Waoabis Höflichkeit hätte bewirken sollen, dass sich Leia besser fühlte, aber das geschah nicht. Stattdessen fühlte sie sich traurig und von sich selbst angewidert wegen des Handels, zu dem sie gerade gezwungen gewesen war.

Von welcher Seite aus man es auch betrachtete, sie steckte plötzlich wieder mitten in der Politik.

Eine Last lag auf Jainas Brust, und ein leises, vibrierendes Grollen drang ihr ins Ohr. In der Luft des Schlafraums hing eine beruhigende Mischung von Seife und den Körpergerüchen eines Dutzends unterschiedlicher Spezies, aber der vordringlichste Duft, vertraut und moschusartig, war menschlich.

Männlich.

Zekk.

Jaina rührte sich leicht und spürte seinen Arm um sie, seine Beine ein wenig tiefer, dann drehte sie langsam den Kopf. Durch einen Nebel von Membrosia, der nicht ganz verschwinden wollte, sah sie seine vertrauten markanten Züge, umgeben von zerwühltem schwarzem Haar. Zum Glück war er immer noch angezogen.

Der vergangene Abend fiel ihr wieder ein: Unus Eintreffen auf Jwlio, der Tanz der Einheit, die Taat, die in die Haremshöhle verschwunden waren, die Angehörigen anderer Spezies, die in Zweier-, Dreier- und Vierergruppen aufgebrochen waren, ihre Hand in der von Zekk.

Zekk öffnete die grünen Augen, und sein Lächeln wich einem verwirrten Blinzeln. Er blinzelte noch zwei- oder dreimal, dann schaute er die leicht bekleidete Frau an, auf der er mehr oder weniger lag, und zog eine Braue hoch. Jaina spürte, dass es in seinem Hinterkopf klick machte, dann wandte er den Blick ab, und sie bemerkte, wie seine Gefühle von Unglauben zu Verstörtheit und dann zu schlechtem Gewissen übergingen.

»Hallo«, sagte sie und hoffte, lässig zu klingen.

»Interessante Nacht.«

»Ja.« Zekk zog den Arm und das Bein von ihr. »Ich. ich dachte, es wäre ein Traum gewesen.«

Jaina zog die Brauen hoch. »Willst da damit sagen, dass es nicht so war?«

Zekks Augen wurden größer. »Nein, es hat Spaß gemacht«, sagte er. »Selbst wenn. selbst wenn es sich eher unwirklich anfühlte.«

Zekk ließ den Satz verklingen und teilte seine Gedanken und Gefühle direkt mit Jaina durch das Geflecht - oder vielleicht war es die Taat-Verbindung -, statt zu versuchen, etwa-, zu erklären. Er hatte sie geliebt, seit sie Teenager gewesen waren, und er hatte sich zahllose Male vorgestellt, wie es sein würde, neben ihr zu erwachen. Aber die letzte Nacht hatte sie; nicht so angefühlt. Sie waren auf einer Welle von Killik-Gefühlen mitgerissen worden. Der Tanz hatte ihn in eine Art Ekstase versetzt, er war zu ihr gegangen, und obwohl er wusste dass sie seine Gefühle nicht erwiderte, hatte er sie schließlich in den Schlafbereich geführt, wohin sich auch alle anderen nicht-insektoiden Nestangehörigen gewandt hatten.

»Zekk. wir haben nichts getan«, sagte Jaina. Sie hätte ihm schneller und klarer antworten können, indem sie es nur dachte, aber im Augenblick brauchte sie das Gefühl von Distanz selbst wenn es nur eine Illusion war. »Es war nur ein wenig Schmusen unter Freunden. Hast du damit ein Problem?«

»Nein«, antwortete Zekk. »Ich fühle mich nur, als hätte ich die Situation ausgenutzt.«

Jaina legte die Hand auf seinen Unterarm. »Das hast du nicht.« Es rührte sie, wie besorgt er war - und sie fühlte sich auch erleichtert, dass es der gut aussehende, muskulöse, vertraute Zekk gewesen war, der sie an der Hand genommen hatte. und nicht Raynar. »Wir haben hier einen Augenblick die Beherrschung verloren, aber wir haben sie zurückgewonnen Ich bin nur froh, dass Alema mit Mom und Dad nach Hause geflogen ist.«

Zekk schwieg.

Jaina stützte sich auf einen Ellbogen. »Heh.« Sie gab ihm einen Schubs gegen die Schulter. »Ich weiß, was du gedacht hast!«

»Tut mir leid.« Zekk wurde rot und drehte sich um, und Jaina spürte, wie er sich vor ihr verschloss.

»Zekk, das kannst du nicht machen«, sagte sie. Sie mussten das Geflecht zwischen sich offen halten und sich ununterbrochen ihrer Stärke bedienen, um diese kleine Einheit innerhalb des größeren Taat-Geistes zu bleiben. »Und bitte hör auf, dich zu entschuldigen.« Jaina verdrehte die Augen und griff nach ihrem Overall. »Ich denke, ich sollte mich jetzt anziehen.«

Sie setzte sich auf. spürte jemanden hinter sich, und als sie herumfuhr, sah sie Raynar auf dem Gang, der am Kopf ihres tiefer gelegenen Lagers vorbeiführte. Er trug Scharlachrot und Gold und war von seinem üblichen Gefolge von Killiks umgeben. Er hockte auf den Fersen und starrte mit einem seltsamen Ausdruck auf dem geschmolzenen Gesicht hinab in die sechseckige Schlafzelle. Ein Gefühl überwältigender Ehrfurcht erhob sich in Jaina - die Reaktion von Taat auf UnuThuls Anwesenheit -, und sie spürte, wie sich ihr Mund zu einem entzückten Grinsen verzog.

Es gelang ihr. es wieder verschwinden zu lassen, indem sie sich erinnerte, dass er einmal Raynar Thul gewesen war.

»Raynar - guten Morgen.« Jaina steckte die Füße in den Overall und zog sich weiter ohne Verlegenheit an.

Schüchternheit machte wenig Sinn, wenn mehrere tausend Nestgefährten Zugang zu den intimsten Gedanken hatten. »Bist du gekommen, um zu sehen, wie die Drohnen leben?«

Raynar runzelte die narbige Stirn. »Warum nennst du uns Raynar. wenn du doch weißt, dass Raynar Thul nicht mehr ist?«

»Raynar ist immer noch irgendwo da drin«, war Jaina überzeugt. »Ich kann ihn spüren.«

Raynar starrte sie verärgert an. dann sagte er: »Vielleicht hast du recht. Vielleicht ist wirklich noch ein wenig Raynar Thul in uns geblieben.« Eine Spur von Traurigkeit erschien in seinen kalten blauen Augen. »Und es wird ihm leidtun, dich gehen zu sehen.«

Jaina spürte Zekks Erschrecken gleichzeitig mit ihrem eigenen.

»Gehen?«

»Deine Aufgabe hier ist erledigt«, erklärte Raynar.

»Tatsächlich?« Jaina steckte den Arm in einen Ärmel. »Ich hab nicht gehört, dass die Chiss sich zurückgezogen hätten.«

Während sie dies sagte, erschien das Bild von Klauenjägern in ihrem Kopf - übermittelt von einem der taktischen Schirmt; im Kontrollraum der Taat. Die Schiffe zeichneten sich gegen die bernsteinfarbene Scheibe von Ruu ab, flogen direkt oberhalb der Ebene von Qoribus goldenem Ringsystem.

»Sieht so aus, als wären sie immer noch hier«, sagte Zekk, der zweifellos das Gleiche spürte wie Jaina. »Warum sollte die Kolonie also wollen, dass wir ausgerechnet jetzt gehen?«

»Wir wollen, dass ihr zur Galaktischen Allianz zurückkehrt«, wich Raynar der Frage aus.

»Was ist mit unserem Einsatz?« Jaina stand auf und schloss den Overall. »Du hast uns hier gebraucht, um den Frieden zu erhalten.«

Raynar erhob sich. »Eure Sternenjäger werden gerade aufgetankt. Wir danken euch, dass ihr gekommen seid.«

»Du scheinst es eilig zu haben, uns loszuwerden.« Zekk schloss seinen eigenen Fliegeranzug. »Was ist los?«

»Es sind die Chiss.« Jaina hätte nicht sagen können, ob das aus ihrem eigenen Geist, dem von Zekk oder dem von Taat kam, aber sie wusste, dass es stimmte. »Sie werden angreifen.«

Ein kurzes, sehr Raynar-haftes Seufzen erklang. »Ihr könnt hier nichts mehr tun. Und wir wollen keine Jedi in den Kampf verwickeln.«

»Es wird keinen Kampf geben«, sagte Zekk. »Jaina und ich werden sie zurückscheuchen.«

»Diesmal nicht«, widersprach Raynar. »Die Chiss wollen es zu Ende bringen, und sie werden sich nicht von Jedi-Tricks einschüchtern lassen.«

»Es kann nichts schaden, es wenigstens zu versuchen.« Jaina griff nach ihrem Gürtel und schnallte ihn sich um. Sie verstand nicht, wieso die Chiss plötzlich die Strategie ändern und einen Großangriff wagen sollten, aber in einem Krieg hatte man oft keine Zeit, die Gründe des Feindes herauszufinden. »Wann erwartet ihr sie? Zekk und ich werden.«

»Nein. Wir wollen die Leben unserer Freunde in dieser Sache nicht aufs Spiel setzen.«

»Was glaubst du denn, was wir die ganze Zeit getan haben?«, fragte Zekk und schnallte sich seinen eigenen Gürtel um. »Wir sind hier, um den Frieden zu erhalten, und wir gehen nicht.«

»Es gibt keinen Frieden mehr zu erhalten«, sagte Raynar. »Und ihr geht!«

Plötzlich klang seine Stimme tausend Kilo schwer, und der Druck, seinem Befehl zu folgen, war beinahe überwältigend. An dieser Sache war mehr, als er verriet.

Ein Hinterhalt für die Chiss!

Der Gedanke zuckte kaum durch Jainas Kopf, da begann eine Taat in Raynars Gefolge laut zu summen. Raynar lauschte angespannt, dann sah er Jaina an und schüttelte den Kopf.

»Du bist immer störrischer gewesen, als gut für dich ist, Jaina. Versuch nicht, herauszufinden.«

»Es wird nicht funktionieren«, sagte Zekk. »Wenn du diese Flotte der Chiss vernichtest, wird die nächste, die angreift, nur größer sein.«

Raynar senkte das Kinn in einer weiteren Raynar-typischen Geste. »Jetzt habt ihr's geschafft.« Das Bedürfnis, zu gehen, verschwand plötzlich. »Jetzt müsst ihr bleiben.«

»Wir wären ohnehin nicht ohne Lowbacca gegangen.« [ahm klang selbstsicherer, als sie war. Es hatte sich angefühlt, als wäre Raynars Wille mehr als stark genug, sich ihrer Sturheit zu widersetzen. »Und Zekk hat recht: Die Kolonie kann nicht die gesamte Chiss-Flotte vernichten.«

»Das wird auch nicht notwendig sein«, war Raynar überzeugt. »Wir müssen sie nur fernhalten, bis die Hapaner hier sind.«

»Hapaner?« Jaina kletterte aus der Schlafzelle auf den Gehweg, auf dem sich Raynar befand, und sein Gefolge musste ein wenig zurückweichen, um Platz für sie zu machen. »Was wollen die Hapaner hier draußen?«

»Die Schwachen verteidigen«, sagte Raynar. »Jacen hat Tenel Ka überredet, uns eine Flotte zu schicken.«

Zumindest wusste Jaina nun, warum die Chiss angriffen. Sie wollten die Nester bei Qoribu vernichten, bevor diese Verstärkung erhielten.

»War es wirklich Jacen, der Tenel Ka überzeugt hat, oder hast du Jacen benutzt, um sie zu überzeugen?« Jaina musste daran denken, wie Raynar sie vor ein paar Minuten beinahe gezwungen hatte aufzubrechen und an den unwiderstehlichen Ruf, der sie und die anderen in die Kolonie gelockt hatte. »Deine geistige Berührung kann sehr überzeugend sein.«

»Vielleicht, aber selbst wir sind nicht stark genug für Jacen«, gestand Raynar ein. »Er befindet sich nicht unter unserer Kontrolle - oder der von anderen. Das weißt du selbst.«

Jaina konnte nicht widersprechen. Während Jacens fünfjähriger Reise hatte sie gespürt, wie er stetig stärker in der Macht geworden war - aber er hatte sich auch weiter entfernt und mehr isoliert, wie ein Eremit, der sich auf einen Berggipfel zurückzieht. Manchmal schien er vollkommen in der Macht zu verschwinden, und zu anderen Zeiten hätte sie schwören können, dass er direkt über ihrer Schulter schwebte.

Wenn sie ehrlich sich selbst gegenüber war, hatte sie das ziemlich verstört. Sie hatte sich teilweise gefühlt, als hätte sie alle paar Wochen eine Zwillingsverbindung zu einem anderen Bruder - oder als übte er, tot zu sein, oder so etwas.

»Jacen würde dir doch keine Flotte schicken«, sagte Zekk. Er sprang an der anderen Seite aus der Schlafzelle, hinein in eine stetige Reihe von Mitnistern. die auf dem Weg zum Gemeinschaftserfrischer dort vorbeigingen. Sie wichen ihm schnell aus, und sowohl das Gespräch als auch die morgendliche Parade gingen ungestört weiter. »Das könnte einen Krieg zwischen den Chiss und der Galaktischen Allianz bedeuten.«

»Oder einen zwischen uns und den Chiss verhindern«, schloss Raynar. »Vielleicht will er das Risiko eingehen.«

»Selbst Solos mögen solche Risiken nicht besonders«, stellte Jaina fest. »Wenn die Chiss sich bedroht fühlen, weichen sie nicht zurück. Sie werden bösartig und aggressiv.«

»Das kannst du nicht tun«, fügte Zekk hinzu.

»Aber noch weniger kann ich die Zerstörung der Qoribu-Nester erlauben.« Raynars Gefolge bewegte sich auf den Ausgang zu, und er drehte sich um, um ihnen zu folgen. »Sobald die Falle für die Chiss zuschnappt, steht es euch frei, zu kämpfen oder zu gehen, wohin ihr wollt. Bis dahin bleibt ihr unsere Gäste.«

Jaina starrte hinter ihm her. »Raynar!« Als zwei Leibwächter mit knotigen Panzern ihr den Weg versperren wollten, benutzte; sie die Macht, um sie in eine Schlafzelle zu schubsen, dann sagte sie: »Das ist Wahnsinn!«

Raynar entfernte sich weiter. »Wir verteidigen uns nur.« Wieder war seine Stimme schwer und befehlend geworden, und die Schärfe darin machte klar, dass er keine weiteren Gegenargumente mehr hören wollte. »Ihr wendet in eure normalen Quartiere zurückkehren und dort bis zum Kampf bleiben!«

Jaina verspürte das überwältigende Bedürfnis, zu gehorchen, aber in seinem Tonfall lag eine Düsternis, die sie er schreckte, eine Spur von Brutalität, die Raynar Thul so ungemein fremd war, dass sie wusste, dass nicht er allein es war, der da sprach. Sie setzte die Füße auf den Gehweg, lieh sich von Zekk zusätzliche Kraft geben, um sich dem Zwang zu widersetzen, zu ihren Quartieren zu gehen, und berührte Raynar in der Macht.

Die trübe Präsenz in ihm war so ätzend, dass sie zurückwich, und sie hätte den Kontakt vollkommen verloren, wenn Zekk sie nicht durch das Geflecht gestützt hätte. Jaina tastete sich durch die bittere Dunkelheit, suchte nach Raynars Stolz und Idealismus, versuchte seinen Kern zu finden, von dem sie spürte, dass er immer noch vorhanden war.

»Sie wollen also diesen Krieg«, sagte sie. »Das sind diejenigen, die dich überzeugt haben, deine Nester so dicht am Gebiet der Chiss zu errichten.«

Raynar blieb stehen, aber er drehte sich nicht um. »Sie? Wer sind sie?«

»Deine Schiffsgefährten von der Flier.« Zekk bewegte sich über den Gehweg auf Raynar zu. »Lomi und Welk.«

»Lomi und Welk sind tot.«

Jaina fand etwas Reines, Mitleidiges im Ersten und berührte es. »Wer hat dann die Schatten auf dem Weg hierher angegriffen?«

»Insektensöldner der Chiss«, antwortete Raynar sofort. Zekk blieb einen Schritt hinter ihm stehen. »Dafür hast du Beweise?«

»Wir haben keine Zeit, nach Beweisen zu suchen.« Raynar drehte sich widerstrebend um, und sein Gefolge von Insekten wandte sich ebenfalls erneut der Diskussion zu. »Wir sind zu sehr damit beschäftigt, unsere Nester zu verteidigen.«

Jaina seufzte innerlich. Es war die gleiche Kriegslogik, auf die sie jedes Mal stießen, wenn sie versuchten, mehr über die geheimnisvollen Angriffe herauszufinden.

»Was ist mit dem Angriff auf Saba?«, fragte Zekk. »Jetzt sag mir nicht, sie hätte einen der nicht-insektoiden Nestangehörigen angegriffen und er hätte ihr das Lichtschwert abgenommen und sie verwundet!«

»Ja«, erwiderte Raynar, »das ist die einleuchtendste Erklärung.«

Jaina packte seinen Kern aus Gutmütigkeit, den sie gefunden hatte, fester. »Raynar. sie machen dich der Wahrheit gegenüber blind! Die einleuchtendste Erklärung.«

»Wir haben genug geredet!«

Die trübe Präsenz in Raynar schwoll an und verschlang den reinen Kern, an den sich Jaina geklammert hatte, und sie fühlte sich plötzlich in einer Leere aus beißender Dunkelheit gefangen. Instinktiv griff sie nach Zekk und öffnete sich ihrem Geflecht, aber statt seiner Kraft kam nur ein kalter, stechender Schatten zu ihr.

»Raynar Thul gibt es nicht mehr«, verkündete Raynar.

Jana spürte, wie sie sich drehte. Sie kämpfte gegen den Zwang an, Raynar anzusehen, aber sie hatte einfach nicht mehr genug Kraft, sich ihm zu widersetzen. Dann ging sie davon, in Richtung ihrer Unterkunft.

»Wir sind alles, was geblieben ist.«

Ein langer goldener Pfeil bewegte sich durch das Herz der holografischen Darstellung der Flugkontrolle und folgte dem Weg des gestohlenen Skiffs vom Wartungshangar zu seinem derzeitigen Standort am Rand des Schwerkraftbereichs von Ossus. Die rücksichtslose Weise, wie sich das Skiff durch die Umgebung des Hauptraumhafens des Planeten bewegt hatte, zeigte, dass die Pilotin offenbar so schnell wie möglich von der Jedi-Akademie hatte wegkommen wollen. Aber es war für Luke nichts Neues, dass sich Flüchtlinge gern schnell bewegten.

»Dreißig Sekunden bis zum Sprung«, meldete der Fluglotse, ein Bith mit einem großen Kopf und einem Datenübermittler im Ohr. der an einer von einem Dutzend Kontrollstationen rings um das Hologramm saß. »Er erkennt Ihr Signal nicht an.«

»Versuchen Sie es weiter«, sagte Luke. Er konnte die Unruhe der XJ3-Piloten spüren, die dem Skiff folgten - junge Jedi-Ritter auf ihrer ersten Sicherheitsmission. Sie machten sich Gedanken, ob sie das Skiff wohl in Stücke schießen mussten. »Wissen wir schon, wohin sie fliegen will?«

»Nicht sicher«, sagte die Vorgesetzte des Bith, eine blauhäutige Duros namens Orame. Sie setzte sich an ein unbenutztes Terminal und betätigte ein paar Tasten. Eine Aufnahme des Hangar-Sicherheitsservice erschien unten am Schirm der Flugkontrolle. »Aber wir haben das hier gefunden.«

Die Aufzeichnung zeigte Alema Rar, die durch eine dunkle Wartungsbucht schlich, während zwei Kisten mit Lebensmitteln hinter ihr herschwebten.

»Wir glauben, dieser Schatten.«

»Vergrößern Sie die Kisten«, befahl Mara. Zusammen mit Han und mehreren anderen hatte sie Luke vom Hangar aus zur Flugkontrolle begleitet, als das gestohlene Skiff abgeflogen war. »Ich will eine Beschriftung sehen.«

Die Duros gab einen Befehl ein, und die Kistenbeschriftungen füllten den Bildschirm.

»NUTROFIT GELFLEISCH«, las Mara.

»Sie stiehlt Gorog!«. rief Ben.

Das Skiff flog nun geradeaus, während sich Alema auf den Flug in den Hyperraum vorbereitete. Die XJ3-Piloten baten um Feuererlaubnis, und Luke verband sich in der Macht mit ihnen und wies sie an, das Skiff nicht flugunfähig zu schießen.

»Erlaubnis gewährt«, sagte Orame über den Komkanal. »Eröffnen Sie das Feuer!«

Die Piloten zögerten. »Aber.«

»Sie haben den Befehl gehört.« Luke war immer noch in der Macht mit ihnen verbunden und drängte sie, das Skiff entkommen zu lassen. »Eröffnen Sie das Feuer!«

Das Skiff begann hin und her zu schwenken, um dem Beschuss auszuweichen.

»Sie entkommen!«, rief Ben. »Haltet sie auf!«

»Sie müssen vorsichtig sein, Ben«, sagte Mara sanft. »Sonst könnten sie Gorog wehtun.«

Ben dachte darüber nach, dann seufzte er und ergriff ihre Hand. »Lass sie gehen. Ich denke sowieso, dass Gorog nicht bleiben wollte.«

Der Kurs des Skiffs erreichte den Rand des Schwerkraftbereichs von Ossus und verschwand, und der Fluglotse meldete, dass das gestohlene Schiff in den Hyperraum gesprungen war.

Han seufzte erleichtert. »Genau aufs Stich.«

»Nicht jetzt«, unterbrach Luke und hob die Hand, damit Han schwieg. Er sah Ben an. »Woher weißt du. dass Gorog nicht bleiben wollte? Spürst du sie immer noch im Kopf?«

Ben schloss die Augen, dann nickte er. »Irgendwie schon. Sie will, dass ich glücklich bin.«

Luke stellte fest, dass Mara die gleiche Verzweiflung empfand wie er. Wenn Ben weiterhin mit Gorog verbunden war, obwohl sie sich im Hyperraum befand, konnte das nur auf den Willen der Kolonie zurückzuführen sein. Er gehörte also zumindest zum Teil auch zum Dunklen Nest.

Mara war zu dem gleichen Schluss gekommen. Luke konnte ihre Unruhe und ihren Zorn in der Macht spüren, und ihr wurde ebenso schnell bewusst wie ihm. dass sie ihre Pläne nicht vor ihrem Sohn besprechen dürften.

»Ben, vielleicht sollte dich Nanna zum Pilotenraum bringen, und ihr könnt dort ein bisschen Fizzer trinken«, sagte Mara. »Wir müssen über ein paar Dinge reden, danach kommen wir zu euch.«

Ben jedoch machte keinen Schritt auf die Tür zu, wo Nanna und C-3PO warteten.

Luke sah ihn an. »Ben, ich bin sicher, du hast deine Mutter gehört.«

Ben nickte. »}a, aber warum muss ich auf Ossus bleiben?« Er wartete die Antwort nicht ab, sondern sah Han an und fragte: »Wird es wieder Krieg geben?«

Han verzog das Gesicht. »Nicht, wenn wir es verhindern können, Junge.«

»Und sicher nicht in diesem Teil der Galaxis«, fügte Mara hinzu. »Machst du dir deshalb Gedanken?«

»Na ja, ihr macht genau das, was ihr auch tut, wenn es Krieg gibt«, sagte Ben. »Ihr setzt mich mit den Meistern Tionne und Solusar einfach irgendwo ab und kommt nie auch nur zu Besuch.«

Die Anklage traf Luke wie ein Schlag, und er spürte, wie Mara ebenfalls zusammenzuckte. Sie hatten sich oft gefragt, wie viel von Bens Weigerung, die Macht zu benutzen, mit der Trennungsangst zu tun hatte, die er während des Kriegs gegen die Yuuzhan Vorig durchgemacht hatte, und Ben wusste, dass seine nur halb ausgesprochene Beschwerde große Wirkung auf seine Eltern hatte.

Aber sie würden sich von einem Achtjährigen nicht manipulieren lassen. »Übertreib nicht. Wir mussten für deine Sicherheit sorgen, und du weißt, dass wir bei jeder Gelegenheit, die sich für uns ergeben hat, gekommen sind und dich besucht haben.«

»Außerdem wird es diesmal nicht lange dauern.« Jacen trat hinter Han und Leia hervor. »Es wird keinen Krieg geben.«

Ben sah ihn stirnrunzelnd an. »Woher weißt du das?«

»Ich weiß es einfach.« Jacen grinste schief, ganz im Solo-Stil. »Vertrau mir.«

Luke spürte, dass Mara plötzlich Bedenken kamen, und obwohl sie weiterhin Ben ansah, galten ihre Gedanken Jacen.

»Außerdem wirst du nicht allein sein«, fügte Jacen hinzu. »Ich werde auch hier sein.«

»Du kehrst nicht zurück?«, fragte Ben.

»Nein. Die Meister befürchten, dass einige von uns ohnehin schon zu viel Zeit bei den Killiks verbracht haben.«

»Das kommt mir bekannt vor«, antwortete Ben und verdrehte die Augen.

»Also sollten du und ich vielleicht zusammenbleiben.« Jacen warf Mara einen Blick zu. »Wenn deine Mutter damit einverstanden ist.«

»Selbstverständlich«, antwortete Mara ohne Zögern, obwohl sie diesem neuen Jacen nicht so recht traute. »Solange Meister Solusar nicht der Meinung ist, dass Ben die Schule vernachlässigt.«

»Kein Problem!« Bens Lächeln war so breit wie das eines Hutts. »Schule ist einfach!«

»Und solange du auf die Meister Tionne und Solusar hörst«. fügte Mara ermahnend hinzu. »Und du keine weiteren Geheimnisse mit Nanna teilst!«

»Das geht sowieso nicht mehr«, sagte Ben. »Dad hat ihr Programm verändert.«

»Gut.« Jacen nahm Bens Hand und ging mit ihm zur Tür. »Warum gehen wir jetzt nicht ein Glas Fizzer trinken?«

»Kann ich Kyleme haben?«, fragte Ben ohne einen Blick zurück. »Einen Blauen Riesen?«

Sobald sie sich außer Hörweite befanden, sagte Han: »Na so was - Jacen kann mit Kindern umgehen?«

»Es ist seine Empathie«, meinte Leia. »Ich bin froh, dass er darüber noch verfügt.«

Mehr sagte sie nicht, aber Luke wusste, was sie dachte: dass es nach dem Krieg - nach allem, was Jacen durch Vergere und die Yuuzhan Vong erlitten hatte - wirklich überraschend war. dass ihm überhaupt eine Spur von Einfühlungsvermögen geblieben war.

»Kein Problem«, sagte Han. »Ich habe mich ein bisschen mitreißen lassen, als ich sah, wie gut der Plan funktionierte.«

»Ich weiß nicht, wieso du so überrascht bist«, sagte Leia, »Alema ist immer noch eine Jedi. Als Cilghal zuließ, dass sie wieder zu sich kam, war klar, dass sie fliehen würde. Der schwierige Teil besteht darin, ihr zu folgen.«

»Woher wusstet ihr, welches Schiff sie stehlen würde?«, fragte Mara.

»Das wussten wir nicht«, antwortete Leia. »Wir haben sie alle verwanzt.«

»Da wir gerade davon reden - wir sollten uns lieber auf den Weg machen«, sagte Han. »Dieser Sender hat nur einen Subraum-Radius von fünfzig Lichtjahren. Wenn wir zu weit hinter Alema im Kolonie-Raum eintreffen, werden wir nicht herausfinden können, wohin genau sie fliegt.«

Luke folgte Han und den anderen zur Tür. Sie wollten Alema zum Kern des Dunklen Nests folgen und dann dessen Einfluss auf die Kolonie unterminieren, indem sie Welk und immer vorausgesetzt, sie hatte den Absturz ebenfalls überlebt - auch Lomi Plo ausschalteten. Cilghal und Jacen waren überzeugt, dass die Gorog die Unu auf die gleiche Weise führten wie Raynar die Killik. Es war ein etwas verwegener Plan, besonders, weil sie Alema in Lebensgefahr brachten, ohne dass sie ihr Einverständnis gegeben hätte, Aber es schien Luke zum Wesen der modernen Jedi zu passen. Der Krieg mit den Yuuzhan Vong hatte ihnen gezeigt, wie dumm es war. sich von Gefühlen leiten zu lassen, statt möglichst effektiv zu handeln, dass es weiser war, schnell zuzuschlagen und das Übel an der Wurzel zu packen. Manchmal fragte sich Luke, ob es eine Lektion war. die die Jedi zu gut gelernt hatten, ob die Verteidigung gegen ihre Feinde ein wenig zu wichtig für sie geworden war.

Noch in der Tür stieß Han mit einem kleinen, unbedarft wirkenden Mann mit stark tätowiertem Gesicht und zerzaustem blauem Haar zusammen. Ohne sich zu entschuldigen - oder auch den Zusammenstoß wirklich zu bemerken -, drängte er sich an Han vorbei und blieb vor Luke stehen. R2-D2 folgte ihm auf den Fuß.

»Da seid ihr ja«, sagte der Tätowierte. »Ich habe euch gesucht.«

»Das verstehe ich nicht, Ghent«, sagte Mara. »Wir haben dir doch gesagt, dass wir in Jedi-Angelegenheiten unterwegs sind.«

Ghent runzelte die Stirn. »Tatsächlich?«

»Mehrmals.« Luke sah, wie Han sich ungeduldig aufs Handgelenk tippte. »Und wir müssen sofort aufbrechen.«

»Oh.« Ghent senkte den Blick, dann richtete er ihn auf R2-D2. »Dann kann das hier wohl warten.«

»Was kann warten?«, fragte Leia. Luke hatte ihr von dem Holo in dem versteckten Bericht von R2-D2s Speicher erzählt, und sie war so erpicht darauf wie er, mehr über die geheimnisvolle Frau zu erfahren. »Hast du etwas finden können?«

Ghent schüttelte den Kopf. »Nur ein paar Sekunden Holo. das ich lokalisieren konnte, bevor ich über eine Sicherheitsverriegelung gestolpert bin. Ich wollte nur fragen, ob ich.«

»Ein Holo wovon?«, fragte Leia. »Eine Frau mit braunen Augen?«

»Stimmt«, sagte Ghent. »Aber es ist nicht sehr lang. Wenn ich.«

»Kannst du es uns zeigen?« Leia klang noch aufgeregter, als Luke sich fühlte. »Bevor wir starten?«

Ghent verzog das Gesicht. »Selbstverständlich.«

Unbehagliches Schweigen breitete sich aus, während Luke und die anderen warteten.

»Ghent, wir wollen dieses Holo sehen«, sagte Mara. »Jetzt. Wie Luke schon sagte, wir haben nicht viel Zeit.«

Ghent zog die Brauen hoch. »Oh.«

Er hockte sich hin und steckte den Stecker eines selbst gebauten Diagnosescanners in eine von R2-D2s Zugangsbuchsen, dann gab er schnell einen Befehl ein.

»Zeig es ihnen!«

R2-D2 pfiff widerstrebend, und Han stöhnte und warf einen Blick auf den Chrono.

»Zwing mich nicht, deine Sektortabellen wieder zu zerhacken«, warnte Ghent. »Diesmal werde ich sie hinterher nicht mehr wiederherstellen.«

R2-D2 stieß einen lang gezogenen Pfiff in absteigender Tonhöhe aus, dann aktivierte er den Holoprojektor.

Das handgroße Profil der braunäugigen Frau, die Luke schon zuvor gesehen hatte, erschien am Boden des Kontrollraums. Sie schien dort allein zu stehen und etwas außerhalb des Hologramms anzuschauen.

Hat Anakin mit Euch gesprochen?, fragte eine Männerstimme.

»Moment mal«, sagte Han. »Der hört sich bekannt an.«

»Das sollte er auch«, erwiderte Luke. Die Stimme hörte sich viel jünger an, als er sie in Erinnerung hatte, aber er erkannte sie dennoch sofort wieder. »Das ist Obi-Wan Kenobi.«

Ghent gab einen weiteren Befehl auf seinem Diagnosescanner ein und ließ das Holo stillstehen. »Wollt ihr das nun sehen oder nicht?«

»Selbstverständlich - tut mir leid«, sagte Leia. »Mach bitte weiter.«

Ghent drückte die Taste erneut, und R2-D2 startete das Holo noch mal vom Anfang.

»War Anakin hier?«, fragte Obi-Wans Stimme.

»Mehrmals.« Die Frau lächelte, dann sagte sie: »Ich war so froh zu hören, dass man ihn in den Jedi-Rat aufgenommen hat.«

»Das kann ich mir vorstellen.« Obi-Wan trat ins Hologramm, in einem Jedi-Gewand, die Kapuze vom Kopf gezogen. Er war noch jung, mit hellbraunem Bart und einem faltenlosen Gesicht. »Er hat es verdient. Er ist ungeduldig und ausgesprochen störrisch, aber wirklich begabt.«

Sie lachten, dann sagte die Frau: »Aber Ihr seid sicher nicht nur hier, um Hallo zu sagen. Etwas stimmt nicht, oder?«

Obi-Wans Gesicht war ernst geworden. »Ihr solltet eine Jedi sein, Padme.«

Der Name traf Luke wie ein elektrischer Schlag - und er konnte erkennen, dass es Leia ähnlich ging.

»Ihr seid nicht besonders geschickt, wenn es darum geht, Eure Gefühle zu verbergen«, sagte Padme.

Obi-Wan nickte. »Es ist wegen Anakin. Er kann launisch und distanziert sein.« Sein Holobild wandte sich halb ab. »Dass er Repräsentant des Kanzlers ist. versetzt ihn in eine schwierige Position, aber ich glaube, es ist mehr als das.« Er wandte sich wieder Padme zu. »Ich hatte gehofft, er würde mit Euch sprechen.«

Padmes Miene - zumindest das. was in dem kleinen Hologramm davon zu erkennen war - blieb neutral. »Warum sollte er mit mir über seine Arbeit reden ?«

Obi-Wan sah sie einen Augenblick an. »Ihr seid beide ebenfalls nicht besonders gut. wenn es darum geht. Gefühle zu verheimlichen.«

Padme verzog das Gesicht. »Seht mich nicht so an.« Obi-Wan tat genau das. »Ich weiß, was er für Euch empfindet.«

Padme wandte den Blick ab. »Was hat er Euch gesagt?«

»Nichts«, antwortete Obi-Wan. »Das brauchte er nicht.« Padmes Miene verfinsterte sich, und sie drehte sich um und verließ das Hologramm. »Ich weiß wirklich nicht, wovon Ihr sprecht.«

»Ich kenne euch beide zu gut.« Obi-Wan folgte ihr aus dem Bild. »Ich sehe, dass ihr euch liebt.«

Eine Antwort gab es nicht mehr, denn das Hologramm war zu Ende.

Luke bemerkte, wie Han sich auf die Zunge biss und sich zur Geduld zwang, während die Entfernung zwischen ihnen und Alemas Skiff wuchs. Aber diese Angelegenheit war wichtig -zumindest für ihn und Leia.

»Das ist alles?«, fragte Luke.

Ghent nickte und tippte auf R2-D2s silbrige Kuppel. »R2 widersetzt sich mir. Als ich auf diese Sicherheitsverriegelung stieß, hat er den Rest der Daten verschlüsselt.«

R2-D2 pfiff einen Widerspruch.

»Es steht dir nicht zu, zu entscheiden, was gut für Meister Luke ist«, sagte C-3PO. »Du bist nur ein Droide.« R2-D2 gab eine zornige Antwort.

»Nein, ich weiß nicht, was du zurückhältst«, antwortete! C-3PO. »Aber wenn ich es wüsste, würde ich es Meister Luke sofort mitteilen.«

R2-D2 antwortete mit einem tiefen blubbernden Summen. Luke lauschte dem Wortwechsel der beiden Roboter stirnrunzelnd, dann sah er Ghent an. »Wir haben etwa zwei Minuten bis zum Start. Gibt es eine Möglichkeit, den Rest jetzt zu sehen, ohne dass R2 einwilligt?«

Ghent seufzte. »Sicher.« Er zog den Scannerstecker aus R2-D2s Buchse. »Ich muss nur seine Persönlichkeitssektoren überschreiben und.«

Der Rest ging in R2-D2s protestierendem Kreischen unter.

»Erwarten Sie nicht von mir, dass ich das übersetze«, sagte C-3PO, dann wandte er sich wieder R2-D2 zu. »So etwas passiert eben arroganten kleinen Droiden wie dir. Ich schlage vor, du bist jetzt sofort kooperativ.«

R2-D2 trillerte eine traurige Weigerung.

Luke warf einen Blick auf den Droiden. dann sagte er: »Ich meine, ohne seine Persönlichkeit auszulöschen.«

»Nicht in zwei Minuten - und vielleicht nicht in einem ganzen Leben«, sagte Ghent. »Der Droide hat seit Jahrzehnten keine Speicherreinigung mehr erlebt. Seine Schaltkreise sind ein einziger riesiger Persönlichkeitsfehler.«

»Das weiß ich«, sagte Luke. »Was ist mit dem Spionageprogramm?«

Ghent war verwirrt. »Was für ein Spionageprogramm?«

»Das Spionageprogramm, das mich davon abhält, diese Sektoren seiner Erinnerung zu erschließen.« Luke verlor die Geduld mit dem Programmierer. »Die Daten bezüglich der Frau, die wir gerade gesehen haben?«

»Oh, das meinst du mit Spionageprogramm«, sagte Ghent. »Es gibt keins.«

»Es gibt keins?« Luke war verwundert. »Wie kommt es dann, dass R2 mir keinen Zugang gewährt?«

Ghent seufzte und klang ebenso gereizt, wie Luke sich fühlte. »Das versuche ich doch gerade zu erklären.«

»Vielleicht kannst du es auf dem Weg zum Pilotenraum tun«, unterbrach Mara. Sie bedeutete ihnen, endlich den Kontrollraum zu verlassen. »Wir können unterwegs weiterreden. Wir müssen noch eine Twi'lek erwischen, erinnert ihr euch?«

»Ja, genau.«

Luke war wegen des Hologramms so aufgeregt, dass er ihre Mission tatsächlich einen Augenblick lang vergessen hatte. Anakin - sein Vater - hatte diese schöne Frau mit Namen Padme geliebt. Und Padme sah Leia so verdammt ähnlich.

Hatten sie endlich den Namen ihrer Mutter erfahren? Er spürte in der Macht, dass Leia dieser Ansicht war - aber sie hatte zu viel Angst, um es laut auszusprechen. Ebenso wie er.

Luke ging neben Ghent her. »Du wolltest gerade erklären, wieso R2 mir keinen Zugang zu diesen Erinnerungen gewährt.«

»Weil er glaubt, dich damit zu schützen«, sagte Ghent. »Er ist ein sehr störrischer kleiner Droide.«

»Aber du könntest dich darüber hinwegsetzen, oder?«, fragte Leia. »Ich habe so oft gesehen, wie du dich in viel kompliziertere Systeme als das von R2 gehackt hast.«

Ghent drehte sich um und sah Leia an, als hätte sie nach, dem Namen des letzten Mädchens gefragt, das er versucht hatte, in der Cantina aufzureißen - sie verrieten ihm nie ihre Namen.

»Nein«, sagte er. »R2-Einheiten wurden nach militärischen Maßstäben entworfen. Das bedeutet, das Sicherheitsprotokoll des Droiden sorgt dafür, dass die Daten vernichtet werden, bevor sie in nicht autorisierte Hände fallen. Wenn ich versuche, den Zugang zu erzwingen, hat das zur Folge, dass sich der gesamte Speicherbereich neu formatiert.«

»Und es gibt keine Möglichkeit, diese Sicherheitsmaßnahmen abzuschalten, ohne vorher R2s Persönlichkeit zu löschen?«, fragte Luke.

»Das habe ich nicht gesagt«, schränkte Ghent ein. »Es gibt eine Möglichkeit - aber du würdest mir helfen müssen, und wahrscheinlich kannst du das nicht.«

»Das wollen wir doch mal sehen«, sagte Han. »Also gut«, meinte Ghent. »Bringt mir den Datenblock desjenigen, der den Intellex IV entwickelt hat.«

»Wofür?«

»Weil er Zugang zu allen Daten gehabt haben muss, für den Fall, dass seine Prototypen so durchdrehen wie euer Droide«. antwortete Ghent. »Lind wenn er so gedacht hat wie die meisten Entwickler von Droidenhirnen, dann ist dieser Zugang Teil der Intellex-IV-Basis. R2 ist eine sehr komplizierte Computereinheit, also wird dieser Datenblock eine lange Liste von Passwörtern und Sicherheitsschlüsseln beinhalten.«

»Das Ganze sollte nicht zu schwierig sein, jedenfalls wenn der Datenblock nicht in einem Krieg zerstört wurde«, sagte Luke. »Wer ist dieser Entwickler?«

Ghent zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Die R2-Ein-heiten waren ursprünglich ein imperialer Entwurf, und die Imperiale Abteilung für Militärische Forschung hat die Identitäten ihrer Wissenschaftler geheim gehalten.«

»Soll das ein Witz sein?«, fragte Leia. »Du willst, dass war den Datenblock dieses Mannes finden, und weißt nicht einmal, wie er hieß?«

»Es ist nicht ganz so schlimm«, sagte Ghent. »Erinnerst du dich daran, wie ein paar Incom-Angestellte mit den Entwürfen der X-Flügler-Prototypen zur Rebellion überliefen?«

»Selbstverständlich«, sagte Leia vorsichtig.

»Nun, dieser Mann stand mit ihnen in Verbindung wegen der R2-Schnittstelle«. berichtete Ghent. »Und nach der Desertion hat der Konzern nie wieder etwas am Intellex IV verändert.«

»Sie hatten zu viel Angst«, stellte Han fest. »Denn dieser Mann war der Einzige, der es richtig hinbekommen hätte, doch er hatte sich zusammen mit den Entwicklern der X-Flügler abgesetzt.«

»Nein, es lag nicht daran, dass er desertiert wäre«, sagte Leia. Sie betrachtete Ghent angespannt. »In diesem Fall würden wir nämlich wissen, wer er war. oder?«

»Stimmt«, sagte Ghent. »Er verschwand einfach.« Luke hatte plötzlich ein schlechtes Gefühl. »Wenn du sagst. er verschwand, meinst du damit.?«

»Das weiß keiner.« Ghent wandte sich wieder Leia zu. »Aber genau das ist doch, was Verschwinden bedeutet, oder? Dass es keiner weiß.«

Der Himmel wurde schon seit Stunden von Wolken aus Pfeilschiffen verdunkelt. Sie flogen ins Taat-Nest. um aufzutanken und die Lebenserhaltungssysteme aufzubereiten, und flogen anschließend wieder zurück in den Weltraum, um auf das Eintreffen der Chiss-Flotte zu warten, Jaina hatte es aufgegeben, die Schiffe schätzen zu wollen, welche die Kolonie für den Hinterhalt versammelt hatte, aber es mussten mehrere hunderttausend sein. Allein die Hangars der Taat versorgten sechs Geschwader in der Stunde, und es gab noch drei weitere Nester im Qoribu-System.

Das macht uns stolz, sagte Zekk durch den Taat-Geist zu ihr. Keine andere Spezies könnte eine solche Operation in Gang setzen.

Die Chiss werden überrascht sein, stimmte Jaina ihm zu. Irgendwo tief im Hinterkopf wusste sie, dass das eine schlechte Idee war, dass es ihre Jedi-Mission schwieriger machen würde - aber natürlich hatten die Taat ein anderes Gefühl bei der Sache. Sie glaubten, dass es ihre Nester endlich retten würde. Sie werden einen schrecklichen Preis zahlen.

Gut, sagte Zekk.

Gut, stimmte Jaina zu.

Das Tosen der eintreffenden Pfeilschiffe verklang zu einem leisen Grollen, und das kilometerlange Oval eines nagelneuen Gallofree-Frachters mit allen Extras schälte sich aus dem Raketenqualm am Himmel. Auf den schlanken Rumpf waren die scharlachroten und goldenen Flammen der Bornaryn-Handelsgesellschaft lackiert, und der Frachter wurde von einer Kampfstaffel von firmeneigenen E-Flüglern eskortiert.

Jaina fragte sich, was das Schiff so weit von zu Hause zu suchen hatte, aber Taat wusste es nicht. Unu forderte das Nest auf, die Roaming Ronto willkommen zu heißen, also hieß Taat die Roaming Ronto willkommen. Taat hatte jedoch auch gehört, dass ähnliche Schiffe auf Ruu und Zvbo gelandet waren und große Überraschungen für die Chiss mitgebracht hatten.

Während sich die Ronto dem Nest näherte, änderte sie den Kurs und flog über das Plateau auf den Frachthof zu, wo tun Schwärm von Taat-Arbeitern bereits zum Entladen bereitstand. Jaina dachte kurz daran, ob sie sich die Fracht ansehen sollte. Aber Unu wollte es nicht. Unu wollte, dass sie die Schönheit des Nests von der Veranda der Jedi-Unterkunft aus genoss.

Das Hiersein des Frachters sollte uns beunruhigen, sagte Jaina zu Zekk. Es macht den Krieg noch wahrscheinlicher.

Es ist wahrscheinlich viel zu spät, um den Krieg noch zu verhindern, erwiderte Zekk. Aber wir sollten es versuchen.

Jaina wollte aufstehen, aber dann war sie plötzlich zu müde und fiel wieder auf ihren Sitz zurück. Vielleicht nachher.

»Ja«, sagte Zekk laut. Wir bleiben lieber hier sitzen.

Etwas stimmte nicht, das wusste Jaina. Jedi sollten furcht los sein, einfallsreich, resolut. Sie sollten das Unmögliche erreichen können, es immer wieder versuchen, ganz gleich, wie schwierig die Mission war.

Sie sollten unermüdlich sein.

Jaina spürte etwas tief in sich, an einer Stelle, die sie immer mit ihrem Bruder Jacen assoziiert hatte, und sie wusste, dass er bei ihr war, dass er sie drängte zu kämpfen, ihre Lethargie abzuschütteln, den Einfluss der Kolonie abzuschütteln und sich an diesen Teil von ihr zu klammern, der ausschließlich Jaina war.

Sie stand auf.

Wo gehst du hin?, fragte Zekk. Du vermittelst nicht das Gefühl, als wolltest du zum Erfrischer.

»Verschwinde aus unserem. meinem Geist!«, sagte sie.

Jacen drängte sie, sieh zu erinnern, wie Welk und Lomi Plo das Einsatzteam auf der Baanu Bass betrogen hatten, wie sie die Flier gestohlen und Anakin dem Tod überlassen hatten. Und was tat Jaina? Sie gestattete es ihnen, ihren Geist zu beherrschen.

Jaina verstand nicht, wie das möglich war. Die gesamte Kolonie wusste, dass Raynar Thul der einzige Überlebende des Absturzes war.

Aber Jacen schien so sicher zu sein. Düstere Wut stieg in Jaina auf, die gleiche düstere Wut, der sie sich ergeben hatte, als es darum ging. Anakins Leiche zu bergen, und schließlich konnte sie handeln.

Sie wollte Welk finden und ihn umbringen. Sie wollte Lomi Plo finden und sie dazu bringen, dass sie sich nach dem Tod sehnte.

Aber zunächst musste sie ihre Pflicht erfüllen. Jaina musste den Krieg verhindern - dann konnte sie Lomi und Welk töten.

Sie wandte sich dem Hangar zu.

»Wo gehst du hin?«, jammerte Zekk von seiner Bank aus. »Wir können nichts tun. Es ist zu spät.«

Jaina öffnete sich dem Geflecht, verband sich mit ihm und ließ ihren Zorn aus ihrem Herzen in das seine fließen.

Ich werde mich ihnen nicht ergeben. Ich werde diesen Krieg aufhalten!

Zekk riss die Augen auf, und sie blitzten in leuchtendem zornigem Grün. Er stützte die Handflächen auf und schob sich hoch.

»Ich komme mit«, sagte er. »Wie werden wir es machen?«

»Das sage ich dir später«, erklärte Jaina. Sie hatte noch keinen Plan - und sie wollte auch keinen entwickeln, bevor sie nicht weit genug vom Taat-Nest entfernt waren. »Im Augenblick sollten wir uns einfach darauf konzentrieren, zu unseren StealthX zu gelangen.«

Sie traten hinaus in die stickige süße Luft der wachsbestrichenen Gänge und marschierten auf den Hangar zu. Währenddessen drang Taat in Jainas Kopf ein und säte dort Zweifel über ihre Absichten, brachte sie dazu, sich zu fragen, ob sie den Krieg wirklich aufhalten konnte - oder den Chiss nur die wohlverdiente Niederlage ersparen wollte.

Jaina dachte wieder an Anakin, und die Zweifel wurden von ihrem Zorn weggedrängt.

Taat-Arbeiter drängten in den Tunnel, und sie alle eilten eine Passage entlang, die zur Jedi-Unterkunft führte. Jaina und Zekk drohten ihnen mit Worten und Gedanken, aber die Killiks stürzten einfach weiter an ihnen vorbei und verlangsamten den Vormarsch der beiden zum Kriechtempo.

Zekk übernahm die Führung und schob sich voran; er nutzte die Macht, um die Killiks beiseitezudrängen. Mehr Taat strömten in den Gang, überzeugt, einen wichtigen Auftrag im Quartier der Jedi erledigen zu müssen. Zekk schob weiter, und als Jaina ihn in der Macht unterstützte, bewegte sich auf einmal der gesamte Insektenstrom rückwärts den Gang entlang.

Dann waren die Killiks weg, aber ein fremdartiger Widerstand stieg in den beiden Jedi auf, eine kalte Hand, die in ihren eigenen Bäuchen gegen sie drückte. Ihre Glieder wurden schwerer, ihr Herzschlag trommelte in ihren Ohren. Sie lehnten sich auf gegen die kalte Hand, doch dadurch wurde es nur noch schwerer, sich zu bewegen. Bald waren ihre Beine zu schwer, um sie zu heben, ihre Lungen drohten zu bersten, ihre pochenden Herzen ließen ihre eigenen Gedanken verklingen. Ihre Bewegungen erstarrten, sie hingen parallel zum Boden, und je mehr sie sich anstrengten, desto unmöglicher wurde es, sich zu rühren.

So hingen sie mehrere Minuten halb in der Luft, setzten ihre Willenskraft gegen die der Kolonie und wurden nur noch müder davon. Jaina dachte daran, wie Lomi und Welk Anakin verraten hatten, und ihre Entschlossenheit, ihn zu rächen, wurde größer denn zuvor - doch sie konnte sich immer weniger rühren.

Sie begann zu verzweifeln. Ihr Zorn kam nicht gegen den Willen der Kolonie an. Sie mussten einen anderen Weg finden.

Da ging ein neuer Plan in ihr auf - ein Plan, der nicht auf Zorn basierte, sondern auf Liebe.

Sie nährte diese Saat nicht. Stattdessen vergrub Jaina sie tief in ihrem Inneren, in jenem Teil, der immer noch ich war und nicht wir.

Versuch es weiter, drängte sie Zekk. Hör nicht auf, ganz gleich, was passiert.

Niemals!, versicherte er ihr. Gut.

Jaina ließ zu, dass der Druck sie vom Hangar wegschob, zurück in den Flur.

»Heh!«, rief Zekk mit angestrengter Stimme. »Wo gehst du hin?«

»In unsere Unterkunft«, sagte Jaina. »Ich gebe auf.«

»Was?«

»Ich bin nicht so stark wie du.« Es ärgerte sie, so etwas sagen zu müssen, aber es war die einzige Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass Zekk weitermachte. »Wir sehen uns später.«

Auf ihrem Weg den Flur entlang verschwand der Druck nach und nach. Schließlich konnte sie sich wieder normal bewegen, und sie ging wieder in die Unterkunft. Sie konnte Zekk im Hangar sehen, spürte, wie verwirrt und zornig er war und dass er sich ein wenig im Stich gelassen fühlte, aber er war wild entschlossen, nicht aufzugeben, nur um Jaina zu zeigen, dass er so stark war, wie sie glaubte.

Sobald sie die Veranda der Unterkunft erreicht hatte, kehrte sie zu ihrer Bank zurück und begann, die Schönheit des Killik-Geistes zu genießen. Jedes Mitglied eines Nests arbeitete makellos mit den anderen zusammen, und gemeinsam führten sie in beinahe perfekter Harmonie unglaublich komplizierte Tätigkeiten durch wie zum Beispiel das Wiederauftanken und Beladen von mehreren tausend Raketenschiffen in der Stunde. Es gab selten Einfälle. Mangel an Material oder Arbeitskräften oder die Art von Durcheinander, wie sie bei anderen militärischen Operationen vielfach üblich war - und es gab niemals Streit oder Auseinandersetzungen über Zuständigkeit.

Würde es wirklich so schlimm sein, wenn es zu einem Krieg kam und die Kolonie siegte? Ein einziges Mal würde es wahren galaktischen Frieden geben - keinen Streit um Ressourcen, keine Auseinandersetzungen aufgrund unterschiedlicher Interessen, keine territorialen Eroberungen. Stattdessen würden alle Völker der Galaxis im Dienst des großen Ganzen zusammenarbeiten. War das so falsch?

Jaina nahm an, die Tatsache, dass sie nichts Falsches daran sah, bedeutete, dass sie zu einer echten Angehörigen des Nestes geworden war. Ihre einzige Sorge war nur, dass die Kolonie niemals einen Krieg gegen die Chiss gewinnen konnte.

Aber sie würde Hilfe bekommen, versicherte ihr Taat. Ein Bild erschien im Kollektivgeist, ein Bild von der Ronto, wie sie entladen wurde. Ein Dutzend lange Reihen von Killiks gingen ins Schiff und wieder hinaus, arbeiteten zusammen, um die riesigen zusammenschiebbaren Läufe von mindestens einem Dutzend Turbolasergeschütze zu entladen.

Es würde die Chiss völlig überrumpeln, wenn diese Waffen zum Einsatz kamen. Vielleicht konnten die Killiks den Krieg ja doch gewinnen.

Jaina beschloss, auf der Veranda zu warten, bis Unu nach ihr rief. Früher oder später würde ein Einsatz vonnöten sein, den nur eine Jedi in einem StealthX durchführen konnte, und Jaina würde diese Jedi sein.

Dann, als ihr Geist sich schließlich beruhigt hatte und sie wusste, dass Taat und Unu nicht mehr auf sie achteten, stellte sie sich das angenehme, kantige Gesicht von Jagged Fei vor bis hin zu der Narbe an seiner Stirn. Sie behielt dieses Bild in ihrem Kopf und machte eine Reihe von Atemübungen, konzentrierte sich auf die Gefühle, die sie beide miteinander geteilt hatten, als sie zusammen gegen die Yuuzhan Vorig gekämpft hatten -und die paar Male nach dem Krieg, als sie es geschafft hatten, sich zu treffen -, dann wandte sie sich abrupt der Region zu, wo sie den Sammelpunkt der Chiss vermutete, irgendwo außerhalb des Orbits von Qoribu.

Jag war nicht wirklich machtsensibel, aber Jaina hatte ihn viele Male in der Macht berührt, als sie noch zusammen gewesen waren, und sie war sicher, dass er ihre Präsenz wiedererkennen würde, wenn sie ihn streifte. Aber er würde ihr nicht trauen. Er würde annehmen, dass sie nur eine andere neue Nestangehörige war, die versuchte, ihn zu einem Fehler zu verleiten. Also würde sie ihn glauben machen müssen, er hätte den Hinterhalt selbst entdeckt - und sie würde dies tun müssen, bevor Taat begriff, was sie tat.

Jaina dehnte sich in der Macht zu Jag aus und fand seine Präsenz - fern und trüb - irgendwo außerhalb von Qoribus Orbit, genau dort, wo der Sammelpunkt einer in den Kampf ziehenden Flotte der Chiss sein musste.

Komm und hol mich, übermittelte sie ihm. Jag würde die Worte selbstverständlich nicht verstehen, aber ihren Sinn gefühlsmäßig erfassen. Sie hatte ihn oft so geneckt, wenn sie miteinander trainiert hatten. Wenn du kannst.

Jaina spürte, wie er überrascht zusammenzuckte, dann nahm sie das Aufblitzen von Zorn wahr, als er ihre Berührung erkannte. Dies war kein Spiel! Es herrschte Krieg und.

Sein Ärger wandelte sich plötzlich zur Sorge, als ihm klar wurde, wieso sie ausgerechnet diese Möglichkeit gewählt hatte, um sich mit ihm in Verbindung zu setzen. Jaina spürte wachsendes Erschrecken, dann verlor sie den Kontakt, als Jag sich verstört in sich selbst zurückzog.

Qoribus hell gestreifte Kugel hing zwischen den flachen, blinkenden Wolken zweier beträchtlicher Raumflotten. Im Augenblick gaben sich beide Seiten noch damit zufrieden, einen Kampf zu vermeiden, und verbargen sich voreinander hinter der gewaltigen Masse des Gasriesen. Aber sie verharrten auch in Angriffspositionen, ließen die Sublicht-Antriebe gezündet, sendeten Erkundungspatrouillen durch das goldene Ringsystem des Planeten wie Luftspinner von einem bespinischen Raawk-Schlepper.

»Gute Nachrichten«, sagte Han und drosselte das Tempo. Wie sie schon halb erwartet hatten, hatte das Signal von Alemas gestohlenem Skiff sie wieder mitten in den Konflikt um Qoribu geführt. Obwohl das Unentschieden zwischen den beiden Flotten ihre Pläne zweifellos komplizieren würde, hätte Han nicht aufgeregter sein können. Wenn sie das Dunkle Nest erst zerstört hatten, würde er Jaina finden und sie von dem Taat-Nest wegholen und in Sicherheit bringen können. »Wir kommen gerade rechtzeitig für den Krieg.«

»Wieso sind das gute Nachrichten?«, fragte Juun. »Haben Sie vor, wieder mit Schmuggeln anzufangen?«

»Nein!«, sagte Leia. Sie gab einen Befehl in die Steuerkonsole des Copiloten ein, und der taktische Schirm wurde heller von Massenangaben und Kurspfeilen. »Hans Schmugglertage sind schon lange vorbei.«

Tarfang, der sich nach der Kopf-bis-Fuß-Rasur für den langen Aufenthalt im Bactatank wieder das Fell wachsen ließ, schnatterte eine unhöflich klingende Frage.

»Tarfang will wissen, ob Prinzessin Leia immer Fragen an Captain Solo beantwortet«, übersetzte C-3PO.

Han ließ sich nicht dazu herab, zu antworten. Er hatte Tarfang nur mitgenommen, weil Juun den Falken nicht ohne ihn hatte betreten wollen, und Han dachte tatsächlich daran, den Sullustaner als Copiloten einzusetzen. Nachdem er gesehen hatte, wie geschickt Leia die Krise zwischen den Jedi und der Galaktischen Allianz bereinigt hatte, war ihm schließlich klar geworden, dass er dem Schicksal im Weg stand. Leia war dazu geboren, sich um solche Dinge zu kümmern, und die eher mageren Fortschritte beim Wiederaufbau der Galaktischen Allianz waren Beweis genug dafür, wie dringend sie gebraucht wurde. Deshalb hatte er daran gedacht, beiseitezutreten, damit sie ihrer Bestimmung folgen konnte -wieder einmal.

Tarfang gab eine Entgegnung von sich, die C-3PO ebenfalls übersetzte. »Tarfang sagt, es wäre schade, dass das Alter Ihren Geist gebrochen hat, Captain Solo. Kriege wären gut für Schmuggler. Sie könnten zumindest genug verdienen, um das gute Schiff zu ersetzen, das Captain Juun bei einem Ihrer Tricks opfern musste.«

Das war zu viel. »Erstens bin ich nicht alt, und zweitens ist mein Geist vollkommen in Ordnung!« Han drehte sich um und drohte Tarfang mit dem Finger. Ohne Fell erinnerte ihn der Ewok an eine Wompratte mit einer kurzen Schnauze und ohne Schwanz. »Und zweitens bin ich nicht derjenige, der Juun geraten hat, seine Deckung zu verlassen. Dass ihm diese Rostbeule unter dem Hintern weggeschossen wurde, hat ihm wahrscheinlich das Leben gerettet.«

Tarfang begann mit einer Antwort.

»Später, ihr beiden«, unterbrach Leia. »Luke und Mara werden bald hier sein, und wir haben zu tun.«

Sie zeigte auf den taktischen Schirm, der die Flotte oberhalb von Qoribus Nordpol als die hapanische und die am Südpol als die der Chiss identifizierte. Es mochte so aussehen, als wären die Chiss mehr als zwei zu eins unterlegen, was die Größe ihrer Flotte anging, aber Han wusste, dass ein solcher Eindruck täuschen konnte. Sehr wahrscheinlich gab es noch eine erheblich größere Streitmacht, die direkt innerhalb des Chiss-Territoriums wartete, bereit, in den Kampf einzugreifen, sobald der Feind angriff. Er hoffte nur, dass Dukat Gray - oder wer immer die hapanische Flotte befehligte - die Grundregeln der Täuschung in der Kriegsdoktrin der Chiss kannte.

Über die Mitte von Qoribu lief ein dickes Band gelber Symbole unbekannter Zuordnung.

»Pfeilschiffe?«, keuchte Han.

»So sieht es aus«, sagte Leia. »Der Spektograf gibt einen auf Methan basierenden Treibstoff an.«

»Es müssen Millionen sein!«

»Eher hundertfünfzigtausend, Captain«, verbesserte Juun hinter ihm. »Und eine Handvoll Frachter, Kanonenboote und vier KDY-Orbital-Verteidigungsplattformen.«

Han zog die Brauen hoch. »Ich frage mich, wo die wohl herkommen.«

Tarfang bot eine mögliche Erklärung an, die C-3PO als »Schmuggler« übersetzte.

Han ignorierte den Ewok und fragte Leia: »Wo ist Alema?«

»Daran arbeite ich noch«, sagte sie. »Und ich könnte ein wenig Hilfe brauchen.«

»Ja, sicher«, sagte Han. »Du brauchst nur zu fragen.«

Sie legte ein Gitter über das helle Band von PfeilschiffSignaturen über Qoribus Äquator.

»Alemas Skiff muss irgendwo dort drin sein, oder wir hätten sie inzwischen gefunden«, sagte Leia, und ein Viertel des Gitters wurde rot. »Versuch Triebwerksausstoß in den Bereichen zu lokalisieren, die ich dir zuweise. Sie ist nur ein paar Minuten vor uns. also sollte ihr Ionenantrieb immer noch aktiv sein.«

Der Sender, den sie am gestohlenen Skiff angebracht hatten, war nur innerhalb eines Lichtmonats genau zu lokalisieren, was einen großen Suchradius bedeutete, verwendete man normale Sensoren. Han konzentrierte sich auf den ersten Teil des Gitters und suchte nach der verräterischen Wolke heißer Ionen. Auf dem Schirm zeigte sich das Geschwader aus Pfeilschiffen als klumpiger Strom wirbelnder Punkte, und die graue Scheibe eines von Qoribus Monden hing direkt unterhalb eines Bereichs, wo größere Aktivität herrschte.

Nachdem er sich das einen Augenblick angesehen hatte, schaltete Han auf das nächste Quadrat und fand dort mehrere Signale von Schiffen, die er zunächst keiner Seite zuordnen konnte, die sich dann aber als Gallofree-Frachter und zwei patrouillierende Kanonenboote erwiesen. Als er sich das dritte Quadrat ansah, war er versucht, sofort zum nächsten überzugehen. Die Pfeilschiffe in diesem Bereich waren so weit verteilt, dass er die dünne goldene Linie des Ringsystems von Qoribu und den unregelmäßigen Klumpen eines kleinen Eismonds erkennen konnte. Aber irgendetwas war seltsam, wie die Killiks in diesem Bereich ihre Verteidigungsanlagen eingerichtet hatten. Han brachte den Mond - er hieß Kr - in die Mitte des Schirms und vergrößerte den Maßstab.

Ein blauer Kreis von der Größe einer Fingerspitze erschien in der Mitte des Schirms und wurde langsam größer, als würde er auf den Mond zufliegen.

»Hab es!« Han begann eine Massenanalyse, um seinen Verdacht zu bestätigen, aber er war sich bereits sicher genug, um einen Ausschnitt auf Leias Schirm zu schicken. »Das dort bewegt sich immer noch hinein ins System. Sie muss es einfach sein.«

»Sehr gut.« Leia beugte sich zu ihm und küsste ihn auf die Wange. »Du hast 'ne Belohnung verdient.«

»Das ist meine Belohnung?«, beschwerte sich Han. »So etwas bekomme ich jeden Tag.«

»Das könnte sich jederzeit ändern. Flyboy.«

»Komm schon. Du weißt, dass du nicht anders kannst.« Han schenkte ihr sein arrogantestes Grinsen, dann aktivierte er das Interkom. »Kampfstationen da hinten. Es kann jederzeit los gehen.«

»Das wissen wir«, entgegnete Kyp. »Wir sind Jedi.«

»Ach ja.« Elan verdrehte die Augen und verfluchte lautlos Kyps Arroganz. »Ich werde im Alter wohl vergesslich.«

Meewalh informierte ihn, dass sie und Cakhmaim ebenfalls bereit waren. Noghri waren immer bereit.

Als die Massenanalyse Hans Vermutung schließlich bestätigt hatte, wandte er sich an Juun. »Ihr beiden solltet euch ebenfalls lieber auf Kampfstation begeben. Erinnert ihr euch wie das funktioniert?«

»Selbstverständlich - Sie sind es mehrmals mit uns durch gegangen.« Juun nahm den Datenblock aus der Westentasche. »Und ich habe all Ihre Anweisungen, hier aufgezeichnet, falls ich etwas vergessen haben sollte.«

»Gut.« Han wandte den Blick ab. damit Juun nicht sah. wie er das Gesicht verzog. »Das hilft.«

»Ich bin froh, das zu hören«, sagte Juun. »Aber ich habe eine Frage.«

Han zählte bis drei und sagte sich insgeheim, dass es besser war, wenn der Sullustaner seine Fragen sofort stellte, als später, wenn sich tausend Pfeilschiffe auf sie stürzten. »Also gut.«

»Ist so etwas schon je zuvor versucht worden?«

Han und Leia sahen einander überrascht an. dann sagte Leia: »Ich wüsste nicht, zu welcher Gelegenheit. Jae.«

»Oh.« Juun schwieg einen Moment, dann sagte er: »Ich habe noch eine Frage.«

»Ohne Witz«, knurrte Han.

»Vielleicht sollte das die letzte sein«, sagte Leia. »Ich spüre gerade, dass Luke und Mara aus dem Hyperraum kommen.«

»Selbstverständlich.« Der Sullustaner erhob sich von seinem Sessel, und Tarfang stand ebenfalls auf. »Wie wissen wir. ob es überhaupt funktionieren wird.''«

»Gute Frage«, sagte Han. Er beugte sich wieder vor und nahm Alemas Skiff ins elektronische Visier, um ihren Weg weiterzuverfolgen.

Einen Augenblick später erklärte Leia: »Es war Hans Idee, Jae.«

»Oh, ich verstehe.« Juun schien mit der Antwort zufrieden. »Dann wird es selbstverständlich funktionieren.«

Tarfang knurrte etwas Zweifelndes, aber Juun ging bereits nach hinten zur Technikstation.

Einen Augenblick später erschienen die unregelmäßigen mattschwarzen Umrisse zweier StealthX-Sternenjäger neben dem Falken, und Han konnte Lukes und Maras von Helmen gerahmte Gesichter in den Cockpits der Phantomschiffe erspähen. Leia schloss für einen Moment die Augen und grüßte sie in der Macht, versuchte, etwas über ihre Absichten herauszufinden. Nach dem Angriff des Dunklen Nests auf die

Schatten hatten sie beschlossen, mit dem Falken und einer StealthX-Eskorte zurückzukehren. Da der Falke keine Jäger tragen konnte, hatten sich Luke und Mara mit den anderen beiden Jedi-Meistern der Mission - Kyp und Saba -abgewechselt, die Jäger durch den Hyperraum zu bringen.

Als es Zeit für den letzten Sprung nach Qoribu gewesen war, hatten Luke und Mara in den Cockpits gesessen, aber Han ging davon aus. dass Mara ohnehin darauf bestanden hätte, einer der Piloten zu sein, die Alema ins Dunkle Nest folgten. Sie nahm diese Attentäter-Geschichte ziemlich persönlich.

Leia öffnete die Augen, und dann schössen Luke und Mara auch schon auf Kr zu. Sie waren noch einen Augenblick zu sehen, zwei dunkle X. die sich vor Qoribus leuchtenden Streifen abzeichneten, dann schrumpften sie bis zur Unsichtbarkeit.

»Luke will, dass wir hier warten, bis sie das Nest finden«, erklärte Leia. »Dann.«

»Entschuldigen Sie«, unterbrach C-3PO, »aber wir haben hier eine unangenehme Situation. Wir empfangen Rufe sowohl von Dukat Gray von der hapanischen Flotte als auch von Commander Fei von den Chiss.«

»Bring Gray als Ersten in die Leitung«, sagte Han. »Fei wird.«

»Nein, leg sie auf einen Konferenzkanal«, wies Leia den Droiden an. »Vielleicht können wir einen Dialog erreichen.«

»Oder einen Krieg«, knurrte Han.

Grays Stimme drang als Erste aus dem Lautsprecher. »Prinzessin Leia, ich fordere eine.«

»Wer ist das?«, wollte Fei wissen.

»Dukat Aleson Gray, Duch'da von Lady AlGray von den Relephon-Monden«, antwortete Gray.

Langes Schweigen folgte.

»Mit wem spreche ich?«, wollte Gray wissen.

»Commander Jagged Fei«, erwiderte Fei. »Von der Vorgeschobenen Verteidigungsflotte der Chiss.«

Weiteres langes Schweigen folgte.

Schließlich sagte Gray: »Ich wollte mit Prinzessin Leia und ihrer Besatzung sprechen. Befinden Sie sich an Bord ihres Schiffes?«

»Ich fragte mich gerade, ob Sie das tun«, sagte Fei.

»Selbstverständlich nicht. Warum sollte ich ein Schiff über Kom rufen, würde ich mich darauf befinden?«

»Ich weiß nicht, dass Sie es über Kom rufen«, entgegnete Fei misstrauisch. »Ihr Signal kommt vom Falken.«

»Ihr Signal kommt vom Falken«, stellte Gray fest. »Ich warne Sie, ich falle auf keinen Ihrer Chiss.«

»Entschuldigen Sie, meine Herren«, sagte Leia. »Ihre Sorge ist rührend, aber ich versichere Ihnen, dass der Falke weiterhin unter Hans Kommando steht. Bitte aktivieren Sie beide Bilderstürmer!«

»Bilderstürmer« war ein altes Verschlüsselungssystem, das die Alliierten im Krieg gegen die Yuuzhan Vong benutzt hatten. Es war ziemlich überholt, aber man konnte beinahe mit Sicherheit davon ausgehen, dass beide Flotten die entsprechende Hardware immer noch in ihren Codearchiven hatten. Militärische Codespezialisten warfen nur ungern etwas weg.

Nach einer kurzen Pause sagte Gray: »Wir brauchen zwei Minuten.«

»Wir brauchen eine.« Fei klang überlegen. »Bitte benachrichtigen Sie uns, wenn Sie wieder da sind, Dukat.«

Han warf einen Blick auf C-3PO, der bereits das notwendige Modul in die Komstation stöpselte, und grinste. »Der Falke ist jetzt schon bereit.«

Das Sendelicht ging aus, dann sagte Leia: »Ärger. Han.«

Han warf einen Blick auf den taktischen Schirm und begann sofort damit, den Ionenantrieb aufzuwärmen. Der Mond Kr verschwand hinter einer Wolke aus Pfeilschiffen. Noch während Han hinsah, identifizierte das Spektrometer ihre Antriebe als auf Wasserstoff basierend.

»Dunkles Nest«, sagte er. »Irgendwas von Luke und Mara?«

»Ein wenig Unruhe - aber sie rufen noch nicht nach uns.«

»Sag ihnen, sie sollen nicht zu viel riskieren«, mahnte Han. »Sie sind zu alt, um Helden zu spielen.«

»Han, sie sind jünger, als du beim Kampf um Yuuzhan'tar warst.«

»Na ja, aber ich habe mein sprichwörtliches Glück«, sagte er. »Sie haben nur die Macht.«

Fels Stimme erklang über das Kom. »Verschlüsselung installiert und überprüft.«

»Gut gemacht, Commander!«, antwortete C-3PO. »Das hat nur dreiunddreißig Komma sieben Sekunden gedauert.«

»Dreiunddreißig Komma vier - du hast die Sendeverzögerung vergessen«, verbesserte Fei. »Ich wollte ein Wort mit den Solos wechseln, bevor sich Dukat Gray wieder einklinkt.«

»Jag, wir fliegen nicht einfach so nach Hause.« Han hatte ein Auge auf dem taktischen Schirm und eins auf Leia, bereit, auf Kr zuzufliegen, sobald es so aussah, als hätten Luke und Mara Arger. »Jaina ist hier und.«

»Ja, das weiß ich«, sagte Fei. »Ich denke. Nein, ich bin sogar überzeugt, dass sie unsere Flotte gerettet hat.«

Leia riss den Mund auf, aber ihrer Stimme hörte man nicht an, wie verblüfft sie war. »Überrascht Sie das, Jag? Die Jedi sind hier, um einen Krieg zu verhindern, nicht um sich auf die eine oder andere Seite zu schlagen.«

»Wir haben ihre guten Absichten nie bezweifelt, Prinzessin Leia«, sagte Fei. »Wir bezweifelten nur, dass ihr Hiersein wirklich zu ihren Aufgaben gehört - und wir bezweifelten ihre Fähigkeit, sich dem Willen der Kolonie zu widersetzen.«

»Und Jaina hat Ihre Meinung ändern können?«

»Meine ja«, antwortete Fei. »Aber das Kommando der Verteidigungsflotte davon zu überzeugen, dass die Jedi die Gefahr durch die Killiks neutralisieren können, ist eine ganz andere Sache.«

»Wir verstehen Ihre Sorge«, sagte Leia. »Vielleicht wird das Kommando der Verteidigungsflotte uns glauben, wenn sich die Kolonie von Qoribu zurückzieht.«

Es gab einen Augenblick verblüfften Schweigens. Auf dem taktischen Schirm war Kr hinter einem gelben Schwärm von Pfeilschiffsymbolen verschwunden. Han deutete mit einem Finger in die Richtung des Mondes, aber Leia schüttelte den Kopf. Luke und Mara wollten immer noch keine Hilfe.

Schließlich fragte Fei: »Die Jedi können dafür sorgen?«

»Verschlüsselung installiert und überprüft«, brach Grays Stimme in das Gespräch. »Sie haben sich ohne mich unterhalten!«

»Verschlüsselung bestätigt«, erwiderte C-3PO in einem Tonfall, der Grays nörglerische Stimme kopierte. »Obwohl Sie tatsächlich ein wenig spät dran sind.«

»Es waren nur zwei Minuten zwanzig«, beschwerte sich Gray. »Das sollte für Sie keine Ausrede sein, dass Sie.«

»Wir sprachen nur über alte Zeiten«, sagte Leia. »Sie wissen das vielleicht nicht, aber Commander Fei war einmal sehr nahe daran, unser Schwiegersohn zu werden.«

Noch während sie das sagte, riss sie die Augen weiter auf und zeigte hektisch auf die vordere Sichtluke. Han gab Schub, und der Falke sprang auf Qoribu zu.

»Commander Fei. Dukat Gray - Ihre taktischen Offiziere werden Ihnen sagen, dass sich der Falke gerade mit Höchstgeschwindigkeit auf den Mond Kr zubewegt.« Leia war blass geworden, aber ihre Stimme blieb ruhig. »Ich möchte Sie beide über den Grund informieren.«

Sie erzählte von dem Dunklen Nest, das die Jedi entdeckt hatten, und von ihrer Theorie bezüglich des Einflusses, den es auf den Kollektivgeist der Kolonie hatte. Sie berichtete sogar über die Befürchtung des Ordens, dass das Nest von den beiden Dunklen Jedi beherrscht wurde, die Raynar Thul an Bord der Baanu Bass entführt hatten, und behielt nur für sich, dass das Nest auch versuchte, Alema Rar aufzunehmen.

»Wollen Sie damit sagen, dass die Kolonie von einem verborgenen Nest beherrscht wird?«, fragte Fei ungläubig.

»Nur in dem Sinn, wie jedes denkende Wesen von seinem eigenen Unbewussten beherrscht wird«, sagte Leia. »Beeinflusst wäre vielleicht ein besserer Ausdruck - obwohl dieser Einfluss im Fall der Killiks sehr tragend ist. Wir sind ziemlich sicher, dass das Dunkle Nest für die Entscheidung der Kolonie, sich auf Qoribu niederzulassen, verantwortlich ist.«

»Und welchem Zweck soll das dienen?«, fragte Fei.

»Einen Krieg heraufzubeschwören«, erklärte Han. »Und bisher spielen Sie ihnen beide in die zuschnappenden kleinen Zangen.«

»Es wäre dumm, anzunehmen, dass Sie unsere Pläne kennen. Captain Solo.«

»Unsere Pläne waren klar genug, als die Verteidigungsflotte der glorreichen Königin eintraf«, sagte Gray. »Daraufhin haben Sie Ihre Schiffe sofort in eine Angriffsposition gebracht.«

»Meine Pläne kann ich schlecht mit jedem abstimmen«, entgegnete Fei. »Ich nehme an, die Jedi haben dieses Dunkle Nest auf Kr lokalisiert und wollen nun seinen Einfluss auf die Kolonie brechen?«

»So könnte man's sagen«, antwortete Han. Kr war nun mit dem bloßen Auge zu sehen, ein verschwommener blauer Brocken von Daumengröße. »Wenn notwendig, werden wir es in Stücke schießen.«

»Warum greifen Sie nur mit dem Falken an?«, fragte Gray.

»Wir haben mehr als den Falken«, erklärte Leia. »Luke und Mara haben bereits den Eingang zum Nest gefunden.«

»Das erklärt die Aktivitäten auf Kr«, sagte Fei. »Die Pfeilschiffe scheinen sich massiv auf etwas zu stürzen.«

Obwohl der taktische Schirm des Falken keine Anzeichen von Waffenaktivität zeigte, konnte sich Han gut vorstellen, dass die Skywalkers gerade mächtig damit beschäftigt waren. Pfeilschiffen auszuweichen. Er sah den angespannten Ausdruck in Leias Gesicht.

»Meister Skywalker wird angegriffen?« In Grays Stimme lag mehr Aufregung als Sorge.

»Kein Grund zur Unruhe, Dukat!«, sagte Leia schnell. »Luke und Mara können gut.«

Auf dem taktischen Schirm hielten auf einmal zwei hapanische Novas auf Kr zu. Han spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte.

»Äh. was machen Sie da, Dukat?«

»Ich schicke Rückendeckung«, erklärte Gray. »Königinmutter Tenel Ka wäre nicht erfreut, wenn ich zuließe, dass dieses Dunkle Nest Meisterin Skywalker und ihren Mann.«

»Rufen Sie Ihre Schiffe sofort zurück, Dukat!«, rief Fei. »Wir können hapanischen Großkampfschiffen nicht erlauben, sich der Orbitalebene zu nähern.«

»Es ist nur eine kleine Streitmacht«, sagte Gray. »Jeder Narr kann sehen, dass sie keine Gefahr für.«

»Nur ein Narr würde dem Feind erlauben, unter derartigen Umständen eine solche Position einzunehmen«, entgegnete Fei. Ein Sternenzerstörer der Chiss und ein halbes Dutzend Kreuzer nahmen Kurs auf das hapanische Trio. »Und wir Chiss sind keine Narren.«

»O Mann«, flüsterte Han. »Ich habe ein.«

». ganz mieses Gefühl. Ich weiß«, sagte Leia. »Dukat Gray, überlassen Sie das uns! Wir werden Ihnen mitteilen, wenn.«

Eine Kette winziger orangefarbener Blitze erschien plötzlich an Krs langer Achse. Jemand hatte das Feuer auf dem Mond eröffnet.

Zwei Schlachtdrachen, begleitet von einem Dutzend Novas, flogen auf die Ringe von Qoribu zu.

»Die Flotte der Königin wird nicht einfach zusehen, wie Meister Skywalker angegriffen wird«, erklärte Gray.

»Dukat Gray.«

Mehr brachte Leia nicht hervor, dann fiel ihr Fei ins Wort.

»Die Chiss wollen ebenso wenig, dass Meister Skywalker und seine Frau verletzt werden.« Ein Dutzend Chiss-Kreuzer nahmen ebenfalls Kurs auf Kr. »Aber das Dunkle Nest befindet sich auf unserer Seite des Rings. Also werden wir ihnen beistehen!«

»Kommt nicht in Frage!«. hielt Gray dagegen. Han hatte schon vor dieser Antwort gewusst, dass Fels Schiffe nie den Orbit erreichen würden. Gray wollte unbedingt den Verdienst für die Rettung von Luke und Mara einheimsen, und es war ihm völlig egal, ob sie tatsächlich gerettet werden mussten. »Die Chiss haben klargemacht, dass sie die Jedi hier nicht haben wollen. Wir haben keinerlei Versicherung von Ihnen, dass Sie sie nicht töten werden.«

»Vielleicht nicht«. erwiderte Fei kühl. »Aber wenn Sie Ihre Schiffe nicht zurückrufen, kann ich Ihnen versichern.«

»Dukat Gray«, sagte Leia. »Eine Auseinandersetzung mit den Chiss zu beginnen wird ihnen nicht die Gunst der Königinmutter einbringen. Ich schlage vor, Sie rufen Ihre Schiffe zurück und warten alle, bis Ihre Hilfe wirklich gebraucht wird.«

Eine weitere Reihe von Explosionen erhellte die Oberfläche von Kr. »Es kommt mir so vor, als würde unsere Hilfe bereits gebraucht«, sagte Gray. »Und wenn wir vorher gezwungen werden, gegen die Chiss zu kämpfen, werden wir das eben tun.«

Er brach den Kontakt ab.

»Störrischer Rodder«, schimpfte Leia. »Jag, Sie verstehen doch sicher.«

»Tut mir leid, Prinzessin Leia«, sagte Fei. Die Chiss-Flotte erhob sich an allen Seiten des Planeten. »Meine Vorgesetzten wollen das Risiko nicht eingehen, dass es sich hierbei um eine Intrige handelt. Ich schlage vor, Sie achten darauf, nicht ins Kreuzfeuer zu geraten.«

Eine Säule orangefarbener Raketenabgase bog sich aus Krs gefrorenem Wirrwarr aus Ethman-Kristallen, direkt aus einem vereisten Schacht mit mehr als einem Kilometer Durchmesser. Die Säule war erheblich größer als alle, die Luke und Mara bisher gesehen hatten, und ihre Hitze ließ eine Mauer von Dampf aufsteigen, als sie sich auf die Skywalkers zubog und dann dicht über der gefrorenen Oberfläche des Mondes dahinzog.

Sicher, dass sie endlich gefunden hatten, was sie suchten, drehten Luke und Mara ab, beschleunigten und zogen dabei die orangefarbene Säule hinter sich her. Luke hätte den Bereich gern noch einmal überflogen, um sich zu überzeugen, dass der riesige Schacht tatsächlich die Hangaröffnung war, für die er ihn hielt, aber Krs zerklüftete Landschaft und eisiges blaues Licht neutralisierten Tempo und Tarnung ihrer StealthX, und beide Jäger hatten bereits zu viele Treffer hinnehmen müssen, um eine weitere Konfrontation zu wagen.

Zwei Sekunden später stieß Lukes R9-Astromech. der für den beschädigten R2-D2 eingesprungen war, einen Angriffsalarm aus. Luke spürte, wie Mara zusammenzuckte, als etwas direkt neben ihrem StealthX explodierte, dann bockte sein eigener Jäger zweimal. Der R9 informierte Luke, dass sie in einen Hinterhalt von Pfeilschiffen der Gorog geraten waren, und der taktische Schirm zeigte ein halbes Dutzend der kleinen Jäger hinter ihnen, die sich aus den die Sensoren blockierenden Tiefen des gefrorenen Ethman-Dschungels erhoben.

Luke flog weiter auf den Falken zu. dicht über Krs fedrigen Dschungel aus Ethman-Kristallen. Im Idealfall wäre er in den offenen Raum aufgestiegen, wo ihre StealthX den größten Vorteil gehabt hätten, aber der taktische Schirm zeigte dort einen zweiten Schwann von Pfeilschiffen, in perfekter Position, um sie aufzuhalten.

Die Skywalkers hatten kaum einen Kilometer hinter sich gebracht, als eine weitere Reihe von Pfeilschiffen aus dem Ethman-Dschungel vor ihnen emporstieg.

Luke spürte Maras Schrecken beinahe vor seinem eigenen. Sie waren ein wenig zu lange geblieben, und nun schloss Gorog sie ein. Der Schwärm breitete sich vor ihnen aus und schul eine orangefarbene Mauer aus Raketenausstoß. Die Skywalkers schössen mit ihren Bordwaffen in die wirbelnde Masse, um eine Lücke für ihre StealthX zu schaffen.

Es war. als versuchte man, sich durch eine Wolke zu schießen. Jedes Mal, wenn sie ein Loch schufen, schloss es sich sofort wieder.

Als die Skywalkers näher kamen, löste sich die orangefarbene Mauer in ein Muster feurig wirbelnder Scheiben auf, jede mit dem schwarzen Punkt eines Pfeilschiffs in ihrem Herzen. Mara schoss weiter, und Luke folgte ihrem Beispiel. Die Taktik hatte keinerlei Aussicht auf Erfolg, aber Mara hatte einen Plan - dessen war Luke sich jedenfalls sicher.

Als der Schwärm schließlich so nahe war, dass die Pfeilschiffe zu winzigen Zylindern herangewachsen waren, reckten sich schimmernde Streifen von Raketenausstoß auf die Skywalkers zu. Mara flog an die Spitze und zog ihren Jäger höher; ein lockerer Flügelstabilisator zitterte unter der Beanspruchung. Die beiden Schwärme, die ihnen am nächsten waren - der, der ihren Fluchtweg blockierte, und der, der sie von hinten verfolgte -, kamen noch näher.

Bleib dicht bei mir!, ermahnte sie ihn.

Plötzlich riss Mara die Nase ihres StealthX nach unten. Luke folgte ihr so schnell, dass er sie beinahe überholt hätte, aber das Dunkle Nest ließ sich nicht täuschen. Die Pfeilschiffe änderten einfach ihren Kurs und blieben dicht an den Skywalkers dran.

Luke erwartete, dass Mara wieder Kurs nach oben nehmen und versuchen würde, ihre Verfolger abzuschütteln, wobei der StealthX das Sperrfeuer chemischer Explosionen, das die Killiks errichten würden, lange genug wegstecken konnte, um durch den oberen Schwärm zu stoßen. Stattdessen flog sie weiter nach unten. Die fiederige Kuppel des Eisdschungels kam schnell näher. Luke fragte sich, wann sie den Jäger wieder nach oben ziehen würde.

Das tat sie nicht.

Eine gleißende Salve stieß aus den Bordwaffen von Maras StealthX, erhitzte die Eiskristalle vor ihr und bedeckte Lukes vordere Sichtluke mit braunem Dampf. Er schaltete auf Instrumentenflug und folgte ihr durch die Wolke in die Tiefen des Ethman-Dschungels. Überall standen schockgefrorene Türme von Ethman und schimmerten durchscheinend blau im fernen Licht von Gyuel, reckten sich in alle Richtungen, um sich gegenseitig mit zierlichen Reifarmen zu stützen.

Mara kippte den StealthX auf die Kante und glitt zwischen zwei Ethman-Säulen hindurch, dann brach sie durch einen Vorhang aus Frost und ließ eine glitzernde Wolke von Eispartikeln auffliegen. Luke duckte sich unter einem gefrorenen Bogen hindurch, dann setzte er sich vor Mara.

Er entschuldigte sich durch ihre Machtverbindung und schickte ihr ein Bild des lockeren Stabilisators, den er an ihrem Flügel bemerkt hatte.

In Ordnung, antwortete sie.

Luke verspürte den plötzlichen Zwang, zurück zum Nest zu fliegen, und er fragte sich, ob seine Frau den Verstand verloren hatte.

Mara drängte ihn, darüber nachzudenken. Gorog erwartete, dass sie zum Falken zurückkehrten.

Luke schwenkte seinen Jäger herum. Es war tatsächlich sicherer, in die Gegenrichtung zu fliegen und noch einen kurzen Blick auf das Nest zu werfen. Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf den gefrorenen Dschungel vor ihnen und führte eine Jedi-Atomübung durch, gestattete seinem Geist, durch die Ethman-Türme nach vorn vorauszurasen und seinen eigenen Weg durch die sich windenden Flure und Kanäle zu finden Die Zeit schien langsamer zu vergehen. Er überließ sich der Macht, und seine Hände bewegten sich wie von selbst, stein eilen den StealthX durch eine schimmernde Lücke nach de; anderen, durchstieß blaue Vorhänge, duckte sich unter lang gezogenen Forstbrücken hinweg und schoss Locher in Eiswände, um hindurchzuschlüpfen.

Mara blieb direkt hinter ihm und war in der Macht fest mit ihm verbunden, und dreißig Sekunden später schössen sie durch ein kleines Eisportal in einen ungleichmäßigen blauen Schacht, der weit genug war, dass Luke den StealthX in einen engen Spiralflug bringen konnte.

Auf einmal spürte Luke Maras panikartige Angst in der Macht, und sein Herz hätte beinahe ausgesetzt. Als er dann seine Spirale innerhalb des schmalen Schachts fortsetzte, sah er das unregelmäßige Loch, wo ihr StealthX von der Eiswand abgeprallt war. Sein taktischer Schirm zeigte sie immer noch an seinem Heck, aber ihr Jäger flog ungleichmäßig.

Mara?

Alles klar!, antwortete sie.

Luke flog weiter in einer Spirale und kippte den StealthX dabei auf einen Flügel, sodass er auf einer Seite des Cockpits nach oben und auf der anderen nach unten schauen konnte. Er ging davon aus, dass sie sich etwa auf zwei Kilometer Tiefe befanden, aber das ließ sich mit den Instrumenten unmöglich bestätigen; so tief im Eismond reichten die Sensoren des StealthX nur bis zu den Wänden des gefrorenen Ethman.

Unten wurde der Schacht enger und bog sich in sich selbst zurück, verbarg die nächste Abzweigung - immer vorausgesetzt, dass es eine gab - hinter einer Wand aus blauem Eis Von den Wänden einmal abgesehen, die von den Hitze-und-Kälte-Zyklen zahlloser Raketenstarts wie poliert waren, gab es keine Spur von Pfeilschiffen.

Mara machte sich Sorgen wegen der Stille.

Luke gefiel sie ebenso wenig. Gorog würde irgendetwas hinterlassen haben, um das Nest zu verteidigen. Die Nackenhaare des Jedi-Meisters sträubten sich, und er kam zu dem Schluss, dass sie genug gesehen hatten.

Mara, die sich mittlerweile auf der anderen Seite des Schachts ihm direkt gegenüber befand, stimmte zu und begann mit dem Aufstieg. Ihre Schilde flackerten, und der lockere Stabilisator flatterte unter ihrem Flügel herum.

Luke setzte sich hinter sie, dann erklang ein Angriffsalarm, und ein Lasergeschütz feuerte blaue Strahlen den Schacht hinauf. Er spürte weitere plötzliche Emotionen von Mara. diesmal Zorn, als ihr StealthX drei Treffer hinnehmen musste. Ihre Schilde waren beim zweiten Schuss weg, und die Enden von beiden Steuerbordflügeln verschwanden mit dem dritten.

Luke verlor keine Zeit damit, auf seinen taktischen Schirm zu schauen. Er ließ den StealthX einfach fallen und eröffnete das Feuer, und dann sah er die Nase von Alemas gestohlenem Skiff, das gerade wieder außer Sichtweite glitt. Er schoss noch eine Sekunde, ergoss seinen Zorn und seinen Unglauben in der Macht auf sie. bis sie in der Biegung des Schachts hinter einer Wolke von Ethman-Dampf verschwand. Er konnte bei der Twi'lek keine Spur von Scham oder Kummer registrieren, nur die riesige trübe Präsenz des Dunklen Nests.

Als aus dem Nebel keine Geschützstrahlen mehr stießen, zog Luke den Jäger in eine enge Spirale, um den Schacht in beiden Richtungen im Auge zu behalten. Mara befand sich immer noch über ihm. doch ihr StealthX kroch in einem schwankenden Kreis um den Schacht. Beide Steuerbordtriebwerke waren ausgefallen, und die Stümpfe ihrer Steuerbordflügel vibrierten heftig.

Mara?

Alias in Ordnung, behauptete sie.

Es sah nicht danach aus. Luke wollte sie gerade anweisen, weiter aufzusteigen, als das Ende des Schachts zwei Kilometer über ihnen von dem orangefarbenen Glühen von Pfeilschiffraketen beleuchtet wurde.

Mara brachte ihren StealthX aus dem Spiralflug und feuerte auf die Eiswand, um in den Ethman-Dschungel dahinter einzudringen.

Doch die Stümpfe ihrer Steuerbordflügel flogen in einer Kaskade winziger Explosionen davon, ihr Jäger drehte sich plötzlich wild, trudelte an Luke vorbei und verschwand im dichten Ethman-Dampf unter ihm.

Luke spürte, wie sie sich zu ihm ausstreckte, sich an ihre Machtverbindung klammerte, während sie darum bemüht war. den StealthX wieder in ihre Gewalt zu bekommen. Er ergoss Trost in die Verbindung, ließ sie wissen, dass er sie nicht im Stich lassen würde, dass er direkt hinter ihr sei. Dann verband er sich in der Macht mit Leia, teilte ihr rasch sein Entsetzen mit, zeigte ihr das Bild eines abstürzenden Sternenjägers und raste hinter Mara her.

Auf der anderen Seite des Nebels holte er sie wieder ein. Mithilfe der Macht und fliegerischem Können hatte sie den StealthX wieder unter Kontrolle gebracht und flog in einer immer enger werdenden Spirale den Schacht hinab, beanspruchte das beschädigte Schiff bis an seine Grenzen und ein wenig darüber hinaus, um sich vor den immer näher kommenden Pfeilschiffen in Sicherheit zu bringen.

Der Schacht erstreckte sich weitere sieben Kilometer in den Eismond und wurde dabei immer enger und gewundener. Schließlich erschien die beinahe rechteckige, höhlenartige Öffnung einer Startanlage am Boden des Schachts, vielleicht einen Kilometer entfernt.

Luke machte zwei Protonentorpedos scharf und verlangte von Mara, es ihm gleichzutun. Sie würden dem Falken etwas geben müssen, wonach er suchen konnte.

Mit Vergnügen!

Mara stabilisierte ihre Drehung gerade lange genug, um zwei Protonentorpedos in die Höhlenöffnung zu schicken. Unter anderen Umständen wäre Luke zumindest einen Moment lang besorgt gewesen, weil er wusste, dass Alemas Skiff den Hangar gerade erst angeflogen hatte. Aber in dieser Situation - auch wenn ihm klar war, dass sie sich unter der Kontrolle des Dunklen Nests befand - spürte er nichts. Was immer geschah, die Twi'lek hatte es sich selbst zuzuschreiben.

Ein greller Lichtblitz erfüllte die Höhlenöffnung, als Maras Torpedos dort explodierten, und plötzlich waren die letzten fünfhundert Meter des Schachts mit glitzernden Eissplittern gefüllt. Luke aktivierte seinen Zielcomputer, aber bei Maras wilden Drehungen und der Störung durch das Ethman-Eis konnte er kein Ziel finden.

Mara... Luke bewegte den Finger zum Torpedoauslöser. Halte dich links!

Das erste Sperrfeuer von Turbolasern wurde von den hapanischen Geschützen abgegeben, und Kr befand sich plötzlich hinter einem Vorhang scharlachroter Energie. Die Chiss reagierten darauf mit Raketen, und gut tausend Rauchspuren verwehrten die Sicht nach vorn. Han drosselte die Geschwindigkeit und zog den Falken weg von der entfesselten Zerstörungskraft.

»Nein!« Leia starrte auf ihren Schirm, auf dem ihr der Navicomputer den Explosionspunkt der Protonentorpedos zeigte, die die Skywalkers abgefeuert hatten. »Luke und Mara brauchen Hilfe!«

»Die werden sie nicht kriegen, wenn wir in dieses Durcheinander fliegen«, entgegnete Han. In fünfzig Jahren der Praxis hatte er nie eine Schlacht wie diese erlebt. Es mussten an die hundert Großkampfschiffe sein, die um einen Mond von gerade mal achtzig Kilometer Durchmesser kämpften. »Nicht einmal ich bin so gut.«

»Doch, Han, das bist du!«

»Sieh mal, wir hauen ja nicht ab«, sagte Han. »Wir müssen nur einen anderen Weg nach drinnen finden.«

Leia beruhigte sich. »Han, ich denke, sie sind ganz da unten.«

»Da unten?« Eine Bleikugel bildete sich in Hans Magen. »Was meinst du mit da unten?«

»Abgestürzt«, sagte Leia. »Wir müssen sie vielleicht.«

Er schwang den Falken wieder herum und steuerte ihn auf Kr zu.

». dort rausholen«, beendete Leia den Satz.

»Wie ist das passiert?«, wollte Han wissen. Der Raum vor ihnen war zu einer Wand aus Turbolaserfeuer geworden, das in unregelmäßigen Abständen von immer mehr werdenden Raketenspuren durchzogen wurde. »Sie sind Jedi, verdammt noch mal! In StealthX! Sie sollten nur das Nest finden und uns dann rufen!«

»Manchmal gehen die Dinge eben auch bei Jedi schief.« Leia hatte den Blick nach draußen, durch das Glas der Sichtkuppel gerichtet. »3PO, hol die Schutzanzüge!«

»Schutzanzüge?«, quiekte C-3PO. »Wenn Sie dort das Schiit verlassen, ist das unser Untergang! Die Chancen, dass Sie das überstehen, liegen bei. Nun, sie lassen sich überhaupt nicht berechnen!«

»Immer noch besser als ohne Anzug«, sagte Han. »Tu, was sie sagt. Wir brauchen vielleicht auch Anzüge für Luke und Mara.«

»Wie Sie wünschen. Captain Solo«, sagte C-3PO. »Aber ich glaube wirklich nicht, dass Sie lange genug überleben werden, um die beiden überhaupt zu erreichen.«

Die Wand blitzender Energie vor ihnen wurde schnell heiler, als der Falke sich ihr näherte, und die Kuppel des Cockpits verdunkelte sich. Han warf einen Blick auf die Instrumente und sah nichts als elektromagnetische Statik, deren Dichte wuchs, je heller der Raum um sie herum wurde.

»Schatz«, fragte Han so lässig, wie er konnte, »glaubst du, dass du dieses Jedi-Ding noch einmal machen kannst.«

»Still.« Leia starrte bereits durch die Sichtkuppel und wirkte nur noch halb anwesend. »Ich konzentriere mich.«

Han wartete auf Anweisungen. Leia konzentrierte sich weiter.

Ein Netz aus winzigen Ausstoßspuren - das war alles, was von den hapanischen Sternenjägern und denen der Chiss zu sehen war, die sich um die Angriffsrouten stritten - zeichnete sich über der dunklen Kuppel ab, und selbst das verblasste, als der Falke in die Kampfzone eindrang.

Ein Zittern ging durch die Decks, als Meewalh das Bauchgeschütz gegen eine Gefahr einsetzte, die Han nicht sehen konnte. Dann kreischten Angriffsalarme, als Geschützfeuer auf die unteren Schilde eindrosch.

»Wer war das?«, fragte Han über Interkom.

Meewalh informierte ihn, dass es ein Sternenjäger gewesen sei, aber sie hatte keine Ahnung, zu welcher Seite er gehörte; sie hatte nur verschwommen den Ionenausstoß sehen können.

»Äh. Schatz?«

»Ich konzentriere mich!«

Die unsichtbare Faust einer Turbolasersalve streifte die Backbordseite des Falken, ließ dort sofort die Schilde zusammenbrechen und versetzte das Schiff in eine wilde Drehung. Im Cockpit dröhnte der Schadensalarm, und Leia schrie auf.

Han brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass sie ihm endlich Anweisungen gab. »Backbord! Nach backbord!«

Dankbar, dass er das überhaupt noch konnte, brachte er den Falken in eine stabilere Position und ließ ihn dann nach backbord kippen.

»3PO, gib mir einen Schadensbericht!«

Der Droide ließ einen Schutzanzug auf das Deck fallen, »Wirhabenunserenbeschleunigungskompensatorverloren«, schnatterte er. »Undunserandockringanbackbordistebenfalls-beschädigt. Wirkommenhiernichtvviederlebendraus.«

»Der Schaden ist geringfügig«, sagte Saba über das Interkom. »Diese hier wird sich darum kümmern.«

Han verzog das Gesicht. Saba fehlte noch immer ein Stück Schädel unter ihrer dicken Haut. Dennoch hatte sie Luke überredet, sie mitzunehmen, indem sie gedroht hatte, sich sonst auf eigene Faust nach Qoribu zu begeben, und er wusste, dass er nichts dagegen hätte tun können. Man konnte eine Barabel nicht von etwas abhalten, das zu tun sie sich vorgenommen hatte.

Leia befahl: »Rauf!«

Han riss den entsprechenden Steuerhebel zurück und spürte, wie der Falke bockte, als etwas unter ihm explodierte. »Runter!«

Han schob den Hebel vor und wurde beinahe aus dem Sitz geschleudert, als ein Turbolaser direkt unter ihrem Heck aufblühte.

»Steuerbord, sanft.«

Han schwang den Falken nach steuerbord, und der rote Strahl einer Rakete schoss an der verdunkelten Kuppel des Schiffs vorbei.

»Geradeaus, schnell.«

Er brachte den Antrieb auf Höchstgeschwindigkeit. Die Kuppel wurde plötzlich wieder durchsichtig, aber er konnte immer noch nichts sehen. Draußen war nur dicker brauner Nebel, der hier und da vom Geschützfeuer verfärbt wurde und von den blauen Spuren der Ionenantriebe von Sternenjägern durchzogen war.

»Sie haben ihn geschmolzen«, keuchte Han. »Sie haben einen ganzen.«

»Instrumente. Han!«

Han warf einen Blick nach unten und registrierte den vertrauten Anblick einer Raumschlacht auf dem taktischen Schirm. Es mussten gut zehn Dutzend Staffeln Sternenjäger sein, die um Kr wirbelten und Versuchten, in die richtigen Positionen zu manövrieren, um sich gegenseitig beschießen zu können. Ein einzelner Chiss-Kreuzer glitt um den Mond herum und spielte Moog und Rancor mit zwei hapanischen Novas.

Krs Oberfläche, eine Schicht aus gefrorenem Ethman, das die Sensoren blockierte, löste sich buchstäblich vor ihrer Nase auf. Jedes Mal, wenn ein Geschützstrahl den Mond traf, verschwand ein daumengroßes Stück Eis von Hans Bildschirm.

Leia fand die verschwimmende Strahlungssignatur der Protonentorpedos, welche die Skywalkers abgefeuert hatten, wieder und legte ihr Navigationsziel erneut fest. Han ließ den Falken unter den Mond gleiten und raste auf ihr Ziel zu, nur ein paar hundert Meter unterhalb von Krs Bauch. Das Ziel befand sich etwa zehn Kilometer vom Chiss-Kreuzer entfernt, also flog Han einen langsamen, direkten Kurs, der sie in respektvollem Abstand an seinen Geschütztürmen vorbeibrachte. In einem solchen Kampf bestand der einzige Weg, nicht beschossen zu werden, darin, klarzumachen, dass man keine Gefahr darstellte.

Als sich der Falke dem Kreuzer näherte, fiel ein Geschwader von Klauenjägern aus dem Nebel, um ihn sich genauer anzusehen.

C-3PO öffnete einen Notfallkanal. »Hier spricht der Millennium Falke - an alle Kombattanten: Wir sind in diesem Konflikt neutral. Bitte richten Sie Ihr Feuer nicht auf uns. Ich wiederhole: Wir sind neutral.!«

Die Klauenjäger fielen zurück hinter den Falken, immer noch in dessen Schusszone, und blieben dort. Die Darstellung des Navigationsziels trieb langsam in die Mitte des Schirms.

Das gestohlene Skiff schwellte inmitten der anderen Wracks, die das Licht von Maras beiden noch funktionierenden Scheinwerfern unregelmäßig reflektierten. Es war nicht festzustellen, ob Alemas und Bens Killik-»Freundin« an Bord gewesen wen, als die Protonentorpedos die Startanlage getroffen hatten, aber Mara ging davon aus, dass die beiden entkommen waren. Bisher jedenfalls hatte sie die Leiche der Twi'lek zwischen den verbrannten Chitinbrocken, die an ihrer Pilotenkanzel vorbei drifteten, nicht entdecken können, und außerdem war Alema; eine Jedi. Bestimmt hatte sie gespürt, was geschehen würde, und sich in Sicherheit gebracht.

Mara lenkte ihren schwer beschädigten Sternenjäger durch einen zerklüfteten Riss in der hinteren Wand der Startanlage Ihre Scheinwerfer fielen auf eine staubige Wolke treibenden Schutts und beleuchteten einen Wartungshangar mit einer Reihe zerstörter Pfeilschiffbuchten an der anderen Wand. Sie versiegelte ihren Schutzanzug, ließ den StealthX aufs Deck sinken und landete den Jäger zwischen den zerbrochenen Überresten zweier eiförmiger Vorratstanks.

Sie wusste, dass Luke ihr von seinem eigenen Jäger aus Deckung geben würde, also sprang sie aus dem Cockpit, ließ sich zur Decke treiben und platzierte sich neben einem Wall aus Spuckbeton, der den Gorog wohl als ein auf dem Kopf stehender Gehweg gedient hatte. Als niemand sie attackierte, tauschte sie das Lichtschwert gegen den Blaster und gab Luke Deckung, während er landete.

Ein großer Teil von ihr - der Teil, der Bens Mutter war -hätte es lieber gesehen, wenn er zum Falken geflogen wäre, zu den Solos und der schweren Artillerie. Aber als ihr R9 starb, hatte sie gewusst, dass dies nie geschehen würde; Luke würde sie ebenso wenig im Stich lassen wie sie ihn. Außerdem war es wirklich nicht so schlecht. Sie und Luke hatten öfter, als sie zählen konnte, gegen eine ganze Welt gestanden und immer gewonnen.

Luke suchte Deckung im zerbrochenen Sockel eines Vorratstanks, danach stieß sich Mara von der Decke ab und schwebte zu ihm hin. Sie achteten darauf, nicht in die Lichtkegeln der StealthX-Scheinwerfer zu geraten, aber es war immer noch hell genug, um erkennen zu können, dass er die Lippen zusammengepresst hatte.

»Was denkst du?«. fragte Mara über das Anzugkom. Sie wollte ihre Machtsinne für mögliche Gefahren freihalten. »Sollen wir versuchen, uns beide in deinen Stealth zu quetschen, um rauszuschleichen?«

Luke schüttelte den Kopf. »Wir würden nicht an dem Schwärm von Pfeilschiffen dort draußen vorbeikommen. Tatsächlich.« Er drehte sich zu seinem Schiff um und setzte sich mit seinem R9 in Verbindung. »Arnie. such dir ein dunkles Eckchen und.«

Er brach plötzlich ab, und der orangefarbene Schein einer Rakete erhellte den Eingang zur Startanlage. Mara packte Lukes Arm und stieß sich vom Boden ab, nutzte die Macht, um sie beide zu einer zerrissenen Tür-Membran hinten im Wartungshangar zu befördern. Arnie begann, eine Frage zu pfeifen, aber dann war auf dem Komkanal nur noch Statik zu hören, als drei helle Blitze den Raum erhellten.

Es gab natürlich keinen Knall, aber Mara wurde plötzlich in ihrem Anzug unangenehm warm, und die Schockwelle warf sie und Luke durch die Tür-Membran in den dunklen Wartungsgang dahinter.

Ohne Schwerkraft und Reibung, die sie verlangsamten, nahm ihr Flug erst ein Ende, als sie zwei Sekunden später gegen eine Wand krachten. Mara stieß mit dem Rücken dagegen, was ihr die Luft aus der Lunge drückte, aber zumindest brach sie sich nichts. Ein scharfes Knacken übers Kom verriet, dass Luke mit dem Helm angestoßen war. Sie wollte fragen, wie es ihm ging, dann spürte sie, wie er sie das Gleiche fragte, und wusste, dass er in Ordnung war.

»Prüf die Luft und den Anzug«, sagte er und richtete sich auf.

Das war unnötig. Der obere Bildschirm in Maras Visier leuchtete bereits, obwohl sie sich nicht erinnern konnte, ihn aktiviert zu haben.

»Alles in Ordnung«, sagte sie. »Lind du?«

»Hab einen Zischer.« Damit war ein kleines Loch im Anzug gemeint. »Aber darum sollten wir uns später kümmern.«

Er deutete zurück zum Haupthangar. Dreißig Meter entfernt flackerte das orangefarbene Glühen von Raketenausstoß durch einen sich wundernden Tunnel. Es wurde zuerst schwächer, als mehrere Pfeilschiffe landeten und danach ihre Triebwerke abschalteten, dann wieder heller, weil noch mehr Pfeilschiffe ihnen folgten und in den Hangar einflogen.

»Ich kann mich nicht erinnern, in den Taat-Hangars irgendwelche Schutzanzüge gesehen zu haben«, sagte Mara hoffnungsvoll.

»Nein - aber vielleicht genügt ihnen ihr Insektenpanzer, und sie brauchen gar keinen Druckanzug.«

»Miesepeter.« Mara drehte das Handgelenk und tippte einen vierziffrigen Code auf das Bedienungsfeld am Unterarm. Der Selbstzerstörungsalarm des StealthX erklang in ihrem Helm, und auf dem kleinen Schirm ihres Visiers begann ein Zwanzig-Sekunden-Countdown. »Komm mit, Skywalker. Lass uns in Bewegung bleiben, bis wir vom Falken hören.«

Mara wandte sich vom Hangar ab und ging in die eisige Dunkelheit, die vor ihnen lag.

Die Wände und der Boden waren mit gefrorenem schwarzem Wachs überzogen, das das Licht von Lukes Helmlampe verschluckte und den Gang noch dunkler erscheinen ließ. Alle paar Meter verlief ein Riss, der durch einen plötzlichen Druckverlust des Flurs entstanden sein musste, über das Eis des Mondes, und manchmal konnte man ein Stück Spuckbeton, ein Rohr oder eine Energieleitung sehen. Es gab keine Leuchtkugeln, wie sie die anderen Killik-Nester erhellten, und auch kein Gefühl von Ordnung in der dicht gedrängten Anlage. Die Gänge schienen vollkommen planlos zu verlaufen, wanden sich umeinander wie Ranken, Abzweigungen erfolgten nach dem Zufallsprinzip und schlossen sich immer wieder dem Hauptgang an, ohne zwischendurch zu einem anderen Ziel zu führen.

Bei dem Tempo, mit dem er und Mara durch die Dunkelheit glitten, dabei die Macht nutzend, um sich durch die NullSchwerkraft zu ziehen, verlor Luke bald die Orientierung. Er wusste nicht mehr, ob sie wirklich tiefer in den Mond eindrangen oder sich wieder zur Oberfläche zurückbewegten, ob zehn Meter Ethman-Eis sie von dem Hangar trennten oder tausend. Wären die gefrorenen Luftperlen, die sein undichter Sicherheitsanzug zurückließ, nicht gewesen, hätte er daran gezweifelt, den Gang zurück finden zu können.

Mara hielt sich plötzlich an einem Wandriss fest und verharrte. Luke tat es ihr gleich und sah eine der nach außen gewölbten Membranen vor sich, die die Killiks statt Luftschleusen benutzten. Eine Kette hing an ihrer Seite; wer immer den Eingang benutzen wollte, musste daran ziehen, dann wurde aus mehreren Ventilen Siegelgel über die Membran gesprüht, damit man sich hindurchschieben konnte.

Mara zog nicht an der Kette, und Luke tat es auch nicht. Ihr Sinn für Gefahr machte sich bemerkbar, dabei waren sich beide nur zu bewusst, wie schwierig es war. Gorog in der Macht wahrzunehmen.

»Ein Hinterhalt«, stellte Mara fest. »Sie fangen an. uns zu folgen.«

»Sie fangen an?«

Luke sah sich um. und der Lichtkegel seiner Helmlampe erfasste einen Strom Gorog, der um die Biegung des Gange-, kam, gerade mal dreißig Meter entfernt. Sie trugen ihre Pfeilschiffkuppeln wie Panzer und huschten durch die Gänge, die Arme und Beine in schimmernden Stoff gehüllt, der sich an den Gelenken zog und raffte. Sie hatten keine anderen Waffen als ihre sechs Glieder - aber das würde genügen, wenn der Schwarm die Jedi einholte.

Die Macht würde ihnen nicht helfen, sich zu verbergen. Wann immer die Gorog ihre Beute aus dem Blick verloren, schwärmten sie einfach aus, kletterten über alles, was sich in der Zielrichtung befand, und jagten ihre Beute buchstäblich, nach Gefühl.

Luke schoss mit dem Blaster auf die ersten Reihen. Die meisten Schüsse prallten an den Panzern ab, während jene, die ein Glied trafen, einfach eine Sicherheitsversieglung am nächsten Gelenk auslösten. Die Insekten kletterten ungerührt weiter.

»Das ist ein Problem«, sagte Luke über das Anzugkom Lichtschwerter wären wirksamer gewesen, aber er wollte sich nicht mit zu vielen Käfern gleichzeitig anlegen. »Ein großes Problem.«

»Vielleicht nicht .so groß«, widersprach Mara. »Nein?«

»Sie können nicht alle Pfeilschiffpiloten sein«, sagte Mara. Er spürte ihr Nicken hin zu dem gewölbten Membranschott, noch bevor er es sah. »Also werden sie nicht alle Druckanzüge tragen.«

»Du hast recht«, sagte Luke. Die vordersten Piloten waren mittlerweile weniger als zehn Meter entfernt, und er steckte den Blaster ein und griff nach dem Lichtschwert. »Nicht so groß.«

Sie zündeten die Lichtschwerter, dann drückten sie sich gegen die Gangwand und schnitten ein großes X in die Mitte des Membranschotts. Die Membran explodierte, und in dem explosionsartigen Druckverlust wurden jene Angreifer, die über keine Panzerung verfügten, nach vorne geschleudert und krachten gegen den Pilotenschwarm, brachten dessen Vorrücken zu einem chaotischen Halt.

Sobald sich der Sturm einigermaßen gelegt hatte, sprang Mara durch die zerfetzte Membran in einen Flur voller plötzlich erfrorener Killiks. Luke folgte ein paar Meter hinter ihr und nutzte die Macht, um sich weiterzuziehen, drängte sich an Gorog-Kriegern vorbei, an deren Köpfen man das dunkle Sprühmuster von Dekompressions-Tod erkennen konnte.

»Was ist mit deinem Zischer?«, fragte Mara.

Luke warf einen Blick auf seinen Anzugschirm. Er hatte nur für fünfzehn Minuten Luft, doch die Austrittsrate wuchs.

»Im Augenblick in Ordnung.«

Er wandte die Helmlampe wieder dem Schott zu und sah voller Erleichterung, dass nur ein kleiner Teil der Gruppe, die sie verfolgt hatte, noch am Leben war. Etwa fünfzig Insekten jagten ihnen immer noch nach, zwängten sich durch die mit Leichen verstopfte Passage. Das letzte Dutzend eilte in die entgegengesetzte Richtung und verschwand im Dunkeln hinter den Hunderten von Piloten, die bereits wieder auf dem Weg zu ihren Pfeilschiffen waren.

»Aber wenn wir das nächste Mal eine Druckschleuse erreichen, sollten wir sie ganz lassen«, sagte Luke. »Ich fürchte, unser Rettungstrupp könnte Verspätung haben.«

Die Markierung dos Navigationsziels erreichte endlich du Mitte des Schirms. Erleichtert darüber, dass ihre Chiss-Eskorte sie immer noch begleitete - der Kreuzer würde den Falken also wahrscheinlich nicht in Atome zerlegen -, begann Han mit einem langsamen, spiralförmigen Abstieg in den dichter werdenden Nebel von Kr. Er wäre gerne mit einem spektakulären Sturzflug hineingerauscht, aber er durfte die Chiss nicht misstrauisch machen oder ängstigen, sonst eröffneten die das Feuer.

»Sehen wir mal. was es in diesem Nebel gibt«, sagte Han »Aktivier die Geländescanner.«

Leia tat es. Anders als Ethman-Eis war Ethman-Nebel für Sensoren beinahe so durchlässig wie Luft, und einen Augenblick später erschien das Maul einer breiten Grube auf Hans Display, die aussah wie das obere Ende eines Trichters. Das Loch reichte tiefer als zwei Kilometer abwärts, bevor es sich so bog, dass nicht mehr zu sehen war, wohin es führte.

»Irgendwelche Notsignale?«, fragte er.

Leia schüttelte den Kopf. »Nein.« Sie schloss die Augen. »Sie sind zu tief.«

»Tief?«

»Innerhalb von Kr«, sagte sie. »Ich glaube, sie sind im Nest.«

»Im Nest?« Han hatte das Gefühl, an seinem Herzen zu ersticken. »Das ist nicht komisch. Leia.«

»Es wird noch schlimmer«, warnte sie. »Luke befürchtet, dass wir einem Empfangskomitee begegnen.«

»Was du nicht sagst.« Han lächelte. »Gut so.«

»Gut so?«, rief C-3PO. »Ich kann an dieser Situation nichts Gutes finden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass beide Meister Skywalker von unseren Baradium-Raketen getötet werden.«

»Eigentlich nicht.« Han schob die Nase des Falken tiefer und ging nun doch in einen Sturzflug über. »Damit so etwas passiert, müssten wir diese Baradium-Raketen ja vorher abfeuern.«

»Und das haben Sie nicht vor?«, fragte C-3PO und wurde noch unruhiger. »Nicht einmal eine einzige?«

»Nein.« Leia klang erleichtert. Es war ihre Idee gewesen, die Baradium-Raketen mitzunehmen, aber sie hatte sich den größten Teil des Flugs darüber den Kopf zerbrochen, wie sie Alema verscheuchen sollten, bevor sie die Waffen auf das Nest abfeuerten. Han hatte diese Vorstellung nicht sonderlich gestört. »Nicht, solange Luke und Mara da drin sind.«

»Aber dann werden Sie das Nest nicht ausräuchern können!«, wandte C-3PO ein. »Ohne diese Raketen sind unsere Chancen.«

»Immer mit der Ruhe, 3PO.« Han wollte wirklich nichts darüber hören, wie schlecht ihre Chancen standen. Er hielt beide Steuerhebel fest umklammert, damit seine Hände nicht zitterten. »Ich habe mich ohnehin nicht auf die Raketen verlassen.«

»Nein?«

»Selbstverständlich nicht«, sagte er. »Immerhin sind es Baradium-Raketen. Man kommt nie dazu, Baradium-Raketen abzuschießen.«

»Oh.« C-3PO wurde ein wenig ruhiger. »Das stimmt. Ich verfüge über keinerlei Aufzeichnungen, dass jemals eine abgeschossen wurde.«

Sie stiegen tausend Meter weit in den Nebel, dann erklang eine Chiss-Stimme übers Kom.

»Millennium Falke, wir werden das Feuer auf Sie eröffnen, falls Sie versuchen sollten, sich uns zu entziehen.«

»Das tun wir nicht«, antwortete Han. »Wir gehen rein - und Sie sind herzlich willkommen, uns zu folgen.«

»Sie gehen rein?« Das Ethman-Eis wirkte sich bereits auf das Komsignal aus. »Erklären Sie das!«

»Wir haben zwei Jedi-Piloten, die in diesem Nest abgestürzt sind«, erklärte Leia. »Wir werden sie rausholen.«

Die Klauenjäger erschienen wieder am Heck des Falken. »Wir haben keine anderen Schiffe anpeilen können und.«

»Wie denn auch?«, unterbrach Hau. »Sie sagte, es sind Jedi-Piloten - Luke und Mara Skywalker, um genau zu sein. Kommen Sie mit oder nicht?«

Es gab einen Augenblick des Schweigens, dann fielen dir beiden Klauenjäger zurück. »Ihre Bitte liegt außerhalb unseres Missionsprofils, aber man hat uns autorisiert, Ihnen viel Glück zu wünschen.«

»Da kann ich mich wirklich nur bedanken«, knurrte Han.

»Keine Ursache«, erwiderte der Chiss. »Wir hätten Sie abschießen können.«

Der Falke stieg weiter ab. dann brach er schließlich aus dem: Nebel in einen sich windenden Schacht mit Eiswänden, der viel schmaler war, als er auf dem Geländescanner ausgesehen hatte. Han keuchte und zog das Schiff in eine so enge Spirale, dass es beinahe eine Drehung war.

»Oje!«, rief C-3PO.

»Entspann dich, Kurzschlusshirn«, sagte Han zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Ich habe alles unter Kontrolle.«

»Das ist es nicht, was mich so besorgt, Captain Solo. Aber wir haben ein Sicherheitsrisiko von.«

»3PO«, flehte Leia. »Was macht dir denn Sorgen?«

C-3POs goldener Arm richtete sich auf die Sichtkuppel, »Das dort!«

Han und Leia brauchten einen Augenblick, um das schwache orangefarbene Glühen tief im Schacht zu bemerken.

»Na gut.« Leia seufzte. »Das beunruhigt mich auch irgendwie.«

»Immer mit der Ruhe, alles unter Kontrolle.« Han aktivierte das Interkom. »Juun, sind Sie da hinten bereit?«

Es gab eine kurze Verzögerung, gefolgt von dem elektronischen Kreischen, das entstand, wenn sich jemand zu dicht zum Interkom-Mikrofon beugte. »Ja, Captain. wenn Sie glauben, dass es funktioniert.«

»Es wird funktionieren«, sagte Han. Er checkte den Energiestand des Traktorstrahls und sah, dass er im Maximalbereich lag. Dennoch fragte er: »Sind Sie sicher, dass Sie bereit sind?«

Es gab eine kleine Pause, dann schnatterte Tarfang etwas Scharfes.

»Tarfang versichert Ihnen, dass er und Captain Juun sehr bereit sind«, übersetzte C-3PO. »Er fügt hinzu, sollte Ihr derzeitiger Plan nicht funktionieren, wäre dies allein Ihr Fehler, und Sie sollten nicht versuchen, es auf sie zu schieben.«

»Es wird funktionieren«, wiederholte Han.

Er wollte sich an den Rest der Mannschaft wenden, aber Kyp kam ihm zuvor.

»Selbstverständlich sind wir bereit«, erklang seine Stimme über den Komkanal und nicht über das Interkom, ein Hinweis, dass er bereits seinen Schutzanzug trug und dieser fest versiegelt war. »Wir sind Jedi.«

Han warf Leia einen Blick zu. »Ich hasse es, wenn er das macht«, knurrte er. »Bist du bereit?«

Sie nickte ernst. »Sobald du mir sagst, wie du an diesem Schwärm vorbeikommen willst.«

Han grinste. »Wer sagt denn, dass ich das vorhabe?«

Sie flogen um eine Biegung, und etwa zwei Kilometer weiter unten sahen sie den ersten Dunst der Pfeilschiffe, Han richtete die Nase des Falken darauf und beschleunigte.

»Han?«

»Ja?«

»Du brauchst mir nichts zu beweisen.« Leia schloss fest die Augen. »Ich habe dich nie für zimperlich gehalten. Nicht ein einziges Mal.«

Han lachte leise. »Gut. Ich wollte nur.«

Juuns Stimme erklang über das Interkom. »Captain Solo, ich habe eine Frage.«

»fetzt?«, fragte Han. Der Schwärm von Pfeilschiffen hatte sich zu einer orangegrauen Wolke verdickt.

»Ich kann die Aktivierungssicherung nicht finden«, sagte Juun.

»Es gibt keine!«, entgegnete Han. »Aktivieren Sie einfach -jetzt!«

»Aber das Wartungshandbuch sagt eindeutig, dass jede Fracht befördernde Maschine eine.«

»Legen Sie den verkrifften Schalter um!«, schrie Leia.

Die blauen Wände des Schachts verschwanden hinter dem Schwärm, und rote Energien zuckten in die Röhre, als Cakhmaim und Meewalh die Lasergeschütze abfeuerten.

»Das ist ein Befehl!«, fügte Han hinzu.

Juun legte den Schalter um.

Das Kabinenlicht wurde dunkler, und jeder Schirm auf dem Falken erlosch, als dem Cockpit fast alle Energie entzogen wurde. Selbst die Vierlingsgeschütze gaben kein Laserfeuer mehr ab, sondern verstrahlten nur noch blaues Leuchten.

»Han?« Leias Stimme brach vor Angst. »Wie haben keine Statusanzeigen. Ich kann unsere Schilde nicht überwachen. Soll das so sein?«

»Klar doch«, sagte Han stolz. »Als ich die Polarität des Traktorstrahls umgeschaltet hab, musste ich ihm jedes Quäntchen Energie zuführen, das entbehrlich ist.«

Han konnte vor ihnen nur die Wolke aus Pfeilschiffen sehen, so nahe, dass sich einzelne Ausstoßspuren unterscheiden ließen, die sich auf den Falken zuschlängelten.

»Aber nicht die Energie der Schilde, oder?«, sagte Leia. Auf einmal konnte man an den Pfeilschiffen, die ihnen am nächsten waren, sogar Details wie die Kuppeln erkennen, manchmal sogar Fühler, die drinnen fuchtelten, und selbstverständlich weitere Antriebsspuren des Schwarms. »Bitte sag mir, dass wir nicht von der.«

Ein Kegel schimmernder Energie bildete sich unterhalb des Falken und schluckte ebenso die Gorog-Schüsse wie auch den Schwärm selbst. Eine Reihe feuriger Blumen blühte auf, als die Raketen den Repulsorstrahl als Aufprall interpretierten und detonierten. Die Pfeilschiffe machten mehr Schwierigkeiten. Die Piloten erhöhten die Energie, und die Wolke von Schiffen schien zu verharren, versuchte aber immer noch, in den Schacht aufzusteigen.

Aber als der Falke weiter abstieg, wurde der Strahl stärker. Bald schon wurden die primitiven Raketentriebwerke der Killiks überladen und explodierten. Einige Pfeilschiffe gerieten außer Kontrolle und zerschellten an den eisigen Stollenwänden, während andere zurück in den Schacht sanken. Han und Leia konnten ab und an auch ein Pfeilschiff sehen, das längere Zeit in dem Strahl herumrollte, gegen andere stieß, dann einfach explodierte oder wie die anderen gegen eine Schachtwand krachte.

Han verlangsamte ihren Abstieg, bis die Explosionen weniger wurden. Schließlich löste sich die wirbelnde Trümmerwolke auf, und es lag nichts mehr unter dem Falken als ein zerklüfteter dunkler Schacht, der einmal eine Startrampe für Pfeilschiffe gewesen war. Han stoppte den Falken und aktivierte das Interkom.

»Also gut, Juun, Sie sollten es lieber abschalten, bevor noch etwas kaputtgeht,« Er warf Leia einen Blick zu und zwinkerte, dann fügte er hinzu: »Und leiten Sie auch wieder Energie auf die Schilde.«

Der Schlachtdrache und seine Eskorte trieben mit den Nasen nach unten über Qoribus von Blasterfeuer erfüllten Ringen und wechselten Schüsse mit zwei Chiss-Kreuzern, als sie! der Große Schwärm dem Kampf anschloss. Jainas und Zekks Cockpitlautsprecher erwachten knisternd zum Leben; hapanische Komoffiziere verlangten nach Erklärungen und nicht-insektoide Angehörige der Kolonie umrissen ihnen Unus Plan, aber die beiden Jedi achteten kaum auf die Gespräche. Sie waren zweihundert Kilometer hinter dem Schwärm, zusammen mit dem dritten StealthX, der an Jainas Steuerung angeschlossen war, und ihre Mission hatte mit dem Angriff der Killiks überhaupt nichts zu tun. UnuThul war immer noch zornig über den vereitelten Hinterhalt, und er hatte ihnen eine Idee fest in den Kopf gesetzt, bevor er ihnen den Star: erlaubt hatte: Jaina und Zekk sollten Lowbacca finden und ihn befreien.

Der Große Schwärm erreichte die hapanische Flotte und hüllte sie in eine flackernde Wolke von Raketenausstoß, dann flog er weiter, um dies bei den umherwirbelnden Sternenjägern zu wiederholen, die um den wichtigen Raum zwischen den beiden Seiten kämpften. Die Chiss-Kreuzer verdoppelten ihr Feuer. Leuchtende Explosionen in Scharlachrot und Saphirblau blühten auf. drei oder vier pro Sekunde, aber die Streitkräfte der Kolonie rückten weiter vor. Jedes Mal. wenn ein Turbolaser zum Einsatz kam. verschwand ein Dutzend Pfeilschiffe von den Schirmen, aber die Killiks brachen nicht ein einziges Mal die Formation.

Jaina und Zekk hofften. Lowbacca zu finden, bevor sie in feindliches Territorium gerieten. Sie beruhigten ihren Geist und dehnten sich in der Macht aus - und waren so überrascht, dass sie beide gleichzeitig aufkeuchten.

Das fühlte sich an wie Meister Skywalker. sagte Zekk in ihrem gemeinsamen Geist.

Beide, bestätigte Jaina. Und Mutter und Kyp und andere... Schwer zu sagen. Aber sie sind verdammt nahe.

Sie versuchen sich abzuschirmen, stellte Zekk fest. Aber es gelingt ihnen nicht ganz. Ich frage mich, ob Unu von ihnen weiß?

UnuThul muss es wissen, erwiderte Jaina. Obwohl sie und Zekk sich Hunderte von Kilometern vom nächsten Taat entfernt befanden und im Augenblick nicht in Verbindung mit dem größeren Kollektivgeist standen, konnten sie den Willen der Kolonie immer noch spüren. UnuThul war zu mächtig, als dass es ihm entgehen konnte, wenn so viele Jedi ins System eindrangen. Ich frage mich, warum Unu es vor uns geheim gehalten hat.

Unus Wille unterdrückte den ihren wieder, und ihre Gedanken wandten sich erneut Lowbacca zu.

Nach einem Augenblick des Suchens fanden sie ihren Freund erschöpft, verwirrt und kaum bei Bewusstsein unter Qoribus Südpol im Herzen der Kommandogruppe der Chiss.

Betäubt, sagte Zekk. Nicht gerade überraschend.

Vorhersehbar, stimmte Jaina zu und wurde ungeduldig. Wir müssen schnell handeln!

Unus Wille drängte, und ihre Hände wurden zu schwer, um sie zur Beschleunigung des Schiffs zu heben. Sie würden später zuschlagen - sobald ihnen der Große Schwärm den Weg gebahnt hatte.

Als das Kommandoschiff der Kolonie erschien - eine überalterte Fregatte der Lancer-Klasse. die vom Unu geflogen wurde -, schlossen die ersten Pfeilschiffe schon zu den Kreuzereskorten auf. Jainas und Zekks taktische Schirme wurden weiß von Antriebsspuren und nicht wieder dunkel. Die Eskorten der Chiss verschwanden eine nach der anderen, und der Killik-Angriff erstreckte sich bald auch auf die Kreuzer selbst. Beide Schiffe verloren ihre Schilde innerhalb von Sekunden und zogen sich unter Feuer zurück.

Der erste Kreuzer wurde am Triebwerk getroffen. Seine Turbolaser schössen noch ein paar Sekunden, dann riss der Rumpf auf und spuckte Flammen. Sobald seine Waffen schwiegen, brach der Große Schwann den Angriff auf ihn ab und stürzte sich auf den zweiten Kreuzer.

Die hapanische Staffel wollte ihnen folgen und die entstandene Lücke wieder schließen, die die Killiks in die feindlichen Linien gerissen hatten, aber Jaina und Zekk wollten nicht länger warten. Sie mussten Lowbacca zurückholen, bevor sich die Chiss in ihr eigenes Territorium zurückzogen.

Unus Wille wurde ein bisschen schwächer, und Jaina und Zekk schössen an der nächsten hapanischen Nova vorbei, so nahe am Bug, dass sie sehen konnten, wie der Pilot auf der Brücke zu den Silhouetten ihrer StealthX hinschaute.

Der Flur öffnete sich in ein trübes Gewölbe, zu groß, als dass Mara es nur mit der Helmlampe hätte ausleuchten können; der Strahl verlor sich im Dunkel und wurde davon verschluckt. Sie richtete die Lampe auf ihre Füße und sah eine dunkle, geriffelte Schräge voller Membrosia-Kugeln. An einigen Stellen lagen sie einen Meter hoch. Ihr Rückgrat kribbelte, und ihr war kalt, aber das war nichts Neues. Ihr Gefahrensinn meldete sich unentwegt, seit sie sich im Nest befand.

Lukes Blaster blitzte hinter ihr auf. Ein leises Piepen erklang in Maras Helm und signalisierte, dass der Druck zumindest in diesem Teil des Nestes erhalten geblieben war. Ein rascher Blick auf das Display bestätigte diesen Gedanken.

»Zumindest ist mein Zischer jetzt kein Problem mehr.« Luke öffnete das Visier und schoss weiter. »Eine Sache weniger, um die ich mir Gedanken machen muss.«

Mara warf einen Blick zurück und sah einen Schwall aus sechsbeinigen Pfeilschiffkuppeln, der sich über den Flur ergoss. Sie nutzte die Macht, um alle bis auf ein einziges Insekt wieder zurückzuschieben, sodass sie den Gang verstopften, während sich Luke auf den Anführer konzentrierte. Ein halbes Dutzend Schüsse später brach dessen Kuppel, und ein Blasterschuss durchschlug den Kopf des Piloten.

Mara ließ einen zweiten Killik nach vorn kommen, und sie wiederholten das Manöver noch mehrmals, bevor sich die zurückgebliebenen Insekten umdrehten und davonrannten.

»Zeit, zu verschwinden«, sagte Mara, die immer noch über das Anzugkom sprach. »Sie versuchen, uns wieder zu umgehen.«

Luke erledigte das letzte Insekt, das sie isoliert hatten, dann schwebte er in der schwerelosen Dunkelheit weiter. Nach fünfzehn Metern stoppte er und ließ den Lichtkegel seiner Helmlampe kreisen.

»Könnte eine gute Stelle sein, um zu bleiben«, sagte er. »Genügend Manövrierraum. Mit der Macht haben wir den Vorteil der Beweglichkeit.«

Mara ließ das Licht ihrer eigenen Lampe schweifen. Hin und wieder entdeckte sie ein formloses Wachsstück oder ein paar Membrosia-Kugeln an einer dunklen, schrägen Wand, und noch mehr schwebten einfach in der Luft.

»Klingt gut.« Mara leuchtete wieder zu dem Gang, aus dem sie gekommen waren. Sie war überrascht, als sie sah, dass er vollkommen leer war. Die Pfeilschiffpiloten waren nirgendwo zu entdecken. »Es gibt nur ein Problem.«

Luke drehte sich zu ihr um. Mara spürte, wie er sich in der Macht mit ihr verband, dann sagte er: »Han und Leia lenken sie offenbar ab. Ich schätze, der Falke befindet sich inzwischen im Nest.«

Mara glich ihren Anzugdruck aus, dann klappte sie das Visier auf und hätte bei dem erstickenden Gestank beinahe gewürgt. »Du hättest mich warnen können«, beschwerte sie sich. »Was ist das?«

»Vielleicht ist es besser, das nicht zu wissen«, sagte Luke. »Etwas verfault, glaube ich.«

»Und ich dachte, Lizil würde stinken!«

Bei diesen Worten trieb eine Membrosia-Kugel vorbei. Im Gegensatz zu dem klaren bernsteinfarbenen Sirup in den Lizil-und Yoggoy-Nestern war die Flüssigkeit in diesem Wachsbehälter dunkel und trüb, mit faserigen Klumpen, die im Schein der Helmlampe deutlich zu sehen waren.

Mara blickte zur Decke und glaubte einen Moment, dass sie dort nur einen Bereich mit poliertem Wachs sah. Aber als sich ihre Augen besser an die Lichtverhältnisse gewöhnten, sah sie mehrere speedergroße Killik-Köpfe. Alle waren von tiefem Dunkelblau, und alle hatten die Gesichter einer zwei Meter breiten Tunnelöffnung zugewandt.

»Was um alles.?« Mara griff nach ihrem Lichtschwert. »Königinnen?«

»Das glaube ich nicht«, sagte Luke und klang ein wenig angewidert. »Membrosia-Produzenten. Schau dir die anderen Enden an.«

Mara ließ den Lichtkegel ihrer Lampe über die Körper der Killiks schweifen und dann über einen Thorax, der mit sechs Beinen an der Decke befestigt war und in einen gewaltigen geschwollenen Bauch überging. Etwa von der Größe eines Bantha, sonderten sie trübe Perlen dunklen Membrosias ab und wimmelten von winzigen Gorog-Dienern, die achtsam jeden Tropfen einsammelten und in einen Wachsball füllten, der an ihren eigenen Hinterleibern herausragte.

»Appetitanregend«, sagte Mara trocken. Weder die Membrosia-Produzenten noch ihre Mitarbeiter schienen sie angreifen zu wollen - vermutlich, weil es ihnen an den entsprechenden Fähigkeiten fehlte. »Was jetzt? Wieder zurück?«

In diesem Augenblick erschien Alema Rar in dem Gang über ihnen, immer noch in den engen Overall gekleidet, den sie getragen hatte, als sie das Skiff auf Ossus gestohlen hatte. Nur war der Stoff voller Flecken und auf eine Weise zerknittert, die Alema zuvor nie zugelassen hätte.

Die Membrosia-Produzenten stülpten kurze Fressröhren aus und klackten mit den Fresswerkzeugen, um Aufmerksamkeit zu erregen, aber Alema ignorierte sie.