mario_sagt

Sicherlich ist es nicht immer einfach für die Frau in einer Beziehung, doch ich muss meine Leidensgenossen etwas unterstützen – für uns Männer ist es auch nicht immer ein Zuckerschlecken. Ich erinnere mich gerne an eine Situation im Sommer, als ich von der Tour nach Hause kam. Wir waren abends bei Freunden eingeladen, gut, was heißt bei Freunden: bei meinem besten Freund, der leider noch immer mit Chantal zusammenwohnt.

blumen

Wir kamen also bei meinem Freund und dessen Mitbewohnerin an, und auf dem Wohnzimmertisch stand ein riesiger Strauß langstieliger roter Baccara-Rosen. Meine Freundin war noch nicht ganz in der Wohnung, als sie schon fragte: »... oh, hatte jemand Geburtstag?« Chantal grinste mich an und sagte mit einem hämischen Lächeln im Gesicht: »Nö, die hat mein Schatz mir einfach nur so mitgebracht, weil er mich so liebt!«

So, nun konnte der »tolle Abend« beginnen. Bestimmt wisst ihr genau, was nun passierte. Meine Freundin sah mich an, dann schaute sie zu Chantal, die noch immer grinste, dann schaute sie wieder zu mir, dann zu meinem Freund, den ich wiederum auch anschaute. Er stand nur da und freute sich, nahm seine Chantal in den Arm, holte zum finalen Schlag aus, stieß mir damit den Dolch ins Herz und sagte: »... stimmt, mein Hase, Blumen sagen mehr als tausend Worte!«

tipp

Nur mal so als Tipp: Wenn man solche Freunde hat, braucht man keine Feinde mehr!

rakete

Was soll das denn: »Blumen sagen mehr als tausend Worte«?! Was ist mit meinem besten Freund passiert? Kaum hat der eine Freundin, dreht der komplett durch. Aber es war nicht das erste Mal, dass er Dinge tut, die man wirklich nur ganz am Anfang einer Beziehung macht – und damit meine ich nicht das Ausziehen der Socken beim Sex. Nun stand ich da im Flur. Der Blickwechsel dauerte gefühlte 10 Stunden, bis meine Freundin die absolute Stille unterbrach. Eine Stille, in der man eine Stecknadel, die in Hamburg auf den Boden gefallen wäre, in München noch gehört hätte. Eine Stille, in der sogar die Temperatur anfing zu sinken, aus Angst aufzufallen, um dann die ganze Wut des weiblichen Wesens abzubekommen.

achtung

Kurz gesagt, meine Freundin war richtig sauer – und zwar so richtig. Auch in diesem Punkt muss ich sagen, unterscheiden sich Männer und Frauen. Wenn Männer sauer werden, werden sie lauter. Bei Frauen ist es umgekehrt.

wut-lautstaerke
rakete

Natürlich werden Frauen lauter, wenn sie sauer sind, doch da ist eigentlich alles noch in Ordnung. Gefährlich wird es, wenn sie wieder leiser werden – wobei die größte Gefahr besteht, wenn sie plötzlich nur noch flüstern oder sogar schweigen. Genau diese Situation hatte ich, und ich erzähle nichts Neues, wenn ich sage, dass der Kommentar von meinem besten Freund nicht wirklich konstruktiv war. Der Abend war gelaufen. Bei jeder Möglichkeit erwähnte meine Freundin die Blumen.

blumen

»... schöne Rosen ... teuer ... sind Baccara-Rosen ... na ja, als ich meinen letzten großen Strauß bekommen habe, hat ER unseren Jahrestag vergessen.«

Man beachte die Bezeichnung ER. Obwohl man nebendran sitzt, wird plötzlich über einen in der dritten Person geredet – und zwar den ganzen Abend lang. Schön ist auch, wenn dann die Bezeichnung von der dritten Person in das Gegenständliche wechselt und man nicht mehr ganz so gut wie ein Hund behandelt wird.

beispiel

Beispiel: »Na ja, MEINER hat mir noch nie so viele Rosen geschenkt.«

Dabei spielt es keine Rolle, dass meine Freundin überhaupt kein Freund von Rosen ist. Als ich das dann angesprochen habe und sagte: »Du magst doch viel lieber Lilien!«, fing es erst richtig an. Chantal mischte sich ein und erinnerte meine Freundin, dass Lilien Todesblumen wären, worauf meine Freundin direkt antwortete: »Wenn ER da so weitermacht, brauche nicht ich welche, sondern ER

seufz

Der Abend verlief, wie er verlaufen musste. Doch richtig interessant wurde die Rückfahrt nach Hause. Erst redeten wir gar nichts, bis meine Freundin anfing, schwer zu atmen. Da wusste ich, es ist nur noch eine Frage der Zeit. Kurz vor unserer Haustüre kam es dann.

Sie: »Das waren wirklich schöne Rosen!«

mario_sagt

»Hmmm.«

Sie: »So lange Stiele – hab ich vorher noch nie so gesehen.«

mario_sagt

»Ahhh, okay.«

Sie: »Und so ein tiefes Rot, ganz samtig.«

mario_sagt

»Stimmt, sahen toll aus.«

Sie: »Na ja, ich verstehe das, du hast ja auch wenig Zeit.«

tipp

Liebe Männer, jetzt wird die Situation sehr heiß. Egal was man(n) jetzt sagt, es geht nach hinten los. Am besten ist es, in dieser Situation zu schweigen, auch wenn Frauen nicht locker lassen.

Sie: »Ist doch so, du arbeitest schon sehr viel, oder?!!«

achtung

Achtung, Fangfrage!!!
In dieser Situation wird man ganz schnell weich als Mann. Man beachte das letzte Wort »ODER«! Auch wenn man glaubt, dass man verstanden wird, möchte die Frau damit eigentlich nur sagen, dass sie öfter Blumen haben will. Sie will nicht hören, wie erschöpft man(n) von der harten Arbeit ist. Problem ist nur, dass die Frauen wesentlich mehr Ausdauer haben als wir Männer.

Sie: »Und auf dem Weg von der Arbeit nach Hause gibt es ja keine Blumenläden.«

Die einzige Chance, die man jetzt hat, ist, seinen Fehler zuzugeben.

mario_sagt

»Du hast recht, mein Engel, meine Zuckerblüte, oh du mein Marzipanbäumchen. Ich hätte dir viel öfter Blumen mitbringen müssen. Ich werde mich ändern, damit es wieder einen Grund gibt, womit ich dich verdient habe!«

herz

Es war sehr schnulzig, das weiß ich auch, doch eine andere Chance hatte ich an diesem Abend nicht. Das Blöde ist nur, dass es nicht mit ein paar Blumen getan ist. Nur weil die Frau sagt, dass sie Blumen haben will, kannst du als Mann nicht einfach ein paar Blumen mitbringen. Das Problem fängt da an, wo Männer und Frauen unterschiedliche Wahrnehmungen haben. Männer denken nicht so kompliziert, und Frauen denken einfach anders, sagen wir es mal so (siehe »Frau – Deutsch / Deutsch – Frau«, Band 1).

Am nächsten Tag habe ich auf dem Weg vom Büro nach Hause an einem Blumenladen angehalten. Ich bin reingegangen und habe der netten Blumenfrau genau gesagt, was ich will: einen großen Strauß langstieliger, samtroter Baccara-Rosen, ruhig alle, die sie hat. Die Dame im Blumenladen freute sich über den Verkauf von 72 langstieligen, samtroten Baccara-Rosen. Sie wickelte ein – für mich schönes – Papier um die Rosen, und ich fuhr nach Hause in der vollen Überzeugung, meiner Freundin eine riesige Freude zu machen.

Das Auto stellte ich sogar eine Straße vorher ab, falls sie zufällig vor dem Haus steht und mit der Nachbarsfrau darüber redet, wie schön doch die Rosen bei einer Freundin von ihr waren, die diese geschenkt bekommen hatte ohne großartigen Anlass. Aber keiner war vor dem Haus, die Luft war rein. Ich öffnete die Haustür, zog meine Schuhe aus, damit meine Freundin die Schritte auf der Holztreppe des Treppenhauses nicht hört, denn ich wollte sie ja überraschen.

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Die Wohnungstür schloss ich ganz leise auf, indem ich den Schlüssel mit Spucke benetzte, damit sie das Geräusch der einrastenden Sicherheitsbolzen im Zylinderschloss nicht hört. Ich schlich in Richtung Küche, wo sich meine Freundin gerade einen Tee zubereitete. Als ich dann mit den 72 langstieligen samtroten Baccara-Rosen in dem für mich schönen Papier hinter ihr stand und sie mit den Worten überraschte: »Für dich mein Sahnetäubchen!«, antwortete sie mit den bezaubernden Worten: »Bist du bescheuert, mich so zu erschrecken?!«

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rakete

Das sind nicht wirklich die Worte, die ich erwartet hatte. Sicherlich ist der Anblick eines Mannes ohne Schuhe an den Füßen, der einen Strauß mit 72 Blumen vor sein Gesicht hält, nicht wirklich entspannend – aber ich wollte sie halt überraschen. Nur, das ist bei Frauen nicht so einfach. Nachdem sie sich beruhigt hatte und der erste Schreck verflogen war, wurde die 2. Brennkammer der Ariane-Trägerrakete seitens meiner Freundin gezündet. Sie sah die 72 Rosen, und sofort kam der Satz, der kommen musste:

Sie: »Hast du was ausgefressen?«

mario_sagt

»Nein, warum?«

Sie: »Na, weil du mir so viele Blumen mitbringst.«

mario_sagt

»Du hast doch gestern gemeckert, dass ich dir nie Blumen mitbringe!«

Sie: »Ja, aber du sollst nicht immer nur Blumen mitbringen, wenn ich es sage!!!«

blumen

Jetzt wird es kompliziert. Bringst du als Mann keine Blumen mit, erinnern dich die Frauen daran, dass sie mal Blumen haben wollen. Bringst du dann Blumen mit, wollen sie aber keine Blumen, weil sie es ja gesagt haben, und wenn sie erst etwas sagen müssen, damit sie Blumen bekommen, dann wollen sie keine Blumen mehr. Ich weiß, es ist sehr kompliziert, aber ich versuche zu helfen. Mein Trick ist: Ich bringe seit diesem Tag immer mal wieder Blumen mit – und zwar immer dann, wenn ich mein Auto durch die Waschstraße fahre. Das tue ich mindestens einmal im Monat. Wenn man sich diese Eselsbrücke baut, kann nichts mehr passieren.

blumenformel

Seit ich die Blumenmitbring-Formel beherzige, ist in diesem Punkt alles in Ordnung, was nicht heißen soll, das ALLES in Ordnung ist. Da war doch noch der Satz von meinem besten Freund, der das alles erst ausgelöst hat: »... stimmt, mein Hase, Blumen sagen mehr als tausend Worte!«

Vokabeln

... oh, hatte jemand Geburtstag? Warum habe ich denn nicht solche Blumen auf meinem Tisch stehen?!
... die hat mein Schatz mir einfach nur so mitgebracht, weil er mich so liebt! Dein Freund ist ein Arsch, meiner nicht!
... schöne Rosen ... Wann bekomme ich welche?
... teuer ... Ich will mehr Rosen, als die auf dem Tisch stehen hat!
... sind Baccara-Rosen ... Ich weiß, dass sie teuer sind und es ist mir egal, weil du sie bezahlst!
... na ja, als ich meinen letzten großen Strauß bekommen ha-be, hat ER unseren Jahrestag vergessen. Siehst du, ich habe das von damals nicht vergessen und werde es auch nie!
... MEINER ... Langsam Zeit für Veränderung.
Das waren wirklich schöne Rosen! Ich will auch welche!
So lange Stiele – hab ich vorher noch nie so gesehen. Und zwar sofort!
Und so ein tiefes Rot, ganz samtig. Und wenn du schon mal dabei bist, ich will auch ‘ne Handtasche!
Na ja, ich verstehe das, du hast ja auch wenig Zeit. Oder 2 Handtaschen!
... auf dem Weg von der Ar-beit nach Hause gibt es ja keine Blumenläden. Ich bin dir anscheinend nicht genügend wert.
... hast du was ausgefressen? Ich hab zwar gesagt, dass ich Blumen will, aber nicht so!
Na, weil du mir so viele Blumen mitbringst. Das sind zu wenig.
... du sollst nicht immer nur Blumen mitbringen, wenn ich es sage!!! Morgen will ich auch welche. Und übermorgen und den Tag darauf!
Langenscheidt Frau-Deutsch, Deutsch-Frau 2
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