»Ich kann mir nicht vorstellen, dass das mit Chiss besonders gut funktioniert«, sagte Leia. »Was passiert, wenn die Gefangenen aggressiv werden?«
»Ihre Eskorten bringen sie hierher, um sie zu erforschen«, krächzte Tesar. »Sie glauben, andere Spezies sind nur deshalb aggressiv, weil sie keine Schmerzen ertragen können. Also suchen sie nach der Quelle des Schmerzes.«
»Vielleicht erkennen das die Chiss eines Tages und stoppen ihre Angriffe«, sagte Tahiri.
»Ja. es würde mich auch ausbremsen, von so einem Käfer sondiert zu werden«, meinte Han. Er hatte den Blick auf einen Killik-Heiler gerichtet, der mit seinen vier Armen ein Chiss-Gesicht gepackt hatte und etwas aus dem geröteten Augapfel des Patienten holte. »Zumindest, bis ich dieser Creep-Show entkommen könnte.«
»Dad, die Chiss brauchen nicht zu entkommen«, sagte Jaina. »Sie können gehen, wann immer es ihnen passt.«
Han nickte wissend. »Aber es gibt immer einen Haken.«
»Immer«, stimmte Alema zu.
»Aber nicht, was ihr denkt«, erklärte Zekk.
»Die Chiss wollten ihre Vermissten nicht wieder zurückhaben«, erklärte Tesar.
»Da bin ich sicher.« Die Angewohnheit der jungen Jedi, schnell zu sprechen und die Sätze der anderen fortzuführen, machte Mara allmählich nervös. Es war beinahe, als befänden sie sich ununterbrochen in einem Kampfgeflecht. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Chiss viel von einem Gefangenenaustausch halten.«
»Oh, wir sprechen nicht über einen Gefangenenaustausch.«
»Die Chiss wollen sie überhaupt nicht zurück«, sagte Tahiri.
»Bevor wir herkamen, haben sie Transporter gestohlen und versucht, selbst zurückzukehren«, berichtete Tahiri. »Aber die Chiss wollten sie nicht mehr haben.«
»Schrecklich für sie«, sagte C-3PO mitleidig. »Und was wird jetzt aus ihnen?«
»Ein paar heuern auf Schiffen an, und wer weiß, was dann aus ihnen wird«, sagte Jaina. »Die anderen bleiben im Nest.«
In Maras Kopf gingen die Alarmsirenen los. Sie schaute zur Mitte des Raums, wo Tekli und ein paar Killiks einen notdürftigen Operationsraum betrieben, der von einem guten Dutzend juwelenblauer Leuchtkugeln erhellt wurde, dann wandte sie sich wieder Jaina zu.
»Kommt euch das nicht seltsam vor?«, fragte sie.
»Nein, warum sollte es?«, fragte Zekk.
»Weil sie sich offensichtlich dem Nest angeschlossen haben«. verkündete Hau. »Sie folgen nicht mehr ihrem eigenen Geist.«
»Tatsächlich haben sie zwei davon«, schaltete sich Jacen zum ersten Mal in das Gespräch ein. »Sie haben immer noch ihren unabhängigen Geist, aber sie teilen ihn auch mit dem Nest.«
Han verzog das Gesicht, aber Mara war erleichtert. Zumindest Jacen sah die Dinge noch etwas distanzierter und nicht nur aus der Nestperspektive. Vielleicht hatte ihn seine Wanderschaft resistent gegen den Einfluss der Insekten gemacht - oder vielleicht war er auch einfach nur später eingetroffen als die anderen. Wie auch immer, es konnte vielleicht bei ihrem Vorgehen gegenüber dem Rest des Einsatzteams helfen.
»Du willst doch wohl nicht behaupten, dass das etwas Gutes sein soll?«, murmelte Han.
»Es ist nicht gut oder schlecht, Dad«, antwortete Jacen. »Es ist einfach. Dich verstört, dass der Wille des Nests stärker ist als der des individuellen Geistes. Sie scheinen ihre Unabhängigkeit zu verlieren.«
»Ja.« Hans Blick zuckte zu Jaina und den anderen jungen Jedi-Rittern. »Und das stört mich gewaltig.«
»Die Chiss würden es zweifellos ebenso sehen«, warf Leia ein. »Sie würden sich bedroht fühlen, wenn man ihnen ihre Selbstbestimmung nähme.«
»Was es immer noch nicht rechtfertigt, eine gesamte Spezies auslöschen zu wollen«, entgegnete Jaina.
»Das ist eine harsche Anklage«, stellte Luke fest. Weil er bisher so ruhig und sogar noch stiller als Jacen gewesen war, richtete sich nun die Aufmerksamkeit der gesamten Gruppe auf ihn. »Es klingt einfach nicht nach den Chiss. Sie haben strenge Gesetze, die aggressives Verhalten unterbinden -besonders innerhalb ihrer eigenen Grenzen.«
»Ihr kennt die Chiss nicht.« Alemas Stimme war voller Bitterkeit. »Sie halten die Unsrigen in Zellen in einem frei schwebenden Gefängnisschiff und lassen sie dort verhungern.«
»Woher weißt du das?«, fragte Luke, »ich kann mir nicht vorstellen, dass die Chiss irgendwen ihre Gefängnisse inspizieren lassen.«
»Ein Chiss. der jetzt hier lebt, hat uns davon berichtet«, sagte Jacen.
»Das mit den Gefängnisschiffen glaube ich«, erklärte Mara. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Chiss Gefangene verhungern lassen. Ihr Verhaltenskodex ließe sich nicht so weit biegen.«
»Der Hunger ist ein Nebenprodukt«, wandte Jaina ein. »Die Chiss versuchen ja, ihre Gefangenen zu ernähren.«
»Es kann doch nicht so schwer sein, herauszufinden, was Käfer essen«, sagte Han.
»Nicht was, Dad, wie«, verbesserte Jacen und zeigte auf den Haupteingang der Krankenstation. »Komm schon, du wirst dieses Problem besser verstehen, wenn ich es dir zeige.«
Jacen führte die Gruppe in einen großen, mit Wachs ausgekleideten Flur, in dem es vor Killik-Arbeitern nur so wimmelte. Die meisten trugen große Lampen - wunderschöne, juwelenblau strahlende Leuchtkugeln, Wachskugeln in unterschiedlichen Farben und erbärmlich kleine Bündel von halb verfaulten Marr-Halmen. Aber einige hatten auch nur einen einzigen Stein, für gewöhnlich sehr glatt geschliffen und bunt, und diese Insekten bewegten sich langsam und suchten nach dem perfekten Platz in den Mustern an den Wänden.
»So fertigen sie also ihre Mosaiken an«, stellte Luke fest.
»Ein Stein nach dem anderen«, bestätigte Jaina. »Wenn eine Killik über einen besonders schönen Stein stolpert, lässt sie alles andere fallen und fängt an, nach einem angemessenen Platz für diesen Stein zu suchen. Das kann Tage dauern.«
Mara war überrascht über den Beiklang von Ehrfurcht in der Stimme ihrer Nichte. Jaina war normalerweise viel zu beschäftigt mit Taktik und Kriegsführung, um Kunst überhaupt zu bemerken.
»Sie?«, fragte Leia. »Die männliche Killiks leisten keinen Beitrag zur Kunst?«
»Es gibt nicht viele männlichen Killiks«. sagte Jaina.
»Männliche Insekten verlassen ihr Nest nur. wenn es Zeit ist, ein neues zu schaffen«, ergänzte Alema.
Sie benutzten einige Abzweigungen, und der Flur endete an der Schwelle einer riesigen, süßlich riechenden Grube, die so schlecht beleuchtet war. dass Han kopfüber hineingestürzt wäre, hätte Jaina ihn nicht mit der Macht gepackt und zurückgezogen. Mara und die anderen Jedis waren sofort gewarnt. Die Macht innerhalb dieser Kammer war erfüllt von einem so starken Hunger, dass sie automatisch am Eingang zögerten.
»Das hier ist der lebendigste Ort im Nest«, sagte Jacen über den Lärm klackender Fresswerkzeuge und lauten Summens hinweg. »Die Larvenkammer.«
Als sich Maras Augen an das schlechte Licht gewöhnt hatten, sah sie, dass der Raum von Killiks nur so wimmelte, die alle über und um sechseckige Zellen wimmelten. Die Hälfte dieser Zellen war leer, ein paar waren mit festen wachsartigen Deckeln versiegelt, und der Rest enthielt dicke, sich windende Killik-Larven.
Um jede Larve kümmerte sich ein erwachsenes Insekt, das entweder sorgfältig ihre Kopfkapsel reinigte oder sie mit etwas fütterte, das sorgfältig in kleine Stücke gerissen worden war. Während die Gruppe noch zusah, stieß eine Larve einen braunen, süßlich riechenden Sirup aus. Das erwachsene Insekt, das sie pflegte, rollte einen langen, zungenartigen Rüssel aus und saugte die Flüssigkeit ein. dann rülpste es und verließ die Kammer. Ein neues Insekt nahm schnell seine Stelle ein.
»Verdammt!« Han klang, als stünde er kurz davor, es der Larve nachzumachen. »Sag mir nicht, dass das das Abendessen war!«
»Das ist nicht sonderlich ungewöhnlich«, wandte Jacen ein. Er führte sie zur Seite des Eingangs, sodass sie dem konstanten Strom von Insekten nicht im Weg waren. »In der gesamten Galaxis gibt es Bienen und Wespen, die sich auf diese Weise ernähren. Es schafft eine sehr stabile Gesellschaftsstruktur.«
Luke sah Leia an. »Hab ich für nicht gesagt, dass so etwas passieren würde? Er hatte einfach zu viele seltsame Haustiere, als er noch klein war.«
»Aber das erklärt, wieso die Gefangenen der Chiss verhungern«, sagte Mara. Hans Scherz ignorierend. »Ohne Larven können die Gefangenen nicht essen.«
»So. wie du es ausdrückst, klingt es wie zufällig, und das ist es nicht.« Zekks Stimme zitterte leicht vor Empörung. »Die (miss versuchen, mit dieser Politik alle Qoribu-Nester so lange auszuhungern, bis sie verschwinden.«
»Aber sie können nirgendwo anders hin«, fuhr Alema bitter fort. »Selbst wenn sie versuchten, das zu tun, brauchten sie Schiffe von der Größe von Sternenzerstörern, und es würde Monate dauern, die entsprechend auszustatten. Sie müssten in jedem Schiff ein neues vorübergehendes Nest einrichten.«
»Das ist ohnehin nicht die Lösung. Das hier ist nicht nur Chiss-Gebiet«, sagte Jaina. »Die Killiks sind hier die unschuldigen Opfer.«
»Sie mögen Opfer sein.« Mara fand es beunruhigend, mit welcher Naivität sich ihre Nichte und die anderen jungen Jedi auf die Seite der Killiks schlugen. »Aber wohl kaum unschuldig.«
Jainas Augen blitzten bei dieser Herausforderung auf, aber sie sagte mit ruhiger Stimme: »Du kennst die Situation hier nicht. Dieses System.«
»Ich weiß, dass die Schatten bei unserem Plug hierher von Killiks angegriffen wurde«, unterbrach Mara.
»Das also waren die Probleme, die ihr auf dem Weg hierher hattet?«, sagte Jacen. »Ich habe mich schon darüber gewundert.«
»Ich ebenfalls«, sagte Hau trocken.
»Und ihr glaubt, es waren wirklich die Killiks?«, fragte Tesar.
»Wir wissen, wie ein Pfeilschiff aussieht«, sagte Leia. »Aber sie waren besser als die, die uns bei Lizil abgefangen haben. Und sie wurden von Wasserstofftriebwerken angetrieben.«
»Wasserstoff?«, fragte Zekk verwirrt. »Das kann nicht sein.«
Er wechselte einen Blick mit den anderen, dann erklärte Jaina: »Wir haben versucht, sie zu Wasserstoffantrieben zu überreden, aber sie produzieren das Methan selbst.«
»Was wollt ihr damit sagen?«, fragte Leia verärgert. »Dass es keine Killik-Pfeilschiffe waren, die die Schatten angegriffen haben? Oder dass wir das alles erfunden haben?«
Die jungen Jedi wurden verlegen, und es war Tahiri, die schließlich sagte: »Wir meinen nur, dass dies keinen Sinn ergibt. Die Unsrigen würden euch nicht angreifen, ihr würdet nicht lügen, die Unsrigen verwenden keinen Wasserstoffantrieb.«
»Aber die Dellen im Rumpf meines Schiffs sind nicht von selbst entstanden«, erklärte Mara. Sie konzentrierte sich weiterhin auf Jaina. »Glaubst du, ihr könntet euch in Bezug auf diese Insekten irren?«
Jaina erwiderte ihren Blick und antwortete, ohne zu zögern: »Das ist unmöglich.« Sie winkte eine vorbeikommende Killik zu sich und sagte: »Unsere Freunde wurden von einem Schwärm fliegender Wasserstoffraketen angegriffen. Hat eins der Nester.«
Empörtes Summen drang aus der Brust des Insekts.
»Sie sagt, das müssten Chiss gewesen sein, die sich als Unsrige tarnten«, übersetzte C-3PO. »Sie wollten offenbar damit erreichen, dass die Beschützer wieder gehen.«
»Das waren keine Chiss«. widersprach Mara. »Ich konnte die Piloten sehen. Es waren Insekten.«
Die Killik summte eine Antwort, und C-3PO übersetzte: »Es gibt viele raumfahrende Insekten in der Galaxis. Die Chiss haben vielleicht.«
»Sehr unwahrscheinlich«, meinte Leia. »Die Chiss sind arrogant - ja elitär.«
»Es waren Killiks«. stimmte Luke ihr zu. »Wir haben uns nicht geirrt.«
Aus dem Oberkörper des Insekts erklangen mehrere laute Knackgeräusche.
»Sie fragt, ob Sie überhaupt gewillt sind, ihr irgendetwas zu glauben?«
»Ja, die Wahrheit«, sagte Mara.
Das Insekt gab ein paar knurrende Geräusche von sich, dann eilte es in scharfem Trab den Flur entlang.
»Sie sagt, sie weiß die Wahrheit nicht«, sagte C-3PO. »Und sie sieht auch keinen Grund, sich eine einfallen zu lassen, da Sie ihr ohnehin nicht glauben.«
Luke wandte sich an Jaina. »Wir haben genug gesehen. Bring uns in den Hangar zurück.«
»Noch nicht«, wandte Jaina ein. »Ihr versteht immer noch nicht.«
»Wir verstehen alles, was wir müssen.« Luke sah Mara und Saba an und fragte sie lautlos, ob die Mitglieder des Kats zum gleichen Schluss gekommen waren. Als sie nickten, trat er einen Schritt zurück, damit er alle jungen Jedi ansprechen konnte. »Die Situation hier ist so verwirrend wie explosiv, und euer Team hat die Neutralität verloren, die von Jedi-Rittern verlangt wird. Die Meister bitten euch, nach Coruscant zurückzukehren.«
Mara wand sich innerlich. Wie Kyp, Corran und mehrere andere Meister glaubte auch sie. dass der Orden Gehorsam von seinen Jedi-Rittern verlangen sollte und nicht »darum bitten«. Luke zog es vor. den Jedi-Rittern ihre Unabhängigkeit zu lassen, und erklärte, wenn sich der Orden nicht auf das Urteilsvermögen seiner Mitglieder 'verlassen könnte, hätten die Meister bei ihrer wichtigsten Aufgabe versagt. Und da er der Erste unter Gleichen war. galt Lukes Sichtweise.
Jaina nutzte selbstverständlich rasch die Gelegenheit, weitere Argumente einzubringen. »Ist es unsere Neutralität, um die der Rat sich sorgt, oder die Beziehung der Galaktischen Allianz zu den Chiss?«
»Im Augenblick seid ihr es, um die wir uns Gedanken machen.« Lukes Stimme klang ebenso warmherzig wie fest. »Es sollte jedem Jedi klar sein, wie wichtig es ist, gute Beziehungen zu den Chiss zu unterhalten. Die Sektoren, die sie für uns an der Grenze patrouillieren, sind die einzigen, in denen weder Piraten noch Schmuggler ihr Unwesen treiben.«
»Die Jedi sind nicht die Diener der Galaktischen Allianz«, hielt Alema dagegen.
»Nein, das sind wir nicht«, stimmte Luke ihr zu.
Während sie sprachen, sammelten sich Killiks im Flur, waren auf einmal überall. Eine Bedrohung konnte Mara in der Macht nicht spüren - wenn sie die Emotionen der Insekten richtig deutete, waren sie eher allgemein besorgt -, dennoch nahm sie Kontakt zu Saba und Leia auf und legte ihnen nahe, sich in eine bessere Defensivposition zu begeben.
»Aber eine friedliche Galaktische Allianz ist die stärkste Stütze einer friedlichen Galaxis«, fuhr Luke fort. »Und die Jedi dienen dem Frieden. Wenn der Wiederaufbau nicht gelingt, wird die Galaktische Allianz in Anarchie versinken und nach ihr die gesamte Galaxis. Die Jedi hätten versagt.«
»Und was ist mit der Verteidigung der Schwachen?«, wollte Zekk wissen. »Oder sich für die Armen zu opfern?«
»Das sind würdige Ziele«, erwiderte Luke. »Aber sie werden nicht verhindern, dass die Galaxis im Chaos versinkt. Und das sind auch nicht die Pflichten eines Jedi-Ritters.«
»Wir lassen die Killiks also zugunsten der Wiederaufbaukonglomerate im Stich, die unseren Teil der Galaxis verschlingen?«, fragte Jaina. »Ist das nicht, was Pal.«
»Sprich es nicht aus!« Mara ging auf ihre Nichte zu, was ein Rauschen an Wänden und Decke verursachte, als die Killiks zurückwichen. »Schlimm genug, dass ihr eure Aufgaben vernachlässigt und uns im Stich gelassen habt, sodass wir hier nach euch suchen müssen. Wage nicht, diesen Vergleich zu ziehen. Es gibt Dinge, die werde ich nicht einmal von dir hinnehmen, Jaina Solo.«
Jaina riss erschrocken die Augen auf. Sie starrte Mara lange an, schwankte hin und her zwischen einer Entschuldigung und einer Entgegnung, von der alle Anwesenden wussten, dass sie eine Kluft zwischen den beiden Frauen aufreißen würde, die vielleicht nie wieder geschlossen werden konnte. Es war Luke hoch anzurechnen, dass er sich nicht einmischte. Er rührte sich nicht und wartete geduldig darauf, wie Jaina ihre Entscheidung traf.
Schließlich wandelte sich Jainas Miene. »Ich hätte so etwas Gedankenloses nicht sagen sollen. Ich wollte ganz bestimmt nicht andeuten, dass Onkel Luke irgendwie dem Imperator ähnlich ist.«
Mara beschloss, das als Entschuldigung zu werten. »Ich bin froh, das zu hören.«
»Und wir werden die Killiks nicht im Stich lassen.« Luke warf einen Blick nach oben, als die Killiks anerkennend summten, dann schaute er wieder die jungen Jedi an. »Aber ich mache mir Sorgen um euch - um euch alle.«
»Ihr habt eure Objektivität verloren und Position bezogen«, fügte Mara hinzu, die spürte, was Luke von ihr erwartete. »Ihr kämpft offen an der Seite der Killiks - und das bedeutet, dass ihr euch jede Möglichkeit genommen habt, das Problem zu lösen.«
»Um ganz ehrlich zu sein, ihr seid jetzt schon zur Hälfte Nestangehörige«, stellte Luke fest. »Ich denke, ihr solltet sofort mit uns nach Coruscant zurückkehren. Ihr alle.«
Der bittere Geruch eines Alarmpheromons ergoss sich plötzlich in die Luft, und im Flur brach solch lautes Summen und Klacken aus, dass Maras Hand automatisch zu ihrem Lichtschwert zuckte, ebenso wie die Hände von Leia und Saba. Han wurde blass, und er hakte den Daumen in den Gürtel über seinem Blaster. Aber Lukes Hände blieben an seinen Seiten, und seine einzige Reaktion auf den Tumult bestand darin, geduldig zu warten, dass er abebbte.
Als es möglich war, sich wieder zu verständigen, fuhr er fort, als wäre er nie unterbrochen worden. »Wir haben gesehen, was aus Raynar wurde, und der Orden kann sich im Augenblick nicht erlauben, einen einzigen weiteren Jedi-Ritter zu verlieren.«
»Was ist mit den Killiks?«. fragte Tahiri. »Wenn wir nicht mehr hier sind, werden die Chiss.«
»Diese hier wird bleiben«, verkündete Saba. »So lange, bis Meister Skywalker mit Aristocra Tswek gesprochen hat, wird sie hier sein, um den Chiss zu zeigen, dass die Jedi das Geschehen hier beobachten.«
»Allein?«, fragte Tesar.
Saba nickte. »Allein.«
Tesar grinste, dann schlug er mit dem Schwanz auf den Boden und stieß seinen Schädel gegen den seiner Mutter. »Gute Jagd.«
Mara warf Jaina einen Blick zu. »Und ihr anderen?« Jaina atmete laut aus, dann hob sie den Blick vom Boden und schaute Leia an. »Du bist schrecklich still, Mutter.«
»Ich bin keine Meisterin.«
»Das weiß ich«, sagte Jaina. »Aber was denkst du?«
Leia runzelte die Stirn, und sie sah beinahe so schockiert aus, wie Mara sich fühlte. »Du fragt mich, was wir tun sollen?«
»Tu nicht so überrascht«, sagte Jaina. »Ich weiß, wie Dad und du über die Galaktische Allianz denkt. Ihr seid die Einzigen hier, die keine Hintergedanken haben.«
»Oh, ich habe durchaus Hintergedanken.« Leia lächelte.
»Dein Vater und ich sind den ganzen Weg hier herausgekommen, um uns zu überzeugen, dass Jacen und du in Sicherheit seid.«
Jaina verdrehte die Augen. »Sag mir einfach nur. was du denkst.«
Leia zögerte nicht. »Jaina. ich denke, ihr macht die Situation hier nur noch schlimmer.«
»Schlimmer?«, fragte Alema. »Was wissen Sie denn schon? Sie sind erst.«
Jaina warf der Twi'lek einen Seitenblick zu. und Alema schwieg.
»Danke«, sagte Leia. »Eure Anwesenheit hier ist eine Provokation für die Chiss. Sie werden darauf nur noch härter reagieren, und am Ende kommt es zu einem Krieg, der vielleicht hätte verhindert werden können.«
»Verhindert?«, fragte Tahiri. »Wie denn?«
»Das weiß ich noch nicht«, gab Leia zu. »Aber ich kann jetzt schon sagen, wie ihr ihn nicht verhindern könnt: indem ihr die Kampfeinheiten der Chiss vernichtet. Sie schicken nur größere Einheiten.«
»Das haben sie bereits getan.«
Jaina wandte sich ihren Freunden zu, um mit ihnen die Sache auszudiskutieren - das nahm Mara jedenfalls an. Stattdessen jedoch sahen sie einander nur ein paar Sekunden an, dann gaben die Killiks ein einziges enttäuschtes Summen von sich und entfernten sich. Tesar, Jacen und Tahiri setzten sich in Bewegung und schritten den Flur entlang.
»Wir werden gehen«, sagte Tahiri.
»Tekli ebenfalls«, fügte Tesar hinzu.
»Das ist die Hälfte«, sagte Mara und sah Jaina und die anderen beiden mit hochgezogenen Brauen an. »Was ist mit euch dreien?«
»Uns vieren«, verbesserte Jaina. »Du hast Lowbacca vergessen.«
Tief unter dem Falken zog Qoribus größter, goldener Ring vorbei, ein gewaltiger Strom glitzernder Trümmer, der sich unter dem lila Mond Nrogu bog und dann auf der dunklen Seite des Planeten im trüben Zwielicht verschwand. In der Ferne, direkt hinter dem geisterhaften grünen Halbmond des Trabanten Zvbo, zeichneten die ersten winzigen Pfeile des Triebwerksausstoßes von Chiss-Schiffen ein chaotisches Gitterwerk, das sich vor der sternenfleckigen Leere abzeichnete.
»Wir kommen in Sichtweite«, berichtete Leia. »Es sieht aus, als würde die Suche ausgeweitet. Ich sehe Ionenspuren auf allen Seiten des Rings - einige bis zu dreißig Grad darüber.«
»Wunderbar«, stellte Han sarkastisch fest. »Die Chiss werden hervorragend gelaunt sein.«
»Wieso denn das?«, fragte Juun. Er saß auf einem Passagiersitz backbord und ärgerte Han, indem er ihm ununterbrochen über die Schulter schaute. Zum Glück hatten sie Tarfang wieder zur Schatten geschickt, wo sich Tekli um seine Wunden kümmern konnte. »Weil sie Probleme haben, Überlebende von ihrem Sternenschiff zu finden?«
»Wie kommen Sie nur darauf?« Hans Stimme war noch sarkastischer geworden.
»Die übliche Prozedur«, antwortete Juun stolz. »Sie dehnen den Suchradius aus, und warum sollten sich die Suchprotokolle der Chiss so von unseren unterscheiden?«
»Sie sind wirklich ein kluger Sullustaner.«
»Danke.« Junn strahlte. »Von Han Solo ist das ein gewaltiges Kompliment.«
»Ja«, murmelte Han. »Sicher.«
Er zog den Falken weg von dem Ring. Sofort spürte Leia die Neugier ihrer Eskorte - Jaina. Saba, Alema und Zekk - in der Macht.
»Unsere StealthX fragen sich, was du machst«, berichtete sie. »Und um ehrlich zu sein, tue ich das auch.«
»Wir verfügen über keine Tarntechnologie«, erklärte Han. »Und so schlecht die Situation für die Chiss aussehen mag. wenn sie uns erwischen, wie wir uns einschleichen, werden sie wahrscheinlich erst schießen und erst dann Fragen stellen.«
»Wie beim Eindringen der Talu während des Zsinj-Feldzugs«, erklärte Juun. »Der Falke wird als Köder dienen, während die StealthX versuchen, in den Bereich des Feindes einzudringen.«
»Eigentlich nicht«, sagte Han.
»Nein?« Juun wirkte erstaunt. »Warum nicht?«
»Weil man keinen Wookiee in den Frachtraum eines StealthX stecken kann«, sagte Han. »Also fliegen wir einfach nur hin und holen Lowbacca selbst.«
»Und die Chiss werden das zulassen?«, keuchte Juun.
»Sicher.« Han warf Leia einen Blick zu. »Leia wird sie dazu überreden.«
»Ach ja?« Leia wartete darauf, dass Han genauer wurde, bis ihr klar wurde, dass er damit rechnete, dass sie einen Plan ausheckte. »Das könnte interessant werden.«
»Sehr«, sagte Juun. »Ich freue mich darauf, zu sehen, wie Sie das hinkriegen werden.«
»Ich auch«, versicherte ihm Leia.
Sie schob ihre Zweifel beiseite und verband sich in der Macht mit Jaina und den anderen, versuchte, Hans Plan ohne Worte zu erläutern. Obwohl sie am Ende des Kriegs Teil von ein paar Kampfgeflechten gewesen war, war sie in dieser Art von empathischer Kommunikation mit StealthX-Piloten nicht sonderlich geübt, und die Gefühle, die sie als Reaktion auf ihre Kontaktsuche empfand, lagen zwischen Verwirrung und Sorge. Mehr und mehr frustriert darüber, dass es nicht klappte, gab sie schließlich auf und konzentrierte sich auf zwei Worte: Vertraut mir.
Die vier Piloten schienen sofort beruhigt und schwärmten hinter dem Falken aus. wobei sie entlang der dunklen Bänder innerhalb des Rings flogen, sodass sich ihre Schiffe nicht vor den Trümmern abzeichneten. Leia schüttelte den Kopf und dachte, dass sie mehr üben müsste.
Die Macht füllte sie mit Ermutigung.
»Jaina und die anderen scheinen mit dem neuen Plan einverstanden«, berichtete sie. Saba war für die StealthX zuständig, aber Leias Verbindung zu ihrer Tochter war um so vieles klarer als jede Verbindung zwischen der Barabel und ihr. »Das denke ich jedenfalls.«
»Gut.« Han lenkte den Falken zehn Kilometer über der Ekliptik des Planeten gerade und holte ihn aus dem grauen Halbdunkel seines Halbschattens. »Aber kommt dir das alles nicht ein wenig zu einfach vor?«
»Eigentlich nicht«, sagte Leia. »Wir wissen ja immer noch nicht, wie die Chiss reagieren, und.«
»Ich rede nicht von den Chiss«, erwiderte Han. »Ich meine Jaina. Sie gibt doch nicht so leicht auf!«
»Ich bin sicher, sie hat einfach erkannt, dass Sie recht hatten«, spekulierte Juun. »Jede Tochter würde auf einen Vater mit Ihrer Erfahrung hören.«
»Ich fürchte, Menschen sind da etwas komplizierter«, sagte Leia, bevor Han antworten konnte, Früher oder später würde selbst ein Sullustaner den Sarkasmus in Hans Stimme erkennen, und sie wollte Juun nicht wieder frustrieren. Es war schlimm genug gewesen, als sie den Traktorstrahl hatten ausschalten müssen und die XR808 g danach steuerlos im Raum getrieben war. »Und Jaina ist komplizierter als die meisten. Sie ist ebenso störrisch wie ihr Vater.«
»Danke.« Han klang ehrlich stolz. »Sie hat noch einen Trick im Ärmel, das weiß ich.«
»Wahrscheinlich«, stimmte Leia zu. »Aber im Augenblick zählt nur, Lowbacca zurückzuholen. Nachdem wir unseren Teil des Handels eingehalten haben, können wir sie, wenn nötig, auch mit Gewalt nach Hause holen.«
»Mit Gewalt?« Han schaute sie an. »Diese Möglichkeit ist uns verwehrt, seit sie zehn war. Das hier ist Jaina. erinnerst du dich? Das Schwert der Jedi?«
»Ich weiß«, sagte Leia, »aber ich werde immer ihre Mutter sein. Ich kann immer noch tun. was notwendig ist.«
Han sah sie einen Moment an, dann grinste er und nickte, »Ja, Prinzessin, ich wette, das kannst du.«
»Wir können es«, verbesserte Leia. Sie spürte, dass Han nicht ganz einverstanden war, dass er vielleicht derjenige war, der noch einen Trick im Ärmel hatte. »Das hier ziehen wir zusammen durch, du Nerf-Hirte. Und es wird nicht so sein wie damals, als ich mit diesem ungewaschenen AbfallgrubenKriecher zurechtkommen musste, den sie nach Hause gebracht hat.«
»Schatz, das war Zekk«, sagte Han.
»Ich weiß, wer es war«, sagte Leia. »Ohne mich wäre Jaina schon vor Jahren in der Unterstadt mit ihm zusammengezogen. Also habe ich dafür gesorgt, dass er in der Jedi-Akademie aufgenommen wurde, damit sie selbst dort blieb.«
»Na gut«, sagte Han. »Aber Jaina ist keine dreizehn mehr. Sie ist älter, als wir zu dem Zeitpunkt waren, als wir uns kennenlernten, und doppelt so banthaköpfig. Wenn sie nicht gehen will...«
»Deute nicht mal an, dass wir sie bleiben lassen«, sagte Leia. »Ich kenne dich doch!«
»Ich will nur andeuten, dass uns vielleicht nichts anderes übrig bleibt.« Han holte tief Luft, um sich ein wenig zu beruhigen. »Ich verstehe es ja auch nicht. Wieso irgendwer den Hals riskieren will, um einen Haufen übergroßer Ameisenhügel zu retten, begreife ich nicht. Aber Jaina will das hier wirklich.
Das habe ich ihr angesehen, als Luke sie und die anderen bat, nach Hause zu kommen.«
»Was gesehen?«, fragte Leia und wunderte sich, was Han wohl vorhatte. Er klang nicht wie der Mann, der gerade durch die Hälfte der Unbekannten Regionen geflogen war, um zu verhindern, dass seine Tochter ein »Käferliebchen« wurde. »Ich sah nur Enttäuschung und Trotz.«
»Genau«, sagte Han. »Sie wird es nicht aufgeben. So klar und deutlich hat sie wahrscheinlich noch nie gefühlt.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Na ja. während Jacen und Jaina aufwuchsen, haben sie mitgekriegt, dass ständig faule Kompromisse geschlossen wurden« , erklärte Han. »Sie haben mitbekommen, wie wir alles taten, um die Neue Republik zusammenzuhalten, wie wir Handel abschlossen und Politik spielten.«
»Weil wir die etablierte Ordnung waren.« Leia fühlte sich ein wenig in der Defensive. »Es ist komplizierter, den Status quo zu erhalten, als ihn über den Haufen zu werfen. Alle Pläne werden in Grautönen niedergeschrieben.«
»Genau das meine ich ja«, sagte Han. »Alles war für diese Kinder ein Kompromiss. Sie haben nie für eine klare, einfache Sache kämpfen können.«
»Sie haben gegen die Dunklen Jedi und die Allianz der Vergessenen gekämpft«. erwiderte Leia. »Und sie haben gegen die Yuuzhan Vong gekämpft. Das war doch alles ziemlich klar, oder.«
»Aber das sind Dinge, gegen die sie kämpfen mussten«, sagte Han. »Ich spreche von etwas, wofür man kämpft, etwas, das man aufbaut. Keiner von diesen jungen Jedi-Rittern hatte je so etwas.«
Leia begriff, worauf Han hinauswollte. »Du meinst, sie hatten keine Rebellion.«
»Genau«, sagte Han. »Die Killiks sind friedlich und gehen in neutralem Territorium nur ihren eigenen Angelegenheiten nach, und die Chiss versuchen sie auszuhungern. Jaina sieht sie als die Unterlegenen, die den Schutz der Starken brauchen. Verdammt, wenn ich das bedenke, möchte ich sogar beinahe für sie kämpfen.«
Leia runzelte die Stirn und fragte sich, ob das die ersten Anzeichen dafür waren, dass sich ihr Mann selbst einem Nest anschließen wollte. »Aber das tust du nicht, oder?«
Han verdrehte die Augen. »Ich sagte beinahe.« Sein Tonfall war ein wenig scharf und verteidigend. »Ich rede nur darüber, wie Jaina die Dinge vielleicht sieht.«
»Was für eine Erleichterung«, sagte Leia. »Ich dachte einen Moment, du wolltest sagen, wir müssten sie und die anderen in der Kolonie lassen.«
»Wenn Schwarze Löcher leuchten«, schnaubte Han. »Was ich wirklich sage, ist, wir müssen sie denken lassen, dass es ihre eigene Entscheidung ist. Jaina hat endlich den gleichen Blick wie du damals, als ich dich vom Todesstern rettete.«
Leia versuchte zu ignorieren, dass er damit sagte, dass sie diesen Blick offenbar nicht mehr hatte, und widersprach nur: »Du hast mich nicht gerettet.« Diese Debatte war einer ihrer kleinen Scherze, eine Art, eine Vergangenheit noch einmal zu erleben, in der ihre eigenen Träume so rein und unkompliziert gewesen waren. »Du bist auf Darth Vaders Trick hereingefallen und hast die Imperialen direkt zur Rebellenbasis auf Yavin vier geführt.«
»Nein«, verbesserte Han. »Ich habe den Todesstern in die Falle der Rebellen gelockt. Ohne mich würde das Ding immer noch in der Galaxis herumfliegen.«
»Wirklich?«, keuchte Juun vom Navigatorsitz. »Das kam aber in Sonderlieferung nicht vor.«
Han blinzelte erstaunt, dann drehte er sich mit dem Sitz um. »Sind Sie immer noch da?«
»Selbstverständlich«, erwiderte Juun. »Ein Besatzungsmitglied verlässt das Cockpit nie ohne Erlaubnis.«
»Sie sind kein Besatzungsmitglied«, murmelte Han.
Vor den Sichtfenstern der Pilotenkanzel bemerkte Leia eine Zusammenballung kleiner blauer Leuchtpunkte, die in der Dunkelheit von Qoribus Planetenschatten größer wurden. Sie warf einen Blick auf den taktischen Schirm und sah Geschwader von Chiss-Klauenjägern auf sie zukommen.
»Han!« Sie packte ihn an der Schulter. »Wir bekommen Gesellschaft.«
Als Han sich umgedreht hatte, waren die Punkte schon groß genug, dass sich die spinnwebartigen Silhouetten der Klauenjäger-Cockpits und Waffenmasten abzeichneten.
»Endlich.« Han zeigte auf Leias Kom-Mikrofon. »Worauf wartest du? Rede mit ihnen.«
In seinem Traum befand sich Lowbacca mit seinem Onkel Chewbacca im Schattenwald, und sie rannten über die dunklen Wroshyr-Äste auf die grüne Wand des Brunnens der Toten zu. Bis zu der Grenze des Brunnens aus ineinandergewundenem Laubwerk waren es keine zweihundert Meter mehr, aber die beiden Wookiees erreichten sie dennoch nicht. Sie rannten einfach nur, zerrissen Vorhänge von Faultier-Moos, sprangen über die langen Kkekkrrg-Rro-Dornen, die nach ihnen schnappten, um sich um ihre Fußgelenke zu wickeln, und alle paar Dutzend Meter legte Chewbacca die mächtige Hand auf Lowbaccas Schulter und grollte ermutigend. Aber die Worte waren niemals klar, und der einzige Trost lag in der Vertrautheit der Berührung seines Onkels.
Dann aber war da eine Berührung, die nicht von Chewbacca kam. Sie war ebenso vertraut, aber leichter und nur in seinem Inneren zu spüren, und sie fühlte sich überhaupt nicht nach einem Wookiee an.
Sie fühlte sich an wie die eines Menschen. Wie die eines weiblichen Menschen.
Jaina.
Wo hatte sie gelernt. Wroshyr-Bäume zu erklimmen?
»Sie wollen was?«, wollte die Chiss-Stimme über Korn wissen.
»Ich wiederhole«, antwortete Leia. »Wir sind gekommen, um Ihnen bei der Suche nach Überlebenden zu helfen.«
»Jedi-Überlebenden?«, fragte die Stimme.
Die sechs Klauenjäger hatten hinter dem Falken Aufstellung genommen. Da Leia am Kom beschäftigt war, hatte Han die Noghri mit einiger Mühe überreden müssen, die noch nicht reparierten Geschütztürme nicht von Hand herumzuziehen, um auf die Sternenjäger zu schießen.
»Negativ«, erwiderte Jaina. »Wir sind gekommen, um bei der Suche nach Chiss-Überlebenden zu helfen.«
»Tatsächlich.« Der Offizier klang ungläubig. »Die Chiss verfügen über die nötigen Mittel. Sie können zu Ihrer Basis zurückkehren.«
Leia holte tief Luft. Sie warf Han einen Blick zu und zeigte auf die Schubsteuerung, um ihm zu bedeuten, dass er bereit sein sollte, sofort auszubrechen, dann sagte sie: »Das entspricht offensichtlich nicht den Tatsachen.«
Es gab eine lange Pause, während der Falke an dem geisterhaften Halbmond von Zvbo vorbeiflog und in die volle Dunkelheit von Qoribus Planetenschatten eintauchte.
Schließlich sagte der Chiss: »Haben Sie mich gerade einen Lügner genannt, Falke?«
»Wir können sehen, dass die Suchoperation nicht sonderlich gut verläuft«, stellte Leia klar. »Sie haben den Suchradius derart ausgeweitet, dass Ihre Flottille den Bereich selbst in einer Woche nicht annähernd vollständig abchecken kann, und die Situation für die Überlebenden verschlimmert sich rasch. Also beleidigen Sie mich bitte nicht, indem Sie behaupten, Sie hätten alles bestens unter Kontrolle.«
»Also gut.« Die Stimme des Offiziers wurde eisig. »Dann weise ich Sie jetzt einfach an, diesen Bereich sofort zu verlassen. Ihre Hilfe ist unerwünscht.«
Han wollte schon wenden, aber Leia schüttelte den Kopf.
Sie hatte gerade erst angefangen.
»Negativ«, sagte sie. »Wir werden Ihnen helfen.«
»Jetzt beleidigen Sie mich«, erklärte der Offizier. »Was immer Ihnen an dieser Sache so wichtig erscheinen mag, ich bezweifle, dass es die Chiss-Opfer sind. Kehren Sie um, oder wir werden auf Sie schießen.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Leia. »Sie mögen vielleicht nicht wissen, wer den Millennium Falken fliegt, aber Ihre Vorgesetzten tun das zweifellos. Die Chiss werden einen ehemaligen Staatschef der Neuen Republik und Luke Skywalkers Zwillingsschwester nicht angreifen - nicht wegen ein paar Monden, die nicht einmal innerhalb ihres eigenen Territoriums liegen.«
Eine Salve roter Blitze zuckte an der Kanzel des Falken vorbei.
»S-s-sollten wir nicht lieber gehorchen?«, stotterte Juun. »Er sch-scheint es sehr ernst zu meinen.«
»Sie müssen noch viel über Sicherheitspatrouillen lernen«, sagte Han. »Wenn er es ernst gemeint hätte, hätte er uns in den Raum gepustet.«
»Ich verstehe.« Juun klang, als hätte er eine plötzliche Erleuchtung erfahren. »Sie haben eine Kopie ihres Handbuchs.«
Han riss den Mund auf und schüttelte den Kopf.
Einen Augenblick später war der Offizier es müde, auf Leias Protest zu warten. »Das war unsere einzige Warnung. Das nächste Mal treffen wir.«
»Wie viele Jedi hätten Sie denn gern in diesem System?«, erwiderte Leia. Ihre Drohung war erheblich leerer als die des Offiziers, denn selbst wenn der Orden über genügend Jedi-Ritter verfügt hätte, um diese Drohung wahrmachen zu können, hätte Luke die Jedi nie für eine Vergeltungsaktion eingesetzt. »Das hier ist keine unautorisierte Operation mehr. Meister Skywalker ist bereits mit der Hallte unserer Jedi-Ritter auf dem Rückweg zur Galaktischen Allianz. Ich bin sicher, Ihr Vorgesetzter möchte nicht, dass mein Bruder dem Jedi-Orden und Staatschef Cal Omas von einem weiteren unglücklichen Vorfall in diesem System berichten muss. Wäre es nicht besser, uns helfen zu lassen, als Geste Ihres guten Willens, dieses Problem tatsächlich zu lösen?«
Es wurde still, dann fragte der Chiss: »Welche Jedi-Ritter sind mit Meister Skywalker aufgebrochen?«
Leia lächelte. Er wollte offenbar prüfen, ob sie die Wahrheit sagte, indem er Dinge fragte, über die ihn seine Spione längst informiert hatten.
»Luke und Mara haben Tesar Sebatyne mitgenommen, Tekli, meinen Sohn Jacen und Tahiri Veila«, zählte Leia auf. »Wir planen, den Rest mitzunehmen, wenn wir das System verlassen.«
»Sie geben uns Ihr Wort?«, fragte der Chiss.
»Wenn Ihr Kommandant uns sein Wort gibt, dass die Chiss damit aufhören, die Kolonie auf Qoribu zu bedrängen«, antwortete Leia. Sie bezweifelte, dass sich die Sache so leicht lösen ließe, aber es war den Versuch wert. »Wir werden auf jeden Fall einen höherrangigen Jedi zurücklassen, um die Situation im Auge zu behalten.«
Es entstand eine weitere Pause, dann sagte der Chiss: »Sie wissen zweifellos, dass es mir an der Autorität fehlt, im Namen der Chiss-Regierung zu verhandeln.«
»Natürlich«, sagte Leia.
»Aber das Angebot wird dem zuständigen Aristocra vorgelegt werden. Bis dahin fühlen wir uns geehrt, Ihr Hilfsangebot anzunehmen. Bitte begeben Sie sich zu den Koordinaten, die ich Ihnen sende, und beginnen Sie mit einer Suche innerhalb eines Zwei-Kilometer-Radius.«
»Verstanden«, sagte Leia. »Und danke, dass Sic uns gestatten zu helfen.«
»Mein Kommandant bittet mich. Ihnen seine Dankbarkeit für Ihre Hilfe auszudrücken«, erwiderte der Offizier. »Ende.«
Die Koordinaten erschienen auf dem Navigationsschirm.
»Dort werden wir niemanden finden«, beschwerte sich Juun. »Das liegt praktisch außerhalb der Umlaufbahn!«
»Juun!«, sagte Han. »Sie waren einmal ein Schmuggler.«
»Ich bin ein Schmuggler!«, erklärte Juun - dann fügte er kleinlaut hinzu: »Zumindest war ich das. bis ich die XR-acht-null-acht-g verloren hab.«
»Dann sollten Sie wissen, dass wir dort ganz bestimmt nicht hinfliegen.« Noch während er das sagte, steuerte Han den Falken von Qoribus dunkler Masse weg und brachte ihn auf einen Kurs, der sie kein bisschen in die Richtung des zugewiesenen Bereichs führte. »Wir müssen einfach nur dafür sorgen, dass es so scheint als ob.«
Lowbacca öffnete die Augen und schaute in eine gewaltige gestreifte Dunkelheit. Offenbar befand er sich über Qoribu. Er schauderte in der Kälte und dem Gestank seines Schutzanzugs, den er mit dem Ankerbolzen an einem Eisblock von Ronto-Größe festgemacht hatte, inmitten des Ringsystems des Planeten. Die Dunkelheit, die ihn umgab, wurde unterbrochen durch blaue Nadeln - der Ionenausstoß der Chiss-Rettungsschiffe, die immer noch nach Überlebenden suchten -, und ein stetiger Regen von Raumschifftrümmern fiel in die dichte Atmosphäre des Gasriesen und erzeugte dort spektakuläre rote Wolkenblüten.
Jaina war durch das Kampfgeflecht noch immer mit Lowbacca verbunden und half ihm, gegen die Einsamkeit und Verzweiflung anzukämpfen, die sie selbst empfunden hatte, als sie bei Kalarba hatte aussteigen müssen. Alema versicherte ihm. dass sie bald bei ihm sein würden. Zekk sorgte sich um den Zustand seiner Lebenserhaltungssysteme. Das kleine Display in Lowbaccas Helm zeigte fast leere Batterien, kein Wasser und für gut dreißig Minuten Luft - sie würde dreimal so lange halten, wenn er sich wieder in Trance versetzte. Doch eine weitere Präsenz drängte ihn. wach zu bleiben und sich bereitzuhalten.
Lowbacca dachte einen Augenblick, diese letzte Präsenz wäre Tesar, aber sie fühlte sich älter an, wilder und weniger vertraut. Saba!
Sei bereit! Es würde nur eine Chance geben.
Lowbacca befreite sich von der Sicherheitsmanschette und hielt den Daumen über den Knopf, der ihn völlig befreien würde. Er war bereit.
Mit der anderen Hand zog er sich auf den Eisblock, dann griff er nach dem Ankerbolzen, der ihn dort festhielt, und nutzte ihn, um sich langsam umzudrehen und nach dem viel versprechenden Leuchten eines sich nähernden Schiffs Ausschau zu halten. Was er jedoch sah, waren nur die weit entfernten Ionenspuren von Raumschiffen, und das wunderte ihn. Jaina und die andern würden in StealthX kommen, aber die waren sogar noch enger als die üblichen X-Jäger. Wie wollten sie ihn da an Bord nehmen?
Lowbacca bemerkte einen dunklen Umriss etwa hundert Meter entfernt, eine Kuppel und einen Waffenarm: sie erhoben sich aus dem Meer von Eiskugeln, die Qoribus Ringsystem bildeten.
Wahrscheinlich war es nur ein leeres Wrack. Oder vielleicht bildete er es sich auch nur ein. Sein Schutzanzug hielt den Sauerstoffverbrauch automatisch so gering wie möglich, damit er länger überleben konnte, und Halluzinationen waren unter diesen Umständen nicht ungewöhnlich, Jaina hatte ihm erzählt, sie habe sich mehrere Stunden mit Yoda unterhalten, als sie durchs Vakuum geschwebt war. Leider hatte sie nichts von dem verstehen können, was er sagte, weil er die ganze Zeit Gamorreanisch gesprochen hatte.
Lowbacca wandte sich langsam Qoribu zu und ließ den Blick aufmerksam über den Ring schweifen. Er entdeckte einen weiteren dunklen Umriss in einiger Entfernung; dieser bewegte sich in seine Richtung und hatte zwei Waffenarme. Aufblitzendes Feuer auf Qoribu beleuchtete kurz das Cockpit und spiegelte sich auf dem behelmten Kopf.
Kälte drang plötzlich in Lowbaccas Knochen. Er dehnte sich in der Macht aus und stellte fest, dass er von lebenden Präsenzen umgeben war.
Chiss-Präsenzen.
Leia legte ihren neuen Kurs fest und übertrug ihn auf Hans Schirm. »Dort, denke ich.«
Han warf einen Blick auf den Schirm. »Denkst du oder bist du sicher?«
»Sicher?« Das Wort kam als schrilles Krächzen aus ihrem trockenen Hals. »Was denkst du wohl? Die Koordinaten sind mir gerade einfach so eingefallen.«
Der Navigationsplan zeigte einen gelben Zielpunkt am inneren Rand von Qoribus Ring, so weit von dem zugewiesenen Suchbereich des Falken entfernt wie nur irgend möglich.
»Tut mir leid, dass ich gefragt habe«, sagte Han. »Aber wir haben nur eine einzige Gelegenheit.«
Während Han ihrem derzeitigen Kurs weiter folgte, seufzte Leia, nahm Kontakt zu ihrer Tochter auf und wiederholte die Koordinaten im Kopf.
Aber Jaina schien das nicht zu interessieren. Dafür spürte Leia eine überwältigende Entschlossenheit - und die gereizte Mahnung, keine Zeit mehr zu verschwenden.
»Han, flieg einfach. Hier stimmt etwas nicht.«
»Also gut.« Han brachte den Falken auf den neuen Kurs, dann beschleunigte er und aktivierte das Interkom. »He, Kampfstationen! Es könnte rau werden.«
»Kampfstationen?«, keuchte Juun. »Haben Sie vergessen, dass Ihre Geschütztürme beschädigt sind? Ihre Schützen werden keine Treffer erzielen können!«
»Haben Sie doch etwas Vertrauen, Kurzwelle«, sagte Han. »Sie wären überrascht, was Noghri treffen können, selbst wenn sie nicht zielen können.«
»Ist so etwas schon einmal passiert?«
»Sicher«, sagte Leia. die nur halb zuhörte. »An diesem Schiff ist immer etwas kaputt, wenn man es am meisten braucht.«
Zu ihrer Überraschung wollten die Chiss nicht sofort wissen, wieso der Falke vom Kurs abwich. Tatsächlich gab es zunächst keinen Hinweis darauf, dass sie es auch nur bemerkt hätten. Dankbar, dass sich Raynar nicht auch noch von ihrer Sensorsatellitenschüssel bedroht gefühlt hatte, gab Leia ihr Ziel ein und begann eine passive Analyse der dortigen Umgebung.
»Die Chiss sind schrecklich still«, sagte Han. »Besser, die Sensoren checken mal unser Zielgebiet - aber unternimm sonst nichts. Wir wollen schließlich nicht, dass sie uns dort schon erwarten.«
»Gute Idee«, sagte Leia, vage beleidigt, dass Han ihr erklären wollte, worin die Aufgabe eines Copiloten bestand. »Es gibt ein paar ungewöhnliche Massekonzentrationen in der Nähe, aber keinen elektromagnetischen Ausstoß oder eine Bewegungsmeldung.«
Han warf ihr einen Blick zu und grinste schief. »Du hast wieder mal meine Gedanken gelesen, wie?«
»Prinzessin Leia kann das?« Juun klang beunruhigt - oder verlegen. »Sie kann Gedanken lesen?«
»Sicher.« Han sah die Reflexion des Sullustaners in der Cockpitkuppel stirnrunzelnd an. »Alle wirklich guten Copiloten können das.«
Leia fand Juuns Verlegenheit ein wenig irritierend, aber sie beschloss, lieber nicht darüber nachzudenken, woher sie rührte. Der Sullustaner hatte sie wahrscheinlich nur bewundert, weil sie sich so gut an die Routineprozeduren hielt.
»Da wir gerade von Gedankenlesen reden - die InfrarotAbtastung, über die du gerade nachgedacht hast, funktioniert nicht«, sagte Leia. »Zu viel Hintergrundstrahlung von Qoribu.«
»Nicht gut«, stellte Han fest. »Und die Chiss senden keine.«
C-3PO kam ins Cockpit gestapft. »Captain Solo, Sie haben offenbar den Zustand der Geschütztürme vergessen, als Sie befahlen, die Kampfstationen bereitzumachen«, sagte der Droide, »Wir sollten vielleicht abdrehen, bevor noch etwas passiert. Es wäre viel sicherer.«
»Juun!«. bellte Han. »Wissen Sie. wo sich der Abstellknopf dieses 3PO-Droiden befindet?«
»Selbstverständlich.«
»Wenn er noch ein Wort darüber sagt, abzudrehen oder dass unser Schicksal besiegelt ist, schalten Sie ihn ab!«
»Aye, Captain.«
»Bitte nicht«, flehte C-3PO. »Meine armen Schaltkreise sind schon überbeansprucht durch den Verfall von Captain Solos Reflexen, und dieses wahnwitzige Unternehmen macht es nicht einfacher.«
Juun stellte sich auf den Sitz.
C-3PO machte einen Schritt von ihm weg. »Das ist nicht notwendig«, sagte er. »Ich werde ein Ausbund an Tapferkeit sein, das versichere ich Ihnen. Machen Sie schon. Fliegen Sie uns direkt in diesen Planeten, und Sie werden kein weiteres Wort mehr von mir hören.«
»Ein verlockendes Angebot«, knurrte Han.
Als der zuständige Chiss schließlich den Kurs des Falken bemerkte - oder sich dazu herabließ, ihn zur Kenntnis zu nehmen -, öffnete er einen Kanal.
»Millennium Falke, hier spricht Rescue One. Erklären Sie Ihre Kursabweichung.«
Leia beugte sich vor. um einen Kanal zu öffnen, dann überlegte sie es sich noch einmal und ließ die Hand wieder sinken. »Sehen wir mal. wie ernst sie es meinen.«
»Die Chiss?«. fragte Han. »Du willst sehen, ob die Chiss etwas ernst meinen?«
»Ich habe so ein Gefühl.«. sagte Leia. »Du solltest mir einfach.«
». vertrauen«, beendete Han den Satz. »Ich weiß.«
Juun riss die Augen auf. »Kann denn jeder auf diesem Schiff Gedanken lesen?«
»Selbstverständlich nicht«, verkündete C-3PO. »Ich bin dazu nicht in der Lage.«
Der Falke bewegte sich weiter auf das Netz von Ionenspuren auf Qoribus Nachtseite zu, dann erklang die Stimme des Chiss erneut über das Kom.
»Millennium Falke, ich verlange ein zweites Mal: Erklären Sie Ihre Kursabweichung!«
Leia warf Han einen Blick zu. Als sie sah, dass er nachdenklich die Augen zusammengekniffen hatte, wusste sie, dass sie das Gleiche im Sinn hatten.
»Sie haben Angst, dass wir nachgeben und verschwinden«, sagte sie.
Han nickte. »Es ist eine Falle.«
»Millennium Falke, wenn Sie nicht antworten.«
»Es tut uns leid«, sagte Han, der sein eigenes Mikrofon aktiviert hatte. »Wir hatten hier ziemlich viel zu tun.«
»Womit?«
Bevor er antwortete, warf Han Leia einen Blick zu und sprach lautlos den Namen ihrer Tochter. Leia nickte, und nachdem sie ihren Schrecken und ihre schlechten Vorahnungen wieder zurückgedrängt hatte, setzte sie sich mit Jaina in Verbindung.
»Ah. wir glauben, wir haben Überlebende entdeckt«, sagte Han ins Kom. »Deshalb haben wir auch nicht geantwortet - wir waren damit beschäftigt, die Rettungsausrüstung vorzubereiten.«
»Wir können auf Ihrem Kurs keine Anzeichen von Überlebenden feststellen«, sagte der Chiss.
»Nun, wir sind näher daran«, sagte Han. »Und. äh, Sie haben keine Jedi an Bord.«
»Ein Jedi hat sie gefunden?« Es gab eine kurze Pause, dann sagte der Chiss: »Also gut. Machen Sie weiter - und danke.«
Han schloss den Kanal. »Das genügt - sie spielen mit uns«, sagte er. »Hast du Jaina gewarnt?«
»Sie wusste es bereits.« Leias Magen fühlte sich so leer und kalt an wie die Außenseite der Cockpitkanzel, »Es ist ihr egal.«
Lowbacca konnte die StealthX selbstverständlich nicht sehen, aber er spürte sie. Sie waren nicht weiter als tausend Kilometer entfernt und kamen schnell von vier Seiten auf ihn zu.
Nein!, dachte Lowbacca in das Geflecht. Er richtete seinen Blick auf den nächsten Klauenjäger, dann stellte er sich vor, wie dessen Lasergeschütze zum Leben erwachten, wenn seine Retter kamen, um ihn mitzunehmen. Hinterhalt!
Jainas Lachen hallte in seinem Kopf wider, aber Saba schien neugieriger zu sein. Lowbaccas geistige Verbindung zu der Barabel war nicht so stark wie die zu Jaina und den anderen Mitgliedern des Einsatzteams, aber er war sicher, dass sie sich fragte, wie viele Klauenjäger es gab und ob die StealthX es mit allen aufnehmen konnten. Lowbacca hatte noch nie so gern lügen wollen wie in diesem Moment, nur um ein freundliches Gesicht aus einem StealthX-Cockpit auf sich niederblicken zu sehen. Aber seine Retter hatten keine Chance auf Erfolg. Es musste ein volles Geschwader von Klauenjägern in all den Trümmern versteckt sein, und alle warteten sie darauf, das Rettungsteam der Jedi in Empfang zu nehmen.
Jaina war der Meinung, er würde übertreiben, aber von Saba ging Bedauern aus. weil ihr der Gedanke, ihn im Stich zu lassen, nicht gefiel. Lowbacca machte sich keine Sorgen. Die Chiss wussten, wo er sich befand.
Jainas Frustration breitete sich in der Macht aus. und Sabas Zorn erhob sich als Antwort darauf. Aber Lowbacca konnte spüren, dass sich Jaina immer noch weiter näherte, spürte, wie sie die Waffen scharfmachte und Ziele wählte, entschlossen, die Chiss massenhaft abzuschießen. Das Schwert der Jedi gab nicht so schnell auf. nicht, solange auch nur ein Hauch von Hoffnung bestand.
Lowbacca wusste, was er tun musste. Er drehte das Handgelenk nach oben, dann öffnete er die Sicherheitsabdeckung im inneren Ärmel seines Schutzanzugs und aktivierte das Notfallsignal.
»Das wird schlecht ausgehen, Han«, sagte Leia. »Wie schlecht?« Han machte die Torpedos scharf. »Noch schlechter.«
Jaina hatte während des Kriegs zu viel verloren - Anakin, Chewbacca, Ganner, Ulaha und noch viele mehr. Sie war entschlossen, nicht noch mehr zu verlieren.
Plötzlich erklang das stetige Fing eines Notfallsenders aus dem Notempfänger des Falken, und Leia blickte auf und sah eine hellgelbe Schutzanzug-Signatur über der entsprechenden Position. Der taktische Schirm wimmelte sofort von Klauenjägern, und Jainas Frustration wich Schrecken.
»Lowie!«, keuchte Leia, gleichzeitig traurig und erleichtert. »Danke.«
Sie erlebte einen kurzen Augenblick der Wärme durch die Macht, dann verging das Gefühl, als Lowbacca abgelenkt wurde und der Kontakt abbrach.
Han sah sie erwartungsvoll an. »Und?«
»Es ist vorbei«, erklärte Leia. Sie berührte Jaina und spürte die Enttäuschung ihrer Tochter - und Sabas Zorn, weil man sich ihren Befehlen widersetzt hatte. »Sie sind auf dem Weg zurück.«
»Klingt nach einer guten Idee«, sagte Han. Er schwang den Falken herum, um sich zu ihnen zu gesellen, dann sagte er:
»Die Rettungsmannschaft hat alles getan, was sie konnte. Ich hoffe. Jaina weiß das.«
»Ich auch. Han«. sagte Leia. »Aber ich glaube nicht.«
Die Stimme des Chiss-Offiziers über Funk unterbrach sie. »Millennium Falke, wie viele Überlebende haben Sie an Bord nehmen können?«
»Überlebende?« Leia war einen Moment verwirrt, aber die
Verwirrung wandelte sich sogleich in Zorn, als ihr wieder die Ausrede einfiel, die Han benutzt hatte, und sie erkannte, dass der Chiss sie verspotten wollte. »Ich bin sicher, das haben Sie schon herausgefunden, Rescue One.«
Es gab eine kleine Pause, dann erklang eine tiefe, vertraute Stimme aus dem Komlautsprecher. »Ich muss mich entschuldigen, Prinzessin Leia. Ich wollte mich nur überzeugen, dass ich die Situation richtig verstanden habe.«
Leia riss den Mund auf und warf Hau einen Blick zu, der ebenso verblüfft zu sein schien wie sie selbst.
»Jag?«, keuchte sie. »Jagged Fel?«
»In der Tat«, erklang die Antwort. »Und seien Sie versichert, wir empfinden keinerlei Schadenfreude.«
»Jag!«, rief Han. »Was machen Sie hier?«
»Das fällt unter Militärische Geheimhaltung<, Captain Solo«, erwiderte Jag. »Aber Sie können beruhigt sein, wir haben Lowbacca retten können. Wir werden ihn mit allen Rechten und Vorrechten eines Kriegsgefangenen behandeln - wie den Rest Ihrer abtrünnigen Jedi, falls wir sie erwischen.«
Auf jeder Basis gab es einen Ort wie diesen, eine dunkle, heiße und verlassene Ecke, wo eine Barabel auf die Jagd gehen und klar denken konnte, einen Ort. an dem es nach dem Boden roch und das Rascheln fremdartiger Beute erklang. Saba befand sich tief unter dem Taat-Nest und schlich in einem Tempo durch einen Felsspalt, das nur ein Reptil als Bewegung erkannt hätte, und ihre hervorschießende Zunge witterte den ätzenden Geruch von Jwlios gerissenem Fels, obwohl in ihrem Mund noch immer der bittere Geschmack von Jainas Ungehorsam war.
Meister Skywalker hatte seiner Nichte gestattet, an der Rettungsmission teilzunehmen, aber nur unter der Bedingung, dass Saba das Kommando führte. Aber als es dann problematischer geworden war, hatte sich Jaina - wie immer -nur ihren eigenen Gefühlen unterworfen. Saba wollte Meister Skywalkers Entscheidungen nicht in Frage stellen, aber sie hielt es nicht gerade für weise, den Ungehorsam, der zu solchem Verhalten führte, zu tolerieren. Ungehorsam führte zu Chaos, und Chaos führte zu Wirkungslosigkeit.
Die Felsspalte öffnete sich vor ihr zu einem größeren Riss, und der schwache Geruch nach Fleisch, dem Saba gefolgt war, wurde stärker. All ihre Gedanken galten sofort der Jagd, denn Beutetiere hielten sich häufig nahe ihrem Abfall auf. Sie wusste selbstverständlich nicht, was genau sie verfolgte, aber der Geruch legte ein anderes Raubtier nahe. Grasfresser zerrten selten frische Kadaver in ihren Bau.
Für ihre Barabel-Augen, die tief im infraroten Spektrum sahen, sah der Eingang, der sich im kalten Glanz von Jwlios Fels öffnete, aus wie ein dunkler Diamant. Sie schlich einen weiteren Schritt vorwärts und hörte leises Kratzen, das aus dem Bau drang. Sie wartete, jeder Muskel angespannt, bereit, sich auf alles zu stürzen, das sich sehen ließ. Sie hatte ihren eigenen Geruch getarnt, indem sie ihre; Schuppen mit dem Staub der Schlucht überzogen hatte, aber solche Bemühungen waren niemals vollkommen erfolgreich - und jede Jagdbeute, die diese Bezeichnung verdiente, witterte einen Jäger ohnehin, lange bevor sie angegriffen wurde.
Wieder erklang ein Rascheln aus der Höhle. Saba bewegte sich stetig nach vorn, immer einen zehntel Meter weit. Wenn das, was immer sie jagte, bisher noch nicht geflohen war oder sich gezeigt hatte, würde das auch nicht mehr geschehen. Der Moschusgeruch, in dem eine Spur Killik-Süße war. wurde stärker, dann war Saba beim Eingang. Sie blickte in kalte Dunkelheit, die ihr den Eindruck eines großen, leeren Raums vermittelte. Sie blieb etwa zehn Herzschläge lang stellen, lauschte und prüfte die Luft mit der Zunge - zwanzig, fünfzig, hundert Herzschläge.
Nichts.
Saba schlüpfte in den Bau und kroch über eine rissige Felsoberfläche in eine Höhlung von etwa drei Metern. Sie konnte keine anderen Lebewesen spüren, aber die Stacheln entlang ihres Rückenwulsts hatten sich aufgestellt, und das bedeutete für gewöhnlich, dass etwas Aufregendes bevorstand. Sie schlich weiter über einen mit Steinen bedeckten Boden, witterte die Luft, folgte dem Moschusduft auf ihrer Zunge und dem Rascheln. Ein paar Schritte weiter spähte sie über einen Felsbrocken und entdeckte, woher das Geräusch kam.
Auf einem flachen Stein vor ihr lagen die Überreste von zwei Dutzend Exoskeletten, alle leer und am Rücken aufgerissen, um abgeworfen zu werden. Die Skelette reichten von kleiner als Sabas Daumen bis zu einem, das ein wenig größer als ihre Hand war. Und sie waren so leicht, dass selbst der in der Höhle kaum spürbare Luftzug sie ein wenig zittern ließ. Verstreut zwischen diesen Hülsen lagen Dutzende kleiner Knochen, genug für sechs oder sieben Wabas. Die meisten von ihnen waren abgenagt und aufgefasert, aber an einigen, die in der Mitte lagen, hing noch ein wenig Fleisch.
Frisches Fleisch.
Saba spürte, dass sie ihrem Wild sehr nahe war. und sie aktivierte einen Glühstab und ging auf die Exoskelette zu. Ihre Farbe war das vertraute Dunkelblau, aber ihr Chitin war so dick und knotig wie das von Raynars Wachen. Saba wunderte sich und blies ein paar der kleineren Skelette davon und leuchtete mit ihrem Glühstab in eine schwanzbreite Kluft, die einen Meter weit durch die Mitte des Steinbodens verlief. Sie war präzise herausgeschnitten, wie mit einer Lasersäge - oder vielleicht mit einem Lichtschwert.
Ihre Beute wurde immer interessanter.
Die Kluft enthielt vier sechseckige Zellen, jede davon mit fünf Zentimeter Durchmesser und aus Killik-Spuckbeton bestehend. Eine der Zellen hatte immer noch einen Deckel aus staubigem Wachs, die anderen waren leer.
Ein leises Rascheln erklang, als die leeren Exoskelette von einem so sanften Wind bewegt wurden, dass Saba ihn nicht einmal spürte. Sie witterte mit der Zunge und schmeckte eine Spur bitterer Erwartung, spürte aber nichts in der Macht außer einem schwachen Rühren ihres Sinns für Gefahr. Seltsame Beute. Ihr Schwanz zuckte erwartungsvoll, und sie kratzte die letzte Zelle auf, nutzte die Klaue ihres kleinsten Fingers, um das Insektenei darin zu berühren. Es war welk, grau und trocken -nicht wert, gefressen zu werden.
Die Bitterkeit in der Luft wurde intensiver. Die Schuppen zwischen Sabas Schulterblättern richteten sich auf, und sie fegte den Schwanz in einem Bogen herum, der in einem kniezerschmetternden Schwung endete. Ihre Beute landete mit der Geschicklichkeit eines geübten Kriegers und erwarb sich Sabas sofortigen Respekt, weil sie weder vor Schmerz noch vor Überraschung aufschrie. Saba fuhr herum, riss das Lichtschwert vom Gürtel und brachte es in der dem. Schwanzschlag entgegengesetzten Richtung nach vorn.
Eine scharlachrote Klinge erschien und blockierte, dann warf eine Machtwelle sie quer durch die Höhle an die gegenüberliegende Wand. Die Luft wurde ihr aus der Lunge gedrückt, ihr Schädel krachte gegen den Stein, und ein Ring aus Dunkelheit bildete sich um ihr Blickfeld. Sie konnte nur noch das rote Lichtschwert ihres Gegners erkennen und seine am Boden hockende Silhouette. Sie spürte nichts in der Macht, das von ihrem Gegner ausging, nur dieselbe vage Gefahr wie zuvor.
Das hier war nun wirklich eine Jagd wert!
Der Schattenmann kam wieder auf die Beine und blieb, wo er war, sammelte sich entweder, um weiterzumachen, oder wartete arrogant darauf, dass Saba ihn fragte, wer er war. Sein erster Fehler. Saba sprang mit einem entzückten Zischen vor und ignorierte die Verschwommenheit in ihrem Kopf. Sie brachte die Arme mit dem Lichtschwert zu einem wilden Schlag nach oben. Ihr Gegner - sie verschwendete keine Zeit daran, sich zu fragen, wer er war - hinkte zwei Schritte zurück, dann riss er die rote Klinge hoch und blockte ihren Hieb.
Saba riss ein Bein hoch, trat nach seinem Brustkorb und hatte das Gefühl, eine Statue getroffen zu haben. Er schob die Handfläche unter ihre Deckung und erwischte sie am Kinn, was sie zurücktaumeln ließ.
Er war also auch stark!
Saba trat einen faustgroßen Stein vom Boden, dann nutzte sie die Macht, um ihn nach dem Kopf ihres Gegners zu schleudern, und ließ einen Schwerthieb in Kniehöhe folgen. Ihr Gegner aber wich dem Stein geschickt aus und fing ihre Laserklinge mit seiner ab. presste die Waffe empor in einem hohen Bogen, kämpfte dabei gegen die Kraft der Barabel an und schien tatsächlich zu siegen.
Am höchsten Punkt des Bogens angekommen, ließ Saba das Lichtschwert los und riss die Klauen in einer wütenden Bewegung nieder. Die erste Hand schlitzte das Gesicht ihrer Beute von der Schläfe bis zum Kinn auf, die zweite zerriss ein Auge;. Ihr Gegner wirbelte davon, immer noch lautlos, aber in der Macht aufschreiend, und setzte einen wilden Tritt in Sabas Bauch. Sie ließ sich fallen, rollte sich rückwärts ab und verlor einen halben Meter Schwanz an sein Lichtschwert.
Diesmal ließ der Schattenmann ihr keine Zeit, sich zu erholen. Ein blauer Energieblitz flirrte scheinbar aus seiner Hand und traf Saba direkt in die Brust. Jeder Nerv ihres Körpers wurde zu einem Leiter sengender Qual, und sie ging in die Knie, knirschte mit den Zähnen, ihre Schuppen tanzten, die Muskeln verkrampften sich - sie war gelähmt.
Der Schatten ließ die Blitze weiterhin mit einer Hand auf sie herniederknistern und hinkte auf sie zu. Im Schein seines roten Lichtschwerts sah Saba ihre Beute zum ersten Mal deutlich. Er war in ein Amalgam von schwarzer Plastoid-Rüstung und blauem Killik-Chitin gekleidet und überraschend hager, von schlankem Bau und mit einer verzogenen Körperhaltung, die aussah, als würde er schon bald unter seiner buckligen Schulter zusammensacken. Sein Gesicht war noch verzogener und formloser als das Raynars, nur zwei Augen und ein lippenloses Loch in vernarbtem ovalem Fleisch, und einer seiner Arme war ebenso insektoid wie menschlich und am Ellbogen von Chitin überzogen, bevor er in einer Hakenzange endete.
Raynar und die Killiks hatten gelogen, erkannte Saba. Zumindest Welk hatte den Absturz ebenfalls überlebt.
Der Dunkle Jedi blieb anderthalb Meter vor ihr stehen. Nachdem er begriffen hatte, wie dumm es war. zu zögern, hob er rasch das Lichtschwert und wollte die Laserklinge in Sabas Nacken schlagen - dann fiel er zurück, weil sie ihm einen Machtschub gegen das verletzte Knie rammte. Sein Lichtschwert kratzte über Sabas Schädel, was genügte, um ihr so heiße, blendende Schmerzen zu verursachen, dass sie nicht hätte sagen können, ob der Machtblitz nachgelassen hatte. Sie sprang ihren Gegner dennoch an und stieß gegen seine Brust, trieb ihn den letzten halben Meter zum Boden, klammerte sich blind an seinen Waffenarm und biss ihm in die Kehle.
Ihre Reißzähne sanken kaum zwei Zentimeter tief ein. Sie versuchte, die Wunde zu vergrößern, aber es fehlte ihr an Kraft, und das Ergebnis war nur ein Mund voller Blut.
Dennoch, der Biss überraschte ihn. Sie fand sich im Griff seiner Macht, zurückgeworfen durch die Dunkelheit. Sie dehnte sich aus. rief ihr Lichtschwert, das durch die Luft auf sie zuwirbelte, und bekam es zu fassen, als sie gegen die Höhlenwand krachte.
Sie kämpfte gegen den schwarzen Vorhang der Bewusstlosigkeit an, rutschte an der Wand nach unten und landete auf beiden Füßen. Sie konnte nicht richtig sehen, sie konnte nicht einmal das Zischen hören, als sie das Lichtschwert aktivierte. Dennoch sprang sie erneut und überbrückte die Entfernung zu ihrem Gegner in drei kurzen Sprüngen, wobei sie beinahe aus dem Gleichgewicht geraten wäre, als sie in seinem Blut landete.
Welk zog sich zwei Meter zurück und schleuderte einen weiteren Machtblitz. Saba lenkte ihn mit dem Lichtschwert ab und drehte sich dann daran vorbei, zischend vor Erregung. Die Sache verwandelte sich wirklich in eine gute Jagd, eine sehr gute Jagd. Sie eilte sich, die Entfernung zu ihrem Gegner zu schließen. Er brachte sein Lichtschwert auf mittlere flöhe und zog sich einen weiteren Schritt zurück.
Saba griff hoch oben an. aber ihre Reflexe ließen nach, und sein Lichtschwert blockierte ihren Hieb. Er wich einen weiteren Schritt zurück. Sie griff aus einer Drehung heraus erneut an, brachte die Klinge auf Schulterhöhe und ließ den blutigen Schwanz auf seine Beine zupeitschen.
Sie war geschickt, aber langsam. Er blockierte den Schulter schlag und sprang über den Schwanz, dann zog er die Klinge in einer wirklich meisterhaften Wandlung von Abwehr in Angriff über ihre.
Der Angriff hätte ihr vielleicht die Kehle aufgeschnitten, hätte er Sabas Fuß abgewehrt. Aber so riss sie ihm die Beine unterm Körper weg und drehte sich weiter, ließ das Lichtschwert auf seinen Zangenarm niedergehen, dann setzte sie einen Fuß auf den zweiten Arm und zog die Klinge herum, um ihm zusätzlich zu dem abgeschnittenen Arm eine Halswunde zuzufügen.
Das war der Augenblick, in dem sich Sabas getrübtes Gesichtsfeld als teuer erwies. Sie spürte, dass etwas von hinten auf sie zuflog, und drehte sich um, sah aber nur Dunkel vor Dunkel.
Der Stein krachte in ihre Kopfwunde, und dann war sie auch schon auf den Knien, das Lichtschwert hoch erhoben, und konnte sich nicht erinnern, wie sie dorthin gekommen war. Sie sah noch schlechter als zuvor, das Blickfeld auf einen engen Kreis verengt, und ihr Geruchs- und Geschmackssinn waren ebenso verschwunden wie ihre Fähigkeit, zu hören.
Die Sache verwandelte sich in eine bemerkenswerte Jagd.
Sie sah nichts vor sich bis auf eine kleine Felsröhre, dehnte sich in der Macht aus und spürte größere Gefahr als zuvor. Sie schien sie überall zu umgeben, als hätte ihr Gegner seine Präsenz in der ganzen Höhle ausgebreitet. Sie bewegte ihr Lichtschwert in einem wilden Verteidigungsmuster vor sich und stand auf. Etwas Schwammiges, Warmes landete auf ihrer Schulter unter der Kopfwunde. Sie konnte nur hoffen, dass es nicht ihr Hirn war.
Saba begann, sich in einem langsamen Kreis zu drehen, und schließlich konnte sie ihren eingeengten Blick auf ihre Beute konzentrieren, die mit einem schnellen Sprung zur Höhlenwand floh, aus einer Kopfwunde blutend und mit einem sinnlos herumfuchtelnden kauterisierten linken Armstumpf.
Gut, das Wild wurde schwächer.
Saba deaktivierte ihr Lichtschwert und sprang hinter ihm her, das Herz beim Gedanken an einen letzten Schlag erwartungsvoll klopfend. Sie erreichte die Höhlenwand drei Schritte hinter ihm - und zischte überrascht, als etwas auf ihrem Rücken landete und mit einem kräftigen Rüssel ihre Halsschuppen durchdrang.
Sie griff über die Schulter und spürte ein Geschöpf von der Größe ihres Kopfes. Sie verfluchte ihre versagenden Sinne, riss es ab und starrte in die dunklen Augen des kleinen blauschwarzen Killiks.
Er breitete die Fresswerkzeuge aus, und ein Strom brauner Flüssigkeit schoss aus seinem winzigen Mund. Saba konnte sich gerade noch rechtzeitig abwenden, um ihre Augen zu schützen. Der Schleim fraß sich sofort in ihre Nackenschuppen.
Säure.
Saba spürte, wie sich ihre Rückenschuppen sträubten, und wusste, dass ein weiterer Angriff bevorstand. Sie duckte sich, und ein Stein krachte gegen die schräge Felswand über ihr. Sie sprang aus dem Weg, als er auf sie zurückrollte, hielt den Killik auf Armeslänge und warf einen Blick nach oben, wo sie Welk sah, der ungläubig auf sie niederstarrte. Saba drückte den Griff des Lichtschwerts gegen den Bauch des Killiks und aktivierte die Klinge.
Was folgte, war nicht unbedingt eine Exposition: sie verlor nur zwei Fingerspitzen statt der ganzen Hand. Der Feuerball tat wenig mehr, als ihre Schuppen zu verbrennen und sie zu blenden, aber - explodierende Killiks?
Als Saba wieder aufblickte, hatte Welk begonnen, auf den Ausgang zuzuklettern. Sie setzte dazu an, ihm zu folgen, brach aber zwei Sprünge weiter geschwächt in die Knie. Sie berührte die Wunde in ihrem Nacken und stellte fest, dass sie geschwollen war und nässte.
Gift?
Was waren das für Käfer? Saba hätte innehalten und sich in eine Heiltrance versetzen sollen. Aber ihre Beute war ebenfalls verwundet, und wenn sie die entwischen ließ, würde es sehr schwer sein, sie wiederzufinden und beim nächsten Mal auch wirklich zu erwischen. Sie nahm also die Verfolgung wieder auf.
Ihre Muskeln gehorchten nur widerstrebend und waren ganz steif, als würde sie jeden Moment in den Winterschlaf fallen. Sie sog die Macht in sich hinein, bat sie, ihr Kraft zu geben, das Gift aus ihrem Körper zu brennen, und taumelte hinter ihrem Gegner her.
Sie befand sich nur drei Meter hinter dem Gejagten, als sie ins Bein gebissen wurde. Sie blickte hinunter und sah einen weiteren kleinen Killik, der sich an ihre Wade klammerte. Sie riss ihn ab und hielt ihn so, dass er seine ätzende Galle nicht nach ihr spucken konnte, und warf ihn hoch in die Luft.
Das Insekt faltete zwei Flügelpaare auf, dann öffnete es die Fresswerkzeuge und kam direkt auf sie zu, schoss an ihrem Lichtschwert vorbei und landete auf ihrer Brust, Bevor Saba zupacken konnte, senkte sich der Kopf des Killiks, und sein Rüssel biss durch ihre Schuppen. Sie riss ihn ab und hielt ihn von sich fern, versuchte zu entscheiden, wie sie ihn töten konnte, ohne noch mehr Finger zu verlieren.
Sie spürte, dass ein weiterer Stein in ihre Richtung flog. Immer noch mit dem Insekt auf Armeslänge, fuhr sie herum und streckte sich in der Macht nach dem Stein aus, leitete ihn wieder zurück zu ihrem Gegner. Ihre Anstrengung wurde mit einem matten Krachen und einem Schrei belohnt, der sich gleichermaßen nach Überraschung und nach Schmerz anhörte.
Der kleine Killik summte, begann zu zappeln und mit den Flügeln zu schlagen und wollte fliehen. Saba erwischte eine Handvoll Flügel und riss sie aus, dann warf sie das Insekt erneut in die Luft.
Ihre Reflexe waren allerdings von dem lähmenden Gift so verlangsamt, dass das Insekt, als sie das Lichtschwert zündete, bereits auf dem Boden gelandet war. Sie brauchte drei Schläge, bis es schließlich explodierte.
Saba hob den Blick, aber ihre Beute war bereits durch den Ausgang verschwunden. Halb tot vom Gift und unwillig, mehr davon ertragen zu müssen, blieb Saba lange reglos und versuchte, durch die wachsende Taubheit hindurch zu lauschen, versuchte, die Luft mit ihrer gefühllos gewordenen Zunge zu wittern und hinaus über ihr enges Blickfeld zu schauen. Sie registrierte nichts, nur die dunkle Einsamkeit der Unterwelt.
Dann erinnerte sie sich, dass es drei Zellen, aber nur zwei Killik-Angriffe gegeben hatte. Sie ging zurück zu dem höhlenartigen Bau und spähte hinein.
Nichts.
Der dritte Killik war ebenso verschwunden wie ihre Beute.
Jeder Barabel-Instinkt drängte sie, die Jagd fortzusetzen, der blutigen Spur der Beute zu folgen, bis sie sie erwischt hatte. Aber der vernünftige Teil in ihr wusste es besser. Ein Jäger brauchte einen scharfen Geist und scharfe Sinne, und Sabas Wunden beeinträchtigten beides stark. Sie war langsam und fing an zu zittern, und bald würde sie sich vielleicht überhaupt nicht mehr bewegen können.
Außerdem hatte sie das unangenehme Gefühl, dass der dritte Killik das Nest früher verlassen hatte, und sie konnte sich dafür nur einen einzigen Grund denken: den Abflug der Jadeschatten.
»Ben!«
Maras Stimme erklang so scharf über das Interkom der Schatten, dass Luke beinahe den Mikroschreiber fallen ließ, den er gegen R2-D2s Reserve-Datenspeicher drückte.
»Ben, komm sofort in die Kombüse!«
»Äh, das wäre vielleicht keine so gute Idee«, sagte Luke ins Interkom. Er klappte die Vergrößerungsbrille hoch und schaute über das Deck zu der Stelle, wo Ben saß, umgeben von Kistendeckeln und Abstandhaltern, beinahe von Kopf bis Fuß überzogen von Servomotor-Schmiermittel. »Zumindest solange er nicht ordentlich gewaschen ist. Er ist hier bei mir auf dem Versorgungsdeck.«
»Und was macht er da?«, wollte Mara wissen.
Luke sah Ben an und wies mit dem Kinn auf die Wandeinheit des Interkom.
»Ich arbeite an meinem Killik«, sagte Ben demütig. Er sah gleichzeitig besorgt und schuldbewusst aus. »Nanna sagte, ich darf das tun.«
»Bleib, wo du bist!«
Luke legte den Kopf schief und sah seinen Sohn an. »Das klang ernst.«
Ben nickte. »Kann schon sein.«
»Irgendeine Idee?«
Ben begann wieder an seinem »Killik«-Droiden zu arbeiten. »Vielleicht.«
Luke kam zu dem Schluss, dass sie wohl beide bald herausfinden würden, was Mara so aufgebracht hatte, und konzentrierte sich wieder auf die verborgene Sektion, die er in einem von R2-D2s tiefer gelegenen Speicherchips gefunden hatte. Offenbar war der Schaden schon Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte alt, hatte aber keine Auswirkung gehabt, bis ein mikroskopisches Verrutschen des Chips die Fehlfunktion ausgelöst hatte. R2-D2 hatte die längste Zeit seines Lebens trotz der Beschädigung hervorragend funktioniert. Luke fragte sich, wie lange es her war. dass jemand etwas in diesem Speicher abgelegt hatte.
Das Schott neben Luke öffnete sich, und Mara kam herein, einen leeren Gelfleisch-Behälter in der Hand. Am Tempo ihres Schritts und der wirren Aura, die sie in der Macht projizierte, ließ sich deutlich erkennen, wie verärgert sie war.
»Warte mal eine Sekunde, R2«, sagte Luke und legte den Mikrostift auf die Werkbank. »Das hier scheint wichtig zu sein.«
R2-D2 pfiff besorgt.
»Selbstverständlich bist du ebenfalls wichtig«, beschwichtigte Luke. »Aber ich brauche ohnehin eine Pause. Ich möchte sicher sein, dass meine Hände nicht zittern.«
R2-D2 pfiff ermutigend.
Luke ging zu seiner Frau und seinem Sohn, zu der Stelle, wo Ben immer noch in seiner Killik-Hülse hockte und zu Mara aufblickte.
»Hat Nanna dir erlaubt, eine ganze Dose Gelfleisch zu essen, junger Mann?«, fragte Mara.
Ben riss die Augen auf. »Sie sagte, ich könnte eine Scheibe haben.«
»Sieht das hier für dich nach einer Scheibe aus?« Sie hielt ihm die leere Dose hin.
Ben zuckte die Achseln - ziemlich tapfer, dachte Luke. »Ich dachte, sie meinte eine Dose.«
Luke spürte, wie Maras Geduldsfaden riss. Als sie begann, mit der Dose zu fuchteln, zupfte er sanft in der Macht an ihr und beschwor sie, sich zu beruhigen.
Mara hielt inne, nahm sich zusammen und tat so, als schaute sie sich den Deckel an.
»Nanna ist diejenige, die diese Dose gefunden hat«, sagte sie und reichte sie Ben. »Sie sagte, wir hätten seit dem Aufbruch von Jwlio eine ganze Kiste verbraucht - und ich glaube nicht, dass irgendjemand so viel essen kann.«
»Tesar vielleicht«, sagte Ben hoffnungsvoll. »Er isst alles.«
»Alles, was lebt«, verbesserte Mara. »Aber wir könnten ihn fragen. Sollen wir ihn herunterbitten?«
Ben zögerte, dann schüttelte er den Kopf. »Nein.«
»Das denke ich auch nicht.« Maras Stimme wurde leiser. »Ben, ich weiß nicht, wie du das alles essen kannst. Aber du musst aufhören! Es macht dich bestimmt bald krank.«
»Schon in Ordnung, Mom«, sagte Ben erleichtert. »Du brauchst dir keine Gedanken mehr zu machen. Ich habe es nicht gegessen.«
»Nein?«, fragte Mara. »Was hast du dann damit gemacht?«
Ben wurde wieder nervös, dann sagte er widerstrebend: »Ich habe es an meinen Killik verfüttert.«
Mara schwieg einen Augenblick, dann fragte sie: »Ben, was haben wir über Lügen gesagt?«
Ben senkte den Blick. »Wenn ich lüge, muss ich nächstes Mal bei Kam und Tionne bleiben, wenn du und Dad auf eine Mission gehen.«
»Genau«, erwiderte Mara. »Vergessen wir das lieber nicht.«
»Also gut«, sagte Ben. »Ich habe es nicht vergessen.«
»Gut.« Mara bückte sich und nahm ihm die leere Dose ab. »Kein Gelfleisch mehr.«
Ben riss die Augen auf. »Überhaupt keins wehr?«
»Nicht, bis wir zu Hause sind.« Luke hoffte, streng genug zu klingen. »Du hattest genug für mindestens zehn Flüge.«
Als er und Mara sich wieder der Technikstation zuwandten, spürte Luke immer noch ihre Verwirrung.
»Also gut, es ging nicht nur um Gelfleisch«, sagte er leise. »Was ist los? Hast du es satt, ständig zu hören, wie sehr Tahiri und die andern Jwlio vermissen?«
Mara schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht.«
»Genug von knurrenden Ewoks?«
»Es ist auch nicht Tarfang«, sagte Mara. »Ich bin nicht sicher, ob die Killik Feinde oder gefährliche Freunde sind, aber ich weiß, dass wir so viel wie möglich über sie herausfinden müssen.«
Luke schwieg, denn er spürte, dass noch mehr kommen würde.
»Ich kann dieses Gefühl der Unruhe einfach nicht loswerden«, erklärte sie. »Ich fürchte immer wieder, dass man uns erneut angreifen wird.«
Luke hielt inne und öffnete sich bewusst der Macht. »Ich kann es ebenfalls spüren, aber nicht so deutlich wie du. Wir könnten einen weiteren Scan durchführen und nach blinden Passagieren suchen.«
»Und etwas finden, das uns die letzten sechs Male entgangen ist?« Mara schüttelte lächelnd den Kopf. »Kümmer dich lieber wieder um deinen Droiden, Skywalker. Du versuchst nur, mich zurück in unsere Kabine zu locken.«
»Ja, was das angeht, bin ich leicht zu durchschauen«, erwiderte Luke. »Aber ignoriere deine Gefühle nicht. Was immer diese Gefühle auslöst, du hast offenbar eine besondere Verbindung dazu.«
»Da kann ich mich ja wirklich glücklich schätzen.« Mara öffnete die Schleuse, doch bevor sie hindurchtrat, warf sie noch einen Blick über die Schulter. »Und was das mit der Kabine angeht.«
»Ja?«
»Darüber reden wir später.«
R2-D2 gab einen warnenden Pfiff von sich.
»Keine Sorge«, meinte Luke. »Ich bin ein Jedi-Meister. Ich kann mich immer noch konzentrieren.«
Er griff nach seinen Werkzeugen und reparierte vorsichtig den Schaden in R2-D2s Chip. Sobald die Lötmasse abgekühlt war, schnippte er die Vergrößerungsbrille wieder nach oben und betrachtete den Diagnoseschirm oberhalb der Werkbank.
»Alles in Ordnung, R2. Sehen wir mal. was deine Tiefenerinnerungen jetzt zeigen.«
Eine Reihe von Schriftzeilen und Nummern spulte sich auf dem Schirm ab. stoppte dann aber wieder, als sie sich dem reparierten Sektor näherte.
»Nicht aufhören«, murmelte Luke. »Ich muss sehen, ob du diesen Bereich öffnen kannst.«
R2-D2 surrte einen Moment, dann liefen die Zeilen weiter. Die fehlende Sektornummer erschien, aber die Überschrift bestand nur aus zufällig aneinandergereihten Buchstaben.
»Stopp«, sagte Luke.
Die Zeilen liefen weiter, bis die Überschrift am oberen Rand des Schirms verschwand, dann erstarrten sie.
»Jetzt reagierst du zu langsam«, beschwerte sich Luke. »Hol es zurück.«
R2-D2 pfiff fragend.
»Den Sektor, den ich versucht habe zu reparieren. Zwei-zweiundzwanzig.«
Die Liste lief weiter, bis die untere Hälfte oben auf dem Schirm erschienen war.
Luke seufzte. »Es sieht wirklich aus, als hättest du einen Virus. Ich muss vielleicht den großen Entmagnetisierer auspacken.«
Der Eintrag sackte in die Mitte des Schirms, und dabei veränderten sich nach und nach die einzelnen Buchstaben. »Hör auf! Warum veränderst du die Überschrift?« Der Droide pfiff abwehrend.
»Doch, das tust du«, sagte Luke. »Ich hab gesehen, wie sich die Buchstaben verändert haben.«
R2-D2 machte ein schwirrendes Geräusch, dann erschien eine Nachricht auf dem diagnostischen Schirm.
Es muss codiert sein.
»Codiert?« Luke fragte sich, ob der Bereich vielleicht absichtlich so abgelegen installiert worden war. R2-D2 hatte sogar schon vor der Rebellion einiges erlebt, und Luke war immer neugierig auf die Geheimnisse gewesen, die sich vielleicht in dem kleinen Droiden befanden. »Dann wirst du den Code eben knacken.«
R2-D2 kreischte empört.
»R2, du bist ein Astromechdroide«, sagte Luke. »Du hast genug Rechenkapazität, um ein dreifaches, doppelt gesichertes Hackmuster zu entwickeln. Ich denke, dann kannst du ja wohl eine einfache Ersetzungsgleichung lesen.«
Der Droide surrte resigniert, dann begann er zu schwirren und zu summen. Einen Augenblick später verschwand die Schrift auf dem Display vollkommen. Luke wartete darauf, dass stattdessen etwas Lesbares zurückkehrte, doch schließlich gab er auf und seufzte laut.
»Sag mir nicht, dass du es verloren hast.«
R2-D2 trillerte entschuldigend.
»Kein Problem.« Luke verlor die Geduld; er hatte genug von den Ausreden des kleinen Droiden. Er schob sich die Vergrößerungsbrille wieder vor die Augen. »Ich verbinde es einfach mit einem Sektor, der tatsächlich in der Liste verzeichnet ist.«
R2-D2 zog den Schnittstellenarm aus dem Anschluss und pfiff protestierend.
»Dann schließ dich wieder an und hör auf, Schwierigkeiten zu machen«, sagte Luke. »Zeig mir, was sich in diesem Sektor befindet.«
Der Droide trillerte eine Frage.
»In diesem hier.«
Luke berührte Sektor 222 mit der Spitze eines Stücks Lötdraht und war erstaunt, als eine blecherne weibliche Stimme aus den Lautsprechern des Droiden erklang.
»Anakin.«
Luke bemerkte das Aufschimmern von Bewegung auf der Werkbank. Er klappte die Vergrößerungsbrille hoch und erwartete, Tahiri und seinen verstorbenen Neffen Anakin zu sehen, die einen Augenblick miteinander verbrachten, den der Holorekorder des Droiden aufgefangen hatte.
Stattdessen sah er eine sehr schöne, in der Abbildung handgroße braunäugige Frau, die er nicht kannte. Sie ging über die Werkbank, dann blieb sie neben einem schlanken jungen Mann stehen, der ebenso wie sie Schlafkleidung trug.
»Was beunruhigt dich?«, fragte sie.
Der junge Mann hatte den Blick abgewandt. »Nichts.«
»Anakin, wie lange wird es dauern, bis wir wirklich ehrlich miteinander sein können?«
Lukes Herz schlug ihm bis zum Hals. Er hatte seinen Vater nicht sofort erkannt. Er wollte Mara rufen, mit Leia teilen, was er empfand - aber er war zu verblüfft. Er schaute einfach weiter hin.
Der junge Mann - Anakin - wandte sich der Frau zu. »Es war ein Traum.«
»Ein schlechter?«
Anakin richtete den Blick nach oben, schaute über ihren Kopf hinweg. »Wie die, die ich wegen meiner Mutter hatte -kurz bevor sie starb.«
Die Frau zögerte, dann fragte sie: »Und?«
Anakin senkte den Blick. »Es hatte mit dir zu tun.«
Das Hologramm endete mit einem Flimmern und Knistern, und ein Unheil verkündendes Summen erklang aus R2-D2s Innerem. Luke klappte die Vergrößerungsbrille wieder hinunter, spähte hindurch und musste feststellen, dass der Aufzeichnungskopf versuchte, Bereich 222 abzutasten, dabei aber gegen den Lötdraht stieß, mit dem Luke den Chip repariert hatte.
»R2!« Luke griff nach dem Hauptkreisschalter. »Warte!«
Der Aufzeichnungskopf hörte auf, sich zu bewegen, aber Luke bewegte den Lötdraht nicht von der Stelle. »Was machst du denn da?«
Der Droide steckte den Schnittstellenarm in die Datenbuchse, und Luke musste die Brille wieder hochklappen, um die Botschaft an den dortigen diagnostischen Schirm lesen zu können. Er behielt den Lötdraht weiterhin an Ort und Stelle.
Ich muss Sektor 222 neu formatieren. Diese Daten sind korrumpiert.
»Für mich sieht nichts korrumpiert aus.« Luke verstand nicht, wieso R2-D2 so darauf versessen war, den Inhalt von 222 vor ihm zu verbergen, aber das war es zweifellos, was der Droide die ganze Zeit über getan hatte. »Wer war diese Frau bei meinem Vater?«
R2-D2 stieß zwei Pfiffe aus.
»Die Frau auf dem Hologramm«, sagte Luke gereizt. »Zeig sie mir noch einmal!«
R2-D2s Holoprojektor erwachte gehorsam zum Leben und zeigte die dreidimensionale Gestalt einer alderaanischen Prinzessin in einem eleganten weißen Kleid.
»Ihr müsst mir helfen, Obi-Wan Kenobi«, sagte die Gestalt. »Ihr seid meine letzte Hoffnung.«
»Nicht diese Frau«, sagte Luke. »Ich kenne meine Schwester. Die, die mit Anakin spricht. Ist das. ist sie meine Mutter?«
Eine Nachricht erschien auf dem diagnostischen Schirm.
Ich weiß nicht, von welcher Frau Sie sprechen. Dieser Sektor ist beschädigt. Er sollte abgesondert werden.
»Er wurde bereits abgesondert - wahrscheinlich absichtlich.«
Luke sah R2-D2 nachdenklich an und berührte ihn in der Macht. Bei den meisten Droiden wäre der Versuch, die Wahrheit zu spüren, schon allein daran gescheitert, dass die Systemroutinen von der Macht nicht zu entziffern waren, aber R2-D2 war seit mehr als drei Jahrzehnten Lukes stetiger Begleiter. Die Aura des kleinen Droiden war ihm so vertraut wie die Präsenz von Mara. Leia oder Han.
Einen Augenblick später spürte Luke, welche Richtung seine Fragen nehmen sollten. »Es sah nicht aus, als wüssten sie, dass sie aufgezeichnet wurden. Was hast du getan? Spioniert?«
R2-D2 gab ein Quieken von sich, das Luke als Widerspruch oder Leugnung deutete - bis es in einem scharfen Knistern und einem Aufflackern von Energie endete, das das Stück Lötdraht schmolz, das Luke nutzte, um Bereich 222 zu schützen. Er riss es weg und wollte den Droiden gerade wegen seiner Sturheit tadeln, aber ein Hauch des ätzenden Geruchs, der aus dem Zugangspaneel drang, sagte ihm, dass sich der Droide nicht selbst auf diese Weise beschädigte. Luke nutzte die Macht, um R2-D2s Hauptsicherung auszulösen, dann öffnete er ein zweites Zugangspaneel, um das Innere zu belüften.
Als der Rauch verschwunden war, klappte er die Vergrößerungsbrille wieder herunter und sah, dass jeder Stromkreis innerhalb eines Millimeters von Sektor 222 geschmolzen war. Noch schlimmer, eine Perle aus heißem Lötdraht war auf dem Sektor selbst gelandet. Luke riss die Vergrößerungsbrille ab und warf sie gegen die Wand.
»Verkriffte Hacker!« Er konnte nicht anders, er hatte das Gefühl, dass irgendwer sich gewaltig angestrengt hatte, um zu verhindern, dass er die Identität seiner Mutter entdeckte, aber selbstverständlich hatte das mit seiner eigenen Enttäuschung zu tun. Wer immer das Spionageprogramm von R2-D2 so eingerichtet hatte, hatte seine Gründe gehabt - Gründe, die vor fünfzig Jahren wichtig gewesen waren, inzwischen aber wohl kaum zählten. »Verkriffte Geschichte!«
»Dad«, fragte Ben, »was ist verkrifft?«
Luke drehte sich um und sah. dass sein Sohn neben ihm stand, den Mund angesichts dieses ungewöhnlichen Zornausbruches seines Vaters leicht geöffnet.
»Nichts - nur ein schlimmes Wort«, sagte Luke und beruhigte sich wieder. Mit ein wenig Glück - und der angemessenen Ausrüstung - war der Speicherchip vielleicht immer noch zu retten und die Falle zu umgehen. Die Dinge waren nie so schlimm, wie sie aussahen. »Deine Mutter wird nicht froh sein, dass ich es vor dir ausgesprochen habe.«
»Mach dir keine Sorgen, ich verrate es ihr nicht.« Ben setzte ein unschuldiges Lächeln auf. »Könnte ich vielleicht eine Tube Nerf-Paste haben?«
Das schimmernde Licht, das von Qoribus Oberfläche zurückgeworfen wurde, schuf eine flirrende Tanzfläche für Tausende von Taat, die sich in dem komplizierten Muster des Kleinen Morgengrußes bewegten. Leia fühlte sich, als hätte sie tausend Jahrhunderte in Alderaans Vergangenheit hinter sich gebracht, als die Kolonie den Planeten immer noch beherrscht hatte und die Expansion der Menschheit ein dunkler Sturm am Horizont der Galaxis gewesen war. Die Killiks »sangen« ihren Teil des Lieds des Universums, während sie tanzten; die Melodie kam aus ihren winzigen Mündern, den Rhythmus gaben sie mit ihren Fresswerkzeugen an und summten den Bass in ihren Brustkörben. So fremd und urtümlich die Musik war, Konzert und Tanz waren so makellos wie Musikstücke, die Leia in der Harmoniehalle auf Coruscant gehört hatte, tausend Instrumente von einem einzigen Künstler gespielt.
»Das hier ist wirklich nicht richtig«, fügte Han seinen eigenen Kontrapunkt hinzu. »Warum hat sie nicht Jag Fei geheiratet, als sie Gelegenheit dazu hatte?«
»Sei vorsichtig, was du dir wünschst«, sagte Leia und folgte Hans Blick. »Wenn wir sie hier nicht bald wegbringen, wird sie wahrscheinlich mehr Zeit mit Jag verbringen, als uns lieb ist -beim Verhör in seinem.«
Leia sah, was Han betrachtet hatte, und brach den Satz ab. An der Seite des Schwarms vollzogen Jaina, Zekk und Alema inmitten eines Wirbels von anderen ihre eigenen Tanzschritte. Die drei Jedi hatten die Arme hoch über die Köpfe gehoben und bewegten sie im Einklang mit den Fühlern der Killiks. Alle paar Sekunden beugten sich Jaina und Zekk mit dem gesamten Nest nach vorn und rieben die Arme an den Fühlern des Insekts, dem sie zufällig gegenüberstanden. Alema verbeugte sich ebenfalls, aber sie rieb ihre Lekku statt der Arme.
»Es sieht ein klein bisschen. unnatürlich aus«, gab Leia zu.
»Überhaupt nicht«, versicherte ihnen C-3P0. »Es ist ein verbindender Tanz, der die Geburt des neuen Tages willkommen heißt. Sie vollziehen ihn einmal in der Woche, bevor sie in die Haremshöhle gehen, um sich zu vereinigen.«
Leias Magen zog sich vor Entsetzen zusammen, und sie fuhr zu Han herum. »Wir reden mit ihnen, sobald der Tanz vorüber ist. Bist du damit einverstanden?«
»Falls das etwas nützt«, knurrte Han. »Sie zu entführen wäre einfacher - und wir wissen beide, wie gut das funktionieren würde.«
Leia war wütend über seinen Pessimismus. »Seit wann machst du dir Gedanken darüber, wie gut die Chancen für etwas stehen? Du klingst allmählich wie.«
Die dröhnende Vibration eines Alarmgrollens rettete sie davor, das tödliche »wie 3PO« auszusprechen. Sie drehte sich um und bemerkte, dass die Killiks alle zu den Eingängen starrten, die auf die Tanzfläche führten. Die Insekten hielten die Fühler vertikal und reglos, und ihre Fresswerkzeuge waren drohend geöffnet. Die meisten Angehörigen anderer Spezies, die mittlerweile ebenfalls zum Nest gehörten, versuchten diesen Ausdruck nachzumachen, soweit ihre unterschiedlichen Körper dies zuließen, aber Alema war die einzige Jedi, die es völlig schaffte.
»Das sieht nicht gut aus.« Han blickte zum Himmel auf. »Chiss?«
»Ich werde gern fragen«, sagte C-3PO. Er wandte sich an einen nahen Killik. »Die Taat sprechen Bocce?«. fragte Leia.
»Ja, Prinzessin Leia. Ich habe bisher noch keine Sprache entdeckt, die die Killiks nicht verstehen. Es heißt, sie erlernen alle Sprachen, die die neuen Mitnister sprechen.« Ein zweiter Killik drehte sich um und beantwortete C-3POs Frage mit einer Reihe von Klicklauten seiner Fresswerkzeuge. »Das war zum Beispiel ein Snutib-Klickcode.«
»Und?«
»Er beherrscht ihn fließend«, erwiderte C-3PO. »Obwohl dieser Dialekt.«
»Wir wollen wissen, was er gesagt hat«, erklärte Leia.
»Oh, entschuldigen Sie bitte.« C-3PO klang enttäuscht. »Ich glaube, es hat mit Saba Sebatyne zu tun.«
»Saba?«
»Offensichtlich ist sie ziemlich schwer verwundet in den Tiefen des Nestes aufgefunden worden.«
Eine Gruppe von Taat erschien aus einem Gang, taumelnd und wankend, als sie versuchten, eine heftig um sich schlagende Reptiloide festzuhalten. Die andern Killiks drehten sich um, um in Hans und Leias Richtung zu schauen, dann surrten sie.
»Tatsächlich hofft Taat, Sie können helfen, Meisterin Sebatyne zu beruhigen, damit sich die Heiler dem kleinen Loch in ihrem Schädel nähern können.«
Han rannte los, und Jaina und die andern jungen Jedi drängten sich hinter ihm über die Tanzfläche. Leia bat Meewalh, den Notfall-Medpack aus dem Falken zu holen, und setzte sich dann ebenfalls in Bewegung.
Als sie ihr Ziel erreichte, fand sie Saba auf eine primitive Bahre geschnallt, und an der Seite ihres Kopfs fehlte ein elliptisches Stück ihres Schädels. Han stand bereits neben der Barabel und versuchte, sie zu beruhigen.
»Ich weiß, sie sehen unheimlich aus«, sagte er. »Aber wehr dich nicht. Sie versuchen zu helfen.«
»Nein!« Sabas Blick zuckte, als versuchte sie. den Kopf hin-und herzuwerfen, aber der Kopf selbst blieb reglos. »Attentäter!«
Sie sprach schleppend - ein schlechtes Zeichen angesichts der Kopfwunde. Leia sah auch eine Anzahl anderer schwerer Wunden - ein Kreis abgerissener Schuppen an ihrer Schläfe, verlorene Fingerspitzen, ein Drittel des Schwanzes fehlte, und sie hatte verdächtige Schwellungen an Hals und Wade. Auf der Bahre lag etwas neben dem verwundeten Schwanz, das offenbar nicht von Saba stammte - ein menschlicher Oberarm, der am Ellbogen in einen chitinigen Unterarm überging.
Einen blauen chitinigen Unterarm.
Die Killiks, die Saba festhielten, surrten protestierend.
»Sie weisen daraufhin, dass Jedi Sebatynes Hirn zu sehen ist«, übersetzte C-3PO, »Sie phantasiert offenbar.«
C-3PO wurde plötzlich in die Luft gehoben und begann sich zu drehen wie ein Rad.
»Was soll das? Hören Sie auf. Setzen Sie mich ab, Sie zu groß geratener Molch!«
»Phantasier. nicht«, brachte Saba hervor.
»Saba, das ist in Ordnung.« Leia dehnte sich in der Macht zu der Barabel aus, um ihr deutlich zu machen, dass sie nicht an ihr zweifelte. »Wir glauben dir.«
C-3PO hörte auf, sich zu drehen, blieb aber in der Luft schweben, und Saba schaute Leia an. Die Pupillen gewaltig geweitet. »Ja?«
»Sicher.« Han richtete den Blick auf den Unterarm. »Etwas ist dir zugestoßen, das kann jeder sehen.«
»Warum kümmern wir uns nicht erst mal um diese Wunden?« Leia wünschte sich, Tekli wäre nicht mit Luke gegangen. Sicher, sie hatte schon viele Wunden gedickt, aber sie befürchtete, dass es diesmal über ihre Fähigkeiten hinausging. »Dann kannst du uns davon erzählen.«
»Jetzt«, beharrte Saba. »Diese hier wird es euch. jetzt erzählen!«
»Also gut.« Leia winkte den Taat-Heilern zu. die am Ende der Pritsche hockten. »Solange du sie während des Gesprächs an dir arbeiten lässt.«
Saba kniff ein Perlenauge zusammen. »Diese hier. dachte, du glaubst ihr.«
»Saba, einige deiner Wunden sind versengt«, sagte Leia. »Ist das der Grund dafür, dass du niemandem trauen willst, der ein Lichtschwert hat?«
Die Barabel schnaubte.
»Wir haben ein paar Raketengeschosse auf dem Falken«, warf Han ein. »Wir können sie immer noch alle in Stücke schießen.«
»In Stücke schießen?« Saba begann schwach zu zischen. »Du machst immer Witze.«
»Er macht keine Witze«, sagte Leia. »Bist du einverstanden?«
Saba betrachtete misstrauisch die Heiler, die am Ende der Bahre hockten, dann aber nickte sie. »Einverstanden.« Sie senkte C-3PO wieder auf den Boden ab.
»Das ist gut!« Er kam schwerfällig hinter Leia zu stehen, dann sagte er freundlicher: »Sie sagen, sie ist eine unmögliche Patientin.«
Ein Dutzend Killik-Heiler kroch auf Sabas Körper und machte sich an die Arbeit: sie sterilisierten ihre Wunden und spannen seidene Verbände. Während sie arbeiteten, erzählte Saba mit schleppender Stimme, wie sie die leeren Exoskelette entdeckt hatte und von Welk angegriffen worden war, dann schloss sie damit, dass sie drei leere Eizellen gefunden und nur zwei unreife Attentäter getötet hatte. Sie machte sich Sorgen, dass sich der dritte früher davongestohlen hatte, um an Bord der Schatten zu gelangen.
Einer der Heiler, der über ihrem offenen Schädel hockte, gab eine Einschätzung von sich, die C-3PO als »Patienten mit Kopfwunden neigen zu Halluzinationen« übersetzte.
»Es war keine.«
»Erlaube mir.« Leia legte beruhigend eine Hand auf die Schulter der Barabel, dann zeigte sie auf den Arm, der neben Sabas abgehacktem Schwanz, lag. »Wenn es eine Halluzination war, wie erklärt ihr dann das da?«
Einer der Killiks, der die Bahre hielt, klackte mit den Fresswerkzeugen. »In ihrem Delirium muss Saba einen Mitnister von einer anderen Spezies für einen Chiss gehalten haben. Das Nest sucht schon nach seiner Leiche.«
Saba hob den Kopf. »Es war kein.«
»Überlass das uns, Zischer.« Han bedeutete Saba, sich wieder hinzulegen, dann fragte er: »Wie erklärt sich dann ihr Zustand? Woher kommen all diese Wunden?«
Es war einer der Heiler an ihrem Hals, der antwortete.
»Oje!«, übersetzte C-3PO. »Sie sagt, Saba müsse gestürzt sein, nachdem man sie vergiftet hat.«
»Vergiftet?«, fragte Leia erschrocken.
»Hat diese hier das nicht erwähnt?«, fragte Saba.
Der Heiler an ihrem Kopf summte etwas.
»Kopfwunden bewirken oft auch Gedächtnisverlust«, übersetzte C-3PO. Der Killik an Sabas Hals fügte etwas hinzu, und C-3PO übersetzte: »Und das mit dem Gift tut ihnen sehr leid, Sie hoffen, dass Sie das Nest nicht beschießen werden.«
»Das Nest beschießen?« Leia sah den Heiler an, der gesprochen hatte. »Wie meinen Sie das?«
»Es ist ein machtvolles neurotoxisches Gift«, stellte C-3PÜ fest. »Es bewirkt dauerhafte Lähmung - und sie haben kein Gegengift.«
Saba sah Leia an und runzelte die Stirn. »Hab es dir doch gesagt.«
»Du bist noch nicht tot«, stellte Leia fest. »Wie geht es dir?«
»Schlimmer, als es aussieht.«
Sie fragte sich, ob Saba auch nur ahnte, wie schlimm sie aussah, und wandte sich Han zu. »Sie könnte es mit einer Heiltrance versuchen, aber.«
»Wir müssen sie zurückbringen.«
Er sah so frustriert aus. wie Leia sich fühlte, und ebenso besorgt. Saba zu transportieren war ihre einzige Chance. Die Barabel war eindeutig in Gefahr, zu sterben oder permanent gelähmt zu bleiben, und Cilghal - die Jedi-Meister-Heilerin -verfügte auf Ossus über ein Krankenhaus und ein Labor mit den besten Mitteln, ihr zu helfen.
Han wandte sich an Cakhmaim. »Hol Meewalh und bereite den Falken für den Start vor.«
Der Noghri nickte und eilte auf den Gang zum Hangar zu.
»Und weck Juun nicht auf!«, rief Han ihm noch hinterher. »Das Letzte, was wir jetzt brauchen, ist ein Sullustaner, der die Dinge mit seinem Geschwätz über Routineprozeduren verzögert.«
Leia machte ein Zeichen, dass die Pritschenträger Cakhmaim folgen sollten. »Bringen wir sie in den Falken.«
»Nicht so. schnell«, sagte Saba. Die Killiks achteten nicht auf sie und folgten Cakhmaim. »Der dritte Attentäter. Wir müssen Meister Skywalker warnen.«
Leia warf Han einen besorgten Blick zu, dann sagte sie leise: »Saba, die Schatten ist bereits weg, erinnerst du dich? Wir werden sie nicht warnen können, bevor wir den Raum der Galaktischen Allianz erreichen.«
Jaina trat an die Bahre. Zekk und Alema waren bei ihr.
»Ist sie sicher, was die Attentäter angeht?«, fragte Alema. »Es hört sich wirklich nicht an.«
Sie verstummte, als sich der abgetrennte Arm von der Bahre erhob und die Twi'lek gegen die Brust traf.
»)a. sicher.«
Sie erreichten den Flur, der zum Hangar führte. Leia schickte C-3PO mit den Killiks und Saba weiter, sie selbst blieb am Eingang stehen und wandte sich Jaina zu.
»Wie schnell könnt ihr so weit sein?« Jaina riss den Mund auf, »So weit?«
»Um aufzubrechen«, erklärte Han. »Ihr habt doch sicher nicht viel zu packen.«
Jaina wirkte weiterhin schockiert, dann erschien ein Schatten des schiefen Grinsens ihres Vaters auf ihren Lippen. »Guter Versuch, Leute.«
»Versuch?« Es gelang Han, empört zu klingen. »Wir hatten eine Abmachung!«
»Daran können Sie uns nicht binden!«, rief Zekk.
Jaina hob die Hand, um ihn um Schweigen zu bitten. »Überlass das bitte mir, Zekk. Ich habe Übung darin.«
»Jaina«, sagte Leia streng. »Wir haben versucht, Lowie herauszuholen.«
»Spar dir diese Desilijic-Tricks«, entgegnete Jaina. »Die Bedingung war, dass wir ihn zurückbringen könnten.«
»Nun gut, ihr hättet uns vielleicht sagen sollen, dass dein Ex- Boyfriend auf ihm hockt«, erwiderte Han. »Das habt ihr verschwiegen.«
»Das wussten wir nicht«, sagte Jaina. »Und das ist auch nicht der springende Punkt. Lowbacca ist immer noch dort draußen. Wir kehren nicht ohne ihn zurück.«
Als sie die Arme vor der Brust verschränkte, nahm der gesamte Schwärm von Killiks, der sich um sie gesammelt hatte, die Geste auf.
Aber Leia hatte nicht vor aufzugeben. »Jaina, du weißt, dass du die Situation nur verschlimmerst«, sagte sie. »Aufgrund eurer Anwesenheit werden die Chiss mit aller Härte vorgehen.«
»Das stimmt«, stimmte ihr Han zu. »Und du hast bei der Rettungsmission bewiesen, dass dein Urteilsvermögen nicht gerade ungetrübt ist.«
Es gelang Jaina nicht sonderlich gut, eine lockere Miene beizubehalten, und Leia war zu gut darin. Gesichtsausdrücke zu deuten, als dass ihr die Spur von Kränkung im Blick ihrer Tochter entgangen wäre.
»Jaina, wenn du Lowbacca wirklich hellen willst, kommst du mit uns zurück.« Leia sah die anderen Jedi an. »Ihr wisst, dass die Chiss ein ehrenhaftes Volk sind. Hört auf, die Sache noch schlimmer zu machen, und gebt uns die Gelegenheit, das hier auf diplomatischem Weg zu regeln.«
Jaina und Zekk senkten tatsächlich den Blick, aber Alema hatte sofort eine Antwort parat. »Und während Sie versuchen. Kontakt zu ihnen aufzunehmen, schicken die Chiss eine Flotte von Entlaubern, um zu beenden, was sie begonnen haben.«
Jaina nickte. »Diplomatie ist gut«. sagte sie. »Aber es ist besser, wenn man sie mit etwas Handfestem unterstützen kann Geht und verhandelt mit den Chiss, aber wir bleiben.«
»Das ist eine Möglichkeit«, gab Leia zu. »Aber ich mache mir Sorgen, dass ihr nicht wisst, womit ihr es zu tun habt.«
Jainas verwirrtes Stirnrunzeln wurde von den beiden anderen Jedi gespiegelt.
»Wir sprechen nicht von den Chiss«, erklärte Han. »Ihr drei seid in eine wirklich üble Sache verwickelt worden - es sei denn, ihr denkt, dass Saba sich diese Attentäter-Käfer wirklich nur eingebildet hat.«
Etwas in Alemas Augen blitzte bei dem Wort Käfer auf, aber sie war die Erste, die den Kopf schüttelte. »Die waren echt.«
»Aber es waren keine Taat«, fügte Zekk hinzu.
»Das gehört zu den Dingen, an denen wir arbeiten«, sagte Jaina.
»Bis wann?« Wieder einmal war Leia erschüttert über die Leichtigkeit, mit der die drei gegenseitig ihre Sätze aneinanderfügten. »Bis ihr vollkommen zum Nest gehört?«
Jaina und die anderen wechselten einen Blick, dann sagte Zekk: »Das hängt davon ab.«
»Wovon?«, fragte Han.
»Davon, wie schnell Sie die Chiss überzeugen können aufzuhören«, schloss Alema.
»Vielleicht solltet ihr euch lieber beeilen«, sagte Jaina. »Besonders, wenn Saba recht hat, was den dritten Attentäter betrifft.«
Leias Magen zog sich zusammen. Damit hatte Jaina ausgesprochen recht. Sie durften nicht viel Zeit damit verschwenden, die drei jungen Jedi zur Heimkehr zu bewegen.
Und Han wusste das ebenfalls. Er stellte sich direkt vor seine Tochter. »Jaina, hör mich an..«
»Das brauche ich nicht, Dad«, sagte Jaina. »Ich kann spüren, was du denkst.«
»Das können wir alle«, fügte Zekk hinzu. »Ich werde nicht zulassen, dass sich meine Tochter...«
»... in ein Käferliebchen verwandelt«, schloss Alema.
»Heh, das ist ungerecht!«, widersprach Han. »Nur weil ich Insekten nicht besonders mag, bedeutet das nicht, dass ich mich irre. Irgendwas stimmt hier nicht, und Raynar steckt bis zur Halskrause drin.«
»Das weißt du nicht«, sagte Jaina.
»Das hier war der dritte Angriff auf uns«, erinnerte sie Leia. »Und Raynar hat uns selbst gesagt, er befürchte, dass wir euch wegholen.«
»Dann kann er aufhören, sich Gedanken zu machen, denn wir gehen nirgendwohin, bevor die Chiss ihre Angriffe gestoppt haben«, sagte Jaina. »Also beeilt euch und sorgt dafür, dass das geschieht.«
Sie breitete die Arme aus, um Han zu umarmen, aber er trat kopfschüttelnd zurück. »Nein, Jaina, ich gebe dieser Sache nicht meinen.«
»Ich frage nicht nach deinem Segen, Dad.« Jainas Stimme war auf einmal kühl - nicht zornig, nur kühl. »Und ich nehme an, es wäre dumm, etwas anderes zu erwarten.«
»Wenn du in dieser Sache so stur wie ein Ronto sein willst, ja«, erwiderte Han. »Ich sag dir was: Du bringst Saba im Falken zurück, und deine Mutter und ich bleiben hier und kümmern uns um die Chiss.«
»Und wir holen Lowie zurück«, fügte Leia hinzu.
»Du würdest mich den Falken nach Hause fliegen lassen?«, fragte Jaina und legte dabei den Kopf beinahe auf Killik-Ar! schief. »Allein?«
»Nun ja. zusammen mit Alema und Zekk«, sagte Han. »Sicher.«
Jaina verzog das Gesicht. »Was glaubst du, mit wem du hier redest, Dad? Ich weiß, was du von Insekten hältst.« Sie drehte sich um und streckte die Arme nach ihrer Mutter aus. »Mutter?«
»Ich wünschte, du würdest auf deinen Vater hören.« Leia war schwer ums Herz geworden, denn sie konnte sehen, wie Hans Frustration über Jaina zu Zorn wurde. »Weißt du, dass du vielleicht selbst der wirkliche Preis bei diesem Konflikt sein könntest? Raynar ist nicht mehr der ernste junge Mann, der mit dir nach Myrkr zog. Er ist verzweifelt und allein. Ich wäre nicht überrascht, wenn er diesen ganzen Grenzkonflikt inszeniert hätte, um euch.«
»Mom, manchmal denkst du zu viel.« Jaina senkte die Arme, dann drehte sie sich um, um zu gehen. »Ihr solltet lieber bald starten. Ich versuche, Tante Mara in der Macht zu warnen.«
»Jaina!«, bellte Han.
Jaina ignorierte ihn.
Zekk sagte: »Versuchen Sie bei den Chiss, was Sie können. Wir kümmern uns hier um die Dinge.«
Dann drehte auch er sich um und folgte Jaina.
»Das hier ist nicht vorbei!«, rief ihnen Han hinterher. »Wir kommen wieder.«
Jaina winkte über die Schulter, aber Alema blieb bei den Solos stehen.
»Ich komme mit Ihnen«, sagte die Twi'lek zu Leia.
Jaina und Zekk blieben beide stehen und starrten sie überrascht an.
»Tatsächlich?«, fragte Jaina.
»Das hatten wir nicht erwartet«, sagte Zekk.
»Sie brauchen eine Führerin«, erklärte Alema. »Sie können nicht auf dem Weg zurückkehren, den sie hierher genommen haben, ohne zunächst nach Yoggoy zu fliegen, und das ist vielleicht keine gute Idee - zumindest nicht, solange wir nicht wissen, wer hinter diesen Attentaten steckt.«
Jaina schien über die unerwartete Wendung verwirrt, aber dann nickte sie und sah ihren Vater an. »Hast du Platz genug im dem Falken?«
»Sicher«, sagte Han. »Platz genug für alle.«
Obwohl sie auf einer der Pritschen in der Medbucht des Füllten zusammengerollt dalag wie im Ei, wirkte es. als ärgerte sich Saba mehr über ihre Wunden, als dass sie ihr Schmerzen bereiteten. Ihre knotigen Lippen waren zu einem dauerhaften Fauchen zurückgezogen, die Spitze der gespaltenen Zunge trat zwischen ihren Reißzähnen hervor, und die Klauen an ihren Händen waren ausgefahren. Sie hatte den verbundenen Schwanz fest um sich geschlungen, und wenn sie überhaupt atmete, konnte Leia an ihren angespannten Nasenlöchern und der so gut wie reglosen Brust kein Anzeichen davon erkennen.
»Sie sieht aus, als würde sie sterben«, flüsterte Alema über Leias Schulter. »Ist das so?«
»Das weiß ich nicht.« Leia überprüfte die Monitore und fand eine einzelne Zacke an der Herzlinie. Es gab auch eine kaum zu identifizierende Aufwärtsbewegung auf dem Schirm, der die Atmung erfasste. »Ich denke, sie ist in Heiltrance.«
»Nun, es sieht aus, als läge sie im Sterben«, stellte Alema fest.
Sabas Zunge kam zum Vorschein und bewegte sich in der Luft, was sowohl Leia als auch Alema ein überraschtes Keuchen entlockte, dann kehrte sie wieder zwischen die Zähne zurück. Die Augen der Barabel blieben starr und glasig.
»Heiltrance«, schloss Leia.
»Glauben Sie, sie wird überleben?«
Leia betrachtete die Seidenverbände, die die Hälfte von Sabas Schädel bedeckten. »Bei einer solchen Kopfwunde wären die meisten schon tot«, sagte sie. »Aber Saba ist eine Barabel. Wer weiß?«
Alemas einzige Antwort bestand in einem langen sorgenvollen Schweigen.
Nach einiger Zeit dimmte Leia das Licht und wies den Medcomputer an, sich mit ihr in Verbindung zu setzen, falls sich etwas veränderte.
Als sie den Vorhang vor die Medbucht zog, fragte sie: »Wie wäre es mit einem netten Becher Schokolade? Wir haben etwas von Lukes SpezialVorräten an Bord.«
»Wirklich? Heiße Schokolade?«, fragte Alema. Immer schon selten, war heiße Schokolade zu einem wahren Hutt-Vergnügen geworden, nachdem die Yuuzhan Vong mehrere der acht Planeten neu geformt hatten, auf denen die seltenen Pflanzen wuchsen. »Was ist mit unseren Aufgaben im Cockpit?«
»Mach dir deshalb keine Sorgen.« Leia nahm den Arm der Twi'lek und zog sie mit sich. Der Falke hatte Qoribu gerade erst verlassen und bereitete sich auf den ersten Hyperraumsprung vor, aber Leia musste herausfinden, was wirklich auf Jwlio geschah, und je schneller, desto besser. »Juun vertritt mich. Han hat den kleinen Kerl wirklich lieb gewonnen.«
Alema zuckte mit den Lekku. »Das ist nicht der Eindruck, den er mir vermittelt.«
Leia sah sie mit einem wissenden Lächeln an. »Das liegt daran, dass er es selbst noch nicht weiß.« Sie betraten die Hauptkabine. »Wir haben Zeit. Setz dich.«
Leia griff nach mehreren weißen daumengroßen Samen aus einer Vorratsschachtel und legte sie in den Prozessor der Kombüse. Sie stellte das Gerät auf TROCKEN und PULVER ein, dann drehte sie sich um. legte die Faust an die Hüfte und betrachtete Alema mit der gleichen interessierten, leicht zerstreuten Miene, die sie so oft genutzt hatte, um ihr Gegenüber zu verwirren, seit sie eine junge Senatorin der Alten Republik gewesen war.
Leia hätte wissen sollen, dass so etwas bei Alema Rar nicht funktionierte. Schlank, schön und züchtiger Kleidung eher abgeneigt, war die Twi'lek daran gewöhnt, dass man sie anstarrte. Sie starrte einfach zurück und gab Leia das Gefühl, als wäre sie diejenige, die nur ein ärmelloses Hemd trug.
Der Prozessor klingelte und gestattete Leia. den Blick abzuwenden. Sie fügte viel Süßstoff hinzu und wenig Wasser, dann schaltete sie auf UMRÜHREN und ERHITZEN.
»Sie haben eine komplizierte Art. heiße Schokolade zuzubereiten«, stellte Alema fest. »Für gewöhnlich kommt sie einfach aus dem Spender.«
»Das hier ist besser«, versprach Leia und wandte sich wieder der Twi'lek zu. »Vertrau mir.«
»Selbstverständlich«, sagte Alema. »Gäbe es denn einen Grund, das nicht zu tun?«
Leia begann sich zu fragen, wer hier verhört wurde. Sie wartete, bis es Zeit war, die Milch einzugießen, dann stellte sie den Prozessor so ein, dass er sie langsam aufheizte, und setzte sich zu Alema an den Tisch.
»Also gut.« Sie schlug wieder ihren mütterlichen Ton an und beugte sich ein wenig vor. »Was steckt dahinter?«
Alema runzelte die Stirn, blieb aber ungerührt sitzen. »Wie meinen Sie das?«
»Was ist der wirkliche Grund, wieso du mit uns gekommen bist?«, sagte Leia. »Wir wissen beide, dass Juun den Falken leicht an Yoggoy hätte vorbeibringen können.«
Ein Hauch von Zweifel breitete sich auf Alemas Zügen aus. Leia war versucht, in der Macht nach ihren Empfindungen zu tasten, befürchtete aber, die Twi'lek würde das bemerken und ablehnend reagieren.
Alema warf einen Blick auf den Prozessor. »Sollten Sie nicht mal nachsehen?«
»Das Gerät klingelt, wenn's fertig ist.« Leia schaute der Twi'lek weiterhin ins Gesicht. »Ich habe doch gesehen, wie Jaina und Zekk reagiert haben, Alema.«