Sicherlich ist es nicht immer einfach für
die Frau in einer Beziehung, doch ich muss meine Leidensgenossen
etwas unterstützen – für uns Männer ist es auch nicht immer ein
Zuckerschlecken. Ich erinnere mich gerne an eine Situation im
Sommer, als ich von der Tour nach Hause kam. Wir waren abends bei
Freunden eingeladen, gut, was heißt bei Freunden: bei meinem besten
Freund, der leider noch immer mit Chantal zusammenwohnt.
Wir kamen also bei meinem Freund und
dessen Mitbewohnerin an, und auf dem Wohnzimmertisch stand ein
riesiger Strauß langstieliger roter Baccara-Rosen. Meine Freundin
war noch nicht ganz in der Wohnung, als sie schon fragte:
»... oh, hatte jemand Geburtstag?«
Chantal grinste mich an und sagte mit einem hämischen Lächeln im
Gesicht: »Nö, die hat mein Schatz mir
einfach nur so mitgebracht, weil er mich so liebt!«
So, nun konnte der »tolle Abend« beginnen.
Bestimmt wisst ihr genau, was nun passierte. Meine Freundin sah
mich an, dann schaute sie zu Chantal, die noch immer grinste, dann
schaute sie wieder zu mir, dann zu meinem Freund, den ich wiederum
auch anschaute. Er stand nur da und freute sich, nahm seine Chantal
in den Arm, holte zum finalen Schlag aus, stieß mir damit den Dolch
ins Herz und sagte: »... stimmt, mein
Hase, Blumen sagen mehr als tausend Worte!«
Nur mal so als
Tipp: Wenn man solche Freunde hat, braucht man keine Feinde
mehr!
Was soll das denn: »Blumen sagen mehr als tausend Worte«?! Was
ist mit meinem besten Freund passiert? Kaum hat der eine Freundin,
dreht der komplett durch. Aber es war nicht das erste Mal, dass er
Dinge tut, die man wirklich nur ganz am Anfang einer Beziehung
macht – und damit meine ich nicht das Ausziehen der Socken beim
Sex. Nun stand ich da im Flur. Der Blickwechsel dauerte gefühlte 10
Stunden, bis meine Freundin die absolute Stille unterbrach. Eine
Stille, in der man eine Stecknadel, die in Hamburg auf den Boden
gefallen wäre, in München noch gehört hätte. Eine Stille, in der
sogar die Temperatur anfing zu sinken, aus Angst aufzufallen, um
dann die ganze Wut des weiblichen Wesens abzubekommen.
Kurz gesagt, meine Freundin war richtig
sauer – und zwar so richtig. Auch in diesem Punkt muss ich sagen,
unterscheiden sich Männer und Frauen. Wenn Männer sauer werden,
werden sie lauter. Bei Frauen ist es umgekehrt.
Natürlich werden Frauen lauter, wenn sie
sauer sind, doch da ist eigentlich alles noch in Ordnung.
Gefährlich wird es, wenn sie wieder leiser werden – wobei die
größte Gefahr besteht, wenn sie plötzlich nur noch flüstern oder
sogar schweigen. Genau diese Situation hatte ich, und ich erzähle
nichts Neues, wenn ich sage, dass der Kommentar von meinem besten
Freund nicht wirklich konstruktiv war. Der Abend war gelaufen. Bei
jeder Möglichkeit erwähnte meine Freundin die Blumen.
»... schöne
Rosen ... teuer ... sind Baccara-Rosen ... na ja, als ich meinen
letzten großen Strauß bekommen habe, hat ER unseren
Jahrestag vergessen.«
Man beachte die Bezeichnung
ER. Obwohl man nebendran sitzt, wird plötzlich
über einen in der dritten Person geredet – und zwar den ganzen
Abend lang. Schön ist auch, wenn dann die Bezeichnung von der
dritten Person in das Gegenständliche wechselt und man nicht mehr
ganz so gut wie ein Hund behandelt wird.
Beispiel:
»Na ja, MEINER hat
mir noch nie so viele Rosen geschenkt.«
Dabei spielt es keine Rolle, dass meine
Freundin überhaupt kein Freund von Rosen ist. Als ich das dann
angesprochen habe und sagte: »Du magst
doch viel lieber Lilien!«, fing es erst richtig an. Chantal
mischte sich ein und erinnerte meine Freundin, dass Lilien
Todesblumen wären, worauf meine Freundin direkt antwortete:
»Wenn ER da so
weitermacht, brauche nicht ich welche, sondern ER!«
Der Abend verlief, wie er verlaufen
musste. Doch richtig interessant wurde die Rückfahrt nach Hause.
Erst redeten wir gar nichts, bis meine Freundin anfing, schwer zu
atmen. Da wusste ich, es ist nur noch eine Frage der Zeit. Kurz vor
unserer Haustüre kam es dann.
Sie: »Das waren
wirklich schöne Rosen!«
»Hmmm.«
Sie: »So lange
Stiele – hab ich vorher noch nie so gesehen.«
»Ahhh,
okay.«
Sie: »Und so ein
tiefes Rot, ganz samtig.«
»Stimmt, sahen
toll aus.«
Sie: »Na ja, ich
verstehe das, du hast ja auch wenig Zeit.«
Liebe Männer, jetzt wird die Situation
sehr heiß. Egal was man(n) jetzt sagt, es geht nach hinten los. Am
besten ist es, in dieser Situation zu schweigen, auch wenn Frauen
nicht locker lassen.
Sie: »Ist doch so,
du arbeitest schon sehr viel, oder?!!«
Achtung,
Fangfrage!!!
In dieser Situation wird man ganz schnell weich als Mann. Man
beachte das letzte Wort »ODER«! Auch wenn man glaubt, dass man
verstanden wird, möchte die Frau damit eigentlich nur sagen, dass
sie öfter Blumen haben will. Sie will nicht hören, wie erschöpft
man(n) von der harten Arbeit ist. Problem ist nur, dass die Frauen
wesentlich mehr Ausdauer haben als wir Männer.
Sie: »Und auf dem
Weg von der Arbeit nach Hause gibt es ja keine
Blumenläden.«
Die einzige Chance, die man jetzt hat, ist,
seinen Fehler zuzugeben.
»Du hast recht,
mein Engel, meine Zuckerblüte, oh du mein Marzipanbäumchen. Ich
hätte dir viel öfter Blumen mitbringen müssen. Ich werde mich
ändern, damit es wieder einen Grund gibt, womit ich dich verdient
habe!«
Es war sehr schnulzig, das weiß ich auch,
doch eine andere Chance hatte ich an diesem Abend nicht. Das Blöde
ist nur, dass es nicht mit ein paar Blumen getan ist. Nur weil die
Frau sagt, dass sie Blumen haben will, kannst du als Mann nicht
einfach ein paar Blumen mitbringen. Das Problem fängt da an, wo
Männer und Frauen unterschiedliche Wahrnehmungen haben. Männer
denken nicht so kompliziert, und Frauen denken einfach anders,
sagen wir es mal so (siehe »Frau – Deutsch / Deutsch – Frau«, Band
1).
Am nächsten Tag habe ich auf dem Weg vom Büro
nach Hause an einem Blumenladen angehalten. Ich bin reingegangen
und habe der netten Blumenfrau genau gesagt, was ich will: einen
großen Strauß langstieliger, samtroter Baccara-Rosen, ruhig alle,
die sie hat. Die Dame im Blumenladen freute sich über den Verkauf
von 72 langstieligen, samtroten Baccara-Rosen. Sie wickelte ein –
für mich schönes – Papier um die Rosen, und ich fuhr nach Hause in
der vollen Überzeugung, meiner Freundin eine riesige Freude zu
machen.
Das Auto stellte ich sogar eine Straße vorher
ab, falls sie zufällig vor dem Haus steht und mit der Nachbarsfrau
darüber redet, wie schön doch die Rosen bei einer Freundin von ihr
waren, die diese geschenkt bekommen hatte ohne großartigen Anlass.
Aber keiner war vor dem Haus, die Luft war rein. Ich öffnete die
Haustür, zog meine Schuhe aus, damit meine Freundin die Schritte
auf der Holztreppe des Treppenhauses nicht hört, denn ich wollte
sie ja überraschen.
Die Wohnungstür schloss ich ganz leise
auf, indem ich den Schlüssel mit Spucke benetzte, damit sie das
Geräusch der einrastenden Sicherheitsbolzen im Zylinderschloss
nicht hört. Ich schlich in Richtung Küche, wo sich meine Freundin
gerade einen Tee zubereitete. Als ich dann mit den 72 langstieligen
samtroten Baccara-Rosen in dem für mich schönen Papier hinter ihr
stand und sie mit den Worten überraschte: »Für dich mein Sahnetäubchen!«, antwortete
sie mit den bezaubernden Worten: »Bist
du bescheuert, mich so zu erschrecken?!«

Das sind nicht wirklich die Worte, die ich
erwartet hatte. Sicherlich ist der Anblick eines Mannes ohne Schuhe
an den Füßen, der einen Strauß mit 72 Blumen vor sein Gesicht hält,
nicht wirklich entspannend – aber ich wollte sie halt überraschen.
Nur, das ist bei Frauen nicht so einfach. Nachdem sie sich beruhigt
hatte und der erste Schreck verflogen war, wurde die 2. Brennkammer
der Ariane-Trägerrakete seitens meiner Freundin gezündet. Sie sah
die 72 Rosen, und sofort kam der Satz, der kommen musste:
Sie: »Hast du was
ausgefressen?«
»Nein,
warum?«
Sie: »Na, weil du
mir so viele Blumen mitbringst.«
»Du hast doch
gestern gemeckert, dass ich dir nie Blumen mitbringe!«
Sie: »Ja, aber du
sollst nicht immer nur Blumen mitbringen, wenn ich es
sage!!!«
Jetzt wird es kompliziert. Bringst du als
Mann keine Blumen mit, erinnern dich die Frauen daran, dass sie mal
Blumen haben wollen. Bringst du dann Blumen mit, wollen sie aber
keine Blumen, weil sie es ja gesagt haben, und wenn sie erst etwas
sagen müssen, damit sie Blumen bekommen, dann wollen sie keine
Blumen mehr. Ich weiß, es ist sehr kompliziert, aber ich versuche
zu helfen. Mein Trick ist: Ich bringe seit diesem Tag immer mal
wieder Blumen mit – und zwar immer dann, wenn ich mein Auto durch
die Waschstraße fahre. Das tue ich mindestens einmal im Monat. Wenn
man sich diese Eselsbrücke baut, kann nichts mehr passieren.
Seit ich die Blumenmitbring-Formel beherzige,
ist in diesem Punkt alles in Ordnung, was nicht heißen soll, das
ALLES in Ordnung ist. Da war doch noch der Satz von meinem besten
Freund, der das alles erst ausgelöst hat: »... stimmt, mein Hase, Blumen sagen mehr als
tausend Worte!«
Vokabeln
|
... oh, hatte jemand
Geburtstag? |
Warum habe ich denn
nicht solche Blumen auf meinem Tisch stehen?! |
... die hat mein
Schatz mir einfach nur so mitgebracht, weil er mich so
liebt! |
Dein Freund ist ein
Arsch, meiner nicht! |
... schöne Rosen
... |
Wann bekomme ich
welche? |
... teuer
... |
Ich will mehr
Rosen, als die auf dem Tisch stehen hat! |
... sind
Baccara-Rosen ... |
Ich weiß, dass sie
teuer sind und es ist mir egal, weil du sie bezahlst! |
... na ja, als ich
meinen letzten großen Strauß bekommen ha-be, hat ER unseren
Jahrestag vergessen. |
Siehst du, ich habe
das von damals nicht vergessen und werde es auch nie! |
... MEINER
... |
Langsam Zeit für
Veränderung. |
Das waren wirklich
schöne Rosen! |
Ich will auch
welche! |
So lange Stiele – hab
ich vorher noch nie so gesehen. |
Und zwar
sofort! |
Und so ein tiefes
Rot, ganz samtig. |
Und wenn du schon
mal dabei bist, ich will auch ‘ne Handtasche! |
Na ja, ich verstehe
das, du hast ja auch wenig Zeit. |
Oder 2
Handtaschen! |
... auf dem Weg von
der Ar-beit nach Hause gibt es ja keine Blumenläden. |
Ich bin dir
anscheinend nicht genügend wert. |
... hast du was
ausgefressen? |
Ich hab zwar
gesagt, dass ich Blumen will, aber nicht so! |
Na, weil du mir so
viele Blumen mitbringst. |
Das sind zu
wenig. |
... du sollst nicht immer nur Blumen
mitbringen, wenn ich es sage!!! |
Morgen will ich auch welche. Und
übermorgen und den Tag darauf! |