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Lucy war mit sich selbst unzufrieden: trotz Vickys Gesellschaft konnte sie ihre innere Harmonie nicht wiederfinden. Noch schlimmer — sie, die an ihrer Arbeit stets so interessiert gewesen war, fühlte sich jetzt gelangweilt. Fünf Tage in der Woche, von neun bis nachmittags um fünf oder noch länger, die gleiche Beschäftigung; immer dieselben Straßen mit den hohen Häusern, die einen nur hier und da ein kleines Stück Himmel sehen ließen; täglich die gleichen Geschäfte, die gleichen Gesichter! Eines Tages machte sie sich über sich selber lustig: »Ich kann doch wohl nicht gut ins Land meiner Kindheit flüchten, auf unsere Farm! Aber ständig sehne ich mich nach den weiten Flächen, die ich damals nur zu gern verließ.«

»Seit ich dich kenne, hast du doch immer in der Stadt gelebt«, meinte Vicky. »Du hast mir zwar einmal erzählt, daß du bis zum Tod deines Vaters auf einer Schaffarm gelebt hast; aber ich konnte mir dich nie auf dem Lande vorstellen.«

»Ein richtiger Stadtfrack. Dafür habe ich mich auch immer gehalten. Und jetzt merke ich erst, wie schön und friedlich es da draußen war. Wahrscheinlich wäre ich kreuzunglücklich, wenn ich wieder dort leben müßte; aber wenn es im Büro so stickig ist und das Telefon pausenlos klingelt, habe ich doch Sehnsucht danach. Aber weißt du, was wir machen? An einem schönen Wochenende fahren wir aufs Land. Übernachten können wir in einem Motel.«

»Das wäre herrlich. Wo soll’s denn hingehen?«

»Irgendwohin. Es ist höchste Zeit, daß ich aus meinem Alltagstrott herauskomme. Du hast inzwischen eine Unmenge Abenteuer erlebt; ich nicht. Wir fahren einfach der Nase nach und finden dann schon eine Bleibe für die Nacht.«

Das klang verheißungsvoll, und als am nächsten Wochenende die Sonne schien, fuhren sie los. Sie rollten durch das weite Land, dem Süden zu, kamen durch fruchtbares Bauernland und verbrachten die Nacht in einer kleinen Stadt; tagsüber picknickten sie abseits von den großen Straßen. Erfrischt von der guten Luft und schläfrig kam Lucy heim. Aber am Montag darauf war sie genauso unlustig wie zuvor. »Am nächsten schönen Wochenende probieren wir’s nochmal«, sagte sie, beunruhigt von ihrer Rastlosigkeit.

»Heute fahren wir nach Norden«, schlug sie vor. Nach einer Fahrt von hundert Meilen trafen sie auf ein uraltes, altmodisches Haus, ein Bauernhaus mit einer großen Veranda und niedrigen Fenstern. Es stand abseits der Straße. Ein besonderer Schmuck waren die alten Bäume; sie standen auf dem großen Rasen, wo das Gras seit langem nicht gemäht war. Das Haus war leer; die Fenster waren staubig und voller Spinnweben; es machte einen ungepflegten Eindruck.

An dem Torpfosten hing, von Efeu und Kletterrosen fast verdeckt, ein Schild: »Zu verkaufen.«

»Was für ein entzückendes Haus!« rief Vicky. »Schau, es ist nicht bewohnt. Laß uns unter den Bäumen Rast machen. Da sieht uns keiner.«

»Das ist verboten. Das Haus steht zum Verkauf. Was sollen wir tun, wenn jemand kommt und es anschauen will?«

»Na, da sagen wir einfach, wir wollten es ebenfalls ansehen und es gegebenenfalls kaufen.«

»Das sagst du! Aber ich glaube auch, daß es nicht so schlimm ist. Es sieht nicht so aus, als ob sich die Leute darum reißen würden. Ich möchte wetten, daß sich seit Monaten keiner darum gekümmert hat.«

Sie fuhren den Wagen durch das Tor und stellten ihn auf der kurzen Auffahrt ab. Lucy stieg aus und betrachtete das Haus. Es sah wie das Farmhaus aus, in dem sie als Kind gelebt hatte. Alle die Kindheitserinnerungen, die sie in letzter Zeit so bedrängt hatten, wurden wieder in ihr lebendig. Doch dann wandte sie sich achselzuckend ab. Es gab unzählige solcher alten Häuser, die zu altmodisch waren, um das Interesse moderner Käufer zu finden. Doch sie waren so solide gebaut, daß sie dem Zerfall trotzten.

Vicky war außer sich vor Entzücken. »Ist das nicht ein wonniges altes Haus? Es ist so romantisch! Völlig anders als die Dinger, die sie heutzutage bauen. In so einem Haus möchte ich wohnen.«

Lucy dachte entschieden praktischer. »Du würdest dich sehr bald nach dem modernen Komfort sehnen.«

Vicky spähte durch die Fenster ins Innere. »Sieh doch, sie haben sogar elektrisches Licht. Wahrscheinlich führt eine Überlandleitung in der Nähe vorbei. Da wollte das nette alte Ehepaar, das hier wohnte, auch modern sein.«

»Welches alte Ehepaar?«

»Ganz bestimmt wohnten hier eine Art Philemon und Baucis. Sie hatte weißes Haar und hellblaue Augen. Er hinkte ein wenig, weil er im Ersten Weltkrieg verwundet wurde. Sie liebten dieses Haus und...«

»Und wovon lebten sie? Man braucht ein ganz nettes Einkommen, um so ein Haus zu unterhalten.«

»Na ja, sie hatte etwas Vermögen, und er bezog eine Pension. Aber als sie starb, mochte er hier nicht allein bleiben. Er zog in die Stadt, zu seiner verheirateten Tochter, doch...«

»... er grämte sich allzu sehr und starb«, beendete Lucy kaltherzig die Geschichte. Es war zu komisch, wie schnell sich Vickys Phantasiegeschöpfe in Personen von Fleisch und Blut verwandelten. Kein Wunder, daß sie sich so gern in kleinen Schwindeleien erging! Sie glaubte an ihre eigenen Geschichten.

»Ja«, stimmte Vicky betrübt zu. »Und deshalb steht das Haus zum Verkauf.«

Sie machten es sich in einer Ecke der breiten Veranda gemütlich und verzehrten ihren Lunch. Die Frühlingssonne hatte schon viel Kraft, aber die hohen Bäume spendeten einen flirrenden Schatten, und die jungen Blätter schienen zu tanzen.

»Man möchte nicht glauben, daß wir so nahe an der Autostraße sind, so still ist es unter diesen schönen Bäumen«, meinte Vicky. »Man fühlt sich wie auf dem tiefsten Land, statt nur zehn Meilen von der Stadt, wie wir am letzten Straßenschild gesehen haben... Was ist das für ein Geräusch?«

»Das sind die vorbeifahrenden Autos«, erwiderte Lucy kurz. Sie war entschlossen, sehr kritisch zu sein; denn das alte Haus hatte für sie etwas seltsam Rührendes. »Man kann sie nicht sehen, und auf dem Asphalt machen sie auch keinen Staub. Nein, ich glaube, du hast recht; das ist ein anderes Geräusch. Es klingt wie Wasserrauschen. Es muß ein Fluß in der Nähe sein.«

»Laß uns das rasch untersuchen. Allzu lange können wir uns ja nicht aufhalten. Gegessen haben wir; jetzt könnten wir um das Haus herumgehen und durch die Fenster gucken, wie es drin aussieht.«

Das Haus war im sogenannten Kolonialstil gebaut. Die Veranda führte um das ganze Haus herum; man konnte sie von den meisten Zimmern aus betreten. An der Vorderseite befand sich ein sehr großer Raum. »Da durften die Enkelkinder tanzen«, bemerkte Vicky. Dahinter lagen zahlreiche kleinere Zimmer. »Verschwenderisch viel Platz«, mokierte sich Lucy. »Deine zwei Alten müssen hier umhergerollt sein wie die Erbsen in einer Büchse.«

»Nachdem ihre beiden Söhne im Zweiten Weltkrieg gefallen waren, schlossen sie einige Zimmer ab. Sie benutzten nur ein Schlafzimmer, die Küche und das Wohnzimmer. Lucy, komm doch her und schau in die Küche! Kaum zu glauben!«

Überraschenderweise war die Küche groß und modern eingerichtet, mit einem schönen Elektroherd, großen Arbeitstischen und einem Spülbecken aus verzinktem Blech. »Das hat er alles renovieren lassen für seine Frau, um ihr die Arbeit zu erleichtern, als sie alt wurde«, erklärte Vicky. »Schau nur all die Schränke und den großen Kühlschrank. Eine Prachtküche!«

»Das ist merkwürdig in so einem Haus... Zum Glück scheint er auch an alles andere gedacht zu haben, zum Beispiel an Milchglas-Fenster, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wer da hineinschauen sollte.« Die Rückseite des Hauses war nämlich genauso hinter Bäumen verborgen wie die Vorderfront, und von einem Nachbarn war weit und breit nichts zu sehen.

Sie verließen die Veranda und gingen nur zögernd weiter.

»Es ist das hübscheste Haus, das ich je gesehen habe«, stellte Vicky traurig fest. »Aber wir müssen gehen, wenn wir noch die Stadt ein wenig anschauen und bis zum Abend daheim sein wollen. Ich werde bestimmt noch oft daran zurückdenken und auch an die lieben alten Leutchen, die hier gelebt haben.«

Sie fuhren in Richtung der Stadt, doch sie waren noch nicht weit gekommen, als Vicky rief: »Sieh, da ist ein Wegweiser! Dort muß der Wasserfall sein, den wir vorhin rauschen hörten. Laß uns hingehen und ihn anschauen.«

Ein Schild am Wege besagte, daß hier ein Landschaftsschutzgebiet war. Es sei verboten, Farnkräuter zu pflücken und den Weg zu verlassen.

Sie ließen den Wagen stehen und stiegen durch einen dichten Wald hindurch einen steilen Hügel hinan. Das Rauschen wurde immer lauter. Endlich langten sie bei dem Wasserfall an. Sie standen und betrachteten die schäumenden Wassermassen, die sich über die hohen Felsen in die Tiefe in einen See stürzten.

Es war kein besonders großer Fluß, aber der Anblick war so eindrucksvoll, daß sie eine längere Zeit verharrten, um zu staunen und zu lauschen, ehe sie den steilen Weg zurück zu ihrem Wagen gingen.

»Das macht alles nur noch schöner«, fand Vicky. »Stell dir vor, man könnte immer hier in der Nähe dieses Waldes wohnen und abends beim Einschlafen das Wasser rauschen hören.«

»Freilich auch das Geräusch der vorbeifahrenden Autos.« Lucy genierte sich ein wenig, daß sie der tiefe Friede und die Schönheit der Landschaft so tief ergriffen hatten. »Jetzt müssen wir eine Tankstelle suchen. Wir haben fast kein Benzin mehr.«

Kurz darauf kamen sie an einem Geschäft vorbei. Auf dem prächtigen, in die Augen fallenden Schild stand: »Kaufhaus. Inhaber: Swales.«

»Am liebsten würde ich mir das auch ansehen«, meinte Vicky. »Ich möchte wetten, daß es mit den seltsamsten Dingen vollgestopft ist.«

Wenig später trafen sie auf eine Tankstelle, die anscheinend umgebaut und vergrößert wurde. Vicky fragte den Tankwart nach dem Haus, das ihnen so gut gefallen hatte.

»Das hinter den Bäumen? Steht schon lange zum Verkauf. Gehört irgendeinem Rechtsanwalt in der Stadt.«

Diese Stadt Homesward lag nur wenige Meilen entfernt. »Das Haus ist ein alter Besitz seiner Familie. Er wollte dort wohnen, als sein Bruder fortzog, aber er hat es dann wieder aufgegeben und sich ein modernes weiter drüben gebaut. Er ist gern auf dem Land und fährt alle Tage hin und her. Ein ruhiger Mensch, ein Einzelgänger; für Nachbarn scheint er nicht viel übrigzuhaben. Er lebt ganz allein.«

»Das Haus zu verkaufen dürfte schwierig sein«, meinte Lucy. »Es liegt weit abseits der Stadt und paßt eigentlich nur für Leute, die sich zur Ruhe gesetzt haben; und für die ist’s wieder zu weitläufig.«

»Ja, heutzutage wollen die Leute so etwas nicht haben. Der Besitzer ist sehr heikel. Er will es nicht vermieten. Hier wird jetzt viel gebaut. Wenn meine Tankstelle fertig ist, kommt eine Stadthalle dran. Der Bauunternehmer wollte das Haus für seine Arbeiter mieten; für die wäre es praktisch gewesen, wenn sie dort mit einem Koch hätten hausen können. Das hätte ihnen eine Menge Fahrerei erspart. Aber Mr Seymour, so heißt der Besitzer, wollte nicht darauf eingehen. Er sagte, das Haus würde dabei höchstens ramponiert. So müssen die Männer immer von Homesward hin und her fahren, und das ist recht lästig.«

Vicky hatte Verständnis für den unbekannten Besitzer. Eine schreckliche Vorstellung: Eine Horde von Arbeitern, die in dem schönen Bau hausten, in dem vornehmen großen Raum ihr Bier tranken, ihre Zigarettenstummel auf den Boden fallen ließen und ihren Abfall zum Fenster hinauswarfen... Sie fragte: »Sie errichten hier einen großen Komplex. Wollen Sie auch einen Tea-Room und eine Service-Station einrichten?«

»Auf keinen Fall. Aber ich brauche dringend eine Reparatur-Werkstatt. Reparaturen gibt es hier viele, und ich habe einen ausgezeichneten Mechaniker. Sogar aus Homesward bringen die Leute ihre Wagen zum Überholen. Aber einen Tea-Room richte ich nicht ein, obgleich oft genug Leute reinkommen, die ein Eis haben möchten oder eine Limo, wenn sie droben bei den Wasserfällen gewesen sind.«

»Werden die Wasserfälle viel besucht? Sie sind wundervoll!«

»Freilich, wenn man für solches Zeug Interesse hat. Ich komme aus Australien, und ich finde euern Wald ziemlich düster. Aber es gehen eine Menge Leute hin, und nachher kommen sie hier herein und möchten einen Tee trinken. Aber ich bin Junggeselle. Was sollte ich mit einem Tea-Room anfangen?«

Als sie zurückfuhren, warfen sie noch einen sehnsüchtigen Blick auf den schattigen Steig, der zu den Wasserfällen führte, und als sie das Haus hinter den Bäumen passierten, fuhr Lucy ganz langsam. Vicky meinte: »Wenn einer ein bißchen Unternehmungsgeist hätte, würde er hier einen Tea-Room einrichten. Die Leute, die von dem beschwerlichen Aufstieg zurückkommen, würden bestimmt gern unter den Bäumen oder auf der Veranda sitzen.«

»Es dürfte ziemlich schwierig sein, hier draußen eine Hilfe zu finden«, stellte Lucy fest. »Trotz der vielen Leute, die hier in der Nähe arbeiten, ist es bestimmt recht langweilig.« Aber sie hielt doch für einen Augenblick den Wagen an. Mit einem ungeduldigen Seufzer sagte sie dann: »Homesward wollen wir uns ein andermal anschauen. Laß uns jetzt lieber heimfahren und uns auf die Tretmühle von morgen vorbereiten.«

Das war schließlich ihr Leben. Es hatte keinen Sinn, sich nach verlassenen Häusern in verwilderten Gärten zu sehnen. Ihre Mietwohnung war hübsch und bequem, und an den Stadtlärm unter den Fenstern konnte man sich gewöhnen. Aber das Rauschen der Wasserfälle ist doch schöner, gestand Vicky sich unterm Einschlafen.

»Lucy, wenn ich Geld hätte, würde ich das Haus kaufen.«

»Und wovon würdest du leben?«

»Ich würde einen Tea-Room einrichten. Der Mann an der Tankstelle würde uns Gäste schicken. Wir könnten auch ein Schild am Gartentor anbringen mit einer großen Teekanne drauf.«

»Und uns daruntersetzen und die Leute hereinlocken? Wir haben aber kein Geld; vielleicht ist das ein Glück. Und du kommst heute zu spät ins Büro, wenn du dich nicht beeilst.«

Doch zwei Wochen später, als die Frühlingssonne so warm und verlockend schien, fuhren sie wieder nach Norden. Lucy murrte zwar, es wäre nicht besonders interessant, einen Ort zweimal aufzusuchen, aber das Haus hatte für beide eine seltsame Anziehungskraft. »Ich glaube, es freut sich, wenn wir kommen«, erklärte Vicky gefühlvoll. »Schließlich hat seit ewigen Zeiten niemand seinen Spaß daran gehabt.«

Dieses Mal waren sie schon kühner; sie parkten vor der Veranda und fühlten sich ganz wie zu Hause.

Nach dem Lunch holte Lucy ein Buch hervor, setzte sich hinter dem Haus ins Gras, lehnte sich an einen Baum und versuchte zu lesen. Sie kam nicht sehr weit, sondern blickte durch die Zweige zum Himmel hinauf und faßte neue Entschlüsse. Sie wollte diese blödsinnige Depression abschütteln und Gordon aus ihren Gedanken verbannen, da er aus ihrem Leben verschwunden war; sie wollte sich wieder in ihre Arbeit stürzen, mit Vicky ins Kino und ins Theater gehen und nicht mehr hierherkommen, um unter den Bäumen Trübsal zu blasen und sich nach einem alten Haus zu sehnen.

Vicky hingegen verlor ihre Zeit nicht damit, ernste Beschlüsse zu fassen; das tat sie höchst selten. Sie legte sich im Gras in die warme Sonne, um zu schlafen. Es war angenehm warm, das Rauschen des Wassers klang wie Musik, wenn man den Verkehr überhörte. Hoch droben trillerte eine Lerche. Das Leben war herrlich. Bald war sie eingeschlafen.

Keine von beiden hörte, wie ein Wagen durch das Tor fuhr und neben dem ihren hielt. Ein hochgewachsener Mann stieg aus, blickte in das leere Auto, murmelte etwas und ging rasch über den Rasen. Beinahe wäre er auf die schlafende Vicky getreten. »Was zum Teufel…« sagte er so laut, daß Vicky die Augen auf schlug und ihn anstarrte. Sie sah besonders reizend aus, mit ihren schlafheißen Wangen, dem langen blonden Haar und den großen, lächelnden grauen Augen. Aber den Mann schien das nicht zu beeindrucken. Er hätte wohl eher erwartet, daß sie erschrocken und verlegen ausgesehen hätte. Schließlich hatten sie etwas Verbotenes getan! Wieso schlief sie da auf dem Rasen in seinem Garten? Sie blieb liegen, lächelte ihn an und sagte versonnen: »Ist das heute nicht ein herrlicher Tag?«

Als er sie aber weiter böse anstarrte und nicht geneigt schien, über das Wetter zu reden, plauderte sie munter weiter: »Das ist ein bezauberndes Haus, finden Sie nicht auch? Wollen Sie es kaufen?«

James Seymour machte ein sehr ernstes Gesicht. »Ganz im Gegenteil! Es gehört mir. Darf ich fragen, was Sie hier tun?«

Vicky machte immer noch keine Miene, sich zu erheben. »Natürlich dürfen Sie das. Schließlich ist es ja Ihr Haus. Wie glücklich müssen Sie sein! Es gefällt uns riesig!«

»Das ist noch keine Entschuldigung dafür, daß Sie hier ungebeten einfallen.«

»Aber das tun wir doch nicht. Nur eine Horde kann irgendwo einfallen. Wir sind aber nur zu zweit. Wir haben hier gepicknickt. Sie tun so, als ob wir Vandalen wären! Dabei würden wir nicht um alles in der Welt an Ihrem netten alten Haus etwas kaputt machen.«

Jetzt hatte auch Lucy die Stimmen gehört und kam eilig um die Ecke. Sie wollte Vicky noch rechtzeitig daran hindern, von Kaufabsichten zu sprechen. Der große Mann mit seinem würdevollen Gesicht und dem strengen Mund schien für Scherze wenig übrigzuhaben. Er blickte auf Vicky keineswegs mit dem Entzücken hernieder, das sie sonst hervorrief. Vicky ihrerseits schien höchst zufrieden, im Gras vor seinen Füßen zu liegen.

»Sie haben uns erwischt, verzeihen Sie«, sagte Lucy. »Wir haben uns in Ihr Haus verliebt und hier gepicknickt. Wir haben weder Zigarettenschachteln noch Eierschalen liegenlassen, aber wir hätten uns natürlich nicht hier niederlassen dürfen. Vicky, steh doch auf! Wir wollen gehen.«

Er machte keine Miene, sie zurückzuhalten; er half auch Vicky nicht, als sie widerwillig aufstand. Sie war es nicht gewohnt, daß ein Mann sie unfreundlich und unbeeindruckt von ihrem Charme ansah. Trotzdem machte sie noch einen letzten Versuch und sagte liebenswürdig: »Ach, seien Sie doch nicht so unfreundlich. Ihr Haus hat uns eben so gut gefallen!« Sie dachte, daß ihn das versöhnlich stimmen würde.

Aber er entgegnete nur: »Pflegen Sie immer in anderer Leute Besitz einzudringen und da zu picknicken?«

»O nein«, antwortete Vicky kühl. »Vor allem dann nicht, wenn ein Besitz bewohnt ist. Die Leute würden uns ja beneiden, wenn sie durch das Fenster sehen, wie wir uns unsere Sardinen auf ihrem Rasen schmecken lassen. Aber der Tankwart sagte, das Haus stehe seit langer Zeit leer, und es sah so einsam und traurig aus.«

Nun mußte er doch beinahe lächeln. »Da beschlossen Sie, es ein wenig aufzumuntern? Na ja, Sie haben wohl nichts Böses getan, aber jetzt...«

Er zögerte; er mochte sie doch nicht direkt zum Gehen auffordern. Lucy dachte: Er ist ziemlich unfreundlich, aber wir sind freilich im Unrecht. Sie begann aufs neue, sich zu entschuldigen, und meinte schließlich: »Ihr Haus ist schuld mit dem Zauber, den es auf uns ausübte. Wir haben es schon vor vierzehn Tagen gesehen und mußten seitdem immer daran denken; wir wünschten uns, daß wir es kaufen könnten.« Und lächelnd stieg sie in ihr Auto.

»Ich freue mich, daß es jemandem gefällt«, erwiderte er, schon etwas weniger ungnädig. »Bei solchen alten Häusern ist das heutzutage nicht mehr selbstverständlich.« Aber er hielt Vicky nicht den Wagenschlag auf, und diese stieg mit beleidigter Miene ein. Mit sichtlicher Anstrengung brachte er noch heraus: »Wenn — wenn Sie wieder mal hier picknicken möchten, dann tun Sie es nur. Das Haus ist einsam, wie Sie sagen, und es ist mal was Neues, wenn jemand es nicht für abbruchreif hält.«

»Das würde ich nie tun«, meinte Lucy; ihr wurde richtig warm ums Herz. »Es erinnert mich so sehr an das Haus, in dem ich geboren wurde und meine Kindheit verbrachte. Ich bekam richtig Heimweh… Vielen Dank, daß Sie nicht die Polizei geholt haben!« Damit startete sie den Wagen.

Er sah ihnen nach, und da Vicky eine tragende Stimme besaß, hörte er noch: »Was für ein grimmiger Riese! Ob er wohl überhaupt lachen kann?«

Und er dachte: Die Kleine hat vielleicht Nerven! Sie ist der Typ, den ich nicht ausstehen kann. Sie denkt, weil sie hübsch ist, kann sie machen, was sie will. Läßt sich hier in meinem Grundstück nieder und geniert sich nicht im geringsten... Die andere scheint mehr Anstand zu haben... Seltsam, daß ihnen das Haus so gut gefiel! Und Vicky hätte befriedigt feststellen können, daß in dem würdevollen Gesicht nun doch ein Lächeln erschien.

»Na, das wär’s also!« stellte Lucy fest, als sie davonfuhren. »Das machen wir kein zweitesmal. Es war aber auch wirklich Pech, daß der Besitzer gerade vorbeikam.«

»Aber er sagte doch, wir könnten wiederkommen! Wir machen’s auch. Ich habe das Gefühl, daß wir dort hingehören.«

»Das ist eben leider nicht der Fall. Wir gehören in eine Stadtwohnung und in ein Büro. Und der Mann — sagte der Tankwart nicht, er heiße Seymour? — will uns dort auch nicht haben. Nein, Vicky, wenn wir mal wiederherkommen, lagern wir uns bei den Wasserfällen. Aber ich glaube, nächstes Wochenende fahren wir in Richtung Süden.«

Aber am nächsten Wochenende regnete es; sie blieben daheim, gingen ins Kino und versuchten, nicht mehr an das Haus mit den alten Bäumen und den Sonnenflecken auf dem Rasen zu denken.

Doch Vicky schien es einfach nicht vergessen zu können. »Ich glaube, ich habe eine Vorliebe für altertümliche Häuser«, meinte sie eines Tages. »Schließlich bin ich ja auch in einem aufgewachsen; es war allerdings nicht so schön wie dieses.«

Lucy erinnerte sich an Tim O’Briens Haus. Es war ein gemütlicher Bau, freilich nicht in einem vornehmen Stadtviertel. »Was ist eigentlich mit dem Haus deines Vaters?« fragte sie. »Ist es vermietet, oder steht es leer, bis es verkauft ist?«

In den Jahren nach ihrer Schulzeit war sie dort häufig zu Gast gewesen. Sie hatte die großzügige und doch einfache Gastlichkeit genossen, die so ganz anders war als die konventionelle Eleganz, die im Hause ihrer Mutter herrschte. Vicky hatte den Haushalt gut und gewandt versorgt; sie war viel geschickter, als man vermutete, und wenn Tim Freunde mitbrachte, schien ihr das nicht die geringste Mühe zu machen. Tim selbst war stets ein charmanter Gastgeber; man lernte viele interessante Leute bei ihm kennen, ganz andere Menschen als die Freunde ihrer Mutter.

»Das Haus ist vermietet«, berichtete Vicky. »Der Notar hofft, daß die Mieter es kaufen.«

»Warum bekommst du die Miete nicht?«

»Davon müssen die Schulden, die Daddy hinterlassen hat, bezahlt werden. Das Begräbnis war auch furchtbar teuer. Ich glaube, jetzt ist alles bezahlt. Aber es liegt auch eine Hypothek auf dem Haus, und von der Miete müssen die Zinsen bezahlt werden. Ich wäre ja so froh, wenn sie es kaufen würden. Ich hätte so gern ein bißchen eigenes Geld. Der Notar meint, ich bekäme wohl tausend Pfund dafür.«

»Was würdest du damit anfangen? Eine Reise machen?«

Vicky schüttelte den Kopf und sah ganz geheimnisvoll aus. Aber sie sagte nur: »Was ich wirklich möchte, das wäre ein Häuschen, das mir selbst gehört.«

Plötzlich wurde es Lucy klar, daß dieses Mädchen niemals ein richtiges Zuhause gekannt hatte. Sie hatte keine Ausbildung erhalten, und es gab keinen Menschen, an den sie sich nach dem Tode ihres Vaters hätte halten können. »Paß auf, eines Tages wirst du heiraten und dann ein eigenes Heim haben! Einstweilen aber wollen wir nächstes Wochenende irgendwohin fahren und etwas Neues anschauen.«

Doch am nächsten Wochenende war dieser Plan vergessen.

Am Freitagmorgen war Lucy dabei, sich zurechtzumachen, um ins Büro zu gehen. Sachlich betrachtete sie sich im Spiegel: Ein attraktives Gesicht, gestand sie sich zu; große dunkle Augen, eine klare, helle Haut, glänzendes, gepflegtes Haar, ein nicht zu kleiner, aber gut geschnittener Mund und eine wohlgeformte Nase. Im einzelnen war alles in Ordnung, trotzdem besaß sie nicht die Schönheit ihrer Mutter, eine Schönheit, die dreiundvierzig Lebensjahre unzerstört überstanden hatte. Ebenso fehlte ihr Vickys anmutiger Liebreiz. Sie kam zu dem Schluß, daß in ihrem Gesicht irgend etwas fehlte, und schnitt sich selbst eine Grimasse.

Die Sache mit Gordon war ein großer Fehler gewesen. Seit dem dummen Streit mit ihm waren nun schon Wochen vergangen, und er hatte nichts von sich hören lassen. Er hätte doch schreiben können, wenn er plötzlich hatte abreisen müssen. Wenn er sie auch nur ein bißchen liebhatte, hätte er nicht einfach aus ihrem Leben verschwinden dürfen. Die Wahrheit war demütigend: Er hatte sie gar nicht geliebt, nur sie war in ihn verliebt gewesen.

Nicht genug damit; da war noch der fade Brent Windro. Der bildete sich ohne Zweifel ein, daß sie ihm seinen unpassenden Besuch schon längst vergeben hätte, und vertraute auf seinen gewinnenden Charme. Immer wieder rief er an, und schon der Gedanke an ihn verdarb ihr die Stimmung. Ich habe das alles so satt, dachte sie; am liebsten würde ich verschwinden, so wie Vicky.

Aus dem Wohnzimmer hörte sie, wie ihre Freundin aufgeregt herumlief. Sie sah aber nicht nach, denn sie war an solche Stürme vor dem morgendlichen Aufbruch gewöhnt, das ständige Wehgeschrei, mit dem sie ihre Geldbörse zu suchen pflegte, oder den Lippenstift oder gar ihre Schuhe. Sie hatte gelernt, so etwas zu ignorieren.

Aber jetzt horchte sie doch auf. Vickys Stimme klang erregt: »Wo sind sie denn nur? Ich habe sie irgendwo gut aufgehoben! Hinter der Uhr? Nein. Vielleicht unter der Keksdose... Sie können nicht weit sein. Ich weiß bestimmt, daß ich sie nicht verloren habe... Ich werde verrückt!«

Augenscheinlich war es diesmal aufregender als sonst; aber was sie auch immer suchte, Vicky würde es doch schließlich entdecken und rufen: »Da sind sie ja! Ich wußte doch, daß sie gut aufgehoben sind.« Und das sagte sie jetzt auch, aber in einem so exaltierten Ton, daß Lucy rief: »Was ist denn los? Bist du bald fertig?«

Keine Antwort. Dann ein leiser Schrei, und mit völlig veränderter Stimme rief Vicky: »Lucy, es ist unsere Nummer! Ja, wirklich! Ich hab es mir schon gedacht, denn es konnte doch nicht zweimal ein >Wahrheitssyndikat< geben. Hier ist der Schein — wir haben einen Haufen Geld gewonnen!«

Im Wohnzimmer lag die Zeitung auf dem Fußboden; Vicky hockte darauf und wies mit zitternder Hand auf das Wort »Wahrheitssyndikat«, das neben dem zweiten Preis zu lesen war; daneben stand ihre Nummer.

»Guck, da steht’s. Dreitausend Pfund für uns beide. Soviel Geld auf einmal!« Und sie konnte nicht anders: sie mußte weinen.

Doch das dauerte nicht lange. Gleich danach mußte sie lachen, ein etwas hysterisches Gelächter. Zu ihrer Überraschung fühlte auch Lucy einen Anfall von Hysterie; streng sagte sie: »Nein, hör doch auf! Ich koche nochmal einen Kaffee. Wir dürfen uns nicht so gehen lassen.«

»Wir kommen zu spät ins Büro.«

»Wir rufen ein Taxi oder nehmen den Wagen. Das können wir uns schließlich leisten.«

Über ihre Kaffeetasse hinweg blickten sie sich feierlich an, und Vicky sagte: »Denk nur — die Dollarnote... im Gulli... und jetzt sind wir reich!«

»Kapitalisten! Aber immer noch berufstätig. So, trink aus; ich hole inzwischen den Wagen.«

»Wenn wir den Schein nicht gefunden hätten... Soviel Geld... Gleich heute muß ich dem Mann im Kiosk etwas schenken.«

Lucy stellte ihre Tasse beiseite; sie war froh, daß Vicky nicht merkte, wie ihr die Hand zitterte. Selbstbeherrschung war gut und schön — aber dreitausend Pfund! Das war mehr, als sie sich je erträumt hatte. Dank ihrer eisernen Sparsamkeit während der letzten vier Jahre hatte sie es fertiggebracht, auch außer den Geldgeschenken ihrer Eltern und Paten an den Geburtstagen und zu Weihnachten immer wieder etwas zurückzulegen. Ihr Bankkonto belief sich etwa auf sechshundert Pfund. Und nun besaß sie mit einem Schlag eintausendfünfhundert Pfund!

Als sie im Auto saßen, fragte Vicky: »Was machst du mit deinem Anteil? Gehst du jetzt auf Reisen, um deine Mutter zu besuchen?«

Am Klang ihrer Stimme merkte Lucy, daß ihre Freundin das am meisten fürchtete: das Ende ihres Lebens zu zweit. Aber Vicky besaß ja gleichfalls eintausendfünfhundert Pfund!

»Ich weiß nicht. Ich habe noch nicht darüber nachgedacht.« Aber eine innere Stimme sagte ihr: Geh weg von hier. Schau dir die Welt an, lerne neue Leute kennen. Sieh zu, daß du aus deinem alten Geleise herauskommst! Vergiß Gordon! Lerne einen anderen kennen, ehe es zu spät ist.

»Ich weiß es noch nicht«, meinte Vicky träumerisch. »Wenn ich genug Geld hätte, könnte ich vielleicht...« Sie stockte.

»Könntest du vielleicht was?«

»Ach, ich weiß nicht recht. Ich könnte mir etwas Eigenes kaufen. Irgend etwas für die Dauer. Etwas Sicheres.«

Da war es wieder, dieses Verlangen nach Dauer, nach Sicherheit. Das war eigentlich seltsam an Vicky, die stets so unbekümmert und sorglos war. Plötzlich dachte Lucy: Damals, als ich sie traf, war sie von Angst völlig verstört, und ich habe es nicht gemerkt. Sie wollte es nicht zeigen, aber in ihrem Innersten hatte sie Angst vor der Zukunft.

Da fiel ihr das Haus unter den Bäumen ein und Vickys sehnsüchtiges Gesicht. Dort könnte auch sie aus ihrem alten Trott herauskommen und der Erinnerung an Gordon entfliehen.

Doch sie sagte nur: »Du hast jetzt doch Sicherheit. Die Wohnung gehört dir genausogut wie mir — und jetzt kommen wir in diesem Verkehr doch noch zu spät.«

So war es auch, aber niemand kümmerte sich darum; denn Vicky platzte natürlich mit ihrer Neuigkeit sofort heraus. Das gab einen Wirbel! Das ganze Büro summte wie ein Bienenhaus vor freudiger Erregung. Ein wenig schmerzlich wurde es Lucy bewußt, daß es dergleichen nicht gegeben hätte, wenn sie der alleinige Gewinner gewesen wäre. Man hätte sich mit ihr gefreut, ihr höflich gratuliert, und dann wäre man zum Alltag zurückgekehrt. Fünf Minuten hätte das alles gedauert, nicht länger. Aber dank Vicky, die in ihrem Glück strahlte und jedem davon erzählte, schlug man fast ein wenig über die Stränge. Das war ein Schnattern und Lachen! Sogar Mr. Sheldon schüttelte ihnen beiden die Hand; dabei hielt er die Vickys ein wenig länger fest als die seiner Privatsekretärin... Obwohl Vicky doch erst seit drei Wochen in diesem Büro tätig war! Ein wenig besorgt fragte sich Lucy, wie es wohl nach drei Monaten sein würde.

Vor Büroschluß gab es noch eine kleine Feier in Mr. Sheldons Allerheiligsten; alle waren dabei, und aus dem Schrank wurde eine Flasche Sherry hervorgeholt. Man trank auf ihr Wohl, was nicht ohne Neckereien abging. Ehe sie sich verabschiedeten, sagte Mr. Sheldon zu Lucy: »Wenn Sie wollen, schaue ich mich nach einer netten, sicheren Anlage für Sie beide um. Mit mindestens sechs Prozent Verzinsung.«

Statt einer Antwort lächelte Lucy ihn dankbar an.

Vickys Augen strahlten, als sie ins Auto stiegen. Sie war erfüllt von ihrem Glück und hübscher denn je. »Wo wollen wir jetzt hin?« fragte Lucy. »Sollen wir in ein feines Restaurant gehen und dort feiern?«

»Nein, nein. Wir fahren heim! Es war ein wunderbarer Tag, aber jetzt möchte ich mit dir allein sein. Aber könnten wir wohl bei dem Mann in dem Kiosk halten? Ich habe ein Geschenk für ihn.«

»Was denn?«

»Eine Flasche Whisky. Mr. Cox hat sie mir in der Mittagspause besorgt.«

»Wir machen halbe-halbe. ...Aber wenn der alte Knabe Anti-Alkoholiker ist, was dann?«

»Niemals! Hast du seine Nase nicht gesehen?«

Sie hatte völlig recht. Nur mit Schwierigkeiten kamen sie drum herum, mit ihm gemeinsam aus einem reichlich unappetitlichen Glas zu trinken. »Ich täte es ja gerne«, sagte Vicky freundlich, »aber von Whisky bekomme ich immer Sodbrennen. Wir bringen Ihnen noch eine Flasche, wenn erst das Geld da ist.«

Er rief ihnen innige Segenswünsche nach, und draußen fragte Lucy: »Sodbrennen? Ich glaube, du weißt kaum, was das ist!«

»Stimmt. Aber wir konnten ihn doch nicht kränken! Hast du das gräßliche Glas gesehen?«

Lucy lachte. »Freilich, und darum will ich dir für dieses Mal vergeben. Jetzt will ich etwas für unser Dinner einkaufen. Wie wär’s mit einem gebratenen Hähnchen?«

»Ach, Lucy, das ist nun schon unser zweites Fest... Es kommt mir beinah sündhaft vor!«

Bei der Mahlzeit blickten sie sich an, und Vicky meinte: »Jetzt wollen wir darüber sprechen. Jetzt wollen wir unsere Zukunft planen.«