36

Danach redeten wir nicht mehr viel. Es gab auch nichts zu sagen. Es war vorbei, und wir hatten es geschafft – na ja, fast.

Ich rief sie an, und dann trafen wir Hunter und Kinane auf der anderen Seite der Grenze. Wir holten die vier Leichen aus den Kofferräumen unserer Autos. Wir hatten sie in dicke Plastikplanen gepackt und luden sie nun rasch hinten in Hunters alten Transporter um.

»Pass bloß auf, dass die dich nicht anhalten, weil du zu schnell fährst«, sagte ich zu Hunter.

»Keine Angst«, sagte er. »Kenne ich sie?« Bevor er hinzufügte: »Bin bloß neugierig.«

»Einen davon kennst du«, sagte ich. »Arthur Gladwells Sohn Tommy.«

»Ach du Scheiße.«

»Und deshalb wirst du dafür sorgen, dass die auf jeden Fall für immer verschwinden.«

»Ich fahr sie zur Schweinefarm.«

Das war das nächste Ziel. Schweine fressen alles. Wenn man Fleisch und Knochen loswerden und keine Spuren hinterlassen will, sind Schweine das Allerbeste.

»Da ist noch was«, sagte ich. »Ist aber ein bisschen fies.«

»Okay.«

Ich sagte es ihm, und er guckte, als wäre ihm schlecht, nickte aber trotzdem. »Ich geh davon aus, dass du weißt, was du tust. Gott, wie kommt’s, dass wir plötzlich Krieg gegen die Gladwells führen?«

Es war Zeit, Hunter zu erzählen, was los war, jetzt, da Sicherheit kein Thema mehr war. Er verdiente es, die ganze Wahrheit zu erfahren, wenn er schon die Leichen in meinem Auftrag entsorgte. Als ich mit der Geschichte fertig war, schaute er, wie jeder geschaut hätte, dem man erzählte, dass Bobby und Finney getötet worden waren: Er war von den Socken, als wäre der Himmel eingestürzt und als würde nichts jemals wieder so werden wie zuvor.

»Heißt das, wir sind jetzt aus dem Schneider?« Er klang, als würde er daran zweifeln.

»Tommy und seine Russen werden uns keinen Ärger mehr machen«, versicherte ich ihm, »und um Arthur Gladwell kümmere ich mich noch.«

»O Gott, der wird das Kriegsbeil ausgraben.«

»Mach dir darüber keine Sorgen, überlasse ihn mir.«

Bevor er sich ans Steuer seines Transporters setzte, tat Mickey etwas Seltsames. Er drehte sich um, kam auf mich zu, schüttelte mir respektvoll die Hand und sagte: »Gut gemacht.« Er wirkte ein bisschen erstaunt, als wollte er noch hinzufügen: »Hätte ich dir gar nicht zugetraut.« Und das wäre auch völlig in Ordnung gewesen, weil es mir selbst genauso ging.

»Wenn du die Leichen losgeworden bist, fährst du heim und wartest, bis ich dich kontaktiere«, sagte ich.

Als Kinane sah, dass mir Hunter die Hand schüttelte, kam er herüber und tat es ihm gleich. »Gute Arbeit«, meinte er und sah seine Söhne an, was für sie ein Zeichen war. Sie kamen einer nach dem anderen zu mir, und auch sie schüttelten mir die Hand. Danny kam und klopfte mir auf die Schulter, als hätte ich gerade ganz allein den fiesesten Schläger vom Schulhof verjagt und als sei er stolz auf mich. Palmer beobachtete das ganze Händeschütteln aus der Ferne. Er lehnte sich an seinen Wagen und pfiff die Titelmelodie von Der Pate.

Hunter fuhr als Erster mit dem Transporter mit den vier Leichen ab, machte sich, wie versprochen, auf den Weg zur Schweinefarm. Kinane und seine Jungs nahmen einen Wagen und folgten ihm, um ihm zu helfen und sich zu vergewissern, dass er auch wirklich tat, wie ihm geheißen. Palmer, Danny und ich fuhren in die andere Richtung. Als wir einstiegen, fing Palmer wieder an zu pfeifen. Dieses Mal war es »Hail to the chief«.

»Lass das«, sagte ich.


Wir waren fast wieder in Newcastle, als unser Kleiner sagte: »Das war’s dann wohl.«

»Noch nicht ganz«, erwiderte ich. »Ich muss noch jemanden besuchen.«

Palmer fragte: »Soll ich mitkommen?«

»Nein, das mach ich allein. Danny kann mir Deckung geben. Wenn er dich sieht, weiß er gleich Bescheid, und ich will erst mal mit ihm reden«, erklärte ich. »Ich will wissen, warum.«

Palmer nickte, um anzuzeigen, dass er verstand. »Egal, welchen Grund er anführt, das wird nicht genügen.«

»Trotzdem«, sagte ich, »ich will’s von ihm selbst hören.« Aber das war nicht das Einzige. Es war eine komplizierte Mischung aus Ehre und Autorität, die ich geltend machen musste. Ich wollte den Mann aufsuchen, der all das ins Rollen gebracht hatte. Der für die ganze gotterbärmliche Scheiße verantwortlich war, durch die wir gewatet waren. Es war nur recht und billig, dass sich der neue Boss der Sache annahm und einen Schlussstrich zog, damit wir endlich weitermachen konnten.

»Vorsicht«, warnte Palmer, »nicht, dass es jetzt noch in die Hose geht.«

»Warum sollte es?«, fragte ich. »Ist ja nicht so, dass er mich erwartet.«

»Und wenn er doch Verdacht geschöpft hat?«

»Ich hab immer noch die Glock.«

Crime Machine: Thriller
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