Kapitel 18
Als Marmaduke irgendwann in der Stille vor dem Morgengrauen erwachte, lag ein schlankes, warmes Bein über seinem Oberschenkel. Der Kopf seiner neuen Gemahlin ruhte an seiner Schulter, ihr offenes, ungeflochtenes Haar bedeckte das Kissen, seine seidige Weichheit streichelte sein Kinn ... sein Duft, der ihn an wunderbare Sommertage denken ließ, war zart, ein Geschenk, das seine Sinne entflammte.
Und seinen Puls zum Rasen brachte.
Auch andere Körperteile von ihm regten sich. Dunklere, animalischere Bedürfnisse überrollten ihn, denn noch etwas anderes Warmes presste sich an ihn. Schamlos nahe, unendlich weich und köstlich heiß.
Die feminine Hitze seiner Gattin.
Eine Woge flüssigen Feuers schien ihn zu durchfluten, wenn er an ihre nächtlichen Intimitäten dachte, daran, wie er Caterine gestreichelt und liebkost hatte.
Die letzten Beste seines Schlafs verflogen, vertrieben vom Gefühl ihrer seidig glatten Haut an seiner und dem üppigen Dreieck weichen Haars, das sich auf solch wunderbare Weise an ihn schmiegte.
Ein lustvolles Ziehen ging durch seine Lenden; schockierend nachdrückliche Wellen puren, ungestümen sinnlichen Bewusstseins.
Ungezügelten Verlangens.
Doch obschon das Blut durch seine Adern raste, empfand er den simplen Umstand, dass er ihren warmen Atem an seiner Schulter spürte, als mindestens genauso beglückend.
Beide Freuden, die sinnlichen wie die zarten Bande zwischen ihnen, verbanden sich miteinander, um einen unwiderruflichen Kordon um sein Herz zu weben. Seidene Fesseln der Leidenschaft und der Verheißung banden seine Seele an die ihre und erfüllten ihn mit unbeschreiblicher Zufriedenheit.
Eine kostbare und seltene Freude, die er noch ein wenig länger genießen wollte.
Er warf einen Seitenblick durch die halb geöffneten Bettvorhänge, und ein zufriedenes Lächeln erschien um seine Mundwinkel. Die Morgendämmerung war noch nicht weiter als bis in die tiefe Nische der Fensterlaibung vorgedrungen.
Der Rest des Zimmers lag nach wie vor in kalter, stiller Dunkelheit. Es blieb ihm also noch reichlich Zeit, um die Intimität von Caterines weichem, warmem Körper auszunutzen, der sich so vertrauensvoll an seinen schmiegte.
Ein Trost, den er während der langen Nachtstunden sehr genossen hatte, nachdem er sie irgendwann auf die Arme genommen und sie, schon schlafend, vom Fenstersitz zum Bett getragen hatte.
Und irgendwann in dieser wundervollen Nacht war ein Wunder geschehen. Und dieses Wunder schloss all die Qualen und den Kummer anderer Tage aus und vertrieb die Leere unzähliger Nächte voller Einsamkeit.
Ein Moment, eine Berührung, Haut an Haut... ihr geschmeidiger Körper, der ermattet neben ihm ruhte ... und all seine Dämonen waren in die Flucht getrieben worden.
Das wollte er zumindest glauben.
Hoffnung.
Eine wilde, Schwindel erregende Freude, von der er nie gedacht hätte, dass er sie noch einmal finden würde, aber er hatte sie gefunden, und das Wunder seines Glücks erfüllte ihn geradezu mit Ehrfurcht. Tief atmete er die kalte Morgenluft ein und verzog seinen Mund zu einem kleinen Lächeln.
Ein Lächeln, das hell und wahr aus seinem Inneren kam und ihn bis in seine Zehenspitzen wärmte.
Er liebte sie.
Die in Leidenschaft gesprochenen Worte auf der Turmtreppe waren nicht leichtfertig, aus dem Moment heraus geboren gewesen ... er hatte ihr wirklich und wahrhaftig sein Herz geschenkt.
Sir Marmaduke Strongbow, Duncan MacKenzies Gefolgsmann, Freund und Mentor vieler Männer, unerschütterlicher Verteidiger von Frauen und kleinen Kindern und baldiger Herr auf Balkenzie Castle, hatte sich wieder unwiderruflich, unerträglich, unsagbar verliebt.
Mit jeder Faser seines Seins, jedem Gesicht, das er besaß; dem gut aussehenden, das ihm vor so langer Zeit genommen worden war, dem narbigen, das heute all seine wachen Stunden überschattete, und dem bisher noch unbekannten, das er in den nächsten Jahren tragen würde.
Aye, er liebte sie, und diese ungeheuerliche Erkenntnis erweckte ein Bedürfnis, aus dem Bett zu springen, zu den Fenstern zu laufen und seinen Jubel bis zum fernen Horizont hinaus-zuschreien.
Dass sie neben ihm lag und ihn mit der seidigen Wärme ihrer Haut und der schimmernden Pracht ihres goldenen Haars verlockte, eröffnete ihm Horizonte einer völlig ungekannten Natur.
Und er brannte darauf, diese Möglichkeiten in vollem Maße auszunutzen.
Und nun war ein ebenso guter Zeitpunkt wie jeder andere, um fortzusetzen, was sie in der sternenklaren Magie der Nacht begonnen hatten.
Mit der ganzen Finesse, die er so meisterhaft beherrschte, strich er in einer sachten, kaum zu spürenden Liebkosung mit der flachen Hand über ihre Seite. Ihre blauen Augen flogen auf, als er seine Finger über der sanften Biegung ihrer Hüften spreizte, um ihre samtene Hitze noch näher an sich zu spüren.
Sie zog scharf den Atem ein, und der Liebreiz ihrer verschlafenen, etwas verwirrt blickenden Augen griff Marmaduke direkt ans Herz. »W-Was tut Ihr ...«
»Noch einige Eurer Drachen töten«, log er.
Sein Begehren nach ihr stillen war es, was er tat.
»Gestern Nacht haben wir sie nur herausgefordert«, meinte er und streichelte zärtlich ihren wohl geformten Po ... um sie zu beruhigen und ihr Blut im gleichen Maße zu entflammen wie sein eigenes.
»Von heute Morgen an werden wir einen richtigen Angriff auf sie starten«, versprach er und schmiegte seine Wange an ihr ungeflochtenes Haar und hauchte Küsse auf seine seidig glänzende Fülle. »Aber Ihr müsst auch wirklich wollen, dass sie verschwinden, Mylady.«
Mit den Lippen strich er über die anmutige Linie ihres Nackens. »Wollt Ihr es?«
»Habe ich Euch nicht gestern Nacht bewiesen, dass ich nur zu gern ... gewisse Drachen bekämpfen würde?«, gab sie zurück, inzwischen vollends wach.
Und völlig ungeniert - sie neigte sogar den Kopf, um ihm besseren Zugang zu ihrer weichen Haut zu geben.
»Und habt Ihr nicht bereits damit begonnen? Sie zu töten, meine ich?« Ein leiser, sinnlicher Seufzer begleitete ihre Worte. »Eure Berührung hat mir sehr gefallen, Sir. Ihr ...«
»Euch mit meinen Fingern Vergnügen zu bereiten, ist nicht das, was ich meinte, meine Schöne, und ich glaube, das wisst Ihr auch.«
Seine tiefe, warme Stimme schien in sie einzudringen, sie zu umfließen ... verführerisch wie die Zungenspitze, die über die empfindsame Stelle unterhalb ihres Ohres strich ... aufreizend wie seine Finger, die sich auf solch sündige Weise über die Bundungen ihres Pos bewegten.
Gott, er strich sogar mit einem Finger über die Falte zwischen ihnen, und ein heißes, prickelndes Verlangen durchzuckte sie bei dieser unerhörten Intimität.
»Eure Drachen werden bald alle erledigt sein, Mylady. Das versichere ich Euch«, murmelte er und biss sie sanft ins Ohrläppchen.
»Und es ist der Drache, der hier lebt...« Sanft schob er seine Hand zwischen ihre Schenkel und strich ganz langsam mit der Fingerspitze über ihre intimste Körperstelle, »... mit dem ich mich in diesem Augenblick gerne befassen würde.«
Caterine seufzte und wand sich unter seinen Händen, denn seine Berührung war genauso atemberaubend intensiv, wie sie sie von der vergangenen Nacht her in Erinnerung hatte. Seine Liebkosung löste ein lustvolles Pulsieren zwischen ihren Schenkeln aus, eine träge Hitze, machtvoll genug, um sie mit Wellen prickelnder Erregung zu durchfluten und ihr Innerstes in Flammen zu setzen.
Das jähe, überwältigende Erwachen wahrer sinnlicher Begierde.
Berauschend und erhaben.
»Es sind diese Drachen, von denen ich möchte, dass Ihr sie tötet«, sagte sie schließlich und öffnete aus freien Stücken ihre Schenkel, in einer stummen Bitte, sie dort wieder zu berühren.
Und sorgte auch dafür, dass er es tat, indem sie seine Hand ergriff und seine Finger auf die Stelle drückte, wo die süße Qual am größten war. Er erfüllte ihr den Wunsch sofort. Er streichelte, liebkoste, reizte sie auf eine Art und Weise, die sie einem Schwindel erregenden Höhepunkt nahe brachte.
Es war ein unbeschreiblich lustvolles Gefühl, wie seine Finger über ihren erhitzten Körper glitten und spielerisch an dem lockigen weichen Haar zwischen ihren Schenkeln zupften, und sie war wie berauscht von der Magie seiner Berührung.
Kühn spreizte sie ihre Schenkel noch ein bisschen weiter ... einladend, ihn zu noch interneren Zärtlichkeiten ermutigend. »Ihr bewegt mich sehr«, hauchte sie, ihre Stimme ganz rau vor unterdrückter Leidenschaft, und ihre saphirblauen Augen dunkler als gewöhnlich.
Sie sah ihn an, unter halb gesenkten Lidern, die ganz schwer wurden vor sinnlicher Erregung. »Ich habe eine solche Hingabe nicht gekannt, solch pures sinnliches Entzücken. Diesen Drachen habt Ihr bereits getötet, Mylord«, sagte sie und bog ihm einladend die Hüften entgegen. »Ich möchte nicht aufhören, diese Freuden mit Euch zu erforschen ... so lange Ihr hier bei uns verweilt.«
Diese letzten Worte durchdrangen seine leidenschaftliche Erregung. Irgendwo tief in seinem Innersten löste sich ein Hauch von Unbehagen von der unbezähmbaren, Schwindel erregenden Freude, sie auf solch intime Weise zu berühren.
Und ihr diese ersten Kostproben körperlicher Leidenschaft zu geben, und das auch noch auf ihr Geheiß.
Er begann Einwände zu erheben, sie zu warnen, dass er sehr bald fortgehen würde ... und sie mit ihm, doch inzwischen hatte sie begonnen, seine Brust und seinen Bauch zu streicheln, und bevor er protestieren konnte, wanderten ihre Finger auch schon tiefer. Sie glitten in das dichte, krause Haar zwischen seinen Schenkeln, und ihre suchenden Finger streiften wiederholt die steife Härte seines Schafts.
Ganz leichte, flüchtige, vielleicht sogar unabsichtliche Berührungen, aber aufreizend genug, um einen Mann, der sich nicht ganz so gut unter Kontrolle hatte wie er, dazu zu veranlassen, aus dem Bett zu springen.
Abrupt richtete er sich auf, und sein Herz pochte fast genauso heftig wie der Beweis seiner männlichen Begierde. Er umfasste ihr Handgelenk und zog ihre Finger aus dem krausen dunklen Haar zwischen seinen Schenkeln zu den ungefährlicheren Regionen seines Magens. Dort legte er ihre flache Hand auf sein straffes Fleisch und drückte sie einen Moment lang fest an seine Haut, bevor er sie wieder los ließ.
Eine stumme Warnung, ihre Hand nicht wieder tiefer gleiten zu lassen.
Oder zumindest nicht in diesem Augenblick.
Diese größere Intimität würde später kommen - wenn er sicher war, dass sie alles von ihm begrüßen würde und nicht nur seine sehr geschickten Finger.
Die ihren strichen nun kühn über die ausgeprägten Muskeln seines Bauchs, untersuchten jeden angespannten Grat und
Kamm und brachten ihn näher und näher an die Grenzen seiner Selbstbeherrschung.
Prüfend blickte er auf seinen Bauch hinab und verfolgte ihre Liebkosungen. »Glaubst du wirklich, ich ginge ohne dich fort, Caterine? Ich bin kein Trottel, mit dessen Zuneigung - und Leidenschaft - man spielen kann. Ich bin ein Mann - ein Mann, der dich liebt, und es ist zu spät...«
Er unterbrach sich und starrte auf ihre Hand, und die Nacktheit eines ganz speziellen Fingers war wie ein eiskalter Wasserguss auf all seine Hoffnungen, seinen Glauben, dass sie irgendwann beginnen würde, ihn zu lieben.
Und das Feuer in seinem Blut effektvoller auslöschte als eine kalte Dusche.
Er ergriff ihre Hand und starrte ihren nackten Ringfinger an, und eisige Ketten des Zweifels schlangen sich um sein Herz und rissen die Tore auf, damit seine Dämonen wieder hineinspazieren konnten.
Dachtest du wirklich, sie wollte mehr von dir als eine kleine Eskapade, du entstelltes Scheusal?, höhnten sie.
Es ist die Größe deines Schwanzes und dein Geschick darin, ihr Vergnügen zu bereiten, was sie von dir will, und nicht dein dummes Herz... oder deinen Ring!, schrien sie hämisch und lachten sogar noch lauter, als ihr höhnisches Gejohle sein Glied erschlaffen ließ.
Marmaduke schloss die Augen vor ihnen, zog die Bettdecke über den sichtbaren Beweis seiner Bestürzung, setzte eine möglichst gleichgültige Miene auf und erwiderte dann erst ihren unschuldigen Blick.
»Ich wusste, dass der Bing nicht passen würde«, sagte er, und seine Stimme klang rauer und erregter als ihm lieb war.
Denn insgeheim hoffte er noch immer, dass die Größe des Erbstücks der Grund dafür war, dass sie seinen Bing nicht trug.
»Ich habe dir eine schöne goldene Kette mitgebracht, damit du den Bing um den Hals tragen kannst, bis wir nach Balkenzie zurückkehren«, fuhr er hastig fort, um ihr keine Gelegenheit zu geben, etwas auf seine Erklärung zu entgegnen.
Und betete im Stillen, sie möge den Mund halten.
»Sobald wir zur Hause sind, werde ich den Ring für dich verkleinern lassen. Ich wollte dir die Kette eigentlich erst nach dem zweiten Hochzeitsfest geben... aber ich werde sie jetzt holen.«
Sie griff nach seinem Handgelenk, als er Anstalten machte aufzustehen, und das Bedauern, das er auf ihrem hübschen Gesicht sah, erschütterte ihn, wie kaum etwas anderes es vermochte.
»Ich will keine goldene Kette«, sagte sie, und das Herz blieb ihm fast stehen. »Ich habe den Ring abgenommen, weil ich ihn nicht tragen möchte.« Ihre Aufrichtigkeit warf mit jedem Wort, das sie sprach, ein noch schwereres Gewicht auf seine zerbrochenen Hoffnungen.
»Ich bringe Euch große Achtung entgegen, Sir«, erklärte sie und trampelte mit ihrer Ehrlichkeit auf seinem Herz herum. »Aber meine Selbstachtung gestattet mir nicht, Euren Ring zu tragen. Nicht an meinem Finger und auch nicht an einer Kette um meinen Hals.«
Marmaduke schluckte seinen Stolz hinunter. »Und warum nicht?«, fragte er mit einer Stimme, die er kaum als seine eigene wiedererkannte. Er musste es wissen.
»Weil mir zu viel an Euch liegt, um dies zu tun«, erwiderte sie, und eine ganze Truppe von Dämonen grinste ihn höhnisch über ihre Schulter an.
Wortlos erhob sich Marmaduke.
Ohne seine Nacktheit zu berücksichtigen oder sich auch nur im geringsten darum zu scheren, dass seine körperliche Erregung selbst jetzt noch nicht ganz abgeklungen war.
Es kümmerte ihn nicht, ob sie und sämtliche Söhne Beelzebubs über seine Schwäche lachten. Er blickte auf sie herab und sah, wie sich ihre Augen weiteten, als sie seinen bedauernswerten Zustand sah.
»Euch liegt zu viel an mir, um meinen Ring zu tragen?« Er zwang sich dazu, sie zu bedrängen, und die Schroffheit, die in seiner Stimme lag, war nur ein armseliger Schild für seine Verletzlichkeit. »Gnädigste, ich fürchte, ich verstehe Eure Logik nicht.«
»Ich gebe Euch mein Wort darauf, Sir, dass mir etwas an Euch liegt. Viel zu viel sogar.« Auch sie erhob sich nun ... mit nichts anderem als nackter Haut bekleidet stand sie vor ihm, und ihr üppiges Dreieck dichten goldenen Haars war noch immer leicht zerzaust von seinen eigenen törichten Entdeckungsreisen.
Er nahm einen leichten Anflug ihres warmen, moschusartigen Duftes wahr, und das Blut schoss ihm von neuem in die Lenden, und sein Schaft begann sich wieder aufzurichten.
»Nun?«, fragte er ungehalten, denn sein Stolz war jetzt gehörig angeknackst, seine Schande nun komplett... und sein Ton grollend genug, um selbst mit Duncan MacKenzies heftigstem Gebrüll zu konkurrieren.
Erstaunlich ruhig ging sie an ihm vorbei und hinterließ ihren betörenden Duft und mehr sinnliche Verheißung, als ein Mann in seinem Zustand zu ertragen haben sollte. Vor einer eisenbeschlagenen Truhe am Fußende ihres Bettes blieb sie stehen.
»Euer Ring ist hier«, sagte sie und deutete auf die große Truhe. »Ich habe ihn dorthineingelegt, weil ich Euch nicht das Unrecht antun möchte, ihn zu tragen, so lange ich Euch nicht genauso rückhaltlos mein Herz schenken kann, wie ich mich Euch körperlich hingeben würde.«
Mit trotzig vorgeschobenem Kinn blickte sie ihn offen an. Nicht mit in gespielter Schüchternheit gesenkten Lidern, wie es eine kokettere Frau getan hätte, sondern mit dem ruhigen Ausdruck einer Frau, die niemals log.
»Ihr seid ein Mann, der mehr verdient«, sagte sie ... oder glaubte Marmaduke zumindest.
Er konnte sie nämlich kaum verstehen, das Gelächter und Gejohle seiner Dämonen schluckte alle anderen Geräusche. Sie waren en masse zurückgekehrt, und nach dem Lärm zu urteilen, den sie veranstalteten, hörte es sich ganz so an, als hätten sie ein komplettes Regiment Verstärkung mitgebracht.
***
Ein Mann, der mehr verdient.
Die Worte stimmten Marmaduke sehr traurig, als er einige Zeit später hoch oben auf den Wehrgängen der Festung stand. Den eiskalten Winden trotzend, stand er dort und blickte auf die offene See hinaus. Schiefergrau und kalt starrte ihre endlose Fläche zu ihm zurück.
Gleichgültig gegenüber seinen Sorgen, oder denen irgendeines anderen Menschen, ihr unaufhörliches Tosen gedämpft durch blasse, tief hängende Wolken ... und den ersten Schneefall dieses Winters.
Ihr verdient mehr, hatte sie gesagt.
Das sagt sie nur, weil du ihr zu hässlich bist, ergänzten seine eigenen Zweifel, denn auch sie waren im Nu zurückgekehrt, um ihn zu peinigen.
Er musste die Zähne zusammenbeißen, denn nicht nur der schneidende Wind, sondern vor allem auch die bittere Ironie seines Lebens peinigte ihn. Sir Marmaduke Strongbow, dereinst ein berühmter Frauenliebling von ungewöhnlich gutem Aussehen, dessen bloße Küsse heiß begehrt gewesen waren, verzweifelte fast an der Ungerechtigkeit, Hände zu besitzen, die geschickt genug waren, um einem Engel Seufzer zu entlocken, aber ein Gesicht, das zu entstellt war, um das Herz einer Frau zu gewinnen.
Oder um das Herz seiner eigenen Gemahlin zu gewinnen.
Er wandte sein Gesicht dem tosenden Wind zu und hoffte, dass seine Kälte die Enttäuschung ein wenig lindern würde, die auf seinen Wangen brannte. Seine linke Wange - die entstellte - war immer noch ein bisschen klebrig von Linnet MacKenzies Kreuzkrautsalbe.
Ihrem Schönheitsmittel.
Dem Hirngespinst eines Narren, wie er soeben erst entdeckt hatte.
Er hatte nicht einmal gewusst, wie viel er von der Salbe aufgetragen hatte, bis Ross, der ihre gelbliche Farbe zum Glück für Schmutz gehalten hatte, eine Bemerkung darüber gemacht hatte.
Marmadukes Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln.
Das einzige, was sein Gesicht befleckte, war alles andere als Schmutz und ließ sich nicht so leicht entfernen.
Ließ sich überhaupt nicht mehr entfernen.
Er zog seinen pelzgefütterten Umhang noch etwas fester um sich und blickte auf den kleinen, goldbraunen Hund herab, der ihm aus irgendeinem Grund, den er sich nicht erklären konnte, auf die Wehrgänge gefolgt war. Das Tierchen drückte seinen kleinen Körper fest an seine Stiefel und erwiderte seinen Blick mit runden, vertrauensvollen Augen.
Augen, die so offen und aufmerksam waren wie die seiner Herrin.
»Nun?«, fragte Marmaduke über den heulenden Wind. »Da ist rein gar nichts Schönes mehr in diesem zerstörten Gesicht, nicht wahr, mein kleiner Freund?«
Zu seinem Erstaunen legte Leo den Kopf zur Seite, und Marmaduke hätte schwören können, dass in den braunen Augen des Hundes Verständnis zu lesen war.
Nein, nicht Verständnis.
Mitleid.
»Das ist nicht die Antwort „auf die ich gehofft hatte«, sagte Marmaduke und bückte sich, um den Hund auf den Arm zu nehmen.
Er bettete das zitternde Tierchen in die Wärme seines Umhangs und fühlte sich ein bisschen getröstet, als Leo den Hals reckte, um ihm über das Kinn zu lecken. »Meine Narbe stört dich wohl nicht, Kleiner?«, stieß er über die brennende Enge in seiner Kehle hervor.
Er wollte kein Mitleid.
Und auch keine hündische Ergebenheit.
Obwohl die letztere sich als deutlich angenehmer erwies als das gewohnte Bellen und Knurren des Tieres und die Pfützen, die er auf seinem Strohsack hinterließ.
Leo drehte sich in seinen Armen und kuschelte sich noch tiefer in die Falten von Marmadukes pelzgefüttertem Umhang, und der zufriedene kleine Schnaufer, mit dem der Hund es sich bequem machte, war ein eindeutiger Hinweis auf den wahren Grund für seine unerwartete Zurschaustellung von Zuneigung.
Das Tierchen fror nur und suchte Marmadukes Wärme.
Den Schutz seines Umhangs vor dem windgetriebenen, umherwirbelnden Schnee.
So wie auch seine Dame Trost bei ihm suchte, wenn auch Trost von einer gänzlich anderen Natur.
Eine quälende Erbitterung beschlich sein Herz, und den klugen Liebling seiner Dame noch immer fest in seinen Armen, wandte Marmaduke sich von der See ab und blickte sehnsüchtig in die Richtung, in der Kintail und Eilean Creag lagen.
Sein Zuhause ... Balkenzie.
Zu weit entfernt, um es selbst bei klarem Wetter zu erkennen, aber gleichwohl da. Und in diesem Augenblick zerrte es noch ungestümer an seinem Herz, als in all den langen Wochen, seit er von dort aufgebrochen war.
Es wartete auf ihn und seine Braut... ob sie ihn nun begleiten wollte oder nicht.
Er würde sie schon noch dazu bringen, ihn zu lieben.
Ihn zu akzeptieren.
Selbst wenn er sich jeder erotischen List, jeder raffinierten Berührung und Zärtlichkeit, die er je gelernt hatte, bedienen musste. Geheime Tricks, die ihm schon in frühem Alter von höfischen Kurtisanen beigebracht worden waren. Lasterhafte Handlungen, die sie mit ihm und die er mit den leichten Mädchen, mit denen er sich in den vergangenen Jahren vergnügt hatte, vollzogen hatte.
Unerhörte und laszive Akte, zweifelsohne, aber gewagt und aufreizend genug, um jede Frau dahinsehmelzen zu lassen und selbst den stärksten Widerstand zu brechen.
Zum ersten Mal, seit er Caterines Bett verlassen hatte, erwachte ein winziger Hoffnungsschimmer in Marmadukes Brust, denn in ihrem Bestreben, sinnliches Verlangen zu erfahren, hatte seine Dame ihm, ohne es zu wollen, die Möglichkeit gegeben, genau das zu erlangen, was sie ihm vorzuenthalten gedachte.
Es mochte ein etwas niederträchtiger Weg sein, dass Herz einer Dame zu erobern, aber die einzige Möglichkeit, die sie ihm gelassen hatte.
Und sie würde ja nie erfahren müssen, dass er ihr mit jedem ihr entrungenen süßen Seufzer, mit jedem überwältigenden Gipfel der Ekstase ein Stückchen ihres Herzens stahl.
***
Einige Abende später erleuchteten die hell brennenden Flammen zahlloser harzhaltiger Kieferfackeln den dicht besetzten Burgsaal Dunlaidirs. Ihr flackernder Schein warf ein unheimliches Glühen auf die Hochzeitsgäste, wenngleich einige diskrete Nischen und Ecken noch immer düster genug waren für jene, denen mehr an amourösen Abenteuern gelegen war als an Essen, Trinken und dem Singen zweideutiger Lieder.
Der einladende Geruch des Holzfeuers, des stark gewürzten Weins und gebratenen Fleischs verlieh dem großen Saal, in dem lange Zeit nichts anderes gelegen hatte als Schatten und der nur allzu gut bekannte Geruch geschmorten Seetangs, eine festliche Atmosphäre.
Inmitten all dieses Trubels und Lärms saß Caterine kerzengerade am erhöhten Tisch. Sie hoffte, dass die Menge der Feiernden, die alle bester Stimmung waren und sich an exzellentem Keithschen Rind und schäumend kühlem Bier erquickten, zu beschäftigt waren, um ihren hochroten Wangen Beachtung zu schenken.
Oder falls sie sie bemerkten, würden sie ihre Röte der verrauchten Wärme des Saals zuschreiben, hoffte sie, und sie oder ihren Ehemann nicht genau genug ansehen, um den wahren Grund für ihr Unbehagen zu erahnen, denn die Hitze, die ihre Wangen versengte, ließ sich nicht einmal vergleichen mit dem regelrechten Fieber, das sie von innen heraus zu verzehren drohte.
Ein Feuer, das die streichelnden Finger ihres Gatten entfacht hatten ... als er sie ganz unbekümmert unter dem bis zum Boden reichenden Tischtuch streichelte, durch die Falten ihrer Röcke, und mit solch unbeschreiblicher Geschicklichkeit, dass nur pure Willenskraft sie davon abhielt, nervös auf ihrem Stuhl herumzurutschen.
Doch obgleich niemand anderer es bemerkte, war er sich ihrer Unruhe und des Grunds dafür bewusst... und schien es sichtlich zu genießen, sie zu quälen.
Ein lustvolles, dem Anlass ganz und gar nicht angemessenes Erschauern durchlief sie wieder und wieder. Sie warf ihm einen raschen Blick von der Seite aus zu. Einen aufgewühlten Blick, der ihn überhaupt nicht zu berühren schien.
Stolz und selbstbewusst saß er gelassen neben ihr und plauderte mit seinen Männern, bot ihr besonders appetitliche Stückchen Fleisch von ihrem gemeinsamen Teller an oder nippte mit anerkennender Miene an dem süßen Wein ... während er unablässig einen Finger über der pulsierenden Hitze zwischen ihren Schenkeln kreisen ließ.
Caterine griff nach dem Weinkelch, den sie miteinander teilten, und trank einen ordentlichen Schluck daraus. Sie ließ den angewärmten, gewürzten Wein ihre Kehle hinunterfließen ... und dankte dem Himmel dafür, dass seine suchenden Finger den Stoff ihrer Röcke nicht durchdringen konnten.
In diesem Moment sah er sie an, und ein mutwilliges Funkeln erschien in seinem gesunden Auge, als er für einen winzigen Moment mit dem Mittelfinger die harte kleine Knospe im Zentrum ihrer Weiblichkeit berührte.
Caterine zuckte zusammen, und ihre Schenkel verkrampften sich in sofortiger Reaktion auf das nahezu schmerzhafte Verlangen, das sie bei dieser einen flüchtigen Berührung übermannte.
Er schenkte ihr ein viel sagendes kleines Lächeln und wandte sich dann wieder seinen Männern zu. Und begehrlich, wie er sie machte, öffnete sie ihre Schenkel in einem stummen, beschämenden Eingeständnis, dass sie seine aufreizenden Zärtlichkeiten nicht nur begrüßte, sondern sich sogar noch mehr davon erhoffte.
Sogar hier, auf ihrem Ehrenplatz an dem erhöhten Tisch.
Er verstand sofort, nickte fast unmerklich und konzentrierte seine Zärtlichkeiten auf diese harte kleine Knospe zwischen ihren Schenkeln, wo die süße Qual am größten war.
Und sie ließ ihn gewähren.
Tatsächlich hätte sie wahrscheinlich sogar aufgeschrien, wenn er aufgehört hätte, denn seit den vergangenen Nächten wusste sie, warum diese harte kleine Knospe Kitzler genannt wurde.
Ihr Beschützer hatte sich als ausgesprochen geschickt darin erwiesen, unendlich lustvolle Gefühle an dieser geheimnisvollen Stelle hervorzurufen, die das Zentrum aller Sinnenfreude zu sein schien.
Ganz unvermittelt beugte er sich zu ihr vor, streifte mit den Lippen ihre Schläfe und nutzte den Moment, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. »Wenn du dich in dein Schlafgemach zurückgezogen hast, werde ich dich dort küssen«, sagte er, während er im selben Augenblick ganz fest eine Fingerspitze gegen die pulsierende kleine Knospe drückte.
Sehr gemächlich ließ er dann den Finger kreisen ... nur um ihn zurückzuziehen, bevor ihre wachsende Erregung die Flut lustvoller Gefühle freisetzen konnte, die, wie sie aus Erfahrung wusste, meist sehr schnell auf solch konzentrierte Spielchen folgte.
Mich dort küssen? Fast hätte sie es laut gesagt, denn der bloße Gedanke brachte sie nahezu an den Rand ihrer Beherrschung.
Sie musste ihn missverstanden haben.
»Nein, du hast mich nicht falsch verstanden«, murmelte er, und sein Atem wärmte ihren Nacken, und die flüchtige Berührung seiner Zunge auf ihrer erhitzten Haut steigerte ihr Verlangen ins fast Unerträgliche. »Ich habe die Absicht, dich die ganze Nacht mit meiner Zunge zu liebkosen, und ich rate dir, nicht einmal daran zu denken, mich daran zu hindern.«
Caterine verbarg ihr scharfes Einatmen, indem sie rasch den Weinkelch an die Lippen setzte und schluckte die starke Flüssigkeit so schnell, dass ihre Augen tränten.
Sie gab sich alle Mühe, nicht zu husten, während sie mit einer Ecke ihrer Serviette ihre Wangen abtupfte und ihren Blick über die Gesichter der Leute gleiten ließ, die um den erhöhten Tisch versammelt waren. Erleichterung erfasste sie, als niemand einen vorwurfsvollen Blick in ihre Richtung sandte.
Niemand schien es gesehen oder Anstoß daran genommen zu haben.
Zu dieser späten Stunde schliefen viele der Zecher nach dem schweren Essen ihren Rausch aus. Ihre Köpfe ruhten auf ihren gefalteten Händen auf dem Tisch, und ihr Schnarchen vermischte sich mit dem allgemeinen Lärm.
Andere, wie der junge Ritter Lachlan und auch James, hatten sich zu den ausdauerndsten der Feiernden gesellt, die ausgelassen am anderen Ende des Saales tanzten.
Und wieder andere, insbesondere die hart gesottenen Highlander ihres Mannes, führten ernste Diskurse über das Thema Sir Hugh und die Frage, was mit Kinraven geschehen sollte.
»... und sobald er sich ergeben hat, kehren wir nach Kintail zurück?«
Nach Kintail zurück.
Die von einem der Highlander gesprochenen Worte schreckten Caterine mit der gleichen Mühelosigkeit aus ihrer erotischen Verzückung auf, mit der starke Hände Seide zerrissen. Sie hörte zu, als die anderen Highlandkrieger die Besorgnis des ersten wiederholten ... alle wollten wissen, wann sie wieder daheim sein würden.
Mit wild pochendem Herzen blickte Caterine ihren Ehemann fragend an. Doch er war sich ihrer Sorge anscheinend nicht bewusst, denn er zog nur seine breiten Schultern hoch und beantwortete die Frage seiner Männer mit einem aufgeräumten Lächeln.
»Zu Weihnachten, Freunde, zu Weihnachten«, versicherte er ihnen und hob seinen Weinkelch, wie um das Versprechen zu bekräftigen. Nicht, dass in einem solch bestimmten Ton gesprochene Worte noch hätten unterstrichen werden müssen. Die bedingungslose Überzeugung, mit der er sie ausgesprochen hatte, sandte einen eisigen Schauder über Caterines Rücken.
Als spürte er ihre Beunruhigung, zog Marmaduke seine Hand unter der Tischdecke zurück, legte seinen Handrücken für einen Moment an ihre Wange und strich ihr zärtlich ein paar lose Haarsträhnen aus dem Gesicht.
Aber trotz seiner Zärtlichkeit verriet ihr irgendetwas an der Haltung seines Kinns, dass seine geplante Rückkehr nach Kintail eine Angelegenheit war, in der er nicht nachgeben würde ... trotz der atemberaubenden Zärtlichkeiten, mit denen er sie in der Ungestörtheit ihres Schlafgemaches förmlich überschüttete.
Das Wissen, dass er fortgehen würde, durchflutete sie mit einer kalten Sicherheit, die genauso spürbar war wie seine Berührung. Sie wandte den Blick ab, bevor er ihre eigene stählerne Entschiedenheit bemerken konnte, ihre Entschlossenheit, ihn an ihrer Seite zu behalten.
Auf Dunlaidir.
Sie schaute sich in dem verrauchten Saal um, und ihr Blick erreichte den Kreis ausgelassen umherwirbelnder Tänzer gerade noch rechtzeitig, um James stolpern zu sehen. Außer Stande, mit dem anstrengenden Tempo der anderen Tänzer Schritt zu halten, strauchelte er und fiel mit dem Gesicht nach unten auf den Boden.
Schallendes Gelächter begleitete sein Missgeschick, als Tänzer über ihn sprangen oder rasch zur Seite traten, um seinem ausgestreckten Körper auszuweichen. Schweren Herzens beobachtete Caterine zu, wie er sich in der dicken Schicht frisch ausgestreuter Binsen auf die Knie erhob, und sein finsteres Gesicht und die grausamen Scherze einiger schon stark angetrunkener Feiernder erinnerten sie wieder daran, warum sie ihren Mann dazu überreden musste, in Dunlaidir zu bleiben.
Auf der anderen Seite des Tisches, ohne sich James Keiths Verlegenheit bewusst zu sein, hüstelte Pater Thomas. »Und wie wollt Ihr Sir Hugh dazu bringen, sich zu ergeben?«, wollte er wissen. »Sein Arm ist lang, und er ist ein elender Verräter.«
»Sir Johns Verrat war der gemeinste«, stieß James hervor, als er zum erhöhten Tisch hinaufhinkte. Mit einem grässlich lauten Scharren zog er den Lehnstuhl des Burgherrn vom Tisch zurück und ließ sich schwer in seine eichene Umarmung fallen.
»Ich hege keinen Zweifel, dass er es war, von dem der Pfeil im Rücken des Schurken stammte, der am Nachmittag der Hochzeit auf Strongbow und Lady Caterine zielte«, sagte er und nickte Eoghann dankend zu, als der Seneschall eine weitere dampfend heiße Platte gebratenen Rindfleischs auf den Tisch stellte. »Vermutlich wollte er den Kerl zum Schweigen bringen, bevor Black Dugie ihn zu uns hinüberschleppen konnte.«
Beipflichtendes Gemurmel erhob sich am erhöhten Tisch, und einige der Männer nickten zustimmend.
James betupfte seine feuchten Augenbrauen, und seine Empörung über Sir Johns Falschheit verstimmte ihn offenbar noch weitaus mehr, als beim Tanzen das Gleichgewicht verloren zu haben. »Der Mann hat jedes Gesetz der Gastfreundschaft gebrochen, das uns in diesem Lande heilig ist, und die ganze Zeit steckte er hinter unserem Rücken mit dem Teufel unter einer Decke.«
»Und nun nimmt er am Tisch des Gehörnten sein Abendessen ein«, bemerkte Sir Ross und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Bierkrug. »Sein Freund Sir Hugh wird ihm dort alsbald Gesellschaft leisten, falls er nicht klug genug ist, auf einem sehr schnellen Pferd unverzüglich in Richtung Süden aufzubrechen.«
»Hugh de la Hogue hat gelernt, dass wir keine Bande schwächlicher grüner Jungen sind, die er wegscheuchen kann wie einen Schwärm lästiger Mücken«, sagte ihr Mann und legte seine Hand über die ihre und streichelte beim Sprechen ihre Finger, was ihr Herz noch sehr viel aufgeregter schlagen ließ.
Er warf ihr einen scharfen Blick zu, und ein wissender Glanz erschien in seinem gesunden Auge, bevor er sich wieder seinen Männern zuwandte.
»Entweder hat er schon seinen Rückzug nach England angetreten, wenn wir nach Kinraven zurückkehren, um die restlichen Rinder abzuholen, oder er soll sich schon einmal darauf vorbereiten, seinen Frieden mit seinem Gott zu machen«, sagte er, während er sich einen großzügigen Schluck des starken Weins einschenkte. »Das sind traurige Aussichten für ihn, denn ich bezweifle, dass der unser Herr dort oben ihm einen freundlichen Empfang bereiten wird.«
»Und was wird aus Kinraven?«, fragte James.
Marmaduke trank einen Schluck Wein und wechselte viel sagende Blicke mit seinen Männern. »Kinraven gibt es bald nicht mehr«, sagte er. »Es wird nichts als Schutt und Asche davon übrig bleiben. Die Burg stehen zu lassen, würde nur einen weiteren Bastard von der Sorte Sir Hughs dazu verlocken, dessen Platz dort einzunehmen.«
»Und wie gedenkst du, eine so gut bewachte Festung wie Kinraven in einen Scheiterhaufen zu verwandeln?« Caterine verbarg ihre Besorgnis hinter einem Anflug von Verärgerung.
Was soll ich tun, wenn du diesmal nicht zurückkommst?, fragte ihr Herz.
»Es behagt mir nicht, dich so besorgt zu sehen«, sagte er und schaute an ihrem erhobenen Kinn vorbei und direkt in ihr Herz hinein. »Du brauchst dich meinetwegen nicht zu sorgen, denn ich werde wohlbehalten und ohne den geringsten Kratzer nach Dunlaidir zurückkehren. Wir alle werden diesen Feldzug gut überstehen.«
»Aber...«
»Mach dir keine Sorgen, meine Liebe.« Er zog ihre Hand an seine Lippen und bedeckte die Innenfläche mit Küssen. »Wir werden Kinraven so einnehmen, wie wir in den unruhigen Zeiten der Vergangenheit schon viele andere besetzte Festungen eingenommen haben.«
Dann ließ er ihre Hand los und gab ihr einen Stups unter das Kinn. »Im Verborgenen.«
»Unbemerkt, mit Hilfe der Finsternis einer dunklen Nacht und gut geschärften Klingen«, rief der bärtige Sir Gowan, während er aufgeregt auf der Bank herumrutschte und ganz so aussah, als empfände er Vorfreude. »Damit und genügend guten Männern, um die Mauern zu erklimmen und das Ganze in einen verbrannten, rußgeschwärzten Trümmerhaufen zu verwandeln, bevor sie wissen, was ...«
»Nein, Männer«, wandte ihr Ehemann rasch ein und bedachte jeden einzelnen von ihnen mit einem langen, ruhigen Blick. Einem warnenden Blick. »Wir werden uns nicht selbst beschmutzen, indem wir ihre abscheulichen Methoden übernehmen.«
Er hob gebieterisch eine Hand, als die Männer protestierten und verdrießliches Gemurmel an den umstehenden Tischen laut wurde.
»Die Männer der Garnison sind nicht anders als unsere eigenen. Sie kämpfen lediglich unter de la Hogues Banner«, sagte er und sprach laut genug, um von allen gehört zu werden. Eine beruhigende, Respekt einflößende Stimme in dem allgemeinen Chaos.
Er blickte von einem zum anderen und wartete, bis seine eigenen Männer und die an den anderen Tischen schwiegen, bevor er fortfuhr. »Sie werden vor die Wahl gestellt, entweder nach England zu ihren Familien zurückzukehren, auf ihr ritterliches Ehrenwort, die Grenze nie wieder zu überschreiten ... oder zu bleiben und mit Sir Hugh zu sterben.«
Schweigen begrüßte seine Worte ... Schweigen und erhobene Augenbrauen.
»Und de la Hogue?« Pater Thomas' zittrige Stimme klang in der lastenden, gespannten Stille überlaut. »Was wird mit ihm?«
»Ich werde ihn zum Duell herausfordern«, erwiderte Sir Marmaduke. »Er kann durch das Schwert und in einem fairen Kampf sterben, so wie ein Mann von Ehre es sich wünschen sollte ... oder in den brennenden Mauern von Kinraven als Feigling umkommen.«
Mit schmalen Lippen erhob er sich und zog auch Caterine auf die Beine. »Das, meine Herren, ist die Wahl, vor die ich ihn stellen werde.« Er schlang einen Arm um Caterines Taille. »Der Mann hat sein Schicksal selbst besiegelt.«
»Und so wie es aussieht, seid Ihr drauf und dran, auch das Eure zu besiegeln!«, erhob sich eine angetrunkene Stimme von einem nahen Tisch, und die anzügliche Bemerkung brach die Spannung in dem Bereich um den erhöhten Tisch.
Auch die finsteren Gesichter seiner Männer begannen sich wieder zu entspannen, und alle möglichen gut gemeinten Scherze und anzüglichen Bemerkungen stiegen zu den rußgeschwärzten Deckenbalken auf.
»Bier und Wein werden reichlich fließen, bis spät in die Nacht hinein«, rief Sir Marmaduke, und seine befehlsgewohnte Stimme übertönte mühelos das Geschrei. »Trinkt und esst und amüsiert euch.«
Dann verschränkte er seine Finger mit Caterines und hob ihre so verbundenen Hände hoch, damit sie jeder sehen konnte. »Meine Gemahlin und ich ... haben andere Pläne, deshalb wünschen wir euch allen jetzt eine gute Nacht!«
Caterine stand regungslos neben ihm, mit wild klopfendem Herzen, und war froh, als er ihre Hände wieder senkte und sie auf seine Arme hob.
Froh und mehr als nur bereit, sich ganz und gar der prickelnden Erregung hinzugeben, die sie durchflutete, jetzt wo der lange Abend endlich seinem Ende nahte.
Oder besser gesagt, begann.
Ich werde dich dort küssen, hatte ihr Beschützer gesagt.
Ihre Sorgen vorübergehend vergessend, verzog sie ihre Lippen zu einem winzigen Lächeln, als er sie aus dem Burgsaal trug.
Er wollte sie dort küssen.
Sie mit seiner Zunge dort liebkosen.
Ein köstliches Erschauern durchrieselte sie allein bei dem Gedanken. Und er hatte Befürchtungen geäußert, sie werde vielleicht versuchen, ihn daran zu hindern.
Schon jetzt beherrscht von einer nahezu unerträglichen Erregung, seufzte Caterine und begann jeden Schritt ihres anstrengenden Aufstiegs die Wendeltreppe hinauf zu zählen.
Als ob sie ihn daran hindern würde!
Sie konnte es kaum erwarten.