17. Kapitel
Und was wird das sein?«
Die betörende Heiserkeit in der Stimme seiner Frau war berauschender als süßer Wein. Ronan ging zu ihr und ließ seinen Blick langsam über sie gleiten.
Fast beneidete er sein Plaid, dessen weiche wollene Falten sich um ihren wunderschönen, sinnlichen Körper schmiegten, und dessen Tartanmuster in den Farben seines Clans die üppigen Rundungen ihrer Brüste und Hüften auf eine Art betonten, die ungemein gefährlich war für einen Mann.
Besonders für einen Highlander.
»Also?« Sie warf ihr langes Haar zurück. »Was hast du mit mir vor?«
Ronan, der seiner Stimme nicht traute, sagte nichts.
Nicht, dass Gelis eine Antwort bräuchte. Wie ihre Augen funkelten und sie sich auf die Lippen biss, verriet ihm, dass sie es wusste.
Vom Feuerschein in goldenes Licht gehüllt und mit glühenden Wangen stand sie furchtlos vor ihm. Sein Herzschlag stockte, die Luft um ihn herum erhitzte sich, und sein Verlangen, sie unter sich zu haben, brachte ihn fast um den Verstand.
»Ich ahne es schon fast«, murmelte Gelis, als sie sich an ihn schmiegte. Sie erlaubte ihm einen kurzen Blick auf ihre kleine rosa Zunge, als sie ihre Lippen befeuchtete. »Könnte es das sein, was ich hoffe?«
Ihr Eifer nahm ihm seine letzte Selbstbeherrschung, und er warf sein Hemd achtlos in die Binsenstreu am Boden und überwand den Abstand zwischen ihnen mit drei langen Schritten.
Dann griff er nach dem Plaid, schob seine Hand unter dessen Wärme und starrte mit rauschendem Blut und wild pochendem Herz auf seine Frau herab. Sein Körper brannte, und er verzehrte sich nach jedem süßen Zentimeter von ihr, er wollte ihre nackte Haut unter seinen Hände spüren und sie überall küssen und liebkosen.
»Nun?« Sie befeuchtete sich erneut die Lippen.
»Ach, meine Süße«, knurrte er beinahe, »mir steht viel mehr der Sinn danach, es dir zu zeigen als es zu sagen.«
Mit einer geschickten Handbewegung streifte er ihr das Plaid ab und ließ es fallen. »Weißt du, was es bei mir bewirkt hat, dich nackt unter dem Plaid in meinen Clanfarben durch den Raum stolzieren zu
sehen?«
»Dann war es also mein bescheidenes Ich in deinem Plaid, was dich umgestimmt hat?« In ihrer ganzen wundervollen Nacktheit drehte sie sich einmal kokett im Kreis vor ihm, und ihre Augen funkelten vor Freude. »Und ich dachte, es würde der Schmuck eines ehemaligen Freudenmädchens sein, der dich umstimmen würde.«
»Du hast mich umgestimmt! Und falls du etwas anderes denkst, dann weißt du gar nichts über die Leidenschaft eines Highlanders!«, versetzte er und zog sie an den Schultern zu einem heißen, fordernden Kuss zu sich heran.
»Ich verzehre mich nach dir«, flüsterte er an ihrer Wange. »Schon seit dem ersten Tag, an dem ich dich zu Gesicht bekommen habe - im Nebel an einem schmalen Streifen kiesbedeckten Strands!«
»Ronan ...« Ihre Stimme brach fast, so glücklich war sie darüber, dass auch er sie so sehr begehrte.
Sie verlor sich in ihm, in ihrer Liebe zu ihm, verlor sich selbst, während sie zugleich unendlich viel dazugewann. Ihr Herz flimmerte, ein warmes Gefühl der Zusammengehörigkeit durchströmte sie und besiegelte die Bindung zwischen ihnen.
»Meine Schöne.« Die liebevolle Anrede löste ein weiteres wohliges Erschauern in ihr aus.
Ronan schob die Hände unter ihr Haar und küsste sie wieder, hungrig, mit sinnlichen, berauschenden Küssen, die sein brennendes Verlangen nach ihr bewiesen. Sie seufzte leise und öffnete die Lippen, um seine Zunge zu einem aufregenden erotischen Spiel zu empfangen. Sein Kuss wurde noch heißer, eindringlicher, fordernder, und lustvoll aufstöhnend gab sie sich diesem ungestümen Kuss hin, ließ ihn ihren Atem in sich aufnehmen und sich an ihrem Geschmack berauschen.
»Du brauchst keinen solchen Flitterkram«, murmelte er, als er den Kuss beendete und sich vor ihr auf den Knien niederließ. »So etwas ist für Männer, die die seidige nackte Haut einer Frau und all ihre natürlichen Reize nicht zu schätzen wissen. Du bist es, meine Schöne, du allein, die mich erregt.«
Er legte seine Hände um ihre Hüften und zog sie näher. »Der Schmuck ist hübsch«, versicherte er ihr und rieb sein Gesicht an ihrem weichen Bauch, »aber es ist dein Körper, dem ich nicht widerstehen kann!« Er blickte zu ihr auf, und seine Augen glühten vor Leidenschaft, als er seine Lippen auf ihre nackte Haut presste und seinen Mund auf das weiche Haar zwischen ihren Schenkeln senkte.
»Verzeih mir, meine Süße - aber ich kann dir nicht widerstehen.« Er umfasste ihre Hüften noch fester und drückte sein Gesicht an ihre feuchte Hitze. »Ich habe es versucht, das schwöre ich, aber ...«
»Nein!« Gelis schob ihre Finger in sein Haar und drückte ihn an sich. »Mach dir keine Sorgen. Es ist gut und richtig, sage ich dir! Alles zwischen uns.«
»Dann weise mich nicht ab ...« Unendlich zärtlich ließ er seine Hände über ihre Beine gleiten, überzog die Innenseiten ihrer Schenkel mit Küssen und ließ seinen Mund allmählich höher wandern, bis seine Zunge ihren empfindsamsten Punkt umspielte und Gelis vor Lust erbebte.
»Oh Gott!«, rief sie und bäumte sich auf, als er seine aufreizenden Liebkosungen fortsetzte. »Was tust du?«
»Nichts, was ich nicht die ganze Nacht hindurch genießen werde«, erwiderte er rau und umspielte noch intensiver mit der Zunge das Zentrum ihrer Lust.
Dann schaute er zu ihr auf und suchte ihren Blick. »Alles, was ich von dir gehört habe, wird dir nicht einmal annähernd gerecht«, flüsterte er, und sie erschauerte unter seinem warmen Atem, der wie heiße Seide auf ihrer Haut war. »Ich glaube nicht, dass ich je genug von dir bekommen werde.«
»Dann ...« Gelis fehlten die Worte. Sein Gesicht so nahe an ihrer intimsten Stelle zu sehen, durchflutete sie mit einer wunderbaren goldenen Wärme.
Sie seufzte vor Verlangen, als er sich wieder vorbeugte. Sein Mund war nur ein Flüstern weit von ihr entfernt, als sie seine Zunge auf sich spürte. Die überwältigende Intensität dieses Gefühls entlockte ihrer Kehle ein Stöhnen.
»Du schmeckst wie warmer Honig«, raunte er und spreizte ihre Beine weiter, um sie noch intensiver zu liebkosen. »Ich kann nicht atmen vor Begehren, und ich brauche deinen Geschmack auf meiner Zunge und deinen Duft an meiner Haut.«
»Dann - oh Gott!« Sie zuckte zusammen, als seine heiße, samtene Zunge in sie hineinglitt.
Sie liebte seine Berührungen, die hingebungsvolle Zärtlichkeit, mit der er ihre Brüste streichelte und seine Daumen über ihre harten Spitzen gleiten ließ, während er ihren sensibelsten Punkt wieder und wieder liebkoste.
»Dann was, Liebste?«
Seine tiefe Stimme war dunkel vor Leidenschaft, als er den Kopf hob und seinen Mund durch seine geschickten Finger ersetzte, die sie auf die gleiche Weise streichelten und reizten. »Ich sagte es dir doch - ich bin verloren. Sag mir, was du willst, und du bekommst es, das schwöre ich dir.«
»Dann mach mich zu der Deinen«, sagte sie schnell, bevor seine streichelnden Finger sie in Millionen kleiner Stücke zerspringen ließen.
Schon jetzt drehte sich alles um sie, die Welt um sie herum wurde kleiner und kleiner, bis nichts anderes mehr blieb als dieses heiße Pochen, das ihr langsam den Verstand zu rauben drohte.
Aber ihr Herz pochte genauso heftig, und selbst in ihrer leidenschaftlichen Verzückung wollte sie noch mehr.
»Nimm mich jetzt, heute Nacht.« Sie richtete sich auf und verließ das Bett, solange sie noch dazu in der Lage war. »Es sei denn«, sagte sie und ergriff in einer bittenden Geste seine Hand, »du fürchtetest dich, unsere Ehe zu vollziehen?«
»Das Einzige, was ich fürchte, ist, dich zu verlieren!« Er drehte ihre Hand in seiner um und küsste ihre Innenfläche. »Das ... und dir wehzutun.«
»Ich weiß, dass es ein bisschen wehtun wird.« Sie griff nach ihm und legte ihre sanften Finger um seine heiße Härte. »Aber viel mehr würde es schmerzen, es nicht zu tun«, sagte sie und schloss die Hand noch fester um ihn.
Das war mehr, als er ertragen konnte.
»Dann sei es so!«
Er wollte sie in seine Arme nehmen, um sie zum Bett zu tragen, aber sie ließ sich auf dem Plaid nieder, das noch auf dem Boden lag, und streckte einladend die Arme nach ihm aus.
»Hier, auf deinem Plaid.« Ihre Augen glitzerten im Kerzenlicht, als sie zu ihm aufschaute. »Ich möchte, dass du mich auf die alte Weise liebst - zu Ehren unserer Berge und der alten Götter, damit sie unsere Verbindung segnen.«
»Du segnest uns, Liebste.« Ronan bückte sich, um seine Stiefel und seine Strumpfhose abzustreifen, die er mit dem Fuß zur Seite schob. Dann legte er sich neben seine Frau, überzeugt davon, dass sie in der Tat ein Segen für ihn war.
Er hoffte nur, dass er es auch für sie sein konnte.
Aber als sie ihm die Arme um den Nacken schlang und ihn zu sich zog, heran, verflüchtigten sich all seine Gedanken. Nur das drängende Verlangen, sich in ihr zu verlieren, blieb. Brennend vor Begehren bedeckte er ihren Körper mit seinem. Er küsste sie, lange und hart, und verlor fast die Kontrolle über sich, als sie ihre Beine um seine Taille legte.
Eine unbändige Lust durchzuckte ihn, als sie ihre Hüften kreisen ließ, um seine pulsierende Härte an ihre sensibelste Stelle zu bringen, wo sie sich heiß an ihre feuchte Hitze presste.
Von seinem Verlangen überwältigt, griff er zwischen sie und begann sie wieder mit zarten, kreisenden Bewegungen zu streicheln, bis sie zu zittern begann und sich in lustvoller Verzückung seiner Hand entgegenbog. Und die ganze Zeit hörte er nicht auf, sie zu küssen, heiß und fordernd, bis er gefährlich nahe daran war, die Kontrolle zu verlieren.
»Jetzt, Ronan!«, keuchte Gelis, als sei ihr das bewusst.
»Ich muss es tun, Liebste.« Er hob den Kopf und sah ihr in die Augen. »Ich kann jetzt nicht mehr aufhören.«
Und dann drang er mit einer kraftvollen Bewegung in sie ein und erstickte ihren Aufschrei mit seinen Küssen. Für einige qualvoll schöne Momente hielt er inne, bevor er sich langsam zu bewegen begann und mit seinen Küssen ihre Seufzer erstickte, als er tiefer und tiefer in sie hineinglitt und ganz und gar Besitz von ihr ergriff.
»Mein Rabe ...« Sie hob die Hüften an, um die Vereinigung noch vollkommener zu machen, und schrie auf, als er den Kopf auf ihre Brüste senkte und deren zarte Knospen küsste, während er sich in einem langsamen, sinnlichen Rhythmus in ihr bewegte.
Und noch immer hatte er seine Hand dort, wo er sie mit seinem Körper liebte, und ließ seinen Finger im gleichen Rhythmus kreisen, in dem er seine Hüften bewegte. Gelis genoss jede Sekunde und stieß lustvolle kleine Schreie aus, als er das Tempo steigerte und ihrer beider Lust mit jedem Stoß noch größer werden ließ. Wellen der Erregung durchfluteten sie und trieben sie näher und näher auf einen Abgrund zu, in den sie jeden Augenblick zu stürzen drohte.
Dann zog Ronan seinen Finger zurück, stieß ein letztes Mal mit einer kraftvollen Bewegung in sie ein und erstickte ihren Schrei mit seinen Lippen, als sie, von einer versengenden Hitze durchströmt, in diesen Abgrund rauschhafter Gefühle stürzte. Sein lustvolles Aufstöhnen vermischte sich mit ihrem, als sie langsam auf das Plaid zurücksank und das nächtlich dunkle Zimmer wieder Gestalt annahm.
»Oh Gott«, flüsterte sie, als sie wieder sprechen konnte.
»Meine süße Gelis ... du bist wunderbar.« Ronan war schwer atmend auf sie herabgesunken, aber nun rollte er sich zur Seite und zog sie sanft in seine Arme. »Aber es tut mir leid, dass ich dir wehtun musste ...«
»Diese wundervollen Momente haben mich den Schmerz vergessen lassen.« Sie hob das Gesicht, um ihn zu küssen. »Und ... ich wusste, was ich zu erwarten hatte«, fügte sie hinzu und seufzte, als er eine Hand an ihr hinuntergleiten ließ, um mit dem seidig weichen Haar zwischen ihren Beinen zu spielen.
Aber nach einer Weile hielten seine Finger inne, und seine langsamen, ruhigen Atemzüge verrieten, dass er eingeschlafen war. Und ihr Arm bedauerlicherweise auch.
Das unangenehme Kribbeln, das von ihrer Schulter bis in ihre Fingerspitzen ging, machte es ihr unmöglich, wie er einzuschlafen.
Und bewegen konnte sie sich auch nicht, weil er auf ihrem Arm lag und im Schlaf so entspannt aussah, dass sie es nicht übers Herz brachte, ihn zu stören.
Deshalb blieb sie so still und ruhig liegen, wie sie konnte, und schaute zu dem vom Mondlicht versilberten Fenster hinauf, unter dem sie auf dem Plaid lagen.
Ein eisiger Luftzug drang durch dieses, als einziges offene Fenster in den Raum ein, der Gelis frösteln ließ und ihr für einen Moment eine Gänsehaut verursachte. Aber wenn sie den Kopf nur ein wenig drehte, konnte sie den Mond durchs Fenster sehen.
Die meiste Zeit war er hinter vom Wind zerrissenen Wolken verborgen, doch ab und zu kam er hervor - und irgendein merkwürdiges Etwas veranlasste Gelis, ihn zu beobachten.
Dasselbe merkwürdige Etwas - dessen war sie sich auf einmal völlig sicher, das bewirkte, dass sich die feinen Härchen an ihrem Nacken aufrichteten und sie wieder eine Gänsehaut bekam.
Es war also gar nicht die nächtliche Kälte, die sie frösteln ließ.
Denn der nackte Körper ihres Raben wärmte sie ebenso sehr wie die Freude über das Zusammensein mit ihm.
Nein, die Kälte kam von innen.
Und - auch das wusste sie - von wem oder was auch immer, das dort draußen im Mondlicht war und ihre Aufmerksamkeit wollte.
Ein kalter Schauder lief ihr über den Rücken.
Der Mond schob sich erneut hinter eine Wolke, und sein plötzliches Verschwinden hüllte das Schlafzimmer bis auf die schwach glühenden Überreste des Kaminfeuers wieder in Dunkelheit.
Als sie zum Kamin schaute, tat ihr Herz einen Sprung, weil nicht zu übersehen war, dass auch Buckie den Jemand oder das Etwas bemerkt hatte.
Der alte Hund hatte den Kopf erhoben und starrte aufmerksam das offene Fenster an.
Bis er merkte, dass er beobachtet wurde.
Sofort ließ er den Kopf wieder auf seine Pfoten sinken und tat so, als schliefe er. Was auch sie gern getan hätte, um Ronan nicht zu beunruhigen, falls er aufwachte und ihre Besorgnis spürte.
Denn sie war besorgt.
Besorgter, als sie es je zuvor gewesen war, seit sie nach Dare gekommen war.
Weil sie jetzt zu viel zu verlieren hatte.
Und deshalb schloss sie ihre Augen und nahm ihre ganze Willenskraft zusammen, um nicht wieder das offene Fenster anzusehen. Wer oder was auch immer etwas von ihr wollte, würde warten müssen.
Sie würde sich am Morgen darum kümmern.
Sie hoffte nur, dass sie es konnte.
Sie konnte es tun.
Auf einem hohen Vorgebirge der fernen Insel von Doon stand Devorgilla, ballte ihre gichtgekrümmten Fäuste und blickte mit zusammengekniffenen Augen zu der langen Reihe von Brechern hinunter, die auf die Klippen zurollten.
Aber der Nachtwind war frisch und die See zu aufgewühlt, um mehr sehen zu können als die mit Schaumkronen bedeckten Wellen und die kleine Bucht aus Fels und Sand tief unter ihr.
»Dieser Miesmacher!« Sie widerstand dem Impuls, den Weg, den sie gekommen war, zurückzuhumpeln und in ihren Zaubermitteln herumzukramen, bis sie genug von den stärkeren beisammen hatte, um den hochnäsigen, weißbärtigen alten Bock, der die Schuld an ihrem gegenwärtigen Dilemma trug, zum Teufel zu jagen.
Er allein trug die Schuld daran, dass sie hier frierend in dem kalten Nachtwind stand.
Wer auch immer er gewesen war - wenn sie es seinetwegen nicht für klüger gehalten hätte, den Dampf ihres Kessels nicht als Orakel zu benutzen, würde sie jetzt in ihrem bequemen Bett liegen und schlafen.
Stattdessen trat sie vorsichtig an den Klippenrand heran und versuchte, auf der Oberfläche des dunklen, aufgewühlten Wassers zu sehen, was sie sehen musste.
Irgendwo in der Heide hinter ihr rief ein Nachtvogel und störte ihre Konzentration, während der Mond ganz plötzlich hoch über den Wolken stand. Ein breiter Streifen silbernen Lichts erhellte das Wasser, das sich von ihr bis zum Horizont erstreckte, und auch unzählige glitzernde Sterne beschienen die weißgekrönte Dünung und machten Devorgillas Aussicht auf Erfolg nun endgültig zunichte.
Denn was sie brauchte, war eine glänzende schwarze Oberfläche, glatt und ruhig.
Da ihr nun keine andere Wahl mehr blieb, als zu stärkerer Magie zu greifen, hob sie ihr etwas stoppeliges Kinn und streckte ihre Arme aus, mit den Handflächen zur See.
Dann begann sie Beschwörungen zu skandieren und erhob ihre Stimme, bis der silberne Streifen Mondlicht sich zum Horizont zurückzuziehen begann.
Ermutigt spreizte sie die Finger und krümmte nur die Spitzen, sodass all ihre Macht das steile Kliff hinunter und in das Wasser strömte und ihre ganze Kraft sich über Riffe und Felsen ergoss, um die aufgepeitschten Wellen zu beruhigen.
Ihre Arme begannen zu zittern, und sie konnte sich in dem scharfen Wind kaum gerade halten, aber sie blieb, wo sie war, und sprach ihre Zauberworte jetzt, da das schwarze Wasser sich beruhigte, etwas leiser.
Und dann sah sie sie!
Devorgilla lachte, hüpfte auf und ab vor Freude, und ihre Zaubersprüche waren vergessen.
Nackt bis auf das Plaid, das sie bedeckte, lagen ihre Schützlinge in inniger Umarmung da. Das lange Haar des Mädchens ergoss sich über die breite Brust des Mannes, und obwohl Devorgilla es nicht mit Sicherheit sagen konnte, weil der Tartan sie bedeckte, schien das Mädchen ein Bein über ihren schlafenden Gefährten gelegt zu haben.
Der Mann hielt sie im Arm, und der Ausdruck auf seinem schlafenden Gesicht ließ keinen Zweifel daran, dass das Mädchen schließlich doch sein Herz gewonnen hatte.
Devorgillas Herz begann wie wild zu pochen, als sie sich zufrieden die Hände rieb und sich noch ein wenig weiter vorbeugte, um tiefer zu blicken und an ihnen vorbeizuschauen.
Sie musste auch den Rest wissen.
Sie begann wieder mit ihren Beschwörungen, einige besondere Worte diesmal, und - ja, ihre Macht war ungebrochen! - das schlafende Paar auf dem Plaid verblasste und wurde langsam durch hohe dunkle, Furcht einflößende Steinmauern ersetzt.
Devorgillas kleiner Freund hockte nicht weit entfernt auf einem Baumstumpf; sein roter Pelz schimmerte in einem Streifen Mondlicht, und seine gelben Augen waren auf ein ganz bestimmtes Fenster im Turm gerichtet.
Der alten Frau wurde warm ums Herz, und sie lachte vor Erleichterung darüber, dass der kleine Fuchs wohlbehalten den Weg in das verfluchte Tal gefunden hatte.
Und an der Richtung seines Blickes erkannte sie, dass seine Aufgabe bald vollendet sein würde.
Als spürte er sie, blinzelte der Fuchs und hob grüßend eine Pfote. Bevor sie ihm jedoch freundlich zunicken konnte, legte sich eine große schwarze Nebelwand über das Wasser und verdeckte ihr die Sicht.
»Habe ich dich nicht gewarnt, dich einzumischen, Frau?«
»Ah!« Devorgilla erschrak und stürzte fast über den Rand des Kliffs.
»Soll ich dir dein bisschen Verstand nehmen, wenn du ihn ohnehin nicht nutzt?« Die schon vertraute Stimme dröhnte in ihren Ohren wie Donnergrollen.
Und dann war er da und funkelte sie aus den Nebelschleiern zwischen ihr und der See böse an. Er hob einen Arm, um einen knochigen Finger auf sie zu richten, und sein langes weißes Haar und sein Bart flatterten im Wind.
»Geh zurück ins Bett!«, herrschte er sie an, und die Nebelwand verfinsterte sich von seinem Zorn. »Geh schlafen, bevor du mich so aufregst, dass ich die Geduld verliere.«
Er drohte ihr mit dem Finger und sah unter seinen zusammengezogenen Brauen so wütend aus, dass Devorgilla ihren ebenfalls weißhaarigen Kopf zurückwarf und schallend lachte.
Dann riss sie sich zusammen, stemmte die Hände in die Hüften und fixierte ihn mit der ganzen Würde ihrer Art.
Er starrte sie finster an und schob ebenso kampflustig wie sie das Kinn vor.
»Ihre Schwierigkeiten sind nahezu vorbei.« Er straffte seine Schultern und wölbte stolz die Brust bei seinen nächsten Worten. »Bald werden sie nur noch Freude kennen. Deine lächerlichen Einmischungen sind nicht nötig.«
»Ha!« Devorgilla lachte wieder. »Kann es sein, dass du es nicht erträgst, dass eine alte Frau stärkere Magie bewirken kann als du?«
Schweigen antwortete ihr.
Der Miesmacher und seine Nebelwand waren verschwunden.
Aber sein Ärger blieb, knisterte in der Luft um sie, und sie zog ihren Umhang vor der Brust zusammen und begann sich auf den langsamen Rückweg durch die Heide zu ihrem Bett zu machen.
Und während sie den Weg entlangstapfte, summte sie ein fröhliches Liedchen, an das sie seit Ewigkeiten nicht mehr gedacht hatte.
Heute Abend hatte sie richtig Spaß an der Begegnung mit dem alten Bock gehabt.
Sie blieb stehen, um ihre Kapuze über den Kopf zu ziehen und sie zuzubinden. Dann humpelte sie weiter, ein hartnäckiges kleines Lächeln um die Lippen.
Der verrückte Kerl hatte gar nicht so schlecht ausgesehen, als er sich so aufgeplustert hatte.
Wirklich gar nicht mal so schlecht.