Sobald Männer frisch verliebt sind, ändern sie sich um 180 Grad. Wobei ich mir vorstellen kann, dass die eine oder andere Leserin jetzt sagt: »... besser ist es!« Ganz nach dem Motto: Ich lerne einen Mann kennen, drehe ihn komplett um, ändere sein Wesen, und wenn das geschehen und vollbracht ist, trenne ich mich – denn jetzt wird es langweilig.

Liebe Frauen, wenn wir mal ehrlich sind, ist es am Anfang einer Beziehung zwar ganz schön, wenn der Mann sich ins Zeug legt, aber auf Dauer will man ja nicht so eine Weichpupe, sondern einen Mann. Wobei ich da den Frauen recht geben muss, dass ein Mann nicht unbedingt immer nach Leder, Schweiß und dreckigen Socken riechen sollte. Das Schlimme ist aber, dass die Frauen das immer wieder schaffen, egal wie hart der Mann vorher war. Ich gebe es zu, liebe Frauen, ihr seid psychologisch einfach unschlagbar.

So, jetzt aber genug des Lobes, schließlich lesen ja auch Männer mein Buch und denen möchte ich ja gerne helfen. Lustig ist es zu erkennen, wie unterschiedlich sich die Männer im Gegensatz zu den Frauen verhalten, wenn es darum geht, sich zu verändern. Während die Männer sich komplett ändern, sobald sie in einer neuen Beziehung sind, verändern sich die Frauen, wenn sie die alte Beziehung endlich hinter sich gelassen haben.

Beispiel: Mein bester Freund hat nach 7 Jahren Single-Leben eine neue Freundin gefunden. Ich habe mir erst mal nichts Schlimmes dabei gedacht – bis ich sie kennengelernt habe. Etwas kräftiger, ich sage extra nicht fett, sagen wir: sie war zu klein. Mit einer Körpergröße von 2,13 Meter wäre sie bestimmt eine Rakete, doch sie ist halt nur 1,65 Meter. Ich habe sie gesehen und wusste direkt, dass sie mich hasst. Ihr Name: Chantal!!! Frauen haben die Gabe, mehr mit Blicken zu sagen als mit Worten, was bei Männern nicht immer gilt, außer sie sehen Heidi Klum nackt am Strand von Malibu. Wenn man dann den Mann beobachtet, sagt sein Blick definitiv mehr als eine Million Wörter.

Chantal aber hat mir unmissverständlich gezeigt, dass die Stadt zu klein ist für 2 Leute neben meinem besten Freund. Jetzt galt es, um die Freundschaft meines Freundes zu kämpfen. Gut, hätte ich gewusst, dass die Frauen zum Teil fieser sind, als ich es mir je erträumt habe, dann hätte ich versucht, eine diplomatische Lösung zu finden. Doch nun war es zu spät. Schließlich kenne ich meinen Freund schon seit der Kindheit. Ich war vor Chantal da und werde es auch nach ihr sein. Wir haben alles zusammen erlebt: Das erste Bier getrunken, die erste Frau geküsst und das erste Mal ... na ja, lassen wir das. Alles hätte so einfach sein können, wenn mein Freund nicht schon angefangen hätte, sich zu verwandeln. Er wurde zu einem »Liebes-Transformer« – der Beginn der »3-Phasen-Verwandlung«.

Phase 1: »Charakter-Transformation«
Phase 2: »Grundsatz-Transformation«
Phase 3: »DNA-Transformation«

Phase 1: Nicht nur sein Outfit und sein Musikgeschmack haben sich verändert (früher AC/DC – jetzt Xavier Naidoo), sondern auch seine Zuverlässigkeit gegenüber Freunden und, was mir extrem aufgefallen ist – und da ist mein bester Freund nicht der Einzige auf der Welt –, das Verändern der Stimme. Wenn er mit ihr telefoniert, muss er ihren Namen in meiner Gegenwart nicht erwähnen, ich höre es am Klang und Singsang seiner Stimme. Sie wird total piepsig. Die Phase 1 war erfolgreich abgeschlossen.

Auch sein ganzer Tagesablauf und seine Hobbys veränderten sich: der Beginn der Phase 2. An dem Tag, als er zu mir kam und mir ganz aufgeregt erzählte, dass er das Spazierengehen für sich entdeckt habe, war mir klar, ich muss ganz schnell etwas unternehmen.

Ich schaute ihn an und sagte zu ihm: »Wie kann man denn das Spazierengehen für sich entdecken? Es ist ja nicht so, dass es vor 4 Millionen Jahren verloren gegangen ist und über die Millionen von Jahren im tiefsten Eis gefangen war. Und endlich kamst du, mein bester Freund, mit deiner tollen Freundin Chantal, es lag da, in einer Pfütze, die noch vom Polareis übrig war, völlig unberührt, geradezu jungfräulich, aus den Tiefen der Erde, es glänzte wie der heilige Gral, es war da, und Chantal hat es zusammen mit dir, meinem besten Freund, entdeckt: das Spazierengehen! Oder wie meinst du das?«

Er fing an, sich zu verteidigen. Es wäre total schön, morgens um 6 Uhr, wenn alle noch schlafen, mit Chantal über die Felder zu laufen, zu hüpfen oder sogar zu schweben. Der frühe Morgentau, der die Unterschenkel benetzt, die absolute Ruhe der Natur, das Zwitschern der Vögel, bevor die Sonne aufzugehen droht. All das hätte er jetzt erst entdeckt. Alles schön und gut, auch ich finde es bis zu einem gewissen Punkt romantisch – aber wo war mein Freund hin? Ein Freund, den ich seit Jahren zu kennen glaubte! Mein Weggefährte, mit dem ich durch dick und dünn gegangen bin! Er war doch mein Freund und nicht ihrer!

Was ist passiert? Ich dachte mir, das wäre nur eine Phase, doch dass nach Phase 2 die Phase 3 kommt, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst: die Phase der »DNA-Transformation«. ER veränderte sich komplett wie der Gremlin, der ins Wasser gefallen ist. Er hat nicht nur das Spazierengehen entdeckt, sondern er entdeckte für sich auch noch das Kochen.

Bekanntlich geht ja die Liebe durch den Magen. Ich selber koche für mein Leben gerne, ab und zu auch etwas Ausgefallenes wie ein spezielles Thai-Curry mit selbst gemachten Frühlingsrollen sowie New-York-62th-Style-Sauce, doch er drehte total durch. Der Mann, der das Grillen erfunden hatte, Mr. Barbecue himself! Der Mann, der es schaffte, einen Grill so anzuheizen, dass es der einzige Grill war, den man vom Mond aus sehen konnte. Dieser Mann kaufte kein Fleisch, als ich ihn mit seiner temporären Heizdecke in der Nacht namens Chantal auf dem Markt in der Stadt traf, sondern Tofu. Er lief – mit einem Weidenkorb unter den Arm geklemmt – von Gemüsestand zu Gemüsestand und kaufte Fenchel, Mangold und so tolle Sachen wie Reiscracker und Wasabipaste.

Als ich ihn ansprach, was er denn hier machen würde, sagte er, dass er heute Abend für sie kocht. Es gäbe Fenchel im Tanz mit Mangold in Harmonie mit Walnussöl. Danach Tofuspießchen im Mäntelchen von Parmesan an Blablabla. Was ist das denn??? An in um in Harmonie mit wat??? Früher hat er ‘ne Currywurst von Curry 36 gegessen, gerne auch mal 8 Stück mit Pommes und ‘ne Dose Bier. Heute trinkt der feine Herr Rotwein. Nicht aus dem Tetrapack, sondern aus einer Flasche mit Korken. Ich war mal mit meiner Freundin bei ihm eingeladen, wir saßen bei den beiden am Esstisch, der total durchgestylt und dekoriert war.

Achtung! Die Frauen dekorieren total gerne die Tische mit Blumen, Schwimmkerzen, Tüll sowie Müll.

Jetzt passierte etwas, was mein zukünftiges Leben komplett ändern sollte ... meine Freundin und Chantal beschlossen, beste Freundinnen zu werden! Wie schön doch der Tisch gedeckt war und endlich mal einen guten Rotwein. Einen Rotwein, den mein Freund nicht aus der Flasche serviert, sondern vorher in eine Vase gegossen hatte, da der Wein angeblich atmen müsste. Gut, mir war klar, dass alles, was organisch ist, einen gewissen Teil an Sauerstoff benötigt, aber ich habe noch nie in einem Weinladen aus einer Flasche rufen hören: »Hilfe, mach den Korken ab, ich kriege keine Luft mehr.«

Es war passiert, mein bester Freund hatte sich vollständig verwandelt. Doch das größere Problem war die Tatsache, dass Chantal seit diesem Treffen wöchentlich bei uns ein und aus ging. Mein Freundin sagte: »... dann können Chantal und ich mal was gemeinsam machen, einen Weiberabend oder so.« Ich wusste, jetzt ist es vorbei mit der schönen Zeit, doch der Höhepunkt kam, als beide sich über Schuhe, Kleider und Handtaschen unterhielten und Chantal dann meiner Freundin anbot, sie könnten ja auch mal ihre Sachen tauschen.

Wie bitte? Sachen tauschen? Ich hab Chantal angesehen und gesagt: »... super Idee, ich tausche meine Freundin gegen deinen Freund. Er zieht zu mir und meine Freundin zu dir!« So war es aber nicht gemeint mit dem Sachentauschen*. Sie meinten Klamotten. Das ist wiederum ein reines Frauending. Kein Mann dieser Welt würde, egal wie gut er mit einem Mann befreundet ist, seine Klamotten mit ihm tauschen. Das machen nur FRAUEN. Alleine die Vorstellung, dass ich die Socken oder den Schlüpper von meinem besten Freund trage, wirft mich aus der Bahn.

* Natürlich ist meine Freundin keine Sache, sie ist das Beste, was mir passieren konnte.*

* Ich muss das hier so schreiben, sie steht gerade hinter mir.