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SIEBZEHN
Teri und Phil waren nicht besonders glücklich zu erfahren, dass sie sich mitten in einem illegalen heiligen Krieg befanden. Noch aufgebrachter waren sie, dass sie von zwei Agents der Behörde für Göttliche Angelegenheiten auf ihrem Rasen darüber informiert wurden.
Eine graue Limousine, ein Krankenwagen und ein Streifenwagen standen vor ihrem Haus. Neugierige Nachbarn gafften von ihren Veranden oder spähten aus den Fenstern. Weder Phil noch Teri waren der Typ, der sich übermäßig Gedanken wegen der Nachbarn machte, aber es war ein höllischer Tumult. Vor allem die Limousine und die beiden Agents, die darin angekommen waren. Die Göttlichen Angelegenheiten machten die Leute nervös, und das zu Recht. Die meisten Götter spielten nach den Regeln. Aber nicht alle. Und die schurkischen Götter waren genauso gefährlich wie in den Geschichtsbüchern. Sogar noch ein bisschen mehr, denn die Hybris der Sterblichen machte diese ungebändigten Götter nur noch zorniger.
Die Agents arbeiteten in Zweierteams, je ein Sterblicher und ein Unsterblicher. Agent Watson, der Sterbliche, war ein hoch aufgeschossener Mann im Einheitsgrau der Göttlichen Angelegenheiten. Der unsterbliche Agent war eine Muse namens Agent Melody. Ihr Hosenanzug war leuchtend violett, und jede Geste wirkte so, als sollte sie eigentlich vertont werden. Wagner wäre allein von dem Anblick, wie sie Stift und Papier aus ihrer Jackentasche nahm, zu einer viersekündigen Symphonie inspiriert worden.
Phil war ein klein wenig künstlerischer veranlagt als seine Frau. Gerade genug, um sich in der Gegenwart von Agent Melody fahrig zu fühlen, in Gedanken Haikus zu bilden und Schwierigkeiten zu haben, sich zu konzentrieren.
Die Sirene des Krankenwagens plärrte, als er mit den beiden gescheiterten Mördern davonfuhr.
»Wie geht es ihnen?«, fragte Teri.
Watson antwortete: »Sie scheinen insgesamt fünf selbst zugefügte Wunden von Pistolenschüssen erlitten zu haben. Außerdem hat es einer von ihnen irgendwie geschafft, sich an Ihrem Herd zu verbrennen und sich einen Korkenzieher in die Nase zu stecken.«
Weder Teri noch Phil konnten sich erinnern, überhaupt je einen Korkenzieher gekauft zu haben.
»Nach Aussage der Sanitäter«, sagte Melody, »sollte aber keine der Verletzungen tödlich sein.«
»Das ist gut«, sagte Teri automatisch, auch wenn sie nicht wusste, warum sie die Gesundheit von zwei Leuten interessierte, die versucht hatten, sie zu töten. Auch wenn sie jämmerlich versagt hatten, waren sie doch immer noch Mörder.
»Sie haben etwas von Gorgax erwähnt«, sagte Phil.
»Gorgoz«, korrigierte Watson. »Unseren Unterlagen zufolge ist dieser Gorgoz eine Gottheit, die sich in einem heiligen Krieg gegen Ihren eingetragenen Gott befindet.«
»Aber das ist illegal«, sagte Teri.
»Ja, Miss. Seien Sie versichert, dass wir diese Überschreitungen des Göttlichen Abkommens auch sehr ernst nehmen.«
»Sind Sie aktuell in polytheistische Verehrung eingebunden?«, fragte Watson.
»Nein«, sagte Phil. »Wir haben nur den einen.«
»Ist Ihnen bekannt, dass es als gesetzwidrig gilt, einem Gott nachzufolgen, ohne sich zu registrieren?«
Phil und Teri nickten.
»Sind Sie sicher, dass Sie Ihre vorherige Aussage nicht überdenken wollen?«, fragte Melody.
»Wir haben nur einen Gott«, sagte Phil.
»Können Sie dann die Anwesenheit einer nicht registrierten Gottheit in Ihrem Haus erklären?«
Sie folgten dem Blick der Muse zu Quick, der mit zwei anderen Agents sprach.
»Oh, das ist nur Quick«, sagte Teri. »Er ist nicht unser Gott. Er schläft nur auf unserer Couch.«
»Er ist ein Freund von Lucky«, fügte Phil hinzu.
Die Agents tauschten einen unlesbaren Blick.
»Es ist kein Verbrechen, einen Gott bei uns übernachten zu lassen«, sagte Teri, vielleicht ein bisschen zu defensiv. »Wir folgen ihm nicht nach. Wir huldigen ihm nicht.«
»Laut Artikel Einundsiebzig des Abkommens über Göttliche Angelegenheiten gelten Unterkunftsangebote als Huldigung.«
»Wir haben es ihm nicht angeboten«, sagte Teri. »Er hat einfach damit angefangen.«
»Ich verstehe«, sagte Melody. »Möchten Sie dann offiziell Klage einreichen?«
Phil und Teri hatten beide denselben Gedanken. Sie wussten zwar nicht recht, was sie von Quick in ihrem Haus halten sollten, aber sie hatten ihn in den vergangenen Wochen lieb gewonnen. Sie wollten nicht, dass er Ärger bekam, andererseits fanden sie auch nicht, dass sie gegenüber Göttern im Allgemeinen besonders wohltätig sein mussten.
»Vielleicht«, sagte Phil unbehaglich.
»Können wir noch mal auf die Sache mit dem Heiligen Krieg zurückkommen?«, fragte Teri. »Wie kann es sein, dass so etwas heutzutage noch passiert? Und warum hat man uns das nicht gesagt, bevor wir uns für Lucky registriert haben?«
Watsons Handy klingelte. Er ging ein paar Schritte, um das Gespräch entgegenzunehmen.
»Es kommt vor«, sagte Melody. »Auch wenn die heiligen Kriege jetzt eher im Untergrund stattfinden, weniger offensichtlich. Eher wie heilige Guerillakriege. Die meisten Götter halten sich an die Regeln. Aber manche ertragen es überhaupt nicht, nach Regeln leben zu müssen. Also gehen sie in den Untergrund, wo sie unter den Skrupellosen immer noch Anhänger finden. Was Ihren Gott angeht … na ja … er hat keine juristische Pflicht, Sie davon in Kenntnis zu setzen.«
»Was ist das für ein System, das den Leuten nicht sagt, wenn sie sich mitten in einen heiligen Krieg begeben?«
»Das ist eine komplizierte Sache, Miss«, antwortete die Agentin, »aber die Göttlichen Angelegenheiten sind nicht nur zum Schutz der Sterblichen da. Die Götter haben auch Rechte.«
»Inklusive des Rechts zu lügen?«
»Sachlich gesehen ist es Nichtpreisgabe, Miss. Würden Sie es honorieren, wenn Ihre schmutzige Wäsche öffentlich einsehbar wäre?«
»Durch meine schmutzige Wäsche werden keine Leute umgebracht.«
»Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre, aber Sie haben dem doch zugestimmt, oder nicht? Niemand hat Sie dazu gezwungen.«
Teri schäumte. »Das ist unglaublich! Wir werden fast getötet, und Sie geben uns auch noch die Schuld daran!«
»Das erleben wir oft, Ms Robinson. Vielleicht hätten Sie Ihre Entscheidung sorgfältiger überdenken sollen.«
Teri warf ihr einen bösen Blick zu, dann sah sie hilfesuchend Phil an. Doch der widersprach der Agentin nicht. Und er sah auch keinen Vorteil in einer Diskussion. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt für Schuldzuweisungen.
Grollend stürmte sie davon. Phil dachte daran, ihr zu folgen, aber wahrscheinlich war es besser, sie sich abkühlen zu lassen.
»Wenn Sie Ihre Beziehung mit Ihrem Gott abbrechen möchten«, sagte Melody, »können wir anfangen, die Papiere fertig zu machen. Es kann allerdings eine Weile dauern, und es gibt Geldbußen.«
Phils erste Reaktion war, zu dem Angebot Ja zu sagen. Aber die Geldstrafen ließen ihn zögern. Das Gesetz schützte nicht nur Sterbliche vor dem kapriziösen Wesen der Götter. Es schützte auch die Götter vor der Launenhaftigkeit der Sterblichen. Es musste eine Stetigkeit geben, einen verlässlichen Austausch von Huldigung und Gunst. Das alles verstand er. Es war kein perfektes System, aber ein besseres hatten sie nicht. Und auch wenn es seine Mängel hatte, es bot doch Ordnung. Sterbliche mussten nicht mehr befürchten, dass ihre Stadt in Flammen aufging, nur weil ein paar Sterbliche einer mächtigen Gottheit opferten, die nichts von Subtilität hielt. Wenn einem jetzt das Haus in die Luft flog, hatte man es verdient. Oder zumindest hatte man sich, wenn auch vielleicht indirekt, in die Schusslinie göttlichen Zorns gebracht.
»Nein, ist in Ordnung«, sagte er. »Vielleicht später. Wie lange dauert dieser heilige Krieg schon an?«
»Es tut mir leid, aber ich darf …«
»… keine Auskünfte erteilen«, sagte er. »Verstanden.«
Watson kam zurück. »Mr Robinson, gab es an diesem Dienstag einen Unfall bei Ihnen im Büro?«
»Mein Chef hatte einen Herzinfarkt.« Die Erkenntnis dämmerte ihm langsam, aber die Agents ließen ihm Zeit.
»Warten Sie. Ach du meine Güte … es war kein Unfall, oder?«
»Wir dürfen keine Einzelheiten über laufende Ermittlungen herausgeben.«
Phil schüttelte den Kopf. »Ach, kommen Sie! Das ist nicht fair! Wir müssen auch ein paar Rechte haben. Ist es nicht schlimm genug, dass unser eigener Gott vergessen hat zu erwähnen, dass wir vielleicht umkommen könnten, nur weil wir ihn in unserem Gästezimmer schlafen lassen? Jetzt fragen Sie mich nach einem mysteriösen Todesfall und wollen mir keinerlei Informationen geben. Was soll daran gerecht sein?«
Agent Melody zuckte die Achseln. »Ein kriminaltechnisches Team hat eine Todesrune auf seiner Kaffeetasse gefunden. Sie war mit unsichtbarer Tinte geschrieben. Wir haben Glück, sie entdeckt zu haben.«
»Jemand hat ihn umgebracht?«
»Sozusagen«, sagte Agent Melody. »Wir glauben, er hat versucht, Sie zu töten – und dass der Versuch nach hinten losging. Sie hätten aus der Tasse trinken sollen. Höchstwahrscheinlich hatte er vor, sie auszutauschen, sodass es keine Beweise gegeben und nach einem Herzinfarkt ausgesehen hätte. Hätte wahrscheinlich auch funktioniert, wenn er die Tassen nicht verwechselt hätte. Glück für Sie, Mr Robinson.«
»Ja, Glück.«
Aber es war kein reines Glück gewesen. Hätte Phil seinen Kaffee nicht verschüttet und hätte er nicht die Tassen vertauscht – in dem Versuch, sein Missgeschick zu verschleiern –, dann wäre er jetzt tot. Lucky hatte es versäumt, Gorgoz zu erwähnen, aber Luckys Einfluss hatte ihm auch das Leben gerettet. Es war kompliziert.
»Eine Durchsuchung von Rosenquists Wohnung hat einen geheimen Altar und verbotene Kultrequisiten ergeben«, fügte Watson hinzu. »Dem Anschein nach hat er Gorgoz gehuldigt.«
»Aber er war ein leitender Angestellter«, sagte Phil. »Warum sollte er einem illegalen Gott nachfolgen?«
»Kommt öfter vor, als man meinen möchte«, sagte der Sterbliche. »Statistisch werden die meisten nicht genehmigten Huldigungen von der Mittelklasse ausgeführt.«
Phil wusste nicht, was er glauben sollte. Wie fast jeder tendierte er zu der Vorstellung, dass die Tempel im Untergrund von zwielichtigen Erscheinungen, Gangstern und Mördern bevölkert wurden. Leuten, die in dieser Welt nicht weiterkamen und sich in ihrer Verzweiflung an die dunklen Götter wandten. Aber das ergab keinen rechten Sinn. Warum sollten Leute, die bereit waren, unmoralische und gefährliche Mächte zu Hilfe zu rufen, im Leben nicht vorankommen? Er hatte im mittleren Management viele Mitarbeiter kennengelernt und war von ihrem kompletten Mangel an praktischen Fähigkeiten im Job beeindruckt gewesen.
Und was war mit all den anderen Angestellten, die befördert wurden und die man nie wiedersah, trotz ihrer Versprechen, »in Kontakt zu bleiben«? Waren sie Mitglieder verborgener Verbindungen, zu beschäftigt mit Ritualopfern und geheimen Zeremonien, um Telefonanrufe zu erwidern oder auch einfach mal vorbeizukommen und Hallo zu sagen? Oder noch unheilvoller: Waren die Beförderungen nur eine List, ein Vorwand für eine bequeme Versetzung auf irgendeine obskure Stelle in einer anderen Stadt, damit niemand ihr Verschwinden hinterfragte, ein Opfer für dunkle Götter, um die finsteren Geschäfte in Sitzungszimmern zu begünstigen?
Auf jeden Fall hätte es eine Menge erklärt.
»Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Phil.
»Ich kann Ihre Sorgen verstehen, Mr Robinson«, sagte Agent Watson, »aber Sie können sicher sein, dass wir die Sache im Griff haben. Solche Vorkommnisse sind eine Ausnahme, nicht die Regel. Und die Göttlichen Angelegenheiten sind sehr gut in der Bearbeitung.«
»Was heißt das?«
»Es heißt, wir verstehen etwas von unserem Job.«
»Und was ist Ihr Job?«, fragte Phil.
Die Agents drehten ihm den Rücken zu und flüsterten miteinander.
Das Eingreifen des BGA wirkte vage beruhigend, verhieß aber nichts Greifbares. Da draußen war ein unredlicher Gott unterwegs und sprach Hinrichtungsbefehle gegen Phil und Teri aus. Ihr eigener Gott dagegen schien nicht so vertrauenswürdig zu sein, wie sie hofften. Und er war nirgendwo auffindbar. Vielleicht hatte er ja von dem Zwischenfall gehört und war zurück nach Wisconsin geflohen, statt sich Teris Zorn zu stellen?
Phil wartete darauf, dass die Agents ihr Gespräch beendeten, obwohl er sich ziemlich sicher war, dass sie keine große Hilfe bieten würden. Nur ein vages Versprechen, sich die Sache anzusehen und sich zu melden. Sie hatten ihm eine Telefonnummer gegeben, die er im Fall von Problemen anrufen konnte, damit er beruhigt war. Aber wozu konnte das schon gut sein?
»Mann!«, stöhnte er mit Blick zu den Himmeln, die sich jetzt so wenig um seine Probleme zu scheren schienen – noch weniger als früher. Und er entdeckte seinen Gott, der in seiner typischen Lichtkugel über ihm schwebte.
Er hatte keine Ahnung, wie lange Lucky da schon in der Luft stand. Der Gott kaute auf einem Stück Beef Jerky, trank aus einem Big-Gulp-Becher und beobachtete die Szene. Er bemerkte Phil, zuckte mit den Schultern und stieg widerstrebend zur Erde herab. Bevor Phil mit ihm sprechen konnte, zogen die Agents Lucky beiseite.
Phil wartete, bis er an der Reihe war. Währenddessen kamen Teri und Quick zurück.
»Sei nicht zu streng mit ihm«, sagte Quick. »Er ist wirklich kein so schlechter Kerl.«
Phil und Teri wollten nichts davon hören. Sie wären nicht überrascht gewesen, wenn Lucky nach seinem Gespräch mit den Agents davongeflogen wäre, statt mit ihnen zu sprechen. Doch das tat er nicht.
»Hey, Mann«, sagte er mit all seinem unbekümmerten Charme, »wie läuft’s?«
»Nicht so gut«, antwortete Phil.
»Dachte ich mir.« Luckys Lächeln schwand. »Ich weiß, das sieht nicht gut aus …«
»Da hast du verdammt recht, dass das nicht gut aussieht! Es sieht sogar schlechter als schlecht aus! Wir wären fast gestorben, als Menschenopfer für irgendeinen bösartigen Gott, der etwas gegen dich hat!«
»Ich kann das erklären …«
»Du hast uns angelogen!«
»Ich habe nie gesagt …«
»Lügen durch Auslassung ist trotzdem lügen. Und was ist mit diesen roten Tieren? Als ich dich ausdrücklich nach ihnen gefragt habe, sagtest du, sie seien kein Problem. Aber sie sind sehr wohl ein Problem! Sie haben etwas mit Gorgoz zu tun, stimmt’s?«
»Normalerweise gehen sie nach einer Weile wieder weg«, sagte Lucky. »Gut, vielleicht hätte ich es erwähnen sollen. Aber ich bin unsterblich. Ich trage eine Menge Gepäck mit mir herum. Da kann man nicht von mir erwarten, dass ich mich an jeden kleinen Zwischenfall aus der Vergangenheit erinnere, der heute von Bedeutung sein könnte. Es ist eine Weile her, seit Gorgoz so etwas versucht hat. Ich hatte einfach angenommen, dass er inzwischen drüber hinweg ist. Ein paar Hundert Jahre genügen normalerweise für jeden Gott. Scheiße, als Ngai herausgefunden hat, dass ich mit seiner Frau geschlafen habe, hat er auch ewige Rache geschworen! Aber jetzt spielen wir zusammen Poker und lachen beim einen oder anderen Bier darüber. So läuft das. Früher konnten wir vielleicht einen Groll hegen, aber dieser althergebrachte Schwachsinn passiert heutzutage nicht mehr. Zumindest sollte das nicht mehr passieren.«
»Aber es ist passiert«, sagte Teri, »und es ist beinahe uns passiert.«
»Ich hab das im Griff«, sagte Lucky.
»Hör auf zu lügen!« Sie stach mit dem Finger nach ihm. »Du erzählst so einen Mist!«
»Ich weiß, du bist aufgebracht, Teri, also werde ich darüber hinwegsehen …«
»Nein! Du wirst das nicht verdrehen und gegen uns verwenden! Wir haben nichts falsch gemacht! Du bist derjenige, der die Fehler macht. Du bist derjenige, der uns enttäuscht hat. Wir spielen mit offenen Karten. Wir haben getan, was wir versprochen haben. Und du hast versprochen, dich um uns zu kümmern, uns zu helfen. Und soweit ich weiß, ist es dein Job, dafür zu sorgen, dass wir nicht von einem gefährlichen Gott getötet werden!«
Er schrumpfte unter ihrem wütenden Blick.
»Tu deine Arbeit, Lucky! Oder verschwinde verdammt noch mal aus meinem Haus!«
Sie marschierte hinein und knallte die Tür hinter sich zu.
»Sie ist nur aufgebracht«, sagte Phil.
Die Tür ging wieder auf. Teri streckte den Kopf heraus.
»Und Phil, wage es ja nicht, dich für mich zu entschuldigen!«
Sie knallte die Tür wieder zu.
Phil zögerte, hin- und hergerissen zwischen dem Besänftigen seines Gottes und seiner Frau.
»Geh ruhig, Phil«, sagte Lucky. »Sie braucht dich.«
»Bitte strafe sie nicht«, sagte Phil hastig, als er ins Haus rannte.
Lucky sog an seinem Strohhalm, und zwar auch dann noch, als ihm ein gurgelndes Geräusch bereits sagte, dass der Becher leer war.
»Sie hat recht«, sagte Quick.
»Ja, vielleicht.« Lucky kaute auf einem Eiswürfel. »Ich weiß nur, wenn ich Gorgoz zur Rede stelle, wird er mich quer durch die Milchstraße treten. Und das wäre mir nicht so lieb.«
»Vielleicht kannst du versuchen, dich zu entschuldigen, und er vergisst das Ganze.«
»Zunächst einmal«, erwiderte Lucky, »entschuldige ich mich nicht. Ich habe nichts falsch gemacht. Zweitens würde es auch nichts ändern. Das weißt du. Wir sind weit über das Stadium von Entschuldigungen hinaus.«
»Du könntest ausziehen.«
»Wenn ich ausziehe, sind sie so gut wie tot. Ohne das Glück, das aus meiner Gegenwart entsteht, wären sie ein gefundenes Fressen für Gorgoz’ Lakaien.«
Sie setzten sich auf die Veranda und gingen das Problem mehrere Male durch. Sie wussten nicht, wo Gorgoz sich versteckte. Und selbst wenn sie ihn fanden, konnten sie ihn nicht besiegen. Lucky konnte Gorgoz’ Anhänger eine Weile in Schach halten, vielleicht sogar jahrelang. Aber selbst der mächtigste Gott des Glücks vermochte nicht jeden Mordversuch zu verhindern. Irgendwann würde, dem Gesetz des Durchschnitts folgend, einer Erfolg haben.
Das Problem war zu groß für die beiden Götter. Und das BGA fand Gorgoz vielleicht eines Tages und setzte seiner Schreckensherrschaft ein Ende. Aber dieser Tag lag in ferner Zukunft.
»Zu dumm, dass wir die zwei dämlichen Mörder nicht befragen können«, sagte Lucky.
»Sie wüssten ohnehin nichts«, sagte Quick.
»Wäre zumindest einen Versuch wert.«
»Das BGA würde das niemals erlauben.«
»Ja. Zu dumm. Aber wer nichts davon weiß, kann uns auch nichts aufs Brot schmieren.«
»Was soll das heißen?«
»Warum mit dem Sterblichen reden, wenn man direkt an die Quelle herankommt? Schuldet Morpheus dir nicht noch einen Gefallen?«
»Warum?«
»Vielleicht ist es Zeit, ihn einzufordern.«
»Worauf willst du hinaus?«, fragte Quick.
Lucky lächelte.
»O nein. Dabei würde er nie mitmachen«, sagte Quick.
»Fragen kann ja nicht schaden, oder? Und du vergisst« – Lucky zwinkerte – »ich kann sehr überzeugend sein.«
»Sollen wir es ihnen sagen?«, fragte Quick mit einem Nicken in Richtung Haus.
»Kein Grund, ihnen jetzt zu große Hoffnungen zu machen.«
»Dir ist aber schon klar, dass das ziemlich aussichtslos ist«, sagte Quick.
»Du vergisst da etwas, Junge.«
Lucky zwinkerte, als die Götter himmelwärts schossen.
»Aussichtslosigkeit ist meine Spezialität.«