsen? Er ist doch nicht. «

Ihre Frage ging plötzlich in lautem Insektensurren unter. Die drei untersten Reihen von Soldaten sprangen von ihren Terrassen, und ihr hundertfacher Flügelschlag summierte sich zu einem dröhnenden Prasseln. Leia hörte BD-8 etwas fragen, das sie allerdings nicht verstand, und befahl ihm, sich zurückzuhalten - obwohl sie selbst das Lichtschwert vom Gürtel nahm und die Rampe hoch zurück in den Falken wich.

Juun huschte zu ihnen, die runden Ohren rot vor Schrecken. Die Soldaten wirbelten weiter in einer dunklen Masse über ihnen, dann landeten sie auf dem Boden des Hangars und formierten sich in einem dichten Kordon um den Falken und die XR808 g.

»Situation kritisch«, stellte BD-8 überflüssigerweise fest. »Erlaubnis zum Rückzug?«

»G-gewährt«. stammelte Leia.

Die Soldaten stießen ein einziges ohrenbetäubendes Summen aus, dann rissen sie die Füße nebeneinander und die Waffen in Habachtstellung an den Thorax. Auf der anderen Seite der XR808 g teilte sich der Kordon und ließ eine kleine Parade von Insekten von unterschiedlichen Körperformen durch, die in der Größe von Leias Daumen bis zu der eines X-Flüglers reichten. Die meisten wirkten wie schlichte Variationen des üblichen Kolonie-Musters, mit fiederigen Fühlern, großen, vorstehenden Augen und vier Armen und zwei Beinen. Aber einige hatten deutlich ausgeprägtere äußere Merkmale, die einen schlanke, zwei Meter lange Fühler, die in weichen gelben Kugeln endeten, die anderen fünf gleich große Augen statt der üblichen zwei großen und drei kleinen, und mehrere gingen auf vier Beinen statt auf zweien. Eines der größten hatte eine Reihe offensichtlich empfindsamer Borsten, die so dick waren, dass sie wie Fell aussahen.

In der Mitte der Prozession ging ein hochgewachsener Menschenmann mit einem wie geschmolzen wirkenden Gesicht ohne Ohren und Haar und einer schlichten Wölbung anstelle einer Nase. Statt Brauen hatte er einen einzelnen knotigen Wulst, und all seine sichtbare Haut hatte das steife Glänzen einer Brandnarbe. Er trug lila Hosen und einen scharlachroten Umhang über einem goldenen Brustharnisch aus Chitin.

»Wer ist denn dieser Geck?«, fragte Han an Juun gewandt.

»Ich denke, es ist der Erste Unu.« Juuns Stimme war beinahe ein Keuchen. »Niemand sonst bekommt ihn zu sehen.«

»Der Erste Unu?«, fragte Leia.

»Man könnte ihn als den Chef der Kolonie bezeichnen«, flüsterte Juun. »Er regiert sie nicht, jedenfalls nicht so. wie die meisten Spezies sich das vorstellen, aber er ist so was wie das Herz des Ganzen.«

»Eine Art König?«, fragte Han.

Leia spürte, wie Luke sie von oben in der Macht berührte, beunruhigt von den wachsenden Befürchtungen, die er bei ihr spürte. Sie füllte ihren Kopf mit tröstlichen Gedanken.

Der Erste Unu blieb vor der XR808 g stehen, und zwei seiner Begleiter gingen an Bord des verbeulten Frachters. Leia breitete sich in der Macht aus. um seine Absichten zu erkennen, und fand die gleiche doppelte Präsenz, die sie bei den Angehörigen anderer Spezies, die ebenfalls im Lizil-Nest lebten, wahrgenommen hatte. Aber das individuelle Element seiner Präsenz fühlte sich stärker an als bei den meisten und zu ihrer Überraschung. irgendwie vertraut. Leia ließ ihre Gedanken durch die Vergangenheit schweifen auf der Suche nach dem Grund für dieses Gefühl.

Ihr Geist brachte sie als Erstes zur Jedi-Akademieauf Yavin4, in einer Zeit, als Anakin noch zu klein war, um an den meisten Veranstaltungen teilzunehmen, und eifersüchtig auf seine älteren Geschwister. Die Erinnerung brachte eine Flut von Gefühlen, und Leia musste sich anstrengen, die Fassung zu wahren; dieser Wirbel aus Trauer und Erinnerungen, wenn sie an ihren verlorenen Sohn dachte, drohte stets, sie zu verschlingen.

Ihr Geist versuchte ihr also mitzuteilen, dass der Erste Unu mit ihren Kindern zu tun hatte, besonders mit Anakin, und einen Augenblick hatte sie die winzige Hoffnung, dass es Anakin selbst sein könnte, dass ihr Sohn die Myrkr-Mission irgendwie überlebt hatte und dass die Beisetzung auf Hapes die eines anderen jungen Mannes gewesen war.

Aber das war alles nur Einbildung. Hätte Anakin dort neben der XR808 g gestanden, dann hätte Leia das gewusst. Sie hätte es bis tief ins Mark gespürt.

Ihre Gedanken wandten sich einer anderen Erinnerung zu, auf Eclipse, wo Cilghal und Danni gelernt hatten, die Kriegskoordinatoren der Yuuzhan Vong zu stören. Die Jedi saßen in einem Labor, und das milchige Licht des Galaktischen Kerns fiel durch die transparente Decke herein. Cilghal hatte ihnen davon berichtet, dass sie in Erfahrung gebracht hatte, wo der Feind die tödlichen Voxyn züchtete, die die Jedi überall in der Galaxis attackierten.

... ein ausgewachsenes Ysalamiri. sagte die Mon Calamari gerade, und plötzlich spürte Leia eine gewaltige, trübe Präsenz in der Macht, die sie von dem Ersten wegdrängte. Sie blickte auf und bemerkte, dass er sie anstarrte, die blauen Augen leuchtend wie Blasterstrahlen. Leia hob das Kinn und erwiderte den Blick. Ihr Gesichtsfeld wurde an den Rändern dunkel und bald schon konnte sie nichts weiter als seine Augen sehen.

Er zwinkerte und wandte den Blick ab. und Leia fühlte sich,, als falle sie.

»He!« Han packte sie unter den Armen. »Was ist denn?«

»Nichts.« Leia ließ sich von Han stützen, während sich ihr Blickfeld wieder normalisierte. »Der König ist machtsensibel.«

»Ach ja?«, fragte Han. »Ich habe dich nie zuvor so reagieren sehen.«

»Also gut. er ist sehr machtsensibel.« Leia konzentrierte sich auf ihre Beine. »Und wir kennen ihn vielleicht.«

»Soll das ein Witz sein?« Han betrachtete den Ersten einet; Moment, dann schüttelte er den Kopf.

»Sicher bin ich mir noch nicht«, gestand Leia.

Zwei Insekten tauchten hinter der XR808 g auf und trugen den Yoggoy-Lotsen, dem man Juun zugewiesen hatte. Das Chitin seines Thorax hatte Kerben und Brandspuren, drei seine: Glieder hingen locker neben dem Körper und schwangen hin und her. und seine beiden Fühler waren abgebrochen. Der Erste drückte seinen Brauenwulst an das Insekt, dann hob er die Überreste einer dreifingrigen Hand und berührte die Stumpft der Fühler.

»Das soll ein Ewok getan haben?«, fragte Han.

Juun nickte. »Tarfang ist keine so sanfte Seele, wie man vermuten könnte.«

Ein zufriedenes Summen erklang aus der Brust des verwundeten Lotsen, und der Erste richtete sich wieder auf und ging auf den Falken zu. Es war unmöglich, irgendein Gefühl von der grotesken Maske seines Gesichts abzulesen, aber sein rascher Schritt wies darauf hin, was er von dem hielt, was er gerade gesehen hatte.

»Der König wirkt nicht gerade froh«, sagte Leia. »Vielleicht sollten Sie an Bord des Falken warten. Captain Juun.«

»Das ist nicht notwendig«, sagte Juun. »Der Lotse hat uns versichert, dass es keine. «

Der Erste hob zwei Finger und zeigte auf die Lasergeschütze des Falken. Es krachte, als die Türme aus dem Rumpf brachen, dann erklangen die gequälten Geräusche knirschender Servomotoren.

»Heh!«, protestierte Han.

Die Türme drehten sich weiter, aus ihren internen Manövriermechanismen gerissen, bis die Geschütze in die Gegenrichtung zeigten.

»Feindselige Aktion«, meldete BD-8. »Erbitte Erlaubnis für.«

Der Erste zeigte mit dem Finger auf ihn, und die Anfrage des Droiden endete in wirrer Statik. Der unangenehme Geruch schmelzender Schaltkreise hing in der Luft, dann sackte der Droide zu Boden.

Han warf einen Blick über die Schuler. »Wow!«, keuchte er. »Kann Luke so was tun?«

»Vielleicht sollte ich doch an Bord des Falken warten«, schlug Juun vor.

Der Sullustaner drehte sich um und rannte die Rampe hinauf - und der Erste überraschte Leia, indem er es zuließ. Dann machte die grausige Gestalt die letzten Schritte und blieb vor den Solos stehen. Er ragte um einen guten Drittelmeter über Han auf. Einen Augenblick starrte er auf sie nieder, und sein ächzender Atem war deutlich zu hören und ließ eine sehr beschädigte Lunge vermuten. Mit leuchtend blauen Augen sah er von einem zum anderen.

Dann erschienen Cakhmaim und Meewalh oben an der Kampe. Powerblaster in den Händen. Leia wollte den Noghri befehlen zu warten, aber ihre Reflexe waren nicht schnell genug. Die beiden Leibwächter schulterten die Waffen und schrien den Solos zu. sie sollten sich fallen lassen.

Der Erste machte eine Bewegung aus dem Handgelenk, und beide Noghri stürzten in den Hauptflur des Falken zurück. Erstarrte einen Augenblick in ihre Richtung, zweifellos, weil er sich überzeugen wollte, dass sie ihn später nicht noch einmal überraschen würden, dann wandte er sich wieder Leia und Han zu.

»Captain Solo.« Seine Stimme war ein tiefes, knirschendes Krächzen, das bewirkte, dass sich Leias Kehle mitfühlend zuzog.

»Prinzessin Leia. Wir hatten Sie nicht erwartet.« Er schaute zum Himmel, wo Luke und Mara immer noch in der Schatten kreisten. »Und auch nicht die Meister Skywalker.«

»Das tut uns leid«, erwiderte Han. »Wir haben versucht, uns zu melden, aber es scheint fast, als gäbe es in den Unbekannten Regionen kein HoloNetz.«

»Kein HoloNetz.« Die Oberlippe des Ersten bebte beim Versuch eines Lächelns, aber sie war nicht imstande, ganz aus ihrem Narbengewebe auszubrechen. »Daran hatten wir nicht gedacht.«

Er wandte sich ab. ging direkt unter den Falken und reckte mühsam den steifen Hals, um sich den Bauch des Schiffs anzusehen. Er vollzog auf diese Weise eine Runde, blieb unter dem Frachtlift stehen, stellte sich auf die Zehenspitzen, um sich die Siegel an den Raketenabschussrohren anzusehen, trat gegen die Landestützen. Schließlich griff er nach oben und berührte den versengten Rumpf.

»Wir haben dieses Schwarz nie gemocht«, sagte der Erste. »Weiß ist besser. Weiß ist eure Farbe.«

Leias Gedanken kehrten zurück nach Yavin vier, zu einem hübschen blonden hingen, der bewusstlos am Boden lag, nachdem Jacens Kristallschlange ihn gebissen hatte - ein hübscher Junge in dem arroganten Scharlachrot, Gold und Purpur des Frachtimperiums der Bornaryn.

»Raynar?«, keuchte sie. »Raynar Thul?«

»Raynar Thul gibt es nicht mehr«, erklärte Raynar. Er hockte in der Mitte des Saals des Ersten, hoch auf einem runden Podium, wo er für die Hunderte von Insektendienern, die ihm überallhin folgten, gut sichtbar war. Seine langen Arme hingen über seine Knie, die Handrücken ruhten schlaff am Boden vor ihm, und seine blauen Augen waren starr auf Lukes Gesicht gerichtet. »Wir sind UnuThul.«

»Wie seltsam, dass ich dann Raynar Thuls Präsenz in dir spüre«, sagte Luke.

Es fiel ihm schwer, Raynar in die Augen zu sehen, nicht, weil dieser Blick so starr war oder wegen des grausigen Gesichts, sondern wegen der widersprüchlichen Gefühle, die dies weckte - Freude, dass Raynar seine Entführung überlebt hatte, Bedauern darüber, was danach geschehen war, Zorn und Qual, weil so viele andere nicht zurückgekehrt waren, insbesondere sein Neffe Anakin. Er wachte immer noch nachts auf und betete, dass alles nur ein schlechter Traum gewesen war, dass es eine bessere Möglichkeit gegeben hätte, die Voxyn aufzuhalten, und dass man ihn niemals gebeten hätte, der Myrkr-Mission seine Zustimmung zu erteilen.

Aber er bemühte sich, diese Gefühle zu verbergen, tief in sich zu begraben, wo sie sich nicht einmal in der Macht zeigten, sodass sie nicht auch noch eine Diskussion komplizierten, die ohnehin schwierig und für alle Seiten belastet von Emotionen war.

»Raynar Thul verbirgt sich vielleicht«, sagte er vorsichtig. »Aber er ist noch vorhanden. Ich spüre das deutlich.«

»Wir sind überrascht, Meister Skywalker, dass Sie den

Unterschied zwischen einem Geist und einem Mann nicht erkennen.« Dieselbe trübe Präsenz, die Luke in der Lizit-Cantina gespürt hatte, erhob sich nun in Raynar. Sie zwang Luke nicht hinaus, verhinderte aber, dass er mehr wahrnehmen konnte. »Raynar Thul verschwand zeitgleich mit dem Absturz.«

»Und dann wurde UnuThul geboren?«

»Die Unsrigen werden nicht geboren. Meister Skywalker«, sagte Raynar. »Ein Ei wird gelegt, eine Larve verpuppt sich.«

»Du meinst, es gab eine Metamorphose?«, fragte Leia. Zusammen mit Mara und Saba saß sie neben Luke im Schneidersitz auf dem Boden des Podiums. Han hatte sich natürlich nicht überreden lassen, sich hinzusetzen; er ging am Rand des Podiums auf und ab und beschwerte sich über die Hitze, die Feuchtigkeit und den zu süßen Geruch des Nests.

»Ist das die Geschichte, die die Türme darstellen?« Leia zeigte auf die bunten Mosaiken, die das Innere des Saals des Ersten zierten, und Raynars Augen blitzten erfreut, zwei blau glühende Kohlen, die in diesem geschmolzenen Wrack eines Gesichts zum Leben erwachten.

»Sie sind so aufmerksam, wie wir Sie in Erinnerung haben, Prinzessin«, sagte er. »Andere sind für gewöhnlich nicht sensibel genug, um die Chronik zu bemerken.«

»Die Chronik?«, fragte Luke.

Raynar zeigte über Lukes Schulter, wo sich ein roter Streifen von der Kuppeldecke nach unten zog zu einem weißen Fleck gegenüber dem Haupteingang zur Kammer.

»Ein Sternenwagen, der vom Himmel fiel«, sagte Raynar.

Als Luke sich umdrehte, um es sich anzusehen, hatte er plötzlich das Bild eines umgekippten leichten YV-888-Trans-porters vor sich, der hinter dem Rand eines immer noch qualmenden Kraters vorragte. Aber sobald sein Blick direkt darauffiel, löste sich das Bild in das gleiche Flackern scheinbar zufälliger Farben auf, die auch zuvor schon dort gewesen waren.

»Ich kann nichts erkennen«, beschwerte sich Han.

»Nur eine steinerne Wand«, fügte Saba hinzu, deren Barabel-Augen nicht einmal die Hälfte der Farben des Mosaiks wahrnehmen konnten.

»Man kann es nicht direkt sehen«, erklärte Mara. »Es ist wie dieses Luftgelee auf Bespin. Es erscheint nur, wenn man wegsieht.«

»Ach ja«, sagte Han.

Saba zischte frustriert.

Luke ließ den Blick zum nächsten Bild schweifen und sah für einen Sekundenbruchteil Raynar, der sich über ein verwundetes Insekt beugte, die Handflächen an den gerissenen Thorax gedrückt.

»Nein. Meister Skywalker, dort drüben.« Raynar zeigte auf einen rosafarbenen Fleck an der nächsten Wand, und im Raum erklang ein lautes Rascheln, weil alle Insekten sich drehten, um in die angezeigte Richtung zu schauen. »Die Unsrigen ordnen solche Dinge in einer anderen Reihenfolge an als Sie anderen.«

Als Luke den Kopf drehte, sah er eine verbrannte Gestalt, die am Boden des Absturzkraters lag, umgeben von abwartenden Insekten.

»Neben dem Sternenwagen haben die Yoggoy Raynar Thul gefunden, ein verbranntes und sterbendes Geschöpf«, erläuterte Raynar. »Wir stiegen hinunter, um auf seine letzte Note zu warten, damit wir unseren Larven sein Fleisch geben konnten.«

Raynar zeigte quer durch den Raum zu einem anderen Mosaik, das zeigte, wie ihn die Insekten zu einer kleinen Gruppe von Türmen trugen, die denen in der Stadt draußen sehr ähnlich sahen.

»Aber er berührte uns tief im Innern, und wir waren von dem Bedürfnis erfüllt, uns um seinen Körper zu kümmern.«

Das nächste Bild zeigte den verbrannten Raynar in einem großen sechsseitigen Becken, in Fötusstellung und zwischen zwei menschengroßen Insekten, die sich um ihn kümmerten.

»Wir halsen ihm eine besondere Zelle gebaut, und wir haben ihn gefüttert und gesäubert wie eine unserer eigenen Larven.«

Luke musste den Blick drei Mal an der nächsten Szene vorbeiführen, bevor er sicher sein konnte, was er darin sah. Das Mosaik zeigte nur Raynars Gesicht, umgeben von den Wänden einer viel kleineren Zelle, den Hals zurückgebogen und den Mund geöffnet, um eine Mahlzeit von einem Insekt entgegenzunehmen.

»Zu diesem Zeitpunkt gab es Raynar Thul nicht mehr.«

Das Bild, auf das er als Nächstes zeigte, stellte Raynar dar, der die Zelle praktisch in seiner derzeitigen Gestalt verließ, eine knotige, gesichtslose, geschmolzene Erinnerung an einen Mann, die Arme verschränkt, die Füße nebeneinander, die Augen glitzernd unter dem Brauenwulst wie zwei kalte blaue Monde.

»Ein neuer Yoggoy erwachte.«

Das folgende Bild zeigte Raynar. der das Bein eines verwundeten Insekts schiente, und auf dem nächsten waren mehrere Yoggoy zu sehen, die sich um ein ganzes Zimmer mit Kranken und Verletzten kümmerten.

»Wir haben gelernt, uns der Kranken anzunehmen.«

Weitere Bilder zeigten das Yoggoy-Nest. wie es sich ausdehnte und wuchs, während Raynar den Bau von Bewässerungssystemen und eines Trockenofens überwachte.

»Zuvor zählte nur das Nest. Aber Yoggoy ist klug. Yoggoy lernte den Wert des Einzelnen, und Yoggoy wurde stärker.«

Dann kamen die wichtigsten Bilder. Das erste zeigte Raynar, wie er mit den andern Nestern um Lebensmittel und Ausrüstung Handel trieb, das zweite mehrere Insekten von anderen Nestern, die sich versammelten, um ihn anzuhören, und im dritten leitete er eine noch größere Gruppe von Insekten dabei an - alle von unterschiedlicher Farbe. Größe und Gestalt -. ihr eigenes Nest zu gründen.

»Unu wurde geschaffen«, sagte Raynar.

Bevor er auf ein weiteres Mosaik zeigen konnte, fragte Leia: »Was genau ist Unu - das regierende Nest?«

Raynar legte den Kopf schief und stieß ein kurzes verneinendes Klicken aus. »Nicht so, wie Sie denken. Es ist das Nest der Nester, sodass Yoggoy unsere Begabung mit allen Unsrigen teilen kann.«

»Ach ja?«, fragte Han. »Und wie funktioniert das?«

»Das würden Sie nicht verstehen«, sagte Raynar. »Keiner, der kein Unsriger ist, würde das.«

Es gab noch mehr zu sehen: Einen Angriff von einem feindlichen Nest, eine Hungerzeit, als die bis dahin blühenden Nester ihre nähere Umgebung kahl gefressen hatten, den Beginn der Kolonie, als die Unsrigen begannen, sich im lokalen Weltraum auszubreiten. Aber Luke beachtete das kaum noch. Errang mit dem, was er bereits wusste, mit der Angst, dass Raynar ihnen so verloren war wie eh und je und dass Jaina und die anderen bald ebenso verloren sein würden - und mit dem wachsenden Schrecken, den er darüber empfand, was aus dem jungen Jedi-Ritter geworden war. Jedi sollten nicht Anführer galaktischer Zivilisationen sein; es war zu leicht, jenen Einfluss, den sie auf andere ausüben konnten, zu missbrauchen, zu leicht, mithilfe der Macht anderen den eigenen Willen aufzuzwingen.

Er spürte, wie Mara ihn durch ihre Machtverbindung berührte und ihn drängte, sein Misstrauen zu dämpfen.

Zu Raynar sagte sie: »Was ist aus den Dunklen Jedi geworden, die dich entführt haben?«

Raynar senkte den Brauenwulst. »Dunkle Jedi?«

»Lomi und Welk«, sagte Luke. Er achtete darauf, seine Reaktion gut zu verbergen, falls Raynar seine Gefühle besser wahrnehmen konnte als er die des anderen. »Die Jedi, die dich während der Myrkr-Mission entführt haben.«

»Lomi und Welk.« Raynars Blick wurde unruhig. »Sie. sie haben Probleme gemacht. Sie sagen, sie haben uns entführt?«

»Sie stahlen die Flier, und du warst damals an Bord«, sagte Mara. »Das musst du doch inzwischen wissen. Sie brachten Lowbacca dazu, das Schiff zu verlassen, dann haben sie es gestohlen, während du bewusstlos warst.«

Bei Maras Worten zuckte Raynars Blick immer wieder von ihrem Gesicht weg. dann wieder zurück, und seine Präsenz in der Macht wurde unklarer. Der vertraute Teil, der Teil, den Luke kannte, stieg mehrmals an die Oberfläche, nur um einen Augenblick später von dieser trüberen, machtvolleren Essenz verschlungen zu werden, die sich dem Jedi-Meister jedes Mal entgegenstellte, wenn er versuchte, einen Angehörigen der Kolonie zu sondieren.

Nach einem Augenblick sagte Raynar: »Wir erinnern uns an den Absturz, aber nicht an die Dunklen Jedi. Wir denken, sie. sie sind tot.«

»Du erinnerst dich nicht an das, was auf der Flier geschah?«, fragte Luke. »Du musst sie doch vor dem Absturz gesehen haben.«

Die trübe Präsenz stieg wieder in Raynar auf und schob Luke mit solcher Macht weg, dass er das Gefühl hatte zu fallen.

»Wir erinnern uns an den Absturz«, sagte Raynar. »Wir erinnern uns an Flammen und Schmerzen und Rauch, wir erinnern uns an Angst und Einsamkeit und Verzweiflung.«

Die Endgültigkeit in Raynars Stimme führte zu allgemeinem angespanntem Schweigen - einem Schweigen, das Han gleich wieder brach, als er mit ausgestrecktem Finger zu Raynar herumfuhr.

»Was ist mit Jaina und den anderen?«, wollte er wissen. »Erinnerst du dich an sie?«

»Selbstverständlich«, sagte Raynar. »Sie waren unsere Freunde. Deshalb haben wir sie gerufen.«

»Waren?« Han machte einen Schritt auf Raynar zu. »Ist etwas passiert? Wenn du versuchen solltest, sie zu einem Teil dieses Nests zu machen.«

»Han!« Leia hielt Han mit einer Geste auf - sie war wahrscheinlich die einzige Person in der Galaxis, die das tun konnte -, dann wandte sie sich Raynar zu. »Nun?«

»Jaina und den anderen geht es gut.« Raynar sprach zu Han. »Aber sie waren Raynar Thuls Freunde. Wir sind unsicher, wie sie uns gegenüber empfinden.«

»Du hast die Frage nicht beantwortet«, stellte Luke fest.

»Die Kolonie braucht sie«, erwiderte Raynar. »Nur Jedi können einen Krieg mit den Chiss verhindern.«

Han setzte dazu an, die Drohung zu vervollständigen, die er zuvor begonnen hatte, aber Leia stand schnell auf und zog ihn an den Rand des Podiums.

»Die Chiss informierten uns, dass es einen Grenzkonflikt gibt«. sagte Luke. »Aber sie sagten nicht, um was es dabei geht.«

Auf Raynars narbenstarres Gesicht legte sich ein misstrauischer Ausdruck. »Wir wissen es auch nicht. Das System, in das wir eingedrungen sind, befindet sich über ein Lichtjahr von der nächsten Chiss-Basis entfernt, und wir haben nur Nester als Lebensmittelquellen eingerichtet. Die Chiss-Forscher befinden sich allein auf all den Erzplaneten. Wir haben angeboten, in ihren Minen zu arbeiten, im Austausch für Lebensmittel und Nachschub.«

»Lass mich raten«, sagte Han vom Rand des Podiums aus. »Die Chiss haben kein Interesse.«

»Schlimmer. Sie vergiften unsere Lebensmittelwelten.« Raynar drehte die verstümmelte Hand und machte tief in der Kehle ein klickendes Geräusch - ein Geräusch, das von den klappernden Fresswerkzeugen seiner Dienerinsekten drunten beantwortet wurde. »Unsere Nester hungern, und wir verstehen nicht, warum.«

Luke fand Raynars Verwirrung seltsam. »Ihr seid nur ein Lichtjahr von ihrer Grenze entfernt. Glaubst du nicht, dass sie sich wegen eurer Absichten Gedanken machen? Oder dass sie fürchten, ihr könntet das System für euch beanspruchen?«

»Die Kolonie stellt sich ihnen nicht in den Weg«, sagte Raynar. »Es steht ihnen frei, sich zu nehmen, was sie wollen.«

»Solange es euch freisteht, euch zu nehmen, was ihr wollt?«, fragte Leia.

»Wir benötigen nicht die gleichen Rohstoffe wie sie«, antwortete Raynar. »Es gibt keinen Grund zum Kampf.«

»Keinen, den du siehst«, sagte Mara. Luke spürte, dass sie ebenso erstaunt war wie er selbst über Raynars Blindheit gegenüber den territorialen Bedenken der Chiss. »Vielleicht sollten wir uns einmal ansehen, was genau dort los ist. Wo befindet sich dieses System?«

Raynars sah Mara an. »Sie wollen hinfliegen?«

»Du hast gesagt, du brauchtest Hilfe«, erinnerte ihn Luke. »Vielleicht können wir das Problem lösen.«

»Wir wissen, was wir gesagt haben.« Raynars Augen wurden an den Rändern sehr dunkel, und plötzlich konnte Luke nichts anderes mehr sehen. Die trübe Präsenz drang in seinen Geist ein, versuchte, sich in seine Gedanken zu schieben und seine Absicht zu erkennen. Luke war erstaunt über die Kraft der Präsenz und musste sich tief in die Macht versenken, um seinen Widerstand zu stützen. Was ihn da sondierte, hatte nichts Subtiles an sich, und es fühlte sich an, als würde es von tausend Raynars gelenkt. Luke fürchtete einen Augenblick, dass er in seiner Überraschung von ihrer schieren Wucht überwältigt werden könnte.

Dann spürte er, wie Mara ihre Kraft in ihn ergoss, und Saba und selbst Leia schlossen sich an. Zusammen schoben sie die trübe Hand zurück. Luke sah wieder die blauen lidlosen Augen ihres Gastgebers vor sich und begriff, wie schwierig es sein würde. Raynar Thul zu erreichen.

»Worauf warten wir noch?«, fragte Han. der offenbar den Schweiß auf den Stirnen seiner Begleiter und ihre zitternden Hände nicht bemerkte. »Sag uns. wo das System ist. Es sei denn, du hast Angst vor dem. was wir dort finden.«

»Wir haben von Ihnen nichts zu befürchten, Captain Solo. Jaina und die anderen können jederzeit gehen, wenn sie wollen.« Raynar erhob sich, dann nickte er Luke und den anderen Jedi zu. »Ebenso wie Sie, Meister Skywalker. Wir werden Ihnen einen Führer zur Verfügung stellen, der Sie wieder zum Lizil-Nest bringt.«

»Wir werden nicht zum Lizil-Nest zurückkehren. Noch nicht.« Luke sah Raynar an, diesmal bereit, seiner Sondierung durch die Macht eine Mauer entgegenzustellen. »Wir sind hier, um herauszufinden, was Jaina und die anderen tun.«

»Sie sind auf Yoggoy willkommen, solange Sie zu bleiben belieben«, sagte Raynar. »Aber es tut uns leid, Sie können unsere Jedi nicht sehen.«

»Eure Jedi?«, fauchte Han. »Erst wenn sich der Kern verdunkelt!«

Leia bedeutete Han, sich zurückzuhalten, dann ging sie auf Raynar zu, das Kinn herausfordernd vorgeschoben. »Warum nicht? Weil wir dann herausfinden, dass du nicht vollkommen ehrlich zu uns gewesen bist? Weil die Chiss mehr im Recht sind, als du zugeben willst?«

»Nein.« Raynars Lippen wurden zu einer geraden Linie, vielleicht in einem Versuch zu lächeln. »Weil wir wissen, wie gut Sie sind, Prinzessin Leia - und weil Sie der Notwendigkeit dienen und nicht der Tugend.«

»Wart mal einen Moment!«, rief Han empört. »Leia hat sich schon lange aus der Politik zurückgezogen. Das hier sind nur wir.«

»Tatsächlich?« Raynar wandte sich Luke zu. »Was wollen die Jedi?«

»Frieden«, antwortete Luke sofort.

»Frieden in der Galaktischen Allianz«, verbesserte Raynar. »Wir wissen, wo der neue Jedi-Tempel steht.«

»Das bedeutet nicht, dass wir die Diener der Galaktischen Allianz sind«, wandte Luke ein.

»Meister Skywalker. erinnern Sie sich, wer Raynar Thuls Eltern waren? Wir wissen, was Geld und Einfluss erreichen können.« Raynar stand auf. »Sie müssen sich den Wünschen jener beugen, die Ihre Rechnungen bezahlen - und im Augenblick wünscht die Galaktische Allianz, dass Sie dem. was recht ist, den Rücken wenden.«

»Das beurteilst du von welchem Standpunkt aus?«, entgegnete Luke und erhob sich ebenfalls. »Richtig und falsch, gut und böse, hell und dunkel - die meiste Zeit sind das Illusionen, die uns davon abhalten, die größere Wirklichkeit zu erkennen. Die Jedi haben gelernt, sich von solchen Illusionen nicht in die Irre führen zu lassen und die Wahrheit hinter den Worten zu suchen. Lass uns gehen.«

»Nein.«

Raynar machte ein paar Schritte auf Luke zu, und plötzlich kehrte die dunkle Präsenz zurück, drängte sich gegen ihn und versuchte, ihn zum Rand des Podiums zu schieben. Luke öffnete sich der Macht und erwiderte den Druck, rührte sich nicht, bis Raynar direkt vor ihm stand und sie einander in die Augen starrten, zwei Fremde, die in einem anderen Leben Meister und Schüler gewesen waren.

»Wir haben von eurer neuen Macht gehört«, sagte Raynar. »Und wir verzweifeln. Die Jedi sind gegenüber der Dunklen Seite blind geworden.«

»Nicht im Geringsten«, sagte Luke. »Wir haben gelernt, sie klarer zu sehen als je zuvor, und erkannt, dass die Dunkle Seite und die Helle Seite aus derselben Quelle kommen - aus uns heraus!«

»Und welche Seite ist es. die Jaina und die anderen Jedi-Ritter finden will?«, fragte Raynar. »Die Stute, die weiß, was richtig ist? Oder die Seite, die der Galaktischen Allianz dient?«

»Die Seite, die dem Willen der Macht dient«, antwortete Luke, »Überall.«

»Wenn das so ist. dienen Sie ihr am besten, wenn Sie Jaina und die anderen ihre Aufgabe zu Ende bringen lassen«, erklärte Raynar. Er wandte Luke den Rücken zu und ging auf die Treppe zu. »Wie wir schon sagten, Sie sind willkommen, solange Sie auf Yoggoy bleiben möchten.«

»Jede Wette«, sagte Han und folgte ihm. »Und wenn wir uns erst dem Nest angeschlossen haben.«

»Danke.« Leia packte Hans Arm und hielt ihn zurück. »Wir freuen uns über eine Gelegenheit, mehr über die Kolonie zu erfahren. Nachdem wir das getan haben, können wir vielleicht weiterreden?«

Raynar blieb auf der obersten Stufe stehen und warf einen Blick zurück, den Kopf leicht schief gelegt. »Das schon, aber wir werden unsere Ansicht nicht ändern, Prinzessin. Wir kennen Sie zu gut.« Sein Blick richtete sich wieder auf Luke. »Wir kennen Sie viel zu gut.«

Wäre nicht der golden schimmernde Kopf von C-3PO gewesen, der in einem Wald fiederiger Fühler auf und ab hüpfte, während der Droide ihre Führerin bezüglich der Sprachen der Kolonie ausfragte. Leia wäre nie imstande gewesen herauszufinden, welchem Insekt mit scharlachrotem Kopf sie folgten. Der Weg zurück zum Hangar wimmelte von Unsrigen, und zumindest die Hälfte von ihnen waren Yoggoy, stolz und geschäftig und auf jede Weise mit der Führerin, die man ihnen zugewiesen hatte, identisch.

Die Passage bog sich scharf, und Leia verlor C-3PO aus den Augen. Sie winkte den anderen, sich zu beeilen, und begann schneller zu gehen.

»Warum so hastig?«. fragte Han und nahm sie am Arm. »Wir ein paar Minuten allein - das wäre ganz gut.«

»Allein?« Leia nickte zu dem stetigen Strom von Insekten hin, die rings um sie herumwimmelten. »Sieh dich doch um!«

Han bemühte sich, genau das zu vermeiden, schauderte aber dennoch ein wenig. »Du weißt, was ich meine. Ohne dass Raynars Spionin uns belauscht. Ich habe einen Plan.«

»Pläne sind gut«, stimmte Saba zu, die sich hinter ihnen befand.

»Aber wir wollen kein Misstrauen erregen«, sagte Mara. Sie winkte die Gruppe wieder vorwärts, und sie gingen weiter, Leia und Han vorn, Luke und Mara als Nächste und Saba hinter ihnen. »Bewegen wir uns zumindest weiter, während wir reden.«

»Ich bin ziemlich sicher, dass ich Juun überreden kann, dass er uns eine Kopie dieser Liste von Sternen in seinem Datenblock gibt und von allem Karten, die er von der Kolonie hat«, sagte Han. »Damit und mit euren Jedi-Sinnen sollten wir herausfinden können, wo sich Jaina und die anderen aufhalten Raynar hat uns immerhin beinahe gesagt, wo wir nachsehen sollten - etwa ein Lichtjahr von der Grenze entfernt.«

»Immer vorausgesetzt, er war ehrlich«, sagte Mara. »Er war immer schon gewitzt, aber jetzt. Wir sollten vorsichtig sein. Dieser neue Raynar ist erheblich gefährlicher als der Junge, an den wir uns erinnern. Ich habe das Gefühl, dass er uns bereits zehn Schritte voraushat.«

»Und genau deshalb sollten wir sein Angebot annehmen, eine Weile auf Yoggoy zu bleiben«, meinte Leia. Sie kamen um eine weitere Biegung im Flur, und Leia entdeckte C-3POs goldenen Kopf fünfzehn Meter entfernt - weit genug weg, dass es - ganz gleich, wie gut die Ohren der Führerin waren - für sie unmöglich sein sollte, sie über das allgemeine Klicken und Summen, das die Passage erfüllte, zu belauschen. »Wir müssen so viel über Raynar - und die Kolonie - herausfinden, wie er über uns weiß.«

»Wir wissen genug«, knurrte Han. »Wir wissen, dass Raynar geistig mit einem Schwärm Käfer verschmolzen ist, und wenn wir nicht bald zu Jaina und Jacen und den anderen gelangen, wird ihnen das Gleiche passieren.«

»Han, wir haben Zeit«, sagte Luke. »Der Geist eines Jedi lässt sich nicht so leicht beherrschen.«

»Ach ja?« Han warf einen Blick zurück. »Raynar selbst war auch ein Jedi.«

»Ein viel jüngerer und ein unerfahrener Jedi - und ein schwer verwundeter«, fügte Mara hinzu. »Luke und Leia haben recht. Wir müssen noch einiges herausfinden, bevor wir diesen Planeten verlassen.«

»Ja«. schloss sich auch Saba an. »Diese hier würde gern wissen, wieso sie lügen, was die Dunklen Jedi angeht.«

Mara nickte. »Das ist mir auch aufgefallen.«

»Es ist sogar mir aufgefallen«, erklärte Han. »Aber ich sehe nicht, was das für einen Unterschied dabei macht. Jaina und die anderen zu finden.«

»Genau das müssen wir herausfinden«, sagte Leia. Wenn er sich um seine Kinder sorgte, verliefen Hans Gedanken so geradlinig wie ein Laserstrahl - und dafür liebte sie ihn. »Verlass dich drauf, es ist besser, wenn wir wissen, ob Lomi und Welk mit dieser Sache zu tun haben.«

»Und wir müssen auch noch mal mit Raynar reden«, fügte Luke hinzu. »Ich will ihn hier nicht so zurücklassen. Cilghal kann diese Brandwunden vielleicht heilen.«

»Es ist durchaus möglich, dass uns diese Entscheidung nicht zusteht«, wandte Saba ein. »Er ist das Herz der Kolonie. Diese hier glaubt nicht, dass die Unsrigen ihn einfach gehen lassen.«

»Selbst wenn er das wollte, was aber kaum der Fall sein wird«, erklärte Mara. »Macht und Einfluss können zu einer Sucht werden, und er ist die Königsdrohne eines galaktischen Reichs.«

»Wenn Macht und Einfluss das Einzige sind, was ihn hält, hätten wir vielleicht eine Chance«, sagte Leia. Die Passage teilte sich etwa zwölf Meter vor ihnen, und C-3PO und ihre Führerin verschwanden in der Abzweigung rechts, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen. »Aber Raynar ist für die Kolonie verantwortlich. Ohne ihn würde sie nicht existieren, und er wird sie nicht so einfach zurücklassen.«

»Jetzt habe ich wirklich ein Problem mit diesen Dunklen Jedi«. sagte Han. »Und auch mit Raynar. Warum konnte er nicht einfach Käfer Käfer sein lassen?«

»Weil er ein Jedi ist.« Luke klang beinahe stolz. »Und er war in unserer alten Tradition ausgebildet - dem Leben zu dienen und es zu schützen, wo immer er die Notwendigkeit sah.«

»Na gut, aber er wird nicht viel Leben schützen, wenn sich dieser Grenzkonflikt verschärft«, meinte Han.