Kapitel 12
Viele Stunden später, in der Stille tiefster Nacht, verließ Caterine ihr Bett und schlich sich in das kleine Vorzimmer. Er hatte das grobe Strohlager, das er sich auf dem binsenbestreuten Fußboden des kleinen Raumes eingerichtet hatte, noch nicht aufgesucht, und der liebe Himmel mochte wissen, wo er sich befand.
Vermutlich patrouillierte er oben auf dem Wehrgang.
Oder er hatte Erleichterung gefunden in den Armen einer hübschen Küchenmagd, die bereit war, für eins seiner seltenen Lächeln und ein paar nette Worte ihre Röcke für ihn anzuheben.
Letztere Vorstellung verstimmte Caterine mehr, als sie es sich eingestehen mochte. Mit ärgerlich gerunzelter Stirn starrte sie auf das unschuldige Nachtlager auf dem Boden.
Das klumpige, mit grobem Stroh gefüllte Lager war zwar verlassen, doch der Abdruck seines wohlproportionierten Körpers war noch so deutlich zu erkennen, dass nur er selbst in seiner ganzen männlichen Vollkommenheit darauf gelegen haben konnte.
Wieder von jener merkwürdigen Enge in ihrer Brust erfasst, die sie immer dann zu quälen schien, wenn sie an ihn dachte, eilte sie aus dem Vorraum, nur um gleich darauf die feststellen zu müssen, dass auch ihre eigenen Gemächer durchdrungen von seiner allumfassenden Präsenz waren.
Nicht nur der kleine Vorraum, den er für sich beansprucht hatte.
Nicht einmal die schweren Vorhängen um ihr großes Himmelbett vermochten ihr Schutz davor zu bieten, denn gerade dort war dieses seltsam nachhaltige Gefühl von ihm am nachdrücklichsten.
Was schließlich auch der Grund gewesen war, warum sie das leere, kalte Bett überhaupt verlassen hatte.
Und sich so nackt, wie sie geschlafen hatte, aus dem Bett gewagt hatte.
Bestürzt über ihre eigene Unbesonnenheit, wurde sie von einer Hitzewelle überflutet, obwohl der frische Nachtwind, der durch die offenen Fensterläden blies, sie heftig frösteln ließ und ihr eine Gänsehaut verursachte.
Obgleich es absolut nichts Ungewohntes für sie war, von Männern nackt gesehen zu werden, da sie schließlich schon in zartem Alter aller mädchenhaften Scheu beraubt worden war, weckte der Gedanke, dass sie riskiert hatte, ihn zu wecken und sich ihm so zu zeigen, ernsthafte Bedenken in ihr.
Und durchflutete sie auch mit prickelnder Erregung.
Eine pulsierende Hitze breitete sich zwischen ihren Schenkeln aus, und sie griff nach ihrem Hemd, das auf der Truhe am Fußende des Bettes lag, und zog es rasch über den Kopf.
Nicht, dass sein dünnes Leinen sie vor der sinnlichen Erwartung hätte schützen können, die nun Besitz von ihr ergriff.
Lustvolle Empfindungen, ausgelöst von der beklemmenden Erkenntnis, dass sie sehr bald schon unbekleidet vor ihm stehen würde, und dass ihr Körper, der so lange jede Sinnenlust hatte entbehren müssen, Gefallen daran finden würde, trotz der Vorbehalte ihres Herzens.
Und dass ihr Körper es genießen würde, ihn dazu zu ermutigen, ein Verlangen zu befriedigen, das sie nicht länger bestreiten wollte.
Bebend vor innerer Erregung stand sie vor der Truhe, und obwohl sie sich gern auf eine der Bänke in einer der größeren Fensternischen gesetzt hätte, um den Rest der Nacht vorbeiziehen zu sehen, musste sie feststellen, dass sie nicht einmal in der Lage war, sich zu bewegen.
Die eisenbeschlagene Truhe hatte sie ganz und gar in ihren Bann geschlagen, lähmte ihre Füße und beanspruchte ihre ganze Aufmerksamkeit.
Und schien ihr zuzuwinken.
Oder genauer gesagt, der mit einem Tuch bedeckte Granitbrocken in der Truhe winkte ihr.
Der Stein des Gutsherrn.
Das Blut dröhnte in ihren Ohren, als sie die so harmlos aussehende Truhe anstarrte. Der Legende nach maß der Stein des Gutsherrn die Tapferkeit und Ritterlichkeit eines Mannes, bevor er einen neuen Herrn von Dunlaidir anerkannte. Müsste dann nicht auch die kühne Inbesitznahme ihrer Gemächer durch den Sassenach, die bloße Nähe seiner eindrucksvollen Persönlichkeit das Urteil dieses Steins beeinflussen?
Ihn zum Weinen bringen?
Falls er tatsächlich dazu in der Lage war.
Bevor sie es verhindern konnte, ließ sie sich auf die Knie nieder, hantierte an dem kalten Eisenriegel herum und klappte den Deckel der Truhe auf.
Nicht, dass sie an derartigen Unsinn glaubte.
Doch falls auch nur die geringste Möglichkeit bestand, dass die Legende stimmte, würden die Tränen des Steins bedeuten, dass Sir Marmaduke als Herr der Burg auf Dunlaidir verbleiben würde, dass seine unzweifelhafte Kraft ihrer aller Sicherheit garantieren und seine körperliche Anwesenheit die Bedürfnisse, die er in ihr geweckt hatte, stillen würde.
Körperliche Bedürfnisse, denen sie dann ohne Reue nachgeben durfte.
Mit einem flüchtigen Blick zur Tür, die sie mit voller Absicht nicht verriegelt hatte, horchte sie angestrengt auf Schritte. Aber die einzigen Geräusche, die sie vernahm, war das Prasseln des Kaminfeuers und das dumpfe Pochen ihres eigenen Herzens.
Die mächtige Burg war still, ihre starken Mauern und die zwischen ihnen Lebenden mit sich in Frieden.
Selbst Leo schlief. Zusammengerollt lag der kleine Hund auf seinem Bettchen und war sich des Tumults, der in ihr tobte, genauso wenig bewusst wie der schwarze Wind, der draußen an den Fenstern vorbeijagte.
Caterine atmete erleichtert auf.
Niemand würde Zeuge ihrer Torheit werden.
Und dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und hob den Stein des Gutsherrn aus der Truhe.
Ohne die leisen inneren Stimmen zu beachten, die sie eine Närrin schimpften, richtete sie sich auf und trug die schwere hölzerne Schale zu der nächsten Öllampe. Ein Luftzug ließ die Bronzelampe an ihrer Kette schwanken, aber ihre Flamme brannte hell und ruhig ... und verbreitete genügend Licht, um den Stein in Augenschein zu nehmen.
Falls sie wagte, es zu tun.
»Oh, Heilige Maria Muttergottes«, murmelte sie, irritiert über sich selbst, weil sie dieses lächerliche Stück Granit herausgenommen hatte, und noch irritierter über ihre albernen Bedenken, einen Blick darauf zu werfen.
Dann, mit genügend Leidenschaft in ihrem Blut, um das kühnste Herz mit Stolz zu erfüllen, straffte sie sich und riss das Tuch von dem Stein.
Er war trocken.
Knochentrocken. Nicht ein einziges Tröpfchen Feuchtigkeit glitzerte auf seiner mit Quarz gesprenkelten Oberfläche oder der glatten Maserung der Holzschale.
Wie betäubt vor Ernüchterung und Enttäuschung, starrte Caterine den hochverehrten Stein des Gutsherrn an und wäre am liebsten selbst in Tränen ausgebrochen.
Weil sie so dumm gewesen war.
Und vor allem, weil sie sich und wenn auch nur für einen winzigen Moment lang, eingebildet hatte, ein kalter Brocken Stein könne vielleicht tatsächlich weinen.
***
Zur selben nächtlichen Stunde, zwei Etagen tiefer, boten die kalten Steinwände der Keithschen Familienkapelle Sir Marmaduke und einigen wenigen ausgewählten Männern einen etwas ungewöhnlichen Ort für eine heimliche Zusammenkunft.
Seinen eigenen Männern.
Den vier MacKenzies aus Kintail.
Und dem alten Pater Thomas, der aus Notwendigkeit und aus Respekt ebenfalls zu diesem Treffen gebeten worden war.
Die vertrauliche Natur ihrer Zusammenkunft war ihnen allen voll bewusst, als sie sich vor dem Lettner drängten. Sie unterhielten sich mit leiser Stimme und ignorierten tapfer die beißende Kälte, die durch die Sohlen ihrer Schuhe drang und ihre Nasenspitzen und ihre Ohren rötete.
Marmaduke unterdrückte das Bedürfnis, mit den Füßen gegen die Kälte aufzustampfen, rieb sich die Hände und starrte zu der wie ein Rad geformten Corona lucis über ihren Köpfen auf, deren Unmengen brennender Kerzen seinen Blick wie magisch anzogen.
Die feinen Wachskerzen warfen bizarre Schatten auf die ernsten Gesichter der Männer und erzeugten ständig wechselnde Muster fahlen Lichts auf den prachtvollen Wandgemälden der Kapelle.
Nichts anderes bewegte sich in der Stille dieser unheimlichen, beklemmenden Atmosphäre, die durchdrungen war vom bleiernen Gewicht des Alters und den süßlichen Gerüchen von Staub und altem Stein und schalem Weihrauch.
»Es ist die Tatsache, dass de la Hogue über jeden unserer Schritte informiert sein wird, die mich ein solches Risiko eingehen lassen würde«, erklärte Marmaduke und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder dem besorgt blickenden Priester zu.
Der alte Geistliche war zutiefst beunruhigt, seit Marmaduke seine Absicht kundgetan hatte, die Hochzeit in der Dorfkirche und nicht in der Sicherheit von Dunlaidirs uneinnehmbaren Mauern abhalten zu wollen.
Und darüber hinaus nicht nur jeden tauglichen Mann der Burg an der Trauung teilnehmen zu lassen, sondern sie zudem noch mit all den überschüssigen Rüstungen und Waffen auszustatten, die momentan noch in den unterirdischen Gewölben der Burg Staub ansammelten.
»Meine Herren, für mich ist es so gut wie sicher, dass Sir Hugh am Tag der Hochzeit irgendetwas unternehmen wird.« Er warf dem Hände ringenden Priester einen Seitenblick zu. »Pater Thomas meint, der Schuft habe geschworen, bei der Trauung anwesend zu sein. Und ob er nun erscheint oder nicht, für mich besteht nicht der geringste Zweifel, dass seine Männer sich unter die Menge mischen werden.«
»Warum sollten wir also eine Auseinandersetzung provozieren, indem wir die Dorfkirche benutzen ?«
Die Blicke aller Anwesenden richteten sich auf Sir Lachlan. Der junge Ritter, der noch immer ob seiner Verwundung etwas blass war, lehnte an einer steinernen Säule und schien ebenso verblüfft über Marmadukes Strategie wie Pater Thomas.
Sir Alec vergaß die Heiligkeit ihres Versammlungsorts und schnaubte verächtlich. »Wenn du etwas mehr Erfahrung in der Kriegsführung hättest, wüsstest du, warum«, erläuterte er in blasiertem Ton.
»Ich bin kein junger Gockel«, gab Lachlan ärgerlich zurück, und die Knöchel seiner geballten Fäuste schimmerten weiß im Kerzenlicht. »Ich habe genügend Schlachten miterlebt.«
»Highland-Rangeleien.« Ein gutmütiges Augenzwinkern nahm Sir Ross' Bemerkung ihre Schärfe ... und die Wut aus Lachlans Augen.
»Ich denke«, fuhr Sir Alec hastig fort, »dass eine Trauung im Dorf diese Schurken geradewegs in unsere Hände bringen wird, und genau dort wollen wir sie ja schließlich haben. Eine falsche Bewegung, und wir haben diese Mistkerle.«
Die anderen Männer nickten zustimmend.
Nur der alte Priester schien noch unsicher.
Sir Gowan ergriff einen großen, bronzenen Kerzenhalter von einem Nebenaltar und hielt seine Wachskerze vor sein bärtiges Gesicht. »Wir brauchen nur einen«, meinte er mit einem Blick auf
Lachlan. »Und dann werden wir dem Burschen mit ein bisschen Highland-Überredungskunst die Zunge lösen, bis er uns verrät, wer in diesem Haushalt de la Hogues Mann ist.«
»Pass lieber auf, dass du dich nicht verbrennst.« Marmaduke nahm die brennende Kerze aus Gowans Hand und stellte sie auf den Nebenaltar zurück. »Wir werden jeden Mann brauchen, den wir aufbringen können.«
Er warf dem rauen Highlander einen viel sagenden Blick zu. »Dich mit eingeschlossen.«
Pater Thomas hob nervös die Hände, und sein besorgter Blick glitt unruhig von Mann zu Mann. »Ihr glaubt, Sir Hugh wird einen regelrechten Angriff durchführen?«
»Das wohl kaum«, versuchte Marmaduke den alten Priester zu beruhigen. »Eine berittene Truppe loszuschicken, um eine Hochzeitsgesellschaft zu überfallen, wäre sogar für einen Schurken von Sir Hughs Sorte eine zu waghalsige Aktion.«
»Das ist nicht, wa...«
Marmaduke brachte Lachlan mit einem vernichtenden Blick zum Schweigen.
»Am Englischen Königshof war ich verhältnismäßig gut mit de la Hogue bekannt«, fuhr er fort, und obwohl seine Worte an den Priester gerichtet waren, behielt er Lachlan misstrauisch im Auge. »Er begeht seine Schurkereien mit Heimtücke und Hinterlist und scheut die Ehre einer offenen Schlacht.«
Marmaduke ging zu dem frei stehenden, in einer düsteren Ecke neben der Kapellentür halb verborgenen Taufbecken, und während er mit den Fingern über den kalten Stein des kunstvoll geschnitzten Taufsteindeckels strich, betete er im Stillen, dass der alte Priester die halbe Wahrheit, die er ihm gesagt hatte, schlucken möge.
Denn kaum einer wusste besser als er selbst, zu was für Schlechtigkeiten jemand wie de la Hogue fähig war. Die Schandtaten dieses hinterlistigen Feiglings waren in ganz England bekannt.
Und genau das war der Grund dafür, warum er es für so wichtig hielt, die Kätner zu bewaffnen.
Und warum er dieses weitere Risiko als das geringere von zwei Übeln empfand.
»Du sagtest, sein bloßer Speichel könne Löcher in die Erde brennen, also wieso - au!«
Marmaduke fuhr herum und sah gerade noch, wie Sir Alec Lachlan zwei Finger ins Kreuz stieß. Verärgert nahm er einen tiefen Atemzug von der abgestandenen Luft in der Kapelle, verschränkte die Hände hinter seinem Rücken und kehrte zu den anderen zurück.
Dort räusperte er sich, bevor er sprach. »Hochwürden, Ihr meint, die Kätner seien verängstigt, aber treu. Würden sie sich gegen Sir Hugh erheben, wenn sie ausreichend bewaffnet sind und wir ihnen unseren Schutz garantieren? Und ihnen natürlich auch Zuflucht innerhalb dieser Mauern gewähren, sollten sie es vorziehen, sie zu suchen?«
Einen Moment lang sah Pater Thomas so aus, als fühlte er sein Ende nahen, aber schließlich nickte er. »Aye, das würden sie«, bestätigte er. »Ich bin mir dessen sicher. Sie sind Sir Hughs Plünderungen gründlich Leid.«
»Dann sei es so.« Marmadukes entschlossener Ton war wie eine unausgesprochene Herausforderung an seine Männer, ihm zu widersprechen.
»Wir sollen Bauern mit Rüstungen und Waffen ausstatten?«, wagte Alec einzuwenden.
»Wir müssen ihr Vertrauen gewinnen und ihr Selbstvertrauen wieder aufbauen«, versuchte Marmaduke, es einmal anders auszudrücken. »Indem wir beides tun, stärken wir diese Festung.«
Seine Erklärung traf auf skeptische Blicke.
»Und wenn sie diese Waffen gegen uns richten?« Das kam von einem sehr misstrauisch klingenden Sir Gowan.
Marmaduke stemmte die Hände in die Hüften und beschränkte sich darauf, den Blick des bärtigen Highland-Ritters zu erwidern.
Sein Gesichtsausdruck war aufschlussreich genug.
Seine Männer stießen ein paar gemurmelte Verwünschungen aus und wechselten den einen oder anderen grollenden Blick, doch keiner äußerte noch Widerspruch.
Oder zumindest nicht direkt.
Und auch das genügte Marmaduke.
Zufrieden lockerte er seine verkrampften Schultern und ließ etwas von der Anspannung aus seinem Körper weichen.
»Bis zur Hochzeit sind es nur noch wenige Tage«, wandte er sich dann wieder an Pater Thomas. »Ihr, Hochwürden, werdet die Kätner informieren, dass wir ihnen Kettenpanzer und so viele Waffen, wie wir erübrigen können, zur Verfügung stellen werden. Am Tag der Trauung sollen sie die Straßen und die Kirche bevölkern, die Kettenpanzer jedoch unter ihrer Alltagskleidung verbergen und ihre Waffen so unauffällig wie nur möglich tragen.«
Alec schnaubte verächtlich, was ihm einen Stoß in die Rippen von Sir Ross einbrachte.
Nachdem auch diese kleine Störung vereitelt worden war, wandte Marmaduke seine Aufmerksamkeit wieder dem Priester zu. »Versichert ihnen, dass Dunlaidir wieder in starken Händen ist und es auch bleiben wird. Sobald die Angelegenheit mit Sir Hugh erledigt ist, werden wir umgehend die Instandsetzung ihrer Häuser und die Bestellung ihrer Felder in Angriff nehmen.«
»Zuerst willst du das Lumpengesindel mit Stahl ausrüsten, und dann willst du auch noch ihre Felder bestellen ...«
»Gebt ihnen mein ritterliches Wort auf diese Zusicherungen.« Marmaduke hob seine Stimme ein wenig, um Sir Gowans Nörgelei zu übertönen. »Gebt bekannt, dass alle Dorfbewohner, die sich trotz allem noch fürchten, innerhalb dieser Mauern Zuflucht suchen dürfen, bis sie sich sicher genug fühlen, um zu ihren eigenen Häusern zurückzukehren.«
»Das sind schöne Worte, Engländer.« Endlich meldete sich auch Sir Ross zu Wort und hörte sich dabei so sehr wie Duncan
MacKenzie an, dass Marmaduke fast auf dem Absatz herumfuhr, um zu sehen, ob dieser Flegel hinter ihn getreten war.
Marmaduke lächelte, aber es war ein bittersüßes Lächeln, denn mit einem Mal überkam ihn ein überwältigendes Bedürfnis, seinen alten Freund wiederzusehen.
Ein brennendes Verlangen, wieder daheim zu sein.
Daheim auf Balkenzie.
Mit seiner frisch gebackenen Braut an seiner Seite.
Blinzelnd, um die Tränen zurückzuhalten, die plötzlich in seinem gesunden Auge brannten, straffte er seine Schultern und richtete den Blick auf seine Männer.
»Ihr werdet die Kettenhemden und Waffen ins Dorf hinunterbringen«, sagte er und war selbst entsetzt darüber, wie eigenartig heiser seine Stimme klang. »Im Interesse der Geheimhaltung werdet Ihr natürlich bei Nacht arbeiten, am besten zwischen der Matin und Morgendämmerung, und ihr werdet die Sachen an einem sicheren Ort verstecken, bis Pater Thomas mit den Kätnern gesprochen hat.«
»Und wann beginnen wir mit dieser noblen Aufgabe?« Das war wieder Gowan.
Irgendein innerer Teufel, der aber nicht zu denen gehörte, die ihn normalerweise plagten, veranlasste Marmaduke, zu den hohen Lanzettfenstern der Kapelle aufzuschauen. Pechschwarze Nacht presste sich von draußen gegen sie, stahl die Farbe von ihren Buntglasscheiben ... und hüllte die Welt dahinter in schützende Dunkelheit.
Eine geradezu perfekte Nacfyt für Heimlichkeiten.
Alec folgte seinem Blick. »Oh nein, Strongbow - du meinst doch wohl nicht heute Nacht?«
Marmaduke hätte angesichts des gequälten Gesichtsausdrucks des anderen Mannes beinahe laut gelacht. Er riss sich jedoch am Riemen und gab ihm stattdessen einen freundschaftlichen Klaps auf den Arm. »Du bist geistesgegenwärtiger als ich dachte, Alec.«
In beinahe aufgeräumtem Ton fügte er dann hinzu: »Ich werde euch alle tausendfach und mehr belohnen, sobald wir wieder zu Hause sind.«
Die Männer verdrehten ihre Augen und maulten, aber dann verabschiedeten sie sich einer nach dem anderen und gingen, und Marmaduke wusste, dass sie viel erreicht haben würden, bevor die Sonne über dem Horizont aufging.
»Gott sei mit Euch«, murmelte der alte Priester, als die Männer aufbrachen, und es gelang ihm nicht ganz, die Bewegung aus seiner Stimme fernzuhalten. Als ihre Schritte verklangen, sah er Marmaduke dankbar an.
»Ihr seid ein braver Mann«, sagte er. »Die Kätner werden Euch nicht im Stich lassen.«
»Und wir sie auch nicht, das verspreche ich Euch.« Marmaduke ergriff Pater Thomas' Hand und drückte sie beruhigend.
Dann, ohne weitere Förmlichkeiten, verließ auch er die Kapelle, doch im Gegensatz zu seinen Männern, die sich zu den unterirdischen Gewölben Dunlaidirs begeben hatten, stieg er eine gewundene Turmtreppe zu den Gemächern seiner Dame hinauf, und je näher er seinem Ziel kam, desto breiter verzogen sich seine lächelnden Mundwinkel.
Einen braven Mann, hatte der Priester ihn genannt.
Aber das war er heute Abend ganz bestimmt nicht.
Ganz und gar nicht.
Denn heute Abend hatte er die Absicht, sehr, sehr unartig zu sein.
***
Bestürzt musste Marmaduke jedoch feststellen, dass die einzigen Augen, die ihn aus der dunklen Nische zwischen den Bettvorhängen seiner Dame begrüßten, rund und braun waren und ihn mit anklagenden Blicken musterten. Auf jeden Fall waren es nicht die saphirblauen, halb geschlossenen und verschlafenen, die er zu sehen gehofft hatte.
Und auch das leise Knurren, das tief aus Leos Kehle drang, klang nicht halb so süß wie der leise Seufzer der Überraschung, den er zu hören erwartet hatte, als er die Bettvorhänge zur Seite schob.
Doch bald, sehr bald schon würde sie ihn mit leisen Seufzern der 'Zufriedenheit bezaubern.
Dafür würde er schon sorgen.
Doch zuerst musste er sie finden ... und dies am besten ohne die Unterstützung ihres kleinen Schattens.
»Ich bitte um Verzeihung, kleiner Mann, aber ich möchte nicht andauernd von dir angestarrt werden, während ich die Gunst meiner Dame zu gewinnen suche«, sagte er, während er sich zu Leo beugte und seinen feindseligen Blick mit einem finsteren Stirnrunzeln erwiderte.
»Wenn du klug bist, schläfst du wieder ein, träumst von vierbeinigen, kleinen Mädchen und überlässt deine schöne Herrin mir«, fügte er hinzu und schloss rasch die Bettvorhänge vor den gefletschten Zähnen und dem drohenden Knurren des kleinen Hunds.
Der finstere Blick - oder vielleicht auch seine überzeugenden Worte - schienen gewirkt zu haben, hinter den geschlossenen Vorhängen war kein Mucks mehr zu hören.
Schweigen und die gedämpften Geräusche des kleinen Hundes, der es sich nun wieder auf dem Bett bequem zu machen schien.
Der Anflug eines Lächelns erschien um Marmadukes Mundwinkel, als er dem großen Himmelbett und seiner hoffentlich bald wieder schlafenden Nemesis den Rücken zukehrte.
Nichts als kalte Luft stand zwischen ihm und seinem ersten ernsthaften Versuch, seine zukünftige Gemahlin in die Geheimnisse und Freuden der Liebe einzuführen, die er künftig mit ihr zu teilen hoffte.
Selbst seine Dämonen waren für diese Nacht entmachtet, verdrängt von seinem grenzenlosen Verlangen, sich von nichts daran hindern zu lassen, den zarten Lippen seiner Dame endlich einen süßen Seufzer des Vergnügens zu entlocken.
Als seine Augen sich an das Halbdunkel des nur schwach erleuchteten Zimmers gewöhnt hatten, ließ er seinen Blick prüfend durch die Schatten gleiten ... und entdeckte Caterine in der zugigen Fensterlaibung, in der sie Zuflucht gesucht hatte, während er vom Zischen und Knistern der heruntergebrannten Dochte der nahen Öllampe abgelenkt gewesen war.
Die bronzene Lampe schaukelte an ihrer Kette, und ihre zischenden Flammen zeichneten seltsame Muster auf die Wände der kleinen Fensternische. Caterine kauerte auf dem gepolsterten Sitz, eine pelzbesetzte Decke über ihren Beinen, ihren arisaid lose um die Schultern, und von Kopf bis Fuß in den schwachen silbernen Schein des sichelförmigen Monds getaucht.
Glücklicherweise blickte sie auf die nächtlich dunkle See hinaus und kehrte ihm den Rücken zu ... denselben Rücken, den er am vergangenen Tag mehrmals hatte betrachten können, während sie ihn bei ihrer mühsamen Arbeit unten am Strand immer wieder gestreckt hatte.
Ein Rücken, der mit Sicherheit noch immer schmerzte.
Genau der richtige Vorwand, den er brauchte, um sie zu berühren.
Sein Lächeln kehrte zurück, und diesmal sprang ihm der Schalk ihm geradezu aus den Augen.
Getrieben von dem starken Bedürfnis, all die Jahre leerer Nächte hinter sich zu lassen - und auch einige ihrer Drachen zu vernichten -, überquerte er den binsenbestreuten Fußboden, bis er nur noch einen Schritt weit von ihr entfernt stand.
Sein Blut pochte vor Verlangen so laut, dass er kaum noch zu atmen wagte und eine volle Minute brauchte, um das Rauschen in seinen Ohren nicht als sein eigenes, sondern als den gedämpften Lärm zu erkennen, der durch das offene Fenster drang ... das rhythmische Krachen der Wellen, die sich an den Felsen brachen.
Ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass seine Annäherungsversuche auf Ablehnung stoßen könnten, spreizte Marmaduke seine Finger und schöpfte tief Atem, um die Hoffnung in seinem Herzen zu stärken.
Dann, mit dem Gefühl, sich wie ein unwissender Heide aufzuführen, der es darauf anlegte, mit allen Mitteln, lauteren oder unlauteren, seine Ziele zu erreichen, legte er seine Hände auf ihre Schultern.
Sanft begann er die verspannten Stellen zu massieren, betört von ihrer mondbeschienenen Schönheit und abgelenkt von ihren seidigen warmen Zöpfen, die seine Finger streiften.
Sie bewegte sich einmal und beschenkte ihn mit dem leisen Seufzer, den er sich so ersehnt hatte, als er die gewundene Treppe zu ihrem Gemach hinaufgestiegen war, und machte ihm zudem die Freude, sich umzudrehen und ihm ein schläfriges kleines Lächeln zu zeigen.
»Danke«, sagte sie schlicht und schob ihre Zöpfe aus dem Weg, um ihn sodann sogar noch mehr zu überraschen, indem sie ihren arisaid von ihren Schultern streifte.
Dass er angesichts ihrer eindeutigen Bereitschaft nach Luft schnappte, seine angebotenen Zuwendungen - seine Berührung - zu akzeptieren, überraschte Caterine nicht.
Er konnte ja auch nicht wissen, dass sie sich seiner Gegenwart schon bewusst gewesen war, seit er ihre Zimmertür geöffnet hatte und eingetreten war. Dass sie hier gesessen und auf ihn gewartet hatte.
Oder dass sie gehört hatte, was er Leo zugeflüstert hatte.
Seit er den Raum betreten hatte, hatte sie regungslos wie eine Statue dagesessen, glühend vor Begehren, und ihn im Stillen angefleht, sich zu ihr ans Fenster zu setzen ... und sie zu berühren.
Nun richtete sie sich etwas gerader auf und beugte den Kopf nach vorn, um noch ein wenig mehr von ihrem Nacken und ihren Schultern für die Magie seiner geschickten Finger freizulegen.
»Ihr seid überrascht, dass ich Eure Berührung genieße.« Die leisen Worte waren keine Frage, sondern eine Feststellung.
Eine weitere ihrer so freimütig geäußerten Wahrheiten.
Eine, die ihn wie ein Blitz durchzuckte und in rasender Geschwindigkeit den Weg zu seinen Lenden fand.
»Das freut mich«, erwiderte er, sich für die gleiche Offenheit entscheidend, und erstaunt darüber, dass er die Worte überhaupt über die Lippen bekam, so scharf war das Ziehen, das seine Lenden durchfuhr.
Und so übermächtig das Gefühl, das in seinem Herz erwachte.
»Ich wusste, dass Euer Bücken ...« Er unterbrach sich, kaum dass das Wort über seine Lippen war.
Es waren ihre Schultern, die er durch das weiche Leinen ihres Hemds massiert hatte, nicht ihr Rücken, und irgendeine seltsame Magie in der silbern angehauchten Luft ließ ihn glauben, seine Wünsche in dieser Nacht auch nur zu denken, könnte die denkwürdigsten Folgen haben.
Und sie auszusprechen noch viel unheilvollere.
Wie wenn sie ihn zum Beispiel bäte, seine Hände tiefer gleiten zu lassen und auch ihren schmerzenden Rücken zu massieren.
Das Problem war, dass das drängende Verlangen, das fast schmerzhaft hart gegen seine Strumpfhose pochte, einer solchen Verlockung vermutlich gar nicht widerstehen könnte.
Seine sagenhafte Kraft und Ausdauer, besiegt von der anmutigen Biegung eines von einem dünnen Leinenhemd bedeckten Rückens!
»Mein Rücken schmerzt noch mehr als meine Schultern«, sagte sie.
Noch bevor sie ihre Hände um seine Handgelenke legte und sie von ihren Schultern hob, wusste Marmaduke, was sie beabsichtigte.
Er straffte die Schultern, um sich der Herausforderung, der er sich gegenübersah, zu stellen, starrte mit angehaltenem Atem an ihr vorbei aus den hohen, bogenförmigen Fenstern und wartete.
Weit draußen auf See, hoch über dem Horizont, schob sich hinter einer Wolke ein sichelförmiger Mond hervor, dessen fahles Licht kaum mehr als einen dünnen Silberstreifen auf das nächtlich schwarze Wasser warf, es aber dennoch irgendwie zu Stande brachte, jeden unbedeckten Zentimeter makelloser Haut, die sie für ihn entblößte, zu beleuchten.
Und dank Marmadukes beachtlicher Körpergröße schloss dieser wunderbare Anblick auch die nackten Rundungen ihrer üppigen Brüste mit ein ... einschließlich ihrer erfreulich harten kleinen Spitzen!
»Heilige Maria und Josef«, murmelte Marmaduke, sich Duncan MacKenzies liebsten Fluch leihend, da es ihn jetzt nicht mehr kümmerte, ob sie wusste, dass sie ihm weiche Knie beschert hatte, als sie ihr Unterhemd bis zu ihrer Taille herunterzog.
»Ich habe Euch schon wieder überrascht«, sagte sie und blickte über ihre nackte Schulter zu ihm auf, ihre blauen Augen so unschuldig wie ein neugeborener Tag, ihre vollen Brüste vom silbernen Mondlicht beschienen und wunderschön.
Und brennend vor Verlangen, berührt zu werden.
Ihre harten kleinen Brustspitzen verlangten Aufmerksamkeiten, die den Teufel um Vergebung flehen lassen würden.
»Friert Ihr nicht?« Sein gestelzter Tonfall ließ Marmaduke zusammenzucken. Selbst ein Eunuch hätte gewandter reden können!
»Ist Euch kalt?«
Nein, ich glühe vor Verlangen nach Euch, hieß ihn seine brennende Begierde sagen.
»Mir ist alles andere als kalt, wie Ihr eigentlich wissen müsstet, denke ich«, erwiderte er stattdessen auf die gleiche unverblümte Art, in der sie gewöhnlich mit ihm sprach.
Er senkte sogar seinen Blick und ließ ihn ganz bewusst auf ihren Brustspitzen verweilen. »Aber ich bin verwirrt.«
Sie hob ihr Kinn, und Marmaduke hätte schwören können, dass er einen Anflug von ... Enttäuschung? ... über ihr schönes Gesicht huschen sah, als er von ihren nackten Brüsten aufsah.
»Ich möchte nur, dass Ihr mich berührt. Dass Ihr die Anspannung aus meinem Nacken wegmassiert.« Sie wandte ihr Gesicht wieder in Richtung See. »Es wird sich besser anfühlen, wenn mein Hemd Euch dabei nicht im Wege ist.«
Marmaduke verengte sein gesundes Auge und starrte auf ihren blonden Hinterkopf, während sein Wunsch, mit viel Geduld und Behutsamkeit ihre Gunst und ihre Liebe zu gewinnen, einen harten Kampf ausfocht mit dem Tier, das sie mit ihrer Kühnheit in ihm geweckt hatte.
»Ihr seid wirklich sehr direkt«, sagte er schließlich, und seiner Stimme war deutlich anzuhören, was für einen hohen Preis er für seine Zurückhaltung bezahlte.
»Ich sagte Euch doch schon, dass ich nicht gerne um den heißen Brei herumrede«, erinnerte sie ihn. »Und praktisch veranlagt bin ich auch.«
Sie beugte sich ein wenig vor, und ein breiter Streifen Mondlicht fiel auf ihren nackten Rücken.
»Bitte«, drängte sie, und der erwartungsvolle Tonfall ihrer Stimme war fast so betörend wie die seidige Haut, die seine Aufmerksamkeiten erwartete. »Mein Rücken schmerzt, und Eure Berührung ist so ... wohltuend.«
Marmaduke schluckte.
Seine Hände taten ihr den Gefallen.
Sie strichen, streichelten und kneteten.
Spendeten ihr jedes Vergnügen, das seine umherschweif enden Finger ihr zu verschaffen vermochten, und trieben ihn selbst an den Rand des Wahnsinns.
»Glaubt Ihr, ich kann das hier tun und nicht wünschen, die Brüste zu berühren, die Ihr ebenfalls entblößt habt?« Dieser Teil von ihm sprach nun aus ihm. »Seid gewarnt, Mylady, ich bin kein unerfahrenes Jüngelchen, das man necken kann ...«
»Und ich habe auch nicht die Absicht, Euch zu provozieren. Es stört mich nicht, wenn Ihr meine Brüste berührt«, sagte sie, und ein fast schmerzhaftes Verlangen ergriff Besitz von ihm.
Schweigend stand er da, außer Stande, auch nur ein Wort zu erwidern.
Oder sich zu rühren.
Seine Hände lagen noch auf ihrem Rücken, und sein ganzer Körper war angespannter als ein Dutzend fest gestraffter Bogensehnen.
Sie wandte den Kopf und blickte wieder zu ihm auf. »Ihr möchtet wissen, warum es mich nicht stört.« Sie las seine Gedanken so präzise, als trüge er sie auf der Stirn geschrieben.
»Es stört mich nicht«, fuhr sie fort, ihre blauen Augen nicht minder ernsthaft als ihr Ton, »weil es sich gut anfühlte, als Ihr sie gerade ansaht.«
Marmadukes Begierde steigerte sich in einem solchen Maße, dass er drauf und dran war, sich in eine hochnotpeinliche Situation zu bringen.
Ein geringerer Mann als er hätte es getan.
»Es gefiel Euch, als ich sie ansah?« Er brachte die Worte kaum an dem Kloß in seiner Kehle vorbei.
Sie nickte, ihr schönes Gesicht lag nun im Halbschatten des Mondes. »Ich habe nie viel Sinnenlust erlebt. Diesen Mangel würde ich gern beheben«, antwortete sie rasch.
Als versuchte sie, trotz ihrer Offenherzigkeit, die Worte so schnell wie möglich auszusprechen, bevor sie sie beschmutzen konnten.
Marmaduke neigte den Kopf, und seine Hände begannen sich wieder zu bewegen, doch nun kneteten sie weniger und streichelten und liebkosten dafür mehr. In immer intimeren Kreisen ließ er seine Finger an ihrer Wirbelsäule hinauf und hinunter gleiten und konnte es kaum erwarten, sie um ihren Brustkorb zu legen und die Seiten dieser üppigen, schweren Brüste zu berühren.
Oder seine Hände unter die zusammengerafften Falten ihres Unterrocks zu schieben und das dichte Dreieck goldener Locken zu berühren, die ihn, wie er wusste, dort zwischen ihren wohl geformten Schenkeln erwarteten.
Ein üppiges Nest aus berauschender Süße, das er sehr gründlich und in aller Ruhe zu erkunden gedachte.
Ein raues Stöhnen stieg in seiner Kehle auf, aber es gelang ihm, es zu unterdrücken. Und dann brauchte er seinen ganzen Atem, um die Frage zu formulieren, die ihm auf der Zunge brannte.
»Ihr möchtet Lust erfahren? Körperliche Lust?« Die Worte waren kaum mehr als ein Schnarren, aber sie hingen so schwer in der Atmosphäre zwischen ihnen, dass nicht einmal der frische Nachtwind ihr Gewicht davonzutragen vermochte.
Caterine drehte sich zu ihm um und bot ihm einen Blick auf ihre wundervollen Brüste, herrlich nackt und so ungeniert zur Schau gestellt, als hätte sie nur eine Hand zu einer ungezwungenen Begrüßung ausgestreckt.
»Aye, Sir, ich möchte solche Dinge erleben, und zwar in all ihren unterschiedlichsten Nuancen«, sagte sie, und dieses Eingeständnis - und ihr Anblick - sandten einen wahren Strom flüssigen Feuers durch seine Adern. »Leidenschaft ist etwas, was ich dringend brauche, wie Lady Rhona mich erst kürzlich wissen ließ.«
»Das hat sie Euch gesagt?«
Wieder nickte sie, und die Bewegung ließ ihre vollen Brüste wogen. »Sie sagte es am selben Tag, an dem sie mir auch riet, einen Beschützer herkommen zu lassen.«
»Und Ihr habt es getan.«
»Sie hat es getan.«
Diesmal nickte Marmaduke. »Und nun habt Ihr einen.«
»Aye, so ist es. Einen Beschützer, einen zukünftigen Ehegatten, einen ... Mann.«
Marmaduke bewegte seinen dummen Kopf nur wieder zustimmend auf und nieder, weil er noch immer zu benebelt war von der
Betrachtung ihrer dunklen, gekräuselten Warzenhöfe und der harten, kleinen Spitzen ihrer Brüste, um atmen oder gar einen einzigen vernünftigen Satz äußern zu können.
»Ich habe beschlossen, dass ich den dritten ebenso sehr brauche wie die beiden ersten«, erklärte sie und lehnte sich zurück und stützte sich auf ihre Hände, sodass ihre Brüste sich nach oben und nach vorne bogen und ihre steifen Spitzen ihm buchstäblich geradewegs ins Auge blickten.
Ihre Augen funkelten kühn. »Komme, was will, ich bin keine schüchterne Frau«, sagte sie und ergriff seine Hände, um ihre Finger mit den seinen zu verschränken.
»Zu viele Männer haben meinen Körper gesehen und ... benutzt, um mich hinter dem Anschein falscher Sittsamkeit zu verstecken. Ja, ich glaube, es würde mir wirklich sehr gefallen, die sinnlichen Freuden zu erforschen, von denen die Barden singen, wenn sie glauben, alle Damen hätten den großen Saal verlassen.«
Und dann führte sie seine Hand zu ihren Brüsten und hielt sie dort gefangen, nur Zentimeter weit von ihren steifen kleinen Brustspitzen entfernt.
So nahe, dass er die Hitze spüren konnte, die sie ausstrahlten.
»Würdet Ihr mir solche Freuden schenken?«
Marmaduke hörte sie kaum, so dicht war der Nebel seiner sinnlichen Erregung, so schmerzlich süß das nahezu schmerzhaft starke Anschwellen seiner männlichen Begierde.
»Könnt Ihr mir diesen Wunsch erfüllen? Werdet Ihr es tun, obwohl Ihr wisst, dass ich keinerlei Gefühle bei unseren ... körperlichen Intimitäten ... dulden werde?«
Das hatte er gehört.
Doch sein Protest erstarb in seiner Kehle, wurde hinweggefegt von einem Stöhnen, als sie seine Hände noch näher an die Spitzen ihrer Brüste führte.
Da sie den jämmerlichen Laut ganz offenbar als Zustimmung missdeutete, berührte sie mit seinen Fingerspitzen ihre Brustwarzen.
»Jesus Christus!« Der Fluch kam im selben Augenblick über seine Lippen, in dem er die Kontrolle über seine Leidenschaft verlor.
»Dann seid Ihr also einverstanden?« Ihre nüchterne Stimme durchdrang den Nebel, der ihn immer noch umgab.
Marmaduke nickte, außer Stande, ihr in diesem Moment irgendetwas zu verweigern.
Nicht einmal einen solch absurden Vorschlag, wie sie ihn ihm soeben unterbreitet hatte.
Einen Vorschlag, an den er sich natürlich nicht zu halten gedachte.
Aber jetzt, in ebendiesem Augenblick, hatte er andere Sorgen, die ihn erheblich stärker beschäftigten.
Wie zum Beispiel die Frage, wie er es verhindern konnte, dass sie den verräterischen feuchten Fleck auf seiner Hose und an der Vorderseite seiner Tunika bemerkte.
Denn er, Sir Marmaduke Strongbow, Drachentöter und Beschützer edler Damen, war soeben der Gemeinschaft Männer eines geringeren Standes beigetreten.