Kapitel 30
Er ist schön im morgendlichen Sonnenlicht.
Schön scheint mir ein komisches Wort für einen Jungen, aber es passt. Der Lichtstrahl, der durchs Fenster fällt, bringt die Spitzen seiner Wimpern zum Glühen, und trotz der lila Prellung unter seinem Auge sieht er ohne seine Brille jungenhaft aus.
Er wacht langsam auf und lächelt, als er merkt, dass ich ihn beobachte. »Ich hatte ein bisschen Angst, es wäre nur ein Traum gewesen«, sagt er mit rauer Stimme.
Wir müssen beide total erschöpft gewesen sein, denn es ist fast elf. Ich würde gern liegen bleiben – den ganzen Tag zusammen eingeschlossen verbringen, nur mit einer Dusche und einem Bett –, aber weil wir es geschafft haben, meinen Verfolgern ganze zwölf Stunden zu entkommen, wollen wir beide möglichst schnell wieder los und ihnen einen Schritt voraus bleiben.
Vor allem, weil wir heute zurück nach Camden wollen.
Ich schultere meinen Rucksack, während Benson sich die Tagebücher schnappt, doch als wir das Zimmer verlassen, steuert Benson nach rechts, statt nach links, weg von dem Hotel, in dem wir gestern Abend eigentlich ein Zimmer gemietet hatten. Wo immer noch Reese’ Auto geparkt ist.
»Wo willst du hin?«, frage ich.
»Uns ein Auto besorgen«, sagt er mit demselben grimmigen Blick, den er hatte, nachdem er überfallen wurde. Als sei gerade etwas Schlimmes passiert und es käme etwas noch Schlimmeres.
Ich verstehe nicht, warum er so zögerlich wirkt, bis er sich nach beiden Seiten umschaut und sich neben einem dunkelgrünen Honda herunterbeugt und an dem Schloss herumfummelt. »Klaust du dieses Auto?«, frage ich entsetzt.
Er zögert, dann blickt er zu mir auf. »Ich würde eine Menge illegale Dinge tun, um dich vor Gefahren zu bewahren, Tave«, sagt er mit einer Eindringlichkeit, die mich bis in die Zehenspitzen wärmt. »Sei einfach froh, dass das hier keinem wehtut.«
Ich versuche, so zu tun, als leistete ich keine Beihilfe zu einem Verbrechen – noch einem Verbrechen –, als ich auf der Beifahrerseite einsteige. Benson zögert, dann wendet er und fährt um das Gebäude herum zum Holiday Inn. »Ich will nur mal schauen.«
Es ist nicht zu übersehen.
Vier Polizeiautos und ein Feuerwehrwagen stehen mit Blaulicht um unser ehemaliges Hotelzimmer herum. Mein Blick geht sofort zu dem schwarzen Rauch, der von dem verkohlten Stück Metall aufsteigt, das einmal der BMW war. Ein Feuerwehrmann begießt ihn mit einem schwachen Wasserstrom, und ich brauche eine Sekunde, bis ich erkenne, dass das Auto auf dem Dach liegt.
Ich reiße den Blick los und drehe mich auf dem Sitz, um das Hotelzimmer zu sehen, in dem wir fast geschlafen hätten. Die Tür liegt in mehreren Stücken auf dem Weg und zersplittertes Glas von dem großen Vorderfenster bedeckt den Boden. Die Vorhänge hängen zerschlissen links und rechts von dem leeren Fensterrahmen, und ich kann gerade noch die Matratze ausmachen, die an der Wand lehnt, und den umgekippten Fernseher.
»Schau nicht mehr hin«, sagt Benson, und ich richte den Blick nach vorn.
»Lass uns hier verschwinden«, sage ich, nicht im Geringsten beschämt über das Zittern in meiner Stimme. Ich greife nach seiner Hand und löse den Griff wieder, als mir einfällt, dass es die verletzte ist. Er schenkt mir als Antwort ein schmerzverzerrtes Lächeln.
»Und wohin fahren wir?«, fragt er, als wir uns der Autobahn nähern.
»Das Haus stand am Stadtrand von Camden«, sage ich, nachdem ich trocken geschluckt habe. »In die Richtung.«
Ich weiß jetzt, was Quinn ist – er ist nicht wie die Leute, die mich jagen: die Reduciata, der Sonnenbrillentyp oder Reese und Jay, wer auch immer sie sind – er ist wie ich. Er ist ein Erdgebundener.
Außerdem ist er ein Geist, der mir nichts tun kann. Aber etwas kann er tun. Seit ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, hat er eine gewisse Kontrolle über mich, meine Gefühle. Ich würde nicht sagen, dass er mich direkt dazu zwingen kann, Dinge zu tun, aber es ist beschämend, daran zu denken, wie ich mich von Benson weggeschlichen habe, um ihm in den Wald zu folgen.
In die Dunkelheit.
Alles Mögliche hätte passieren können. Und was am schlimmsten ist – ich wusste es. Und bin trotzdem gegangen.
Doch dieses Hotelzimmer. Das Auto. Ich glaube nicht, dass ich bisher verstanden habe, wie bösartig die Leute sein können, die hinter uns her sind. In der Nacht, in der ich Quinn gefolgt bin, hätte es Benson sein können, der zu einem Klumpen verbrannt wird.
Er wäre gestorben, weil ich ihn verlassen habe.
Als dieser Gedanke in mein Bewusstsein vorgedrungen ist, genügt es nicht mehr, seine Hand zu halten. Ich schlinge meinen Arm um seinen, drücke ihn an meine Brust, den Kopf leicht an seine Schulter gelehnt, während er fährt. Ich muss die Wärme seiner Haut spüren, das Geräusch seines Atems, das entfernte Schlagen seines Herzens. Alles Zeichen, dass er noch lebt.
Dass er noch mir gehört.
Und ich verspreche mir in Gedanken, es niemals zuzulassen, dass diese Leute ihn mir wegnehmen.
Ich wünsche mir einfach, ich hätte eine bessere Vorstellung davon, wer diese Leute sind. Oder zumindest, wer genau die Sache im Hotel abgezogen hat. Leider habe ich mehrere Möglichkeiten. Reese und Jay – aber ich glaube nicht, dass sie so etwas tun würden. Gewalt dieser Art erscheint mir eher das Ding des Sonnenbrillentyps zu sein. Aber für wen arbeitet er? Für die Reduciata? Diese ganze Sache wäre um einiges leichter, wenn ich wüsste, vor wem ich eigentlich davonlaufe.
Wir sind noch ungefähr zwei Kilometer von Camden entfernt, als sich ein Kloß in meinem Magen bildet. Wieder in eine Stadt zu fahren, in der ich schon zweimal war, scheint mir mehr als ein bisschen gefährlich, auch wenn wir nicht genau an denselben Ort gehen. In einer so kleinen Stadt wie Camden ist es kein großer Unterschied, ob ich zu Quinns Haus oder zu seinem Versteck fahre. Wer auch immer uns folgt, er muss wissen, dass wir gestern hier waren, bevor wir zum Holiday Inn weitergefahren sind. Es ist wahrscheinlich, dass derjenige auch von dem ersten Mal weiß, als wir hier gehalten haben. Ich stelle mir vor, wie sie mit gezogenen Waffen auf der Lauer liegen, und es kommt mir nicht sehr unwirklich vor.
»Bereit?«, fragt Benson, als das Ortsschild von Camden in Sicht kommt.
Ich weiß nicht, ob ich mehr Angst davor habe, was da auf uns warten könnte … oder dass nichts sein wird. Kein Haus, keine Antworten, nicht einmal Hinweise. Wenn ich hier keine Antworten finde, bin ich mir nicht sicher, ob wir genug haben, um bis morgen zu überleben. »So bereit es eben geht.«
Nach ein paar Minuten biegen wir in eine Straße außerhalb von Camden ein, und ich spüre, wie sich meine Brust endlich langsam entspannt, als die Gebäude spärlicher werden. Weniger Orte, an denen sich ein Mörder verstecken könnte. Ich hätte gern nur einen Tag, ohne dass jemand versucht, mich umzubringen. Das scheint mir nicht zu viel verlangt.
Wir fahren jetzt auf einer holprigen Landstraße durch einen Wald. »Da müsste bald eine Straße kommen«, sage ich und beuge mich suchend vor.
Benson deutet auf einen kaum noch sichtbaren Feldweg, der von jahrzehntelanger Vernachlässigung spricht, und das Auto verlässt rumpelnd das Straßenpflaster. Er grinst. »Bin froh, dass du keine Serienmörderin bist«, sagt er und beugt sich herüber, um mich mit der Schulter anzustupsen. »Denn das hier wäre ein Superplatz, um eine Leiche loszuwerden.«
Danke für dieses Bild im Kopf, denke ich, obwohl ich weiß, dass er mich mit dieser Bemerkung nur aufheitern wollte. Irgendwie fühlt sich dadurch alles aber nur noch ernster an. Gefährlicher. »Wenigstens haben wir keinen gesehen, der uns verfolgt«, bringe ich als Antwort heraus. Ich kann fühlen, wie das Haus sich uns nähert, nicht umgekehrt. »Es kommt gleich«, sage ich und spähe zwischen die Bäume. Ich entdecke einen Pfad, der fast völlig überwuchert ist und selbst für einen Kleinwagen nicht annähernd breit genug, und weise Benson darauf hin.
»Also zu Fuß weiter?«, fragt er, und ich nicke wortlos. Meine Kehle ist wie eingefroren.
Es ist das komplette Gegenteil von gestern Abend: Die Sonne scheint heute mit voller Kraft und schmilzt den ganzen Schnee, der vor zwei Nächten gefallen ist. Ich würde es gern als gutes Omen sehen, aber eigentlich ist es nur wieder ein Zeichen dafür, wie kaputt die Welt ist.
Der Weg ist matschig und glitschig von nassem Gras, und junge Blätter lassen Wassertröpfchen auf unsere Köpfe fallen, wenn wir sie streifen. Aber wir müssen nicht weit gehen; der Weg endet, wo einmal ein weißer Lattenzaun war, wie ich weiß. Es ist allerdings nichts mehr von ihm übrig.
Vom Zaun oder vom Haus.
Enttäuschung steigt in mir hoch. Es war dumm zu glauben, Quinns Haus sei noch hier und sähe genauso aus wie auf dem Bild. Ich suche mir einen Weg durch Generationen von gefallenem Laub und rufe mir in Erinnerung, dass zwei Jahrhunderte eine lange Zeit sind. Mein Blick folgt dem Weg zum Haus, das unsichtbar ist, abgesehen von der Erinnerung, die sich genauso nach meiner anfühlt wie nach der von Quinn.
Ich trete näher, dorthin, wo das Haus einmal war.
Man sieht jetzt fast nichts mehr – ein unterbrochener Umriss dessen, was vielleicht einmal ein Fundament war, überzogen von grünem Moos. Ein Haufen alter Steine deutet an der Nordseite auf einen Kamin hin, doch es könnte genauso gut ein Steinhaufen sein, den Kinder vor zwanzig Jahren aufgetürmt haben. Meine Zehen finden die Kante einer Steinbarriere, die mehr oder weniger gerade verläuft, und ich folge ihr vorsichtig und hoffe, dass sie mir das Gebäude näherbringt, das hier vor so langer Zeit stand. Erst als sie um die dritte rechtwinklige Ecke führt, bin ich mir sicher, dass dies wirklich das Fundament war.
»Wow«, flüstert Benson, als ich wieder bei ihm bin und er zum selben Ergebnis kommt. »Das ist es wirklich.«
Das ist es.
Ich fühle es.
Es ist das Gefühl der Vertrautheit, das ich in Camden erwartet hatte. Und jetzt verstehe ich – es ist nicht die Stadt, es ist hier. Dieser Ort. Hier wollte Quinn mich haben.
Als könne er seinen Namen in meinen Gedanken hören, schwingt Quinns Anwesenheit in mir, erfüllt meine Seele mit einer lautlosen Musik wie die Vibrationen einer riesigen Glocke. Mein Rucksack gleitet mir von den Schultern. Hier, wo ich stehe, war der Hauseingang. Es war kein großes Haus – nicht, dass Häuser damals allgemein groß gewesen wären. Aber groß genug für einen.
Zwei, flüstert es in meinem Kopf, und ich fauche beinahe laut aus Eifersucht, während ich den Gedanken fortschiebe. Warum bin ich eifersüchtig? Ich will Quinn nicht! Er ist nicht einmal real!
Und Benson ist hier. Benson, der sich für mich verprügeln ließ. Der mich letzte Nacht warmgehalten hat.
Ich zwinge meinen Blick zurück zu der Andeutung von Ruinen und stelle mir vor, wie das Haus aussah, soweit ich es nach dem kurzen Blick auf das Gemälde in Quinns Geheimversteck beurteilen kann. Gelb, mit glatter Holzvertäfelung. Zwei Fenster links und rechts von der Tür.
Und Vorhänge. Der Gedanke kommt ungebeten. Rot karierte Baumwollvorhänge.
Das Bild blitzt so lebendig in meinem Kopf auf, dass ich einen Schritt zurücktrete und aufblicke.
Zu einem Haus.
Einem realen Haus.
Nicht wirklich real, erinnere ich mich, während ich über die Vision nach Luft schnappe. Es ist wie Quinn – es sieht echt aus, kann es aber nicht sein.
Wo ich jetzt stehe, war die Eingangsveranda. Sie spannt sich über die ganze Hausbreite und dünne weiße Säulen stützen das Dach. Glitzernde Windspiele wiegen sich in einer sanften Brise.
Windspiele.
Genau wie die, die ich bei Reese und Jay auf die Veranda gehängt habe.
Ich habe sie selbst quer über die Vorderveranda gespannt. Hatte sie vor ein paar Monaten auf einem Flohmarkt in der Stadt gefunden. Reese hatte gelacht und gesagt, ich könne ein Dutzend davon aufhängen, wenn ich wollte.
Also habe ich es getan.
Quinns Haus hatte auch Windspiele.
Jetzt sehe ich schon Verbindungen, wo eigentlich gar keine sind, schelte ich mich selbst. Massenhaft Leute sammeln Windspiele.
Natürlich sehe ich in letzter Zeit eine Menge Dinge, also ist das wahrscheinlich nicht das beste Argument.
Doch als ich zur Haustür schaue, kann ich ein Luftschnappen nicht unterdrücken.
Ein goldenes Dreieck glüht so hell über der Tür, dass man es kaum anschauen kann. Kühn und unübersehbar, könnte hier auch genauso gut wörtlich ausgeschrieben stehen: Dies ist das Haus eines Erdgebundenen.
Die Tür scheint mich zu sich zu winken, lockt mich, und auch wenn ein rationaler Teil meines Verstandes weiß, dass sie nicht echt ist, kann ich nicht widerstehen. Ich trete vor und strecke die Hand aus.
Sie schmilzt direkt durch den Türknauf. Natürlich kann ich ihn nicht berühren. Aber …
Ich beiße die Zähne zusammen und gehe weiter. Ein prickelndes Gefühl knistert über meine Haut, als ich durch die undurchsichtige Tür trete und mich im Haus wiederfinde. Mit offenem Mund schaue ich mich in dem Raum um, erblicke das fröhlich brennende Feuer im Holzofen in der Ecke und die hellgraue Steineinfassung über der Feuerstelle.
Ich lasse meinen Blick in die andere Ecke schweifen und erschrecke, als ich dort eine Frau stehen sehe. Sie wendet mir den Rücken zu, und ich spüre, dass sie summt, auch wenn ich nichts höre. Es kommt mir vor, als seien alle meine Sinne außer dem Sehsinn gedämpft.
Sie zieht eine Patchworkdecke über ein geschnitztes Himmelbett. Als die Decke liegt, wirft sie ein Kissen in die Luft und schüttelt es zwischen den Händen auf, bevor sie es aufs Kopfende plumpsen lässt.
Ich kann ihr Gesicht nicht sehen, aber ich erkenne den dicken braunen Zopf von dem Bild. Rebecca. Sie müssen zusammen gewohnt haben.
Wieder überspült mich diese deplatzierte, irrationale Eifersucht, und ich schnappe nach Luft. Als habe sie mich gehört, dreht Rebecca sich um.
Ich taumle rückwärts, als ich ihr Gesicht sehe.
Sie ist ich.
Oder jemand, der genauso aussieht wie ich.
Das ergibt keinen Sinn. Es sei denn, mein verrücktes Gehirn projiziert mich selbst in die Szene …?
Ihr Blick geht ins Nichts – eindeutig wandern ihre Gedanken –, und sie hebt die Hände und berührt etwas um ihren Hals.
Ich sehe eine Halskette, und ein Gefühl, als habe sie sie mir gestohlen, durchfährt mich wie ein Stoß. Am liebsten würde ich die Hand ausstrecken und ihr das schimmernde Silber aus den Fingern reißen. Ich drücke die Fingerknöchel gegen die Zähne und zwinge mich zu bleiben, wo ich bin.
Immer noch schweigend, dreht sich Rebecca zur Tür, und ihre sanften braunen Augen leuchten auf.
Ich zittere und zwinge mich, mich nicht zur Haustür umzudrehen, um zu sehen, wer hereingekommen ist.
Ich weiß, wer es ist.
Quinn.
Ein Hut fliegt an mir vorbei, landet auf dem Bett, und mein Arm prickelt so, dass es sich wie eine Explosion anfühlt, als ich spüre, wie er an mir vorbeigeht und durch meinen Arm streift. Nun ist er in meinem Sichtfeld, und meine Beine zittern, dann geben sie unter mir nach, als jedes Gefühl, das ich in den letzten zwei Tagen zu leugnen versucht habe, hindurchströmt, mich erfüllt, überfließt – so viel, dass meine Haut es nicht halten kann.
Als Nächstes kommt sein Mantel, und ich balle die Fäuste auf den Bodendielen, als er an seinen langen, schlanken Armen heruntergleitet und sich zu dem achtlos hingeworfenen Hut auf dem Bett gesellt.
Quinn streckt die Arme nach Rebecca aus, und sie tritt vor, ihre Körper schmelzen mit einer Richtigkeit zusammen, die ich nicht bestreiten kann. Ein Schrei der Bestürzung steigt in meiner Kehle auf, und ich beiße die Zähne zusammen, um ihn nicht herauszulassen.
Ich höre Benson hinter mir, aber nur undeutlich, wie ein Echo aus einer anderen Welt. Jemand, den ich früher einmal kannte.
Ich sollte mich umdrehen – ich sollte zuhören, doch ich bin auf den quälenden, süßen Schmerz des Anblicks von Quinn konzentriert, wie er eine andere im Arm hält. Er legt die Hand an ihre Wange, sein Daumen zeichnet ihre Kinnpartie nach. Ich hebe die Hand zu meinem eigenen Gesicht, als könne ich diese Hände zwingen, mich statt sie zu berühren.
Mein Herz rast, dann wird es plötzlich langsamer, und jeder Atemzug ist so anstrengend, dass ich überlege, ob die Pein oder die Verzückung mich zuerst umbringen wird – ich bin mir sicher, eines davon wird es sein. Viel länger werde ich es nicht mehr aushalten.
Gerade, als mir klar wird, dass die Pein gewinnen wird, habe ich ein Gefühl, als werde meine Seele aus dem Körper gerissen, und dann blicke ich auf mich selbst hinab.
Aber nur einen Augenblick lang.
Ich komme an.
Komme an einem vertrauten Ort an.
Ich bin zu Hause.
Wo ich hingehöre.
Kühles Metall liegt schwer auf meiner Brust und mein Blick hebt sich und trifft auf einen Oberkörper in einem weißen Hemd. Beharrliche Finger heben mein Kinn an, um warmen Lippen zu begegnen, während ein Arm mich näher zieht.
Natürlich. Mein Verstand sieht es, bevor ich selbst es erkenne, und mein Herz beeilt sich, ihn einzuholen.
Er hält diese Frau im Arm.
Er liebkost Rebecca.
Er küsst mich.