Kapitel 21

 

Eine gute Weile später, als dunkle Nacht Dunlaidir einhüllte und der Rest der Welt schlief, wälzte Sir Marmaduke sich schlaflos zwischen einem Durcheinander seidener Bettlaken und den samtenen Schenkeln seiner Dame ... und träumte.

Von leidenschaftlichen Umarmungen und beglückten Seufzern.

Von sinnlicher Ekstase und dem Schwindel erregenden Höhepunkt der lustvollen Empfindungen seiner Dame.

Dem berauschenden Gipfel seiner eigenen.

Ihrer Süße, die er immer noch auf seinen Lippen spürte. Ihrem warmen, moschusartigen, unendlich femininen Duft, der seine Sinne bei jedem Atemzug durchflutete und das Feuer in ihm schürte.

Er erwachte jäh ... und machte die Entdeckung, dass die samtene goldene Hitze seiner Frau nur Zentimeter weit von seinem Mund entfernt war. Sie saß mit gespreizten Beinen über ihm, sein Kopf ruhte zwischen ihren schlanken Schenkeln, und ihr üppiges Dreieck seidenweichen Haars war leicht zerzaust und glitzerte vor... Feuchtigkeit.

Eine jähe Hitze durchströmte ihn, ein nicht enden wollender Strom des Verlangens, der in seine Lenden schoss, sein ganzes Sein ausfüllte und Erlösung forderte.

»Bei Gott und allen Heiligen!« Ein fast schmerzhaftes Ziehen fuhr durch seine Lenden, als er in großen, gierigen Zügen den verführerischen Duft ihrer Süße einatmete. Die leidenschaftliche Erregung, die dieser Duft verriet, berauschte seine Sinne. Er berührte sie mit seinen Lippen, strich sanft mit der Zungenspitze über die kleine harte Knospe an ihrer empfindsamsten Stelle.

Sie stieß einen lustvollen kleinen Aufschrei aus und ließ sich, von einer süßen Schwäche überwältigt, ermattet auf ihn sinken, und er spürte, wie ein wonnevoller Schauer sie durchlief, als sie den Gipfel ihrer sinnlichen Empfindungen erreichte.

Zärtlich mit den Händen über die seidige Wärme ihres Rückens streichend, beruhigte Marmaduke sie ... liebte sie.

»Ich dachte schon, du würdest nie erwachen«, sagte sie schließlich mit leiser, unsicherer Stimme und strich mit zitternder Hand über seine muskulöse Schulter und seine glatte, harte Brust. »Seit Stunden schon ... berühre ich dich.«

Marmaduke schluckte und dankte den Heiligen dafür, dass er erwacht war und ihre Berührung, die Liebe in ihren Augen, die dunkel und leidenschaftlich funkelten, nicht nur ein Traum gewesen war.

Uberwältigt von dem glutvollen Verlangen, das ihn zu verzehren drohte, stützte er sich auf die Ellbogen und beobachtete, wie ihr fiebriger Blick verlangend über den Beweis seiner männlichen Begierde glitt. Wie spielerisch strich sie mit einer Hand über seinen Bauch, und er wünschte sich mit aller Macht, sie möge ihre Finger tiefer gleiten lassen. Aber dann blieb ihm fast das Herz stehen, als sie ihre Finger unter das dunkle Haar zwischen seinen Schenkeln schob, und er verlor beinahe die Kontrolle über sich, als sie wie zufällig seinen harten, heißen Schaft streiften. Nahezu nicht mehr in der Lage, sich in Zaum zu halten, drängte er sich ihrer Hand entgegen und suchte instinktiv Erleichterung.

Ein raues Stöhnen stieg in seiner Kehle auf, aber er unterdrückte es mit einem tiefen, unsicheren Atemzug. »Möchtest du mich an den Rand des Wahnsinns treiben?«

»Ich möchte dich glücklich machen.« Sie schloss ihre Finger um ihn und begann ihn mit aufreizend langsamen Bewegungen zu liebkosen.

»Das tust du in jeder meiner wachen Stunden«, versicherte er ihr. »Allein dich atmen zu sehen, macht mich glücklich.«

Er zog sie sich an sich und küsste sie leidenschaftlich, aber sie entzog sich ihm und straffte ihre Schultern, sodass die rosigen

Spitzen ihrer vollen Brüste zwischen ihrem langen, aufgelösten Haar hervorblitzten.

»Ihr habt noch nie wahre Befriedigung bei mir gefunden«, sagte sie, während sie ihn noch immer auf intimste Weise streichelte. »Und diese Erfüllung würde ich Euch jetzt gerne zuteil werden lassen.«

Und das tat sie auch beinahe.

Einfach nur, indem sie ihre Absicht äußerte.

Seine leidenschaftliche Erregung, die er bisher so mühevoll in Zaum gehalten hatte, steigerte sich zu einem regelrechten Fieber, das ihn von innen zu verbrennen drohte, als er sie ansah und in ihrem Gesicht nach Anzeichen von Besorgtheit oder Zögern suchte ... und nichts dergleichen fand.

Nichts außer ihrer Schönheit und Bereitschaft.

Ihrer Akzeptanz und ihrem Bestreben, ihm Vergnügen zu bereiten.

Dieses Wunder umspielte ihn und streichelte seine wunde Seele. Umfing ihn und liebkoste ihn so sicher, wie ihre zärtlichen Hände ihn an den Band seiner Beherrschung brachten.

»Ich werde dich niemals aufgeben«, schwor er, und die Fesseln seiner Zweifel fielen endlich von ihm ab ... und verschwanden in den Schatten.

Lösten sich in Luft auf, so als hätte es sie nie gegeben.

Und ich werde dich nicht gehen lassen, glaubte er sie sagen zu hören, obwohl sie in Wirklichkeit nur leise geseufzt hatte.

Ich möchte, dass du bleibst.

Das zumindest hatte er gehört... mit seinem Herzen.

Aber ob sie die Worte nun wirklich gesagt hatte oder nicht, sie hingen zwischen ihnen wie eine Kampfansage, die zwar ausgesprochen, aber noch nicht angenommen worden war. Und auch nicht drohend genug klang, um den Tumult, der in ihm tobte, abzuschwächen.

Ruhig blickte sie ihm in die Augen, während sie mit den langen goldenen Haarsträhnen über ihre Brüsten spielte, um ihm einen weiteren Blick auf ihre harten kleinen Spitzen zu gewähren.

»Ich weiß, dass du sie gern betrachtest.« Ganz bewusst strich sie auch die letzte Haarsträhne zurück, bis ihre Brüste vollkommen entblößt waren. »Ich möchte dir heute Nacht all das geben, was dich beglückt«, sagte sie, und die wundervollen großen Vorhöfe um ihre Brustspitzen zogen sich sichtlich unter seinem Blick zusammen.

Marmadukes Hände verkrampften sich, und ein weiteres raues Stöhnen stieg in seiner Kehle auf.

Noch immer den Beweis seiner Begierde streichelnd, begann sie mit der anderen Hand die Innenseite seines Schenkels zu liebkosen. Ein leiser Hauch ihres verführerischen, moschusartigen Dufts erreichte ihn ... und die leidenschaftliche Erregung, die ihm dieser Duft verriet, betörte seine Sinne.

Unverkennbare sinnliche Begierde beherrschte sie, und die Erkenntnis ließ ihn fast seine letzte Zurückhaltung vergessen.

Sie begehrte ihn.

Mit dem gleichen brennenden Verlangen, mit dem er sich nach ihr verzehrte.

Und diesmal würde er dieses brennende Verlangen stillen.

Er senkte den Kopf auf ihre Brüste, strich mit der Zunge über ihre harten kleinen Spitzen, zog eine zwischen seine Lippen und zupfte daran ... alles andere als sanft.

Dann schob er eine Hand zwischen ihre Beine, um sie dort zu streicheln und zu prüfen, ob sie für ihn bereit war. »Soll ich dich zuerst dort küssen?« Er überließ ihr die Entscheidung, da er wusste, wie sehr seine intimen Zärtlichkeiten sie beglückten, und weil er wie berauscht von seinem eigenen Verlangen war, ihre Süße in sich aufzunehmen.

»Oder soll ich dich lieber ein bisschen streicheln?«, beharrte er, während die Magie seiner geschickten Finger bereits ihre Wirkung taten.

Weil sie gar nicht anders konnten.

Die versengende Hitze in ihm intensivierte sich sogar noch, als er mit den Fingern unter ihr seidenweiches Haar glitt und sie dort mit fast quälend langsamen Bewegungen liebkoste.

Und schließlich mit zwei Fingern in ihre wundervolle feuchte Süße eindrang.

»Wenn du möchtest, dass ich dich dort küsse, dann beug dich über mich, damit ich dich küssen kann, bis du bereit bist«, forderte er sie auf, während seine Finger über ihre empfindsamste Stelle kreisten und die harte kleine Knospe zwischen ihren feuchten weichen Locken rieben.

Ihre Augen verdunkelten sich vor Leidenschaft, als sie von ihm herabglitt und sich neben ihm in den Kissen ausstreckte. »Habt Ihr mich falsch verstanden, Mylord?«, fragte sie und spreizte einladend ihre Schenkel. »Ich bin bereit. Ich möchte, dass Ihr mich nehmt. Ganz und gar, und ohne Euch zurückzuhalten.«

»Seid Ihr sicher?«, fühlte er sich versucht zu fragen, da seine Zweifel und Dämonen noch immer nicht ganz bereit waren, das Feld zu räumen, und ihre Stimmen ihn beharrlich vor dem Abscheu warnten, der in ihrem Gesicht erscheinen würde, sobald er in sie eindrang.

Aber das glühende Verlangen in ihren Augen, das einladende Kreisen ihrer Hüften und ihre ausgebreiteten Arme versprachen etwas völlig anderes.

Und er kapitulierte.

»Ich liebe dich, Caterine«, sagte er, als er sich schließlich über sie beugte.

»Dann nimm mich«, sagte sie und griff wieder nach ihm.

Das war nicht die Antwort, die er sich erhofft hatte, aber ihre Berührung, ihre Finger, die so zärtlich über den Beweis seiner männlichen Begierde glitten, machten ihn blind für alles andere.

Ganz und gar überwältigt, ließ er sich behutsam auf ihr nieder, stützte sich auf seine Ellbogen, um sie nicht mit seinem ganzen Gewicht zu belasten, und ließ sich von ihr in ihre Süße führen.

Bevor sie dies tat, legte sie ihre freie Hand an seine Wange und strich über seine Narbe. »Du bist ein wahrer Beschützer«, sagte sie, »und ich bin dir herzlich zugetan.«

Herzlich zugetan?

Alarmglocken schrillten in Marmadukes Ohren, und eine durchdringende Kälte beschlich sein Herz im selben Augenblick, in dem er ein Stückchen in ihre feuchte Wärme eindrang.

Und dann war er verloren.

Zu überwältigt von ihrer samtenen Enge, der ihn umgebenden pulsierenden Hitze, um die Kühle eines vielleicht nur etwas ungeschickt formulierten Satzes zu beachten.

Unter Aufbietung Seiner allerletzten Selbstbeherrschung hielt er inne, ohne tiefer in sie einzudringen ... und wartete gerade lange genug, um ihre empfindsamste Stelle zu streicheln und liebkosen und ihr sein Eindringen auf diese Weise zu erleichtern.

Gefährlich nahe am Rande seiner eigenen Erfüllung, liebkoste er die harte kleine Knospe mit langsamen, kreisenden Bewegungen ... und begann sehr langsam und behutsam ein wenig tiefer in ihre samtene Hitze einzudringen.

Erst als ihre Atemzüge flacher wurden und sich wie kleine Seufzer anzuhören begannen, als ihre Hüften immer fieberhafter kreisten und sie sich ihm in einer stummen Einladung entgegenbog, zog er sich ein wenig zurück und nahm sie dann mit einer einzigen, kraftvollen Bewegung in Besitz.

Das unbeschreiblich wonnevolle Gefühl, sie endlich zu besitzen, ließ ihn beinahe die Kontrolle über sich verlieren. Mit einem lustvollen Aufstöhnen senkte er den Kopf auf ihre Brüste und nahm eine ihrer Brustspitzen zwischen seine Lippen, ließ seine Zunge darum kreisen und zupfte an der harten kleinen Spitze, während er sich gleichzeitig in einem aufreizend langsamen Rhythmus in Caterine bewegte. Und die ganze Zeit ließ er die Hand zwischen ihren Schenkeln und streichelte und liebkoste sie.

Nein ... bitte...

Marmaduke hielt augenblicklich inne, und kalte Furcht beschlich ihn, grub ihre eisigen Finger in sein Herz und seinen Stolz ... aber dann stöhnte sie - ein seliges Stöhnen sinnlicher Ekstase, das seine Zweifel sogleich wieder zerstreute.

Mit einem weiteren, noch tiefer empfundenen Aufschrei - einem heiseren, kehligen Laut voll unverfälschter Leidenschaft - grub sie ihre Finger in seine Schultern und klammerte sich an ihn, und ihr Körper versteifte sich und erbebte unter ihm. Ihre hemmungslose Hingabe begeisterte und überzeugte ihn so sehr, dass er meinte, sich ihren fast unhörbaren Protest nur eingebildet haben zu können.

Ein letzter höhnischer Zwischenruf seiner Dämonen.

Ohne sie zu beachten, hob er den Kopf und suchte Caterines Mund, erstickte ihre lustvollen Schreie mit seinen Lippen und vermischte seinen Atem mit dem ihren, als er sie mit einem tiefen, beseligenden, leidenschaftlichen Kuss unwiderruflich zu der seinen machte.

Sie schlang ihre Beine um seine Hüften und zog ihn noch näher an sich heran, und als ein heftiges Erschauern sie auf dem Höhepunkt ihrer sinnlichen Empfindungen durchlief, war er nicht mehr in der Lage, sich zurückzuhalten, und spürte, dass die Kontrolle ihm nun endgültig entglitt.

Und dann wurde er von einem gleißend hellen Licht ergriffen, einem Schwindel erregenden Wirbelsturm erotischer Ekstase, so mächtig und so intensiv, dass er kaum noch atmen konnte.

Er stöhnte vor Entzücken und glaubte sogar gehört zu haben, wie sie seinen Namen rief, aber sein Blut dröhnte so wild in seinen Ohren, dass er sich dessen nicht sicher sein konnte.

Und so hielt er sie nur in seinen Armen ... und hoffte, dass sie wirklich seinen Namen gerufen hatte.

Was er wusste, war, dass sie Erfüllung gefunden hatte.

Und er hatte das Paradies gefunden.

***

Halt ihre Beine fest...

Hure.

Die Worte, die spöttischen Zurufe und höhnischen Lacher erklangen schon, bevor ihr Beschützer in den tiefen Schlaf zurücksank, aus dem sie ihn gerissen hatte. Sie bestürmten sie aus der Dunkelheit, lang unterdrückte Bilder, die nun in den entferntesten Winkeln ihres Herzens wiederauferstanden und sie bereits während der wundervollen Ermattung nach ihrem leidenschaftlichen Liebesakt verfolgten.

Gespenster der Vergangenheit, die nichts anderes im Sinn hatten, als sie zu verfluchen.

Und ihr die Freiheit zu stehlen, die sie endlich erlangt zu haben glaubte.

Caterine blieb wie versteinert liegen und versuchte, ihre Ohren vor den lange verblassten, undeutlichen Stimmen zu verschließen, den brutalen Heimsuchungen durch Erinnerungen, die am besten begraben und vergessen blieben. Sie schloss die Augen und versuchte, sich ganz und gar auf das beglückende Gefühl zu konzentrieren, so sicher und behütet in den Armen ihres Beschützers zu liegen, aber die Bilder wollten ihr einfach keine Ruhe lassen.

Kalt und unerbittlich, unausweichlich wie die immer wiederkehrende Flut, erhob sich die düsterste Stunde ihres ganzen Lebens vor ihrem inneren Auge, um sich ihrer zu bemächtigen, stahl sich in ihr Schlafgemach, schlich um die geschlossenen Vorhänge ihres Betts und erdreistete sich sogar, diese zurückzuziehen, um sie spöttisch anzugrinsen.

Eine ganze Bande höhnisch grinsender Erscheinungen formierte sich im Dunkel vor dem Morgengrauen, um voller Häme ihre Macht über Caterine zu demonstrieren. Um mit ihren lüsternen Gesichtern das geliebte Antlitz ihres Ehemanns zu überlagern und sie daran zu erinnern, dass die Arme, die sie in diesem Augenblick so zärtlich hielten, englische Arme waren.

Und sie immer an ihre englischen Arme erinnern würden.

Und um ihr vor Augen zu führen, dass sie sie nie in Ruhe lassen würden.

Ihr nie erlauben würden, ihn rückhaltlos zu lieben.

Nicht so, wie er es verdiente, geliebt zu werden.

Und Sir Marmaduke Strongbow verdiente es, von ganzem Herzen und bedingungslos geliebt zu werden. Nicht mit einem Herzen, das er mit den Schatten und der Schande einer Vergangenheit, der sie nicht entfliehen konnte, würde teilen müssen.

So vorsichtig sie konnte, richtete Caterine sich auf, um auf ihn herabzusehen, zwang sich, dabei nur sein Gesicht anzusehen.

Es war entspannt und schön im Schlaf, seine Narbe entstellte es nicht, sondern unterstrich höchstens sein gutes Aussehen - die strahlende Schönheit eines wahrhaft edlen Herzens.

Das Herz eines Beschützers.

Sie strich mit den Fingern über sein Haar, und ihr Herz wurde schwer, als sie die versengten Stellen berührte ... ein weiteres Symbol der Ehre, ein weiterer Grund, warum er eine Frau brauchte, die ihn vorbehaltlos lieben konnte, aus tiefstem Herzen und nicht nur in Momenten sinnlicher Ekstase.

Es zerriss Caterine fast das Herz, als sie das Bett verließ. In seinem tiefen, erschöpften Schlaf bemerkte er es nicht einmal. Oder vielleicht doch, denn er drehte sich auf die Seite, streckte einen Arm aus und bewegte seine Hand über das Laken, als suchte er ihre Wärme.

Und habt Ihr Euch entschieden, Mylady ?

Sie fuhr zusammen, denn sie hörte die Worte so deutlich, als stünde er neben ihr, als lägen seine Hände auf ihren Schultern und als blickte er mit einem seiner ganz besonderen Lächeln auf sie herab.

Diesem raren, seltenen, das die Grübchen an seinen Wangen zum Vorschein brachte.

»Habe ich was entschieden, Mylord?«, flüsterte sie mit leiser, unsicherer Stimme in die Stille, denn ihre Kehle war so eng geworden, dass sie fast kein Wort über die Lippen brachte.

»Habe ich was entschieden?«, wiederholte sie die Frage, während sie die Hand nach ihm ausstreckte und sein arg versengtes Haar berührte.

Ob ich ein Charmeur bin.

Ein Mann, der Frauen verzaubert.

Ihr Herz hörte seine Frage ... und beantwortete sie auch.

Aye, das bist du, mein Liebster.

Und das war er in der Tat... auf die wundersamste Weise.

Einen langen Moment stand sie vor ihm und betrachtete ihn, dann lächelte sie traurig und zog die Decken über seine Schultern. Bemerkenswert breite Schultern, stark und schön, aber nicht stabil genug, um die Last der Gespenster zu tragen, die sie heimsuchten.

Die allerschlimmsten ihrer Drachen.

Und es waren diese Bestien, denen sie entkommen musste, und nicht ihm, denn ihre Anwesenheit in diesem Schlafzimmer, in den schwarzen Schatten der Zimmerecken, war schlicht und einfach mehr, als sie ertragen konnte.

So schnell und geräuschlos wie sie konnte, zog Caterine sich an, um das Zimmer zu verlassen, bevor aus der brennenden Hitze hinter ihren Augenlidern Tränen werden konnten.

An der Tür warf sie einen letzten Blick auf ihren schlafenden Gemahl und wünschte dann, es nicht getan zu haben, denn die verfluchten Schatten in den Zimmerecken hatten sich verlagert, und ihre Düsternis fiel nun in den Raum und hüllte sogar das mächtige Himmelbett in seiner Mitte ein.

Mit trotzig vorgeschobenem Kinn wandte sie ihnen den Rücken zu und hob den Riegel an. »Ihr werdet mich nicht besiegen«, wisperte sie, als sie die Tür aufzog. »Und ihr werdet mich auch nicht zum Weinen bringen.«

Die Schultern straffend, wartete sie, bis Leo zu ihr kam, und dann schlüpften sie zusammen aus dem Raum. Und auf dem ganzen Weg über den schwach beleuchteten Korridor kämpfte sie mit ihren Tränen.

Aber das hätte sie sich ersparen können, denn jemand anderer vergoss sie schon für sie.

Ein noch dunklerer, noch tieferer Schatten als der, in dem ihre Gespenster der Vergangenheit sich tummelten.

Und nicht einmal annähernd so bedrohlich.

Nur... traurig.

In einer Ecke Wache haltend, ihren Umhang fest um sich gehüllt gegen eine Kälte, die noch schneidender war als der kälteste Wind, der Dunlaidirs massive Mauern je gepeitscht hatte, wartete die Frau geduldig, bis die anderen Schatten verblassten.

Und ihre Bedrohung sich von ihm entfernte.

Und als sie es endlich taten, stieß sie einen leisen Seufzer aus, den er dem Wind zugeschrieben haben würde, wischte sich die Tränen von den Wangen und begann, ebenfalls in der Dunkelheit zu verblassen.

***

Sie war fort.

Sir Marmaduke wusste es schon, bevor er richtig wach geworden war.

Zu seinem Glück - oder Pech, je nachdem, wie man es sah, besaß er die unheimliche Begabung, Dinge manchmal einfach zu wissen, und dies war eine der Gelegenheiten, bei der er alles andere als froh über seinen untrüglichen Instinkt war.

Das Blut schien ihm in den Adern zu erstarren, als er mit der flachen Hand über das Bett .strich ... und zutiefst bestürzt die Kälte unter seinen Fingern spürte.

Nicht einmal eine Spur von Wärme war noch dort, wo sie eben noch so friedlich schlummernd neben ihm gelegen hatte.

Wo sie sich geliebt hatten.

Und sie war nicht einfach nur hinausgeschlüpft, um gewisse frühmorgendliche Bedürfnisse zu erledigen. Seine schöne Gemahlin, sein geliebtes Herz, hatte ihn schon in den frühen Nachtstunden verlassen.

All seine Zweifel und Bedenken kehrten zurück und legten sich bleischwer auf sein Herz. Eine kalte, schwere Last, die selbst ein so breitschultriger Mann wie er nicht einfach so beiseite schieben konnte.

Und daher runzelte er die Stirn.

Blickte zu der reich geschnitzten Decke ihres prachtvollen Himmelbettes auf und fragte sich, ob er die leidenschaftlichen Momente der vergangenen Nacht nicht vielleicht tatsächlich nur geträumt hatte.

Hatte sie sich wirklich in leidenschaftlicher Ekstase unter ihm gewunden und gestöhnt?

Ihn aufgefordert, sie zu nehmen?

Aye, das hatte sie, denn die Luft innerhalb der geschlossenen Vorhänge des Betts war immer noch durchdrungen vom Duft ihrer leidenschaftlichen körperlichen Vereinigung.

Aye, sie hatten sich geliebt, und das mit grenzenloser Leidenschaft.

In den schwärzesten Stunden der Nacht, als alle Welt schlief und Dunkelheit verbarg, was man nicht sehen wollte.

Beispielsweise das entstellte Gesicht eines Mannes, der einst, in einem längst vergangenen Leben, einer der best aussehendsten Männer seiner Zeit gewesen war.

Einen tiefen Seufzer unterdrückend, schlug Marmaduke die Bettdecken zurück und stand auf, bereit, wenn auch nicht gerade begierig, sich diesem kalten neuen Tag zu stellen.

Die Heiligen wussten, dass er reichlich Übung darin besaß, in schwierigen Zeiten über sich selbst hinauszuwachsen.

So gewappnet, ignorierte er das wilde Pochen seines gebrochenen Herzens und begab sich geradewegs in den kleinen Vorraum, um sich anzukleiden. Und kaum hatte er es getan, ließ er sich neben seiner Satteltasche auf die Knie fallen und begann, darin nach zwei Dingen zu kramen: seinem kunstvoll ziselierten bronzenen Spiegel und Linnet MacKenzies Kreuzkrautsalbe.

Letztere schien verschwunden, und so leerte er die Satteltasche hastig auf den Boden aus, ließ ihren Inhalt auf die mit Leos Urin befleckte Strohmatratze fallen, auf der er seine Nächte verbracht hatte, bevor seine Dame ihm Zugang zu ihrem Bett gewährt hatte.

Schließlich fand Marmaduke den kleinen irdenen Tiegel mit seinem Wundermittel endlich. Der Rest seines Vorrats bis zu seiner Rückkehr nach Kintail ging zur Neige, denn er hatte die Salbe in letzter Zeit nur allzu großzügig benutzt, in der Hoffnung, sich dadurch ein bisschen anziehender zu machen.

Nicht wieder richtig gut aussehend, denn obschon Marmaduke ein Romantiker sein mochte, war er alles andere als ein Narr.

Nein, einfach nur ein bisschen anziehender, obwohl ihm an diesem bösen, düsteren Morgen sogar annehmbar genügen würde.

Dann, bevor er den Mut verlor, zog er den hübschen Spiegel unter einem Stapel frisch gewaschener Leinenunterhosen hervor, nahm den Tiegel voller falscher Hoffnungen und zerstörter Träume und ging mit energischen Schritten zu der Fensternische im Schlafzimmer seiner Frau.

Stirnrunzelnd ließ er beide Gegenstände auf eine der Fensterbänke fallen und riss die Fensterläden auf. Eine weiße Welt begrüßte ihn ... frostig und eisig, deren beißende Kälte so lähmend war wie die Qual in seinem Herzen.

Er starrte auf die schiefergraue See, auf den weißen Dunstschleier über ihren grauen Wellen und die herumwirbelnden Schneedecken, die sich bis zum fernen Horizont erstreckten. Der trübe frühmorgendliche Himmel, der von dichten grauen Wolken bedeckt war, schien noch mehr von diesem unfreundlichen Wetter zu verheißen.

Da Zeit jetzt von entscheidender Bedeutung war, nahm er den Spiegel und betrachtete prüfend sein Gesicht darin. Dank seiner finsteren Miene und seines versengten Haars blickte ihn ein noch furchtbareres Scheusal aus dem Spiegel an, als er es je gesehen hatte.

Ein Gesicht, das so grimmig und verbittert war, dass er es seiner Dame nicht verübeln konnte, dass sie ihn verlassen hatte.

Als sein Entschluss gefasst war, legte Marmaduke den Spiegel auf die Bank und hob den Tiegel mit dem Schönheitsmittel auf. Seine Finger schlössen sich um seine vertraute Form, und für einen winzigen Moment lang klammerte er sich noch an seine Hoffnungen und Träume, aber dann schleuderte er den kleinen Tiegel durch das offene Fenster in die See.

Er zog eine grimmige Genugtuung daraus, sich von allen Illusionen befreit zu haben, als er sich von den Fenstern abwandte.

Es wurde Zeit, sich auf die Suche nach seiner Frau zu machen.