8. Kapitel
Die Vorräte gingen allmählich zur Neige – Lebensmittel für ihn selbst, Futter und Salz für die Tiere, die noch auf der Farm zurückgeblieben waren. Schon seit Wochen gab es keine Elektrizität mehr, und er wollte die Petroleumlampe möglichst wenig benützen. Brock überlegte sich, daß er die Fahrt in die Stadt nicht länger aufschieben konnte.
»Du bleibst hier, Joe«, sagte er. »Ich komme so schnell wie möglich wieder zurück.«
Der Hund nickte – diese menschliche Geste wirkte fast unheimlich. Er hatte rasch Englisch gelernt; Brock unterhielt sich oft mit ihm und hatte sogar begonnen, ihn systematisch weiterzubilden. »Nimm dich in acht, Joe«, fügte er noch hinzu und zeigte dabei auf den Wald hinter der Farm.
Er füllte den Tank des grünen Lieferwagens mit Benzin, setzte sich hinter das Steuer und fuhr auf die Straße hinaus. Während er in den trüben Tag hineinrollte, fiel ihm auf, wie verlassen die Landschaft zu beiden Seiten der Straße wirkte. Wie lange war die Veränderung schon her – zwei Monate? Vielleicht war die Stadt unterdessen schon völlig menschenleer.
Brock bog auf die asphaltierte Straße ab und trat das Gaspedal ganz nach unten. Er war nicht sehr von der Aussicht begeistert, mit anderen Menschen zusammenzutreffen, und wollte den Besuch so kurz wie möglich machen. Sein Aufenthalt auf der Farm war bisher sehr friedlich verlaufen – selbstverständlich mußte er hart arbeiten, aber wenn er nichts mehr zu tun hatte oder einfach müde war, konnte er in Ruhe nachdenken, um die Grenzen seines neuen Verstandes abzustecken, der vermutlich die gleichen Fähigkeiten besaß, die Brock vor der allgemeinen Veränderung zu einem Genie gemacht hätten. Er hatte sich mit diesem Einsiedlerdasein abgefunden – es gab bestimmt schlimmere Schicksale – und sah dem erneuten Zusammentreffen mit der Welt keineswegs begeistert entgegen.
Der grüne Lieferwagen rollte an den ersten Häusern vorbei, fuhr über die Brücke und erreichte wenig später die Stadtmitte. Auf den Straßen war kein Mensch zu sehen, aber die Häuser schienen noch bewohnt zu sein. Fast alle Geschäfte waren geschlossen und hatten die Schaufenster mit Brettern vernagelt.
Brock parkte vor dem größten Supermarkt der Stadt, der allerdings kaum noch Ähnlichkeit mit einem Laden hatte. Die Regale waren noch immer mit Waren aller Art gefüllt, aber die Preisschilder fehlten und der Mann am Ausgang sah nicht wie ein Verkäufer aus. Er saß hinter dem Ladentisch und hatte den Kopf in die Hände gestützt, als denke er nach.
Brock ging zu ihm hinüber und ärgerte sich dabei, daß seine genagelten Stiefel auf den Fliesen so laut waren. »Äh ... entschuldigen Sie«, sagte er leise.
Der Mann hob den Kopf. Er schien sein Gegenüber erkannt zu haben, denn er lächelte kurz. »Oh, hallo, Archie«, sagte er betont langsam. »Wie geht es denn?«
»Gut, danke.« Brock sah zu Boden und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Ich ... nun, ich bin gekommen, um ein paar Sachen zu kaufen.«
»Oh?« Der andere runzelte erstaunt die Stirn. »Tut mir leid, aber unsere Wirtschaft basiert nicht mehr auf einem Währungssystem.«
»Nun, ich ...« Brock hob den Kopf und zwang sich dazu, dem anderen in die Augen zu sehen. »Ja, das sehe ich. Die Regierung ist völlig zusammengebrochen, nicht wahr?«
»Nicht völlig. Sie spielt einfach keine Rolle mehr, das ist alles.« Der Mann schüttelte den Kopf. »Wir haben hier zu Anfang einige Schwierigkeiten gehabt, aber dann haben wir alles auf einer rationalen Basis reorganisiert. Jetzt funktioniert die Sache ziemlich reibungslos. Selbstverständlich fehlen uns die Waren, die wir früher von außerhalb bezogen haben, aber notfalls können wir bis in alle Ewigkeit auf diese Weise existieren.«
»In einer ... sozialistischen Gesellschaft?«
»Nein, Archie, das ist kaum die richtige Bezeichnung dafür«, sagte der Mann. »Schließlich beruht auch der Sozialismus noch auf dem Begriff des Eigentums. Aber was bedeutet es eigentlich wirklich, eine Sache zu besitzen? Es bedeutet nur, daß man damit tun und lassen kann, was einem gefällt. Nach dieser Definition zu urteilen, hat es früher auf der Welt sehr wenig echte Besitztümer gegeben. Das ganze Problem war eher eine Frage geeigneter Symbolismen. Ein Mann sagte sich: ›Das ist meine Heimat, dieses Stück Land gehört mir.‹ Dann fühlte er sich stark und sicher, denn ›mein‹ und ›mir‹ waren Symbole für diesen Zustand, auf die er reagierte.
Aber wir haben diesen Selbstbetrug durchschaut. Früher hat er einen bestimmten Zweck erfüllt, denn er hat Selbstachtung und emotionelles Gleichgewicht erzeugt, aber wir sind nicht mehr auf Behelfe dieser Art angewiesen. Es gibt keinen vernünftigen Grund mehr, sich an ein bestimmtes Stück Boden zu klammern, wenn dessen wirtschaftliche Funktion auf andere Weise einfacher und besser erreicht werden kann. Deshalb sind die meisten Farmer aus der Umgebung in die Stadt gezogen und wohnen jetzt hier in den leerstehenden Häusern der Leute, die es für richtig gehalten haben, unsere Stadt ganz zu verlassen.«
»Bearbeiten Sie das Land gemeinsam?«
»Das ist kaum der richtige Ausdruck dafür. Unsere technisch Interessierten haben bereits begonnen, Maschinen zu bauen, die uns diese Arbeit in Zukunft abnehmen werden. Es ist wirklich erstaunlich, was man mit einem Motor und ein bißchen Schrott anfangen kann, wenn man intelligent genug ist, das Zeug richtig zusammenzusetzen.
Wir haben zumindest vorläufig den idealen Lebensstil gefunden. Die Leute, die damit nicht einverstanden waren, sind fortgezogen, während die Zurückgebliebenen hauptsächlich damit beschäftigt sind, neue soziale Reformen zu entwickeln, die zu unseren neuen Persönlichkeiten passen. Wir führen hier ein sehr ruhiges und ausgeglichenes Leben.«
»Aber was tun Sie wirklich?«
»Tut mir leid«, antwortete der Mann fast verlegen, »aber das kann ich Ihnen nicht erklären.«
Brock sah wieder zu Boden. »Schön«, sagte er schließlich mit seltsam heiserer Stimme, »ich bin auf Rossmans Farm ganz allein und habe bald keine Vorräte mehr. Ich brauche außerdem Hilfe bei der Ernte und so weiter. Wie steht es damit?«
»Wenn Sie unserer Gesellschaft beitreten wollen, findet sich bestimmt ein Platz.«
»Nein, ich möchte nur ...«
»Ich rate Ihnen dringend, sich uns anzuschließen, Archie. Sie brauchen den Rückhalt, den nur eine größere Gemeinschaft bieten kann. Dort draußen bei Ihnen ist es nicht mehr sicher.
Während der Veränderung war hier ein Zirkus, aus dem einige Tiere entkommen sind.«
Brock zog die Augenbrauen in die Höhe. »Das muß interessant gewesen sein«, sagte er langsam.
»Richtig.« Der Mann lächelte kurz. »Wir wußten zunächst nichts davon, weil wir zu sehr mit unseren eigenen Problemen beschäftigt waren. Einige Wochen lang hat sich ein Tiger in der Umgebung der Stadt aufgehalten. Wir haben ihn nicht vertrieben, sondern er war eines Tages verschwunden. Wohin? Und die Elefanten ... Nein, bei Ihnen draußen ist es nicht mehr sicher genug, Archie.« Er machte eine Pause. »Außerdem müssen Sie auf diese Weise körperlich hart arbeiten. Schließen Sie sich lieber unserer Gemeinschaft an.«
»Ich denke nicht daran!« antwortete Brock aufgebracht. »Ich brauche nur etwas Hilfe. Sie bekommen dafür einen Teil der Ernte. Mit Ihren wunderbaren neuen Maschinen muß das doch eine Kleinigkeit für Sie sein.«
»Darüber müssen Sie mit den anderen sprechen«, antwortete der Mann, »ich kann nicht allein über die Aufnahme neuer Mitglieder oder ähnliche Fragen entscheiden. Dafür ist unsere Ratsversammlung zuständig. Aber ich fürchte, daß Sie entweder zustimmen oder ablehnen müssen, Archie. Wir belästigen Sie nicht, wenn Sie keinen Wert darauf legen, aber Sie dürfen andererseits auch nicht erwarten, daß wir Wohltätigkeit praktizieren. Das ist ebenfalls ein überflüssig gewordenes Symbol. Wenn Sie sich uns anschließen wollen, schaffen wir gern eine Funktion für Sie.«
»Ich kann also als Haustier leben, das die ihm übertragenen Arbeiten willig ausführt, oder als Tier in freier Wildbahn, das unbeachtet bleibt«, stellte Brock fest. »Und das nur zu meinem Besten, wie?« Er drehte sich auf dem Absatz um. »Unter solchen Bedingungen bleibe ich wirklich lieber allein auf der Farm!«
Er zitterte, als er den Laden verließ und in den Lieferwagen stieg. Das Schlimmste an der ganzen Sache war eigentlich, daß der Mann im Grunde genommen recht hatte. Er konnte sich bestimmt nie wieder mit seinem früheren Status abfinden, der zum größten Teil auf dem guten Willen der anderen basierte. Früher hatte er sich nicht weiter daran gestört, weil er nicht sonderlich intelligent gewesen war, um es mild auszudrücken; er hatte nie gemerkt, was für ein Leben er eigentlich führte.
Aber jetzt wäre er sich dessen klar bewußt, und die Abhängigkeit würde ihm das Dasein zur Hölle machen.
Der Motor heulte auf, als der Wagen anfuhr. Er würde ohne die Hilfe der anderen auskommen; der Teufel sollte ihn holen, wenn er das nicht schaffte. Er durfte kein halbwegs gezähmter Bettler sein und wollte kein Haustier werden – folglich mußte er wie ein wildes Tier für sich allein sorgen.
Er raste rücksichtslos die Straße entlang, die zur Farm führte. Unterwegs beobachtete er auf einer Wiese eine riesige Maschine, die das Gras mähte, trocknete und zu Ballen preßte, wobei sie von einem einzigen Mann bedient wurde, der einen ziemlich gelangweilten Eindruck machte. Wahrscheinlich würde er von einem Roboter abgelöst werden, sobald die Leute in der Stadt das richtige Material zur Verfügung hatten. Aber was machte das schon aus? Er hatte schließlich noch immer zwei kräftige Hände, die das Zupacken gewöhnt waren.
Etwa zwei Kilometer weiter reichte der Wald an einer Stelle fast bis an die Straße. Brock bildete sich ein, dort einen grauen Schatten gesehen zu haben, der sich lautlos in das Innere des Waldes zurückzog. Aber vielleicht hatte er sich auch getäuscht.
Er fuhr jetzt langsamer, weil er damit beschäftigt war, seine Zukunftsaussichten zu berechnen. Von den Kühen bekam er Milch, Butter und vielleicht sogar Käse. Die wenigen Hühner, die er wieder eingefangen hatte, würden Eier liefern. Ab und zu konnte er ein Schaf schlachten – nein, vielleicht war es doch besser, wenn er statt dessen Jagd auf die verdammten Schweine machte? –, dann hatte er wieder für einige Zeit Fleisch; zu der Farm gehörte auch ein Räucherhaus. Er konnte genügend Weizen, Mais und Heu einbringen – Tom und Jerry mußten eben arbeiten! –, um den Winter überstehen zu können; wenn er eine Art Mühle konstruierte, konnte er Mehl mahlen und selbst Brot backen. Er hatte mehr als genug Kleidungsstücke, Schuhe und Werkzeuge. Salz war sein größtes Problem, aber er würde sich irgendwie welches beschaffen. Selbstverständlich mußte er Benzin sparen und möglichst viel Holz für den Winter einlagern, aber irgendwie würde er es schon schaffen.
Diese Aufgabe erschreckte ihn plötzlich fast. Ein einzelner Mann! Ein Paar Hände! Aber er wußte, daß er trotzdem Erfolg haben würde, denn schließlich bestand die Geschichte der Menschheit schon seit undenklichen Zeiten aus solchen Pioniertaten. Wenn er sich mit einem niedrigeren Lebensstandard zufrieden gab und eine Zeitlang weniger abwechslungsreich aß, befand er sich noch lange nicht in Lebensgefahr.
Und er verfügte über einen Intellekt, der vor der Veränderung fast genial gewesen wäre. Vorhin hatte er diesen Verstand bereits eingesetzt: Er war sich darüber im klaren, welche Arbeiten bevorstanden, und hatte bereits überlegt, welche Maschinen ihm das Überleben ermöglichen würden. Er wußte, daß er der Aufgabe gewachsen war.
Als er in den Hof einfuhr, hörte er bereits den unglaublichen Lärm – Grunzen, Quietschen, Brüllen und zersplitterndes Holz. Der Wagen schleuderte, als er unwillkürlich zusammenzuckte und dabei das Lenkrad losließ. Die Schweine, dachte er. Sie haben beobachtet, daß ich fortgefahren bin, und sind ...
Die Schweine rasten im Hof durcheinander und vollführten dabei einen unglaublichen Lärm. Sie hatten das Scheunentor aufgebrochen und schleppten Getreidesäcke heraus, rissen sie auf, wälzten sich darin und zerrten sie in Richtung auf den Wald davon. In ihrer Mitte stand ein Bulle, der irgendwo entkommen sein mußte; er schnaubte wütend, als er den Mann in dem Wagen sah. Die Kühe hatten den Weidezaun niedergetrampelt und standen jetzt in seiner Nähe. Zwei tote Schafe lagen mitten auf dem Hof, die übrigen schienen rechtzeitig geflohen zu sein. Und Joe ...
»Joe!« rief Brock. »Wo steckst du?«
Der alte Eber hob den Kopf und grunzte. Brock fuhr geradewegs auf ihn zu. Der Eber wich aus, und der Lieferwagen kam vor der Scheune zum Stehen. Die Schweine kamen sofort heran, warfen sich gegen die Räder und die Seiten des Fahrzeugs und wollten es umstürzen. Der Bulle senkte den Kopf und schnaubte.
Joe kläffte vom Dach des Hühnerstalls aus. Er blutete aus einigen Wunden, hatte es aber irgendwie geschafft, das Dach zu erklettern und sich dort oben in Sicherheit zu bringen.
Brock wendete und fuhr quer über den Hof auf die Schweine zu. Sie wichen rasch aus, und er konnte den Wagen auf dieser kurzen Strecke nicht genügend beschleunigen, um sie ernstlich zu treffen. Dann griff der Bulle an.
Brock hatte nicht mehr genug Zeit, um sich zu fürchten, aber er sah den Tod vor Augen. Er fuhr eine enge Kurve, so daß der Bulle frontal mit dem Lieferwagen zusammenprallte. Brock wurde gegen die Windschutzscheibe geschleudert und war einen Augenblick lang völlig benommen. Als er wieder zu Bewußtsein kam, schwankte der Bulle zwar, stand aber noch auf den Beinen, während der Lieferwagen bewegungsunfähig war. Die Schweine schienen zu der gleichen Erkenntnis gekommen zu sein, denn sie umringten jetzt triumphierend den Wagen.
Er stand auf, hob das Sitzpolster in die Höhe und griff in den Werkzeugkasten. Der schwere Schraubenschlüssel lag beruhigend massiv in seiner Hand. »Schon gut«, murmelte Brock vor sich hin, »kommt nur her ...«
Am Waldrand tauchte ein riesiger grauer Schatten auf. Der Bulle schüttelte den Kopf und schnaubte dabei. Die Schweine ließen einen Augenblick lang von dem Lieferwagen ab. Jetzt herrschte plötzlich Stille.
Der Schuß aus der Schrotflinte kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Der alte Eber raste plötzlich quiekend über den Hof. Der zweite Schuß traf den Bullen, der sich herumwarf und hinter der Scheune verschwand.
Ein Elefant, stellte Brock verblüfft fest, ein Elefant ist mir zu Hilfe gekommen ...
Die große graue Gestalt bewegte sich langsam auf die Schweine zu, die unentschlossen durcheinanderliefen. Der alte Eber brach tot zusammen. Dann rollte der Elefant seinen Rüssel ein und setzte sich schwerfällig in Trab. Die Schweine stoben nach allen Seiten auseinander.
Brock saß eine Minute lang an seinem Platz und zitterte so heftig, daß er sich kaum bewegen konnte. Als er endlich aus dem Führerhaus des Lieferwagens kletterte, war der Elefant bereits an den Heustock gegangen und stopfte sich dort große Bündel Heu in den Schlund. Und vor dem Wagen hockten zwei kleine haarige Gestalten auf dem Boden.
Joe bellte schwach und kam zu seinem Herrn gehumpelt. »Ruhig, Junge«, murmelte Brock. Er schwankte leicht, während er den Schimpansen anstarrte, der die Schrotflinte in der Hand hielt.
»Okay«, sagte er schließlich und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Okay, du bist im Augenblick der Boß. Was wollt ihr?«
Der Schimpanse starrte ihn lange an. Brock sah, daß er ein Männchen und ein Weibchen vor sich hatte, und erinnerte sich daran, irgendwo gelesen zu haben, daß tropische Affen dieser Art das Klima im Norden nicht sonderlich gut vertrugen. Sie mußten aus dem Zirkus geflohen sein, von dem der Mann ihm erzählt hatte; sie mußten sich die Flinte irgendwie verschafft haben und dann den Elefanten ... hatten sie ihn dazu gezwungen – oder hatten sie eine Vereinbarung mit ihm geschlossen? Und jetzt ...
Der Schimpanse zitterte sichtlich. Dann legte er sehr langsam die Flinte beiseite, wobei er den Mann aufmerksam beobachtete, ging auf Brock zu und zog ihn am Jackenärmel.
»Verstehst du mich?« fragte der Mann. Er war zu müde, um zu erfassen, wie phantastisch diese Szene eigentlich war. »Verstehst du, was ich sage?«
Er bekam keine Antwort, aber der Affe zog weiter an seiner Jacke – nicht sehr stark, aber trotzdem hartnäckig. Dann zeigte er nacheinander auf die Jacke, auf sich und seine Gefährtin.
»Schön«, sagte Brock langsam, »ich verstehe dich auch so. Ihr habt Angst und braucht die Hilfe eines Menschen, aber ihr wollt nicht wieder in einen Käfig zurück. Stimmt das?«
Keine Antwort. Aber der Ausdruck in den Augen des Tieres war beredt genug.
»Ihr habt mir wirklich einen großen Gefallen getan«, stellte Brock fest. »Und jetzt laßt ihr mich leben, obwohl ihr mich hättet umbringen können.« Er holte tief Luft. »Und Gott weiß, daß ich hier Hilfe brauchen kann. Ihr beide und der Elefant seid vielleicht genau das, was ich brauche. Und ... und ... Okay, einverstanden.«
Er zog sich die Jacke aus und gab sie dem Schimpansen. Sie paßte nicht sehr gut, und Brock mußte lachen.
Dann richtete er sich wieder auf. »Schön, jetzt sind wir alle wilde Tiere – und die Farm ist unsere Arche Noah. Habe ich recht? Kommt mit, wir gehen in das Haus und essen.«