17. Kapitel
Einige Monate später.
Isolde war mit dem Farmer handelseinig geworden und hatte das für kanadische Verhältnisse beschauliche Gehöft einschließlich 30 Rindern gekauft. Nun stand der Umzug nach Kanada bevor. Isolde und Herr Frisch begaben sich tatendurstig an die Arbeit. Beim Auseinanderbauen von Isoldes Bett, stieß Frisch auf eine zerfledderte Kittelschürze und reichte sie unbeachtet an Isolde weiter. Sie erkannte die Musterung der Schürze, fand den Brief, der noch unbeschadet in der Seitentasche steckte.
Isolde nahm den kleinen Hund auf ihren Arm.
„Ich danke dir“, flüsterte sie ihm ins Ohr. „Jetzt hast du dir einen Namen verdient – du bist ein Held!“
„Hast du was gesagt?“, wollte Thomas wissen.
„Hero - wir werden den Hund Hero nennen!“
„Hero“, wiederholte Frisch lachend, „meinst du, dass er sich diesen Namen wirklich verdient hat?“
„Ja“, sagte Isolde, „den hat er sich verdient.“
Isolde nahm den Brief an sich und steckte ihn schmunzelnd in eine kleine Holzschachtel. Frisch beobachtete sie dabei. Und er nahm Isoldes entrückten Gesichtsausdruck wahr.
„Geheimnisse?“, fragte er und zwinkerte ihr vielsagend zu.
„Nein, ganz gewiss nicht.“
Neugierig geworden stand er auf und blickte erwartungsvoll auf die bereits zugeklappte Schachtel.
„Da ist nichts Wichtiges drin – nur…“
„Was?“
„Ein Relikt … eine Art Reliquie…“
„Der heilige Gral?“, scherzte Herr Frisch.
Nein, eher ein Indiz, dachte Isolde, lächelte und öffnete die Schachtel.
„Du hast ihn aufgehoben?“ Ungläubig blickte Thomas auf den abgeschnittenen Zopf, den Isolde aus der Schachtel entnahm und ihn wie ein seidenes Tuch durch ihre Finger gleiten ließ.
„Gib mal her!“
Frisch begutachtete den Zopf als würde es sich dabei um ein seltenes Fossil handeln.
„Er ist 75 Zentimeter lang“, fügte Isolde hinzu.
„Damit könnte man glattweg jemanden erdrosseln“, stellte Frisch fest. „Hast du ihn gewaschen?“
Isolde nickte, während sie mit hilflosem Erstaunen dabei zusah, wie sich ihr Liebster den Zopf spaßeshalber um den Hals legte, zuzog und dabei eine Grimasse schnitt.
„Das ist nicht … zum Lachen“, stammelte Isolde.
„Spielverderberin. Hier hast du ihn wieder“, sagte Thomas. „Vielleicht kannst du ihn ja noch mal gebrauchen.“
Thomas lächelte.
Isolde nickte.