Kapitel 28
Das Wasser gurgelt aus dem Grund der Grube hervor, und schon bald hat sich ein Miniaturteich mit klarem Wasser gebildet, in dem sich die brennende Sonne spiegelt. Caroline zögert nicht. Sie zerrt Dink an den Rand des Teiches und spritzt ihm das Wasser übers Gesicht und die schweißnassen Locken. Seine Augen bleiben geschlossen, aber ein leises Stöhnen entringt sich seiner Kehle. Einen Arm um seine Schultern gelegt, füllt Caroline die Feldflasche des Jungen und hält sie ihm an die Lippen. Er trinkt gierig.
Danach stürmen alle ans Wasser.
Guy und ich füllen unsere Feldflaschen, während Olivia direkt aus dem Wasserloch trinkt. Ich finde es ein bisschen eklig, dass sie direkt aus der Quelle trinkt, aus der wir unsere Flaschen füllen, aber sie wird auf der Ekelskala noch von den Zungen des Löwen, Adlers, Geparden und Fuchses geschlagen, die die Flüssigkeit aufschlecken.
Also hatte Madox doch Durst, wird mir klar. Und er hat alles Wasser, das ich hatte, für mich übrig gelassen.
Ich weiß, dass mein Pandora dazu programmiert wurde, mir zum Sieg zu verhelfen, aber ich kann nicht gegen das Gefühl an, dass er es auch aus anderen Gründen getan hat. Sein Anblick, wie er mit unstillbarem Durst trinkt, tut mir im Herzen weh, und ich gelobe feierlich, ihn in Zukunft zu zwingen, mein Wasser mit mir zu teilen. Natürlich wird das vermutlich kein Thema mehr sein, da dieser Babyelefant mit seinem magischen Rüssel anscheinend Wasser in der Erde finden kann.
Caroline und Jaxon füllen als Letzte ihre Feldflaschen, und wir räkeln uns alle in der Sonne und trinken Wasser, bis unsere Bäuche voll sind. Olivia krault ihren Pandora hinter dem Ohr; er hat den Rüssel aus dem Boden gezogen und trinkt jetzt selbst von dem Wasser.
»Also …«, sagt Jaxon. »Hat der Elefant gerade Wasser ausgespuckt, und wir alle haben es getrunken?«
»Denk nicht darüber nach«, erwidert Harper.
Sofort nickt Jaxon. Natürlich, kann ich ihn denken sehen, während er sie anschaut. Was für ein Idiot ich doch bin, das gedacht zu haben. Du bist so klug und schön und perfekt. Harper scheint nicht bewusst zu sein, dass er sie mustert. Dass er ganz kurz davor zu sein scheint, sie zu küssen, um zu sehen, ob sie nach Glück schmeckt. So wie ich Harper kenne, tut sie das wahrscheinlich.
Bevor wir das Wasserloch verlassen, waschen wir uns nacheinander den Gestank vom Leib – wofür wir alle dankbar sind. Und dann gehen wir, mit dünnen Beinen und geschwollenen Bäuchen, weiter durch die Wüste. Olivia übernimmt die Führung, den Elefanten an ihrer Seite. Guy hat vorgeschlagen, dass sie vorangehen soll, und seitdem marschiert das dicke Mädchen mit dem Wuschelkopf an der Spitze unserer Gruppe, das Kinn zum Himmel gereckt. Ich muss zugeben, dass ich mich schnell zu einem gläubigen Oliviafan entwickele. Und ihr Elefant? Jeder Pandora, der in dieser Hölle Wasser hervorbringen kann, ist für mich mehr als in Ordnung.
Madox streicht mir um die Füße und sieht mich so eindringlich an, dass er über seine eigenen Pfoten stolpert. Er scheint zu sagen: So cool war das nun auch wieder nicht, Mom. Was der kann, kann ich auch. Ich möchte ihn unbedingt auf die Arme nehmen, aber obwohl ich mich an dem Wasser satt getrunken habe, bin ich nach dem heutigen Marsch erschöpft.
Als die Sonne unterzugehen beginnt, tun wir genau das Gleiche wie am Abend zuvor. Caroline bemuttert Dink. Jaxon begafft Harper. Die Jungen sammeln Wüstenmaterial für unsere Betten. Guy sieht zu, wie ich mich ausziehe. Ich stelle mir unsere Hochzeit vor.
Wir scharen uns um das Feuer, das M-4 entzündet, und unterhalten uns einige Minuten lang. Alle sind müde, und es dauert nicht lange, bis ich Jaxon schnarchen höre.
»Ich schätze, Jaxon kann die Spätschicht übernehmen«, sagt Harper und verdreht die Augen. Sie weist uns unsere Schichten zu, und Caroline, Guy und Olivia fallen ihr ins Wort und sprechen ihr nach.
»Wir kennen unsere Schichten«, meint Caroline grinsend. Sie befingert Dinks Locken, als er die Augen schließt. Er ist noch nicht richtig eingeschlafen, aber es dauert nicht mehr lange. Obwohl er genauso viel Wasser getrunken hat wie wir, scheint er immer noch … daneben zu sein. Normalerweise ist er der Letzte, der sich hinlegt, und auch das erst, nachdem er ungefähr eine halbe Stunde lang Bilder in die Erde oder den Sand gezeichnet hat.
Ich lege mich hin und betrachte Guy. Er hat sich auf dem Rücken ausgestreckt, die Hände unter dem Kopf gefaltet. Mir wird bewusst, dass ich ihn kaum jemals habe schlafen sehen. Da war dieser Morgen, und auch als ich ihm in den Dschungel gefolgt bin und er in den Bäumen geschlafen hat. Vielleicht braucht er den Schlaf nicht so wie wir anderen. Vielleicht ist er in Wirklichkeit eine Maschine. Ich würde ihn gern in die Haut ritzen. Nur einen kleinen Schnitt. Nur um zu sehen, ob er blutet. Dann würde ich gern die Stelle küssen und ihm den Schmerz nehmen.
Was ist nur los mit mir?
Guy wendet den Kopf und schaut zu mir hinüber. Genau wie ich vermutet habe, schläft er nicht. Stattdessen studiert er mein Gesicht, als könne er sich nicht vorstellen, vor mir dem Schlummer zu erliegen. Ich lächle ihn an. Ich mache das nicht mehr oft, aber in dem Moment, als ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit spüre – gebe ich der Versuchung nach.
Er lächelt nicht zurück, und ein unergründlicher Ausdruck verfinstert sein Gesicht. Ich kann ihn nicht ganz deuten, aber ich weiß, dass ein Teil davon Sorge ist. Aus irgendeinem Grund macht es mich wütend. Ich brauche seine Sorge nicht. Ich kann auf mich selbst aufpassen, und ich denke, das habe ich bewiesen.
Also wende ich mich von ihm ab und schließe die Augen. Ich denke an meinen Bruder und werde mir mit einem stechenden Gefühl der Schuld bewusst, dass es seit meiner Ankunft in der Wüste das erste Mal ist, dass ich an ihn gedacht habe. Ich war zu beschäftigt mit dem Mann, der jetzt hier ist. Und zum ersten Mal frage ich mich – ob das genau das ist, was Guy will.
Ich erwache, weil mir jemand über den Oberarm reibt. Als ich die Lider öffne, nehme ich als Erstes den dunklen Stoppelbart an Guys Kinn wahr. Er hat sich im Basislager rasiert, aber sein Bart ist bereits nachgewachsen und wirft einen Schatten auf sein windgegerbtes Gesicht.
Seine ruhigen, blauen Augen beobachten mich, als ich mich aufrichte.
»Du hast mich geweckt«, sage ich leise. »Ich kann es nicht glauben.«
Er zieht eine Schulter hoch und wendet sich zum Feuer um. Es prasselt und knistert in der kalten Wüstennacht, und ich vermute, dass er M-4 nur Momente zuvor gebeten haben muss, es neu zu entzünden. Ich rutsche dicht an ihn heran und spüre die Hitze der Flammen.
»Ich bin froh darüber«, beende ich meinen Satz.
»Du hast heute nicht so müde gewirkt.« Guy reibt sich die Hände, dann legt er sie auf die Knie. Er wirkt nervös, aber ich denke nicht, dass es daran liegt, dass er etwas zu sagen hat. Er scheint eher verlegen zu sein, mich geweckt zu haben. Als habe er Angst, dass mir klar wird, dass er Gesellschaft brauchte.
Dass er einsam war.
Ich weiß, dass er von sich aus kein Gespräch beginnen wird, daher beschließe ich, ihm die Fragen zu stellen, die mir schon länger auf den Lippen brennen. Ich beginne mit den einfachen Sachen. »Guy?«
Er sieht mich an.
»Was hast du gemeint, als du zu Caroline ›Du weißt schon‹ gesagt hast, nachdem du vorgeschlagen hast, Dink solle mit euch Zweige sammeln gehen?«
Guy sieht mir lange Zeit forschend in die Augen. Dann sagt er: »Ich meinte nur, dass er anfangen müsse, etwas allein zu tun. Caroline ist stärker, als sie zu sein scheint, aber hier draußen kann es jeden erwischen. Sollte ihr etwas zustoßen …«
»… wäre niemand mehr da, der Dink bemuttert«, beende ich seinen Satz.
Guy nickt.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich glaube, dass er mir die Wahrheit sagt, aber ich habe keinen Grund zu der Annahme, dass er lügt. Während ich mit der Hand über den schlafenden Madox streichle, stelle ich meine nächste Frage. Es ist nicht die Frage, die mich am meisten interessiert, aber ich bringe erst die harmlosen Themen auf den Tisch, bevor ich die schweren Geschütze auffahre. »Wann hast du diese Tätowierung bekommen?«
Er schluckt und wirft einen Blick auf seinen Löwen. »Einige Monate vor meinem Aufbruch.«
Das überrascht mich. Ich dachte, dass er sie sich gleich nach dem Eintreffen der Einladung stechen ließ. Als ein Symbol dafür, dass er bereit sei. Aber andererseits schätze ich, dass sie dann voller Schorf gewesen wäre wie bei dem Minitattoo am Knöchel meiner BFF in Boston, Hannah. Von ihrem eigenen Namen.
»Es ist ein Vogel, nicht?« Es ist das zweite Mal, dass ich das frage, aber ich habe das Gefühl, dass er mir jetzt, da wir quasi allein sind, antworten wird.
Guy fährt sich mit der Hand über seine frischen Bartstoppeln und ich bin plötzlich neidisch auf diese Hand. »Ja, es ist ein Vogel.«
»Irgendeine spezielle Art?«
Guy sieht mir direkt in die Augen, und mir bleibt das Herz stehen. Ich stelle mir vor, dass ich tot bin und dass dies der Himmel ist. So wie er mich ansieht, glaube ich langsam, dass ich hier etwas Wichtiges verpasse. »Es ist ein Falke«, sagt er langsam und so leise, dass ich ihn fast nicht höre.
»Oh«, ist alles, was mir dazu einfällt.
Er schaut mich eine weitere volle Minute an, dann blickt er wieder ins Feuer. Guy ist ein Rätsel. Von seiner Art zu sprechen bis hin zu den Narben und Entstellungen auf seinem Körper. Und ich bin bereit, Antworten zu bekommen. Echte Antworten. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter. Letzte Frage. »Du weißt mehr über das Rennen als das, was du mir bereits erzählt hast.« Ich drücke Madox’ Schwanz. »Ich möchte, dass du mir auch den Rest erzählst. Alles.«
»Nein«, antwortet er.
Ärger kocht in mir hoch. Er hat Informationen, die uns anderen helfen könnten. Wir sind alle übereingekommen, einander bis zum Ende zu unterstützen, aber er tut es nicht. Nicht richtig. Was mich am meisten aufregt ist, dass ich weiß, dass ich es ihm erzählen würde. »Du verhältst dich, als seist du ein Teil dieser Gruppe. Aber solange du Informationen zurückhältst, bist du das nicht.« Ich lege mich hin und rolle mich auf die Seite. »Ich kann dir nicht vertrauen, wenn du mir nicht vertraust.«
Er starrt vor sich hin, aber selbst von hier aus kann ich sehen, wie seine Züge weicher werden. »Das Einzige, was ich weiß …« Er holt tief Luft. »Das Einzige, was ich weiß, ist das, was meine Eltern mir erzählt haben.« Guy sieht mich an. In seinen Augen brennt Feuer. »Ich werde dir nichts erzählen, was dir schaden könnte.«
Ich richte mich auf, die Hände auf den Knien. Und warte. Ich kann gut warten.
»Es hat mit einem Mann namens Gabriel Santiago angefangen. Die Pharmis haben für ihn gearbeitet.« Guy atmet tief ein, als bereite er sich darauf vor, die Informationslücken mit Luft zu füllen. »Einige der Pharmis waren Wissenschaftler, die in der Gentechnik gearbeitet haben. Andere waren in der Medizin tätig. Aber sie waren alle eine Art von Schöpfer. Und Santiago besaß das Geld, um Projekte zu verwirklichen. Er war ein Spieler. Er liebte es, seinem Geld dabei zuzusehen, wie es sich vermehrte, ohne einen Finger krumm zu machen. Santiago glaubte, dass er ein Glückskind sei und dass er auch klüger sei als andere. Klug genug, um zu wissen, dass es leichter und aufregender ist, Geld damit zu verdienen, recht zu haben. Also hat er Glücksspiele ausprobiert: Karten, Hunde, Pferde. Er liebte es, immer größere und riskantere Wetten einzugehen. Weil Santiago glaubte, dass er nicht verlieren könne. Und wenn er doch verlor, hatte er eine Reihe von Leuten, die dafür sorgten, dass es nicht von langer Dauer war. Gabriel Santiago war nicht die Art von Boss, die man enttäuschte.« Guy rieb sich den Nacken, als denke er nach. Oder als versuche er zu entscheiden, wie er die Geschichte am besten erzählen solle.
»Santiago hatte eine kleine Tochter namens Morgan. Sie war … sie war sein Ein und Alles. Er hatte vor Jahren seine Frau verloren, und Morgan war alles, was er noch an Familie hatte. Er hat diesem kleinen Mädchen alles gegeben. Alles, worum sie gebeten hat, und alles, worum sie nicht gebeten hat. Manche meinten, er sei ein kalter Mann, andere nannten ihn einen Verbrecher, aber für sie schmolz er dahin.«
Guy verengt die Augen und schaut in den Sand zwischen seinen Knien.
»Eines Tages sagte ihm einer seiner Männer, dass eine Firma, Intellitrol, nach Geldgebern suche. Sagte, diese Leute spielten mit Gentechnik herum und machten gewaltige Entdeckungen in der Medizin und dass damit ein Vermögen zu verdienen sei. Dass sie nur Diskretion und Kohle brauchten … und jemanden, der bereit sei, ein Risiko einzugehen. Für Santiago klang das nach einem neuen Glücksspiel, und er war unwillkürlich fasziniert. Also war er bereit, sich mit ihnen zu treffen, und ehe man es sich versah, hatte Gabriel Santiago diese Leute an allem möglichen Scheiß arbeiten lassen. Und im Großen und Ganzen schien alles glattzulaufen.
Aber eines Tages, als Morgans Geburtstag vor der Tür stand, fragte Santiago einen der Wissenschaftler bei Intellitrol im Scherz, ob er für seine Tochter einen Welpen herstellen könne, der wie ein Spatz fliegen kann. Zuerst haben sie alle gelacht, aber dann haben die Pharmis angefangen, darüber nachzudenken. Warum konnten sie nicht etwas aus zwei verschiedenen Tieren machen? Oder aus verschiedenen Elementen, die es auf der Welt gab? Das war zu der Zeit, als Gentechnik gerade erst entdeckt wurde, deshalb machte sich darüber bei Intellitrol Aufregung breit. Und sie hatten Santiagos Mittel, mit denen sie spielen konnten … also haben sie es getan.«
Guy sieht mir in die Augen, und mein Magen krampft sich zusammen.
»Als Santiago das Tier sah, das sie für seine Tochter erschaffen hatten, und als er mitbekam, wie sehr Morgan dieses Tier liebte, erkannte er eine Geschäftsmöglichkeit, die alles in den Schatten stellte, was er bisher getan hatte. Also sagte er diesen Leuten, dass sie mehr von diesen Tieren erschaffen sollten … und zwar schnell.«
Ich schaue zu Guys Löwen und denke an das Feuer, das er machen kann.
Guy zögert wieder, und ich habe plötzlich das Gefühl, dass diese Geschichte kein gutes Ende nimmt. »Aber bald begann Santiago die Pharmis zu drängen, mit diesen Geschöpfen immer größere Risiken einzugehen. Und als es immer mehr Tiere wurden – gehalten in Käfigen unter einem Lagerhaus, das Santiago gekauft hatte –, begannen die Wissenschaftler sich Sorgen zu machen. Verstehst du, diese ganze Forschung hat ohne Billigung von Intellitrol oder sonst jemandem stattgefunden. Und die Öffentlichkeit neigt dazu, sich aufzuregen, wenn etwas Unnatürliches – etwas Gottloses – erschaffen wird. Außerdem waren diese Wissenschaftler gar nicht befugt, Befehle von ihrem Investor Santiago anzunehmen, da es ein börsennotiertes Unternehmen und was weiß ich nicht alles war.« Guy beißt sich in den fleischigen Teil seines Daumens, als ringe er mit sich, ob er mir mehr erzählen soll. Als er mich ansieht, weiß ich, dass er entschieden hat, weiterzusprechen.
»Also beschlossen die Wissenschaftler, an Santiago heranzutreten und ihm zu sagen, dass sie diese Tiere nicht länger erschaffen wollten. Nun, der Mann ist völlig durchgedreht. Drohte, mit ihren Forschungen an die Öffentlichkeit zu gehen und Intellitrol, dem FBI, der CIA und weiß der Geier wem zu erzählen, woran sie gearbeitet hatten. In Wirklichkeit hätte Santiago sie niemals gemeldet, nicht mit seiner Vergangenheit. Aber die Wissenschaftler wussten das nicht, daher schmiedeten sie einen Plan: Sie würden das Gebäude niederbrennen und es als Unfall tarnen. Die anderen Pharmis stimmten alle zu, dass dies der beste Ausweg sei. Also legten sie Feuer. Aber sie wussten nicht …«
Guy fährt sich mit einer Hand über die Stirn. Er zuckt zusammen.
Ich lege ihm leicht die Hand auf den Oberschenkel und halte den Atem an.
»Santiagos Tochter, Morgan, war in dem Gebäude. Sie war … sie war unten bei den Tierkäfigen und hat wahrscheinlich mit ihnen gespielt und so, als die Pharmis das Feuer legten.« Guy schluckt und sagt schnell: »Sie ist gestorben.«
»Guy …«, beginne ich. Aber er schüttelt den Kopf und ich weiß, dass das Gespräch vorbei ist. Ich möchte mehr erfahren. Ich will unbedingt wissen, wie diese Geschichte uns am Ende hierher geführt hat. Mich und Guy und Harper und die anderen Kandidaten, die darum kämpfen, das Leben der Menschen zu retten, die sie lieben. Aber ich weiß, dass es nichts bringen wird, Guy zu drängen. Also schwöre ich mir, ihn später danach zu fragen. Vielleicht wird er dann den Rest seiner Geheimnisse preisgeben.
Während ich über diese grauenhafte Geschichte nachdenke, die er erzählt hat, lege ich mich wieder hin. Diesmal wende ich mich nicht von ihm ab. Nach einigen Momenten legt er mir seine große Hand auf die Wange und umfasst mein Gesicht. Ich drücke mich dagegen und schließe die Augen, denke an Morgan, wie sie im Feuer umgekommen ist.
Vielleicht steckt Guy voller Lügen. Oder vielleicht hat er Hintergedanken bei dem, was er mir erzählt hat. Aber nur für heute Nacht beschließe ich, alle Vorsicht in den Wind zu schlagen. Und ihm vollkommen zu vertrauen.
Selbst wenn er mir das Herz bricht.