»Das bedeutet nicht.«

»Ihr konntet alle kaum einen Satz aussprechen, ohne dass einer der anderen ihn fortführte«, stellte Leia fest.

»Es ist das Geflecht.« Alemas Antwort kam ein wenig zu schnell. »Wir haben uns auf der Voxyn-Mission nahezu darin gesuhlt.«

»Tatsächlich?« Leia war viel zu erfahren, als dass ihr Alemas Versuch entging, das Thema zu wechseln, aber sie spielte mit -für den Augenblick. »Wann habt ihr angefangen, das Kampfgeflecht bei den Killiks einzusetzen?«

Alema schien verwirrt. »Das haben wir nicht. Wie kommen Sie darauf? Die Killiks sind nicht einmal machtsensibel.«

»Ich weiß.« Leia bedachte sie mit einem mütterlichen Lächeln. »Aber es gibt eine geistige Verbindung, besonders zu dir. Ich habe es bei dem Tanz gesehen.«

Alema warf einen hoffnungsvollen Blick auf den Multiprozessor, dann aber erkannte sie, dass er so bald noch nicht klingeln würde.

»Vielleicht«, gab sie zu. »Es ist nichts, was einem selbst bewusst wird. Man fühlt sich immer mehr, als gehöre man dazu, und dann ist es auf einmal, als wäre man. als hätte man einen erweiterten Geist.«

Leia fragte sich, ob es in der Galaktischen Allianz Deprogrammierer gab, die imstande waren, sich um acht Jedi zu kümmern.

»Es ist schwer zu beschreiben.« Alema musste Leias Gedanken gespürt haben, denn ihr Tonfall wurde plötzlich verteidigend. »Man ist sich so vieler Dinge mehr bewusst. Man kann aus dem Nest hinausschauen, wenn man drinnen ist, oder hinein, wenn man sich außen befindet. Und was man empfindet. Man empfindet alles.«

»Ich habe gehört, dass Glitterstim auch so wirken soll«, bemerkte Leia trocken.

»Das hier ist besser«, sagte Alema. »Man wird nicht krank. Es ist vollkommen harmlos.«

Leia begriff, wieso die Begeisterung der Twi'lek für Anakin Han immer so nervös gemacht hatte. Obwohl der Prozessor noch nicht geklingelt hatte, ging sie zurück zur Kombüse um! nahm zwei leere Becher aus dem Schrank, dann gab sie eine Spur Tangbark und einen Tropfen Orchideenbohnen-Extrakt hinein.

»Was ist das?«, fragte Alema und kam zu ihr. »Gewürz«, sagte Leia. Alemas Augen blitzten auf.

»Nicht von dieser Art«, erklärte Leia. »Nur für den Geschmack.«

Der Prozessor klingelte. Sie füllte beide Becher, gab Mallow-Paste darauf, hergestellt aus echten Mallow-Wurzeln, und reichte Alema einen der Becher.

»Du irrst dich, weißt du«, sagte Leia. »Es ist nicht harmlos.«

Alema warf einen Blick auf den Becher und schien verwirrt zu sein.

»Ich meine die Kolonie«, sagte Leia. »Oder hast du den Angriff auf die Schatten vergessen? Und den Turm auf Yoggoy. der einstürzte?«

»Sie können nicht wirklich glauben, dass die Kolonie dafür verantwortlich war! Taat hat Saba vielleicht nicht heilen können, aber sie hat ihr das Leben gerettet.«

»Taat-Heiler mussten Sabas Leben retten, weil jemand anderes es nehmen wollte.«

»Keine Killiks. Saba sagte, sie wäre von.« Alema runzelte die Stirn. ». von einem Menschen angegriffen worden. Sie haben sie doch gehört.«

»Sie glaubt, es sei Welk gewesen«, sagte Leia und brachte den Namen ins Spiel, an den sich Alema offenbar nicht hatte erinnern können. »Saba sagte auch, er habe ein Killik-Nest geschützt. Ein Nest mit zwei dunkelblauen Killiks.« Leia hielt inne. dann fragte sie: »Was für Insekten waren das?«

»Das ist einfach Unsinn«, stellte Alema fest. »Es gibt keine blauen Killiks - zumindest haben wir hier noch keine gesehen.«

Die Leugnung wäre überzeugender gewesen, hätte Alema nicht den Blick abgewandt. Leia nahm einen Schluck aus ihrem Becher und genoss den seidig-süßen Geschmack, als sie darüber nachdachte, was die Twi'lek wohl verbergen mochte.

»Du weißt sehr wohl, wonach ich frage«, sagte sie schließlich. »Aber du willst es mir nicht sagen.«

Auch Alema trank einen Schluck und hob dabei den Becher hoch vors Gesicht. »Wir sind alle aufgeregt wegen dem, was Meisterin Sebatyne zugestoßen ist. Warum sollte ich irgendwelche Informationen verbergen?«

»Offensichtlich, weil du versuchst, die Killiks zu schützen.« Leia kehrte an den Tisch zurück und setzte sich hin, wobei sie die Twi'lek fest im Auge behielt. »Was ich mir einfach nicht vorstellen kann, ist, wieso du mit uns kommen wolltest. Hast du Angst, dass wir das Geheimnis entdecken, das du schützen willst?«

»Sehr gut.« Alema hob den Becher, um anzuzeigen, dass sie über die Schokolade sprach. »So schmeckt sie wirklich viel besser.«

Leia ignorierte das Kompliment. »Oder vielleicht befürchtest du, dass uns das Gleiche zustoßen wird wie Meisterin Sebatyne?«

Wieder hob Alema den Becher, aber sie schluckte zu schnell, um zu genießen, was sie trank.

»Das ist es also«, stellte Leia fest. Sie fühlte sich unwillkürlich ein wenig gekränkt bei dem Gedanken, dass ihre Tochter sich im Gegensatz zu Alema nicht um die Sicherheit ihrer Eltern gesorgt hatte - aber das hatte wahrscheinlich damit zu tun, dass Jaina wusste, dass sie und Han auf sich selbst aufpassen konnten. Das sagte sie sich jedenfalls. »Du versuchst, uns zu schützen.«

»Nein, eigentlich nicht.« Alema trat wieder zu ihr an den Tisch. »Sie brauchen keinen Schutz - jedenfalls nicht vor den Killiks.«

»Die Chiss müssen doch irgendetwas befürchten«, sagte Leia.

»Ja.« Alema setzte sich neben sie. »Sie fürchten, die Galaktische Allianz wird erfahren, was sie hier im Qoribu-System tun.«

»Und sie fürchten die Killiks«, sagte Leia. »Verbirgst du den Grund? Versucht ihr das alle?«

»Es gibt nichts zu verbergen«, stellte Alema klar. »Die Fremdenfeindlichkeit der Chiss ist allgemein bekannt. Und wenn es um Insekten geht, sind die Vorurteile nur noch größer. Nur weil eine Lebensform sechs Beine hat, glauben sie, sie könnten sie auslöschen.«

»Guter Versuch«, sagte Leia. »Aber wir werden das Thema nicht wechseln.«

Der Sprungalarm erklang, und das Getränk in ihren Bechern zitterte leicht, als der Falke in den Hyperraum glitt. Leia kam zu dem Schluss, dass sie weiter nachbohren sollte.

»Alema, wer waren diese Insekten, die Welk schützte?«

Alema sah Leia nicht an. »Darüber wissen Sie so viel wie jeder andere.«

»Das mag sein«, sagte Leia. »Ich habe eine Theorie. Diese Insekten waren genau, was Saba dachte: Attentäter der Kolonie.«

Alema schüttelte den Kopf. »Wofür würde die Kolonie Attentäter brauchen?«

»Weil Unu seine eigenen Jedi will«, antwortete Leia. »Und das bedeutet, er muss uns aufhalten.«

»Nein«, sagte Alema empört. »Die Kolonie würde niemals jemanden umbringen.«

»Sicher würde sie das tun«, entgegnete Leia. »Deshalb wollte Raynar. dass wir Yoggoy verließen, nachdem wir den Planeten entdeckt hatten. Er glaubte nicht, dass wir lange genug leben würden, um seinen Standort zu verraten.«

»Er hat Sie gehen lassen, weil er Ihnen vertraut, das Geheimnis zu wahren. Unu hat nichts mit den Angriffen auf Sie und die Schatten zu tun. Das war.«

Wieder runzelte Alema die Stirn, als versuchte sie sich an den Namen von Sabas Angreifer zu erinnern.

»Welk«, sagte Leia. »Es überrascht mich, dass es dir so schwerfällt, dich an den Namen von einem zu erinnern, der dich verraten hat.«

»Das hat nichts zu bedeuten«, widersprach Alema. »Sie bringen mich mit diesem Gerede darüber, dass die Kolonie Sie umbringen will, einfach durcheinander.«

Diese Ausrede machte Leia noch misstrauischer. »Tut mir leid. Vielleicht erinnerst du dich ja an den Namen von Welks Meister. Wie lautete sein Name noch?«

»Zur Name«, verbesserte Alema. »Guter Versuch.«

»Erinnerst du dich an ihren Namen?«

Alema dachte einen Moment nach, dann fragte sie: »Wozu soll das gut sein? Sie sind beide tot.«

»Dann war es also nicht Welk, der Saba angegriffen hat?«

Alema schüttelte entschieden den Kopf. »Das ist unmöglich. Welk ist gestorben, als die Flier abstürzte, zusammen mit. mit seiner Meisterin.«

Nun war es an Leia, die Stirn zu runzeln. Die Wahrheit -oder zumindest Alemas Erinnerung daran - schien sich vor ihren Augen zu verändern. »Wer war es dann?«

»Es muss ein Spion der Chiss gewesen sein.«

»Mit einem Lichtschwert?«

»Er hat es vielleicht gestohlen«, spekulierte Alema. »Oder gefunden.«

»Das ist eine mögliche Erklärung. Aber wäre die Theorie, dass Welk den Absturz der Flier überlebt hat, nicht eine einfachere Erklärung?«

Alema schüttelte den Kopf, und ihre Stimme klang plötzlich sehr fest. »Raynar ist der Einzige, den die Yoggoy an der Absturzstelle fanden.«

»Das bedeutet nicht, dass er der einzige Überlebende ist.« Leia ließ sich nicht von ihrer Ansicht abbringen. »Hat Jacen dir das nicht gesagt? Er war dort. Er sah, wie Raynar sowohl Welk als auch Lomi aus dem abgestürzten Schiff rettete.«

»Jacen erwähnte es«, gab die Twi'lek zu. »Aber er kann es nicht gesehen haben. Als die Flier abstürzte, war er mit uns auf der Baanu Rass. Oder Vergeres Gefangener auf Coruscant.«

»Stimmt«, gab Leia zu. »Und dennoch sah er, was bei dem Absturz geschah. Ich weiß auch nicht, wie.«

»Er behauptet, es gesehen zu haben«, sagte Alema störrisch wie zuvor. »Das bedeutet nicht, dass es stimmt.«

Leia war verwirrt über diese seltsame Reaktion. »Als ich zur Absturzstelle kam, sprach er mit mir - während er sich gleichzeitig auf Jwlio befand. Also neige ich dazu, ihm zu glauben.«

»Das müssen Sie wohl.« Alema begann, auf und ab zu gehen. »Er ist immerhin Ihr Sohn.«

»Und ich habe gesehen, wozu er in der Lage ist.« Vorsichtig fragte Leia: »Warum ist es für dich so wichtig, zu glauben, dass er sich irrt?«

»Warum ist es für Sie so wichtig, dass er sich nicht irrt?«

»Ich versuche herauszufinden, wer uns angegriffen hat«, sagte Leia leise und ruhig - und fragte sich dabei, mit wem sie hier eigentlich sprach. Vielleicht war da mehr hinter dem hoffnungsvollen Blick, den sie glaubte bemerkt zu haben, als Alema das Tangbark mit Glitterstim verwechselt hatte. »Und ich bin ziemlich sicher, dass es etwas mit Welk zu tun hat. Oder vielleicht mit Lomi.«

»Es ist unwichtig, was Jacen gesehen zu haben glaubt«, erwiderte Alema. »Sie sind beide tot.«

»Und das weißt du genau?«

Alema nickte.

»Wie das?«, fragte Leia.

»Wir.« Alemas Gesicht wurde ausdruckslos, und sie begann laute Klickgeräusche von sich zu geben, die tief aus der Kehle kamen. »Die Kolonie weiß es.«

»Die Kolonie weiß es«, wiederholte Leia nachdenklich. »Alema, wovor versuchst du uns zu schützen?«

»Vor nichts!« Die Twi'lek schlug mit der Faust auf den Tisch. »Sie haben überhaupt nichts zu befürchten, wenn Sie nur tun, was wir Ihnen sagen.«

»Und wer sind diese wir, Alema?«

Alema riss die Augen auf, dann stand sie auf und blieb erschrocken neben dem Tisch, die Augen noch größer, aber kein Laut kam mehr von ihr. Die Noghri erschienen lautlos am Kabineneingang. Leia bedeutete ihnen mit einem Blick zu warten, dann ließ sie das Schweigen im Raum hängen, während sie ihre Schokolade trank.

Schließlich setzte sie den leeren Becher ab und blickte auf. »Nun, ich bin froh, dass du verstehst, wieso diese Aussage so falsch ist.«

»Selbstverständlich«, stotterte Alema. »Es. es tut mir leid.«

Sie drehte sich auf dem Absatz um und verließ die Kabine derart hastig, dass die Noghri ihr kaum ausweichen konnten. Leia folgte ihr nicht. Sie würde auf dem Weg nach Ossus noch viel Zeit haben, die Wahrheit aus ihr herauszulocken, und für den Augenblick hatte sie genug erfahren. Sie schloss die Augen und versuchte, Luke in der Macht zu finden, in der Hoffnung, ihn diesmal ein bisschen eindeutiger spüren zu können, damit sie ihn vor der verborgenen Gefahr warnen konnte, die die Schatten vielleicht aus Qoribu mit in den bekannten Raum genommen hatte.

Die vier Hirne auf den medizinischen Holos unterschieden sich gewaltig nach Größe und Form: Das größte war oval mit nur einer kleinen, nach unten gerichteten Ausbuchtung, die sich mit dem Hirnstamm vereinte, das kleinste sah aus wie ein welker Pallie auf einem pulsierenden Pilzstamm. In dreien der Hirne blühten simultan Aktivitätszeichen in hellen künstlichen Farben auf, dann vergingen sie genau im gleichen Tempo wieder. Noch vielsagender waren die zweidimensionalen Alphawellen, die unter den Hologrammen dargestellt waren. Drei dieser Muster ließen sich nicht voneinander unterscheiden, hatten passende Frequenzen und Amplituden. Die vierte Welle, unter der soliden blauen Darstellung eines menschlichen Gehirns, wechselte zwischen flach und so wild bewegt, dass die Spitzen in dem Holo darüber verschwanden.

»Sehr komisch, Jacen.« Luke schaute stirnrunzelnd zu dem Liegesitz hin, auf dem sein Neffe ruhte und durch die Öffnung einer übergroßen Scankapuze starrte. »Würdest du bitte aufhören, mit den Hirnaufzeichnungen zu spielen?«

»Ich betone nur mein Argument.« Das vierte Hirn wurde vollkommen weiß. »Das hier wird dir nichts sagen. Du musst selbst herausfinden, ob du uns trauen kannst.«

»Es geht nicht um Vertrauen«, sagte Corran Horn. Zusammen mit Luke, Mara und mehreren anderen Jedi-Meistern stand er in der Isolierstation des Krankenhauses der Jedi-Akademie auf Ossus, wo sie hofften, sich weit von den neugierigen Augen der Galaktischen Allianz entfernt zu befinden. »Wir versuchen einfach nur festzustellen, was mit euch los ist.«

»Es hat nichts mit den Killiks zu tun«, sagte Tesar.

»Wir haben einfach das Kampfgeflecht zu oft benutzt«, erklärte Tahiri.

»Und jetzt können wir uns nicht mehr aus den Hirnen der anderen lösen«, schloss Tekli.

Obwohl Luke das Problem bekannt war. welches das Geflecht bei Überlebenden des Einsatzteams bewirkt hatte, nahm er an, dass diese neuen Symptome trotz allem, was die jungen Leute sagten, mit den Killiks zusammenhingen. Dennoch, das war eine Einschätzung, welche die Heilerin der Jedi besser treffen konnte.

Er schaute Cilghal an. »Was denkst du?«

Die Mon Calamari sah ihn aus einem vorstehenden Auge an. »Ich glaube, sie. irren sich.«

»Irren sie sich?«, fragte Kyp Durron mit seiner üblichen Taktlosigkeit. »Oder lügen sie?«

Tesar Sebatyne wollte sich die Scankapuze vorn Kopf reißen. »Dieser hier wird sich nicht.«

»Immer mit der Ruhe, Tesar.« Luke warf Kyp einen gereizten Blick zu. Das war nicht der richtige Moment, Tesar auch noch gegen sie aufzubringen. Der Barabel hatte vor weniger als vierundzwanzig Stunden gespürt, dass seine Mutter schwer verwundet worden war, und das Einzige, was er über die Umstände wusste, war ein vages Gefühl, das Luke von Leia erhalten hatte und das große Sorge um Saba nahelegte - und eine Warnung, dass er und Mara auf Ossus vielleicht ähnlichen Gefahren gegenüberstanden. »Ich bin sicher, Meister Durron wollte deine Ehrenhaftigkeit nicht in Frage stellen.«

Kyp ließ die Gelegenheit, sich zu entschuldigen, ungenutzt verstreichen und sah Cilghal an. »Also gut. warum glaubt Ihr, dass sie sich. irren?«

»Weil die Aktivität an den falschen Stellen stattfindet.«

Cilghal gab einen Befehl ein. und eine blasenförmige Struktur von der Größe eines Daumenabdrucks leuchtete tief im Hologramm von Tahiris Hirn auf.

»Bei einer Verbindung reagiert der Hypothalamus auf emotionale Vibrationen der Macht«, sagte Cilghal. Die Blase wurde größer und nahm eine rote Färbung an. »Längere Benutzung - oder sehr intensive - vergrößert diese Drüse und macht sie überempfindlich. Personen in einem Kampfgeflecht können auf diese Weise aneinander angepasst werden, sodass ihr Geist die Vibrationen ebenso deuten kann wie ein Komempfänger Senderwellen. Dann wird ein Geflecht zur Telepathie.«

»Was ist mit den Stimmungsumschwüngen?«, fragte Corran.

Cilghal gab einen weiteren Befehl ein. Über dem Bild von Tahiris Hypothalamus erschien etwas, das wie ein VogelBrustbein mit zwei langen, sich windenden Schwänzen aussah.

»Wenn es weiter genutzt wird, fließt die Wirkung über in den Rest des limbischen Systems, und die Angehörigen des Geflechts beginnen, an den Gefühlen der anderen teilzuhaben.«

Die Meister sahen einen Moment zu, wie das »Brustbein« dicker und dunkler wurde. Sie waren sich alle der Risiken der Verschmelzung bewusst, aber die meisten unter ihnen hörten Cilghals Theorie darüber, wie es tatsächlich funktionierte, zum ersten Mat. Luke spürte, dass sich einige von ihnen konzentrierten und darüber nachdachten, wie ihre eigenen limbischen Systeme reagieren mochten.

Schließlich fragte Corran: »Und wann kommt es zu den anderen Aktivitäten?«

Cilghal gab einen weiteren Befehl ein, Eine faserreiche, mützenartige und etwa zehn Zentimeter lange Struktur erschien über der Abbildung von Tahiris limbischem System und unter ihren beiden Hirnhälften. Sie befand sich, bemerkte Luke, in der besten Position, um als Brücke zwischen allen Hauptsektionen des Hirns zu dienen.

»Die Struktur des Corpus Callosum, des Gehirnbalkens, hat sich verändert«, sagte Cilghal. Während sie sprach, wurden die Darstellungen von Hypothalamus und limbischem System heller, bis sie nur noch ein unklarer gelblicher Nebel waren. »Dieser Nebel, den ihr hier seht, besteht aus frei hängenden Dendriten. Er ist ein Zeichen, dass Tesar, Tekli und Tahiri Impulse direkt von einem Hirn zum andern schicken.«

»Und Jacen?«, fragte Mara.

»Das ist schwer zu sagen.« Cilghal warf einen Blick zu Jacen, der unter seiner Kapuze saß und Farbspiele mit dem Hologramm seines Hirns veranstaltete. »Vielleicht ist es bei ihm anders, da er im Vergleich zu den anderen nur einen Bruchteil der Zeit dort gewesen ist.«

»Was sind das für Impulse?«, fragte Kyle Katarn. Mit braunem Haar, braunen Augen und einem hellbraunen Hemd, das in Reithosen steckte, sah er eher aus wie ein Bauer, der auf seine Felder zurückkehren wollte, und nicht wie einer der berühmtesten und fähigsten Jedi. »Sprecht Ihr von Machtimpulsen?«

Cilghal schüttete den lang gezogenen Kopf. »Nicht unbedingt. Nach dem, was Meister Skywalker sagt, scheinen die Killiks nicht machtsensibel zu sein.« Sie trat von dem Schaltpult weg, dann fuhr sie fort: »Ich nehme an, die Impulse liegen mehr im Bereich ihrer Auren.«

»Ihrer Auren?«, fragte Kenth Hamner. Er war ein hochgewachsener Jedi mit faltigem Gesicht, würdevoller Haltung und scharfem Geist, und er schaute sich die Dinge stets genau an. »Ich hatte immer den Eindruck, dass Auren ein Unsinn sind, den die Fallanassi ausgeheckt haben.«

»Nicht im Geringsten«, widersprach Cilghal. »Jedes Wesen ist von einer Aura subtiler Energien umgeben - Hitze, Elektrizität, magnetische und chemische Aktivitäten -. und einige dehnen sich bis auf zehn Meter weit aus. Ich habe einen Multiband-Detektor und kann sie euch gern zeigen.«

»Im Augenblick genügt uns dein Wort«, sagte Luke. In diesem Moment interessierte er sich weniger für Beweise als für eine Arbeitshypothese. »Wie sicher bist du?«

»Überhaupt nicht«, sagte Cilghal. »Ich muss noch Tests durchführen, um meine Hypothese zu verifizieren.«

»Tests sind sinnlos«, sagte Tekli aus ihrer Kapuze heraus. »Sie werden nichts ergeben.«

»Unser Problem ist das Kampfgeflecht«, wiederholte Tahiti noch einmal.

»Um das zu wissen, brauchen wir keine Tests«, stimmte Tesar ihnen zu.

Luke und die anderen Meister wechselten unbehagliche Blicke, und ihre gemeinsame Sorge wuchs nur noch. Dass die drei derart auf dem Machtgeflecht als Ursache ihres Zustands beharrten, war schon merkwürdig.

Schließlich sagte Corran: »Cilghal, du sagst, das Corpus. äh, was immer es ist, habe sich verändert. Wie ist das geschehen? Wurde das ebenso von der Aura bewirkt?«

»Wahrscheinlich nicht«, sagte Cilghal. »Die meisten Insekten verlassen sich eher auf Pheromone, um ihr Leben zu regeln, darum geht meine Vermutung in diese Richtung.«

»Das macht Sinn«, stimmte Mara zu. »Die Nester waren vollkommen durchdrungen von Pheromonen.«

»Wollt ihr behaupten, dass ein Geruch die Hirnstruktur der Jedi verändert hat?«

»Pheromone sind mehr als nur Gerüche«, sagte Cilghal. »Es sind sehr wirkungsvolle Chemikalien. Sie lösen in beinahe jedem höher entwickelten Lebewesen der Galaxis eine ganze Reihe von Verhalten aus - und körperliche Veränderungen.«

»Und sie verändern das Hirn?«, fragte Corran, »immer noch nicht überzeugt.«

»Alles verändert das Hirn«, sagte Cilghal. »Wann immer man etwas Neues erfährt oder eine Fähigkeit entwickelt oder sich erinnert - das Hirn speichert neue Zusammenhänge und Zugangsinformationen. Wenn man die richtigen Reize einsetzt, ist es sehr wahrscheinlich, dass große Teile des Hirns tatsächlich manipuliert werden können.«

»Also verändert sich das Hirn, wenn man sich zu lange in dieser pheromongeschwängerten Atmosphäre aufhält?«, wollte Mara wissen.

»Genau«, erwiderte Cilghal. »Besonders, wenn die Pheromone über die Nase wirken. Bei den meisten Spezies hat der Geruchssinn direkte Verbindung zum Hirn.«

»Bist du sicher, dass diese Jedi sich nur irren hinsichtlich dessen, was mit ihnen passiert?«, brachte Kyp seine Frage von vorhin erneut auf, ohne dass Luke einen Grund dafür sah. »Sie könnten nicht vielleicht auch lügen?«

»Wir lügen nicht!« Tesar sprang auf, schob die Kapuze zurück und zeigte mit einem Klauenfinger auf Kyp. »Wir lügen nicht!«

Besorgt, weil Kyp offenbar etwas spürte, das er nicht wahrnahm, dehnte sich Luke zu Tesar und den andern aus. Er spürte Empörung, Verwirrung, selbst ein wenig von der doppelten Präsenz von Nicht-Insekten, die sich dem Nest angeschlossen hatten - aber keine Unehrlichkeit. Soweit er sagen konnte, glaubten die drei zumindest, die Wahrheit zu sagen.

Luke berührte Kyp in der Macht, damit der sich entschuldigte, aber der Jedi mit dem zottigen Haar ignorierte es und erwiderte nur Tesars wütenden Blick.

»Dann beweist es«, sagte er schließlich. »Sagt uns, warum ihr aus Qoribu zurückgekommen seid.«

Die Spitze von Tesars gespaltener Zunge schoss zwischen seinen Lippen hervor, und der Zorn in seinen Augen mit den geschlitzten Pupillen wurde zu Bewunderung.

»Sehr gut, Meister Durron«, sagte er. »Das haben wir wirklich nicht kommen sehen.«

»Ich bin froh, dass ich dir noch etwas beibringen kann«, sagte Kyp. »Wirst du antworten?«

»Selbstverständlich«, mischte sich Tahiri ein und erhob sich von ihrem Liegesitz. »Ihr brauchtet nur zu fragen.«

»Also fragen wir«, sagte Mara.

»Wir sind zurückgekommen, weil wir den Rat dazu bringen wollen, den Killiks zu helfen«, erklärte Tesar. »Die Kolonie kann die Chiss nur durch Krieg aufhalten.«

»Und die Jedi können eine andere Art von Druck ausüben«. fügte Tahiri hinzu. »Das ist für alle das Beste.«

»Darüber werden die Meister des Rats entscheiden«, wandte Kenth ein. »Werdet ihr euch dann an ihre Entscheidung halten?«

»Wir irren uns in dieser Sache nicht«, erklärte Tahiri störrisch.

»Die Chiss begehen Völkermord«, fügte Tesar hinzu. »Wir müssen etwas unternehmen.«

»Sofort.« Tekli schob sich die Kapuze vom Kopf und stellte sich zu den anderen, womit nur Jacens Hirn - derzeit golden und pulsierend - weiterhin auf dem Medhol zu sehen war. »Sind wir als Jedi nicht verpflichtet, die Schwachen zu schützen?«

»Jedi sind an viele Pflichten gebunden, die sich häufig widersprechen«, stellte Kenth klar. »Und aus diesem Grund haben wir den Rat der Meister. Ich frage noch einmal: Werdet ihr euch an unsere Entscheidung halten?«

Die drei schwiegen, dann senkten Tahiri und Tekli den Blick, und Tesar sagte: »Das hängt von der Entscheidung ab.«

Kenth und Corran wichen sichtlich von ihm ab.

Nur Kyp Durron lächelte. »Nun, das ist eine ehrliche Antwort.«

»So ehrlich, wie sie zurzeit sein können«, sagte Cilghal. Sie wandte sich Luke zu. »Ich stelle ihre Integrität nicht gern in Frage, Meister Skywalker, aber alles, was sie sagen, klingt verdächtig. Wir müssen annehmen, dass ihr Urteilsvermögen in Mitleidenschaft gezogen wurde, von derselben Kraft, deren Ruf sie anfangs empfangen haben.«

Tesar warf Cilghal einen wütenden Blick zu. »Ihr behauptet also, dass man uns nicht trauen kann?«

Sie begegnete seinem Blick mit ruhiger Gelassenheit. »Man kann euch keine Schuld daran geben. Aber ja, das genau ist es, was ich sage.«

Tesar schaute von Cilghal zu Luke und Kyp und wieder zu Luke, dann schlug er mit dem Schwanz auf den Boden und kehrte zu seinem Liegesitz zurück.

Tahiri übernahm seinen Platz. »Das haben wir nicht verdient!« Sie sah Luke direkt an. »Ihr habt keinen Grund, uns zu behandeln, als wären wir Sith.«

»Vielleicht nicht«, sagte Kenth. »Aber bis diese mysteriösen

Attentate auf Yoggoy und Qoribu geklärt sind, schadet es nichts, auf Nummer sicher zu gehen.«

»Unbedingt«, krächzte Tesar von seinem Sitz aus. »Dieser hier möchte auf keinen Fall, dass Ihr uns fürchtet.«

Luke wandte sich Cilghal zu. »Vielleicht kannst du näher erläutern, was dich beunruhigt?«

Die Mon Calamari nickte. »Es ist sehr einfach. Das Geflecht kommt immer von außen - man weiß, dass man die Gedanken von anderen hört und ihre Gefühle wahrnimmt. Aber das hier. Diese Verbindung fühlt sich an, als käme sie von innen. Das, was unsere Jedi-Ritter dadurch sehen - oder hören oder riechen oder schmecken -, wirkt wie Empfindungen, die sie selbst wahrnehmen. Selbst die Gedanken, die sie teilen, scheinen aus ihrem eigenen Kopf zu kommen.«

»Dann können sie also nicht unterscheiden, ob die Gedanken, die sie haben, ihre eigenen oder fremde sind?«, fragte Mara. Luke konnte spüren, dass sie sich ebensolche Sorgen machte wie er, dass sie befürchtete, die jungen Jedi-Ritter bereits an die Kolonie verloren zu haben. »Also können sie auch nicht einfach fremde Gedanken ignorieren, wie es uns bei einem Machtgeflecht möglich ist?«

»Ich fürchte, das stimmt«, sagte Cilghal. »Sehr wahrscheinlich können sie die eigenen und fremde Gedanken nicht auseinanderhalten.«

Die Meister betrachteten Tahiri und die anderen jungen Jedi schweigend, und auf ihren Mienen spiegelten sich die gleiche Sorge und Unsicherheit, wie Luke sie empfand. Cilghal konnte vielleicht einen Weg finden, ihre Hirnstrukturen wieder in den früheren Zustand zu bringen. Aber die Patienten waren eindeutig nicht kooperativ, und das würde ihre Gesundung zu einem langen, schwierigen Prozess machen.

Schließlich sagte Kenth: »Nun, das erklärt vieles. Sie verhalten sich zweifellos nicht wie sie selbst.«

»Vielleicht nicht«, sagte Tesar. Er beugte sich vor, achtete aber darauf, das langsam zu tun und keinen bedrohlichen Eindruck zu erwecken. »Aber das bedeutet nicht, dass wir uns irren, was Qoribu betrifft.«

»Fragt die Meister Skywalker«, schlug Tekli vor. »Sie haben Jwlio beide gesehen. Sie können darüber berichten, was die Chiss dem Mond angetan haben.«

»Das stimmt«, erklärte Luke. »Mara und ich waren nicht lange genug auf Qoribu, um viele Einzelheiten zu ermitteln, aber es ist klar, dass die Chiss versuchen, die Killiks aus dem System zu vertreiben.«

»Und es ist ebenso klar, dass die Killiks nicht die notwendigen Ressourcen haben, um ihre Welt aufzugeben und sich eine neue zu suchen«, fügte Mara hinzu. »So, wie es aussieht, wird es Krieg geben, und am Ende steht vielleicht die Vernichtung beider Spezies.«

Tahiri strahlte. Tesar setzte ein reptilisches Lächeln auf, und Tekli richtete die Ohren nach vorn.

Dann fragte Corran: »Warum?«

Tesar erhob sich. »Warum was?«

»Warum machen die Chiss das?«, fragte er. »Sie sind xenophob und geheimniskrämerisch, aber keine Expansionisten. Wenn sie versuchen, die Killiks zu vertreiben, müssen sie einen Grund haben.«

»Sie haben Angst, dass sich die Kolonie auf ihr Territorium ausdehnt«, erklärte Tesar. »Das ist es jedenfalls, was die Chiss sagen, die jetzt zum Nest gehören.«

»Es muss noch mehr geben«, meinte Mara. »Würden sich die Chiss nur um die Grenzsicherheit sorgen, hätten sie sehr wahrscheinlich gewartet, bis sie ein Nest in ihrem Territorium entdecken, und erst dann angegriffen.«

»Das stimmt«, sagte Luke. »Etwas an den Killiks erschreckt die Chiss so sehr, dass sie sie nicht in ihrem System haben wollen.«

»Danach müsst ihr die Chiss selbst fragen«, sagte Tahiri.

»Das sollten wir aber nicht müssen«, stellte Kenth fest. »Ist es nicht die erste Pflicht eines Jedi, beide Seiten eines Konflikts zu verstehen?«

Tahiri sah ihn an und hob trotzig das Kinn. »Wir waren beschäftigt.«

»Damit, Unschuldige zu retten.«

»Und ihr seht, was passiert ist«, sagte Kenth. »Nun sind beide Seiten einem Krieg näher als zuvor.«

»Mag sein«, gab Tekli zu. »Aber Sie sollten die Qoribu-Nester nicht verdammen, weil wir einen Fehler gemacht haben.«

»Und ihr solltet die Jedi nicht in Aktionen verstricken, die die Meister nicht autorisiert haben.« Corran wandte sich von den dreien ab und sprach die anderen Meister an. »Unsere erste Sorge muss der Stabilität der Galaktischen Allianz gelten.«

»Nein.« Kyp Durron überraschte alle, indem er an Tahiris Seite trat. »Jedi sind niemandes Söldner. Auch nicht die der Galaktischen Allianz. Unsere erste Sorge - unsere einzige Sorge - sollte unserem Gewissen gelten. Wir müssen uns dorthin wenden, wohin es uns führt.«

Auch Octa Ramis. die bis dahin geschwiegen hatte, meldete sich zu Wort und schloss sich Kyp an. dann stimmte auch Kenth Corran zu. Kyp wiederholte seine Ansicht, und die Diskussion entwickelte sich schnell zu einem Streit. Tahiri. Tekli und Tesar schwiegen und gaben sich damit zufrieden, ihre Argumente von ihren Fürsprechern vortragen zu lassen. Luke warf einen Blick zu Jacen, der weiter elegante Lichtwirbel auf seinem Hirnholo fabrizierte, und wünschte sich, den Streit ebenfalls ignorieren zu können. Am liebsten wäre er gegangen und hätte sich nach einem Hacker umgesehen, der sich Zugang zu dem abgeschotteten Bereich in R2-D2s Erinnerung verschaffen konnte, aber persönliche Angelegenheiten mussten warten. Die Debatte zwischen den Meistern wurde schnell hitziger.

Luke stellte sich in die Mitte des Knäuels, das sich gebildet hatte.

»Das reicht!« Der Tumult ebbte sogleich ab. »Das hier ist nicht der Zeitpunkt für Streitigkeiten. Wir sind nur hier, um uns die Ergebnisse von Cilghals Tests anzusehen und uns den Bericht der Jedi-Ritter anzuhören.«

Verlegenes Schweigen breitete sich aus, als die Meister über ihre Ausbrüche nachdachten, dann wurde Kyp rot im Gesicht und senkte den Kopf. »Ich habe mich von meinen Gefühlen mitreißen lassen. Ich bitte um Entschuldigung.«

»Das ist nicht nötig«, sagte Corran und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wir waren alle ein bisschen erregt.«

»Meister Skywalker hat recht«, fügte Kyp hinzu. »Wir sind nur hier, um zuzuhören.«

»Ihr habt mir noch nicht zugehört.«

Jacen klang, als stünde er weniger als einen Meter von der Gruppe entfernt. Aber als Luke sich umsah, sah er nur das Bild des Gehirns seines Neffen, das über dem Holopad schwebte. Jacen selbst saß immer noch auf seinem Liegesitz und starrte blicklos durch die Öffnung seiner Scankapuze.

»Also gut. Jacen«. sagte Luke. »Wir sind sehr interessiert an deinem Bericht.«

Das Hologramm pulsierte in schillernden Farben, und die Alphalinie darunter bebte in einer tiefen, dröhnenden Stimme, die kaum als die von Jacen zu identifizieren war.

»Killiks sind gefährliche Freunde, aber niemandes Feind«, sagte das Hirn. »Die wahre Gefahr liegt nicht darin, was die Jedi tun, sondern in ihrem Versagen, überhaupt zu handeln.«

Die Reaktion der anderen war genau, wie Jacen es beabsichtigt hatte. Nachdenkliches Schweigen senkte sich über die Gruppe, und die Blicke der Meister wandten sich auf der Suche nach dem tieferen Sinn von Jacens Worten nach innen.

Luke ging zum Schaltpult. »Sehr komisch«, sagte er und schaltete das Holo ab. »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst aufhören, mit Cilghals Hirnscanner zu spielen?«

Han und Leia saßen im Cockpit zusammen auf einem einzigen Sitz und betrachteten das durchscheinende Nichts des Hyperraums, das lautlos vorbeiglitt. Der Sprung dauerte lange, und es gab keinen Grund für sie, ihn auf Wache zu verbringen, aber das Cockpit war der einzige Platz in dem plötzlich überfüllten Falken, um ein wenig Zeit miteinander zu verbringen, und nach ihren Erlebnissen mit Jaina war Han froh, dass sie das taten. Es half, zu wissen, dass sich Leia ebensolche Sorgen um Jaina machte wie er - dass auch sie unbedingt herausfinden wollte, was Raynar wirklich für ihre Tochter plante, und dann so bald wie möglich nach Qoribu zurückkehren und dem ein Ende machen.

»Du bist auf einmal besserer Laune«, stellte Leia fest.

»Ich denke, es hilft, mit dir zu reden«, gab Han zu. »Aber woher weißt du das?«

»Du summst. Du summst sonst nie.«

»Summen?« Han runzelte die Stirn. »Ich summe nicht.«

»Tatsächlich?« Leia legte den Kopf schief. »Es hörte sich aber ganz bestimmt so an.«

Han drehte den Sitz herum, bis er in die gleiche Richtung lauschen konnte wie zuvor Leia, dann konnte er es ebenfalls hören, ein leises, sich in der Tonhöhe kaum veränderndes Summen.

»Das bin ich nicht.« Sie standen beide auf. »Das ist die Kühlleitung.«

»Die Kühlleitung?« Leia ließ sich auf den Copilotensitz fallen und begann, Statusmeldungen aufzurufen. »Sollte das nicht einen Alarm auslösen?«

»Gute Frage.« Han wandte sich Richtung Heck und starrte den Flur entlang. »Fahr den Hyperantrieb runter und lass das Schiff langsam abkühlen. Ich checke das System und werde schauen, was ich herausfinden kann.«

Das Summen wurde stetig lauter, als Han sich dem Heck näherte. Als er die Hauptkabine betrat, hatte es sich zu einem ärgerlichen Dröhnen gesteigert. In der Hauptkabine befanden sich der Rest seiner Besatzung und die Passagiere. Cakhmaim und Meewalh kamen ihm entgegen, zupften aber noch an ihren ärmellosen Gewändern herum. Alema und Juun sahen beide müde aus und trugen ihre Schlafkleidung, die in Alemas Fall aus erheblich weniger als ihrem Tagesgewand bestand.

C-3PO war ebenfalls anwesend und selbstverständlich wach. »Ich glaube nicht, dass ich auf dem Falken je ein solches Geräusch gehört habe, Captain Solo. Was ist das?«

»Kochende Kühlflüssigkeit«, spekulierte Juun und gähnte. Er reckte sich. »Der Hyperantrieb muss.« Dann verschwand die Müdigkeit aus den vorstehenden Augen des Sullustaners. »Bah! Der Hyperantrieb überhitzt sich!«

Ein lautes Krachen erklang, als der Falke einen Notfallrücksprung in den Normalraum vornahm. Das Dröhnen in der Kühlleitung wurde zu einem lauten, blubbernden Zischen.

Han zeigte auf Juun, dann riss er den Daumen zum Cockpit. »Übernehmen Sie die Navigationsstation und finden Sie heraus, wo wir sind. 3PO, du übernimmst die Komstation, falls wir einen Notruf ausschicken müssen. Alle anderen kommen mit.«

Han führte sie zum Heck des Schiffs, dann öffnete er dort ein Zugangspaneel und starrte das Durcheinander von Ventilen und strahlengeschützten Stromkreisen an. die die Einheit selbst umgaben. Es bestand keine Notwendigkeit, einen Thermoscanner zu benutzen, um herauszufinden, um was es ging. Die untere innere Leitung war ausgebeult, glühte hellblau und klapperte, als befände sich ein Profrogg darin. Han schaltete mehr Licht an und kroch in den heißen Innenraum, dann folgte er der Leitung zu der dunklen Nische, wo sie in den Regulator eindrang. Das Abzweigventil hatte sich nicht geöffnet, aber Han konnte nicht erkennen, was diese Fehlfunktion bewirkt haben konnte - oder warum der Sensor keinen Alarm gegeben hatte.

»Meewalh, ich brauche feuerfeste Handschuhe und einen Gesichtsschild.«

Bevor er die Bitte noch beenden konnte, reichte ihm die Noghri bereits das Gesuchte.

Als Han die Ausrüstung anlegte, erklang Juuns Stimme über das Interkom. »Captain Solo, ich konnte noch nicht identifizieren, wo wir genau.«

»Arbeiten Sie weiter daran, ich bin sicher, Sie finden es heraus.« Han verdrehte die Augen. »Und dann sagen Sie mir Bescheid.«

»Selbstverständlich«, erwiderte Juun, dann fragte er: »Wollen Sie, dass ich warte, bis wir tatsächlich angegriffen werden?«

»Was?« Han fuhr herum und stieß sich den Kopf an einer Verstrebung. »Verdammt, was meinen Sie mit tatsächlich?«

»Han, es sieht so aus. als befänden wir uns immer noch auf Kolonie-Territorium«, sagte Leia. »Und ein Schwärm von Pfeilschiffen kommt auf uns zu.«

»Rodder!« Han schickte die Noghri in die Geschütztürme, dann zog er den zweiten Schutzhandschuh an. »Also gut, vergesst das mit dem Abkühlen. Berechnet den Rest des Sprungs mit drei Vierteln der Energie - und dann los. Das hier sollte nicht lange dauern.«

»Sie wissen, wo das Problem liegt?« Juuns Stimme klang ehrfürchtig. »Jetzt schon?«

»Noch besser.« Han griff nach dem Regulator und schaltete die beschädigte Kühlleitung ab. »Ich habe eine Reparaturmöglichkeit gefunden.«

Als sich Han wieder in die Kabine zurückzog, starrte Alema ihn stirnrunzelnd an, die Lekku über der Brust verkreuzt.

»Starr mich nicht so an«, sagte er. »Davon bekommt man Falten.«

Das Stirnrunzeln verschwand sofort. »Sind Sie sicher, dass es notwendig ist, sich dieser Art von Risiko zu stellen?«, fragte sie. »Die Pfeilschiffe kommen nur, um uns zu begrüßen. Ihr Nest könnte uns vielleicht bei den Reparaturen helfen.«

»Erstens müssen nicht alle Pfeilschiffe freundlich sein.« Han reichte ihr den Gesichtsschild, dann zog er die Handschuhe aus. »Und zweitens bleibt Saba nicht so viel Zeit, bis das hier repariert ist - und Luke und Mara vielleicht ebenfalls nicht.«

»Und drittens?«

»Es gibt kein Drittens.«

»Es gibt immer ein Drittens«, sagte Alema.

»Also gut, drittens.« Han reichte ihr die Handschuhe, und nachdem der Falke wieder in den Hyperraum gesprungen war, fuhr er fort. »Ich bin der Captain, und ich sage, so ist es sicherer.«

Alema trat einen Schritt zurück. »Na gut. War nur eine Frage«, sagte sie. »Vielleicht sollten wir nach Saba sehen.«

»Geh schon mal vor«, sagte Han und fragte sich, warum die Twi'lek glaubte, nach der Barabel sehen zu müssen. Käfer und Käferliebchen, dachte er. Man kann ihnen einfach nicht trauen.

Plötzlich hatte er ein Bild vor dem inneren Auge, wie sich Jaina und Raynar an den Unterarmen hielten, und er schauderte. Er schloss das Zugangspaneel und machte sich auf den Rückweg. »Ich muss die Dinge im Cockpit im Auge behalten.«

Han hatte das Cockpit kaum betreten, als Juun auch schon Bericht erstattete. »Wir müssen die Verzerrungskontrolle neu kalibrieren. Die Hitze hat eine unzulässige Leistungserhöhung bewirkt, und wir sind um sieben Tausendstel eines Grads vom Kurs abgekommen.«

»Dazu haben wir keine Zeit«, sagte Han. Neu zu kalibrieren würde Tage von Versuchssprüngen bedeuten, und dann würden sie alles noch einmal nachmessen müssen, sobald sie in die Galaktische Allianz zurückgekehrt waren. »Lassen Sie einfach ein Kompensationsprogramm laufen.«

»Ein Kompensationsprogramm?« Juun war verdutzt. »Aber die Routineprozedur besteht darin, stets neu zu kalibrieren und.«

»Sie besteht auch darin, auf die Befehle des Captains zu huren«, sagte Han und setzte sich auf den Pilotensitz. »Lassen Sie einfach das verdammte Programm laufen.«

Juun schwieg einen Augenblick, dann fragte er leise: »Habe ich irgendetwas mit der Fehlfunktion zu tun?«

Han wurde nachgiebiger. »Gute Frage.« Er dachte einen Augenblick darüber nach und stellte sich ein Bild des gesamten Kühlsystems vor. Ein unteraktives Abzweigungsventil konnte tatsächlich eine weitere Fehlfunktion auslösen, aber sicherlich kein vollkommen geschlossenes - besonders nicht, wenn der Hyperantrieb ohnehin nicht vollständig eingesetzt wurde. »Ich glaube nicht.«

»Sie glauben nicht?«, wiederholte Juun. »Haben Sie die Fehlfunktion denn nicht lokalisiert?«

»Keine Zeit«, sagte Han, der sich wieder zu ärgern begann.

»Aber wenn Sie das Problem nicht lokalisiert haben, wie können Sie dann wissen, was los ist?«

»Ich weiß es eben«, knurrte Han. »Und? Werden Sie sich jetzt dazu herablassen, das Programm zu starten, oder soll ich es selbst machen?«

»Ich rate Ihnen, sich lieber für die erste Möglichkeit zu entscheiden«, warf C-3PÜ ein. »Wenn Captain Solo diesen Ton anschlägt, hat er die unangenehme Angewohnheit, primäre Systeme einfach abzuschalten.«

»Schon gut. Jae«, sagte Leia. »Han weiß, was er tut.«

»Oh, das ist mir klar. Prinzessin Leia«. erwiderte Juun. »Ich fragte nur. weil ich gern verstehen würde, wie Han Solo solche wichtigen Entscheidungen trifft.«

»Möchten wir das nicht alle?«, erwiderte Leia.

Juun startete das Kompensationsprogramm, dann ließ er den Falken in den Hyperraum zurückspringen und verbrachte die nächste Viertelstunde damit, schweigend dazusitzen, die Statusschirme zu überwachen und nach dem leisesten Summen in den Kühlleitungen zu lauschen. Han hatte sich schließlich genug beruhigt, um den Notfall als beendet zu erklären. Er schickte Juun in die Hauptkabine, um den anderen zu sagen, dass sie wieder in die Kojen gehen sollten, dann warf er Leia einen Blick zu und bemerkte, dass sie fasziniert ihren Schirm betrachtete und auf der Unterlippe kaute, als sie Juuns Kompensationsparameter mit den Statuswerten verglich.

Sie hatte die gleiche interessierte Miene aufgesetzt wie oft als Staatschefin der Neuen Republik, wenn sie sich einen Bericht ansah oder eine Initiative begutachtete, die hungrige Eingeborene auf Gottlegoob ernähren sollte, oder wenn sie als Rebellenführerin eine Formation Kreuzer bei Farbog betrachtet hatte. Es war ein Ausdruck, den Han seit Ende des Krieges mit den Yuuzhan Vong nicht mehr an ihr bemerkt hatte, als langwieriger Wiederaufbau an die Stelle der Herausforderung des Kampfes getreten und das Leben auf dem Falken irgendwie enger, wenn auch familiärer geworden war.

Es war ein Ausdruck, den Han vermisst und für dessen Verlust er sich verantwortlich gefühlt hatte. So gern er Leia auch endlich für sich allein hatte, er wusste, dass sie mehr brauchte. Sie würde niemals nur damit zufrieden sein, in der Galaxis herumzufliegen und Abenteuer zu erleben. Sie brauchte die Gewissheit, etwas Wichtiges zu tun, dass sie die Galaxis wieder zusammenfügte und sich darum kümmerte, dass die Megakonglomerate nicht am Ende alles vereinnahmten.

Sie schien seinen Blick zu spüren - oder vielleicht in der Macht wahrzunehmen - und schaute von den Buchstaben und Zahlen auf ihrem Bildschirm auf. »Stimmt was nicht?«

»Ganz im Gegenteil«, sagte Han. »Ich fragte mich nur gerade.« Er hatte sagen wollen ». ob du glücklich bist«, aber er wusste, dass das falsch ankommen würde - es würde sich anhören, als wäre er unglücklich. »Nun, wenn.«

»Juuns Werte sind vollständig, falls du dir deshalb Sorgen machst«, sagte sie. »Wir befinden uns nicht gerade in einem Bereich, in dem überhaupt nichts passieren kann - aber das tun wir sonst auch nicht.«

»Ja«, erwiderte Han. »Darum geht es mir auch irgendwie. Hast du eigentlich je unsere alte Wohnung auf Coruscant vermisst?«

Leia legte den Kopfschief und sah ihn an wie ein Worrt, der einen Kreetle anpeilt.

»Ein richtiges Schlafzimmer zu haben, in dem nur wir schlafen, und eine echte Küche, wo wir echtes Essen kochen können?«

»Die Wohnung ist weg - zusammen mit allem anderen, was wir auf diesem Planeten hatten.« Leia war darum bemüht, Hau nicht anzusehen. »Und ich kann mich nicht erinnern, viel gekocht zu haben.«

»Das bedeutet aber nicht, dass mir dein Essen nicht schmeckte«, erwiderte er. »Wir könnten uns eine andere Wohnung nehmen. Da die Wiederaufbaubehörde zumindest nach außen hin versucht, den Regierungssitz zurückzuverlegen.«

»Warum denn?«, fragte Leia. »Ich dachte, das Leben im Falken gefällt dir.«

»Ja«, sagte Han. »Aber es gibt mehr Möglichkeiten als das. glücklich zu sein.«

Leia runzelte die Stirn. »Han, jetzt bringst du mich durcheinander. Hast du bunte Blitze gesehen? Fühlst du dich schwindlig? Hast du Schwierigkeiten, wenn du.«

»Ich hatte keinen Infarkt«, stellte Han fest. »Es geht mir gut.«

»Gut.« Leia wandte sich wieder dem Statusschirm zu. »Mir ebenfalls.«

»Und ich bin nicht alt«, sagte Han. »Hatte ich das gesagt?«

Han aktivierte seinen eigenen Schirm und ließ ein paar Sensortests laufen, um die Fehlfunktion aufzuspüren, die verhindert hatte, dass das Sicherheitssystem das Kühlerproblem entdeckt hatte, bevor es beinahe kritisch geworden war. Etwa eine Stunde später wusste er. dass alle Sensoren an der Kühllinie nicht optimal funktionierten. Es brauchte eine weitere Stunde, um herauszufinden, dass die Anzeige einer Sensoreinheit wiederholt und damit die Anzeige einer anderen unterschlagen wurde. Jede dieser Fehlfunktionen war allein schon gefährlich, zusammen hätten sie zu einer Katastrophe führen können.

»Ich weiß nicht mehr, wo wir den Hyperraumantrieb das letzte Mal gewartet haben«, sagte Han. »Aber wenn wir das nächste Mal in diese Gegend kommen, erinnere mich daran, den Verantwortlichen einen Raumtorpedo zu schicken.«

»Schlechte Kühlflüssigkeit?«, fragte Leia. Probleme mit Kühlflüssigkeit kamen meist von zu viel ätzenden Bestandteilen.

»Ja, das ist durchaus möglich«, antwortete Han. »Und ein Kurzschluss hat bewirkt, dass die Statusmeldungen einer Sensoreinheit gleich zweimal angezeigt werden und eine nicht.«

»Tatsächlich?« Leia wirkte nachdenklich. »Ich frage mich wirklich, wie wahrscheinlich es ist, dass gleich zwei solche Probleme auftreten.«

»Um die hundertzwölftausend zu eins, Prinzessin Leia«, gab C-3PO höflich Antwort. »Und die Wartungsmannschaft im Jedi-Tempel ist für gewöhnlich recht fähig.«

»Dort haben wir die Flüssigkeit das letzte Mal gewechselt?«, fragte Han. Ohne auf eine Antwort zu warten, sah er Leia an. »Findest du auch, dass hier etwas sehr unangenehm riecht?«

»Ja«, sagte sie. »Der Tempel würde inzwischen lange wissen, dass er schlechte Kühlflüssigkeit benutzt hat. Jemand hätte uns gewarnt.«

»Ja«, sagte Hau. »Aber auffällig ist vor allem, dass es immer uns trifft.«

»Sabotage?«

»Genau das denke ich«, sagte Hau. »3PO. finde heraus, wies Saba geht, und Meewalh und Cakhmaim sollen noch einmal das Schiff durchsuchen. Sag ihnen, sie sollen nach Kol und Käferspuren Ausschau halten. Das ist vielleicht der einzige Weg. festzustellen, ob wir welche haben.«

»Äh, nun ja.«. sagte 3PO.

»Killiks«, sagte Han. »Blinde Passagiere.«

Der Droide drehte sich gehorsam um und ging. Han bemerkte, dass Leia zerstreut durch das Kanzelglas starrte. Es war der gleiche Blick, den er schon Dutzende Male gesehen hatte, wenn sie sich in der Macht ausdehnte und versuchte, Luke vor Attentäter-Käfern zu warnen.

Er wartete, bis sie die Aufmerksamkeit wieder dem Cockpit zuwandte, dann fragte er: »Und, hattest du Glück?«

»Luke ist mit irgendwas beschäftigt, das mit der Familie zu tun hat. Ich glaube, er dachte, dass ich ihm von Saba berichten wollte.« Leia schüttelte den Kopf. »Die Verbindung ist einfach nicht stark genug, um ihn oder Mara wirklich zu erreichen.«

»Was ist mit Jacen?«

»Das weiß ich nicht«, sagte Leia. »Keine Ahnung, ob er mir einfach nicht glaubt oder mich nur nicht versteht.«

»Mist«, sagte Han. »Wir können alle ein wenig Hilfe brauchen. Wenn es wirklich Sabotage.«

Er hielt inne. denn auf einmal war vor ihnen ein schwacher blauer Streifen erschienen, der sich horizontal durch die opalisierende Leere des Hyperraums erstreckte.

»Leia, hast du das gesehen?«

»Was?«

Han zeigte auf den Streifen, der nun langsam dicker wurde und Farben von Weiß bis zu dunklem Lila annahm. »Farben.«

»Sehr lustig«, sagte Leia. »Es tut mir leid, dass ich dich alt genannt habe.«

»Nein, wirklich.« Han zeigte auf den Streifen, der fingerbreit geworden war und ein dunkleres Saphirblau angenommen hatte. »Sieh dir das an.«

Leia tat es und riss den Mund auf. »Sollte das hier sein?«

Blaue Lichtblitze begannen auf beiden Seiten aus dem Streifen zu schießen.

»Nein«, antwortete Han.

»Weshalb hat uns der Annäherungsalarm dann nicht aus dem Hyperraum gerissen?«

»Das willst du nicht wirklich wissen.«

Bis Han den Hyperraumantrieb ausgeschaltet hatte, hatte sich der Streifen in eine verflochtene Grimasse aus Blau und Weiß verwandelt, und die Spitzen saphirblauer Fangzähne spiegelten sich in der Aussichtskuppel. Han zog den Kontrollhebel in die Notfallstellung - und ein gedämpftes Krachen erklang im Heck des Falken.

»Han!«, rief Leia. »Warum will ich das nicht wissen?«

»Das sage ich dir in einer Minute.« Das gesamte Schiff begann zu zucken und zu schaudern, und ein unheimlicher Chor lauten Summens erhob sich im Flur. »Verdammt noch mal!«

Er schaltete den Hyperantrieb wieder ein. Das Schiff zitterte erneut, und das Summen verklang, aber das Blau auf dem Schirm wuchs und umschlang den Falken.

»Sag mir. Han, was ist es, das ich auf keinen Fall wissen will?«

»Was ist los?«, erklang eine dünne Stimme von der Tür des Cockpits. »Sind wir in einen Nebelfleck geraten?«

Han war sich vage bewusst, dass Leia Juun anschaute. Die blauen Zähne hatten sich ins Innere eines Mauls mit weißen Blutgefäßen verwandelt, und Han war voll und ganz damit beschäftigt zu entscheiden, was er als Nächstes tun sollte.

»Sind Sie schon öfter in einen Nebel geflogen?«, fragte Juun.

»Selbstverständlich viele, viele Male«, versicherte Juun ihr. »Aber für gewöhnlich schalte ich dann den Hyperraumantrieb ab und fliege einfach wieder hinaus.«

»Diese Möglichkeit haben wir nicht«, erklärte Han. Er benutzte den Kontrollschalter für den Hyperantrieb, bis er das erste leichte Schwirren vernahm. Es dauerte nicht lange. »Es wird uns die Kühlleitung zerreißen, wenn die Abschalttemperatur ihren Höhepunkt erreicht.«

»Ich dachte, darum hätten Sie sich gekümmert?«, beschwerte sielt Juun.

»Ich ebenfalls.« Han warf einen Blick auf Juuns Spiegelbild an der Glaskanzel. »Jemand hat das wieder rückgängig gemacht.«

Falls Juun die Furcht in Hans Stimme bemerkte, verbarg er das gut. »Nun, Sie können nicht einfach weiterfliegen. Die Gasreibung wird zu einer Verzerrung führen.«

»Die Verzerrung wird uns nicht umbringen«, erwiderte Hau. Die Stabilisatoren des Falken würden sie wahrscheinlich innerhalb sicherer Grenzen halten. »Es ist die Staubhülle, die mir Sorgen macht.«

»O ja.« Juun klang irgendwie verloren. »Die Staubhülle.«

»Wie lange?«, fragte Leia.

Sie war eine zu gute Copilotin, um zu fragen, was geschah, wenn sich ein Schiff im Hyperraum durch die Streifen und Schichten von Staub und Schutt innerhalb eines sich ausdehnenden Nebels bewegte.

»Das hängt davon ab, wie alt der Nebel ist«, sagte Han. Weiße Kreise von zwei Meter Durchmesser leuchteten vor dem Falken auf, als die ersten Staubblüten gegen seine vorderen Schilde stießen. »Aber nicht lange genug.«

»Das hier ist ein junger«, stellte Juun fest. »Ein sehr junger.« Das Schwirren verklang schließlich, und Hau drosselte das Tempo, bis er es wieder hörte. Er verzögerte damit nur das Unvermeidliche, aber manchmal war das die einzige Möglichkeit.

»Hau.« Ein Zittern lag in Leias Stimme, und sie starrte geradeaus durch das Kanzelglas. »Sag mir. werden wir sterben?«

»Kannst du diesen Trick mit dem Nebel noch einmal anwenden, den du auf Borao eingesetzt hast?«, fragte Han. »Und ihn um etwa zwölf Lichtjahre ausdehnen?«

»Das bezweifle ich«, antwortete Leia.

»Nun ja, dann werden wir vermutlich sterben.«

»Schade, dass Tarfang nicht hier ist«, warf Juun ein.

Han verzog das Gesicht und warf einen Blick auf das spiegelnde Kanzelglas. »Ich denke, Sie mögen den kleinen Klotzkopf.«

»Sehr. Daher fände ich es sehr bedauerlich, wenn sein Name nicht mit denen aufgelistet wird, die zusammen mit Han Solo umkamen.«

»Nicht so schnell«, warf Leia ein. Die Staubpartikel blühten nun in schnellerem Abstand und immer wilder auf und ließen den Hyperraum durch die kleinen Nova, die sie erzeugten, beinahe weiß erscheinen. »Wenn wir ohnehin sterben, haben wir nichts zu verlieren.«

»Daran hatte ich noch nicht gedacht«, sagte Juun. »Aber.«

»Dann sehen Sie sich das hier mal an«, sagte Leia.

Sie aktivierte das Lagekontrollsystem des Falken und zog das Schiff dann - bevor Han sie aufhalten konnte - herum, sodass es sich rückwärts durch den Hyperraum bewegte.

Die weißen Blüten verschwanden, und einen Moment fühlte es sich an. als flöge der Falke tatsächlich einfach nur rückwärts durch den Hyperraum.

Dann wurde der Hyperraum rot und verschwand von der Aussichtskanzel. Hans Magen schlug schnellere Purzelbäume als ein Jedi-Akrobat. und der Rumpf des Falken begann zu kreischen wie ein brünstiger Rancor.

Dann machte Leia etwas wirklich Dummes: Sie zündete den Sublicht-Antrieb.

Das Kreischen und Heulen verklang, und plötzlich war es der Falke, der sich drehte, und nicht mehr der Raum. Han kam es vor. als wollte sein Herz zwischen den Rippen herausschießen, und er gab seine letzten drei Mahlzeiten von sich.

Aber unglaublicherweise war er noch so weit am Leben, dass er sich schlecht fühlen konnte. Er nahm den Hebel noch ein Stück weiter zurück.

Das Schwirren erklang wieder. Ihm fiel auf, dass es ansonsten ruhig war. was bedeutete, dass der Falke nicht mehr von Staubpartikeln getroffen wurde, was wiederum hieß, dass der Sublicht-Antrieb ein Loch in die Staubschichten gerissen hatte. Han schaute Leia an, um ihr zu gratulieren. Ihr Gesicht war einen Meter breit und fünf Zentimeter hoch.

Guter Versuch, sagte er. In seinem eigenen Kopf kam es als Yiiiiri eeeeeciiiN heraus. Er bezweifelte, ob er jemals wissen würde, wie Leia es hörte.

Das Schwirren verklang. Er ließ den Kontrollhebel los. Leias Gesicht wurde einen Meter hoch und zehn Zentimeter breit. Etwas Großes explodierte an den Heckschilden, und das Schilf bebte so heftig, dass Juun, der nicht angeschnallt war, gegen die Aussichtsfenster der Pilotenkanzel flog.

Han zog den Kontrollhebel zurück und holte lange und tief Luft. Er roch das säuerliche Erbrochene von fünf unterschiedlichen Spezies, vielleicht auch eine Spur von Gas, das von einem Verbohirn ausgestoßen worden war. und ließ den Kontrollhebel wieder los.

Leias Gesicht schrumpfte zu einem halben Meter in der Diagonalen, und Han sagte: Ich liebe dich. Prinzessin, selbst wenn du fliegst wie eine...

Er beendete den Satz nicht. Die Worte kamen als Eeeeyuuee wooobeee oooooo heraus, was unter den Umständen wahrscheinlich gar nicht so schlecht war.

Han zog den Kontrollhebel noch ein Stück zurück, und Juun rutschte von der Aussichtskuppel und verschwand hinter der Konsole.

Dann ging der Annäherungsalarm los, und die Farbe außerhalb der Kuppel wechselte von Rot zu Blau zu wirbelnden Silberstreifen. Plötzlich hatte Leias Gesicht die richtige Form und Ausdehnung - immer noch viel zu grün, aber zumindest oval und nicht breiter als siebenundzwanzig Zentimeter vom Kinn zum Haaransatz - und Han wurde noch übler als zuvor.

In diesem Augenblick kam C-3PO den Zugangsflur entlang. »Das ist der Untergang!« Er stieß krachend gegen den Navigatorensitz, dann fiel er aufs Deck und fuchtelte mit den Armen. »Wir sind zum Untergang verurteilt!«

Han wusste, dass sie es schaffen würden. Er nahm den Falken unter Kontrolle, zündete die Positionsdüsen und fing ihre Drehung langsam ab. In der Luft hing ein Hauch von Kühlflüssigkeit - genug, dass sie das Schiff gründlich würden entgiften müssen -, aber zumindest würden sie das überhaupt noch tun können.

Zwei kleine Hände erschienen am obersten Rand der Steuerkonsole, und Juun zog sich hoch, um darüber hinwegzuspähen. »Echtraum?«

»Ja.« Han warf einen Blick durch das Sichtfenster und hatte nichts weiter vor sich als den roten, von Adern durchzogenen Himmel eines immer noch abkühlenden Nebels. »Das denke ich jedenfalls.«

»Ja«, bestätigte auch Leia. »Der Nebel hat uns aus dem Hyperraum gerissen.«

»Und wir haben überlebt?« Juun klang beinahe enttäuscht. Die tief liegenden Augen auf Han gerichtet, stellte er fest: »Das habe ich in keinem der Vids gesehen. Haben Sie ihm das he gebracht?«

»Nein«, antwortete Leia. »Und es hat auch noch nicht richtig funktioniert. Es gibt immer noch ein kleines Problem.«

»Solange es klein ist«, sagte Han und betrachtete die weil' Statik auf dem Sensorschirm.

»Nun, nicht wirklich klein.« Leia zog den Falken herum sodass sie die stetig wachsende grüne Scheibe des Planeten sehen konnten, mit dem sie zusammenzustoßen drohten. »E war groß genug, um uns aus dem Hyperraum zu ziehen.«

Jacen ließ sich aus dem Tikbaum fallen und entdeckte, dass Königinmutter Tenel Ka selbst im stickigen Herzen des privaten Dschungelgartens nicht alleine war. Sie saß in einem kleinen, abgesenkten Hofbereich, und ihre rostroten Zöpfe hingen ihr über den Rücken. Und sie war von zwanzig Höflingen umgeben - die meisten attraktive Männer, alle in absurden, auf den Leib geschneiderten Imitationen der eher ländlichen Aufmachung der Königinmutter. Tenel Kas Persönlichkeit wirkte sich oft auf diese Weise aus.

Jacen schlich lautlos hinter einen Wachtposten im Tarnanzug, die letzte von mehreren Sicherheitsbarrieren im Palast. Der Mann patrouillierte an der Gartenmauer entlang, und Jacen packte ihn am Hals. Der Wachtposten versuchte sich zu drehen und Alarm zu geben, erschlaffte aber, als Jacen ihm einen Stoß von Machtenergie durch die Wirbelsäule sandte.

Tenel Ka setzte ihre Jedi-Instinkte immer noch gut genug ein, um die Störung in der Macht zu spüren, und drehte sich auf der Bank um. Dadurch sah er ihr klassisches Profil, das noch atemberaubender war, als Jacen es in Erinnerung hatte. Er dehnte seine Präsenz in der Macht aus, sodass sie nicht erschrak, dann ließ er den bewusstlosen Mann vorsichtig zu Boden sinken und kam aus dem Gebüsch.

Mehrere Höflinge schrien auf und sprangen vor. um Tenel Ka zu schützen, und drei weitere Wachen brachen aus dem Gebüsch ringsum. Zwei der Wachen hatten freies Schussfeld auf den Eindringling und schössen ihre Blaster ab. während der Dritte nach Hilfe rief. Jacen lenkte die Schüsse mit den Handflächen ab. dann entriss er den Männern mithilfe der Macht die Blastergewehre.

»Feuer einstellen!«, befahl Tenel Ka ein wenig spät. »Wartet!«

Die Wachen, die ihre Handblaster hatten ziehen wollen verharrten. Als Tenel Ka sah. dass ihre Befehle befolgt wurden, sprang sie auf die Gartenmauer und breitete liebenswert lächelnd die Arme aus. Jacen war nicht überrascht, als er sah dass ihr linker Arm unterhalb des Ellbogens endete. Nach dem Sparringsunfall, bei dem er ihr den Arm abgetrennt hatte, hatte sie sich geweigert, einen künstlichen Unterarm anbringen zu lassen, und behielt den Stumpf als Erinnerung an die Arroganz, die zu ihrem Fehler geführt hatte.

»Jacen!«. rief sie. »Willkommen!«

»Danke!« Es freute ihn, so begeistert empfangen zu werden, »Es ist gut, dich wiederzusehen, Königinmutter!«

Als er vorwärtsging, um sich umarmen zu lassen, blockierte ihm ein halbes Dutzend kräftiger Hapaner den Weg. Einer von ihnen, ein Adliger mit kaltem Blick, schulterlangem blondem Haar und fehlender linker Hand, warf einen Blick zurück zu Tenel Ka. »Ist dieser Mann ein Freund, Königinmutter?«

»Eindeutig, Droekle.« Tenel Ka drängte sich an Droekle und an einem noch größeren Mann vorbei, dem der gesamte Unterarm fehlte. »Würde ich ihn umarmen wollen, wenn das nicht der Fall wäre?«

Sie drückte sich fest genug an Jacens Brust. Offenbar hatte sich in den letzten fünf Jahren doch einiges verändert - und zwar zum Besseren. Er erwiderte die Umarmung, und angesichts der dräuenden Blicke ihrer Höflinge musste er sich anstrengen, nicht höhnisch zu grinsen.

»Ich muss mich entschuldigen, dass ich diesen Weg gewählt habe«, sagte er. »Aber dein Gesellschaftssekretär sagte mir immer wieder, du wärest nicht zu sprechen.«

Tenel Ka ließ ihn los und trat mit finsterer Miene einen Schritt zurück. »Welcher von ihnen? Ich werde mich sofort darum kümmern, damit er das nächste Mal Bescheid weiß.«

»Nicht nötig.« Jacen gestattete sich die Spur eines Lächelns. »Das tut er schon.«

»Tatsächlich?«

Tenel Ka wartete auf eine Erklärung. Als er keine gab, zuckte sie mit den Achseln und sprang von der Mauer, um ihre verblüfften Höflinge anzuschauen. Jacen bemerkte erstaunt, dass mehr als die Hälfte von ihnen einen Teil ihrer Arme verloren hatten.

»Jacen ist einer meiner ältesten Freunde.« Sie drückte Jacens Hand, dann blickte sie mit einem schelmischen Grinsen zu ihm auf. »Er ist derjenige, der mir den Arm abgeschnitten hat.«

Jacen und Tenel Ka waren längst über diesen schrecklichen Unfall hinweg, und zwischen ihnen hatte sich eine Freundschaft entwickelt, die an mehr grenzte. Dennoch war selbst er über die Direktheit ihrer Äußerung verblüfft. Die Höflinge standen stumm da, was Tenel Ka offenbar hatte erreichen wollen. Sie zog ihn zur anderen Seite des Hofs, hakte sich bei ihm ein und lehnte den Kopf an seine Schulter.

»Ich möchte gern mit meinem Freund sprechen«, rief sie zu den andern zurück. »Bitte amüsieren Sie sich ohne mich.«

Sie führte ihn auf einen gepflasterten Weg, der sich durch den Dschungel entlang eines kleinen Bachs zog. Das üppige Laub und das gurgelnde Wasser erweckten den Eindruck, als wären sie völlig allein, aber Jacen konnte die Wachtposten im Gebüsch spüren, und auch die Höflinge waren ihnen gefolgt, nur gerade außerhalb der Sichtweite, eine Wegbiegung weiter hinten.

Er nahm an, dass es für Tenel Ka normal war, und sagte: »Danke, dass du mir deine Zeit widmest.«

»Nein, danke, dass du gekommen bist«, erwiderte Tenel Ka. »Du ahnst nicht, wie erfreulich es ist, mit jemandem zu reden, der nicht versucht, um mich anzuhalten oder etwas von mir zu verlangen.«

Jacen hatte sofort ein schlechtes Gewissen. »Aber. ich hin tatsächlich gekommen, um dich um einen Gefallen zu bitten Einen großen.«

»Ich weiß.« Tenel Ka drückte seinen Arm und beugte sich dichter zu ihm. »Das ändert nichts. Hapanische Adelige bitten nicht. Sie arrangieren es oder erzwingen es durch eine Intrige oder - wenn ich Glück habe - versuchen mich einfach nur zu überreden. Du würdest nicht glauben, was sie tun, damit man ihnen einen Gefallen tut.«

Jacen zog die Braue hoch. »Die Amputationen?«

»Fechtunfälle«. schnaubte Tenel Ka. Der Weg führte zu einem Dschungelteich mit Wasserfall und einer kleinen Insel, die aus dem grünen Wasser ragte. »Geht man nach der Anzahl der Arme, die in hapanischen Cyrogewölben aufbewahrt werden, haben die meisten meiner dummen Adligen keine Ahnung, wie man ein Schwert hält.«

Sie blieben am Rand des Teichs stehen, und Jacen beugte sich vor, damit man seine Stimme entlang des Weges nicht hören konnte. »Du weißt, dass wir nicht allein sind, nicht wahr?«

»Selbstverständlich.« Tenel Ka drehte sich um und hob die Stimme. »Verschwindet - oder ich werde Jacen bitten, euch auch noch die anderen Arme abzuschneiden!«

Die Adligen zogen sich rasch zurück, aber Jacen konnte spüren, dass sich die Wachtposten durch die Büsche näherten.

Tenel Ka seufzte. »Es gibt ein paar Dinge, die selbst eine Königinmutter nicht befehlen kann.« Sie zog einen ihrer Schuhe aus, dann wandte sie sich der Insel zu. »Stört es dich, wenn deine Füße nass werden?«

»Kein bisschen.« Jacen betrachtete die Zwanzig-Meter-Entfernung zu der Insel. »Nur die Füße?«

»Vertrau mir.« Sie zog ihn mit sich und ging aufs Wasser hinaus. Ihre Füße sanken bis zu den Knöcheln ein. »Tritt auf dieselben Stellen wie ich. oder es wird mehr als die Füße sein.«

Jacen tat, was sie sagte, und stellte fest, dass sich direkt unter der Oberfläche des trüben Wassers ein steinerner Pier befand.

»Der geheime Weg«, sagte Tenel Ka. »Es ist eine alte hapanische Verteidigungsanlage - und sie führt zum einzigen Ort, wo ich je wirklich allein sein kann.«

»Warum lässt du dir das gefallen?« Jacen folgte ihr einen Pfad mit scharfen, scheinbar zufälligen Wendungen entlang. »Diese dummen Adligen, meine ich?«

»Sie haben ihren Nutzen«, sagte Tenel Ka. »Ich gestatte jemandem, an meiner Seite zu sitzen, und beobachte dann, wer sich an ihn wendet.«

»Und das sagt dir was?«, fragte Jacen. »Wer etwas von dir will?«

»Alle wollen etwas von mir, Jacen.« Sie erreichten die Insel und nahmen einen mit Moosen bewachsenen Weg, der, wie Jacen annahm, selten von anderen Füßen als von denen Tenel Kas betreten wurde. »Aber wenn eine Familie nicht die Bündnisse wechselt, sobald ich die Favoriten wechsle, dann weiß ich: Das sind die Berater, auf die ich hören sollte.«

»Das klingt sehr. kompliziert«, stellte Jacen fest.

»Vorausberechnend«, verbesserte Tenel Ka. Sie führte ihn in einen Hain von Paan-Bäumen, dann setzte sie sich auf die einzige Bank dort. »So ist es nun mal hier auf Hapes, Jacen. Jeder erfüllt seinen Zweck.«

Er wusste, dass es ein Zeichen von Unhöflichkeit gewesen wäre, darum setzte er sich nicht einfach an das andere Ende der Bank. »Ich eingeschlossen?«

Tenel Ka wandte den Blick ab. »Selbst du. Jacen.« Sie tätschelte die Bank neben sich, dann sagte sie: »Nun werden sich die Häuser meiner Freier gegen dich zusammenschließen. Es wäre klug, aufzupassen, was du isst, solange du hier bist.«

»Danke«, sagte er. »Aber ich werde nicht lange bleiben.«

»Selbstverständlich nicht.« Tenel Ka hatte weiterhin den Blick abgewandt, aber Jacen spürte Tränen in ihrer Stimme. »Was brauchst du von uns?«

»Hast du Raynars Ruf gespürt?«, fragte er.

»Ja. Am Ende musste ich mich im Palast einschließen. Ich wusste nicht, woher er kam. Ich dachte, vielleicht.« Als sich Tenel Ka ihm zuwandte, war der Blick ihrer grauen Augen klar und ruhig, aber Tränen liefen ihr über die Wangen. »Ich habe gehört, dass eine Kolonie von Killiks den Chiss-Raum bedroht.«

In diesem Augenblick senkte sich das Gewicht von fünf Jahren Einsamkeit auf Jacens Herz, und er wollte nichts mehr, als Tenel Ka in die Arme zu nehmen und sie zu küssen.

Stattdessen sagte er: »Die Situation ist kompliziert.«

Er berichtete über seine Reise in die Kolonie, von seiner Ankunft auf Lizil über die Erforschung der Tachyon Flier bis zu seiner Begegnung mit Jaina und dem Rest des Einsatzteams auf Jwlio. Tenel Ka schaute ihn ununterbrochen an, und er beschrieb, wie er allmählich begriffen hatte, dass die Killiks einen kollektiven Geist hatten, was aus Raynar geworden war, und er erzählte von Cilghals Theorien, wie sich die Pheromone auf den Geist der Neunister auswirkten. Das brachte ihm einen fragenden Blick ein, und eine Weile schien die Königinmutter wieder die junge Jedi zu sein, die statt Politik und Intrigen nur Abenteuer und Geheimnisse im Sinn hatte. Jacen schloss den Bericht, indem er die geheimnisvollen Attentate auf seine Eltern, seinen Onkel und seine Tante erwähnte und dass sich die Killiks offenbar nicht an Lomi oder Welk erinnerten.

»Die beiden verschwanden angeblich direkt nach dem Absturz«, schloss Jacen. »Die Killiks behaupten, Raynar wäre der einzige Überlebende auf dem Schiff gewesen, obwohl ich weiß, dass er die beiden aus dem Wrack gezerrt hat.«

Er sagte nicht, woher er das wusste. Es gab keinen Grund, ihr Einzelheiten über die Aing-Tii-Technik zu berichten, die er angewandt hatte.

Tenel Ka saß einige Zeit schweigend da, dann drehte sie sich um, setzte sich quer auf die Bank und sah ihn an. »Was ist aus Em-Tedee geworden?«

»Lowbaccas Übersetzungsdroide?«

»Er befand sich auf der Flier. als sie sie stahlen«, sagte sie.

»Ich glaube, er wurde in dem Feuer zerstört«, antwortete Jacen. »Ich habe einen Metallklumpen gefunden, der aussah wie er.«

Tenel Ka seufzte. »Zu dumm. Er konnte ein sehr nervtötender Droide sein, aber ich bin sicher, dass Lowie ihn wirklich gern wiederhätte.« Ihre Blicke begegneten sich, und sie sahen einander an. »Du bist also hier, um mich zu bitten, mit dir zu kommen und Lomi und Welk zu finden, bevor sie eine ganze Legion Dunkler Jedi schaffen?«

Jacens Herz schlug ihm plötzlich bis zum Hals. »Das würdest du tun?«

Tenel Ka lächelte, aber ihr Blick wurde traurig. »Nein, Jacen. Das war ein Witz.«

»Ich verstehe«, sagte Jacen, der ebenfalls ein wenig traurig geworden war. »Soll ich lachen?«

»Nur, wenn du die Königinmutter nicht beleidigen willst.«

»Niemals.« Jacen lachte pflichtschuldig, dann fügte er hinzu: »Du musst immer noch viel über Witze lernen.«

»Das sagst du. Alle anderen hier finden meine Witze sehr komisch.«

»Und du glaubst ihnen?«

»Nur denen, die nicht lachen«, gab Tenel Ka zu. Sie schwang die Beine wieder über die Bank und nahm eine königlichere Pose ein. »Schon gut, Jacen, ich gebe zu, ich kann es nicht erraten. Was genau willst du von uns?«

»Eine Kampfflotte«, sagte er. »Für die Kolonie.«

Tenel Kas Gesicht zeigte nichts von der Überraschung, die Jacen von ihr in der Macht wahrnahm. »Das ist eine ziemlich große Sache. Das Hapes-Konsortium gehört zur Galaktische:, Allianz.«

»Bedeutet das. dass die Galaktische Allianz deine Entscheidungen für dich trifft?«

Tenel Kas Augen wurden stahlgrau. »Es bedeutet, dass wir versuchen, unsere Freunde in der Allianz nicht zu verärgern.«

»Es ist wichtiger, diesen Krieg zu verhindern«, sagte Jacen »Die Chiss drängen zu hart vor, und die Killiks können sich nicht zurückziehen, selbst wenn sie das wollten. Es wird zu einem schrecklichen Gemetzel kommen, wenn die Chiss nicht aufgehalten werden.«

»Warum sollte es Hapes interessieren, wenn sich auf de, anderen Seite der Galaxis ein Grenzkonflikt zum Krieg steigert?«

»Weil das Ergebnis Völkermord wäre, auf die eine oder andere Weise«, lautete Jacens Antwort.

Tenel Ka wandte den Kopf und schaute zu den Paan-Bäumen hin, und Jacen spürte im Schweigen ihre Jedi-Instinkte die im Widerstreit lagen mit ihren Pflichten als hapanische Königin.

»Die Killiks sind auf eine Weise an die Geschichte diese; Galaxis gebunden, die wir noch nicht verstehen«, sagte Jacen »Sie lebten schon in Städten, bevor die Menschen auch um zu bauen lernten, und sie waren eine Zivilisation, bevor sich die Sith ausbreiteten. Sie waren hier, als Centerpoint und der Schlund entstanden - und sie wurden von anderen Wesen vor Alderaan vertrieben.«

Tenel Ka richtete den Blick in die Kronen der Bäume, aber Jacen sah, dass ihre Augen größer wurden, und er wusste, datier zu ihr durchgedrungen war.

»Tenel Ka. die Galaxis hängt davon ab. was als Nächstes geschieht«, sagte Jacen. »Lind die Killiks sind der Dreh- und Angelpunkt. Wir brauchen Zeit, um herauszufinden, um was es geht, weil es in totalem Krieg enden könnte - oder in wahrem, dauerhaftem Frieden.«

Tenel Ka sah ihn endlich wieder an. »Was ist mit dem Willen der Macht? Warum verlässt du dich nicht auf sie?«

Dass sie sich auf das neue Verständnis der Macht bezog, ließ Jacen an Vergere denken - die verstorbene Meisterin, die ihm die Augen für so viele neue Dinge geöffnet hatte -, und er lächelte, als ihm die erste Wahrheit wieder einfiel, die er von ihr gehört hatte: Alles, was ich dir sage, ist eine Lüge.

An Tenel Ka gewandt sagte er: »Soll ich einem Fluss trauen, weil er den Hügel hinunterfließen will?«

Tenel Ka runzelte die Stirn. »Auf Hapes bin ich diejenige, die die Fragen stellt, Jedi Solo.«

Jacen lachte leise. »Also gut. Die Macht ist kein Gott, Tenel Ka. Sie hat kein Bewusstsein ihrer selbst und ist nicht imstande, sich darum zu sorgen, was aus uns wird. Sie fließt. Sie trachtet nur danach, zu entfernen, was ihren Fluss blockiert. Wenn wir das tun, wenn wir ihr gestatten, durch uns an andere Orte zu fließen, befinden wir uns in Harmonie mit ihr. Wir nutzen die Helle Seite.«

»Und die Dunkle Seite?«

»Wenn wir diesen Fluss blockieren und ihn für unsere eigenen Zwecke nutzen, ist das die Dunkle Seite«, sagte Jacen. »Wir verbergen das vor anderen. Und wenn wir sie dann plötzlich wieder freigeben, wird sie von einem das Leben erhaltenden Strom zu einer rasenden Flut mit zerstörerischer Kraft.«

»Hat Vergere dich nicht gelehrt, dass es unsere Absichten sind, die das eine zum anderen machen?«, fragte Tenel Ka.

»Ja«, gab Jacen zu. »Und sie sagte die Wahrheit, jedenfalls von einem bestimmten Standpunkt aus betrachtet. Wenn du gute Absichten hast, neigst du dazu, die Macht durch dich hindurchfließen zu lassen. Wenn nicht, staust du sie in dir auf. und sie beginnt, an deinem guten Aussehen zu nagen.«

Tenel Ka sah ihn aus dem Augenwinkel an. »Ich ziehe es vor, wenn meine Wahrheiten von allen Standpunkten aus wahr bleiben.«

»Tut mir leid«, sagte Jacen. »Die Macht ist zu gewaltig.«

»Und das hast du in den fünf Jahren gelernt, in denen du weg warst?«

»Das ist der Kernpunkt, ja.«

Tenel Ka senkte einen Moment den Blick, dann sah sie Jacen wieder an. »Du hast fünf Jahre gebraucht, um das zu lernen?«

»Es lag ziemlich viel Flugzeit dazwischen«, murmelte Jacen.

Lächelnd verdrehte Tenel Ka die Augen. »Und was ist mi! unseren Killiks? Fließt die Macht durch sie oder staut sie sich in ihnen?«

»Zu früh, um das zu sagen«, antwortete Jacen. »Raynar ist in kurzer Zeit schrecklich mächtig geworden.«

»Und das macht dir keine Angst?«

»Natürlich macht es das. Aber im Augenblick versucht er nur, einen Krieg zu vermeiden. Ich werde erheblich mehr Angst haben, würde er damit aufhören.«

Tenel Ka nickte. »Tatsache.« Sie stand auf und streckte die Hand aus. »Ich denke, meine Freier hatten genug Zeit, Pläne für deinen Tod zu schmieden.«

»Ich bin froh, dass ich ihnen eine gemeinsame Aufgabe habt! geben können.«

»Ja, in dieser Hinsicht warst du sehr nützlich.« Sie kehrten über den Moosweg zurück zum Wasser. »Ich hoffe, du bleibst über Nacht. Es wäre wirkungsvoller.«

Jacen wurde langsamer. »Tenel Ka.« Er brauchte sieb nicht zu fragen, um was genau es ihr ging; er konnte es in der Macht spüren. »Ich bin nicht hergekommen, um. um dein Geliebter zu sein.«

»Das wirst du auch nicht. Geliebte sind Spielsachen.« Sie blieb dort stehen, wo man sie vom anderen Ufer aus genau sehen konnte, und küsste ihn lange und liebevoll. »Und ich würde niemals mit dir spielen, Jacen Solo.«

Jacen fühlte sich, als würde er mitgerissen - und die Nacht hier zu verbringen konnte ihm nur helfen, seine Flotte zu bekommen. »Dann werde ich bleiben«, sagte er. »Aber es kann nur eine Nacht sein.«

»Eine Nacht ist schon in Ordnung«, erwiderte Tenel Ka.

»Eine Nacht wird sehr nützlich sein.«

Das Promenadendeck war würdevoll, luxuriös und strahlte Ruhe aus, so wie man es auf dem mächtigen Flaggschiff der Bornaryn-Handelsgesellschaft, der Tradewyn, erwarten durfte. Eine gebogene Transparistahl-Wand erlaubte auf drei Seiten den Blick auf die gewaltige Frachtflotte, die auf die Genehmigung wartete, in die dünne Atmosphäre des staubigen orangefarbenen Planeten abzusteigen. In der Ferne zog eine Sicherheitsabteilung Sternenjäger ein Gitter aus blauen Ionen über einen sternenfleckigen Hintergrund.

Das luxuriöse Deck war genau die Art von Ort, die Tesar vor Nervosität beinahe sabbern ließ. Er atmete mit halb geöffnetem Mund ein, um genau das zu verhindern, dann folgte er seinem menschlichen Begleiter zu einer langen Theke auf eine Frau und zwei Männer zu. Es war ein langer Weg, der noch länger wurde durch die Tatsache, dass sich alle umgedreht hatten und ihm entgegenschauten - und durch seine Angst, einen Speicheltropfen auf den teuren Wroshyr-Holzboden fallen zu lassen.

Nun, da er sich tatsächlich hier befand, zwanzig Schritte von der Thul-Familie entfernt, verstand Tesar nicht mehr, was ihn auf die Idee gebracht hatte, sich an die Handelsflotte von Bornaryn zu wenden. Er hatte zufällig Meister Skywalker und andere davon sprechen hören, wie viel Raynars Mutter über das Schicksal ihres Sohnes erfahren sollte, und sich dann ein paar Stunden später gezwungen gefühlt, Aryn Thul aufzusuchen, und so war er in einem Jedi-StealthX von Ossus aus aufgebrochen. Es war ihm nicht wie eine schlechte Idee vorgekommen, bis er an der Dockbucht der Tradewyn eingetroffen war, den Wachoffizier des Schiffs überrascht und tiefe Bestürzung ausgelöst hatte, die sich seitdem in der ganzen Flotte ausbreitete.

Tesars Begleiter blieb vor den drei Menschen stehen und verbeugte sich vor der Frau. »Madame Thul, darf ich Ihnen Jedi Sebatyne vorstellen? Tesar Sebatyne.«

Madame Thul trug ein Gewand aus blauer Schimmerseide, war klein und hager und hatte langes kastanienbraunes Haar und eine königliche Haltung. Ihr Kleid wurde von einer Schärpe in Karmesin, Gelb und Lila zusammengehalten.

»Tesar war einer der Jedi-Ritter, die Raynar bei diesem. Einsatz begleiteten.« Der Mann betonte das Wort Einsatz auf eine Weise, die klarmachte, dass dies der Begriff war, den man für die Ereignisse im Myrkr-System benutzte, die zu Raynars Verschwinden geführt hatten. »Er hat zugestimmt, dass seine Waffen in einem Safe deponiert wurden.«

»Danke, Lonn.« Madame Thul hob das Kinn und betrachtete Tesar von Kopf bis Fuß, wobei sie den Blick einen Moment auf seinem braunen Jedi-Gewand und dem leeren Haken für das Lichtschwert an seinem Gürtel ruhen ließ. »Ihr Name ist mir bekannt.«

Er ging davon aus, dass er darauf wohl etwas sagen sollte, und atmete tief ein - was zu einem leisen Zischen führte, das Madame Thul zusammenzucken ließ. Der dunkelhaarige Mann hinter ihr berührte den Blaster in seinem Holster und machte einen Schritt nach vorn.

»Ich bitte um Entschuldigung. Dieser hier wollte Sie nicht erschrecken.« Tesar spürte einen Speicheltropfen über seinen rechten Reißzahn laufen, und saugte erneut Luft ein. »Es ist hier sehr warm.«

Madame Thul zog eine sorgfältig gezupfte Braue hoch.

»Etwas zu trinken?«

»Ja, das wäre gut.«

Madame Thul wartete einen Moment, dann fragte sie nach. »Endorianischen Portwein? Talhovisches Bier?«

»Haben Sie Nerf-Milch?« Milch verlangsamte den Speichelfluss. »Es ist unwichtig, von welchem Planeten.«

Die Spur eines Lächelns zuckte über Madame Thuls Lippen dann wandte sie sich ihrem Diener zu. »Milch für Jedi Sebatyne, Lonn. Wir nehmen das Übliche.«

Der Diener verbeugte sich und ging, um die Getränke zu holen.

Madame Thul wies auf den Mann an ihrer Seite. »Das hier ist Tyko, der Bruder meines verstorbenen Mannes.« Sie gab sich nicht die Mühe, den Leibwächter vorzustellen. »Und was kann die Bornaryn-Handelsgesellschaft für die Jedi tun?«

»Nichts.« Er spürte, dass er die Neuigkeiten bezüglich Raynar vielleicht nicht direkt an diesem Ort zur Sprache bringen sollte, also sagte er: »Dieser hier hat Nachrichten.«

»Nachrichten?«, fragte Tyko.

»Über Raynar.«

Tyko machte einen Schritt vor, um seine Schwägerin abzuschirmen. »Raynar ist im Myrkr-System gestorben.«

»Ja«, sagte Tesar, »zumindest in gewisser Weise.«

»In gewisser Weise?« Madame Thul keuchte. »Sie meinen, er lebt noch?«

»In gewisser Weise, ja«, sagte Tesar, froh, dass er seine Botschaft vorsichtig überbracht hatte. »Das wollte ich.«

»Mein Sohn lebt noch?«

Madame Thuls Knie wurden offenbar weich, und sie wäre umgefallen, hätte Tesar sie nicht gestützt. Er wartete, bis der verdutzte Leibwächter die Situation erkannte und die Hand vom Holster riss, um sich Madame Thuls anzunehmen.

»E-entschuldigen Sie.« Tesar saugte mehr Luft ein, um seine Reißzähne zu trocknen. »Dieser hier wollte Sie nicht berühren. Als er Sie fallen sah, hat er nur.«

»Das ist. das ist schon in Ordnung. Danke.« Madame Thul blickte zu ihrem Leibwächter auf. »Vielleicht sollten wir uns setzen, Gundar.«

»Selbstverständlich.«

Gundar führte Madame Thul zu einem Sessel. Tesar wollte folgen, aber Tyko legte ihm eine Hand auf die Brust.

Tesar reagierte wie die meisten Barabels, wenn ein Fremder sie berührte. Er packte Tykos Handgelenk, zog es an seinem Gesicht vorbei und brachte den Ellbogen in eine perfekte Position für einen Biss.

»Hören Sie auf!«, rief Tyko. »Was machen Sie da?«

Tesar schaute den Mann aus einem Auge an. »Sie haben diesen hier herausgefordert?«

»N-nein!« Tyko stand auf Zehenspitzen, so fest gehalten, dass seine Füße den Boden kaum berührten. »Ich wollte mit Ihnen reden.«

»Wir haben geredet«, sagte Tesar.

»Allein.« Tykos Blick zuckte zu der Sitzgarnitur aus Krayt-Leder, wohin der Leibwächter Madame Thul geführt hatte. »In Ruhe.«

»Mein Schwager versucht nur, mich zu beschützen«. erklärte Madame Thul von ihrem Sitzplatz her. Sie sah Tesar an. »Das ist unnötig. Tyko. Ich bin sicher, dass ich selbst einschätzen kann, ob Jedi Sebatyne gekommen ist, um mir Sternenlicht zu verkaufen.«

»Wenn er denn ein Jedi ist«, sagte Tyko. »Ich bezweifle, dass irgendwer hier einen Barabel von einem anderen unterscheiden kann.«

Tesar sah. wie Zweifel in Madame Thuls Augen aufblitzten, und erkannte, dass er den Thuls vielleicht zu viel zumutete. Also ließ er Tykos Arm los und wandte sich der Theke zu. wo der Diener gerade ihre Getränke auf ein Sibertinetablett stellte. Tesar griff mit der Macht zu und hob das Tablett aus den Händen des Mannes, dann ließ er es zu Madame Thul schweben.

Ihre Überraschung wich schnell der Anerkennung. »Ich danke Ihnen. Jedi Sebatyne.« Sie nahm einen kleinen Kristallkelch mit burgunderroter Flüssigkeit vom Tablett und warf dann ihrem Schwager einen amüsierten Blick zu. »Ich nehme an. das bestätigt Jedi Tesars Glaubwürdigkeit.«

Tesar ließ das Tablett zu Tyko schweben.

»Dem kann man wohl kaum widersprechen.« Tyko nahm einen Schwenker mit Goldrand, in dem sich eine klare gelbe Flüssigkeit befand.

Tesar griff nach seiner Milch, schickte dem erstaunten Diener das Tablett zurück und folgte Tyko zu Madame Thul. Er setzte sich auf den gepolsterten Stuhl, den der Leibwächter ihm anbot.

»Und nun. Jedi Sebatyne, erzählen Sie mir von meinem Sohn«, befahl Madame Thul. »Was bedeutet in gewisser Weise ?«

»Das Schiff, auf dem er sich befand, stürzte in den Unbekannten Regionen ab«, begann Tesar. »Es gab ein Feuer.«

»Oh.« Madame Thul streckte die Hand nach der ihres Schwagers aus. »Weiter.«

»Er wurde von einem Nest intelligenter Insekten aufgenommen« , sagte Tesar.

»Den Killiks?« Tyko warf Madame Thul einen Blick zu.

»Unsere Agenten haben Berichte über eine Insektenkolonie in den Unbekannten Regionen gehört.«

»Sie nennen sich untereinander die Unsrigen«, erklärte Tesar. »Raynar ist ihr Unu. Die Kolonie ist so etwas wie das Königsnest, und er ist der Erste Unu.«

»Das überrascht mich nicht.« In Madame Thuls Stimme lag eine Spur von Stolz. »Raynar war immer ein Anführer. Das liegt in seinem Wesen.«

»Das stimmt allerdings«, sagte Tyko. »Was genau ist der Erste? So etwas wie der Vorsitzende eines Aufsichtsrats?«

»Eine Stimme würde es eher treffen«, sagte Tesar. Er begann zu erklären, wie sich andere Spezies dem Gemeinschaftsgeist der Killiks anschlössen, doch dann brach er ab und beschloss, damit bis später zu warten, wenn die Thuls es vielleicht besser verstehen würden. »Er vertritt die Kolonie, und er sorgt dafür, dass ihr Wille geschieht.«

Tyko nickte, als verstünde er genau, was Tesar meinte. »Ein Verwaltungsoffizier. Nicht ganz so viel wie der Vorsitzende, aber dafür hat er die wirkliche Macht.«

»Das zählt wohl kaum. Tyko«. sagte Madame Thul. »Wir werden ihn dazu bringen, meinen Platz zu übernehmen, wenn er erst wieder zurück ist.«

Madame Thul entging offenbar das erschrockene Blitzen in Tykos Augen, aber Tesar bemerkte es sehr wohl.

»Dieser hier glaubt nicht, dass Raynar zurückkehren wird«, sagte er. Ein Teil von ihm wollte immer noch Tykos Arm durchbeißen, aber ein anderer Teil erkannte, dass es wichtig war, sich den Mann nicht zum Feind zu machen - und dafür zu sorgen, dass Tyko verstand, dass Raynar seine Stellung nicht bedrohte. »Er ist zu wichtig für die Kolonie.«

»Selbstverständlich ist er das«, sagte Madame Thul zu Tesar.

»Wie lange wird er brauchen, um einen Ersatz heranzuziehen?«

»Dieser hier muss sich entschuldigen«, sagte Tesar. »Er hat sich nicht richtig verständlich gemacht. Raynar wird nicht zurückkehren. Er hat sich der Kolonie angeschlossen. Er ist Unu geworden. Er ist der UnuThul.«

»Wollen Sie mir damit sagen, dass mein Sohn sich in ein Insekt verwandelt hat?«, fragte Madame Thul aufgebracht.

»Nicht körperlich«, sagte Tesar. »Aber in gewisser Weise ja.«

»Beim Galaktischen Kern!« Madame Thul sah ihn einen Augenblick an, dann wurde sie blass. »Sie meinen das ernst!«

Tesar nickte. »Unu will eine Beziehung zwischen der Kolonie und der Bornaryn-Handelsgesellschaft einrichten«, sagte er. »Eine vertrauliche Beziehung.«

»Und Sie sind autorisiert, in seinem Namen zu sprechen?«, fragte Tyko.

Tesar dachte einen Moment nach, dann sagte er: »Im Augenblick ja.«

Tyko nahm das mit einem Nicken zur Kenntnis, dann wandte er sich Madame Thul zu. »Ich habe gehört, dass es in der Kolonie einen großen Bedarf an Leuchtkugeln und Bernsteinbier gibt, die unabhängige Schmuggler aus den Unbekannten Regionen herschaffen.«

Madame Thul schien zu schockiert, um antworten zu können. Sie nickte nur leicht, dann trank sie den Kelch leer und reichte ihn dem Diener.

»Lonn.«

»Selbstverständlich, Madame.« Lonn nahm den leeren Kelch und ersetzte ihn durch einen vollen.

Selbst die Schutzkleidung konnte nicht verhindern, dass Alema schamlos und ein wenig liederlich wirkte. Der Anzug, den sie gewählt hatte, war zwei Nummern zu klein. Sie hatte sich hineingezwängt, was den Stoff eng genug über ihre Kurven spannte, um offensichtlich werden zu lassen, dass sie ihre Unterkleidung - falls sie überhaupt welche besaß - an Bord des beschädigten Falken gelassen hatte. Leia schüttelte milde amüsiert den Kopf und fragte sich, was die Twi'lek auf diesem verlassenen Planeten, der sie aus dem Hyperraum gerissen hatte, wohl anlocken wollte. Aber dann ging ihr auf, dass sie sich selbst, hätte sie ihre prägenden Jahre als Tanzsklavin in einer Ryllhöhle auf Kala'uun verbracht - oder auch einfach nur als Twi'lek-Frau -, wahrscheinlich auch nur wohlgefühlt hätte, indem sie sich auf diese Weise zur Schau stellte.

Alema schaute über die Schulter zurück, denn sie hatte Leias Blick in der Macht gespürt. »Stimmt etwas nicht?«

»Im Gegenteil.« Leia sah sie von oben bis unten an. »Ich fragte mich nur, ob der Anzug vielleicht reißt.«

Alema lächelte boshaft. »Nur, wenn ich mich vorbeuge.«

Juun kam den Flur entlang und brachte Alemas Ausrüstungsgürtel und Lichtschwert. »Das hier haben Sie vergessen, Jedi Rar.«

»Ich denke, wir brauchen keine Waffen«, sagte Leia. »Der Scanner hat nicht einmal tierisches Leben gezeigt.«

»Wir wollen lieber auf Nummer sicher gehen«, sagte Juun.

»Vielen Dank, Jae.« Alema hob die Arme und ließ zu, dass er ihr den Gürtel anlegte. Als der kurzarmige Sullustaner dabei das Gesicht an ihren Bauch drücken musste, lächelte sie und fügte hinzu: »Sie sind immer so hilfreich!«

Leia verfluchte leise, dass der Sullustaner Alema offenbar verfallen war, und ließ C-3P0 ihren eigenen Gürtel holen, um ihn sich selbst anzuschnallen. Nachdem eine ausführliche Inspektion des Falken keine insektoiden blinden Passagiere zutage gefördert hatte, waren die Solos gezwungen gewesen, ihr Misstrauen in andere Richtungen zu lenken. Ihr Plan hatte darin bestanden. Alema von ihren Waffen zu trennen, bis Leia herausgefunden hatte, ob es tatsächlich die Twi'lek gewesen war, die den Falken sabotiert hatte - aber an (nun hatte sie dabei nicht gedacht. Er war der einzige andere Verdächtige.

Leia reichte der Twi'lek vier Zwanzig-Liter-Eimer, dann senkte sie die Laderampe. Ein kühler Wind fegte über das Gras und brachte Blütenduft mit. Nicht weit entfernt floss ein Band offenen Wassers vorbei und verschwand in der Dunkelheit eines Koniferenwalds.

»Verblüffend!« Leia ging die Rampe hinunter, selbst vier Eimer in der Hand. »Es erinnert mich an Alderaan - schön und unverdorben.«

»Ja, es wirkt sehr, natürlich.« Alema spähte über den Wald hinweg zu einem einzelnen zerklüfteten Berg, der sich als Silhouette vor dem Rot des Himmels abzeichnete. »Kein schlechter Platz für einen Absturz.«

»Niemand ist abgestürzt«, erklang Hans Stimme in ihren Kopfhörern. »Und es wird hier auch niemand festsitzen - wenn ihr beiden euch mit den Sammeleimern jetzt auf den Weg macht.«

»Zu Befehl.« Leise fügte Leia hinzu: »Hutt.«

»Das hab ich gehört.«

»Gut.«

Als Leia die Rampe verließ und die Füße aufs Gras setzte, fühlte sich der Boden unter ihr weich und schwammig an. Sie teilte das Gras und stellte fest, dass sich Wasser um ihre Stiefel sammelte.

»Wir werden uns beeilen müssen«, sagte sie. »Der Boden ist hier ein wenig weich.«

»Ich bin so weit, wenn ihr so weit seid«, verkündete Han.

Leia zog sich die Kapuze des Schutzanzugs über den Kopf und duckte sich unter den Falken. Sie bückte sich ins Gras unter das Zugangspaneel des Hyperraumantriebs, dann stellte sie ihre Sammeleimer unter wahrscheinliche Lecks. Erst als sie fertig war, bemerkte sie. dass Alema sich noch vor der Landerampe befand und eine rosafarbene Blüte am Boden ansah, die so groß war wie eine Wookiee-Hand.

»Alema. wir haben es ein bisschen eilig.« Leia fragte sich, ob die Twi'lek das mit Absicht machte, in der Hoffnung, der Falke werde in den weichen Boden sinken - doch sie schob den Gedanken sofort wieder weg. Die Situation war gefährlich, ohne dass Alema ihr Misstrauen in der Macht bemerkte. »Wir können uns die Blumen später ansehen.«

»Entschuldigung.« Alema schaute zu ihr hin, stand aber nicht auf. »Gibt es hier wirklich keine Tiere? Keine Insekten, Vögel oder fliegende Säugetiere?«

»Der Scan hat keine gefunden«, sagte Leia. »Lind ich habe keinen Hinweis auf eine Fehlfunktion der Scanner bemerken können.«

»Interessant.« Alema pflückte die Blüte und brachte sie zu Leia. »Wenn es keine Insekten oder anderen Tiere gibt, wer befruchtet dann die Blüten?«

Leia betrachtete die Blüte. Ihre Struktur ähnelte anderen, die es in der gesamten Galaxis gab, mit Staubgefäßen, Staubbeuteln und Pollen.

»Gute Frage«, sagte sie. überrascht, dass es der Twi'lek aufgefallen war. »Die Antwort lautet, ich weiß es nicht. Da es keine Lebewesen auf diesem Planeten gibt, wäre Wind die einzige andere Möglichkeit für den Pollentransfer, doch das erscheint mir unwahrscheinlich.«

Hans Stimme erklang über die Kopfhörer. »Wenn ihr beiden fertig seid, über Blumen und Bienchen zu reden, würde ich diese Kühlflüssigkeit gern austauschen, bevor der Falke bis zum Bauch einsinkt.«

»Mein Fehler.« Alemas Stimme hatte wieder diese schnurrende Qualität, die sie auch gegenüber Juun einsetzte. »Ich hoffe, Sie können mir verzeihen.«

»Das werden wir sehen.«

Leia zuckte bei seinem kühlen Tonfall zusammen, erkannte aber kein Anzeichen, dass Alema die Wahrheit zwischen seinen Worten bemerkt hatte. Die Twi'lek holte einfach nur ihn; eigenen Eimer und stellte sie unter das Schiff, dann rollte sie ihre Lekku in der Kapuze zusammen und setzte sie auf.

»Fertig.«

Han knurrte, und eine Ecke der Hyperantriebsabdeckung klaffte auf. Giftige rote Kühlflüssigkeit floss heraus. Leia bewegte rasch einen der Eimer, sodass er sie auffing, dann schob sie die anderen unter Stellen, wo es tropfte.

Nur eine Minute später war der erste Eimer voll. Alema reichte Leia einen leeren und nahm den anderen weg. Sie; wiederholten diesen Prozess viermal und stellten die vollen Eimer außer Reichweite ab, damit sie diese nicht zufällig umstießen.

Am Ende tropfte die Leitung nur noch, und Han sagte: »Wir sind fertig. Fangt die letzten Tropfen auf, und bringt das Zeug rein.«

»In Ordnung.« Leise fügte Leia hinzu: »Was das auch immer nützen soll.«

»Entspann dich«, sagte Han. »Ich komm schon zurecht und flick den Falken wieder zusammen. Kein Problem.«

Der letzte Tropfen Kühlflüssigkeit fiel aus der Leitung. Als sie die letzten Eimer wegstellte, bemerkte Leia überrascht, dass doch ein paar Tropfen ins Gras gefallen waren und vor ihrer Nase verdunsteten.

»Sieh dir das an!«, sagte sie.

»Es hat das Gras verbrannt«, stellte Alema fest. »Aber das war zu erwarten.«

»Es hätte erheblich mehr verbrennen sollen«, erwiderte Leia. »Und sieh nur. wie schnell es vertrocknet! Dabei ist es hier gar nicht so heiß.«

Alema zuckte mit den Achseln. »Vielleicht ist das Gras besonders saugfähig.« Sie ließ den Blick über das riesige Feld schweifen, auf dem der Falke stand, dann sagte sie: »Ich glaube nicht, dass wir uns wegen Umweltschäden Gedanken machen müssen.«

Das sorgfältig abgewischte Zugangspaneel wurde geschlossen, dann aktivierte Leia ihr Kehlmikrofon wieder.

»Also gut, wir sind fertig. Du kannst alles zumachen.«

Das Paneel zischte, dann fragte Han: »Wie viel habt ihr?«

Leia warf einen Blick auf die Eimer. »Etwa hundertzwanzig Liter.«

»Das ist alles?«

»Vielleicht hundertdreißig«, meinte sie. »Mehr nicht.«

Ein enttäuschtes Seufzen erklang über die Kopfhörer. »Das muss reichen - aber vergieße keinen Tropfen. Wir brauchen alles wieder.«

»Verstanden.« Leia griff nach einem Eimer und umklammerte den Griff mit beiden Händen, dann trug sie ihn auf die Rampe zu. »Wir bringen besser einen Eimer nach dem.«

Das Klatschen von Flüssigkeit erklang hinter ihr, und als sie sich umdrehte, hatte Alema einen abgebrochenen Eimergriff in der Hand. Zu Füßen der Twi'lek lagen drei umgekippte Eimer, und eine Achtzig-Liter-Pfütze von Kühlflüssigkeit breitete sich auf dem Boden aus.

»Alema!« Leia versuchte, echte Überraschung zu vermitteln, um Alema keinen Hinweis zu geben, dass sie genau dies erwartet hatte. »Was ist passiert?«

»Der Griff ist abgebrochen«, sagte Alema. »Ich.«

Die Augen der Twi'lek wurden hinter dem Visier groß, und plötzlich schoss sie mit einem Purzelbaum unter den Bug des Falken. Einen Augenblick später ließen sich Meewalh und Cakhmaim aus der gegenüberliegenden Luftschleuse des Schiffs fallen, und Blasterschüsse trafen die Stelle, an der Alema gerade gestanden hatte.

Der verdammte Sinn für Gefahren bei den Jedi.

Alema kam wieder hoch, ihre behandschuhten Hände griffen nach ihrem Lichtschwert.

»Haben sie sie erwischt?«, fragte Han über den Kopfhörer.

Leia und Alema antworteten gleichzeitig. »Nein.«

Die Noghri drehten sich zum Bug des Falken und eröffneten wieder das Feuer, aber Alema sprang bereits hinter eine Landestütze. Leia ließ ihren eigenen Eimer fällen, wollte die Twi'lek umkreisen und berührte ihr Lichtschwert durch die dicken Schutzhandschuhe.

»Warten Sie!«, rief Alema. »Um was geht es hier?«

»Vergossene Kühlflüssigkeit!«, erklärte Han über Kom.

»Das war ein Unfall.«

»Tut mir leid. Kleines«, sagte Han. »Wir haben über die Außenkamera zugesehen. Sie haben den Griff zerbrochen.«

Die vier verbliebenen Eimer mit Kühlflüssigkeit erhoben sich und flogen auf Meewalh und Cakhmaim zu. Die Noghri wichen problemlos aus, aber das Manöver gab Alema Zeit, ihre Kapuze und die Handschuhe herunterzureißen und das Lichtschwert vom Gürtel zu nehmen.

Verdammte Telekinese!

Leia zog die eigenen Handschuhe aus und die Kapuze ab. dann griff sie nach ihrem Lichtschwert und marschierte auf den Bug zu. Obwohl sie sicher war, dass in Wirklichkeit die Kolonie hinter Alemas Verrat steckte, fühlte sie sich verletzt und fragte sich, ob Jaina wirklich so überrascht gewesen war, wie sie getan hatte, als Alema erklärt hatte, sie wolle mit im Falken nach Coruscant zurückkehren, oder ob ihre eigene Tochter den Plan gekannt und ihn verschwiegen hatte.

Alema starrte in Leias Richtung, aber Cakhmaim und Meewalh näherten sich ihr bereits von beiden Seiten. Die Twi'lek wirbelte herum, und ihre silberne Klinge wehrte die Lähmschüsse der Noghri ab.

Han sprach weiter über die Kopfhörer zu Alema. »Was wir uns nicht erklären können, ist das Warum. Was haben wir dir getan?«

»Wir haben es Ihnen doch gesagt«, antwortete Alema. »Es war ein Unfall.«

»Du hast zwei der Eimer umgetreten«, sagte Han.

»Wir hatten. keine andere Wahl.« Alema sprang hoch, überschlug sich in der Luft, was sie näher zu Cakhmaim brachte, während sie Schuss um Schuss in Meewalhs Richtung ablenkte. »Sie haben die Kolonie verraten.«

»Wir haben sie verraten?«, fragte Han ungläubig. »Saba ist diejenige, die hier halb tot liegt.«

»Sehen Sie?«, fragte Alema, die gerade wieder nach einem Sprung gelandet war. »Sie geben der Kolonie die Schuld. Wir können nicht zulassen.« - sie lenkte einen von Cakhmaims Lähmschüssen in Meewalhs Brust - ». dass Ihre Lügen den Rat der Meister gegen uns aufbringen.«

Meewalh brach in die Knie, schoss aber weiter. Leia duckte sich unter den Bug des Falken, zündete ihr Lichtschwert und griff an.

Alema ließ sich nicht einmal anmerken, dass sie Leia bemerkte. Sie hob nur ein Bein und rammte den bestiefelten Fuß in Leias Bauch, sodass diese gegen eine Landestütze krachte, dann lenkte sie weitere Lähmschüsse auf Meewalh zu und konzentrierte sich auf Cakhmaim.

»Wie sieht es da unten aus?«, fragte Han.

»Aaag«. antwortete Leia und versuchte, wieder Luft in die Lunge zu bekommen. »Oog.«

»So gut?«

Cakhmaim erkannte, dass er mit seinem Blastergewehr mehr Schaden anrichtete, als dass es ihm nutzte. Er Warfes von sich und zog seine Lieblingswaffe, eine schmale Durastahlkeule, die über eine lange Kordel mit einer kurzen Sichel verbunden war, Alema rückte nun langsamer vor und ließ ihr Lichtschwert vor sich wirbeln, dass es einen silbernen Schild erzeugte.

Leia wollte nicht, dass jemand ernstlich verletzt wurde oder ums Leben kam, aber sie wollte auch nicht auf einem leeren Planeten festsitzen. Sie streckte eine Hand nach dem Eimer aus. der neben der Landerampe stand, und ließ ihn mithilft; der Macht auf Alema zufliegen, dann streckte sie die andere Hand dorthin aus. wo das von Cakhmaim weggeworfene Gewehr lag. und schleuderte es ebenfalls.

Alema wich dem Einer aus und dann dem Blastergewehr.

Im nächsten Moment hatte Cakhmaim sie erreicht, schwang die Keule und die Sichel, schlug niedrig mit der Sichel und hoch mit der Keule zu, dann umgekehrt. Seine Bewegungen w7aren blitzschnell. Alema sprang zurück, wich aus, versuchte mit ihrer zischenden Klinge zu parieren und wehrte ein paar der Angriffe ab, doch Cakhmaims Reflexe waren einfach zu schnell für sie. Er drosch ihr die Keule gegen die Rippen, gegen die Oberschenkel und zwang sie zum Rückzug.

Wieder war Hans Stimme über die Kopfhörer zu vernehmen. »Alles klar, Leia. Ich bin auf dem Weg. Werde jeden Augenblick bei dir sein.«

Leia löste sich von der Landestütze und griff Alema schweren Herzens an. Obwohl sie die Twi'lek wenn irgend möglich am Leben lassen und gefangen nehmen wollte, wusste sie genau, dass dies ein Kampf auf Leben und Tod war. Sie erreichte Alema und schlug nach ihrem Kopf.

Alema konnte sich im letzten Moment bücken. Cakhmaim ließ nicht von ihr ab, packte ihre Waffenhand mit der Sichel und riss sie herum, zerfetzte die Sehnen, die die Finger bewegten. Das Lichtschwert der Twi'lek erlosch und flog davon. Cakhmaim hob die Keule zu einem Schlag gegen die Schläfe, aber im letzten Augenblick stoppte ihn Leias scharfer Blick, und er richtete die Waffe zu einem Hieb unter das Ohr aus.

Alema nutzte diesen Sekundenbruchteil, drehte sich, um mit den Lekku zuzuschlagen, dann drehte sie sich weiter und brachte die Handfläche ihrer unverletzten Hand unter das Kinn des Noghri. gab dem Hieb durch die Macht zusätzliche Kraft und riss ihn empor. Cakhmaim schlug mit dem Kopf gegen die Unterseite des Falken, dann klatschte er schlaff in das sumpfige Gras.

Leia stieß den Griff ihres Lichtschwerts gegen Alemas Kopf, fest genug, um ihr das Bewusstsein zu nehmen. Die Twi'lek taumelte und kippte nach vorn. Leia krümmte den Arm. um noch einmal zuzuschlagen - als eines der Beine der Twi'lek sie am Fußgelenk erwischte und sie umriss.

Leia schlug mit dem Hinterkopf auf, so fest, dass sich trotz des relativ weichen Bodens ihr Blickfeld verengte. Sie stützte eine Hand neben der Hüfte auf, um sich nach oben zu drücken, aber Alema stand bereits wieder, und sie rief ihr Lichtschwert mit der unverletzten Hand zu sich.

Leia versuchte ihr mittels der Macht die Waffe zu entreißen, aber in ihrem Kopf drehte sich alles, und so landete das Lichtschwert direkt in Alemas Hand. Da beide Noghri reglos am Boden lagen, war Leia ganz auf sich gestellt. Ihr Fußgelenk begann zu pochen, und sie war nicht sicher, ob sie aufrecht stehen konnte.

»Han!«

Eine erschreckende Finsternis war in Alemas Blick, und sie machte einen Schritt auf Leia zu. »Legen Sie die Walle weg, Prinzessin. Es ist nicht nötig, zu kämpfen. Ohne Kühlflüssigkeit.« Die Twi'lek hielt mitten im Satz inne und erkannte, dass man sie reingelegt hatte. »Sie haben Kühlflüssigkeit.«

Leia zuckte mit den Achseln. Es fühlte sich an. als würde die Geste ihr den Kopf sprengen. »Wir mussten es schließlich irgendwie herausfinden.«

»Sie können immer noch die Waffen niederlegen«, sog!. Alema. »Und es wäre besser, wenn Sie es täten.«

Leia warf einen Blick auf den bewusstlosen Noghri. Sie hatten Alema nicht überraschen können, und es schien unwahrscheinlich, dass Leia ein Lichtschwertduell gewinnen konnte - selbst wenn Alema mit der anderen Hand kämpfen musste.

»In einer Sache hast du recht«, sagte Leia. »Es ist nicht notwendig, dass wir kämpfen. Ich habe mich in der Macht nie Luke in Verbindung gesetzt.«

Alema blieb, wo sie war, etwa fünf Schritte von Leia entfernt - außerhalb ihrer Reichweite, aber nahe genug, um ihre Gegnerin blitzschnell anzuspringen.

»Und?«

»Und die Meister wissen bereits, dass Saba etwas zugestoßen ist«, sagte Leia. Sie konnte wieder klar sehen, aber ihr Kopf pochte schlimmer als ihr Fußgelenk. »Sie wissen, dass die Skywalkers wahrscheinlich einen blinden Passagier haben. Ich nehme an, sie ahnen, dass die Kolonie dafür verantwortlich ist.«

»Sie lügen!«

»Du bist eine ausgebildete Jedi«, sagte Leia. »Du solltest wissen, dass ich das nicht tue.«

Alema kniff die Augen zusammen, und Leia spürte, wie du Twi'lek tatsächlich in ihren Geist eindrang und nach einer Spur von Betrug suchte.

Sie widersetzte sich nicht. »Die beste Chance der Kolonie die Unterstützung der Meister zu gewinnen - ihre einzige Chance -, besteht darin, dass wir jetzt nach Ossus fliegen und du dort berichtest, was wirklich passiert ist.«

Alemas Lichtschwert erwachte wieder zum Leben.

»Du wirst auf diese Weise keine Freunde für die Kolonie gewinnen«, fuhr Leia fort.

Alema zuckte mit den Achseln.

»Das ist dir egal?« Leia zog die Macht in ihr Inneres, sammelte sie dort, bereitete sich vor aufzuspringen, sobald die Twi'lek auch nur den Anschein erweckte, als wolle sie näher kommen. »Ich dachte, du hättest uns sabotiert, weil.«

Leia brach ab, denn plötzlich erkannte sie, wie sehr sie die Situation missverstand. Alema wusste nicht, warum sie den Falken sabotiert hatte. Sie glaubte, die Kolonie zu schützen, indem sie alle Möglichkeiten zunichtemachte, die Sympathie der Meister zu gewinnen. Aber warum?

»Luke und Mara! Oder. Ben?« Leias Herz fühlte sich plötzlich an, als wollte es vor Zorn bersten. »Du undankbares.«

Alema sprang.

Leia aktivierte ihr Lichtschwert und blockte den ersten Hieb der Twi'lek ab, dann dehnte sie sich in der Macht aus und nutzte sie, um sich ein paar Meter weit zu entfernen. Alema folgte ihr, schnell, aber mit kontrollierten Bewegungen, und dann erklang ein gedämpftes Krachen aus dem Falken - Han war aus dem hinteren Zugangsflur zum Hyperantrieb in den hinteren Wartungsgang gesprungen.

Alema blickte auf, und Leia hatte eine Idee.

»Han, ich glaube, sie durchschaut uns!«, rief sie in den Kopfhörer. »Sie blickt zum Antriebsausstoß.«

»Zum Antriebsausstoß?« Es gelang Han, seine Verwirrung wie Panik klingen zu lassen. »Halte sie auf! Wenn sie einen von diesen.«

»Han!«

»Ja.«

»Genug!«, sagte Leia. Han kannte sein eigenes Schiff gut genug, um zu wissen, dass sich die hintere Rettungskapsel nur ein paar Meter von dem Ausstoß des Triebwerks befand, und sie würde sich darauf verlassen müssen, dass er wusste, um was es ihr ging. »Sie hat ebenfalls Kopfhörer, erinnerst du dich?«

»Also gut, halt sie einfach auf!«

Leia hob ihr Lichtschwert und griff an. Alema schien erst verwirrt, wirbelte aber herum und blockte Leias Schlag nach ihrem Kopf ab.

Leia trat wild nach dem Fuß der Twi'lek und zwang sie zurückzuweichen, dann schlug sie erneut nach ihrem Kopf. Alema wehrte den Schlag ab. indem sie in den Angriff hineintrat, und versuchte sich an Leia vorbeizudrängen, um nach dem Ausstoßbereich zu schlagen.

Leia griff an, schmetterte Alema ihr Knie in die Rippen zwang sich aber, nicht zum Schott der Rettungskapsel zu schauen, nicht einmal daran zu denken.

Alema überraschte sie mit einem wirbelnden Tritt, der sie gegen die Schienbeine traf und sie zu Boden fallen ließ, nur ein paar Zentimeter neben einer Kühlmittelpfütze.

Hans panikerfüllte Stimme erklang. »Leia! Halt sie auf!«

Leia blickte auf und sah Alema vorbeirennen, nur drei Schritte vom Schott entfernt, aber einen ganzen Meter weit seitlich. Sie klickte die Laserklinge ihres Lichtschwerts auf permanente Aktivierung, dann sprang sie auf und warf es nach der Schulter der Twi'lek.

Ob Alema es spürte oder hörte, war unklar. Jedenfalls wich sie aus, und in diesem Augenblick explodierte das Außenschott der Rettungskapsel und erwischte die Twi'lek mit seiner ganzen Wucht von links, riss sie in die Knie und ließ sie dann reglos ins Gras fallen.

Als Leia zu ihr hinstolperte, um sich zu überzeugen, dass sie nicht wieder aufstehen würde, war C-3PO bereits im Frachtlift auf dem Weg nach unten, eine Spritze mit Betäubungsmittel in der Hand.

»Gut gemacht, Mistress Leia!«, sagte er. »Captain Solo sagt ja immer, dass Erfahrung.«

»Gib mir das!« Leia riss dem Droiden die Spritze aus der Hand und kniete sich hin, um der Twi'lek das Mittel zu verabreichen - und wäre beinahe ohnmächtig geworden, als ein grausamer Schmerz ihr Bein hochzuckte. »Verdammt noch mal. wenn das wirklich zur Gewohnheit werden soll, muss ich tatsächlich mehr üben.«

Am zur Akademie hin gelegenen Ende des Übungsgeländes trainierten die kleinsten Schüler Machtsprünge, traten mit konzentrierten Mienen auf den Absprungpunkt, dann warfen sie sich einer nach dem anderen über einen Strahl in drei Meter Höhe. Die meisten schwebten darüber hinweg, dann ließen sie sich mit dem Kopf voran fallen und verließen sich auf die Sicherheitsrepulsoren, die ihren Sturz auffingen. Aber ein paar - insbesondere Angehörige der gelenkigeren Spezies -vollführten mit einer erstaunlichen Kraft anmutige Purzelbäume. Einige Kinder in der Reihe bemerkten, dass Luke und Mara aus dem Flur und aufs Übungsgelände traten, und begannen zu flüstern, deshalb machte Luke eine Schau daraus, indem er schwer beeindruckt nickte, als die Nächsten über den Strahl sprangen.

»Das sind die Woodoos«, erklärte Luke ihrem Gast, Aristocra Chaf'orm'bintrano von der Chiss-Regierung. »Sie sind unsere jüngsten Schüler.«

»Ihre jüngsten?« Der Aristocra war selbst ein paar Zentimeter kleiner als Luke, was auch für einen Chiss relativ klein war, und hatte ein kantiges blaues Gesicht, das so gerade eben begann, ein wenig vom Alter zu erschlaffen. »Wie alt sind sie?«

»Die Woodoos sind im Allgemeinen zwischen fünf und sieben Jahre alt, Formbi.« Mara sprach den Aristocra mit seinem Kernnamen an. »Obwohl sich das auch noch nach den verschiedenen Spezies unterscheidet - einige von ihnen reifen natürlich schneller oder langsamer.«

»Ja nun. bei den Chiss hätten wir dieses Problem nicht.«

Formbi verschränkte die Hände auf dem Rücken und schaute über die Aschenbahn hin zu der Gruppe Kinder. »Welcher ist Ihr Sohn?«

Luke spürte das Ziehen in der Brust seiner Frau so deutlich, als wäre es seine eigene, aber als Mara antwortete, merkte man ihr nicht an. was sie empfand. »Unser Sohn befindet sich nicht auf der Jedi-Akademie.«

»Wie seltsam.« Formbi beobachtete weiterhin die Woodoos »Meine Akte gibt sein Alter mit sieben an.«

»Ben zieht sich im Augenblick von der Macht zurück.« So weh diese Wahrheit auch tat, Luke wollte nicht lügen. Das hätte bedeutet, dass es ihm peinlich gewesen wäre, aber das war es nicht. »Wir wissen nicht, warum.«

Formbi drehte sich zu ihm um. »Ich wusste nicht, dass Kinder das können.«

»Die meisten können es nicht«, sagte Mara. »Ben hat tatsächlich erstaunliche Beherrschung gezeigt, von der Geburt an. Das zeigt nur, wie begabt er ist.«

»Ich verstehe«, erklärte Formbi. »Es tut mir leid, dass er sich entschieden hat, sein Potenzial nicht zu nutzen.«

»Uns nicht«, entgegnete Luke. Er spürte, dass Mara sich ärgerte, aber sein Lächeln blieb höflich. Formbi auf ihre Seite zu ziehen würde in der derzeitigen Situation schwierig genug sein. »Kinder müssen auf der Akademie sein wollen, um erfolgreich zu sein. Wir zwingen niemanden, aber natürlich tun wir alles, um sie zu ermutigen, ihre Zeit hier zu verbringen.«

»Wir können sogar hin und wieder eine Anstellung für ihre Eltern auf Ossus arrangieren - einige sind Assistenzausbilder hier an der Akademie«, sagte Mara. »Und wir ermutigen die Schüler, selbst zu entscheiden, wie schnell sie sich entwickele möchten. Wenn Ben seine Meinung ändern sollte, werden es ihm seine natürlichen Fähigkeiten ermöglichen, sehr schnelle Fortschritte zu machen,«

»Das bezweifle ich nicht.« Formbi wandte sich wieder dem Ausbildungsgelände zu und schaute an den Woodoos vorbei dorthin, wo die Rontos Telekinese übten, indem sie sich riesige Säcke mit Polsterwatte zuwarfen. »Aber ich bin sicher, Sie haben mich nicht herzitiert, um über Ihre Ausbildungstechniken zu sprechen.«

»In gewisser Hinsicht schon«, sagte Luke. Sie hatten Soontir Fei ebenfalls eingeladen, aber der hatte höflich abgelehnt und erklärt, seine Arbeit für die Vorgeschobene Verteidigungsflotte beanspruche all seine Aufmerksamkeit. »Wir wollen, dass Sie verstehen, was die Ausbildung moderner Jedi beinhaltet.«

»Sie hoffen, mich so sehr zu beeindrucken, dass ich den Regierungsrat überrede, Ihnen das Qoribu-Problem zu überlassen?«, fragte Formbi.

»Genau das«, antwortete Mara. »Und wir haben Sie eingeladen, nicht herzitiert.«

»Komisch«, sagte Formbi. »Ihre Nachricht erwähnte Brask Oto.«

»Das stimmt«, gab Luke zu. Brask Oto war eine Kampfstation der Chiss, die er und Mara bei einem früheren Aufenthalt im Chiss-Territorium vor der Vernichtung bewahrt hatten. »Es war nur, damit Sie wirklich sicher sein konnten, dass die Botschaft von uns war.«

Formbi lächelte. »Wie ich schon sagte - herzitiert. Wir Chiss zahlen Ehrenschulden immer zurück.« Er wies mit der Hand auf das Innere des Ausbildungskomplexes. »Also bitte, beeindrucken Sie mich.«

Luke führte ihn über die Aschenbahn zu dem Weg, der das innere Sportfeld umkreiste, dann hörte er einen erschrockenen Pfiff hinter ihnen. Als er zurückschaute, entdeckte er R2-D2, der versuchte, die erhöhte Kante des Fußgängerbereichs zu bewältigen, und dabei erheblich ins Schwanken geraten war.