Kapitel 20
Der Fluss scheint so gewaltig, eine sich windende Schlange im Herzen des Dschungels. Ich kann mir nicht vorstellen, wie wir uns darauf fortbewegen sollen. Oder welche Kreaturen in ihrem dunklen Bauch leben.
»Denkst du …«, sagt Caroline langsam und mustert Guy. »Denkst du, wir sollten schwimmen?«
»In dieser widerlichen Brühe werde ich nicht schwimmen.« Titus schnaubt. »Sehe ich aus wie jemand, der Ebola kriegen will?«
Ich habe keine Ahnung, ob man durch Schwimmen Ebola bekommen kann, aber ich gebe ihm irgendwie recht. Dieses Wasser sieht nicht gerade einladend aus.
Guy entfernt sich und kommt einige Sekunden später mit verschiedenen Dingen in den Händen zurück. Er geht näher an das Wasser und wirft den ersten Gegenstand hinein. Ich bin mir nicht sicher, was es war, aber es liegt jetzt am Grund des Flusses. Er wirft das zweite Ding, und es versinkt ebenfalls schnell. Ich beobachte, wie er zwei weitere Sachen ins Wasser wirft. Sie alle platschen in den Fluss und gehen unter.
Guys Rücken hebt und senkt sich, als würde er tief durchatmen. Er wirkt frustriert. Dann lässt er die Finger knacken – alle bis auf seine Daumen. Ich stelle mir vor, wie ich zu ihm renne und seine verdammten Daumen für ihn knacken lasse, aber bevor ich etwas tun kann, sagt er: »Wir brauchen etwas, das schwimmt.«
»Okay«, antworte ich schnell und drehe mich um, um die Vegetation am Flussufer abzusuchen. Es gibt mir ein gutes Gefühl, als hätten wir einen Plan. Wir brauchen etwas, das schwimmt, hat er gesagt. Gut. Wir alle suchen mehrere Minuten lang den Dschungelboden ab, während unsere Pandoras zuschauen. Wir sehen aus wie ein Team aus einem dieser Krimis. Als suchten wir nach einer Leiche. Es ist ein verrückter Gedanke, aber er bringt mich zum Lachen.
»Was ist so komisch, Looney Tunes?«, fragt Levi.
Ich schüttle den Kopf. »Das ist der Mist, den ich früher im Fernsehen gesehen habe. Leute in schrecklichen Klamotten durchsuchen Waldgebiete. Ich meine, wie ist es möglich, dass mir so was passiert?«
Levis Brauen ziehen sich zusammen, als denke er wirklich angestrengt nach. Dann sieht er mich an und lächelt breit. »Ich habe keine Ahnung.«
Ransom steht auf, als sei ihm ein großartiger Gedanke gekommen. Wir alle sehen ihn an.
»Was ist los?«, fragt Levi.
Ransom sieht sich um. »Ich bin in einem Dschungel. Einem. Verdammten. Dschungel«, sagt er. »Mit einem Zauberwaschbären.«
Dink kichert, und das Geräusch überrascht uns so sehr, dass wir ihn alle anstarren.
Ransom deutet auf Dink. »Ich habe das Kind zum Lachen gebracht.«
»Leute«, mahnt Guy. »Schwimmende Gegenstände.«
Wir alle sehen Guy an, dann schneiden wir Grimassen, als sei er unser herrischer Dad. Doch insgeheim liebe ich es, dass er so bei der Sache, so verlässlich ist. Seine Ruhe erlaubt es uns anderen, uns gehen zu lassen. Selbst Harper, die noch vor Tagen der Inbegriff der Ernsthaftigkeit war, wackelt jetzt vor ihm mit dem Hintern.
»Das ist toll«, sagt Guy, der ihr zusieht. »Danke für eure Hilfe.«
»Okay, okay«, werfe ich ein. »Lasst uns dem Pfadfinder helfen, etwas Brauchbares zu finden.«
Minuten später stehen wir am Ufer, die Arme voll mit allem möglichen Laub aus dem Dschungel.
»Okay«, sagt Guy. »Werft die Sachen hinein.«
Alle reißen die Arme hoch, und der nutzloseste Mist aller Zeiten regnet herab.
Bis auf das, was Caroline wirft – was, dem Himmel sei Dank, tatsächlich schwimmt.
»Ja, ja!«, ruft Ransom und zeigt auf das lange, dünne Rohr, das auf dem Fluss treibt.
Wir alle tanzen angesichts von Carolines Erfolg wie Idioten herum. Levi und Ransom heben sie hoch, und die drei fallen fast in den Fluss. Uns ist schwindlig vor Erschöpfung, aber ich bin erleichtert, dass wir etwas gefunden haben und unser Bestes tun, um optimistisch zu bleiben.
Titus funkelt Caroline wütend an.
Verloren in dem Moment, strecke ich ihm die Zunge raus. »Kopf hoch, Grinch.«
Er überwindet die Entfernung zwischen uns binnen Sekunden. Dann legt er mir die Hände um die Taille und reißt mich an sich. »Streck mir noch einmal die Zunge raus«, flüstert er mir in den Nacken, »und ich zeige dir, was ich damit machen will.«
Titus wird von mir weggerissen und schlägt hart auf dem Boden auf. Guy steht über ihm, das Gesicht wutverzerrt. Er zeigt mit einem muskulösen Arm auf Titus. »Ich brauche bei diesem Fluss deine Hilfe, daher erlaube ich dir, dich selbst aus dem Schlamm zu ziehen.« Guy beugt sich zu Titus hinunter und nähert sich dessen Gesicht. »Aber wenn du hier sonst noch jemanden anfasst, halte ich dich so lange unter Wasser, bis der letzte Atemzug deinen Körper verlässt.« Er steht auf. »Hast du verstanden? Ich mach dich alle.«
Titus’ Augen sind groß vor Überraschung, als habe er keine Ahnung, wie er auf dem Boden gelandet ist. Aber dann verändern sich seine Augen. Sie füllen sich mit Zorn. Und das Lächeln, das über sein Gesicht kriecht, ähnelt in keiner Weise der Wut, die in seiner Stimme mitschwingt. »Klar, Kumpel.« Titus grinst. »War doch nur ein Spaß.«
Der Ausdruck auf Titus’ Gesicht sagt, dass er dies auf keinen Fall auf sich beruhen lassen wird. Ich beobachte Guy erschrocken, voller Angst vor seiner Reaktion. Aber Guy überrascht uns alle. Er hält Titus doch die Hand hin.
Titus, der seine unschuldige Fassade beibehält, nimmt Guys Angebot an und zieht sich hoch. Er sieht mich an, und sein Grinsen wird breiter. »Du weißt, dass ich nur geblufft habe, nicht?«
Ich nicke, weil ich nicht weiß, was ich sonst tun soll. Aus dem Augenwinkel sehe ich Titus’ Grizzlybären. Er hat nichts unternommen, um Titus zu beschützen, was mich überrascht. Madox dagegen ist neben meinen Füßen, das Fell gesträubt, ein kleines Knurren in der Kehle, während er Titus beäugt.
Für den längsten Moment meines Lebens spricht niemand ein Wort, dann fragt Caroline: »Also, was machen wir jetzt, Guy?« Es ist eine vernünftige Frage, aber sie wirkt trotzdem merkwürdig nach dem, was passiert ist. Guy reißt den Blick von mir los und sieht Caroline an. Er scheint ebenfalls keine Ahnung zu haben, wie er reagieren soll. Während er sich den Nacken reibt, schaut er zum Wasser, als sei ihm gerade erst wieder eingefallen, dass es da ist. »Wir müssen etwas bauen, damit wir auf dem Fluss fahren können.«
Alle sehen sich um, froh, etwas zu tun zu haben, anstatt unbehaglich rumzustehen.
»Caroline, wo hast du dieses Ding gefunden, das auf dem Wasser geschwommen ist?«, fragt Guy. »Dieses Stück Bambus?«
Sie zeigt flussaufwärts. »Da, in diese Richtung. Am Ufer.«
»Okay, gut.« Guy zieht die Brauen zusammen, und die Narbe über seinem rechten Auge vertieft sich. »Titus, Ransom und Levi, ihr kommt mit mir, und wir werden so viel Bambus holen, wie wir können. Ihr anderen sucht nach Ranken, die nicht reißen, wenn man daran zieht. Alle einverstanden?«
Harper sieht mich an und murmelt: »Wir schon.« Ich nicke ihr zu.
Titus salutiert Guy. »Ich helfe gerne, General.«
Guy ignoriert die Bemerkung und setzt sich in Bewegung, M-4 an seiner Seite. Der Rest von uns geht zurück in den dichten Dschungel. Eine halbe Stunde später sind wir wieder am Ufer. Wir sind beladen wie Banditen. Es war Harper, die die besten Ranken gefunden hat. Wir haben alles versucht, um sie zu zerreißen, aber abgesehen von RX-13s Adlerkrallen hat nichts funktioniert. Wir haben unseren Sieger.
Die Jungen erscheinen Minuten später mit ihren letzten Armladungen voller langer Bambusstäbe. M-4 und AK-7 gehen mit hoch erhobenen Köpfen neben ihren Kandidaten her. Ich stelle mir vor, dass sie es waren, die den Bambus abgeschnitten und dann auf die gleiche Länge gebracht haben.
Die Jungen legen die Stäbe ab, und Ransom reiht sie nebeneinander auf. Harper, die versteht, was er tut, geht auf eine Seite des Bambus und beginnt die Enden zusammenzubinden, um ein langes, schmales Floß zu bauen. Ich folge ihrem Beispiel und mache mich auf der anderen Seite an die Arbeit.
Als ich die Ranken um den Bambus schlinge, bemerke ich, dass Madox mich beobachtet. Bei dem Gedanken, über den Fluss zu fahren, beschleicht mich ein flaues Gefühl im Magen. Aber ich lächle meinen Pandora an und tue so, als sei alles, wie es sein soll. Er klettert auf das Floß und legt den Kopf schräg. Ich stelle mir vor, wie er sagt: Lass es uns tun.
Guy zieht an dem Bambus und versucht, die Stäbe zu trennen. Sie rühren sich nicht. Er sieht Harper und mich an und reckt den Daumen hoch. Ich strahle wie die Sonne, dann fühle ich mich wie ein Trottel, weil ich mich so verzweifelt nach Anerkennung sehne. »Seid ihr alle bereit?« Er wartet nicht auf eine Antwort. Er beginnt einfach damit, uns auf dem Floß zu positionieren. Plötzlich stelle ich fest, dass nicht genug Platz für unsere Pandoras ist. Nicht einmal annähernd.
»Was ist mit unseren Pandoras?«, frage ich ihn.
»Sie kommen ohne uns schneller voran.« Er deutet auf das Ufer. »Sie werden uns am Flussufer folgen.«
»Auf keinen Fall«, widerspreche ich. »Ich lasse Madox nicht zurück.«
»Tella«, sagt er. Als ich ihn meinen Namen sagen höre, überläuft es mich heiß. Ich schüttle den Kopf, will meine Reaktion abschütteln, aber er missversteht es als Widerspruch. »Ja. Sie werden hierbleiben müssen. Wenn wir versuchen, sie an Bord zu nehmen, wird das ganze Ding kentern. Wir haben einen Löwen und einen Bären. Denk darüber nach.«
Er hat recht. Ich weiß, dass er recht hat. Ich möchte darauf bestehen, dass zumindest genug Platz für Madox und vielleicht sogar für RX-13 und DN-99 ist. Aber ich weiß, dass es unfair wäre. Ich schlucke die Angst herunter, meinen Babyfuchs zu verlieren, und schiebe ihn sanft vom Floß herunter. »KD-8«, sage ich. »Ich möchte, dass du dem Floß am Ufer folgst. Verstanden?«
Madox sieht mich verwirrt an, und Titus kichert. Ich kämpfe gegen den Drang, ihn anzubrüllen.
Bitte, tu es, Madox, flehe ich stumm. Geh einfach mit den anderen mit.
Ich seufze erleichtert, als mein Fuchs hinter den anderen Pandoras herjagt, deren Kandidaten ihnen ähnliche Befehle erteilt haben.
»Okay, alle runter.« Guy wedelt mit der Hand, um uns anzutreiben. »Titus und ich werden das Floß in den Fluss schieben, und dann müssen alle genau wie vorher daraufsteigen.«
Wir verlassen das Bambusfloß und sehen zu, wie Titus und Guy es ins Wasser ziehen und festhalten. Dann steigen wir vorsichtig wieder auf. Überraschenderweise schaukelt das Floß nicht allzu sehr, und wir können es ohne große Probleme betreten. Bevor Levi auf das Floß tritt, hebt er einen herumliegenden Bambusstab auf. Er hält ihn fest, als Guy hinter Titus einsteigt, der ganz vorn ist. Guy übernimmt von Levi den Bambusstab und stößt uns vom Ufer ab.
Als wir auf die Mitte zutreiben, entdecke ich, dass sich etwas im Gebüsch bewegt.
»Seht«, sage ich und deute an die Stelle, an der wir gerade noch gewesen sind.
Ein Mann in seltsamer brauner Kleidung späht hinter den Bäumen hervor. Sein Kopf wendet sich hin und her, während er uns mustert. Er verhält sich genau wie die Männer, die wir heute Morgen den anderen Kandidaten haben folgen sehen. Und er sieht aus wie der Mann, den ich an meinem ersten Tag im Dschungel gesehen habe und von dem ich dachte, ich hätte ihn mir nur eingebildet.
Er hält in der linken Hand einen langen Gegenstand, der wie ein Speer aussieht, und er hebt ihn und deutet damit in unsere Richtung. Dann kommen zwei weitere Männer, die sich neben ihn hocken. Ihre Gesichter und Lippen sind mit leuchtend roten Streifen bemalt, und ihre Köpfe sind mit bunten Federn geschmückt. Es ist unheimlich.
Als ich die Federn genauer betrachte, bemerke ich, dass sie grün und blau sind wie die, die ich in meinem Haar trage. Ich berühre sie abwesend und streiche mit den Fingern über die weichen Fasern. »Wer sind sie?«, frage ich.
»Keine Ahnung«, antwortet Harper. »Aber ich bin froh, dass sie dort sind und wir hier.«
Die Männer legen die Köpfe schräg wie Vögel, dann verschwinden sie wieder im Dschungel. Ich beobachte die Stelle noch einige Sekunden, bis wir so weit den Fluss hinabgetrieben sind, dass ich mich nicht erinnern kann, wo ich sie gesehen habe. Mit einem eisigen Gefühl in der Brust frage ich mich, ob die Männer uns folgen werden. Die Art, wie sie uns beobachtet haben, gefällt mir nicht – als hätten sie eine entscheidende Chance verpasst.
Dink hebt den Arm, um uns etwas zu zeigen. Wir schauen alle nach oben und sehen RX-13 über uns fliegen.
Harper – die neben mir steht – grinst.
Ich blicke zum Ufer. Ich bete, dass Madox mit uns Schritt hält und dass es die anderen Pandoras ebenfalls schaffen. Obwohl diese Leute meine Konkurrenten sind, möchte ich nicht, dass sie ihre Gefährten verlieren.
Als ich keine Spur von Madox sehe, starre ich in den Fluss. Er ist dunkel, zu dunkel, um unter der Oberfläche viel zu erkennen. Während ich hineinschaue, frage ich mich unwillkürlich, welche Tiere in dem Strom leben. Piranhas? Kommen sie in Dschungelflüssen vor? Was ist mit Krokodilen?
»Titus, du musst mir die Richtung weisen.« Guy hält uns mit dem Bambuspaddel in der Mitte des Flusses. Ich frage mich, warum er Titus die Führung übernehmen lässt. Vielleicht, um ihn im Auge zu behalten, denke ich.
Obwohl wir alle hinter Titus und Guy sind, kann ich sehen, wie Titus sich höher aufrichtet. »Kein Problem, General.«
Wir treiben ungefähr fünfzehn Minuten dahin, bevor die Sonne unterzugehen beginnt und es zu regnen anfängt.
»Regen. Wie originell«, murmelt Levi.
Harper drängt sich dicht an mich. Ich schaue sie überrascht an, aber sie will mir nicht in die Augen sehen. Ich erwidere den Druck und versuche, mein Lächeln zu verbergen.
Der Regen ist nichts Neues, aber die Tatsache, dass wir auf dem Fluss sind, während es gießt, schon. Ich beobachte, wie das Wasser höher gegen die Ufer schwappt, und bemerke, dass die Strömung unter dem Floß viel schneller ist als zuvor.
»Guy«, sagt Caroline hinter mir. Es klingt wie eine Frage, und mir wird klar, dass ich nicht die Einzige bin, die immer größere Angst vor dem anschwellenden Fluss bekommt.
»Titus, leite mich ans Ufer.« Die Muskeln in Guys Rücken spannen sich an, während er sich bemüht, unser Floß im Gleichgewicht zu halten. »Wir werden weiterfahren, wenn der Regen aufgehört hat.«
Titus brüllt etwas über die Schulter, aber weil es stärker regnet, kann ich nicht verstehen, was er sagt. Guy paddelt abwechselnd rechts und links, dann wieder rechts. Anschließend schaut er hinter sich und bedeutet uns, uns hinzuhocken.
Das muss er uns nicht zweimal sagen. Schon bald sind alle bis auf Guy und Titus auf den Knien und halten sich, so gut sie können, an dem Bambus fest. Unter uns tobt der Fluss, und ich kann nicht begreifen, wie dies geschehen ist – wann der Fluss sich von angsteinflößend zu tödlich verändert hat.
Der Lärm ist fast ohrenbetäubend. Das Geräusch ist wie weißes Rauschen, und es ist überall. Der Regen strömt uns über die Köpfe und Schultern, und die Gischt von dem Fluss spritzt uns über den Leib. Ich sehe, wie sich auf dem Wasser weiße Spitzen bilden, und obwohl ich noch nie auf einem Fluss gewesen bin – nicht ein einziges Mal – erinnere ich mich, dass man sie Stromschnellen nennt. Es ist ein merkwürdiges Wort, denke ich. Stromschnellen. Schnellen.
Meine Gedanken sind wie weggeblasen, als ich einen schrillen Schrei höre. Ich drehe mich um, und mir wird flau im Magen.
Caroline ist verschwunden.
Ich stehe unsicher auf und suche den Fluss ab. Der Schrei wird lauter, und ich merke, dass er von Dink kommt. Neben mir sehe ich Harper aufstehen und schwanken. Sie taumelt an die Seite des Floßes, und mir ist plötzlich klar, was sie vorhat.
»Harper, nicht!«, brülle ich.
Über uns kreischt RX-13. Harpers Konzentration ist gestört, und sie schaut auf. Ich auch.
Der Adler gleitet über den Himmel und schlägt einmal mit den Flügeln, dann legt er sie an und stößt herab. Der Pandora kracht in den Fluss und verschwindet unter der Oberfläche.
»Nein!«, schreit Harper.
Obwohl das Wasser trüb ist und der Himmel immer dunkler wird, entdecke ich das Adlerweibchen direkt unter der Oberfläche. Es schlägt mit den Flügeln, als sei es das Normalste auf der Welt – ein schwimmender Adler. Als Harper das sieht, hält sie inne. Aber nur für einen Moment. Dann macht sie sich bereit, selbst hineinzutauchen.
Der Adler bricht durch den Fluss und öffnet die großen Flügel vor Harper wie einen Schild. Jedes Mal, wenn Harper versucht, hineinzuspringen, blockiert der Adler sie.
»Zurück, RX-13«, ruft Harper.
Aber ich weiß, wenn der Pandora es verhindern kann, wird er es nicht zulassen. Denn sein Job ist es, Harper zu beschützen und niemanden sonst.
Ich weiß, was ich tun muss.
Ich schließe die Augen, hole Luft – und springe.
Das Letzte, was ich höre, ist Guy, der meinen Namen ruft. Dann ist da nichts als der Fluss.