8. Kapitel

 

THE NEOTENIC CULTURAL REPUBLIC: 17-6-'91

 

Die Träume waren angenehm. Träume von Wärme und Helligkeit. Ein tierhaftes Leben. Ewige Gegenwart.

Das Bewußtsein kehrte als prickelnder Schmerz zurück, wie wenn das Blut wieder in ein langes taubes Bein zurückströmt. Er mühte sich ab, sich wieder in sich selbst zu vereinen, die Bürde des Lindsay-Seins wieder auf sich zu nehmen, und der Schmerz dabei zwang ihn, die Nägel ins Gras zu krallen. Er schaufelte Erde auf seine nackte Haut.

Um ihn herum brüllte das Chaos: die Realität in ihrer allergröbsten Urgestalt - ein summender blindmachender Wirrwarr. Er lag flach auf dem Rücken im Gras und keuchte. Über ihm gewann die Welt gleitend an Schärfe: grünes Licht, weißes Licht, eine braune Umrahmung aus Zweigen. Die Festigkeit kehrte in seine Welt zurück. Er sah einen frischen Wedel sich verzweigender Ästchen und Blätter: eine Form von dermaßen phantastischer Schönheit, daß er von ehrfürchtiger Scheu überwältigt wurde. Er rollte sich auf den Bauch und schob sich auf den rauhen Stamm zu. Sein nacktes Fleisch glitt durch das glatte Gras. Er warf die Arme um den Baumstamm und preßte die bärtige Wange an die Rinde.

Ekstase erfaßte ihn. Er drückte das Gesicht gegen den Baum und schluchzte heftig. Der tiefe visionäre Raptus ließ ihn fast zerspellen. Als seine Seele sich wieder zusammenfügte, loderte er vor Erkenntnis und fühlte ein glühendglutendes Einssein mit diesem Lebewesen - dem Baum.

Während er in die gelassene Vollkommenheit der Pflanze einging, durchströmte ihn eine überschwengliche Freude.

Als er um Hilfe rief, reagierten zwei junge Shapers in weißen Klinikkitteln auf das schluchzende Schreien. Sie ergriffen ihn an den Armen und halfen ihm, taumelnd über das Gras und durch den steinernen Torbogen der Klinik zu gehen.

Lindsay litt an einer Sprachstörung. Seine Gedanken waren klar, aber die dazugehörigen Worte wollten sich nicht einstellen. Er erkannte das Gebäude wieder. Es war das Landhaus des Tyler-Clans.

Er war wieder in der Republik. Er hätte gern mit den Pflegern gesprochen, sie gefragt, wie er denn hierher zurückgekommen sei, aber sein Gehirn brachte es nicht fertig, sein Vokabular in die richtige Reihenfolge zu ordnen. Die Worte zögerten schmerzhaft sozusagen auf der Zungenspitze, aber knapp außerhalb seiner Reichweite.

Sie führten ihn durch eine Eingangshalle voller Meßblätter und glasversiegelter Schaustücke. Der linke Flügel des Landhauses, wo eine Flucht von Schlafzimmern lag, war bis auf das glattpolierte Holz leergemacht worden und strotzte nun von medizinischen Apparaturen und Geräten. Lindsay starrte dem Mann zu seiner Linken hilflos ins Gesicht. Der Mann hatte die graziöse Geschmeidigkeit des Shapers und den festen Blick eines Superhellen.

»Ihr seid ...«

»Nur ruhig, Freund. Du bist in Sicherheit. Die Ärztin ist schon unterwegs.« Lächelnd hüllte er Lindsay in ein weitärmeliges Klinikhemd und verschnürte dieses am Rücken geschickt und rasch mit einer Vielzahl von Knoten. Dann setzten sie ihn unter einen von der Decke hängenden Zerebralscanner. Der andere Wärter reichte ihm eine Inhalationsmaske.

»So, das schnüffelst du jetzt einmal schön rein, Cousin. Das ist markierte Glukose. Mit Radio-Isotopen. Für den Scanner.« Der Superhelle klatschte liebevoll auf die Kuppelhaube der Maschine. »Wir müssen dich durchchecken. Ich meine, wirklich bis runter in den Kern

Lindsay schnüffelte gehorsam am Inhalator. Es roch süß. Der Scanner senkte sich surrend an seiner Halterungs-Zahnschiene und schmiegte sich um Lindsays Cranium.

Eine Frau kam herein. Sie trug einen hölzernen Instrumentenkasten. Und am Körper einen losen Ärztekittel, einen kurzen Rock und schmuddelige Plastikstiefel. »Hat er was gesagt?« fragte sie.

Lindsay erkannte ihre Gen-Linie. »Juliano«, brachte er unter Schwierigkeiten hervor.

Sie lächelte ihn an. Als sie ihren Holzkasten öffnete, quietschten die antiken Scharniere. »Ja, Abélard«, sagte sie und gab ihm den Blick.

»Margaret Juliano«, sagte Lindsay. Er konnte sich den Blick nicht so recht interpretieren, und diese Unfähigkeit versetzte ihm einen plötzlichen kleinen Revitalisationsstoß, gemischt aus Energie und Furcht. »Aber die Kataklysmatiker, Margaret. Die haben dich doch auf Eis gelegt ...«

»Stimmt.« Sie griff in ihren Kasten und holte ein dunkles Praline in einem krausen Papierschiffchen hervor. »Magst du Schokolade?«

Lindsays Mundhöhle füllte sich mit Speichel. »Bitte, ja«, sagte er reflexartig. Sie schnippte ihm die Praline in den Mund. Es schmeckte ekelhaft süß, und er kaute widerwillig daran herum.

»Zischt ab!« befahl Dr. Juliano den zwei MedTechs. »Ich kümmere mich allein darum.« Die zwei Superhellen verschwanden grinsend.

Lindsay schluckte.

»Noch eins?« fragte sie.

»Hab mir nie viel aus Bomben - nie viel aus Bonbons gemacht«, sagte Lindsay.

»Ein gutes Zeichen«, sagte sie und schloß den Kasten. Dann betrachtete sie sich den Scannerschirm und zupfte sich aus einem Bündel blonder loser Locken über dem Ohr einen Lichtschreiber. »Solche Schoko-BOMBEN waren in den verflossenen fünf Jahren dein Lebensinhalt.«

Der Schock traf hart, aber er hatte gewußt, daß er kommen werde. Sein Hals war wie ausgetrocknet. »Fünf Jahre?«

»Du kannst von Glück sagen, daß da noch überhaupt was von dir übrig ist«, sagte sie. »Es war eine langwierige Behandlung: die Restaurierung eines Gehirns, das durch schweren Mißbrauch von PDKL-95 verändert wurde. Mit Komplikationen durch Veränderungen in deinem spatialen Wahrnehmungsvermögen, die durch den Arena-Artefakt hervorgerufen wurden. Das war wirklich eine echte Herausforderung. Und ziemlich kostspielig obendrein.« Sie begutachtete weiter den Bildschirm und knabberte dabei an ihrem Lichtschreiber. »Aber das geht alles schon in Ordnung. Dein Freund Wellspring hat sich bereit erklärt, für die Kosten aufzukommen.«

Die Frau hatte sich so stark verändert, daß es ihn völlig verwirrte. Es fiel ihm schwer, die Margaret Juliano aus Goldreich-Tremaine, ehemalige disziplinierte Pazifistin der Mitternachts-Clique, und diese gelassene, sorglose Frau mit den grasfleckigen Knien und dem un-gebändigten unsauberen Haarschopf in Übereinstimmung zu bringen.

»Am besten gibst du dir zunächst mal keine Mühe, gleich zuviel zu sprechen«, sagte sie. »Für die Sprachfunktionen ist deine rechte Hirnhälfte zuständig, durch die Kommissura. Wir können mit Neologismen rechnen, mit Logasthenie, Logaporien, mit einem persönlichen Idiolekt ... aber gerate bloß nicht in Panik!« Sie kreiste etwas auf dem Bildschirm ein und drückte eine Kontrollschaltung: in grellen blauen und orangefarbenen Trickfarben rutschte ein Hirnquerschnitt Lindsays auf den Schirm.

»Wie viele Personen in diesem Zimmer?« fragte sie.

»Du und ich«, sagte Lindsay.

»Nicht irgendwie das Gefühl, da ist jemand hinter dir? Oder links von dir?«

Lindsay krümmte sich, um nachzuschauen, und kratzte sich dabei schmerzhaft die Stirn an einem Innenkontakt des Scanners. »Keiner.«

»Fein. Also war das Kommissurenverfahren schon genau richtig. Manchmal haben wir nämlich bei Fällen von Hirnspaltung eine Fragmentation des Bewußtseins, so ein Phantom-Image, das über das apperzipierte Ich herüberschielt. Laß es mich wissen, falls du irgendwas derartiges spürst.«

»Nein. Aber - draußen - da fühlte ich ...« Er wollte ihr von diesem Augenblick erzählen, als das Erwachen plötzlich über ihn hereingebrochen war, von seiner langen Epiphanie, der bestürzenden Einsicht in die Göttlichkeit des Selbst und des Lebens ... Seine Vision brannte noch in ihm, aber die Worte, um sie auszudrücken, waren ihm völlig ferngerückt. Auf einmal wußte er, daß er niemals einem anderen Menschen die ganze Wahrheit darüber würde sagen können. Es war nicht etwas, das sich in der Vermummung von Worten einfangen ließ.

»Streng dich nicht so an«, sagte sie. »Laß dir doch Zeit; laß es von selbst kommen, leicht. Du hast viel Zeit.«

»Mein Arm«, sagte Lindsay plötzlich. Verwirrt stellte er auf einmal fest, daß sich sein rechter Arm, die Metall prothese, zu Fleisch verwandelt hatte. Er hob den linken Arm. Er war ein Metallkonstrukt. Entsetzen drückte ihn nieder. Er war umgestülpt worden, er war seitenverkehrt!

»Mal langsam! Vorsicht!« sagte sie. »Du könntest da ein paar Probleme mit deiner räumlichen Wahrnehmung haben. Links-rechts-Verschiebungen. Ein Artefakt der Commissuraldominanz. Außerdem hattest du eine nochmalige Verjüngung. Wir haben während der letzten fünf Jahre eine ganze Menge mit dir angestellt. Nur so, um die Zeit zu nutzen.«

Die sorglose Leichtigkeit, mit der sie ihm dies sagte, verwirrte ihn. »Bist du Gott?« fragte er.

Sie zuckte die Achseln. »Es hat einige Durchbrüche gegeben, Abélard. Vieles hat sich verändert. In der Gesellschaft, in der Politik, der Medizin - das alles ist heutzutage ein und dasselbe, ich weiß, aber betrachte es vielleicht einfach als spontane Selbstorganisation, als einen Prigogine-Sprung der Gesellschaft in eine höhere Komplexitätsstufe ... «

»O nein!« stöhnte Lindsay.

Sie klopfte auf den Scanner, und dieser surrte von seinem Schädel nach oben weg. Dann saß sie auf einem altmodischen hölzernen Bürostuhl, ein Bein übergeschlagen, vor ihm. »Ganz sicher, daß du nicht doch ein Praline haben möchtest?«

»Bestimmt nicht!«

»Na, dann nehm ich mir eins.« Sie zog ein Schokobömbchen aus dem Kasten, biß hinein und kaute selig. »Schmeckt wirklich ganz köstlich.« Sie sagte es ganz unaffektiert, mit vollem Mund. »Derzeit haben wir grade mal wieder eine gute Zeit, Abélard. Deswegen haben sie mich wohl wieder aufgetaut, vermute ich.«

»Du hast dich verändert.«

»Die Vereisung bewirkt das bei Leuten. Die Kataklysmatiker hatten recht. Sie hatten recht, mich abzuschalten. Ich war dabei zu verkalken. Es war so: In einem Moment schwebte ich noch durch die Mathe-Halle in der Kosmosität, Computerausdrucke in der Hand, war auf dem Weg ins Büro, den Kopf voll von kleinen Problemen, Sorgen, Aufgaben ... dann war mir einen Moment lang schwindlig. Ich schaute mich um - und alles war weg. Verlassen. Alles Plunder. Die Printouts in meiner Hand zerbröselten, meine Kleider waren voller Staub, Goldreich-Tremaine lag in Trümmern, die Computer abgewürgt, die Schüler ... alle fort ... Die Welt machte einen Spontansatz von dreißig Jahren; es war das totale Kataklysma. Drei Tage lang hetzte ich hinter neuen Informationen her, versuchte unsere Clique ausfindig zu machen, erfuhr, daß ich der Geschichte angehörte, und dann stürzte es wie eine Sturmwoge über mich herein. Ich hatte eine Präeklampsis sozusagen, Abélard. Meine vorgefaßten Überzeugungen zerbrachen in Trümmer. Die Welt brauchte mich nicht, und alles, was ich für wichtig erachtet hatte, war dahin. Mein Leben war total sinnlos. Und total frei.«

»Frei«, wiederholte Lindsay und schmeckte das Wort auf der Zunge ab. »Constantine ...«, sagte er plötzlich. »Mein Feind«

»Er ist tot - gewissermaßen«, sagte Margaret Juliano, »aber das ist eine Definitionsfrage. Ich habe die Scans über seinen Zustand von seinen Congeneten zugestellt erhalten. Er ist ziemlich stark beschädigt. Er verfiel in einen langwierigen epileptoiden AbsenceZustand und machte dann eine Bewußtseinsakzeleration durch, die subjektiv für ihn wie Jahrhunderte gedauert hat. Sein Bewußtsein vermochte sich mit den aus der Arena-Maschine zugespeisten Daten nicht aufrecht zu erhalten. Es dauerte derart lange, daß dabei seine Persönlichkeit wegradiert wurde. Um es metaphorisch auszudrücken: Er hat sich selber in Stück - vergessen.«

»Und das haben sie dir gesagt? Seine eigenen Halbgeschwister?«

»Die Zeiten haben sich gewandelt, Abélard. Wir haben die Detente wieder zurück. Die Genlinie der Constantines hat Schwierigkeiten, und wir haben für diese Information gut bezahlt. Die Skimmers Union hat den Kapital-Status verloren, jetzt ist die Jastrow-Station die Hauptstadt, und sie steckt voller Zen-Serotoniker. Die verabscheuen Aufregung.«

Die Neuigkeiten erregten Lindsay stark. »Fünf Jahre«, sagte er. Bebend stand er auf. »Was sind schließlich schon fünf Jahre für mich?« Er mühte sich, im Zimmer auf und ab zu gehen, schwankte aber nur benommen herum. Die Vertauschung der Unken und rechten Hirnhemisphären machte ihn unbeholfen. Er reckte sich hoch und mühte sich, seine Kinesis in den Griff zu bekommen.

Er mißlang.

Er fauchte Dr. Juliano an. »Mein Training! Meine Kinesikpotentiale!«

Sie nickte. »Ja. Als wir reinstiegen, haben wir die Überreste davon festgestellt. Frühe shaperische psycho-technische Konditionierung. Recht primitiv, gemessen an unserm modernen Standard. Störte deine Rekonvaleszenz. Darum haben wir das Zeug im Lauf der Jahre aufgespürt und Stückchen für Stückchen gelöscht.«

»Willst du damit sagen, es ist weg?«

»Aber ja. Wir mußten uns sowieso um eine Menge Zerebraldichotomien kümmern, auch ohne daß deine Ausbildung zusätzlich noch für duale Gedankenmoduln sorgte. Heuchelei als sekundärer Bewußtseinszustand - und dieser ganze Mist.« Sie schniefte. »Das Konzept war von allem Anfang an eine üble Sache.«

Lindsay sackte in den Scanning-Sessel zurück. »Aber - mein gesamtes Leben ... Und jetzt habt ihr mir das weggenommen. Mit eurer Scheißpech ...« er schloß die Augen und rang nach dem Begriff - »euer Scheißtechnologie.«

Die Frau zupfte sich ein weiteres Praline aus dem Kasten. »Na und?« mahlte sie kauend. »Schließlich hat die Technologie dir das Zeug ja erst einmal ins Hirn gestopft. Jetzt hast du dich und dein Selbst wieder. Was willst du denn noch?«

Alexandrina Tyler kam mit dem Rauschen schweren Stoffs durch die offene Tür. Sie trug die Festtagskleidung ihrer Kindheit: einen weitausladenden bodenlangen Rock, dazu ein steifes cremefarbiges Oberteil mit bestickten Anschlußsteckdosen und einem runden kreisförmigen Halskragen. Sie schaute nach unten. »Margaret«, sagte sie. »Deine Füße!«

Margaret Juliano blickte desinteressiert auf den getrockneten Schlamm, der von ihren Stiefeln abblätterte. »Oh, du liebe Güte. Tut mir leid.«

Die plötzliche Konstellation der beiden Frauen verursachte Lindsay ein starkes Schwindelgefühl. Aus irgendeinem versteckten drogendumpfen Zerebralwinkel blubberte die trübe schmuddelige Blase eines Déjà-vu herauf, und sekundenlang glaubte er, daß er gleich bewußtlos werden müsse. Als er sich erholt hatte, konnte er deutlich feststellen, daß es ihm besser gehe, als sei ein lähmender Schlick aus seinem Kopf herausgesickert und als herrsche dort nun Helligkeit und Freizügigkeit. »Alexandrina«, sagte er. Er hatte ein Gefühl deutlicherer Schwäche, aber zugleich auch, als sei er stärker real da. »Du warst ... Zeit? Ganz ... da ... hier?«

»Abélard«, sagte sie überrascht. »Du sprichst ja!«

»Versuch ich zu ...«

»Ja, ich habe gehört, daß es dir besser geht. Darum hab ich dir ein paar Sachen zum Anziehen mitgebracht. Aus dem Museumsfundus.« Sie hielt ihm einen in Plastik verpackten Anzug vor die Augen, ein antikes Stück. »Siehst du? Tatsächlich ist das sogar einer deiner eigenen Anzüge - vor fünfundsiebzig Jahren hast du ihn getragen. Einer von den Plünderern hat ihn beim Überfall auf euer Gut Lindsay gerettet. Probier ihn doch mal an, mein Guter ...«

Lindsay fuhr über den steifen, altersbrüchigen Stoff. »Genau richtig ... ein Museumsstück«, sagte er.

»Ja, aber natürlich doch.«

Margaret Juliano schenkte Alexandrina einen Blick. »Aber vielleicht würde er sich wohler fühlen, wenn er eine Pflegeruniform bekäme, was ganz Gewöhnliches. Dann könnte er wesentlich leichter mit dem Background verschmelzen. Mimikry. Die Lokalfärbung annehmen,«

»Nein!« sagte Lindsay. »Geht in Ordnung. Ich werd das Ding da anziehen.«

»Alexandrina hat sich so auf diesen Augenblick gefreut«, vertraute ihm Dr. Juliano wispernd an, während er sich in die Hosen des Anzugs hineinzwängte, seine nackten Füße durch die drahtversteiften Harmonika-Knie nach unten stieß. »Sie ist jeden Tag hergekommen und hat dich mit echten Tyler-Äpfeln gefüttert.«

»Weißt du, ich hab dich nach dem Duell hierhergebracht«, sagte Alexandrina. »Unser Ehevertrag war zwar abgelaufen, aber ich hab jetzt die Leitung im Museum. Ich habe einen offiziellen Posten hier.« Sie lächelte. »Sie haben die Häuser auf dem Land geplündert... aber die Obstgärten sind noch da und tragen Frucht. Und deine Großtante Marietta, die hat doch immer Stein und Bein auf die Familienäpfel geschworen.«

Als Lindsay das Hemd überzog, brach ein Saum an der Schulter.

»Du hast diese Äpfel runtergeschlungen, mitsamt der Stengel und Blütennarbe und Kerngehäuse«, erklärte Juliana. »Es war ein echtes Wunder.«

»Jetzt bist du wieder daheim, Alexa«, sagte Lindsay. Das war es, was sie sich stets ersehnt hatte. Er freute sich für sie.

»Das hier war früher das Tyler-Haus«, sagte Alexandrina. »Jetzt sind im linken Flügel und auf dem Parkgelände die Klinikeinrichtungen; das besorgt Margaret. Ich bin hier Kurator. Ich kümmere mich um den Rest. Ich habe sämtliche Erinnerungsstücke an unsern alten Lebensstil zusammengetragen, also alles, was die Umerziehungsbrigaden Constantines übriggelassen haben.« Sie half ihm, das mit einem Raumanzugskragen versehene Dinnerjackett über den Kopf zu streifen. »Komm mal mit, ich zeig dir alles.«

Dr. Juliano stieß ihre Stiefel von den Füßen und stellte sich auf ihre zerknautschten Socken. »Ich komme mit. Ich will mir ein Urteil über seine Reaktionen bilden.«

Der große Ballsaal war zu einem Ausstellungsraum umfunktioniert worden, in dem unter Glas Exponate und die Porträts urzeitlicher Clan-Ahnen zur Schau gestellt waren. Von der Decke hing eine ultraleichte pedalbetriebene Flugmaschine. Fünf Shaper-Besucher begafften eine Ausstellungsbox voll primitiver Montagewerkzeuge aus der frühesten Bauphase der Zirkumlunaren. In dem Zentrifugalspin der Republik hing die elegante Mini-G-Kleidung der Shapers grotesk um ihre Körper. Alexandrina ergriff Lindsay am Arm und flüsterte: »Aber der Boden sieht doch hübsch aus, oder? Ich hab ihn selber frischlackiert. Wir lassen hier keine Roboter rein.«

Lindsay streifte eine Wand mit einem Blick und erstarrte fast, als er den Ahnherrn und Gründer seines eigenen Clans erblickte: Malcolm Lindsay. In seiner Kindheit hatte ihn das Gesicht dieses toten Pioniers, das in ahnenhaft-weiser Überheblichkeit von Konsolen und Schränken und Bücherborden auf ihn herabgestarrt hatte, mit Abscheu und Furcht erfüllt. Nun begriff er mit schmerzlicher gedankensaltoschneller Erkenntnis, wie jung der Mann damals gewesen sein mußte. Gestorben mit siebzig. Das gesamte Habitat war vollgestopft gewesen von Leuten in heiliger Hektik, die allesamt kaum älter als Kinder waren ... Lindsay begann hysterisch zu kichern. »Das ist ein Witz! Ein Jux!« brüllte er. Das Lachen brachte sein Hirn zum Schmelzen, brach den Stau von Gedankenblöcken in kleinen schmerzhaften Stichen auseinander.

Alexandrina spähte besorgt zu den verwirrten Shapers hinüber. »Also, vielleicht war es doch noch zu früh für ihn, Margaret.«

Dr. Juliano lachte. »Aber er hat doch völlig recht. Das Ganze ist ein Witz. Frag mal die Kataklysmatiker.« Sie ergriff Lindsay am Arm. »Komm mit mir, Abélard. Wir gehen raus hier.«

»Es ist aber wirklich ein Witz«, sagte Lindsay. Seine Zunge war nun gelöst, und die Wörter sprudelten ungehemmt hervor. »Das Ganze ist unglaublich. Nicht zu fassen. Diese armen Trottel hatten nicht die geringste Ahnung. Aber - wie hätten sie auch? Die starben ja schon, bevor sie die Chance bekommen konnten, etwas zu begreifen! Was bedeuten uns fünf Jahre? Oder zehn? Oder hundert...«

»Mein Lieber, du brabbelst Quatsch«, sagte Dr. Juliano und führte ihn durch das Foyer und den gemauerten Steinbogen hinaus in das Sonnengesprenkel auf dem Gras. »Paß auf, wo du deine Printen hinsetzt«, sagte sie. »Wir haben hier noch ein paar andere Patienten. Nicht unbedingt handzahm.« An den hohen moosbesetzten Mauern zupfte eine nackte junge Frau selbstvergessen Gräser aus und hielt dabei immer wieder inne, um sich den Saft von den Fingern zu saugen.

Lindsay war entsetzt. Er hatte das Gefühl, daß er den Pflanzensaft auf seiner eignen Zunge schmecken könne. »Wir gehen mal vom Gelände weg«, sagte Margaret. »Pongpianskul hat bestimmt nichts dagegen.«

»Er erlaubt dir also, hierzubleiben, ja? Diese Frau ist eine Shaper. Oder eine Kataklysmatikerin? Er war den Kataklysmatikern was schuldig. Und du kümmerst dich für ihn um die.«

»Versuch doch nicht so viel zu sprechen, Lieber. Du könntest da was kaputtmachen.« Sie öffnete das Eisengitter. »Sie mögen es hier. Sind gern da. Die Kataklysmatiker. Irgendwie hat es mit der Aussicht zu tun.«

»Oh - mein Gott!« sagte Lindsay.

Die Republik war wild explodiert. Die laubenbildenden Baumwipfel auf dem Museumsgelände hatten das Gesamtpanorama vor seinem Blick verborgen. Jetzt aber ragte es um ihn herum und über ihm in der ganzen Wucht der fünf Kilometer auf, einer betäubenden Weite aus gerifftem und durchbrochenem Grün, drei Langpaneele, die in dreifach sich überkreuzenden Lichtbalken von spiegelreflektiertem Sonnenlicht glosten. Lindsay hatte vergessen, wie grell die Sonne im zirkumlunaren Raum schien.

»Die Bäume«, keuchte er. »Mein Gott, schau dir doch die Bäume an!«

»Sie sind gewachsen, seitdem du fortgegangen bist«, sagte Dr. Juliano. »Aber komm weiter, ich will dir noch ein anderes Projekt zeigen.«

Automatisch blickte Lindsay hinauf zu der Stelle, wo früher sein Haus gelegen hatte. Von oben gesehen, grenzte das breitgestreckte herrschaftliche Grundstück an etwas, das vordem einmal ein lebenerfülltes verwinkeltes Viertel voller billiger Restaurants für die ärmeren Schichten gewesen war. Die Kneipen waren heruntergekommen, das Lindsay-Haus eine Ruine. In den roten Ziegeldächern aus geschmolzenem Mondschiefer entdeckte er gähnende Löcher. Der private Landeplatz auf dem vierstöckigen Turm des Landhauses war ein efeuüberwucherter Sumpf.

Am nördlichen Ende der Welt, die hochragenden Wände hinauf, war ein Trupp ameisenkleiner Arbeiter damit beschäftigt, zeitlupenhaft die skelettösen Überreste eines der Drahtköpfe-Krankenhäuser abzureißen. Wolkenschwärme verdeckten das alte Energiegitter und den Bezirk, der früher einmal die Sauermarschen gewesen waren. »Es riecht irgendwie anders«, stellte Lindsay fest. Auf dem Fahrradweg an der Museumsmauer stolperte er und mußte genauer darauf achte, wo er seine Füße hinsetzte. Seine Füße waren verdreckt. »Ich muß baden«, sagte er.

»Entweder man kriecht, oder man kriecht nicht, wie? Um es anders auszudrücken, wenn du schon eine bakterielle Hautinfektion hast, was machen dann die paar Kriecher mehr an deinen Füßen aus? Ich mag dieses bißchen echten Dreck.« Sie lächelte. »Ziemlich groß hier, was? Klar, Goldreich-Tremaine ist zehnmal größer, aber dort ist nichts frei und offen. Eine große riskante Welt.«

»Ich bin froh, daß Alexandrina hierher zurückgefunden hat«, sagte Lindsay. Ihre Ehe war ein Erfolg gewesen, dachte er, weil sie bekam, wonach sie sich am meisten sehnte. Also hatte er doch schließlich Sühne geleistet. Das hatte ihn stets belastet. Aber jetzt war er frei.

Die Republik hatte sich so stark verändert, daß ihn ein absurder, fast beschwipster Taumel überkam. Ja, groß, dachte er, aber ganz und gar nicht schon groß genug. Er fühlte so etwas wie Ungeduld, ein wildes Verlangen, etwas zu packen, etwas Gewaltiges, etwas Grundsätzliches. Fünf Jahre lang hatte er geschlafen. Und nun spürte er, wie jede einzelne Stunde dieser langen Ruheperiode mit unaufhaltsamer, belebender Energie ihn bedrängte. Die Knie knickten unter ihm weg, und Margaret Juliano fing ihn mit ihren shapergestärkten Armen auf.

»Langsam«, sagte sie.

»Es geht schon.« Sie überquerten die Flechtwerkbrücke über den glastenden Streifen Metaglas, der zwei Landpaneele trennte. Unterhalb eines Wolkenfloßes erkannte Lindsay den Platz, wo vordem die Sumpfgebiete der Sauermarschen gelegen hatten. Der frühere stinkende Morast war jetzt eine Vegetationsoase von derart leuchtendem Grün, daß es sogar im Wolkenschatten zu funkeln schien. Ein hochgewachsener Junge in zu weiten Kleidern rannte fohlenhaft staksig vornübergebeugt den Flechtdrahtzaun am Rande des Sumpfs entlang, um einen großen Kastendrachen in die Luft zu bringen.

»Du bist nicht der erste Patient, den ich geheilt habe«, sagte sie, während sie auf die Sauermarsch zuschritten. »Ich habe stets behauptet, daß die Superhellen unter meinen Schülern vielversprechend waren. Einige von ihnen arbeiten jetzt hier. Es ist ein Pilotprojekt. Ich möchte dir gern zeigen, was sie geleistet haben. Sie haben die Botanik vom Standpunkt der Komplexitätstheorie Prigogines aus in Angriff genommen. Neue Arten, höherentwickeltes Chlorophyll, sie haben gute standhaltende Aufbauarbeit geleistet.«

»Moment mal«, sagte Lindsay. »Ich möchte gern mit dem Jungen da reden.« Der Drachen des Burschen war ihm aufgefallen. Die kunstvolle Bemalung stellte einen nackten Mann dar, dessen Gestalt beängstigend knapp in die starren Hubflächen des Kastendrachens gezwängt war.

Eine Frau in schlammverschmiertem Cordanzug lehnte am Flechtzaun und fuchtelte mit einer Schere. »Margaret! Komm doch und schau es dir mal an!«

»Ich komm gleich wieder zu dir«, sagte Margaret zu Lindsay. »Geh nicht weg!«

Lindsay torkelte unbeholfen auf den Jungen zu, der geschickt mit dem Drachen hantierte. »Hallo, Tag, Alter Cousin«, sagte der Junge. »Hast du irgendwelche Bänder?«

»Was für welche?«

»Video, Audio, irgendwas aus dem Ring Council. Da kommst du doch her, oder?«

Lindsay tastete automatisch nach seinem Training, nach dem bequemen Gespinst spontaner Lügen, das dem jungen Mann ein glaubhaftes Image vorgaukeln würde. Sein Hirn war leer. Er glotzte dumm. Zeit verstrich. Dann platzte er mit dem ersten Gedanken hervor, der ihm in den Kopf kam. »Ich bin ein Sundog. Aus dem Czarina-Kluster.«

»Ehrlich? Posthumanismus! Prigoginische Komplexitätsniveaus!

Fraktalskalen, Urgestein von Raum-Zeit, der Ur-Raum des PräKontinuums! Hab ich's richtig hingekriegt?«

»Mir gefällt dein Drachen«, sagte Lindsay ausweichend.

»Altes kataklysmatisches Logo«, sagte der Junge. »Wir haben hier 'ne ganze Menge von Alt-Kataklysmatikern rumhängen. Der Drachen macht sie neugierig. Ist allerdings das erstemal, daß ich mir damit eine Zikade eingefangen hab.«

Zikade? dachte Lindsay. Ach so, ein Bürger von C.-K. Wellspring hatte schon immer gern mit Slangausdrücken gespielt. »Bist du von hier?«

»Genau. Mein Name ist Abélard. Abélard Gomez.«

»Abélard? Kein allzu häufiger Name.«

Der Junge lachte. »Vielleicht nicht in C.-K. Aber hier in der Republik heißt jeder fünfte Typ Abélard. Nach diesem Abélard Lindsay, das war so'n uralten Obermacker in der Vergangenheit. Du hast bestimmt von ihm gehört.« Der Junge zögerte. »Der hatte auch immer so Zeug an wie du. Ich hab nämlich Bilder von ihm gesehen.«

Lindsay betrachtete die Kleider, die der Junge trug. Gomez Junior hatte eine Raumkluftimitation an, die erbärmlich an ihm herumschlotterte. »Ich stelle fest, ich bin altmodisch«, sagte Lindsay. »Sie machen wohl ziemlich viel Wirbel mit diesem Lindsay-Typ, wie?«

»Das kannste dir nicht mal zur Hälfte im Traum ausdenken«, sagte Gomez. »Nimm bloß mal die Schule. Die Schule hier, also die ist absolut antiquiert. Da lassen die uns dem Lindsay sein Buch lesen. Heißt: Shakespeare - in modernes Englisch übertragen von Abélard Lindsay.«

»Und? Ist das nicht gut?« fragte Lindsay, von einem prickelnden Déjà-vu überwältigt.

»Mensch, Alter Mann, hast du ein Schwein! Du brauchst das nicht zu lesen. Ich hab den ganzen Mist durchgeackert... und da steht kein einziges Wort über spontane Auto-Organisation drin.«

Lindsay nickte. »Das allerdings ist ein Jammer.«

»Alle sind sie furchtbar alt in dem Buch. Nee, ich meine nicht so falsch-pseudo-alt wie hier die Konservationisten. Oder unheimlich-alt wie der alte Pong.«

»Meinst du Pongpianskul?« fragte Lindsay.

»Der Hüter, genau. Nein, was ich meine, ist: Alle werden da immer so schnell aufgebraucht. Zu schnell. Alle sind sie ausgebrannt und verkrampft und krank. Das ist doch echt deprimierend.«

Lindsay nickte. Die Entwicklung hatte einen Kreisbogen vollzogen und war an einen frühen Ausgangspunkt zurückgekehrt. Dachte er. »Es widerstrebt dir also die Kontrolle, die man über dein Leben ausübt«, sagte er nachdenklich. »Du und deine Freunde, ihr seid Radikale. Ihr wollt, daß sich die Dinge ändern.«

»Ach, nee, eigentlich nicht«, sagte der Junge. »Sie haben mich ja bloß sechzig Jahre lang in der Zange. - Aber ich hab Hunderte Jahre vor mir, Cousin. Ich meine, um große Dinge zu tun. Dazu werde ich 'ne Menge Zeit brauchen. Für große Dinge, meine ich, wirklich riesige Sachen. Nicht wie diese kleinen verknöchert-trocknen Leute in der Vergangenheit.«

»Was für Dinge?«

»Leben ausbreiten. Planeten zerlegen. Welten aufbauen. Terraformen.«

»Aha, ich verstehe«, sagte Lindsay. Es bestürzte ihn, in einem derart jungen Menschen eine derart starke Selbstsicherheit zu entdecken. Es kam wohl vom Einfluß der Kataklysmatiker. Die hatten schon immer eine starke Neigung zu wilden Hirngespinsten gepflegt, gigantischen Größenwahnsinnsträumen nachgejagt, die schließlich dann zu einem Nichts zerplatzten. »Und sowas wird dich und euch glücklich machen, meinst du?«

Der Junge blickte ihn argwöhnisch an. »Biste vielleicht einer von diesen Zen-Serotonidioten? Glücklich, ha! Was issen das für ein Schmäh? Ins Feuer mit dem Glücklichsein, Cousin. Hier meldet sich der Kosmos! Stehst du auf der Seite des Lebens, oder nicht?«

Lindsay lächelte. »Ist das politisch? Ich hab kein Vertrauen in Politik.«

»Politik? Mann, ich rede von Biologie! Von Dingen, die lebendig sind und wachsen. Von Organismen. Integrierten Formen.«

»Und wo findest du da einen Platz für die Menschen?«

Der Junge zuckte ärgerlich mit der Hand und fing den absackenden Drachen ab. »Ach, um die kümmere dich mal nicht so sehr. Wovon ich jetzt rede, das sind fundamentale Loyalitäten, tiefstwirksame Bindungen. Wie zu dem Baum da. Stehst du auf seiner Seite, gegen das Anorganische?«

Lindsay hatte seine jüngste Gottes-Epiphanie noch frisch im Gedächtnis. Die Frage des Jungen war ohne Falsch. »Ja, das tu ich«, sagte Lindsay.

»Also begreifst du doch auch, wie wichtig das Terraformen ist.«

»Terraformen - Erdgestaltung«, sagte Lindsay langsam. »Ich habe darüber Theorien gehört. Spekulationen. Ich vermute, es ist möglich. Aber was hat das mit uns zu schaffen?«

»Die echte tiefe Bindung an das Leben verlangt zwingend den moralischen Schöpfungsakt«, sagte Jung-Gomez prompt.

»Irgendwer hat dir ein paar Schlagworte beigebracht«, sagte Lindsay lächelnd. »Planeten sind realexistierende Örtlichkeiten, nicht nur Rasterpunkte auf einem Zeichenbrett. Die Mühe wäre titanisch. Völlig außerhalb der menschlichen Maßstäbe.«

Der Junge verlor die Geduld. »Wie groß bist du? Bist du mehr als eine träge leblose Masse?«

»Aber es würde Jahrhunderte dauern ...«

»Glaubst du, daß dieser Baum dort zögern würde? Und wieviel Zeit hast du denn überhaupt noch?«

Lindsay lachte, unwillkürlich und hilflos, auf.

»Siehste? Also gut. Willst du also ein kleines erbärmlich zusammengequetschtes Menschenleben haben, oder ziehst du es vor, in die nächste Potenz aufzusteigen?«

»In meinem Alter«, sagte Lindsay, »in meinem Alter wäre ich längst tot, wenn ich menschlich wäre.«

»Siehste, jetzt redest du vernünftig. Du bist so groß wie deine Träume. Das behaupten sie doch im C.-K., oder? Keine Gesetzesregeln, keine Beschränkungen. Nimm mal die Mechs und die Shapers.« Der Junge drückte Verachtung im Ton seiner Stimme aus. »Die haben jede nur denkbare Macht in der Welt, und sie hetzen im Ringelreihen hinter dem Schwanz des andern drein. Ins Höllenfeuer mit ihren Kriegen und ihren kleinen Scheißerideologien. Die Posthumanitätsentwicklung ist viel gewaltiger als sowas! Frag mal die Leute da drin.« Der Junge deutete beiläufig mit der Hand über den Maschendrahtzaun und auf das dahinter liegende Gebiet. »Ökosystem-Entwürfe. Geplanter Umbau von Leben, angepaßt an neue Bedingungen. Ein bißchen Biochemie, ein bißchen Physikostatistik, das kannst du überall mitkriegen, und da ist es nämlich, wo sich was Aufregendes tut. Wenn dieser Abélard Lindsay heute leben würde, dann würde der an sowas arbeiten.«

Die Ironie des Ganzen reizte Lindsay schmerzhaft. Als er im Alter dieses Gomez-Jungen war, hatte auch er keine Spur von Vernunft besessen. Auf einmal überkam ihn Bestürzung und Furcht wegen dieses Jungen - und ein Drang, ihn vor dem Unheil zu bewahren, das er sich unweigerlich durch derartiges leeres Gewäsch zuziehen würde. »Glaubst du das wirklich?«

»Sicher. Man hat uns gesagt, der war ein heißer Typ unter den Konservationisten, aber dann isser abgezischt, als die Sache richtig lief, und ist ein Sundog geworden, oder etwa nicht? Den haste nicht hier rumhocken sehen, bis er in hohen Jahren friedlich entschlafen ist. Außerdem, das schafft sowieso keiner.«

»Nicht einmal hier? In der Hochburg des Konservationismus?«

»Na, bestimmt nicht. Alle über vierzig hier hecheln auf dem Schwarzmarkt rum, um sich 'ne Lebensverlängerung zu besorgen. Und wenn sie dann auf die Sechzig zukriechen, verkrümeln sie sich in den Czarina-Kluster. Diese Zikader kümmern sich einen Dreck um deine Gene oder deine Vergangenheit. Die nehmen jede Art von Kladen auf ... Träume sind wichtiger.«

Träume, dachte Lindsay. Träume von der Konservierung, der Bewahrung und Erhaltung - pervertiert zu einem SchwarzmarktGefeilsche um die Unsterblichkeit. Der Traum des InvestorFriedens, zu Rostflocken verrottet. Eine Niederlage. Der Traum vom Terraformen, diese eifrigen Geopoliturbemühungen, das besaß noch einen leidlich frischen Schimmer. Aber - Jung-Gomez konnte ja nicht wissen, daß auch das unweigerlich Patina ansetzen und stumpf werden würde.

Aber irgendwie, dachte Lindsay, mußt du eben entweder träumen - oder krepieren. Und nun, da sozusagen ein neues Leben ihn durchströmte, wußte er auch genau, welche Wahl er zu treffen hatte.

Margaret Juliano hing über den Zaun zu ihm herüber. »Abélard! He, du da drüben, Abélard! Das da mußt du dir mal unbedingt anschauen!«

Der Junge begann bestürzt die Schnur seines Drachen Hand über Hand einzuholen. »Also, wenn das nicht echtes Schwein ist! Diese olle Psycho-Hexe will mir da was zeigen, mir, und in der Fak.«

»Geh ruhig hin«, sagte Lindsay. »Und sag ihr, daß ich sie bitte, dir alles zu zeigen, was du sehen willst, klar? Und dann sag ihr bitte noch, daß ich einen kleinen Spaziergang machen und mich mit Pongpianskul unterhalten möchte. Soweit alles klar, Cousin?«

Der Junge nickte. Bedächtig. »Dankeschön, alter Zikader. Doch, du bist schon einer von uns.«

 

Das Büro Pongpianskuls war eine Wüstenei aus Papier. Zu seiten seines hölzernen Schreibtisches stapelten sich in Stoff gebundene Codizes des Concatenatischen Rechts; an der ehrwürdigen Wandtäfelung des Raums waren mit Pinstiften Pläne und Produktionsgraphiken, willkürlich durcheinander, angeheftet. In einem Winkel gähnte eine schildpattfarbene Katze und begann warnend die Krallen am Teppich zu schärfen. Lindsay, dessen felidologische Erfahrungen recht beschränkt waren, beobachtete das Tier mit fluchtbereitem Argwohn.

Pongpianskul trug einen Anzug, der dem Lindsays ziemlich ähnlich war, nur eben neuer und offenkundig handgenäht. Seit den Tagen in Goldreich-Tremaine waren ihm die Haare ausgegangen, und auf dem staubigen Kuppelschädel saßen trübe Lichtreflexe. Er schaufelte ein Bündel Berichte vom Tisch und heftete es mit dürren faltigen Fingern zusammen.

»Papier, Papier«, murmelte er. »Wir versuchen heutzutage lieber alles aus den Computern rauszunehmen. Wir trauen denen nicht. Arbeitest du mit Computern, dann hockt da irgendwo immer ein Mech herum, der bloß darauf wartet, mit neuer Software reinzustoßen. Die scharfe Schneide von einem Keil, Mavrides. Äh, ich meine - Lindsay.«

»Lindsay klingt besser.«

»Aber du mußt zugeben, es ist ein bisserl schwierig, dich im Auge zu behalten. Das war ein sauberer Trick, den du da abgezogen hast, als du dich in den Ringen als Senior-Genträger rangeschmissen hast.« Er gab Lindsay den Blick. Lindsay erfaßte den Blick teilweise. Die Erfahrung seiner hohen Jahre machten teilweise den Verlust seiner Kinesik-Ausbildung wett.

Pongpianskul fragte: »Wie lang ist denn das jetzt schon her, seit wir uns zuletzt unterhalten haben?«

»Hmmm ... welches Jahr schreiben wir jetzt grad?«

Pongpianskul runzelte die Stirn. »Ach, ist ja sowieso egal. Jedenfalls lebtest du damals auf Dembowska. Aber hier, unter der Neotenischen Führung, läuft es ja auch nicht schlecht, oder? Gib's zu, Mavrides. Was? Alles bisserl verschlampt und verkommen, was, aber das macht nichts, das fördert den Tourismus; diese Err-Ceh-Typen schlingen sowas löffelweise runter. Um dir die Wahrheit zu gestehen, also, wir haben sogar ein bisserl am alten Lindsay-Haus rumhantieren müssen, es ein wengerl zerdeppern müssen, damit es mehr romantischen Charakter bekommt. Wir haben auch extra ein paar Mäuse installiert. Weißt du noch, was das ist, eine Maus? Wir haben sie aus Laborspezimen zum Naturzustand rückgezüchtet. Hättest du gewußt, daß die in natura gar keine rosa Augen haben? Die hatten da so einen ganz komischen Ausdruck in den Augen. Hat mich irgendwie an eine von meinen Ehefrauen erinnert.«

Pongpianskul riß eine Lade in seinem geräumigen höhlenhaften Arbeitstisch auf und warf die zusammengehefteten Papiere hinein. Gleichzeitig zerrte er einen zerbröselnden Packen von Grafikblättern hervor und wurde plötzlich sehr erregt. »Ja, was ist denn das? Das hätte ja doch schon vor Wochen erledigt sein müssen. Ach, ist sowieso nicht wichtig. Ah ja, wo waren wir doch gleich stehengeblieben? Ja, stimmt, die Eheweiber. Übrigens - ich hab deine Alexandrina geheiratet. Sie ist eine wunderbare Konservationistin, diese Alexa. Ich hab es einfach nicht zulassen dürfen, daß sie davonschlupft.«

»Das hast du gut gemacht«, sagte Lindsay. Immerhin, sein Heiratsvertrag mit ihr war ja abgelaufen; und die neue Vermählung war ein vernünftiger politischer Schachzug. Es kam Lindsay gar nicht in den Sinn, etwa Eifersucht oder derlei zu fühlen; schließlich war so etwas nicht vertraglich festgelegt worden. Er freute sich nur, daß sie ihre Stellung abgesichert hatte.

»Ein Mann kann nie genug Weiber haben. Eheliche, mein ich. Darum dreht sich doch das ganze Leben. Nimm bloß nur mal Georgiana. Constantines Erste. Die hab ich soweit beschwatzt, daß sie 'nen Hauch Shatter nahm, also wirklich nicht mehr als zwanzig Mikros, ich schwör es, und das hat ihre ganze Disposition unendlich verbessert. Inzwischen ist sie so süß und fad und lahm und sanft, wie der Tag lang ist.« Er schaute Lindsay ernst ins Gesicht. »Aber wir können natürlich auch nicht zu viele Uraltchen herumhängen haben. Das bringt Unruhe in die Ideologie. Ist sowieso schon schwierig genug mit diesen ekligen Kataklysmatikern und ihren posthumanen Wahnvorstellungen. Die halten wir zwar hinter Draht und in Quarantäne. Aber trotzdem schlüpfen unsre Kinder da immer wieder zu denen rein.«

»Es ist aber doch sehr human von euch, daß ihr diese Leute überhaupt hier leben laßt.«

»Ach, ich brauche eben die Fremdvaluta. Ce-Ka finanziert die Forschungsarbeit. Aber das wird nicht sehr weit tragen. Diese Superhellen können sich nicht auf lange Sicht auf eine Sache konzentrieren.« Er schnaubte durch die Nase. Dann packte er einen Frachtbrief. »Ich brauche das Geld. Da, schau dir mal diese Kohlendioxid-Importzahlen an ... Diese verdammten Bäume saufen das bloß so weg.« Er seufzte. »Aber ich brauche diese Bäume natürlich. Ihre Masse hilft uns in der Orbitaldynamik. Diese Zircumlunaren Orbits sind nämlich wirklich höllisch.«

»Es freut mich, daß alles in dermaßen kompetenten Händen liegt.«

Pongpianskul lächelte trübselig. »Jaja, vielleicht. Aber nichts geht je so, wie man es sich vorgestellt hat. Im Grunde ist das ja wunderbar, sonst hätten nämlich die Mechs schon lange den ganzen Laden übernommen.« Die Katze landete mit einem Satz in Pongpiansklus Schoß, und er begann sie unter dem Kinn zu kraulen. Das Tier gab ein kollerndes Geräusch von sich, das seltsam besänftigend und beruhigend auf Lindsay wirkte. »Das ist mein Kater, er heißt Saturn«, sagte der alte Shaper. »Magst du Lindsay nicht begrüßen, Saturn?« Der Kater beachtete Lindsay überhaupt nicht.

»Es ist mir neu, daß du Tiere magst.«

»Ach, im Anfang hab ich das Biest nicht ausstehen können. Der kleine Mistkerl verschießt seine Haare überall hin. Die dringen in alles ein. Und er ist dreckig wie eine Sau. Hast du übrigens jemals ein lebendiges Schwein gesehen? Ich hab hier ein paar importieren lassen. Unglaubliche Geschöpfe. Die Touristen kriegen Maulsperre vor lauter Gaffen.«

»Ach, das muß ich mir aber mal anschaun, ehe ich abreise.«

»Die Viecher, das liegt heutzutage so quasi in der Luft. Also, ich meine, natürlich nicht wörtlich. Allerdings haben wir da mal Ärger mit einer wildgewordenen Schweineherde gehabt, die in den Null-G-Bereich ausgerissen ist. Nein, was ich meine, das ist diese neue Biomoralisierung aus dem Czarina-Kluster. Wieder so eine superneue Kataklysmatiker-Mode!«

»Glaubst du das wirklich?«

»Also ...« Der ›Hüter‹ wurde nachdenklich. »Nein. Nein, vielleicht nicht. Wenn du erst mal anfängst, mit der Ökologie herumzuhantieren, dann wird es verdammt schwer, den Punkt zu finden, an dem du wirklich aufhören mußt. Schau mal, ich hab doch tatsächlich eine Hautprobe von dem Kater da zum Ring Council schicken müssen. Damit die dort 'ne ganze Genfamilie klonen können. Wegen der Mäuse, verstehst du? Weil diese kleinen Ungeziefer inzwischen alles überrollen.«

»Ein Planet wäre für sowas geeigneter«, sagte Lindsay. »Da gäbe es mehr Platz.«

»Also, ich halte nichts davon, mit Schwerkraftquellen herumzuspielen«, sagte Pongpianskul. »Dabei gibt's nur noch breiteren Spielraum für Verirrungen. Erzähl mir bloß nicht, daß du auf den Quark eingestiegen bist, Mavrides.«

»Aber die Welt braucht - Träume«, sagte Lindsay.

»Du wirst mir doch - um Himmels willen - jetzt nicht mit Komplexitätsebenen kommen ... hoffe ich jedenfalls sehr!«

Lindsay sagte lächelnd: »Nein.«

»Godotlob. Als du nämlich hier reingekommen bist, verdreckt und ohne Schuhe, da drängten sich mir bereits die grauenvollsten Schlußfolgerungen auf.«

»Man sagt aber, daß Wildschweine und ich sehr vieles gemein haben«, sagte Lindsay.

Pongpianskul glotzte starr, denn begann er zu lachen. »Hahaha! Freut mich, daß du nicht auf deine Menschenwürde pochst. Zu betonte Würde macht einen Mann zum Seelenkrüppel. Fanatiker lachen nie. Ich hoffe, du kannst dann auch noch immer lachen, wenn du Welten an die Longe legst und sie für den Zirkus trainierst.«

»Ich bin ziemlich sicher, daß irgendwer dabei einen hübschen Lachanfall bekommt.«

»Nun ja. Aber deinen Humor wirst du noch sehr nötig haben, Freund. Weil sich solche Geschichten nie ganz genau so entwickeln, wie man sie geplant hat. Die Realität ist wie eine Horde von Mäusen, die dir in den Kellern deiner Träume alles auffrißt ... Du verstehst doch, was ich hier zu tun versuchte, oder? Ich wollte ein Reservat schaffen für die Menschlichkeit und für das menschliche Leben. Einen Schutzbezirk, ein Asyl. Sonst nichts. Und statt dessen sitze ich jetzt da und habe eine prächtige Inszenierung mit lauter Touristen, die mir auf der Bühne herumlatschen in endlosen Horden mit Führern ... und hirnverbrannte Kataklysmatiker ...«

»Es war aber den Versuch wert«, sagte Lindsay.

»Ja, hau nur zu! Brich 'nem alten Knacker das Herz!« sagte Pongpianskul. »Eine freundliche tröstliche Lüge hätte dir bestimmt nicht weh getan.«

»Verzeih«, sagte Lindsay. »Aber ich hab den Trick verlernt.«

»Na, dann schau aber mal, daß du ihn dir rasch wieder zulegst. Das hier draußen, das ist nämlich immer noch eine weite widerwärtig böse Schismatrix, Detente hin oder her.« Pongpianskul versank in tiefes Brüten. »Ach, diese Trottel im Czarina-Kluster. Daß die sich an die Auswärtigen verkaufen. Was soll nur aus der Welt werden? Ich hab gehört, da will so ein Idiot den Jupiter verkaufen.«

»Verzeihung - wie bitte?«

»Ja. Will ihn an irgend so eine Gruppe von intelligenten Gasbeuteln verhökern. Ein Skandal, was? Na ja, manche Typen tun eben alles, um sich bei den Aliens anzuschmeißen. Oh - tut mir leid, ich meinte das natürlich nicht beleidigend ...« Er gab Lindsay den Blick und merkte, daß dieser nicht beleidigt war. »Das wird sich aber totlaufen. Gesandtschaften von den Außerirdischen bringen nie was Brauchbares. Aber glücklicherweise scheinen die Aliens insgesamt über mehr Vernunft zu verfügen als wir - mit einer möglichen Ausnahme, nämlich den Investoren. Investoren, ha wirklich! Die sind nichts weiter als eine interstellare ansteckende' Seuche, gräßliche neugierige Schnüffler ... Wenn sich hier Aliens en masse einfinden sollten, dann - das schwör ich -, dann werde ich diese Republik mit der undurchlässigsten Schutzquarantäne völlig abschirmen, die es außer einer Sitzung des Ring Councils überhaupt gibt. Ich werde abwarten, bis sich die Gesellschaft völlig desintregiert hat. Natürlich werde ich bis dahin ausgeblichen sein, aber die Lokalbevölkerung kann dann vorpreschen und die Trümmer aufsammeln. Und dann werden sie nämlich begreifen, daß mein kleines Wildreservat hier alles in allem doch eine sinnvolle Sache war.«

»Verstehe. Du willst also ein paar Spielkarten für die Menschheit im Ärmel behalten. Neville, du warst schon immer ein kluger Spieler.«

Der Shaper sah erfreut aus. Er nieste lauthals, und der erschrockene Kater katapultierte sich von seinem Schoß quer über den Schreibtisch, wo er Papiere zerfetzte. »Tut mir sehr leid«, sagte Pongpianskul. »Staubmilben und Katzenhaare ... ich habe mich nie so recht daran gewöhnen können.«

»Ich wollte eigentlich um einen Gefallen bitten«, sagte Lindsay. »Ich werde zum Czarina-Kluster abreisen, und ich würde gern einen deiner Bürger mitnehmen.«

»Ach, jemanden, der einen ›Sterbetrip in die Welt‹ machen will? In Dembowska hast du doch sowas immer recht gut und diskret erledigt. Einverstanden.«

»Nein. Es ist ein Jungmensch.«

»Kommt nicht in Frage. Wäre ein entsetzlicher Präzedenzfall. Moment mal, warte! Ist es etwa Abélard Gomez?«

»Genau der ist es.«

»Aha. Ich begreife. Der Kleine beunruhigt mich. Er hat Constantine-Blut, wußtest du das? Ich habe die lokale Genentwicklung beständig genau überwacht. Bei dieser Gen-Linie taucht Genialität immer wie ein Fehlwurf der Würfel auf.«

»Also würde ich dir ja sozusagen geradezu einen Gefallen erweisen.«

»Ja. Vermutlich. Es wird mir schmerzlich sein, wenn du uns verläßt, Abélard, aber leider wärst du wegen deines momentanen ideologischen Klischees von unerwünschtem und schlechtem Einfluß hier. Du giltst nämlich hier als ein ›Held der Kultur‹, mußt du wissen.«

»Ach, die alten Träume habe ich längst hinter mir. Ich habe meine Energie, meine Kraft zurück... und im Czarina-Kluster schwebt ein ganz neuer Traum herum. Und selbst wenn ich persönlich daran nicht mehr glauben kann, so kann ich doch denen helfen, die es tun.« Lindsay stand auf und entfernte sich behutsam, während der Kater Interesse für seine Fußknöchel zeigte.

»Viel Glück mit der Mäuserei, Neville.«

»Glück - dir auch, Abélard.«