Kapitel 17
Am späten Nachmittag des nächsten Tages trieb ein starker Wind eisigen Schneeregen über den Burghof von Dunlaidir, und die Abenddämmerung begann gerade einzusetzen, als Sir Marmaduke und seine völlig erschöpften Begleiter endlich in den verlassenen Innenhof der Festung ritten.
Keine Trompeten erschallten, kein jubelnder Applaus brandete auf, um sie zu begrüßen. Nicht ein einziger Ausruf der Verwunderung angesichts des fetten Bullen und der ebenso gut genährten Milchkuh, die sie bei sich führten.
Keine Menschenseele rührte sich, und eine tiefe Stille - fast wie ein Hauch des Todes - hing in der kalten Luft. Ein unheimlicher Ort und Augenblick, der sich in Schweigen hüllte und nicht gestört zu werden wünschte.
Als schliefe die ganze Burg.
Oder trauerte.
Aus dem Augenwinkel seines gesunden Auges sah Marmaduke, wie Sir Alec sich bekreuzigte. Selbst Sir Gowan, der derbste seiner Männer, schien sich unbehaglich zu fühlen, so wie sein misstrauischer Blick über den leeren Burghof huschte.
»Sie werden nicht gemerkt haben, dass wir zurück sind«, sagte Marmaduke schließlich und schwang sich aus dem Sattel auf das regennasse Kopfsteinpflaster. Dann schob er seine Kettenhaube zurück und fuhr sich mit einer müden Hand durchs feuchte Haar.
Ein ungutes Gefühl beschlich ihn, aber er unterdrückte seine eigene Unruhe lange genug, um seine Freunde mit einem strengen Blick zu bedenken, als könnte er sie mit seiner Buhe dazu bewegen, in sich zu gehen und ihre eigene zurückzuerlangen.
»Ich dachte, sie würden die Treppe hinuntergeflogen kommen, sobald wir in den Burghof reiten«, sagte James und starrte stirnrunzelnd auf die leere Außentreppe.
Kalt und nass führten die steinernen Stufen zu einem ebenso ungastfreundlichen Treppenabsatz, auch am Haupteingang zum großen Saal regte sich nichts und das solide, eisenbeschlagene Tor wurde von niemandem für sie geöffnet.
»Ich hätte geschworen, dass sie uns dort an der Tür erwarten würden«, erklärte James, als auch er nun aus dem Sattel stieg.
Marmaduke legte dem jungen Mann eine Hand auf die Schulter. »Glaubt Ihr, ich hätte nicht auch einen herzlicheren Empfang erwartet, mein Freund?« Er zwang sich zu einem aufgeräumten Ton. »Kommt, lasst uns die Pferde versorgen und uns den Schmutz von unseren Gliedern waschen, und dann werden wir sehen, was unsere Damen aufhält.«
Er brach ab, als sich polternde Schritte näherten.
Black Dugies Schritte.
Mit wildem, starrem Blick kam der hünenhafte Mann auf sie zugerannt, und seine breite Brust hob und senkte sich vor Erregung, als er sie erreichte.
»Beim Geist des großen Cäsars!«, keuchte er und sah auch in der Tat so aus, als hätte er gerade ein Gespenst gesehen.
Oder als starrte er selbst in diesem Augenblick noch auf eine ganze Schar dahingeschiedener Seelen.
»Wir dachten, Ihr wärt tot! Ihr alle«, schrie er, offenbar zutiefst verblüfft.
»Tot?« Sir Gowan schnaubte. »Todmüde und bereit, uns lieber in Bier zu ersaufen als in diesem Schneeregen, aber nicht so tot, wie Ihr es meint«, sagte er und wischte sich mit einem stämmigen Arm über die nasse Stirn.
»Es würde mehr erfordern als eine Hand voll Schwert schwingender MacKenzies unter die Erde zu bringen.« Sir Alec, der selbst wie ein Toter, so verschmutzt und blutbesudelt wie er war, ging auf sie zu.
»Aber...« Black Dugie starrte sie an, sein grobschlächtiges Gesicht noch immer ungläubig verzogen.
»Wir mögen zwar aussehen wie Tote, aber ich versichere dir, wir sind noch sehr lebendig«, sagte James, an den Schmied gewandt, aber noch immer auf das geschlossene Tor des Saales starrend. »Wo sind unsere Damen? Warum sind sie nicht hier, um uns zu begrüßen?«
»Weil sie mit den Vorbereitungen für einen großartigen Empfang für uns im Saal beschäftigt sein werden.« Marmaduke legte einen Arm um James' Schultern ... und hoffte, dass das, was er sagte, zutraf. »Sei froh, dass sie ...«
»Oh nein, das tun sie ganz und gar nicht«, sagte Black Dugie, und irgendetwas an der Art, wie er es sagte, weckte die gespannte Aufmerksamkeit aller. »Sie sitzen am erhöhten Tisch und stecken die Köpfe zusammen, um eine Möglichkeit zu finden, ewige Gebete für Euch alle zu bezahlen.«
»Ewige Gebete?« Marmadukes Erstaunen hätte nicht größer sein können. »Hatten sie so wenig Vertrauen in unsere Heimkehr?«
Black Dugie scharrte mit den Füßen. »Pardon, Mylord, aber wie konnten sie etwas anderes denken? Sir John hatte uns doch schließlich gesagt, Ihr wärt alle umgekommen.«
»Sir John?« Marmaduke starrte den Schmied an, fassungslos über das Gehörte.
Es konnte nicht sein.
Sie hatten selbst gesehen, wie der ältere Schotte während des Gefechts erschlagen worden war.
»Da muss ein Irrtum vorliegen«, gab Ross Marmadukes Erstaunen Ausdruck. »Sir John kann nichts gesagt haben. Er ist tot.«
Er sah Marmaduke an und dann wieder den Schmied. »Wir haben selbst gesehen, wie er niedergestreckt wurde.«
»Dann muss es sein Gespenst gewesen sein, das wie der Teufel hierher ritt, um uns diese Lüge aufzutischen.« Black Dugie deutete auf das Tor zum großen Saal. »Er ist dort oben. Er versucht gerade. Eure Damen zu beruhigen.«
»Kruzifix!«, fluchte einer der Highlander, und das schrille Klirren von Metall begleitete den Fluch, als er sein Schwert aus seiner Scheide riss.
»Aber...« Gowan schüttelte verwirrt den Kopf und rieb sich seinen nassen Bart. »Wir haben doch selbst gesehen, wie er getötet wurde.«
»Nein, mein Freund«, sagte Marmaduke, als er endlich zu verstehen begann, »wir sahen ihn von seinem Pferd fallen und den Hügel hinunterrollen.«
»Worauf er dann wie der Blitz hierher zurückgeritten ist, um unser Ableben bekannt zu geben«, fügte Boss erklärend hinzu, und Marmaduke nickte zustimmend.
»So sieht es aus«, sagte er und zückte nun ebenfalls sein Schwert. »Kommt Männer«, sagte er, schon auf dem Weg zum Turm. »Jetzt haben wir Gewissheit.«
Es wurde Zeit, ein Schwein zu erlegen.
***
Als die mächtige Eichentür des großen Burgsaals aufgestoßen wurde, fuhr Caterine herum und unterdrückte ein Aufschluchzen. Ihr Herz zersprang fast vor Erleichterung, als sie die Männer verblüfft anstarrte, die sich durch die offene Tür hereindrängten.
Der eisige Wind, den sie mitbrachten, ließ die Flamme einer nahen Fackel tanzen, deren wild flackerndes Licht groteske Schatten auf die wie aus Stein gemeißelten Gesichter der vier Männer warf.
Rhona beugte sich über den erhöhten Tisch und legte ihre Hand um Caterines Handgelenk. »Sie leben, Mylady«, hauchte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern, aber Caterine hörte die gleiche Freude und Verwunderung darin, wie sie sie selbst empfand.
Und da ihre Kehle viel zu eng war, um etwas zu sagen, schlang Caterine einen Arm um den kleinen Hund auf ihrem Schoß und drückte ihn an sich, während sie ein stummes Dankgebet gen Himmel schickte.
Er überragte sie alle und strahlte einen nur mühsam unterdrückten Ärger aus, dessen Intensität selbst quer durch die große Halle mehr als deutlich zu spüren war. Jeder wundervolle Zentimeter seines Körpers war noch sehr lebendig ... so lebendig wie auch alle anderen Männer waren.
Black Dugie war bei ihnen, und auch wenn er insgesamt nicht halb so ramponiert aussah wie sie, war sein Gesicht doch immerhin genauso nass und grimmig wie die ihren. Und er hielt einen Dolch mit einer langen Klinge in der Hand.
»Gott sei gepriesen!« Caterine fand endlich ihre Stimme wieder und wurde von einer überwältigenden Erleichterung durchflutet, die in ihren Augen brannte und sie blind machte für den drohenden Ausdruck auf ihren Gesichtern.
Und den in ihrem Saal befremdlichen Anblick gezückter Schwerter.
»Ein Wunder«, sagte Sir John neben ihr. »Hol mich der Teufel, wer hätte das ...«
»Verschlimmert Euren Verrat nicht mit noch mehr Lügen«, schnitt ihr Ehemann ihm das Wort ab, laut genug, damit alle es hörten, und mit einer Stimme, die so kalt und tödlich war wie das Glitzern seiner Klinge.
Er fixierte Sir John mit einem langen, harten Blick. »Kommt«, sagte er und winkte ihm. »Wenn Ihr schon vom Teufel sprecht, dann lasst uns Eure Reise zu ihm doch ein wenig beschleunigen.«
»Gott, Ihr seid ja irre«, spottete Sir John, und seine Worte trieften vor Verachtung.
Marmaduke ignorierte die Beleidigung und richtete seinen Blick auf Caterine. »Ich bedaure sehr, Mylady, dass ich den Namen eines Freundes der Familie beschmutzen muss, doch dieser Mann ist ein Verräter«, sagte er, und Caterine glaubte ihm, denn die Wahrheit stand ihm im Gesicht geschrieben ... und sie spürte sie in ihrem Herzen.
»Er ist Sir Hughs Mann«, beschuldigte ihn ihr Gatte, und sein Gesichtsausdruck wurde von Minute zu Minute kälter und verdüsterte sich mit dem ersten Stirnrunzeln, das sie je bei ihm gesehen hatte.
»Ist es nicht so?« Er drehte sich zu den Männern um, die neben ihm standen, und ohne das geringste Zögern nickten sie zustimmend.
Sogar James.
Und auch Black Dugie.
»Lügen!« Sir John sprang auf, und sein Gesicht wurde puterrot. Mit einem erbosten Blick auf Marmaduke hob er beide Hände. »Er ist ein Lügner, und außerdem würde kein wahrer Ritter einen unbewaffneten Mann herausfordern.«
Daraufhin erhob sich ärgerliches Gemurmel, das zunehmend lauter wurde, als es von einem Tisch zum nächsten übersprang. »Unbewaffnet?«, rief einer der Angehörigen der Garnison. »Das lässt sich leicht beheben!« Mit diesen Worten trat er vor und knallte sein eigenes Schwert auf den erhöhten Tisch.
Ohne die Waffe auch nur anzusehen, griff Sir John nach seinem Umhang. »Ich werde mich doch nicht an solch blindwütigen Aktionen beteiligen«, sagte er und legte sich den Umhang um die Schultern. »Wenn diese grässliche Nacht vorüber ist, werden die anständigen Leute innerhalb dieser Mauern vielleicht wieder zur Besinnung gekommen sein.«
Hoch erhobenen Hauptes begann er sich vom Tisch zu entfernen, blickte weder nach rechts noch nach links, bis er an Marmaduke vorbeikam. Mit einer für einen Mann in seinem Alter erstaunlichen Schnelligkeit, schlug er seinen Umhang zurück, wirbelte herum und stürzte sich mit einem bedrohlich aufblitzenden Dolch in der erhobenen Hand auf Marmadukes Rücken.
Irgendjemandes Schrei - ihr eigener oder Rhonas - gellte in Caterines Ohren, als ihr Ehemann, mit noch größerer Behändigkeit, auch schon zu Sir John herumfuhr und sich seine Finger in einem eisernen Griff um die Handgelenke des älteren Mannes schlössen.
Der Dolch fiel in die Binsenstreu, aber der Schwung, den Sir John durch seine eigene schnelle Drehung gewonnen hatte, schleuderte ihn geradewegs gegen die scharfe Kante von Marmadukes Schwert. Er schrie auf, als ein langer purpurroter Schnitt auf seinem Bauch erschien - eine echte Wunde dieses Mal, und eine tödliche.
Sein Schmerzensschrei erstickte in einem grauenhaften, gurgelnden Geräusch, als er auf seinen eigenen Lebenssaft herunterstarrte, der in einem dicken, roten Strom aus ihm herausfloss, und mit vor ungläubigem Erstaunen weit aufgerissenen Augen brach er auf dem Fußboden zusammen.
Chaos und Tumult brachen im Saal aus, als die Männer polternd von ihren Plätzen an den langen Tischen aufsprangen und vorwärts stürmten, um einen Kreis um Marmaduke und den im Sterben liegenden Sir John zu bilden.
Caterine und Rhona klammerten sich aneinander und sahen voller Entsetzen zu, wie Sir Marmaduke seine blutbefleckte Klinge wegwarf und sich dann neben Sir Johns reglose Gestalt kniete.
»Ein wohlverdientes Ende«, rief jemand über den Lärm.
»Ein Schurke, den sein eigener falscher Schritt getötet hat«, stimmte ein anderer zu, und die grimmigen Worte hallten scharf und laut von den mit Waffen bedeckten Wänden wider.
In krassem Gegensatz zu dem Radau stand das jämmerliche, kaum hörbare Stöhnen, das von Sir Johns blassen Lippen kam, und seine Augenlider flatterten, als er versuchte, den Blick zu den Männern zu erheben, die auf ihn herabstarrten.
Seinen eigenen Zorn bezwingend, nahm Marmaduke den Kopf des Mannes in die Arme. »Befreit Euer Gewissen, bevor Ihr Euren letzten Atemzug tut«, sagte er und erhob seine Stimme, um sich über das allgemeine Raunen der Verwirrung, das zunehmend hitzigere Gemurmel, die finsteren Beleidigungen und das schrille Kläffen des kleinen Hundes seiner Dame verständlich zu machen.
Zu den Männern aufblickend, die sich um ihn scharten, hob er eine Hand, um sie zum Schweigen zu bringen, und griff dann nach Sir Johns blutdurchtränkter Tunika und hob behutsam ihren Saum.
Die Wunde, ein tiefer roter Schnitt direkt unter Sir Johns Rippen, war seine einzige. Nicht einmal eine Prellung oder auch nur ein Kratzer verunstalteten die Blässe seiner Haut.
»Aber er war mit seinem eigenen Blut befleckt«, erklang Sir Gowans Stimme dicht an Marmadukes Ohr. »Wir haben selbst gesehen...«
»Das war nicht sein eigenes Blut.« Ross spuckte in die Binsen. »Dieser Bastard hat sich damit nur beschmiert, um uns glauben zu machen, er wäre niedergestreckt worden.«
Marmaduke warf dem hartgesottenen Kämpfer einen Blick zu und signalisierte ihm, den Mund zu halten.
»Herr von Kinraven«, sagte Marmaduke, während er die Tunika wieder sinken ließ und sich vorbeugte, um dem Sterbenden etwas ins Ohr zu sagen, »durch Euren Verrat habt Ihr alles verloren. Wir hätten Euch geholfen, Euer Heim zurückzugewinnen, wenn Ihr uns darum gebeten hättet.«
Sir Johns Lippen bewegten sich, aber kein Wort, keine Erklärung für seinen Verrat kam darüber.
Nur eine Flut rötlichen Schaums.
»I-ich habe ... Kinraven ... nie verloren ...« Ein raues Zischen nur, das der Todeskampf ihm zu entreißen schien.
»Ihr habt Kinraven nie verloren?« Das war James. Er starrte Sir Johns wächsernes Gesicht an und erblasste selbst. »Was ist das denn für ein Unsinn? Alle wissen ...« Er verstummte, als Marmaduke ihm einen warnenden Blick zuwarf und Sir Alec ihm seinen Ellbogen hart in die Rippen stieß.
Sir Johns Augenlider flatterten erneut, und er erwiderte James' erstaunten Blick, so gut er konnte. »Es war Dunlaidir, was er wollte ... die ganze Zeit... e-er versprach, Kinraven nicht anzutasten, w-enn ...«
»Wenn Ihr ihm helfen würdet, Dunlaidir zu gewinnen«, schloss James für ihn und sprang erbittert auf, als Sir John mit einem gequälten Nicken antwortete.
»Bei allen Heiligen!«, schrie James in einem Anfall jäher Wut. »Und ich habe ihn hier aufgenommen, ihm hier Unterschlupf geboten!« Abrupt fuhr er herum und stürmte aus dem Saal, mit Schritten, die so gerade waren wie die schmale rote Linie quer über Sir Johns Bauch.
»I-ich bedaure ... tut mir Leid ...«, flüsterte Sir John, seine glasigen Augen starr auf irgendeinen fernen Punkt hinter Marmadukes Schulter gerichtet.
Vermutlich jenseits dieser Welt.
Und kaum hatte er seinen halbherzigen Frieden mit der Welt gemacht, hörte er auf zu existieren, seine gequälten Augen verdrehten sich, sein letzter Atem war verbraucht.
Nicht minder aufgewühlt, legte Marmaduke Sir Johns Kopf auf den Boden und richtete sich auf. Sein Blick suchte und fand seine Frau, und er nahm seinen Umhang ab, breitete ihn über den Körper des Toten und ging zu ihr.
Sie kam ihm entgegen, mit ausgestreckten Armen drängte sie sich durch die Menge. Auch er breitete die Arme aus ... und wartete. Sein Mut, der auf dem Schlachtfeld so unbeirrbar war, erwies sich jetzt als nicht stark genug, um zu glauben, dass sie sich so rückhaltlos in seine Arme werfen würde.
Aber genau das tat sie, und in diesem kostbaren Moment schwankte der Boden unter Marmadukes Füßen.
Das Wunder ihrer Akzeptanz seiner Person, ihre unverhohlene Freude über seine sichere Rückkehr, war ein weitaus größerer Schlag für ihn, als das mächtigste englische Schwert ihm je hätte versetzen können.
Er war so glücklich, dass er kaum noch atmen konnte, als er seine Arme um sie schlang, ihr erlaubte, sich an ihn zu klammern, und darüber staunte, dass sie es auch tat, so blutbefleckt und schmutzig, wie er vor ihr stand.
»Mylady, ich liebe Euch«, flüsterte er an ihrer Schläfe, zu übermannt von seinen Gefühlen, um sich darum zu kümmern, dass sie sich versteifte, als sie seine Worte vernahm.
Er schob sie ein wenig von sich ab, nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und legte seine Stirn an ihre. »Sag es nicht«, murmelte er an ihrem seidigen warmen Haar, »sei einfach und lass es mich genießen, dich zu halten.«
Rasch packte er sie und hob sie auf seine Arme, bevor sie Einwände erheben konnte ... oder diesen Augenblick zerstörte.
Den kostbarsten für ihn seit vielen langen Jahren.
»Dieser Schuft war keiner der Drachen, die ich für dich töten wollte, mein geliebtes Herz«, sagte er, als er sie aus dem Saal trug. »Und ich glaube, es wird höchste Zeit, dass wir uns deinen wahren Drachen stellen.«
Sie lehnte sich etwas zurück, um ihn mit einem erstaunten Blick in ihren saphirblauen Augen anzusehen. »Bist du nicht...?«
»Aye, mein Liebling, ich bin sogar für diese Art von Wonnen zu erschöpft«, antwortete er aufrichtig und wünschte, es wäre nicht so.
Wünschte von ganzem Herzen, dass es nicht so wäre.
»Aber«, ergänzte er, als er den umständlichen Aufstieg zu ihrem Schlafgemach begann, »ich habe einen fetten Ochsen für deine Tafel mitgebracht, und sobald das echte Hochzeitsfest hinter uns liegt, werde ich jedes einzelne meiner Versprechen wahrmachen.«
Er hielt inne, um sie zu küssen. Tief und mit all dem ungestümen Jubel, den sie in seinem Herzen weckte. Er beendete den Kuss erst, als die letzte Steifheit aus ihren Gliedern wich und sie ganz weich und nachgiebig in seinen Armen wurde. Der leise Seufzer, der sich ihr entrang, war für den Augenblick genug.
»Heute Nacht, mein liebes Herz, werde ich mich mit einem Bad und einem warmen Bett begnügen«, sagte er und war froh, dass sie nicht erschrak über seinen ganz bewussten Gebrauch des Wortes Bett.
Bett, nicht Strohlager.
»Ich bitte dich um nichts anderes, als dich in meinen Armen halten zu dürfen«, sagte er, als er ihren Aufstieg über die Turmtreppe wieder aufnahm. »Dich in meinen Armen halten und deine Wärme genießen zu dürfen.«
***
Viel später, in der stillsten Stunde der Nacht, stand Caterine neben ihrem Bett und blickte auf den Mann hinunter, der so fest zwischen den halb zugezogenen Bettvorhängen schlief. Unwillkürlich ballte sie die Fäuste, gegen ihre zunehmende Frustration ankämpfend.
Sie wollte mehr, als nur in seinen Armen gehalten zu werden.
Sie wollte fühlen.
Mit dumpf pochendem Herzen beobachtete sie, wie der Feuerschein über seinen entblößten Rücken kroch, und die silbrig schimmernden Erhebungen seiner Narben versetzten ihr einen Stich ins Herz; seine breiten Schultern und der muskulöse Arm, den er über ein Kissen gelegt hatte, verleiteten sie dazu, kühn zu sein.
Dem Verlangen nachzugeben, das tief in ihr pulsierte.
Ein intensives, atemloses, prickelndes Verlangen, das so süß und rar war wie die klare, wolkenlose Nacht, die sich hinter den hohen Fenstern ihres Schlafgemachs erstreckte.
Eine glitzernde Fläche, so breit und so gewaltig wie die See.
Eine magische Nacht.
Ausnahmsweise einmal gänzlich frei von Wolken und von Nebel und übersät mit unzähligen glitzernden Sternen. Alle kalt und fern, aber es schien, als zwinkerten sie ihr zu und lächelten ermutigend.
Ihr silbriges Licht versicherte ihr, dass sie es wagen durfte, ihren schlafenden Ehemann zu wecken und ihm zu sagen, sie wolle in dieser Nacht mehr als nur gehalten werden.
Ein fast schmerzliches Verlangen übermannte sie. Eine heftige, inständige Sehnsucht, die danach schrie, gestillt zu werden. Sie warf einen Blick über die Schulter auf die im Dunkeln liegende Fensterlaibung und schluckte hart.
Durfte sie so wagemutig sein?
Die Sterne zwinkerten ihr zu ... und sagten Ja.
Ihr Herz schlug schneller, und bevor ihr Mut sie verlassen konnte, warf sie einen letzten Blick auf ihren schlafenden Ehemann, durchquerte dann den Baum und ließ sich auf eine der beiden in die Wand der Fensterlaibung eingebauten Bänke sinken.
»S-Sir...« Es war kaum mehr als ein Quieken.
Nicht lauter als eine Maus, kaum hörbar und schon gar nicht... wagemutig.
Sie befeuchtete ihre Lippen. »Sir!«
Das hatte er gehört.
Noch nie hatte Caterine jemanden so schnell ein Bett verlassen sehen.
Oder genauso schnell wieder zu sich kommen sehen.
»Zum Donnerwetter!« Schwer atmend starrte er sie an. »Herrgott noch mal, Frau, ich dachte schon, wir würden belagert!«
Ich werde belagert, bestätigte ihre erwachende Weiblichkeit.
Aber sie sagte nichts. Der Anblick seines prachtvollen muskulösen Körpers, von nichts anderem verhüllt als mit seiner Bruche, lähmte ihre Zunge. Und löste einen wahren Strudel aufregender Empfindungen in ihr aus.
Er kam auf sie zu, gänzlich unbefangen und ungezwungen, trotz seiner mehr als dürftigen Bekleidung, und ohne auch nur etwas von ihrem schamlosen Vorhaben zu ahnen. Dann blieb er vor ihr stehen und strich sich mit einer Hand durch sein vom Schlaf zerzaustes Haar. »Weißt du nicht, wie unvernünftig es ist, einen Mann so jäh zu wecken? Ich hätte dich verletzen können, als ich aus dem Bett gesprungen bin.«
»Ich wollte, dass du den Nachthimmel siehst«, erwiderte sie rasch, doch statt den Sternen auch nur einen Blick zu gönnen, starrte sie auf seinen Unterleib ... und den Beweis seiner männlichen Begierde, der unter dem dünnen Leinen seiner Bruche mehr als deutlich zu erkennen war.
»Ihr seht aber nicht die Sterne an, Mylady«, stellte er mit leiser, heiserer Stimme fest.
Augenblicklich erhob sie ihren Blick zu ihm und begann den Saum ihres Unterkleids hinaufzuziehen. Langsam, wie nebenbei und so natürlich, wie sie konnte.
»Können wir uns nicht ein Weilchen hier ans Fenster setzen?«, fragte sie. »Ich konnte nicht einschlafen.«
Er zog eine Augenbraue hoch, kam aber zu ihr in die Fensterlaibung und setzte sich auf die gegenüber liegende Bank... so wie sie gehofft hatte, dass er es tun würde.
»Um den Nachthimmel zu bewundern, hm?« Seine Stimme enthielt einen Anflug von Belustigung, aber dann wandte er sich pflichtbewusst dem Fenster zu, und in diesem Moment zog Caterine blitzschnell ihre Beine unter sich ... und schob den Saum ihres Unterkleids bis zu den Knien hoch.
Gerade hoch genug, damit der Saum, wenn sie ihre Stellung wechselte und dabei ein kleines bisschen ihre Schenkel öffnete, sich straffte und ihm einen scheinbar gänzlich unschuldig dargebotenen Blick auf das seidige goldene Haar zwischen ihren Beinen gewährte.
Er drehte sich wieder zu ihr um. »Hast du mich wirklich wachgemacht, damit ich hier sitze und die ... Allmächtiger!« Wie gelähmt starrte er auf ihre halb entblößte Weiblichkeit.
»Caterine, ich bin kein Mönch, und was ich da sehen kann, lässt mich meine so mühsam erzwungene Zurückhaltung vergessen«, sagte er, ohne seinen glutvollen Blick auch nur eine Sekunde von ihr abzuwenden. »Weißt-du-was-ich-sehe?«
»Ja, Sir«, antwortete sie, und ihre eigene Kühnheit durchflutete sie mit Gefühlen, die fast zu schön waren, um sie zu ertragen.
»Ich habe dir gesagt, ich möchte jede Art von Intimität erforschen, und ich dachte, es wäre vielleicht ganz gut, uns daran zu gewöhnen ... einander anzusehen, bevor wir...«
»Du möchtest, dass wir hier sitzen und uns zwischen die Beine starren?«
Seine unverblümten Worte entfachten tausend kleine Feuer in ihr und weckten eine pulsierende Hitze tief in ihrem Innersten. »Es würde mir helfen, meine Unschlüssigkeit zu überwinden und ... Wenn ich ehrlich sein soll, Sir, ich glaube, es wäre überaus erregend.«
»In der Tat.« Er hatte seinen Blick immer noch nicht von ihr gelöst. »Aber ich muss dich warnen - wenn wir es tun, werde ich sehr viel mehr tun, als nur hinzusehen.«
»Können wir beginnen?«, hauchte Caterine, denn die freudige Erwartung, ihre Kühnheit zu auszuleben, die wonnevollen Gefühle, die sie bereits durchfluteten, waren fast zu berauschend, um sie zu ertragen. »Ich möchte dich aber auch sehen.«
»Du kannst mit mir heute Nacht tun, was du willst, Frau.« So schnell er konnte, streifte er seine Bruche ab und schob sie mit dem Fuß beiseite.
»So!« Er setzte sich auf den Rand der Bank. »Da hast du mich, meine Schöne. Und was möchtest du nun?«
»Dich nur ansehen«, flüsterte Caterine, die kaum noch atmen konnte, so erregt wie sie war.
»Entspannt oder voll erregt?« Er legte seine Hand auf seinen Unterleib, sodass seine Finger sein bereits erigiertes Glied streiften. »Falls du das Erstere vorziehen solltest, kann ich einen solchen Zustand nicht sehr lange beibehalten.«
»Ich möchte beides sehen ... bitte.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Zuerst entspannt?«
Sie nickte, und ein Prickeln durchlief sie, als er die Hand um den Beweis seiner männlichen Begierde legte. Dann drückte er zu, bis sein Schaft langsam erschlaffte. »Wie du wünschtest«, sagte er und öffnete ein wenig die Knie, um ihr einen ungehinderten
Blick auf seinen bemerkenswert großen, nun aber vollkommen entspannten Schaft zu bieten.
»Vergiss nicht, dass es für einen Mann schier unerträglich ist, in diesem Zustand zu verharren, wenn er der pulsierenden Hitze einer Frau so nahe ist«, bemerkte er rau nach einigen Minuten, als sein Glied sich bereits wieder regte. »Ich würde dir jetzt gerne Lust bereiten ... und dich ansehen, während ich es tue.«
»Sir?« Sie riss verblüfft die Augen auf, und ihr Mut geriet etwas ins Schwanken; nachdem er ihr die Kontrolle aus der Hand genommen hatte. »Aber...«
»Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, Liebste«, murmelte er, während er sich vor ihr auf die Knie sinken ließ. »Öffne einfach deine Beine und entspann dich.«
Die Hitze in diesem Teil von ihr intensivierte sich und wurde nahezu unerträglich, als er ihre Knie auseinander schob und sanft über die zarte Haut an den Innenseiten ihrer Schenkel strich. »Ganz ruhig, meine Schöne«, sagte er und spreizte ihre Beine sogar noch ein bisschen weiter. »Atme tief durch und fühle, was ich mit dir tue.«
Er begann mit dem weichen Haar zu spielen, das ihre intimste Körperstelle bedeckte, legte seine flache Hand darüber und strich dann mit einem Finger über die Stelle, wo ihre süße Qual am größten war.
»Gefällt dir das, Caterine?« Ein heißer Schauer rann durch ihren Körper, als seine Liebkosungen noch intensiver wurden. »Soll ich dich weiter so berühren?«
»Aye«, seufzte sie mit heiserer, atemloser Stimme. »Bitte.«
»Dann öffne deine Beine, so weit du kannst«, ermutigte er sie. »Ich möchte alles von dir sehen und berühren.«
Ein weiterer kleiner Seufzer entrang sich ihr, und sie rutschte ein bisschen nach vorne, bis sie auf der Kante der Bank saß und ihre Hüften sich ihm entgegenbogen, in einer stummen Einladung, die beredter war als Worte.
»Halt still«, sagte er und legte seine flache Hand an ihre pulsierend heiße Weiblichkeit. »Du wirst es mehr genießen, wenn du stillhältst... und dich öffnest.«
Diesmal stöhnte sie auf und schloss die Augen, entspannte sich und überließ sich endlich ganz und gar ihren Gefühlen. Mit einer Hand umfasste er seine steife Härte, während er mit der anderen Caterine sinnliches Vergnügen bereitete. Wieder strich er mit der Fingerspitze über ihren empfindsamsten Punkt, aber dann begann er ihre Weiblichkeit noch sehr viel intensiver zu erforschen und spielte mit ihr, bis sie nur noch flehende Seufzer ausstoßen konnte und dann schließlich sogar vor Verlangen aufschrie.
Als er seine eigene Erfüllung nahen spürte, atmete er tief den warmen, moschusartigen Duft ein, der von ihr ausging, als sie instinktiv Erfüllung suchte, und schloss seine Hand noch etwas fester um seinen Schaft. Langsam begann er sie daran auf und ab zu bewegen und stillte so diskret sein eigenes Verlangen, während er gleichzeitig noch intensiver mit Caterines seidig weichen Locken und ihrer feuchten Hitze spielte. Als seine lustvolle Erregung ihren Höhepunkt erreichte, ließ er einen Finger über der harten kleinen Knospe an ihrer intimsten Körperstelle kreisen und führte sie mit dieser aufreizenden Liebkosung auf den gleichen Schwindel erregenden Gipfel überwältigender Gefühle.
»Oh Gott«, hauchte sie und ließ sich kraftlos und ermattet in die Kissen zurücksinken.
Marmaduke schlang die Arme um ihre Hüften und legte seinen Kopf an die samtene Wärme der Innenseiten ihrer Schenkel. Das weiche Haar dort kitzelte seine Wange, und ihre pulsierende Hitze und ihr süßer, moschusartiger Duft erwiesen sich als so verführerisch, dass er sich noch fester an sie schmiegte, bis er nicht nur ihren Duft einatmen, sondern auch mit jedem Ausatmen ihre intimste Stelle streicheln konnte.
Sein Begehren regte sich aufs Neue, und er berührte sie mit seiner Zunge.
Strich nur unendlich sachte über ihre Scham.
Kaum mehr als nahezu unmerkliche Berührungen seiner Zungenspitze an ihrem zarten Fleisch, so leicht, dass er bezweifelte, dass sie es merkte, aber für ihn einfach berauschend. Und tatsächlich war seine Liebste erschöpft von dem zuvor erlebten Gefühlsrausch bereits eingeschlafen. Wie auch er es tun würde... bald.
Doch zuvor wollte er noch das Glück, das er gefunden hatte, noch ein wenig länger genießen. Ein seliges Lächeln, das die Empfindung, einen geradezu wundersamen Frieden und eine außerordentliche Zufriedenheit gefunden zu haben, widerspiegelte, erschien um seine Lippen.
Und all das nur, weil sie ihm den Nachthimmel hatte zeigen wollen.
Stattdessen hatte er sie mit zu den Sternen hinaufgenommen ... dem Ort, wohin sie hatte gehen wollen.
Und was für eine wundervolle Reise es für sie beide gewesen war!
***
Viele Meilen entfernt, auf der anderen Seite Schottlands, brach hell und klar ein neuer Tag an. Nicht einmal die kleinste Welle kräuselte die spiegelglatte Oberfläche des Loch Duich, und eine dünne Frostschicht bedeckte die an seinen Ufern aufragenden Berge. Selbst die massiven Mauern von Eilean Creag wirkten im klaren, bläulich-weißen Licht des eisig kalten Morgens beschaulich und alles andere als bedrohlich.
Doch innerhalb dieser Mauern schäumte der Herr der Burg vor Wut und schickte sich an, jeden Narren, ob Mann oder Tier, der es wagte, seinen Weg zu kreuzen, zu bedrohen.
Mit geballten Fäusten, stand Duncan MacKenzie in seinem leeren Burgsaal, starrte finster auf die süßlich duftende Schicht frisch ausgestreuter Binsen auf dem Fußboden und hing blanken Mordgedanken nach.
»Fergus!«, brüllte er, da er wusste, dass kein anderer als der dürre, impertinente Seneschall für das ordentliche Aussehen des Burgsaals verantwortlich sein konnte.
Denn sein Bett war vom erhöhten Podium verschwunden, und mit ihm auch seine schöne Gemahlin.
»Komm auf der Stelle hierher, du o-beiniger alter Bock, denn sonst...«
»Denn sonst was, mein Junge ?« Der Anlass seiner Verärgerung tauchte ein wenig ungehalten aus dem Schatten des mit einem Wandschirm abgedeckten Ganges auf.
Aus einem seiner bevorzugten Verstecke.
In dem er vermutlich schon auf Duncans Wutanfall gelauert hatte.
Gemächlich schlurfte der alte Mann zu ihm hinüber, sein Kinn mit dem struppigen Bart in schamloser Missachtung trotzig vorgeschoben. »Weil Ihr sonst noch diese Mauern mit Eurem Geschrei zum Einsturz bringt?«
»Wo ist meine Frau ?« Duncan legte die ganze Sorge, die sein Herz bedrückte, in diese ohrenzerreißenden Worte.
Sein Sorge um sie, seine Furcht, machten ihn rasend vor Empörung, und mit erhobenem Finger deutete er anklagend auf das Podium, auf dem sich nun wieder der erhöhte Tisch befand.
»Was hast du mit meinem Bett gemacht?«, brüllte er, ohne auch nur den Versuch zu machen, seine Wut zu zügeln.
Der Seneschall verschränkt seine dürren Arme vor der Brust und erwiderte mürrisch seinen Blick.
Und sagte nichts.
Duncan blickte zu der gewölbten Decke des Saals auf und begann zu zählen.
Nachdem einige Minuten verstrichen waren - und er selbst sich etwas besser unter Kontrolle hatte -, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder seinem grauhaarigen Seneschall zu. »Das Bett - und meine Dame - waren hier, bevor ich vor einer Stunde zu meinen Runden aufbrach«, sagte er, und seine tiefe Stimme klang schon etwas ruhiger.
Ein kleines bisschen ruhiger.
Aber noch lange nicht ruhig genug, um der Zunge des alten Fergus Antworten zu entlocken.
Duncan stieß einen tief empfundenen Seufzer aus. »Sooo, Fergus, wie ich sehe, hast du im Saal für eine bemerkenswerte Ordnung gesorgt«, sagte er und bemühte sich, die gewinnende Art eines gewissen einäugigen Burschen im Umgang mit den Dienstboten zu imitieren, indem er Fergus lobte und eine Hand auf die knochige Schulter des Seneschalls legte.
»Und ich habe gesehen, dass du auch den Rest von Strongbows Plunder zum Boot hinuntergebracht hast, für unsere letzte Fahrt nach Bai...«
Duncan brach ab und blickte mit schmalen Augen zu dem erst kürzlich geleerten vorderen Teil der Halle.
Kein einziges Möbelstück, keine Kisten, keine Ballen, rein gar nichts blockierte mehr den Eingang.
Alles war fort... aufgestapelt in Eilean Creags größter Galeere, wo es seinen Abtransport abwartete.
Ein ungutes Gefühl in Duncans Magen gesellte sich zu der merkwürdigen Enge in seiner Brust, und ihm wurde heiß und kalt zugleich, als ihn eine jähe Erkenntnis überflutete.
Er zwang sich, seinen Blick von dem tadellos aufgeräumten Eingangsbereich abzuwenden und Fergus wieder anzusehen.
Das leichte Zucken eines Muskels am Kinn des alten Mannes verriet Duncan die Wahrheit: Sein Bett und seine Dame befanden sich in ebendiesem Augenblick auf der Galeere, eingekeilt zwischen dem Rest von Strongbows Haushaltswaren und all seinem anderen Kitsch und Plunder.
In Erwartung ihrer Abreise nach Balkenzie.
In schamloser Missachtung seiner Befehle.
»Bei-allen-Heiligen-und-Aposteln!« Duncan machte seinem wilden Zorn mit einem einzigen ohrenbetäubenden Brüllen Luft.
»Es war ihr Wunsch.« Fergus wagte es doch tatsächlich, sich von dieser hundsgemeinen Tat zu distanzieren. »Ihr wisst, wie überzeugend sie sein kann, und sie schwor, es wäre höchste Zeit...«
»Höchste Zeit?« Diese Worte brachten Duncans Blut erst richtig in Wallung. »Zeit für das Kind? Und um sich und unser Kleines in ein Boot zu setzen ?«
Fergus schüttelte den Kopf. »Nein, Zeit für den Sassenach zurückzukehren.«
»Und sie gedenkt diesen glorreichen Tag in Balkenzie zu erwarten?« Duncan fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Und du hast ihr bei dieser Eskapade auch noch geholfen?«
»Sie sagte, wenn ich es nicht täte, würde sie einen anderen Weg finden, dorthin zu gelangen.«
Mit mühsam erzwungener Buhe unterdrückte Duncan seine Wut. »Und das Kind?«
Zum ersten Mal an diesem Morgen lächelte der Seneschall.
Ein Furcht erregender Anblick ... sein Grinsen, bei dem all seine Zahnlücken sichtbar wurden, war einfach schauerlich.
»Das Kind, ein gesundes, strammes, wie sie mir versichert hat, aber sie bat mich, Euch noch nichts davon zu sagen, wird in Balkenzie geboren werden«, erklärte Fergus, und seine schmale Brust blähte sich auf voller Stolz darüber, der Überbringer solch privater Nachrichten zu sein.
»Sie hat die Geburt gesehen dank ihrer Gabe«, fügte er hinzu, und der feuchte Glanz in seinen Augen war ein unverkennbares Zeichen, wie erfreut er war, dass Linnet MacKenzie ihm ihre Geheimnisse anvertraut hatte. »Ihr werdet bald ein neues Kind haben, mein Junge.«
Duncan ließ vor Erleichterung die Schultern sinken, und sein Herz schwoll vor Freude an. Ein gesundes, strammes Baby, Junge oder Mädchen, war die kurze Bootsfahrt über den Loch Duich durchaus wert.
Und es war es auch mehr als wert, dass er wie ein Narr dastehen würde, wenn er seine eigenen Befehle ignorierte.
»Dann komm, du alter Bussard«, gab Duncan sich geschlagen. »Wir wollen die Dame doch nicht warten lassen.«
Und so machten Duncan MacKenzie, der gefürchtete Herr von Eilean Creag, und sein wie ein Narr grinsender Seneschall sich auf den Weg zu dem kleinen Landungssteg der Festung, um die Überfahrt über den See zu Sir Marmadukes Balkenzie Castle anzutreten.
Aber nicht, bevor Duncan nicht sein eigenes törichtes Grinsen von seinem gut aussehenden Gesicht gewischt hatte ... und es durch ein finsteres Stirnrunzeln ersetzte, das seines Furcht einflößenden Rufes würdig war.