13

Hat er mich erwähnt?«, fragte Finney, als ich wieder in den Wagen stieg.

»Nein.«

»Ist auch besser so«, sagte er, drehte den Schlüssel im Schloss und ließ den Motor aus keinem besonderen Grund erst mal aufheulen. »Wohin jetzt?«

»Zum Buchhalter.«

»Ich hasse dieses schmierige Arschloch.«

»Ich auch«, sagte ich.

»Der tut, als würde seine Scheiße nicht stinken.«

»In dem Punkt sind wir uns einig.« Er grunzte zustimmend.


»Kaffee, Gentlemen?«, fragte die Rezeptionistin mit einer Stimme, mit der man Glas hätte schneiden können. Sie benahm sich, als wäre Finney ein angesehener Vertreter der Mittelschichtsklientel, die sie für gewöhnlich hier begrüßte, und nicht der zwielichtige, brutale Abschaum, der er ganz augenscheinlich war.

»Nein danke«, sagte ich, und Finney schüttelte den Kopf.

»Noch eine Tasse, Mister Northam?«, erkundigte sie sich.

»Nein danke, Barbara.« Er hielt die Hand über seine leere Tasse. »Ich hatte bereits genug.« Finney sah Northam an, als hätte er den Buchhalter in flagranti dabei erwischt, wie er einen Minderjährigen in den Arsch fickte.

Alexander Northams kleines Steuerbüro befand sich im zweiten Stock über einem Immobilienmakler in der Grainger Street, mitten im Stadtzentrum. Er war nicht komplett bestechlich, er hatte auch legale Klienten, aber keiner von denen ließ so viel Geld über ihn laufen wie wir. Trotzdem hatte er das Gebaren eines City-Bankers und betrachtete uns normalerweise wie etwas, das er unter seinen Schuhsohlen hereingeschleppt hatte.

»Verzeihen Sie, Gentlemen«, sagte sie und benutzte erneut das Wort. Finney warf ihr einen Blick zu, als wollte sie sich über uns lustig machen, aber sie bekam gar nichts davon mit. Sie strich sich lediglich mit flachen Händen den Rock glatt und beugte sich vor, um die Tasse abzuräumen. »Ich bin draußen, wenn Sie mich brauchen, Mister Northam.« Und damit ließ sie uns allein.

»Kennt sie deinen Vornamen nicht?«, fragte ich. Er warf mir einen vernichtenden Blick zu und ignorierte mich anschließend. »Hübsches Sofa«, sagte ich, »muss ’ne Stange Geld gekostet haben.« Ich tätschelte das weiche italienische Leder, und wir setzten uns unaufgefordert darauf. Wie gewöhnlich wirkte Northam nicht allzu erfreut, uns zu sehen. Finney in seinem eleganten Büro, das ganz mit Teakholz und Leder ausstaffiert war, ließ sich höchstens mit einer nackten Nutte bei einer Geschäftsbesprechung in den allerbesten Kreisen vergleichen.

»Ja, na ja, das hat es, aber man muss schließlich auch den schönen Schein des Wohlstands aufrechterhalten, auch in diesen ökonomisch harten Zeiten. Es gibt eine Vertrauenskrise da draußen – oder liest du keine Zeitung?«

»Ich lese Zeitung«, versicherte ich, »alle. Und du glaubst, ein Ledersofa und ein paar alte Bücher werden die Leute blenden und davon überzeugen, dass du weißt, was du mit ihrem Geld machst?«

»Du bist doch nicht hergekommen, um dich mit mir über mein neues Sofa zu unterhalten?«, fragte er gereizt. »Das kann ich mir nicht vorstellen.«

Er war gebürtiger Geordie und auch hier aufgewachsen, aber das passte ihm nicht. Er hatte sein Leben lang versucht, den Akzent loszuwerden. Er verschränkte die Arme, wodurch er aussah, als würde er eine Zwangsjacke aus Harris-Tweed tragen. Northam war ein Mann Ende fünfzig mit starkem Haarausfall, der einfach nicht den Mut aufbrachte, die letzte dürre Strähne quer gekämmter roter Haare abzurasieren, die stattdessen wie ein alter Spülschwamm auf seinem Kopf lagen.

»Ich bin hier, weil ich mit dir über die Übergabe reden möchte«, teilte ich ihm mit.

»Hab ich mir schon gedacht.« Sein Gesichtsausdruck wurde zu einem fast spöttischen Grinsen. »Hast ein kleines Problem mit dem Boss, was? Nicht unbedingt deine erfolgreichste Phase, wie?« Er beugte sich vor und schenkte mir das Lächeln eines Bestattungsunternehmers. »Hab gehört, dein Bruder hat sich neulich im Privado unbeliebt gemacht. Weiß Bobby schon davon? Mir ist klar, dass er in Goose Green war, aber der Konflikt auf den Falklandinseln ist lange her und darf ja wohl nicht als Freifahrtschein dienen.«

»Sehr lange her«, stimmte ich zu, »ich frage mich, wo du warst, als unser Kleiner durch Schlamm und Kugelhagel gewatet ist? Wahrscheinlich hast du in Thatchers Großbritannien gerade das Steuerberaterexamen absolviert?« Er richtete sich auf, mein Tonfall missfiel ihm offenkundig, aber er hatte nicht die Eier, es laut zu sagen. »Ich wette, du hast dir sogar ein paar Augenblicke Zeit genommen, um dein Glas zu heben und auf unsere Jungs in der Armee zu trinken, weil sie den scheiß Argentiniern gezeigt haben, was Sache ist. Ehrliche, anständige Kerle, das waren sie doch, Northam, solange du keinem von ihnen begegnet bist. Komisch, dass es dir mit Gangstern nicht genauso geht, aber die haben ja in der Regel mehr Geld als einfache Soldaten, und darauf läuft’s bei dir doch immer hinaus, aufs Geld.«

»Hat dieses Gespräch irgendeinen Sinn? Ich würde vermuten, dass es einen geben muss.« Er versuchte, gelassen zu klingen, aber ich hatte eindeutig einen wunden Punkt getroffen.

»Lass uns nicht um den heißen Brei herumreden, Northam. Ja, ich hab ein kleines Problem mit dem Boss, tatsächlich ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass er mir beide Arme und Beine abschneidet und den Schweinen zum Fraß vorwirft, wenn ich nicht ein paar Antworten liefere, und im Moment hapert’s damit ein bisschen, weshalb ich möglicherweise Bobby gegenüber erwähnen sollte, dass du sämtliche Sicherheitsmaßnahmen und Vorschriften ignoriert hast.«

»Was hab ich?«, stammelte er. »Aber ich hab nie …«

»Oh, doch, das hast du«, sagte ich fröhlich, »was sollen wir mit dem Übergabegeld nicht machen, Northam? Überleg mal ganz genau.«

»Ich weiß nicht, was …«

Ich unterbrach ihn: »Das Übergabegeld wird niemals nur einer einzigen Person übergeben, es müssen immer zwei sein. Das ist die Vorschrift, die goldene Regel, es gibt eigentlich nur die eine, und du hast sie entweder vergessen, was bedeutet, dass du ein hirnloser Flachwichser bist, oder du hast sie absichtlich missachtet, und deshalb bist du verdächtig. Also, wie verhält es sich damit?«

»Jetzt wart mal eine Minute …« Er wurde knallrot im Gesicht. Und klang nervös. Er wusste längst, dass er etwas falsch gemacht hatte, und hatte einfach nur gehofft, dass ihn niemand zur Rechenschaft ziehen würde.

»Nein, warte mal eine Minute«, sagte ich. »Ich war nicht da, und Cartwright hatte Maggot nicht dabei, oder? Also, warum hast du ihm das Geld gegeben?«

Ich kannte die Antwort, oder zumindest glaubte ich das. Er war nachlässig gewesen, wir alle waren diesmal nachlässig gewesen, und unser bestechlicher Buchhalter bildete keine Ausnahme.

»Er hat behauptet, er sei dabei«, sagte er, und sein Mund wurde allmählich trocken.

»Entschuldigung, wer hat was behauptet?« Ich stellte mich absichtlich dumm.

»Cartwright hat gesagt, Barry Hennessy würde draußen im Wagen sitzen.«

»Also bist du rausgegangen und hast das überprüft?«

»Na ja, nein.«

»Du hast aber wenigstens aus dem Fenster geguckt und gesehen, dass er dort saß?«

»Nein.«

»Warum nicht?«

»Ich hab nicht nachgedacht …«

»Du hast nicht nachgedacht?«

»Nein, warum hätte ich das tun sollen?«

»Ich weiß nicht« – ich zuckte mit den Schultern –, »vielleicht, weil du eine sehr große Summe von Bobby Mahoneys Geld an Cartwright übergeben hast, obwohl ebenjener Bobby Mahoney dir höchstpersönlich Anweisung gegeben hat, niemals eine größere Summe an nur einen einzigen Mann auszuzahlen. Deshalb hättest du vielleicht mal darüber nachdenken können.«

»Ich hatte keinen Grund, Cartwright zu verdächtigen«, protestierte er.

»Warum? Seid ihr beiden alte Kumpels?«

»Nein, er ist nicht mein Kumpel.«

»Dein Freund ist er nicht, aber doch auch kein Blutsverwandter oder so? Gehört er zur Familie?«

»Das ist absurd.«

»Das ist also absurd? Ich verteile immerhin nicht bündelweise Bargeld an Leute, die weder meine Freunde noch mit mir verwandt sind. Das ist, verdammt noch mal, absurd. Dir ist doch klar, dass niemand Geordie Cartwright hier hereingehen und mit dem Geld wieder hat rauskommen sehen. Also, woher sollen wir wissen, ob er es überhaupt je von dir bekommen hat? Wie willst du beweisen, dass du’s ihm gegeben hast, da er doch nie etwas unterschrieben hat?«

»Jetzt mach mal halblang.«

»Ich mach gar nichts und schon gar nicht halblang. Du vergisst, wer du bist, Northam. Ich bin für die Sicherheit unserer Organisation zuständig, und du bist bloß ein beschissener, größenwahnsinniger Erbsenzähler.«

»Rede nicht so mit mir.«

»Ich rede mit dir, wie ich will, bis du mir ein paar Antworten präsentierst. Wir bleiben hier, bis du beweisen kannst, dass du Cartwright das Geld gegeben hast und nichts mit dem Mord an ihm zu tun hast.« Ich glaubte keine Sekunde lang, dass er für Cartwrights Tod verantwortlich war, aber es machte mir Spaß zuzusehen, wie der Schleimscheißer ins Schwitzen geriet.

»Mord?« Das nahm ihm den Wind aus den Segeln. »Das ist lächerlich«, stammelte er. »Ich muss gar nichts.«

»Finney«, sagte ich leise, und Finney erhob sich. Northam wurde kreideweiß. Als Finney ein Messer aus der Tasche zog, auf einen Knopf drückte und die Klinge heraussprang, dachte ich, Northam würde vornüberkippen und auf der Stelle einen Herzinfarkt erleiden.

Finney machte einen Schritt vorwärts. »Bitte«, flehte Northam, »bitte nicht.«

Finney griff hinter sich, nahm das weiche, italienische Lederkissen, auf dem er gesessen hatte, von dem skandalös teuren Sofa und stach sein Messer tief hinein, so dass ein riesiges Loch mitten im makellosen Leder klaffte.

»Oh!« Northam riss vor Aufregung die Hand vor den Mund, aber er wagte nicht, zu protestieren. Ich stand auf, und Finney griff nach dem Kissen, auf dem ich gesessen hatte, und ließ ihm dieselbe Behandlung angedeihen.

»Ich weiß nicht, was ihr von mir wollt«, bettelte Northam. Erst als ich davon überzeugt war, dass er sich beinahe in die Hosen gemacht hatte, ließ ich ihn vom Haken.

»Setz dich, Northam.« Er fiel fast auf seinen Bürostuhl. »Wir fangen noch mal von vorn an, ja? Ich möchte, dass du mir alles erzählst, was an dem Tag passiert ist. Um wie viel Uhr Cartwright eintraf, was er gesagt hat, was du gesagt hast, was er anhatte, ob er gute oder schlechte Laune hatte, wie das Wetter draußen war, was du an dem Morgen gefrühstückt hast, und ob du anschließend auf dem Klo warst. Und wenn du zu Bobby rennst und dich wegen unseres Besuchs hier bei ihm ausheulst, dann ziehen wir dich erst richtig in die Scheiße, verstanden?«

Finney hielt das Messer hoch.

»Ja«, wimmerte Northam.

Finney klappte das Messer wieder zusammen.

»Also, dann schieß los«, sagte ich.


Finney schmunzelte, als wir losfuhren. »Das hat Spaß gemacht.«

»Eine unterhaltsame Abwechslung«, räumte ich ein, »und er hat uns tatsächlich hingehalten.«

Northam den Schrecken seines Lebens einzujagen hatte funktioniert. Er hatte uns zwei Dinge verraten, die wir noch nicht wussten; erstens hatte Cartwright das Übergabegeld einen Tag zu früh abgeholt und das natürlich auf mich geschoben. Angeblich hatte ich ihm gesagt, er solle es vierundzwanzig Stunden früher abholen. Weil ich im Urlaub war, konnte sich Northam nicht bei mir rückversichern, weshalb er einfach davon ausging, dass alles seine Richtigkeit hatte, der Idiot.

Das andere, woran sich Northam erinnerte, als wir Minute für Minute der Begegnung zwischen ihm und Cartwright durchgingen, war, dass der sanftmütige Geordie Cartwright bewaffnet war. Er hatte die Waffe in Cartwrights Schulterholster gesehen, als sich dieser vorgebeugt hatte, um die Tasche hochzuheben.

»Wofür hat Geordie eine Knarre gebraucht?«, fragte Finney laut.

»Ich weiß es nicht«, gab ich zu, »aber die Chancen stehen nicht schlecht, dass er sie von Hunter hatte.«

»Ja, wahrscheinlich«, sagte er, »Cartwright und er kennen sich seit Jahren, noch von früher.«

Gilt das nicht für alle in unserer Organisation, dachte ich, abgesehen von mir?

»Ich bin nicht sicher, wie weit wir hier kommen. Jedes Mal, wenn wir was Neues erfahren, wirft das weitere Fragen auf. Warum hat er das Übergabegeld früher als vereinbart abgeholt? Warum war er bewaffnet, obwohl das nicht zu seinen Aufgaben gehörte. Warum hat er Northam erzählt, Barry Hennessy würde draußen im Wagen sitzen, wenn das gar nicht stimmte? Es sei denn, Barry hat gelogen, als ihr ihn später besucht habt.«

»Das möchte ich bezweifeln, der hat sich vor Angst buchstäblich in die Hose geschissen.«

So genau wollte ich es gar nicht wissen. »Und Northam sah auch zu erschrocken aus, um uns anzulügen, also hat Cartwright gelogen, aber warum würde er ein solches Risiko eingehen?«

»Weil er sich mit dem Geld aus dem Staub machen wollte?«, vermutete Finney. »Er wusste, wir würden hinter ihm her sein, wenn er das Geld einsackte, deshalb hat er die Knarre eingesteckt, nur für alle Fälle.«

»Das glaube ich nicht. Er hätte doch gewusst, dass ihm eine Knarre nicht viel nutzen würde, und die Übergabe musste innerhalb von vierundzwanzig Stunden stattfinden, sonst hätte er so tief in der Scheiße gesessen, wie man’s sich nur vorstellen kann. Was hätte er davon gehabt? Aber egal, wir sollten bei Hunter vorbeifahren, und ich glaube, es könnte sich lohnen, noch mal mit Barry Hennessy zu sprechen.«

Finney grinste in sich hinein. Der Tag machte ihm offensichtlich großen Spaß. Ich fuhr eine Weile, dann kam mir ein Gedanke. »Wieso wird Barry eigentlich Maggot genannt?«

Finney dachte einen Augenblick nach: »Weil er eine verdammte Made ist.«

»Ach so, na gut.«


Unser nächster Halt war eine Verabredung mit Mickey Hunter auf der anderen Seite des Flusses in Gateshead, unter den Eisenbahnbögen. Dort waren massive Stahltüren eingelassen, geziert von den Namen der kleinen Firmen, die hier ihre Büros und Werkstätten hatten. Wenn man den Lärm und die Vibrationen der Züge aushielt, die über einen hinwegsausten, konnte man hier Räumlichkeiten in der City zu recht günstigen Bedingungen mieten.

Hunter führte eine kleine Autoschlosserei, in der er Unfallautos ausbeulte und mit neuen Stoßdämpfern und Motorhauben versah, und sofern man die Kohle dafür und nichts dagegen hatte, dass er es nicht offiziell angab, lackierte er Wagen auch mal neu. Es gab immer eine Nachfrage nach billigen Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten, und der Betrieb war eine wunderbare Tarnung für sein eigentliches Gewerbe. Deshalb konnte er es sich auch leisten, die Konkurrenz zu unterbieten.


»Er wollte eine Knarre«, erzählte mir Hunter, als wär’s die natürlichste Sache der Welt. Er saß in dem winzigen Werkstattbüro, von dem aus er drei klapprige Autos überblicken konnte, an denen jeweils Männer in ölverschmierten Overalls arbeiteten, und lehnte sich auf seinem Bürostuhl zurück. Unsere Unterhaltung wurde ständig von schrillem Kreischen unterbrochen, wenn Reifenmuttern gelöst wurden oder ein Winkelschleifer zum Einsatz kam. Auch Mickey trug einen Overall, aber ich habe nie gesehen, dass er sich die Hände schmutzig gemacht hätte. Er war ein großer, stämmiger Mann Ende vierzig, und sein dunkles Haar war grau meliert. Auch schielte er ein kleines bisschen. Erst mal fiel das gar nicht auf. Erst wenn er mit einem redete und er einen eigentlich direkt ansehen müsste, merkte man, dass er stattdessen irgendwo in die Luft starrte. Es war nicht seine Schuld, dass sein Auge ein bisschen aus dem Takt war, aber es verlieh ihm trotzdem etwas ganz entschieden Zwielichtiges. Hunter arbeitete schon für Bobby, seit er ein Teenager war, hatte Autos geklaut, umgespritzt und weiterverkauft. Jetzt war er der Intendant der Firma.

»Geordie Cartwright wollte eine Knarre?« Ich konnte es immer noch nicht glauben. Mir war nicht bewusst, dass er überhaupt schon mal geschossen hätte, ganz zu schweigen davon, Schusswaffen mit sich herumschleppte. »Was für eine?«

»Eine Handfeuerwaffe«, sagte er, »eine Sig Sauer, so eine schicke Pistole, wie sie die Bullen in den Staaten verwenden.«

»Ich weiß, was eine Sig Sauer ist. Hast du ihm eine besorgt?«

»Natürlich.«

»Auf wessen Anweisung?«

»Na ja« – er sah mich doof an –, »deine.«

»Meine?«

»Er meinte, du hättest ihn gebeten, sich eine Knarre zu besorgen, für den Fall, dass es unten im Süden ein bisschen haarig wird.«

»Das hat er gesagt?«

»Das hat er gesagt. Soll das heißen, du hast nicht …«

»Nein«, sagte ich, »ich hab nicht.«

»Gott, tut mir echt leid, Mann«, sagte er zur Wand hinter mir, »aber es klang ganz normal. Ich meine, ich kenne Cartwright so lange wie dich. Ich meine, warum sollte er lügen?«

»Das ist die große Frage.« Ich war nicht wirklich sauer auf Hunter. Ist ja nicht so, dass wir schriftliche Weisungen austeilen oder Materialanforderungsformulare für seine illegalen Waffen unterzeichnen würden, und übers Festnetz hätte er mich schlecht erreichen und fragen können: »Stimmt’s, dass du Geordie Cartwright gebeten hast, sich eine Knarre zuzulegen, für den Fall, dass es unten im Süden Ärger gibt.« So arbeiteten wir nicht. Vieles beruhte auf Vertrauen, was schon seltsam genug ist in unserer Branche, und auf der Angst vor Vergeltung, falls man gegen Bobbys Interessen verstieß. Also was sollte einen friedliebenden Mann wie George Cartwright dazu treiben, sich eine Sig Sauer von unserem Waffenmeister zu besorgen und das Übergabegeld ganz allein abzuholen?

»Wann war das? Um wie viel Uhr?«

»Letzten Montagnachmittag … nein, Dienstag; ich weiß das noch, weil Newcastle an dem Abend ein Wiederholungsspiel hatte und wir drüber geredet haben. Wir dachten beide, dass sie nicht gewinnen würden … und natürlich haben sie nicht gewonnen … niedergemetzelt wurden sie … also behielten wir recht.«

Ich hob eine Hand: »Jaja, hat er sonst noch was gesagt? Hat er sich irgendwie seltsam benommen?«

»Na ja, er wirkte ein bisschen abwesend, wenn ich’s mir jetzt überlege.«

Und ich wusste, warum er abwesend gewirkt hatte. Er hatte Angst, aber was hätte ihm solche Angst einjagen können, dass er eine Waffe brauchte? Beantworte die Frage, und wir sind der Wahrheit ein ganzes Stück näher. Egal, was es war, die Knarre hatte ihm am Ende nicht geholfen. Geordie Cartwright war trotzdem tot.

Crime Machine: Thriller
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