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10 Tipps
für den richtigen Umgang mit
Journalisten
In
diesem Kapitel
Die Macht der Bilder
Auf den Punkt kommen
Sei nett!
Zur rechten Zeit
Aktualität zählt! Der Spruch »Nichts ist älter als die Zeitung von gestern« gilt natürlich genauso für die Themen, die Sie unter die Leute bringen wollen. Fragen Sie sich also, bevor Sie Ihre Pressemitteilung abfassen wollen, ob das Thema und der Text überhaupt aktuell sind und für wen sie von Interesse sein könnten.
Zitieren Sie
Namen sind Nachrichten! Das ist eines jener ungeschriebenen Gesetze in der Journaille. Neben einer sachlichen Darstellung von Fakten gehören zu jeder Meldung nicht nur Namen, sondern auch Zitate. So wie das Salz zur Suppe gehört, wird jede Meldung mit Namen und Zitaten erst richtig lebendig.
Bilder
Bilder sagen mehr als tausend Worte! – Gähn, es tut mir ja aufrichtig leid, dass ich Sie mit diesen Plattitüden langweile, aber so ist es nun einmal. Man kann die Grundfesten des Journalismus nicht neu erfinden, nicht einmal in so einem Für-Dummies-Buch. Jedenfalls stimmt der Satz ganz genau: Bilder, Illustrationen, Fotos, Schaubilder, Schemazeichnungen etc. erhöhen den Informationsgehalt des geschriebenen Wortes. Fügen Sie also Ihrer Presseaussendung reprofähiges Bildmaterial bei.
In der Kürze liegt die Würze
Fasse dich kurz! Eigentlich war diese Aufforderung in Deutschland von den 1930er bis in die 1970er Jahre neben nahezu allen öffentlichen Fernsprechern angebracht.
Die unübersehbar neben den Telefonen platzierten Emailleschilder mit roter Aufschrift wurden für notwendig gehalten, da es noch keinen Zeittakt für Ortsgespräche gab (Ferngespräche konnten von Telefonzellen aus bis in die 1960er Jahre nicht geführt werden). Das Gespräch konnte daher nach Einwurf des notwendigen Betrags in den Münzfernsprecher beliebig ausgedehnt werden.
Auf den Journalismus und den Pressearbeiter lässt sich die Regel »Fasse dich kurz« eins zu eins übertragen. Pressetexte, die in epischer Breite abgefasst sind, landen überdurchschnittlich oft direkt in der Ablage »P«.
Leben und leben lassen
Weniger ist mehr! Überfordern Sie Ihre Partner in den Redaktionen nicht. Jeden Tag ein Anruf und dreimal wöchentlich eine Pressemitteilung lassen an der Seriosität Ihrer Institution und Ihrer Arbeit zweifeln. Vertrauensvolle Zusammenarbeit fängt damit an, dass Sie die Arbeitsweise Ihres Gegenübers kennen und verstehen (siehe Kapitel 4) und nicht einfach blind aus der Pressemitteilungskanone ballern.
Sei freundlich ...
Niemals drohen! Journalisten sind immun gegen den potenziellen Entzug von Anzeigenaufträgen. Auch die Drohung mit juristischen Schritten, einer Gegendarstellung oder der Anrufung des Presserates hinterlässt keinen Eindruck, sondern verschlechtert die Chancen, künftig mit eigenen Themen bei diesem Blatt landen zu können. – Und sagen Sie hinterher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt!
... aber zäh
Am Ball bleiben! Journalisten müssen bei ihrer Arbeit Prioritäten setzen. Helfen Sie ihnen dabei, indem Sie gelegentlich auf Ihre Themen hinweisen. Schafft es eine Meldung nichts ins Blatt, so seien Sie nicht sauer oder eingeschnappt. Sehen Sie es vielmehr als Ansporn für’s nächste Mal. Aber nie nachtragend sein!
Nichtwissen schadet!
Mit Fragen rechnen! Das wichtigste Arbeitsmittel des Journalisten sind (unangenehme) Fragen. Seien Sie darauf vorbereitet. Wer sich schon vorher mit potenziellen Fragestellungen auseinander setzt, den kann so leicht nichts überraschen. Als Pressearbeiter sind Sie erste Anlaufstelle für den Journalisten, und wenn Sie erst einmal ausweichen »Da muss ich mich schlau machen«, haben Sie Ihre Chance vertan.
Sei fair
Journalisten sind Partner! Hofieren Sie Ihre Partner, und bevorzugen Sie niemanden. Das kommt irgendwann sowieso raus und bringt Ihnen Minuspunkte bei den anderen ein. Behandeln Sie auch Journalisten von »zweitklassigen« Blättern immer »erstklassig«. Das kostet Sie überhaupt nichts, zahlt sich aber für Ihre Institution aus.
Der späte Vogel fängt den Wurm
Journalisten leben in einer anderen Zeit! Ja, wirklich. Wenn Sie einmal Gelegenheit zu einem Volontariat bei einer Zeitung haben, nutzen Sie sie. Bis der erste Andruck beginnt, kann es spät werden. Und auch danach werden noch Meldungen ausgetauscht. Für den Journalisten kann es also abends spät werden. Demzufolge kommt er morgens nicht gleich um 8 oder 9 Uhr in die Redaktion. Wegen der Montagsausgabe muss er auch sonntags arbeiten, und der Samstag ist ihm als freier Tag heilig. Respektieren Sie die spezielle Zeiteinteilung der Journalisten.
Fast hätte ich’s vergessen
...
Die Kabarettisten Dieter Hildebrandt und Roger Willemsen sprechen in ihrem Bühnenprogramm »Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort – Die Weltgeschichte der Lüge« von einem »10-Phasen-Reiniger des Dementis«. Diese zehn Stufen des Dementis sind ohne Weiteres auf die Tätigkeit des Pressearbeiters übertragbar und sollen daher ohne weiteren Kommentar erwähnt werden.
1. Knallhartes Leugnen
2. Windelweiches Leugnen
3. Eingeschränktes Einräumen
4. Verlagerte Schuldzuweisung
5. Erweiterte Unschuldserklärung
6. Radikalisierte Unschuldserklärung
7. Personelle Entlastung (antik-tragisch)
8. Personelle Entlastung (modern-psychologisch)
9. Beharrungsethik
10. Exkulpation