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Der Prüfstein

Mitte Oktober habe ich die Hälfte der Flüge abbezahlt. Ich und Saidhbh werden an Weihnachten als die ruhmreichen Helden zu Hause ankommen, die wir sind. Ich mit einem richtig echten Job im besten Restaurant Londons. Und sie wieder völlig richtig im Kopf und mit einer riesigen vor Baumbildern überquellenden Mappe unterm Arm. Wann immer es geht, erzähle ich Saidhbh was von Weihnachten, weil das ihre liebste Sache auf der ganzen Welt ist, wie so ein magischer, leuchtender Ort weit weg am Horizont, der aber schon fast in Sichtweite ist und ihr Leben wieder lebenswert macht. Zu Hause hörte man solche Sachen andauernd von den Kaffee-Mams, über irgendeine uralte Schachtel, die so sagt: Oh, wenn ich nur bis zur heiligen Erstkommunion der kleinen Jacintha leben würde, wäre ich Gott dankbar! Und da ist Jacintha noch ein Baby, und alle denken sich insgeheim, dass die alte Schachtel etwas gierig und zu selbstsicher ist, wenn sie glaubt, dass sie noch sieben Jahre am Leben bleibt. Aber tatsächlich schafft sie es bis zum Kommunionstag und ist der unangefochtene Star der Stunde auf allen Familienfotos, vor allem auf dem großen im Fernsehzimmer, wo sich alle um sie versammeln und sie wie eine riesige, kunterbunte Familienblume aussehen, von der sie der graue Kern in der Mitte ist. Sie sitzt auf einer Plastikfolie im Ohrensessel, weil sie sich manchmal in die Hose pinkelt, aber trotzdem lächelt sie wie ein Honigkuchenpferd in sich rein, weil sie es endlich geschafft hat, sie wurde erhört, ist so weit gekommen, bis zu diesem Tag. Und dann, gleich am nächsten Morgen, ist sie tot.

Also ein bisschen so ist Weihnachten jedenfalls für Saidhbh. Alles von vorne bis hinten. Wirklich alles. Mit ihrem Dad nach Oakfield fahren, um bei dem Schlitzohr am Busbahnhof den Baum zu kaufen, dann der Spannungsaufbau mittels Bing-Crosby-Platten und Boney M mit »Boychild« bis zum großen Tag an sich. Sie steht auf alles. Sie liebt die Messe um zehn Uhr morgens, die ganz schnell vergeht, weil alle nur ihren Geschenken zu Hause entgegenfiebern, und sie liebt es, dass die Pfarrer genau wissen, wie die Leute heute drauf sind, und deshalb keine lange Predigt halten, sondern den Mams sagen, sie sollen zurück in ihre Küchen gehen, damit der Truthahn nicht anbrennt, wobei immer alle laut lachen, vor allem die Mams. Und dann die Besuche, eine Million verrückte Autofahrten quer durch Dublin zu den Onkels und Tanten, die dich bis zu deinem achtzehnten Geburtstag immer bei den Erdnussschälchen und 7-Up-Dosen aufspüren, um dich zu drücken und dich zum Dank noch ordentlich abschlabbern. Und dann die Riesenmonstermahlzeit mit allen am Tisch, und die Mams und Tanten kriegen alle anderen dazu, Spiele zu spielen, wie eine richtige Familie, wo man zum Beispiel einen Zettel mit einem Namen drauf an die Stirn geklebt bekommt, und man muss raten, wer man ist, und ich bin dauernd Mutter Teresa, was ein bisschen unfair ist, weil das eine Frau ist und man sie deswegen nicht so wirklich auf dem Schirm hat, es sei denn, sie ist gerade in den Nachrichten, weil sie megaheilig und faltig ist und von verhungernden Kindern übersät.

Und Saidhbh findet den Stephanstag noch besser als Weihnachten, weil da bei der Familie Donohue das weltberühmte Stephanstags-Hoolie stattfindet. Und bei dieser Sause steht die Tür den ganzen Tag lang jedem offen, jedem in Kilcuman und Umgebung und jedem, den sie je in ihrem Leben getroffen haben, alle quetschen sich für ganztägiges Saufen, Kuchen und ein paar heimliche Widerstandslieder in ihr Haus. Und sie gehen erst wieder um vier Uhr morgens, wenn der letzte Tropfen ausgetrunken ist und ihre Stimmen heiser sind und offiziell feststeht, dass das diesjährige donohuesche Stephanstags-Hoolie noch besser war als letztes Jahr.

Also beschreibe ich Saidhbh, wie wir zusammen mit sämtlichen anderen lange verlorenen Kindern aus allen Ecken der Welt durch den Dubliner Flughafen schlendern und uns die Lichter angucken, die uns hunderttausend gälische Willkommensgrüße entgegenblinken. Und dann werden wir von Freunden und Verwandten umarmt und auf den Rücken geklopft, und wir sagen, dass es toll ist, wieder in der guten alten Heimat zu sein, und dann, dass der Flug völlig problemlos über die Bühne gegangen ist, aber der Weg durch den Londoner Verkehr total verrückt war. Und dann quetschen wir uns ins Auto und machen uns auf in Richtung Straße, in Richtung The Rise, nach Hause, und dann halten wir alle mit unseren verrückten Geschichten rund ums Leben in London die ganze Nacht wach und erzählen von den komischen Gestalten und den komischen Sachen, die einem so passieren, wenn man weit weg von der schützenden Umarmung seiner Heimat ist.

Hierüber lächelt Saidhbh. In der letzten Zeit sind die Dinge für sie schlechter denn je gelaufen, also lächelt sie nicht einfach aus Höflichkeit, um meinetwillen. Wir mussten sie zweimal in die Notaufnahme in Paddington bringen, einmal wegen Verdacht auf Herzinfarkt und einmal wegen Alkoholvergiftung. Das mit dem Herzinfarkt war ein Sonntag, und wir saßen rum und sahen uns die ganzen brüllenden englischen Spinner in EastEnders an, als Saidhbh plötzlich ins Zimmer geplatzt kommt und sagt, dass sie ihren Arm nicht mehr spürt und nicht mehr atmen kann. Sie bricht vor uns auf dem Teppich zusammen, ihr Kopf sackt auf den Boden, und sie wird quasi ohnmächtig. Wir alle flippen aus, und Deano sagt, dass sie einen Herzinfarkt hat, und Fiona ruft 999 an, und Tante Grace brüllt, dass Saidhbh zu jung für einen Herzinfarkt ist. Als der Krankenwagen da ist, kann Saidhbh schon wieder atmen und ihren Arm fühlen, aber die sagen, dass sie ihre Vorschriften haben und Saidhbh mit in die Notaufnahme kommen muss, damit sie untersucht und beobachtet werden kann, falls sie einen seltenen genetischen Herzfehler hat, der sie jede Minute das Leben kosten könnte. Wir fahren mit Deanos Auto hinter dem Krankenwagen her und dürfen in den Teil der Notaufnahme mit den Betten und sitzen stumm und ohne ein einziges Wort zu sagen da, während Saidhbhs Monitore fröhlich fünfundzwanzig Minuten lang vor sich hin piepsen, bevor sie sie mit einer einwandfreien Gesundheitsbescheinigung wieder gehen lassen.

Das mit der Alkoholvergiftung war schlimmer, obwohl ich da gerade bei Border Town war. Tante Grace sagte, sie hatte das Gefühl, dass Saidhbh das mit dem vorgetäuschten Herzinfarkt so peinlich gewesen ist, dass sie beschlossen hat, sich umzubringen, um damit fertig zu werden. Nur dass sie sich nicht wirklich umgebracht hat, sondern einfach oben im Zimmer puren Wodka getrunken hat, bis sie nicht mehr bei Bewusstsein war, nur vorher hatte sie noch eine Handvoll Aspirin gemampft, sodass sie ganz schaumig am Mund war und Fiona blass vor Angst wurde und wieder 999 rief. Als Saidhbh diesmal wieder zu sich kam, kicherte sie nur, vielleicht aus Scham. Und als Tante Grace sie anblaffte und sie nach den Aspirin fragte, sagte sie bloß aus Scherz, dass sie von dem ganzen Wodka Kopfschmerzen hatte. Und damit hatte sie das letzte Wort.

Also ist es schön für mich und echt, als sie über die Weihnachtspläne lächelt. Ihre Augen werden irgendwie auch wieder lebendig, und ich merke, dass sie will, dass dieser Traum in Erfüllung geht. Und ich weiß, dass ich ihn in Erfüllung gehen lassen kann. Für sie. Und für uns.

Der Flug geht an Heiligabend, damit die Atmosphäre auch stimmt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein Kamerateam von RTE da sein wird, wenn wir landen. So was kommt immer in den Abendnachrichten, eingefangene Tränen und Umarmungen vom Wiedersehen an diesem Nachmittag. Wir landen um zwei Uhr nachmittags, dem perfekten Zeitpunkt für ein Wiedersehen in Nahaufnahme. Ich habe die Tickets bei einer Inderin namens Gaganadipika, oder einfach Pika, auf der Kilburn High Road gekauft. Sie sagt, dass ihr Name »Leuchte des Himmels« bedeutet, was, wie sie hinzufügt, irgendwie witzig ist, wenn man bedenkt, dass sie ihre Tage damit verbringt, Flugzeugplätze für Leute zu buchen. Pika leitet über einem Teppichgeschäft ein Reisebüro für Studenten, was bedeutet, dass sie dir billige Flugtickets oder Fährtickets besorgt, wenn du nachweisen kannst, dass du an einer Uni eingeschrieben bist. Und wenn du das nicht kannst, aber irgendwie in studentischem Alter bist, dann saust sie hinterm Schreibtisch rum und zieht ein graues Stück Pappe durch eine heiße Eisenmaschine und pronto bist du plötzlich Student mit deinem ureigenen plastikmäßigen Studentenausweis.

Auf meinen sollte sie Schule der Astralwissenschaften schreiben. Wobei sie dabei etwas mit den Augen gerollt hat. Ich habe ihr gesagt, dass ich alles über die Chakras und die Haralinie lerne, und nickte hoffnungsvoll in dem Gedanken, dass sie ihre Arme weit öffnen und rufen würde: Ah ja, in meinem Land studieren alle so Eso-Peso-Mist, hier, du bekommst die Tickets umsonst. Aber stattdessen guckte sie mich an, als wäre sie leicht gelangweilt, und sagte mir, ich kann die Gesamtsumme von fünfhundert Pfund in wöchentlichen Raten abzahlen.

Zu Hause sind natürlich alle total begeistert von diesen Neuigkeiten. Jedes Mal, wenn Mam bei Tante Grace anruft, will sie, dass ich und Fiona ans Telefon kommen, und sagt, dass wir alle das Haus nicht wiedererkennen werden und sie es kaum abwarten kann, uns die neue Sitzgruppe zu zeigen. Sie sagt, dass Claire und Susan wahre Engel waren, seit wir weggegangen sind, und dass es Dad mit dem Krebs total super geht und sie dafür sorgen wird, dass er uns eine Karte schreibt, wenn er morgen zum Frühstück runterkommt. Und wie immer hält sie Wort, und ein paar Tage später bekommen wir eine auf das neue personalisierte Briefpapier gekritzelte Notiz, in der sie uns sagen, wie sehr sie sich darauf freuen, uns an Weihnachten wiederzusehen.

Das mit dem Briefpapier war Mams Idee. Sie hat es Maura Connell nachgemacht, die gesagt hat, das wäre das Allerneuste. Mauras Karten hatten einen glänzenden Silberrand und verschnörkelte Schrift, aber unsere waren die Billigversion ohne Ränder und ohne Schnörkel, einfach nur Name und Adresse mitten auf einem gelblichen gestärkten Stück Papier. Sie waren dazu gedacht, sich bei Leuten für Einladungen zu Feiern und Zusammenkünften zu bedanken, aber schon bald fing Mam an, sie für Einkaufslisten, Backzutaten und Nachrichten an Dad zu benutzen – damit er seinen Weg vom Kühlschrank zum Herd fand und wusste, was wohin gehörte, wenn sie zufällig grade in der Kirche war.

Dads Nachrichten an mich und Fiona sind total unterschiedlich. Fionas Brief fängt mit »Liebe Fiona …« an. Meiner mit »Na, Scheißkopf …«. Er hat mich schon früher in Briefen Scheißkopf genannt. Aber immer aus Scherz, wie damals, als ich unten beim irischen Sommercamp in Galway war und alles gehasst habe und dringend eine Aufmunterung brauchte. Das war wie ein Insiderwitz zwischen ihm und mir und ein bisschen ruppig und gerade bekloppt genug, um Mam ordentlich auf die Palme zu bringen und zu beweisen, dass er und ich im gleichen Team ruppiger bekloppter Boyos spielten. Aber diesmal wusste er und wusste ich, und er wusste auch, dass ich es wusste, dass es etwas völlig anderes bedeutete. Es lag Verärgerung darin. Und Abneigung. Und unausgesprochene Wut über den heimlichen Grund für seinen Zusammenbruch am Morgen nach dem Debs.

Nach dem Scheißkopf-Intro liefert er einen kurzen Abriss über die Mädchen, dass Claire jetzt zu den besten Blockflötistinnen ihrer Klasse gehört und Susan sich beim Netball-Finale einen Haarriss im Finger geholt hat und Sarah und Siobhan zum letzten Sonntagsessen einen edlen neuen Nachtisch namens Vienetta mitgebracht haben. Der Schluss ist ähnlich lieblos wie der Anfang, weil er schreibt, dass meine Mutter, also Mam, sich sehr darauf freut, mich an Weihnachten zurückzuhaben, und dass er um unser aller willen hofft, dass ich mich um meine »Freundin« Saidhbh kümmere. Er hat mit Dein Vater Matt unterschrieben, nur für den Fall, dass ich denken könnte, Mam oder eines der Mädchen hat den Brief geschrieben.

Gary schickt mir auch eine Karte. Sie sieht aus wie eine leere Geburtstagskarte, hat aber Soft Cell vorne drauf und Goldene-Schallplatten-Aufkleber. Er sagt, dass mittlerweile auf der St. Cormac’s niemand mehr über mich redet, aber dass er meine Mam und seine Mam dabei belauscht hat, als sie gesagt haben, Spits McGee hält mir nächstes Jahr einen Platz in seiner Klasse frei. Gary findet das zum Totlachen und reißt jede Menge Witze darüber, dass ich dieser riesengroße fünfzehnjährige Schwachkopf sein werde, der ganz hinten in einer Klasse voller winziger Dreizehnjähriger sitzt, die noch nicht mal Schamhaare haben. Ich werde der neue Kevin Doyle, schreibt er, der, weil er so doof war, zweimal hintereinander kleben geblieben ist und das Lernen irgendwann aufgegeben und beschlossen hat, stattdessen Leute zu verprügeln und ihnen ihr Geld fürs Mittagessen abzuknöpfen. Natürlich nur, schreibt Gary, wenn du überhaupt wiederkommst! Er sagt, dass er auf RTE 2 eine Sendung über Emigration geguckt hat, wo sie so uralte Dorfdeppen interviewt haben, die in den übelsten Londoner Stadtteilen wohnten. Die Hälfte von denen waren Alkis, und die andere Hälfte hatte schon ’nen Sprung in der Schüssel und lebte mutterseelenallein auf strenger Guinness-und-Käsesandwiches-Diät, aber alle sagten, dass sie sich selbst die immer gleichen Lügen auftischen: Bald komme ich nach Hause! Jede Weihnachten, wenn alle Feierlichkeiten vorüber sind und sie ihren ordentlichen Kater ausgeschlafen haben, wenden sie sich an ihre Liebsten, und wenn sie dann gerade auf die Fähre nach London steigen, versprechen sie, dass sie bald für immer zurückkommen. Irland, so sagen sie, ist in ihrem Blut. Es macht aus ihnen, wer sie sind, und sie werden seine mystischen Ufer niemals verlassen.

So ungefähr um die Zeit bekomme ich auch die erste Postkarte von O’Culigeen. Dass sie von ihm ist, weiß ich in dem Moment, als ich das Bild vorne drauf sehe. Nicht nötig, sie zu lesen. Da ist einfach dieses Bild von drei gruselig aussehenden Typen mitten im Dschungel, die so kleine Stöcke, wie dünne Stifte, durch die Nase stecken haben, und pelzige Hüte auf dem Kopf und mit Reißzähnen behangene Ketten auf der Brust. Sie tragen winzige Beutel vor ihren Pimmeln, aber ansonsten sind sie nackt, und man sieht alles. Typisch.

Ich weiß also sofort, dass sie von ihm kommt, ohne auch nur hinten draufzugucken. Ich hebe sie vom Teppich auf und stopfe sie in meine Heiltasche, dann lasse ich den Rest der Post ganz lässig auf den Frühstückstisch fallen. Die Nachricht lese ich auf dem Klo in der Schule der Astralwissenschaften, und er schreibt, dass er nonstop an mich denkt und dass wir noch eine ernste Rechnung miteinander offen haben. Unterschrieben hat er mit VOC.

Sofort wird mir übel. Ich denke an den John-Wayne-Film und dass O’Culigeen mit der offenen Rechnung garantiert meint, dass er wie John Wayne plant, sein letztes Versprechen wahr zu machen und mich zu töten. Die Postkarte ist seine Art, mir zu sagen, dass seine Versetzung in die Missionen von Papua-Neuguinea rein gar nichts daran geändert hat. Und dass von tausend nackten Männern umringt zu sein, die ihm Tag für Tag ihre Pimmelbeutel ins Gesicht schwingen, rein gar nichts ist im Vergleich zu dem Gedanken, mich mit seinen bloßen Händen zu erwürgen, diesmal aber richtig. Und dass ich gerne sooft ich will das Weite suchen kann, dank irgend so eines plappermäuligen Brieffreundes in Kilcuman gibt es für mich garantiert kein Entkommen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bevor er zu Ende bringt, was er vor einer Ewigkeit angefangen hat.

Ich komme kreidebleich aus dem Klo gestolpert, direkt in Helen Mackers Arme. Sie kann sehen, dass ich völlig durcheinander bin, aber sie sagt kein Wort. Stattdessen liest sie mich. Sie hält mich auf Armlänge fest, sodass ich grade vor ihr stehe, und geht dann zwei Meter zurück. Sie schließt die Augen, holt tief Luft und lässt einfach ihre Augen aufklappen. Sie nimmt mich in sich auf, liest alles, alle sieben Chakras, alle zirkulierenden aurischen Felder, und schließt plötzlich wieder die Lider, als würde sie das Etui von ihrer Zauberbrille zuklappen. Ich seh schon, sagt sie mir, bevor sie festlegt, dass ich an diesem Nachmittag der zu Heilende sein und die Schwerstarbeit ihr überlassen soll. Dann zwinkert sie mir ein bisschen zu und gibt mir einen kleinen Stoß in Richtung Massagetisch.

Mit mir und Helen läuft es super. Sie ist wie eine Freundin und eine Lehrerin und auch ein bisschen wie eine Mam und eine Schwester in einem. Und genau wie Fiona und Billy von Border Town ist sie einer der besten Menschen, die ich in London kenne. Wegen unserem Aufeinandertreffen bin ich total aufgekratzt und versuche, Fiona zu überreden, sich mit Helen zu treffen oder mich wenigstens mal mit dem Auto zur Schule zu bringen und einen ordentlichen Mädchenplausch über alte Zeiten mit ihr zu haben, als es noch hieß, sie beide gegen den Rest der Welt. Aber Fiona findet tausend Ausreden, dass sie bei Grace’s Angels zu viel um die Ohren hat oder zu müde ist, um bis nach Islington zu gurken. Aber eines Abends, nachdem sie eine Pulle Rotwein von Tante Grace geköpft hat, erzählt sie mir, dass es da noch einen anderen Grund gibt und ich es vielleicht verstehen werde, wenn ich älter bin, nämlich dass sich seit ihrer Kindheit einfach zu viel Schnee von gestern aufgetürmt hat, dass sich zu viel in ihrem Leben verändert hat, als dass eine Wiedervereinigung möglich wäre. Aber ich kann sie von ihr aus herzlich grüßen, wenn es mir damit besser geht.

Ich versuche auch ab und an, Helen Saidhbh gegenüber zu erwähnen, aber die Worte kommen immer ganz falsch raus, und dann klingt es so, als würde ich auf Helen stehen, was voll nicht stimmt, und am Ende haben Saidhbh und ich einen Ministreit, weil ich leugne, auf Helen zu stehen, und dabei sage: Sag mal, spinnst du? Und sie wirft mir einen total verletzten Blick zu, der sagt: Wie kannst du mich so etwas fragen? Wie kannst du diese Worte sagen, wo du weißt, dass ich jeden Tag diesen monumentalen Kampf mit der Möglichkeit austrage, für den Rest meines Lebens eine Spinnerin zu bleiben?

Helen sagt, dass sie mich zu ihrem festen Heilpartner auserkoren hat, weil ich ein Schnellchecker bin und so schnell wie möglich die nötigen Heilfähigkeiten anwenden können sollte. Es geht um Leben und Tod, sagt sie, ohne Saidhbhs Namen zu erwähnen, aber ich weiß trotzdem, dass sie alles über Saidhbh und die Gefahr, in der sie schwebt, in meinem eigenen Feld lesen kann. Helen sagt, dass das aurische Feld, neben vielen anderen Dingen, eine Videokamera ist und deine emotionalen und persönlichen Kontake und Austausche bis zum tiefgründigsten Level absorbiert und abspeichert. Das kann alles sein, von der plötzlichen Ohrfeige von deiner Mam, als du sieben Jahre alt warst, bis zum besorgten Blickkontakt mit deiner suizidgefährdeten Exfreundin gestern Morgen, als ihr einen Ministreit darüber hattet, ob du auf deine Heillehrerin stehst oder nicht. Das spielt alles eine Rolle, sagt Helen. Und alles hinterlässt Spuren.

Sie sagt, dass sie sich ganz besonders glücklich schätzen kann, weil sie das Lesen aurischer Felder direkt von Serenity Powers höchstselbst gelernt hat. Und je nachdem, was für eine Art Mensch du bist und welche Art Heiler aus dir werden wird, kann es entweder volle fünf Jahre Astralwissenschaftsstudien dauern, bis du es kannst, oder eben nur ein paar Wochen. Bei mir, sagt sie, ohne eine Spur Überheblichkeit, aber trotzdem mit Stolz, hat es nur ein einziges Wochenende gedauert.

Serenity hat etwas in mir gesehen und es hevorgezaubert, einfach so, sagt sie und vollführt mit ihren Armen einen Bogen in die Luft und wackelt dabei mit den Fingern, als würde sie einen glitzernden Springbrunnen nachzeichnen.

Sie erklärt mir, dass man normalerweise mit Bananen und Ananassen anfängt, die man stundenlang anstarrt, ohne Pinkelpausen oder Essenspausen, ohne alles, bis man ihre aurischen Felder sehen kann. Weil Früchte, wie alles Lebendige, ein Feld haben. Sobald man mit den Früchten klarkommt, bekommt man kleine Tiere vorgesetzt, hauptsächlich Katzen, weil die ruhiger dasitzen als Hunde und innerlich mehr am Denken sind. Und zum Schluss kommen echte Menschen an die Reihe, mit Regenbogenfarben im Feld und Mustern in den Farben, die sich wie sehr einfache Bücher lesen lassen oder wie diese komischen tschechoslowakischen Cartoons auf BBC 2.

Das Feld zu ertasten ist dagegen total leicht. Pillepalle. Und damit lässt mich Helen anfangen. Sie führt ein paar Sachen an den Oldies vor. Vier von ihnen sollen sich auf Massagetische legen, die wie ein Kreuz um Helen formiert sind. Dann macht sie einen lustigen kleinen Hüpfer und landet mit gespreizten Beinen in einer Art Halbhocke, die es ihr erlaubt, wie sie sagt, die Energie des Kosmos direkt durch den Kirchenboden in ihren Körper aufzusaugen, entlang ihrer Haralinie. Über die Haralinie hat sie einen Witz parat und sagt, sie ist wie ein langes Elektrokabel, das dir zwischen den Beinen rausbaumelt und das du ins Universum einstecken musst, sobald du eine ordentliche Heilung vornehmen willst. Dabei lachen die Oldies alle, weil es irgendwie lustig ist, sich wie eine Heilmaschine vorzukommen, mit Kabeln und allem Drum und Dran.

Na ja, jedenfalls geht sie in die Halbhocke und sagt, dass ihre Haralinie jetzt eingestöpselt ist, und dann watschelt sie zu ihrem ersten zu Heilenden, was zufällig eine von Deanos Busenfreundinnen ist, Federnflug. Helen nimmt diese supertiefen Atemzüge, die zum Werkzeug eines jeden Heilers gehören, dann hebt sie ihre Hände hoch in die Luft, bevor sie sie langsam auf Federnflugs Körper sinken lässt. Nur eben nicht ganz auf ihren Körper. Stattdessen, wuuuusch, bleiben Helens Hände etwa einen Meter über dem Körper hängen, und sie fängt an, pantomimisch ein riesiges Ei zu streicheln. Dies, wie Helen uns mitteilt, ist die Außenwand von Federnflugs aurischem Feld.

Auf den ersten Blick sieht das Ganze ziemlich albern aus, und ich muss an Kenny Everett denken, wo dieser Typ in schwarzen Leggins in einem weißen Raum so tut, als würde er dauernd in irgendwelche Wände reinrasseln. Aber Helens Pantomime ist spitze, und sie macht sogar kleine Hügel und Rillen, als sie über die unebene Oberfläche des Feldes streicht. Das Beste ist, dass sie uns alle dazu auffordert mitzumachen, wir sollen einen Kreis um Federnflug bilden und tief und laut Atem holen, unsere eigenen Haralinien einstöpseln und das Feld fühlen. Und tatsächlich, wenn man sich stark genug konzentriert und es sich vorstellt und stark genug daran glaubt, dann findet man es wirklich, nicht steinhart, aber auf jeden Fall einen Widerstand, der sich gegen deine Hände stemmt, wenn sie nach unten drücken.

Helen drückt auch fest nach unten, und mithilfe von ein paar mehr Atemzügen und noch mehr Hara-Energie bricht sie durch die äußerste Hülle und dann noch durch sechs weitere, bis sie zur Wurzelebene kommt. Und jetzt schweben ihre Hände nur noch wenige Zentimeter über Federnflugs Jogginganzug, wo der verrückte Eso-Peso-Kram auf den echten, fleischlichen Körper trifft.

Sie teilt uns in Zweierteams ein und hüpft natürlich selbst aufs Bett und sagt mir mit einem Augenzwinkern: Wird schon schiefgehen. Ich atme, stöpsle die Haralinie ein und kann binnen Sekunden ihr Feld fühlen. Es ist riesig und funkelt fast gegen meine Hände, auf jeden Fall drückt es dagegen, weg von ihrem unsichtbaren Energie-Ei. Währenddessen spricht Helen ganz leise mit mir und sagt mir, dass ich das ganz wunderbar mache, und genau das will ich hören. Sie sagt mir, ich soll mit aller Kraft gegen das Feld drücken und mir meinen Weg zu ihrer Haut bahnen. Der Klasse brüllt sie währenddessen Anweisungen zu und sagt ihnen, dass sie sich nur der Energie des Universums bedienen müssen, um durch jede einzelne aurische Schicht zu brechen und noch tiefer zu gelangen. Dann sagt sie, wir müssten offen für das Zusammenspiel der aurischen Energien zwischen unseren Feldern sein, zwischen Heiler und zu Heilendem. Und wir dürfen keine Angst vor den Dingen haben, die wir in den Feldern der anderen sehen und spüren, warnt sie uns.

Wie auf Kommando taucht meine Hand ab, durch ganze sechs Schichten, bis sie auf Helens Wurzelebene prallt und nur wenige Zentimeter über Helens Bauchnabel schwebt, wobei meine Finger in Richtung ihrer Brüste gespreizt sind. In mir drin macht es wuuuusch, wie beim ersten Mal, als ich einen feuchten Traum hatte und nicht wusste, was mit mir passiert, bis ich um Mitternacht völlig panisch in der klebrig-kalten Dunkelheit meiner Ernie-und-Bert-Bettwäsche aufgewacht bin. Hierbei ist es genauso. So ein Wuuuusch. Ich kann Helen kaum in die Augen sehen. Sie sagt der Klasse, wir sollen keine Angst vor den Gefühlen haben, die das Heilen in uns erweckt. Das sind nur unsere kosmischen Körper, die mit uns sprechen, oft zum ersten Mal.

Ich halte meine Hand über ihren Bauchnabel und atme. Helen flüstert ganz langsam die Worte: Sieh, mich, an. Zentimeter für Zentimeter lasse ich unter Schmerzen den Blick entlang der Naht ihres seidig-weißen Hemdes gleiten, rauf zu ihrem Hals, ihrem Kinn und den Narben um ihren Mund und dann bis zu ihren Augen. Fast muss ich mich übergeben. Wir brennen zusammen. Unsere Augen fangen Feuer. Es ist, als würden sich unsere Seelen ineinander verkeilen, ganz fest und für immer, bis in alle Ewigkeit. Helen lächelt, ganz offensichtlich zufrieden darüber, wie weit sie mich völlig problemlos bekommen hat, und ohne den Blickkontakt abreißen zu lassen, flüstert sie mir ihre bisher sanftesten Worten zu: Das. Ist. Liebe.

Im Auto zurück zur Glengall ist mir nicht nach Reden. Deano brabbelt vor sich hin und will sich darüber austauschen, wie viele Schichten wir gespürt haben und wie schwer es war, durch die äußerste Schicht zu brechen. Die Größe von Helens Feld interessiert ihn ganz besonders, und wie fest sich ihre Schichten angefühlt haben. Er will wissen, ein für alle Mal, ob man ihr trauen kann? Oder ist sie einfach nur eine Visagistin, die ihre Chance gewittert hat?

Ich raune irgendwas. Mir rasen eine Million Gedanken durch den Kopf, über Helen, darüber, was sie mir während des Heilens gesagt hat, über Liebe, und was ist Liebe? Ist es das, was man mit jemandem macht, mit dem man schon seit Urzeiten ausgeht, wenn sich der ganze aufgeregte Magenkribbelkram und das Händchenhalten und das In-die-Augen-Starren in etwas Sicheres und Felsenfestes verwandelt hat, sodass man jederzeit eine Kugel kassieren würde, um den anderen zu schützen, oder zumindest in einem anderen Land bleiben und sein Leben komplett auf den Kopf stellen würde, in der Hoffnung, dass sie so zu dir zurückkommt, wie sie früher mal war? Oder ist Liebe einfach dieses magische Etwas, das einfach da ist, und du weißt es, wenn du sie fühlst, wenn sie durch dich durchfließt wie ein Fluss oder ein Glücksgift? Und wenn Liebe genau das ist, einfach dieser Tropfen kosmischer Honig, was ist dann so schlimm daran, sie zu fühlen und etwas davon zu naschen? Und kann man die felsenfeste Liebe und die Honigliebe gleichzeitig haben, oder ist das dann Betrug? Was würde Saidhbh dazu sagen, wenn ich ihr erzählen würde, dass Helen Macker einen Kanal für kosmische Liebe in mir geöffnet hat? Fiona würde ausrasten, das weiß ich genau, weil sie immer über die ganzen steinalten Perverslinge redet, die dieser ganze Eso-Peso-Kram magisch anzieht, weil sie dadurch umsonst Sex bekommen. Sie sagt, dass Deano eine Ausnahme ist, aber die meisten anderen alten Knacker, die sich für diesen spirituellen Kram interessieren, sind alle gleich, und dann macht sie total gut jemanden nach, der ein bisschen hippiemäßig unterwegs ist, und sagt: Ey Alter, meine Energie ist gerade megahart auf deine Energie geprallt, Mann, ich glaube, wir sollten miteinander vögeln!

Oder ist das wie bei Jerry Casey, dem Dad von Steven Casey auf der St. Cormac’s, der eine Zementfirma leitet und total erfolgreich ist und drei Häuser weiter von den Connells wohnt? Der hatte die felsenfeste Art Liebe mit seiner Frau Patricia, die ihm immer den Rücken freigehalten hat und ihre vier Kinder während ihrer spitzenmäßigen Ehe fünfundzwanzig Jahre lang großgezogen hat und sie zum Traumpaar von Kilcuman gemacht hat. Jerry hat auch in einer Band gespielt, mit ein paar anderen Dads zusammen. Und wenn sie beim Bandwettbewerb der St. Cormac’s ihre vier besten Beatles-Nummern spielten, haben alle zu Patricia gesagt, dass sie totales Glück gehabt hat, so einen Stecher wie Jerry abbekommen zu haben. Aber nach fünfundzwanzig Jahren Haushalt und Kinder wurde Patricias Haut ziemlich alt und faltig, sie bekam Hängetitten, einen krummen Rücken und traurige Augen mit Ringen drunter, und Jerry ging raus und fand kosmische Honigliebe bei so einem Mädchen aus seinem Büro, mit tollen Beinen und prallen jungen Brüsten. Er kam nach Hause und heulte sich in Patricias Armen aus und sagte, es tut ihm so leid, aber er hat so etwas noch nie gefühlt und beschlossen, seinem Herzen zu folgen. Aber dann wurde das Büromädchen plötzlich ziemlich plapperig und nervig, mit Worten und allem. Und es stellte sich heraus, dass sie die Beatles nicht mochte, und Jerry musste ausziehen und sich seine kosmische Honigliebe woanders suchen, und als er schließlich auf Knien bei Paticia angekrochen kam, da bemerkte er, dass ihre felsenfeste Liebe in tausend Stücke zerbrochen war, die sich um ihre Füße verteilten und nicht mehr zu gebrauchen waren, wie Cadbury’s Luftschokolade an einem schlechten Tag.

Trotzdem wünschte ich, dass ich das Ganze einfach bei Saidhbh ansprechen könnte. Weil es nicht unbedingt schlecht sein musste. Und es wäre nicht gemein. Und es wäre nicht so, als würde ich ihr damit sagen, dass sie sich in Sachen felsenfeste Liebe nicht mehr auf mich verlassen könnte, da wäre ich doch der Erste, der das will. Nein, stattdessen würden wir einfach darüber quatschen. Und es wäre so, als würden wir beide von Angesicht zu Angesicht, die beiden Arten Liebe in dieser Theorie besprechen. Sie hätte wahrscheinlich irgendeine ziemlich schräge Meinung, auf die sie heute beim Bäumemalen gekommen ist. Oder sie wäre total interessiert und wangenstreichelnd und überzeugt davon, dass dies das beste Thema aller Zeiten ist. Und so, während Deano weiter über Winterregens Feld labert und wilde Spekulationen darüber anstellt, was ich während der Sitzung für Reaktionen in mir gespürt habe, beschließe ich, jawohl, dass ich einfach ehrlich mit Saidhbh sein werde und ganz direkt anfangen werde mit: Du rätst nie, was mir heute beim Heilen passiert ist!!

Aber Saidhbh hat da natürlich ganz andere Pläne. Als wir nach Hause kommen, ist Tante Grace stinksauer und sagt, dass sie Saidhbh gerade erst nach einem riesig dramatischen Ladyshave-Vorfall ins Krankenhaus gebracht hat.

Keine Sorge, sagt sie, die Verletzungen sind nicht allzu schlimm, allerdings musste sie mit einigen Stichen genäht werden.

Aber vor allem sagt Tante Grace, dass sie gleich am nächsten Morgen ins Cricklewood Mental Health Centre verlegt wird. Sie sagt, dass Saidhbh bei den Leuten im Krankenhaus den Bogen gehörig überspannt hat und sie sie nicht nach Hause lassen. Diesmal nicht, bis sie beweisen kann, dass sie für sich selbst keine Gefahr darstellt und keine richtige Irre ist. Für den Moment ist Fiona bei ihr, bis das Licht ausgemacht wird, doch Tante Grace sagt, dass sie diesen Irrsinn nicht mehr ertragen kann. Sie verschüttet etwas Wein auf ihrem senfgelben Teppich und donnert einmal mit ihrer Faust auf den kleinen braunen Beistelltisch neben ihrem Sessel. Mühsam steht sie auf und schlurft geistesabwesend durch den Raum, schluchzt leise und murmelt etwas darüber, dass sie sich nicht in anderer Leute Angelegenheiten hätte einmischen und sich um Irland nicht hätte scheren sollen. Deano sagt: Hör mal, Grace, und versucht, einen Arm um sie zu legen, aber sie schubst ihn unterkühlt von sich weg. Sie sagt ihm, dass er sie anekelt mit seinem ganzen Eso-Peso-Scheiß.

Genau!, sagt sie und dreht sich plötzlich zu mir, als hätte sie die beste Idee aller Zeiten. Was ist denn jetzt mit deinem Eso-Heilkram, hm?, sagt sie mit einem furchtbar gehässigen Gesicht. Ihre Augen sind blutunterlaufen, und sie ist nahe genug, dass ich ihren Atem riechen kann. Nur Alk. Du bist mir verdammt noch mal ein toller Heiler!, sagt sie. Wen willst du denn bitte heilen, wenn du noch nicht mal deine eigene scheiß Freundin heilen kannst?